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TITELSTORY
planet toys
Herr Krings, der Konjunktureinbruch ist
aufgrund der Corona-Pandemie dramatisch.
Wie hart traf es Revell?
Stefan Krings: Wir sind gut ins Jahr gestartet
und lagen in den ersten drei Monaten
voll im Plan. Im April haben sich
dann die von den Behörden angeordneten
Ladenschließungen bemerkbar gemacht,
sodass vor allem dem Spielwarenhandel
das Ostergeschäft weggebrochen ist. Trotzdem
ist das Geschäft für Revell genau so
gelaufen wie prognostiziert.
Welche Maßnahmen musste Revell ergreifen,
um die Auswirkungen der Pandemie
abzufedern?
S.K.: Zuallererst haben wir Schutzmaßnahmen
bezüglich unserer Mitarbeiter und
Firma ergriffen, d. h. eine Verbesserung
unserer IT-Ausstattung, Organisation von
Home-Office-Arbeitsmöglichkeiten, interne
Schutzanweisungen, Desinfektionsmittel
und Mund-Nasen-Masken für unsere
Belegschaft, Kurzarbeit in Teilbereichen
wie Außendienst oder Messeteam. Glücklicherweise
hat das Coronavirus aber die
Arbeitsfähigkeit unseres Unternehmens
bis heute nicht weiter eingeschränkt.
Das Portfolio der Revell/SMV-Gruppe
reicht von Rennbahnen, RC, Modellbau
über Puppen, Seifenblasen bis hin zu
Holzkonstruktionsspielzeug. Auf welches
Segment hatte der Lockdown einen
positiven Effekt, welches litt?
S.K.: Insbesondere die Revell Modellbauprodukte
samt Zubehör sowie 3D-Puzzles
sind natürlich hervorragend für den
sinnvollen Zeitvertreib zu Hause geeignet
und wurden erfreulicherweise besonders
stark nachgefragt. Ähnlich positive Auswirkungen
sehen wir auch bei den Carrera
Rennbahnen. Etwas gelitten hat hingegen
der Umsatz mit RC-Artikeln.
Ware findet immer ihren Weg, im Lockdown
übers Netz. Wie schnitt Ihr Online-
Shop ab? Einige Hersteller registrierten
hier einen deutlichen Anstieg!
S.K.: Diesen Effekt können wir nur bestätigen,
hier haben wir einen enormen
Zuwachs zu verzeichnen und ohne dass
wir preisaggressiv vorgegangen wären.
Wird diese Entwicklung nach Corona
anhalten? Geraten die Toy Specialists
noch mehr unter Druck? Einige stationäre
Händler sorgen sich bereits und Revell
spielt ja seit geraumer Zeit die ganze
Klaviatur von Vertriebsmöglichkeiten!
»Die richtigen Lizenzen
machen das Sortiment attraktiver
und interessanter,
alleine sind sie allerdings
keine Erfolgsgarantie.«
STEFAN KRINGS
Geschäftsführer Revell & Stadlbauer
Marketing + Vertrieb GmbH
S.K.: Die Konsequenzen, die sich aus der
Coronakrise letztendlich ergeben werden,
sind heute noch nicht final absehbar
und einschätzbar. Was wir definitiv sehen,
ist, dass wir in den Exportmärkten, allen
voran Frankreich und Südeuropa, deutlich
stärkere Auswirkungen spüren als
in Deutschland, wo der Spielwarenmarkt
eine sehr positive Entwicklung zeigt. Revell
hat sich in der Vergangenheit, also
auch schon lange vor der Krise, vertrieblich
sehr breit aufgestellt und ist in allen
Kanälen vertreten. Egal ob Fachhandel,
Drogeriemärkte, Lebensmittelhandel oder
Online-Anbieter, alle gehören schon lange
zu unseren Kunden. Gerade durch
diese Klaviatur glauben wir, diese
Krise meistern zu können. Natürlich
teilen und verstehen wir
die Sorgen unserer Fachhändler,
die wochenlang ihre Geschäfte
schließen mussten. Aber auch
die Fachhändler, die bereits mit
Online-Angeboten unterwegs waren,
konnten zumindest teilweise Umsätze
generieren.
Die Pandemie traf Revell in einer Zeit,
als das Unternehmen vermutlich noch
stark mit der Integration der Stadlbauer-Marken
beschäftigt war. Hat Sie die
wirtschaftliche Vollbremsung dabei zurückgeworfen?
S.K.: Richtig ist vielmehr, dass es sich bei
Revell und Stadlbauer um Schwesterfirmen
handelt, die unter dem Dach eines
gemeinsamen Eigentümers stehen. Es
geht also vor allem um eine sinnvolle und
zukunftsweisende Zusammenarbeit. Und
diese Zusammenarbeit ist inzwischen ein
laufender, täglicher Prozess. Die Pandemie
traf Revell vor allem aber mitten in
der Umstellungs- und Einführungsphase
unseres neuen ERP-Systems, was für sich
alleine schon ein äußerst großer Kraftakt
war. Mit Stolz kann ich aber sagen, das
Revell-Team hat diese große Herausforderung,
trotz Corona, inzwischen erfolgreich
gemeistert.
Und wie steht es mit der Integration nach
gut einem Jahr? Was hat sich geändert?
Was wurde „hinter den Kulissen“ getan,
was in der Zusammenarbeit mit dem
Handel neu auf den Weg gebracht?
S.K.: Wie schon erwähnt, handelt es sich
um einen laufenden Prozess und die ersten
Schritte wurden vor allem im internationalen
Vertrieb vorgenommen. Inzwischen
arbeiten wir bereits in Frankreich, Italien
und Spanien zusammen. So vertreibt Revell
Frankreich nun auch Carrera oder in
Italien nutzt Revell das starke Stadlbauer-
Vertriebsnetz. Weitere gemeinsame Projekte,
wie z. B. in der Logistik, sind auf
den Weg gebracht. Wir gehen hier sehr
bedacht vor und setzen nur Maßnahmen
um, die uns wirtschaftlich etwas bringen.
Die Spielwarenbranche schlägt sich im
Vergleich zu anderen Branchen gut. Wie
schätzen Sie die Situation für Revell übers
Jahr gesehen ein? Werden Spielwaren
als „Krisengewinner“, wenn man das
überhaupt so sagen darf, hervorgehen?
SAMMLERSTÜCK: Der Jaguar E-Type Coupé ist
eine Ikone der Automobilgeschichte.