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The Red Bulletin September 2020 (AT)

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Schauspieler Elijah Wood (2. von links) in der Online-Talkshow von Gary Whitta<br />

Verkaufsstart war der 20. März <strong>2020</strong> – jener Tag,<br />

an dem Großbritannien, New York und Kalifornien<br />

bekanntgaben, Parks, Spielplätze und nicht systemrelevante<br />

öffentliche Plätze zu schließen, um die<br />

Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. Innerhalb<br />

von zehn Tagen waren Nintendos Switch-Konsolen<br />

weltweit vergriffen. Und auch die Wirtschaft zog<br />

nach: Ein britische Einrichtungskette bietet virtuelle<br />

Einrichtungsberater für die Community an. Die Modedesigner<br />

Marc Jacobs und Valentino zeigten ihre<br />

neuen Kollektionen – in Ermangelung an Real-Life-<br />

Alternativen – bei „Animal Crossing“.<br />

Drehbuchautor Gary Whitta witterte: Da ist Potenzial<br />

für mehr. Die Unterhaltungsindustrie war<br />

lahmgelegt, da während des Lockdowns Studioaufnahmen<br />

unmöglich waren. Also begann er – vorerst<br />

aus einer Spielerei heraus –, im Keller seines „Animal<br />

Crossing“-Hauses ein Talkshow-Studio einzurichten.<br />

„Gamer meinten: Warum produzierst du nicht wirklich<br />

eine Sendung, mit richtigen Gästen? Also habe<br />

ich ein paar Freunde ins Boot geholt“ – die zufälligerweise<br />

nicht ganz unbekannt waren, Whittas langjährige<br />

Tätigkeit im Showbiz machte sich bezahlt.<br />

Mit Folge 10 waren über den Streamingdienst Twitch<br />

340.000 Views erreicht. Und das Ganze entwickelte<br />

eine gewisse Eigendynamik. „Jedes Mal, wenn eine<br />

Berühmtheit, die ‚Animal Crossing‘ spielt, bei Twitter<br />

was zum Game tweetet, werde ich getaggt.“<br />

Whitta sieht für sein Late-Night-Format vor allem<br />

Gäste vor, die aktiv „Animal Crossing“ spielen und<br />

bereits über einen eigenen Avatar verfügen. „Für<br />

Super stars mache ich aber schon einmal eine Ausnahme.<br />

Als Sting in meine Show kam, fragte ich ihn:<br />

‚Was möchtest du tragen?‘ Dann haben wir gemein-<br />

sam versucht, in der virtuellen Garderobe etwas<br />

zu finden.“ Für klassische Late-Night-Talker wie<br />

Stephen Colbert, Conan O’Brien oder Jimmy Fallon<br />

sieht Whitta schwierige Zeiten kommen. „Diese Leute<br />

leisten großartige Arbeit“, betont er. „Sie unterhalten<br />

uns in Zeiten, in denen wir alle gute Unterhaltung<br />

brauchen können. Aber ihr Problem ist: Sie<br />

sitzen in ihren Studios und in der Realität fest. Ich<br />

hingegen kann mich in der virtuellen Welt frei bewegen,<br />

bin an keinen Ort gebunden. Ich sitze während<br />

der Aufnahmen in San Francisco, meine Gäste<br />

in New York oder Frankreich – trotzdem sieht man<br />

unsere Avatare gemeinsam im virtuellen Studio interagieren.<br />

Das Metaversum bringt Leute auf eine<br />

Art zusammen, wie es das Fernsehen niemals kann.“<br />

Ums Zusammensein geht es auch in einem anderen<br />

Zufluchtsort im Metaversum: dem Online-Multiplayer-Game<br />

„<strong>Red</strong> Dead“, das in eine Simulation des<br />

Wilden Westens eingebettet ist. Mit Outlaws, Kopfgeldern<br />

und allem Drum und Dran. Das Besondere<br />

an „<strong>Red</strong> Dead Online“ (RDO) sind die hyperreal<br />

wirkenden Naturerlebnisse im Pionierzeit-Amerika.<br />

Man muss sich mit Bärenattacken herumschlagen,<br />

tauscht sich über Stürme und Wettervorhersagen<br />

aus. Das Ganze geht sogar so weit, dass sich die<br />

Hoden der Reitpferde bei Kälte zusammenziehen.<br />

A<br />

ls der Lockdown für Großbritannien ausgerufen<br />

wurde, sattelten der Londoner Street-Fotograf<br />

Ondřej Vachek, 28, und sein Fotografenkollege<br />

Sean Tucker, 41, die virtuellen Pferde.<br />

Bei „RDO“ haben Spieler Bewegungsfreiheit,<br />

sie entscheiden selbst, wann sie welchen Teil des<br />

Pionierzeit-Amerikas erkunden möchten. „Wir sind<br />

THE RED BULLETIN 55

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