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The Red Bulletin September 2020 (AT)

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In den Songs bin ich zu 100 Prozent ehrlich. Das ist mir<br />

wichtig, da mache ich keine Kompromisse. Ich spreche<br />

oft ganz konkrete Personen in meinen Texten an, mit<br />

dem Ziel, dass diese Personen das auch merken. Anders<br />

ist es in Interviews: Die Medien würden oft gerne Dinge<br />

wissen, die über die Songs hinausgehen. Da musste ich<br />

erst lernen, Grenzen zu setzen.<br />

Glaubst du, jede Person, über die du je einen Song<br />

geschrieben hast, hat das auch gemerkt?<br />

Manchmal haben sich sogar mehr Personen angesprochen<br />

gefühlt als ursprünglich geplant.<br />

Gibt dir die Ehrlichkeit etwas?<br />

Ich schreibe Songs, weil ich etwas verarbeiten muss.<br />

Als ich 16 Jahre alt war und den größten Liebeskummer<br />

meines Lebens hatte – zumindest dachte ich das damals<br />

–, hab ich mich ans Klavier gesetzt und das herausgesungen.<br />

Das hilft mir sehr, auch heute noch.<br />

Wenn du einen Song performst, der in einer bestimmten<br />

Gefühlslage entstanden ist, kommen<br />

die Emotionen dann zurück?<br />

Das kommt ganz darauf an, in welcher Situation ich<br />

bin. Wenn ich mich auf einem Festival oder bei einem<br />

Auftritt nicht ganz wohlfühle, dann bin ich voll damit<br />

beschäftigt, pro fessionell zu sein. Wenn ich aber loslassen<br />

kann, dann kommen sehr viele Gefühle bei mir<br />

hoch. Letztes Jahr haben wir auf meiner ersten Tour in<br />

München den Song „Kein Tutu“ als Unplugged-Version<br />

gespielt. Da hab ich mich echt zusammenreißen müssen,<br />

um nicht auf der Bühne zu weinen.<br />

„Ich hatte das Gefühl,<br />

das Leben zieht an mir<br />

vorbei. Dann dachte ich:<br />

‚Scheiß drauf!‘“<br />

In dem Song geht es um eine Hüftverletzung, die<br />

verhindert hat, dass du Tänzerin werden konntest.<br />

Wie schafft man es, aus so einem Schicksalsschlag<br />

eine Chance zu machen?<br />

Das war ein riesiges Drama. Ich hab getanzt, seit ich<br />

drei Jahre alt war. Tanzen war alles für mich. Dann hab<br />

ich die Hüftprobleme bekommen, Operationen, saß<br />

eine Zeitlang im Rollstuhl. Ich war 16 und hatte das<br />

Gefühl, das Leben zieht an mir vorbei. Und dann kam<br />

die Wende. Ich wollte eigentlich zum Tanzen auf ein<br />

musisches Gymnasium, aber dann dachte ich: „Scheiß<br />

drauf, ich geh trotzdem auf diese Schule.“ Ich hab die<br />

Aufnahmeprüfung für Gesang gemacht, und der Stein<br />

kam ins Rollen.<br />

Was hat dich diese Erfahrung gelehrt?<br />

Ich kann jedem, der in einer ausweglos scheinenden<br />

Situation steckt, ans Herz legen, was meine Mama<br />

damals zu mir gesagt hat: Wenn sich eine Tür schließt,<br />

öffnet sich eine andere. Das fand ich damals extrem<br />

blöd, heute weiß ich, dass sie recht hatte.<br />

Wenn wir schon bei Lehren sind: Was hast du<br />

durch die Teilnahme an der Castingshow „<strong>The</strong> Voice<br />

of Germany“ gelernt?<br />

Als ich dort war, hab ich erkannt, dass das Show geschäft<br />

mein Ding ist. Ich war sehr enttäuscht, als ich ausgeschieden<br />

bin. Und im Nachhinein hab ich gelernt,<br />

dass das ein TV-Format ist, das mit der Realität im<br />

Musik business nicht sehr viel zu tun hat. Für die spätere<br />

Karriere ist es völlig egal, was man bei einer Castingshow<br />

erreicht oder nicht erreicht.<br />

Was willst du erreichen?<br />

Ich möchte die erfolgreichste Pop-Künstlerin im<br />

deutschsprachigen Raum werden.<br />

Matheamatik: von 2× bis 7,5 · 10 7<br />

Ihren ersten Charterfolg hatte Mathea mit der Single<br />

„2ד (zweimal). Das Debüt der Salzburgerin kletterte<br />

im März 2019 auf Platz 1 und erreichte wie die Folgesingle<br />

„Chaos“ Platin-Status in Österreich. Inklusive<br />

des mit Unterstützung ihrer Fans produzierten Songs<br />

„1961–2017“ und des aktuellen Hits „Wach“ wurde<br />

Mathea über 75 Millionen Mal auf Spotify gestreamt.<br />

Das ist ein großes Ziel.<br />

Ein sehr großes sogar, dessen bin ich mir auch bewusst.<br />

Aber ich glaube, dass meine Träume nicht groß genug<br />

sein können. Das heißt nicht, dass ich mich nicht freue,<br />

wenn ich Teilabschnitte davon erreiche. Aber ich will<br />

groß träumen.<br />

matheamathea.com<br />

64 THE RED BULLETIN

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