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In den Songs bin ich zu 100 Prozent ehrlich. Das ist mir<br />
wichtig, da mache ich keine Kompromisse. Ich spreche<br />
oft ganz konkrete Personen in meinen Texten an, mit<br />
dem Ziel, dass diese Personen das auch merken. Anders<br />
ist es in Interviews: Die Medien würden oft gerne Dinge<br />
wissen, die über die Songs hinausgehen. Da musste ich<br />
erst lernen, Grenzen zu setzen.<br />
Glaubst du, jede Person, über die du je einen Song<br />
geschrieben hast, hat das auch gemerkt?<br />
Manchmal haben sich sogar mehr Personen angesprochen<br />
gefühlt als ursprünglich geplant.<br />
Gibt dir die Ehrlichkeit etwas?<br />
Ich schreibe Songs, weil ich etwas verarbeiten muss.<br />
Als ich 16 Jahre alt war und den größten Liebeskummer<br />
meines Lebens hatte – zumindest dachte ich das damals<br />
–, hab ich mich ans Klavier gesetzt und das herausgesungen.<br />
Das hilft mir sehr, auch heute noch.<br />
Wenn du einen Song performst, der in einer bestimmten<br />
Gefühlslage entstanden ist, kommen<br />
die Emotionen dann zurück?<br />
Das kommt ganz darauf an, in welcher Situation ich<br />
bin. Wenn ich mich auf einem Festival oder bei einem<br />
Auftritt nicht ganz wohlfühle, dann bin ich voll damit<br />
beschäftigt, pro fessionell zu sein. Wenn ich aber loslassen<br />
kann, dann kommen sehr viele Gefühle bei mir<br />
hoch. Letztes Jahr haben wir auf meiner ersten Tour in<br />
München den Song „Kein Tutu“ als Unplugged-Version<br />
gespielt. Da hab ich mich echt zusammenreißen müssen,<br />
um nicht auf der Bühne zu weinen.<br />
„Ich hatte das Gefühl,<br />
das Leben zieht an mir<br />
vorbei. Dann dachte ich:<br />
‚Scheiß drauf!‘“<br />
In dem Song geht es um eine Hüftverletzung, die<br />
verhindert hat, dass du Tänzerin werden konntest.<br />
Wie schafft man es, aus so einem Schicksalsschlag<br />
eine Chance zu machen?<br />
Das war ein riesiges Drama. Ich hab getanzt, seit ich<br />
drei Jahre alt war. Tanzen war alles für mich. Dann hab<br />
ich die Hüftprobleme bekommen, Operationen, saß<br />
eine Zeitlang im Rollstuhl. Ich war 16 und hatte das<br />
Gefühl, das Leben zieht an mir vorbei. Und dann kam<br />
die Wende. Ich wollte eigentlich zum Tanzen auf ein<br />
musisches Gymnasium, aber dann dachte ich: „Scheiß<br />
drauf, ich geh trotzdem auf diese Schule.“ Ich hab die<br />
Aufnahmeprüfung für Gesang gemacht, und der Stein<br />
kam ins Rollen.<br />
Was hat dich diese Erfahrung gelehrt?<br />
Ich kann jedem, der in einer ausweglos scheinenden<br />
Situation steckt, ans Herz legen, was meine Mama<br />
damals zu mir gesagt hat: Wenn sich eine Tür schließt,<br />
öffnet sich eine andere. Das fand ich damals extrem<br />
blöd, heute weiß ich, dass sie recht hatte.<br />
Wenn wir schon bei Lehren sind: Was hast du<br />
durch die Teilnahme an der Castingshow „<strong>The</strong> Voice<br />
of Germany“ gelernt?<br />
Als ich dort war, hab ich erkannt, dass das Show geschäft<br />
mein Ding ist. Ich war sehr enttäuscht, als ich ausgeschieden<br />
bin. Und im Nachhinein hab ich gelernt,<br />
dass das ein TV-Format ist, das mit der Realität im<br />
Musik business nicht sehr viel zu tun hat. Für die spätere<br />
Karriere ist es völlig egal, was man bei einer Castingshow<br />
erreicht oder nicht erreicht.<br />
Was willst du erreichen?<br />
Ich möchte die erfolgreichste Pop-Künstlerin im<br />
deutschsprachigen Raum werden.<br />
Matheamatik: von 2× bis 7,5 · 10 7<br />
Ihren ersten Charterfolg hatte Mathea mit der Single<br />
„2ד (zweimal). Das Debüt der Salzburgerin kletterte<br />
im März 2019 auf Platz 1 und erreichte wie die Folgesingle<br />
„Chaos“ Platin-Status in Österreich. Inklusive<br />
des mit Unterstützung ihrer Fans produzierten Songs<br />
„1961–2017“ und des aktuellen Hits „Wach“ wurde<br />
Mathea über 75 Millionen Mal auf Spotify gestreamt.<br />
Das ist ein großes Ziel.<br />
Ein sehr großes sogar, dessen bin ich mir auch bewusst.<br />
Aber ich glaube, dass meine Träume nicht groß genug<br />
sein können. Das heißt nicht, dass ich mich nicht freue,<br />
wenn ich Teilabschnitte davon erreiche. Aber ich will<br />
groß träumen.<br />
matheamathea.com<br />
64 THE RED BULLETIN