08.09.2020 Aufrufe

KÜCHENPLANER Ausgabe 09-2020

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten. Siebenmal jährlich werden mehr als 6.000 Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und in der Küchenindustrie angesprochen.

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten. Siebenmal jährlich werden mehr als 6.000 Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und in der Küchenindustrie angesprochen.

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Küchenfertigung<br />

Wie antiseptische<br />

Oberflächen funktionieren<br />

Oberflächen spielten bei der Verbreitung von Krankheitserregern schon immer eine<br />

entscheidende Rolle. In Zeiten von Corona wird dies zum wichtigen Forschungs gebiet.<br />

Ein Gespräch mit Materialexperte Martin Beeh über antiseptische Materialien.<br />

Obwohl derzeit noch nicht bekannt<br />

ist, wie lange das Corona-<br />

Virus auf Gegenständen überlebt,<br />

ist eine Ansteckung über kontaminierte<br />

Materialien grundsätzlich<br />

denkbar. Experten gehen<br />

inzwischen davon aus, dass<br />

die Beschaffenheit von Oberflächen<br />

von enormer Bedeutung<br />

für die Eindämmung der Pandemie<br />

ist. Bereits heute machen<br />

sich Designer, Produktentwickler<br />

und Wissenschaftler die antiseptischen<br />

Eigenschaften von<br />

Werkstoffen wie Kupfer oder Silber<br />

zunutze. „Sie begeistern mit<br />

ausgeklügelten Verfahren, die<br />

sowohl hygienische als auch ästhetisch<br />

und haptisch anspre-<br />

Martin Beeh, Gründer des Kölner<br />

Design büros „beeh_innovation“ chende Oberflächen entstehen<br />

und Red Dot-Jurymitglied.<br />

lassen“, meint auch Martin Beeh,<br />

Gründer des Kölner Designbüros<br />

„beeh_innovation“ und Red Dot-<br />

Jurymitglied. In Zusammenarbeit mit dem NRW-Landescluster<br />

Nano Mikro WerkstoffePhotonik.NRW (NMWP.<br />

NRW), einem der Fachpartner der „materials.cologne<br />

– Die Konferenz für Design und Inno vation“, zeigt<br />

der Materialexperte auf, wie Gegenstände mit keimtötenden<br />

Eigenschaften ausgestattet werden können<br />

und zeichnet seine Zukunftsvision für diesen wichtigen<br />

Designbereich. Geführt wurde das Gespräch von<br />

und für red-dot.org.<br />

Foto: Biermann<br />

Welche Materialien sind für ihre<br />

antiseptischen Eigenschaften bekannt?<br />

Da kennen wir eine ganze Reihe Metalle und Metalllegierungen,<br />

wie Silber, Kupfer oder Edelstahl. Kupfer<br />

ist ein ganz wunderbares Metall: So kann der Einsatz<br />

von Türklinken und Lichtschaltern aus Kupferlegierungen<br />

in Krankenhäusern oder anderen sensiblen<br />

Bereichen eine erhebliche Reduktion von MRSA-Keimen<br />

erreichen. Gegenstände mit Kupferoberflächen<br />

oder gar ganz aus Kupfer reduzieren generell stark<br />

die Infektionsgefahr. Allerdings oxidiert Kupfer sehr<br />

schnell und zeigt sich dann als farbige „Grünspan“-<br />

Patina.<br />

Silber-Ionen in Kleidungsstücken oder auf den Innenbehältern<br />

von Kühlschränken sind fast schon zu<br />

„Lifestyle-Statements“ geworden. Dass Silber selbst<br />

antibakteriell wirkt, ist schon lange wissenschaftlich<br />

bekannt. Ob eine Silber-Ionenbeschichtung oder Silberfäden<br />

eine effektive Verbesserung bringen, ist dagegen<br />

umstritten.<br />

In welchen Bereichen machen wir uns die<br />

Materialien bereits zunutze?<br />

Antibakterielle Oberflächen gibt es an vielen Stellen<br />

und die Verbreitung nimmt stetig zu. Am bekanntesten<br />

sind zum Beispiel antibakterielle Schneidebretter,<br />

Aufbewahrungsbehälter für Lebensmittel, Toilettensitze,<br />

usw. Das Nano-Silber wurde eine Zeit lang zum<br />

Beispiel in Deos oder „Anti-Geruchs-Socken“ verwendet,<br />

wird aber aufgrund seines Eindringvermögens in<br />

menschliche Zellen mit Vorsicht betrachtet.<br />

Welche Rolle spielen Materialien und Oberflächen in<br />

Hinblick auf die Verbreitung von Viren?<br />

Martin Beeh: Infizierte Oberflächen, selbst ganze Materialien,<br />

sind leider oft unfreiwillige Überträger von<br />

allerlei Übel. Antibakterielle Oberflächen kennen wir<br />

schon lange. Die natürlich desinfizierenden Eigenschaften<br />

von Materialien wie Kork oder von Menschen<br />

geschaffenen Kompositen, wie zum Beispiel Porzellan,<br />

werden schon lange zielgerichtet und mit einer unglaublichen<br />

Kreativität genutzt.<br />

Neben Oberflächenbeschichtungen sind beeinflussbare<br />

Faktoren wie die Oberflächenspannung von<br />

Materialien entscheidend. Der Lotusblüten-Effekt ist<br />

davon sicherlich der Bekannteste. Er hält Schmutz von<br />

der Oberfläche ab, ist aber nicht bakterienresistent.<br />

Welche Möglichkeiten gibt es, um Gegenstände mit<br />

keimtötenden Eigenschaften auszustatten?<br />

Um Metalloberflächen zu veredeln, mechanisch belastbarer<br />

zu machen, um Bakterien sowie Viren weniger<br />

Halt zu bieten oder Kunststoff-Oberflächen zu<br />

optimieren, gibt es heute in der Tat zahlreiche effektive<br />

Verfahren.<br />

Im Rahmen des Projekts „ROCKET“, das für Regional<br />

Collaboration on Key Enabling Technologies steht,<br />

wurden beispielsweise antibakterielle Materialien<br />

entwickelt. So entstand eine Materialkomposition basierend<br />

auf Keramik, die Bakterien, wie zum Beispiel<br />

MRSA, abtötet. Das Unternehmen „itCoating“ aus Gronau<br />

(Westfalen) hat das Produkt zu einem sogenannten<br />

„Wisch-Coating“ weiterentwickelt. Dieses kann<br />

82 <strong>KÜCHENPLANER</strong> 9/<strong>2020</strong>

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