Einleitung - Österreichische Nationalbibliothek
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<strong>Einleitung</strong> ÖSTERREICHISCHE LITERATURZEITSCHRIFTEN 1945–1990<br />
http://www.onb.ac.at/oe-literaturzeitschriften<br />
„gemeinsame Nenner […] Literatur [hieß]“ und die Auseinandersetzung mit Andersgesinnten<br />
stets von Toleranz geprägt war. 44<br />
Neben diesen beiden unbestrittenen Höhepunkten der niederösterreichischen<br />
Literaturzeitschriftenlandschaft fällt auf, dass eine gewisse Vorliebe für kommunale<br />
Literaturproduktion bestimmend war. Sehr lokal orientiert waren etwa der „Hainburger<br />
Almanach“ (1986–1990) und der „Laaer Pegasus“ (1985–1989), die sich auch einen großen<br />
Teil des Autor(inn)enpools teilten. Zu diesem gehörte auch Emmerich Lang, der sich<br />
zwischen 1971 und 1981 selbst mit den hektographierten „Blättern für Lyrik und Kurzprosa“<br />
als Herausgeber versuchte, dort im Unterschied zu den erstgenannten Zeitschriften aber auch<br />
der internationalen Literatur ihren Platz einräumte.<br />
Am beständigsten aus der nördlichen Region Niederösterreichs war die Kremser Zeitschrift<br />
„Heimatland“ (1956–2001; ab 1989 „Literatur aus Österreich“), die aus dem „Waldviertler<br />
Heimatbund“ und der „Buchgemeinschaft Heimatland“ hervorging. Der Titel war Programm.<br />
Zwar entwickelte sich „Heimatland“ im Laufe der Zeit zumindest zu einer Zeitschrift für nicht<br />
allein Waldviertler oder niederösterreichische Literatur und ‚öffnete‘ sich der<br />
gesamtösterreichischen, an dem Diktum der ‚Heimatverliebtheit‘ hielt sie aber bis zuletzt fest.<br />
Einer literarischen Richtung fühlte man sich zu keiner Zeit verpflichtet. Geboten wurden<br />
Texte von konservativen, zum Teil als stark national stigmatisierten Autoren wie etwa Carl<br />
Julius Haidvogel und Max Stebich. Daneben fanden zudem ‚klassische‘ Heimatdichter wie<br />
Ludwig Anzengruber und Peter Rosegger Eingang, doch auch Autor(inn)en wie Herbert<br />
Eisenreich, Barbara Frischmuth oder Christine Lavant sind zu verzeichnen.<br />
Der südlich von Wien gelegene Teil Niederösterreichs brachte wenig Dauerhaftes mit<br />
Ausnahme der Mödlinger Zeitschrift „Jetzt“ (1971–1991) und der Ternitzer Zeitschrift<br />
„Litzik“ (seit 1974). Können beide nicht als Spielwiese literarischen Experiments gelten,<br />
unterscheiden sie sich dennoch in ihrer Ausrichtung grundlegend: „Jetzt“ wurde von Hermann<br />
Theurer-Samek explizit als Organ für Kontinuität und Tradition oder vielmehr als Absage<br />
gegen jegliche Art alternativen Denkens gegründet. „Litzik“ hingegen konzentrierte sich seit<br />
jeher auf Beiträger(innen) aus dem der hinter der Zeitschrift stehenden Verein „Literarischer<br />
Zirkel Ternitz“, der bereits 20 Jahre vor Gründung des hauseigenen Periodikums aktiv<br />
geworden war, ohne dabei politisch oder gesellschaftskritisch zu wirken.<br />
44 Vgl. Manfred Chobot: Darstellung der Bühne des PODIUM. In: Podium (1996), H. 100, S. 5f., hier S. 6.<br />
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