Einleitung - Österreichische Nationalbibliothek
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<strong>Einleitung</strong> ÖSTERREICHISCHE LITERATURZEITSCHRIFTEN 1945–1990<br />
http://www.onb.ac.at/oe-literaturzeitschriften<br />
Erläuterung zu Abb. 16: Vier der angeführten Zeitschriften erreichten das Jahr 2010: „Der Greif“ (seit 1987), die<br />
„Mitteilungen des Stelzhamer-Bundes Linz“ (seit 1965), „perspektive“ (seit 1977) und „Die Rampe“ (seit 1975).<br />
Mittelfristig konnten sich über 1990 hinaus „Alternativ-Magazin“ (1979–1998), „Findlinge“ (1987–1995) und<br />
„GEGENWART“ (1989–1997) halten, während es „Blaetter fuer das Wort“ (1963–1993), „Mühlviertler<br />
Heimatblätter“ (1961–1994) und „neue texte“ (1968–1991) nur bis in die erste Hälfte des Jahrzehnts schafften<br />
(vgl. ergänzend dazu auch die regionale Aufstellung der oberösterreichischen Zeitschriften bis 1990).<br />
Ähnlich wie in anderen Bundesländern gab es nach dem Krieg auch in Oberösterreich, das im<br />
Ranking der österreichischen Literaturperiodika pro Bundesland immerhin Platz 3 einnimmt<br />
(vgl. Abb. 14), keine reinen Literaturzeitschriften. Die wenigen anderen Zeitschriften hatten<br />
eher die Unterhaltung ihrer Leser(innen) im Sinn, wozu die Literatur ihren Teil beitragen<br />
sollte. Ein dementsprechender Titel lautete „Feierabend“ (1946–1947, aus dem Verlag<br />
Schönleitner; s. u.), aber auch der möglicherweise mehr versprechende „Spiegel“ (1946) hatte<br />
nicht (Selbst-)Reflexion, sondern vielmehr nur leichte Kost anzubieten. Etwas mehr Anspruch<br />
suggerierten „Schönleitners Monatshefte“ (1946–1948), die Kulturzeitschrift des Johann<br />
Schönleitner Verlages aus Aichkirchen bei Lambach (im Hausruckviertel). Hier wurden<br />
Schriftsteller(innen), die im Ständestaat und im Dritten Reich reüssiert hatten, im Kontext von<br />
Goethe, Hesse, Novalis, Rilke, aber auch Walt Whitman präsentiert. Wer darüber hinaus in<br />
Oberösterreich – zumindest in Ansätzen – in Kontakt mit internationaler Literatur kommen<br />
wollte, war am besten mit dem „Weltspiegel“ (1946) unter der Kuratel des britischen<br />
Information Services Branch bedient. Hier waren immerhin Beiträge von Albert Camus,<br />
Heinrich Mann und Alberto Moravia präsent.<br />
Zu Beginn der 1950er Jahre erschienen mit „Von Mensch zu Mensch“ (1950–1952) und „Die<br />
Silberrose“ (1951–1952) zwei Zeitschriften, deren unterschiedliche Gewichtungen auch für<br />
spätere Zeitschriftengründungen eine Art Wasserscheide bilden sollten: Der junge Kurt<br />
Klinger ließ, ohne dabei eine oberösterreichische Herkunft zur Bedingung zu machen, in<br />
seinen nur vier Heften von „Von Mensch zu Mensch“ eine erstaunliche Anzahl von jungen<br />
Dichter(inne)n, die später zu Ruhm und Ehre gelangten, zu Wort kommen wie René Altmann,<br />
Heimrad Bäcker, Jeannie Ebner, Ernst Kein, Vera Ferra Mikura. Dahingegen beschränkten<br />
sich „Die Silberrose“ und deren Nachfolger „Die Sammlung“ (1954–1955) fast ausschließlich<br />
auf Schriftsteller(innen) des eigenen Bundeslandes und boten als Verbandsblatt des<br />
oberösterreichischen Künstlerbundes vorwiegend traditionelle Literatur mit christlichen<br />
Anklängen an.<br />
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