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Die Bevölkerung in den Heimatgemeinden der Verstorbenen war fassungslos

und entsetzt. Die Triumpfbögen vom glanzvollen Fest standen

noch, als die Gemeindebürger Farchachs in tiefe Trauer versanken.

Ebenso groß war der Schrecken in der Gemeinde Geisenhausen. In

einem feierlichen Requiem im Freisinger Dom nahmen unzählige

Trauergäste und Priesterkollegen aus dem Weihekurs Abschied von

den zwei Neupriestern.

Etwa sechs Wochen nach dem Unglück entdeckte ein Ruderer, in

Ufernähe der Villa Knorr in Niederpöcking, eine auf dem Wasser treibende

Leiche. Josef Ücker, der Bruder des Verunglückten, und der

Pfarrer von Aufkirchen, Max Karbacher, identifizierten Wilhelm Ücker

im Pöckinger Leichenhaus. Nun konnte er im Aufkirchner Familiengrab

beigesetzt werden. Von Karl Schmid fehlte weiterhin jede Spur.

Zum 15. Jahrestag des Unglücks, im Jahre 1965, veranlasste der

Aufkirchner Pfarrer Monsignore Wimmer die Restaurierung eines

Gedächtniskreuzes in der Nähe der Unglücksstelle am Possenhofener

Schloss und die Priesterkollegen aus dem Weihejahrgang 1950 brachten

daran eine Gedenktafel für ihre verstorbenen Priesterkollegen an.

Domkapitular Fritz Bauer vom Münchner Erzbischöflichen Ordinariat

weihte im Anschluss an einen Gedenkgottesdienst in der Aufkirchner

Pfarrkirche das renovierte Kreuz und die Gedenktafel. Auf dieser

steht in goldener Schrift: „Gedenket der Priester Karl Schmid von

Geisenhausen, Wilhelm Ücker von Farchach geweiht a. 29.6.1950

ertrunken a. 17.7.1950.“ Ein Kelch mit Hostie ziert die Inschrift.

Das Kreuz, das auf der Anhöhe am Landesteg steht, dürfte aus dem

ersten Viertel des 19. Jhd stammen, wie Benno Michael Gantner aus

Percha, dem die Restaurierung übertragen wurde, erklärte. Das farbige

Wegkreuz wurde mit sehr viel Liebe gearbeitet. Die geschwungene

Umrandung und Dachbekrönung in dunklem Braun, der Hintergrund

matthellblau, in dem Christus am Kreuz hängt, von zwei Engeln flankiert.

Über allem thront Gottvater, die rechte Hand zum Segen erhoben,

die linke auf der Weltkugel ruhend. Ein Spruchband mit der Inschrift

„O Mensch! Ich lebt und litt und starb für dich! So lebe und leide und

stirb auch du für mich!“ Bildet den Abschluss nach oben. In einer

Nische zu Füßen des Gekreuzigten steht eine bäuerliche Muttergottes

mit Kind. Aus ihr spricht ebenfalls die klare, schlichte Frömmigkeit

des unbekannten Künstlers. Auf dem Sockel ist der Name Johann

Grünwald 1845 gemalt, der Ururgroßvater des damaligen Fischers

Josef Gebhard. Welches Anliegen ihn damals bewogen hatte, das

Kreuz zu stiften, ist nicht mehr bekannt.

Am 17. November 1972 wurde im Starnberger See nach der Leiche

eines Ertrunkenen gesucht. Dabei stieß man ca. 70 Meter vom

Ufer, am Kiosk Paradies, in 30 Meter Tiefe auf die Überreste eines

Menschen. Zunächst wurde der unbekannte Tote, nach eingehender

Untersuchung, auf dem Friedhof in Pöcking beigesetzt. Ein genaues

rechtsmedizinisches Gutachten konnte am 5. Juni 1973 die Identität

des Toten feststellen. Es handelte sich zweifelsfrei um den seit 22

Jahren vermissten Priester Karl Schmid. Die Leiche wurde exhumiert

und am 14. September 1973 unter großer Anteilnahme vieler Priester

des Weihejahrgang 1950 und der Bevölkerung von Geisenhausen im

Familiengrab beigesetzt.

Selten hat ein Unglück im See die Gemüter in gleicher Weise bewegt,

wie der tragische Tod der beiden Primizianten 1950.

Christl Peuker (Gemeindearchiv)

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