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Die Eule
Reisen in Coronazeiten – ein permanentes Jonglieren: nicht zu weit
weg, für den Fall, dass eine Region plötzlich Risikogebiet wird, man
plötzlich festsitzt. Andererseits sind die Sehnsüchte nach Urlaub nach
dem letzten halben Jahr einfach sooo groß. Daher bitte aber auch
nicht zu nah, ein wenig Distanz wäre schon mal wieder sehr sehr
nett, ein wenig etwas Neues, etwas ansatzweise anderes, ein wenig
„Süd-Feeling“. Und aber bitte trotzdem nicht zu viele Leute. Man reist
ja doch mit Unwohlsein wenn zu viele Leute am Strand, im Hotel sind,
im Flieger sowieso.
Wie schön ist es dann doch, wenn man eine hübsche kleine Wohnung
ganz für sich alleine findet! Keine Schlange am Buffet, keine Maske an
der Bar – einfach so wie zu Hause. Und doch, wenn man vor die Türe
geht – ist man irgendwo ganz woanders: in Rom, in Paris, oder zumindest
in Lindau oder Berchtesgaden. Fast kann man dann vergessen,
dass der Kalender 2020 und nicht 2019 sagt.
Viele sind diesen Sommer auf Ferienwohnungen ausgewichen, mehr
als schon all die Jahre zuvor. Airbnb macht es möglich! Und es gibt
ja auch inzwischen wirklich wunderschöne Wohnungen überall: zentrumsnah,
toll ausgestattet, individuell bis skurril, modern – reduziert
oder alt-rustikal – ganz wie jeder es mag. Und noch nicht einmal
furchtbar teuer, zumindest aus der Warte dessen, der sich eine solche
Wohnung für ein paar Tage, eine Woche leistet. Insbesondere wenn
man es mit Hotelpreisen vergleicht. 100, 150 EUR / Tag: kann man
sich schon mal leisten. Man muss das ja nicht jeden Monat zahlen,
30 Tage lang.
An diesem Punkt kommt die Eule ins Grübeln: eine kleine hübsche
Wohnung für 3.000 EUR oder gar 4.500 EUR / Monat. Wow!! Wenn
man das so betrachtet. Plötzlich fällt ihr ein, dass sie schon mehrmals
Gerüchte gehört hat, dass in vielen großen europäischen Städten
inzwischen gerade Airbnb-Wohnungen massiv zunehmen, aber bezahlbarer
Wohnungsraum für normale Mieter schlicht nicht vorhanden ist.
Besonders in den Zentrumsbereichen. Kein Wunder und eigentlich nur
zu verständlich, wenn diejenigen, die sich glücklich schätzen dürfen,
eine zu vermietende Wohnung zu besitzen, auf diese Art einfach
deutlich mehr Geld verdienen. Wenn man seine eigene Wohnung, sein
eigenes Haus nur die paar Wochen im Jahr vermietet, und zwar genau
dann wenn man selbst vereist, ist das natürlich egal, tut man keinem
weh. Aber wenn sich Eigentümer bewusst dafür entscheiden, gar nicht
mehr dauerhaft an Einheimische zu vermieten, sondern nur noch an
Touristen, setzt das eine seltsame Schleife in Gang.
Ob das bei uns wohl ähnlich ist? Wenn man bei uns am Westufer nach
dem gleichen Mustern Ferienwohnungen sucht, gibt es nicht nur eine
Reihe Wohnungen zwischen 200 und 300 Euro / Tag, also für 6.000 -
9.000 Euro / Monat. Für eine Wohnung! Man findet gar ganze Häuser
für um die 1.000 Euro / Tag, also für 30.000 Euro im Monat! Auf dem
normalen Mietmarkt wäre hier sicher bei um die 5.000 Euro / Monat
Schluss. Selbst das ist ja für die allermeisten eine nicht ansatzweise
bezahlbare Summe für ein Mietobjekt.
Ach – so denkt sich die Eule – kann nicht einmal irgendeine Sache
leicht zu beurteilen sein! Immer löst etwas irgendetwas anderes aus.
Wie soll man da nicht den Verstand verlieren?! Als Eule hat man es viel
besser: ein Nest, ein Zuhause - Eulen fliegen nicht in Urlaub. Somit
gibt es auch kein moralisches Dilemma, wenn man zeitweilig vom
Einheimischen zum Touristen mutiert, woanders teilweise Dinge auslöst,
die man zu Hause nicht haben möchte. Aber ohne den Tourismus
geht es den anderen, uns manchmal auch, auch nicht wirklich gut, wie
man die letzten Monate gesehen hat.
Manchmal können der Eule die Menschen schon ein klein wenig leid
tun angesichts der Komplexität dieser Welt.
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