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"Wir sind angekommen"
Erfolgsgeschichte einer Familie aus Afghanistan
Es ist Dezemebr 2015, frierend und voller Angst, die Verzweiflung, die
Unmenschlichkeiten und Gefahren der Flucht ist ihnen noch in den
Gesichtern geschrieben. So steht die (damals noch) vierköpfige Familie aus
Afghanistan bei uns in Pöcking zur Aufnahme in der gerade neu errichteten
Zeltunterkunft.
Niemand kann zu dieser Zeit sagen oder auch nur ahnen, was aus dieser
Familie wird. Natürlich kann noch keiner aus der Familie Deutsch
sprechen. Wir verständigen uns mit "Händen und Füßen", dem guten
Willen aller, das Beste aus dieser Situation zu machen. Dabei hilft die
Liebenswürdigkeit unserer neuen Mitbürger-Familie Yarmohammad, der
Charme, die Unbefangenheit der Kinder und die große Hilfsbereitschaft vieler
Pöckinger Bürger/innen, die sich zu einem Helferkreis zusammenschließen.
Diesen Anfang mit der Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden, der Beachtung
der Menschenwürde wird die Familie nie vergessen. Dass sie es geschafft
haben, den Schrecken der Hölle zu entfliehen, ist für sie noch nicht zu fassen.
Zeitsprung, fünf Jahre später. Wo befindet sich die Familie heute.
Im August 2016 kommt Elahe zur Welt. Ein liebreizendes Mädchen, das von
allen geliebt und verwöhnt wird, eine kleine Prinzessin. Alle haben mit Ehrgeiz
und enormen Einsatz die ersten Hürden des Lernens in der deutschen
Sprache sehr erfolgreich genommen.
Die Familie bekommt Bleiberecht, damit ist es ihnen erlaubt zu arbeiten.
Beide Elternteile arbeiten, der Vater in einer unbefristeten Vollzeitstelle bei
einem Zulieferer von MAN, die Mutter hat einen Minijob im Hort in unserer
Grundschule.
Von null auf 100. Die jetzt 13-jährige Shabnam hat nach nur drei Jahren
Grundschule den Übertritt ins Gymnasium geschafft und besucht jetzt
Jahrgangsstufe 7. Ihr kleiner Bruder Meisam, 7 Jahre alt, ist in der zweiten
Klasse Grundschule und hat fast nur 1er, so wie mir seine große Schwester
Shabnam bei unserem kleinen Interview voller Stolz erzählt. Die kleine Elahe,
4 Jahre alt, freut sich immer auf den Kindergarten.
Von der Asylunterkunft zur eigenen Wohnung. Mit Sehnsucht hofft die
Familie auf einen baldigen Umzug von der Asylunterkunft in die eigene
Wohnung. Eine eigene Wohnung beziehen zu können, bedeutet für sie, hier
wirklich sein zu dürfen und das Leben mehr selbstbestimmt zu führen. Das
motiviert und gibt Energie für all die Hürden, die noch zu nehmen sind, bis
ihr Leben in ruhigere, gesichertere Bahnen verlaufen kann.
Was waren eure ersten Eindrücke in Deutschland?
"Das Grün, die schöne Ruhe, die Sauberkeit, sehr nette, freundliche, hilfsbereite
Menschen."
Wie seid ihr mit der deutschen Küche klargekommen?
"Am Anfang kam uns alles kalt vor, aber mit der Zeit, als wir auch von
Deutschen eingeladen wurden, z. B. hat uns Eva Grünbeck, die Familie
Krauthausen eingeladen, haben sich unsere Essgewohnheiten langsam
geändert und wir mögen jetzt auch Spinat, Knödel ..."
Shabnam, Meisam, wie geht es mit der Schule und habt ihr hier Freunde
gewonnen?
Shabnam: "Wir lieben die Schule und haben auch Freunde gefunden,
Maisam: ich habe schon viele Freunde und auch einen besten Freund. Ganz
toll ist auch, dass wir Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen, besonders hilft
uns da Eva Grünbeck aber auch viele andere." Shabnam: "Wir haben beide
auch schwimmen gelernt bei Hildegard Bauer, das ist echt cool. Englisch und
Sport gehören zu meinen Lieblingsfächern in der Schule, aber ich mag auch
alle anderen Fächer."
Soraya, Nesar, wie geht es euch hier, habt auch ihr Freunde gefunden?
Nesar: "Man hat uns wie Kinder bei der Hand genommen und immer und
überall geholfen, wie Vater und Mutter es tun. Wir sind wie in einer großen
Familie aufgenommen worden. Hier haben wir viele Mütter und Väter. Es
gibt so viele nette Menschen in Pöcking. Christoph Plathner ist für mich
wie ein guter Vater, man kann ihn alles fragen und er weiß die Antworten,
er hilft uns bei allen Angelegen¬heiten mit den Behörden, Clemens und
Marlies Krauthausen helfen auch immer und sind für uns Freunde. In unserer
Nachbarschaft haben wir eine Freundin, die ein paar Jahre in Afghanistan
gelebt hat und sogar ein wenig unsere Sprache spricht. Wir sind für alles
sehr dankbar und werden es nie vergessen. Ich habe den Führerschein
gemacht und wir konnten uns ein kleines Auto kaufen. Die Hilfe aller hat
unsere Familie erfolgreich gemacht, aber auch meine Frau Soraya, sie trägt
die Familie wie eine Heldin auf ihren Schultern."
Soraya: "ich habe hier sehr viel gelernt, bin im Frauenkreis dabei, wir kochen,
nähen, sprechen Deutsch, das ist für mich sehr wichtig. Ich versuche, so viel
ich kann, immer weiter Deutsch zu lernen. Und alles, was mein Mann gesagt
hat, finde ich auch."
Was bedeutet Religion für euch?
Nesar: "Religion ist nur dann gut, wenn sie für die Menschen Gutes und Frieden
bringt. Sie sollte uns Menschen auf keinen Fall gegeneinander aufhetzen und
schlechte Gedanken in die Welt setzen. So eine Religion wollen wir nicht.
Letzte Frage: Was schätzt ihr am meisten an Deutschland?
"Dass Frauen und Männer die gleichen Rechte haben, Freiheit und
Sicherheit. Für uns ist mit Deutschland ein Traum in Erfüllung gegangen.
Vielen Dank.
Während unseres Gesprächs, haben Shabnam und ihre kleine Schwester
Elahe gemeinsam dieses Herz gemalt und
wollen es den Menschen in Pöcking schenken,
weil sie Pöcking lieben, wie sie sagten.
Mit einem kleinen Interview stellt sich die Familie Yarmohammad mit der
Mama Soraya, dem Papa Nesar und den Kindern Shabnam, Maisam und
Elahe auch selbst vor und berichtet ein wenig über ihr Leben bei uns.
Text und Interview: Asylbeauftragte Dimitra
Trottmann
Foto: Oryk Haist
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