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BEEF! Heimat

ZURÜCK ZUM URSPRUNG Der zehnte Band der Bestseller-Reihe der BEEF!-Meisterstücke ist tief mit dem Heimatboden verwurzelt: Regionalküchen spiegeln kulturelle Traditionen wider, die von den Kulturlandschaften einer Region und ihren Bewohnern bestimmt werden. Der zehnte Band nimmt sich diesem emotionalen und spannenden Thema an. Aufgeteilt nach Himmelsrichtungen (ent-)führen Streifzüge durch Heide und Wälder, entlang der Küste und über Streuobstwiesen und bringen die Lebensmittel und Gerichte dieser so unterschiedlichen Regionen Deutschlands näher. Porträts und Reportagen über einzigartige Produkte und ihre Anhänger, die sich der Bewahrung dieser regionaltypischen Spezialitäten verschrieben haben. Ein ganz besonderer BEEF-Titel, um sich auf das Ursprüngliche zu besinnen.

ZURÜCK ZUM URSPRUNG
Der zehnte Band der Bestseller-Reihe der BEEF!-Meisterstücke ist tief mit dem Heimatboden verwurzelt: Regionalküchen spiegeln kulturelle Traditionen wider, die von den Kulturlandschaften einer Region und ihren Bewohnern bestimmt werden. Der zehnte Band nimmt sich diesem emotionalen und spannenden Thema an. Aufgeteilt nach Himmelsrichtungen (ent-)führen Streifzüge durch Heide und Wälder, entlang der Küste und über Streuobstwiesen und bringen die Lebensmittel und Gerichte dieser so unterschiedlichen Regionen Deutschlands näher. Porträts und Reportagen über einzigartige Produkte und ihre Anhänger, die sich der Bewahrung dieser regionaltypischen Spezialitäten verschrieben haben. Ein ganz besonderer BEEF-Titel, um sich auf das Ursprüngliche zu besinnen.

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SÜDEN<br />

Hier rollen<br />

Köpfe<br />

FILDER-SPITZKRAUT<br />

Frech reckt sich die grüne<br />

Zipfelmütze der Sonne entgegen<br />

und wartet ungeduldig<br />

auf ihre Weiterverarbeitung<br />

zu Filder-Spitzkraut<br />

So feine lange Streifen, so<br />

knackig und doch nicht<br />

hart, so aromatisch und<br />

doch überhaupt nicht sauer.<br />

Warum bloß schmeckt Filder-Spitzkraut<br />

so viel feiner als anderes Sauerkraut?<br />

Die Antwort findet sich wenige<br />

Kilometer südlich von Stuttgart in der<br />

Filder-Hochebene: Das dortige feuchtmilde<br />

Klima ist genau richtig, der<br />

tiefgründige Lehmboden gut wasserhaltend,<br />

der Herbst lang und die rauen<br />

Winde ideal, um Insekten zu vertreiben.<br />

Ab etwa 1800 nimmt der Kohl,<br />

hier „Kraut“ genannt, eine immer<br />

zentralere Rolle ein und löst damit<br />

auch an diesem Ort den Flachs ab,<br />

weil sich die Hausweberei nicht mehr<br />

lohnt. Für kleine landwirtschaftliche<br />

Betriebe stellt das Kraut eine<br />

zwar arbeitsintensive, aber lohnende<br />

Handelsware dar, denn es eignet sich<br />

hervorragend für die Herstellung von<br />

haltbarem, gesundem Sauerkraut,<br />

das die emsige schwäbische Hausfrau<br />

noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

selbst hobelt und einsalzt.<br />

Das geht so lange gut, bis das spitze<br />

Kraut wie so vieles der Effzienz der<br />

globalen Moderne geopfert wird. Kleine<br />

Familienbetriebe, die den Hausfrauen<br />

die Arbeit abgenommen haben, geraten<br />

wiederum unter den Konkurrenzdruck<br />

größerer Unternehmen in<br />

Niederbayern. Vollkonserven eröffnen<br />

neue Absatzwege. Filderkraut ist zu<br />

diesem Zeitpunkt schon eine erfolgreich<br />

eingeführte Marke und die<br />

Versuchung daher groß, runde Köpfe<br />

aus den Niederlanden und Italien<br />

zuzukaufen. Auf den „Fildern“ hält<br />

die Technik Einzug, das maschinell<br />

viel rationeller zu verarbeitende und<br />

durch den geringeren Saftanteil ergiebigere<br />

Rundkraut bekommt nochmals<br />

Vorschub. Und da es sowieso<br />

niemanden zu interessieren scheint,<br />

was für Kraut da tatsächlich verarbeitet<br />

wird, wachsen ab Mitte der<br />

Siebzigerjahre rund um Filderstadt<br />

beinahe ausschließlich runde Köpfe.<br />

ZURÜCK<br />

ZUR SPITZE<br />

Doch einige Erzeuger machen sich<br />

stark für den spitzen Kohl, kämpfen<br />

für seinen Markt. 2006 stellt eine<br />

Interessengemeinschaft den Antrag<br />

auf geografischen Schutz, unter dem<br />

Spitzkraut an sich zwar in anderen<br />

Gegenden angebaut, aber nicht als<br />

Filderkraut vermarktet werden darf.<br />

Und so rollen heute im Herbst wieder<br />

Fuhren voller Spitzkohlköpfe in die<br />

Höfe, wo sie von krautputzenden<br />

Menschen und hobelnden Maschinen<br />

vorbereitet werden für die Gärsilos,<br />

in denen sie in feinen Streifen unter<br />

vollständigem Luftabschluss spontan<br />

vor sich hingären können.<br />

Eingemachtes<br />

Filder-Spitzkraut.<br />

Das Rezept steht<br />

auf Seite 160<br />

Doch worin liegt nun das Geheimis<br />

des Filderkrauts? Seine Blätter haben<br />

weniger Rippen und ergeben daher<br />

besonders lange, feine Streifen; zudem<br />

enthalten sie mehr Zucker und andere<br />

wertvolle Inhaltsstoffe als gängige<br />

Rundkohlarten. Aus dem Zucker entstehen<br />

bei der Gärung Milchsäure und<br />

Spuren von Essigsäure, was Geruch<br />

und Geschmack prägt, sodass das fertige<br />

Sauerkraut nicht einseitig sauer,<br />

sondern durch seine Komplexität milder<br />

und gewissermaßen „gemüsiger“<br />

schmeckt. Für Fans ein Hochgenuss!<br />

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