Journal Straßenfeste: Ein Gewinn für alle - hamburger wirtschaft
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Porträt<br />
Leitet ein innovatives Unternehmen: Für Günther Möller, geschäftsführender Gesellschafter der Autoruf G.m.b.H., steht Kundenservice an erster Stelle<br />
Autoruf G.m.b.H.<br />
Zwischen Säule und App<br />
1912 führte die Autoruf G.m.b.H. die ersten Rufsäulen ein –<br />
damals eine Weltsensation. Heute ist das Unternehmen 100 Jahre<br />
alt und Hamburgs älteste Taxen-Vermittlungszentrale.<br />
Endlich! 1912 hat die oft lange Warterei ein<br />
Ende: Die am 17. April gegründete Firma<br />
„Autoruf – System Drost – Gesellschaft mit<br />
beschränkter Haftung“ stellt nach ihrer Gründung<br />
in Hamburg die ersten Autorufsäulen –<br />
54 dunkelgrüne Autogehäuse – auf. Um einen<br />
Wagen anzufordern, steckt der Fahrgast eine<br />
Reichsmark in den Automaten, die später<br />
verrechnet wird. Nicht nur die Kunden sind<br />
damals begeistert, sondern auch Verkehrsexperten<br />
aus dem In- und Ausland bewundern<br />
die Weltsensation.<br />
Mit diesem Paukenschlag beginnt eine erfolgreiche<br />
Entwicklung, die bis heute anhält.<br />
Die Autoruf G.m.b.H., besser bekannt als<br />
„Taxiruf 44 10 11“, ist inzwischen 100 Jahre alt<br />
und damit die älteste Taxen-Vermittlungszentrale<br />
der Stadt. Doch der Weg ist mitunter<br />
steinig: Mit Beginn des Krieges 1939 brechen<br />
schlechte Zeiten <strong>für</strong> das Unternehmen an. Ab<br />
<strong>hamburger</strong> <strong>wirtschaft</strong> 04/2012<br />
1940 dürfen nur noch Fahrten <strong>für</strong> Krankentransporte<br />
und Fahrzeuge des Roten Kreuzes<br />
vermittelt werden. Viele der Rufsäulen f<strong>alle</strong>n<br />
den Bombenangriffen zum Opfer. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg kommen die ersten Taxen<br />
<strong>für</strong> Angehörige der Britischen Besatzungsmacht<br />
zum <strong>Ein</strong>satz. Wer Zivilpersonen befördern<br />
will, muss sich ein „Permit“ besorgen und<br />
sein Taxi durch einen weißen breiten Strich<br />
kennzeichnen lassen. Gefahren wird nur, solange<br />
das Benzin reicht.<br />
1960 bekommt jede Rufsäule eine Direktleitung<br />
zur Zentrale. Diese wird damit nicht<br />
nur zur modernen Funkzentrale, sondern sie<br />
kann auch große Hilfe während der Hamburger<br />
Flutkatastrophe im Jahr 1962 leisten: Als<br />
Funkleitstelle <strong>für</strong> Hilfs- und Zubringerein sätze<br />
der Funktaxen unterstützt Autoruf die Feuerwehr.<br />
Das Unternehmen wächst weiter und<br />
stellt seine Taxen-Vermittlung auf computer-<br />
gesteuerte Technik um. Es kauft Hamburgs<br />
zweitälteste und nunmehr 50 Jahre alte Funktaxizentrale<br />
„Taxi Hamburg 6 x 6“ und entwickelt<br />
sich mit mehr als 1 000 Wagen zum<br />
größten Taxen-Dienstleister der Stadt.<br />
Das Serviceportfolio reicht von „A“ wie<br />
„Airportservice“ über „L“ wie „Lotsendienst“<br />
bis hin zu „V“ wie „Verrechnungsservice“. Und<br />
damit nicht genug: Zusammen mit anderen<br />
Funkzentralen innerhalb der Bundesrepublik<br />
gründet Autoruf die „Taxi Deutschland e. G.“,<br />
zu deren Angeboten auch die Handyrufnummer<br />
22456 gehört. Damit können Kunden in<br />
jeder deutschen Stadt mit mehr als 5 000 <strong>Ein</strong>wohnern<br />
einen Wagen über das Mobiltelefon<br />
bestellen.<br />
„Taxiruf 44 10 11“ und „Taxi Hamburg 6 x 6“<br />
bieten eine gemeinsame App <strong>für</strong> Smartphonenutzer<br />
an: Über „Taxi Hamburg“ kann<br />
sich der Kunde ein freies Taxi online buchen.<br />
„Stillstand gibt es bei uns nicht“, sagt Günther<br />
Möller, geschäftsführender Gesellschafter der<br />
Autoruf G.m.b.H. „Derzeit zum Beispiel werden<br />
die Rufsäulen, mit denen unsere Firmengeschichte<br />
begann, nach und nach auf eine<br />
umweltschonende Solartechnik umgestellt.“<br />
Innovativ, umweltverträglich und erfolgreich<br />
soll die Zentrale damit in das nächste Jahrhundert<br />
gehen.<br />
Kristina Bohnenstengel<br />
kristina.bohnenstengel@hk24.de<br />
Telefon 36138-364<br />
Foto: Perrey