Journal Straßenfeste: Ein Gewinn für alle - hamburger wirtschaft
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18<br />
Infrastruktur<br />
Stadtentwicklung<br />
Mehr Wohnraum <strong>für</strong> Hamburg<br />
Aktuelle Pläne der Bezirke zeigen, wo in Hamburg dringend benötigte<br />
Wohnungen entstehen könnten. Auch einige Gewerbeflächen stehen als<br />
Bauland zur Disposition.<br />
Hamburg hat im vergangenen Jahrzehnt<br />
gut 71 000 neue <strong>Ein</strong>wohner angezogen.<br />
Weil es mehr und mehr Singles gibt, hat die<br />
Zahl der Haushalte im selben Zeitraum sogar<br />
um 73 000 zugenommen. Da aber nur etwas<br />
mehr als 24 000 Wohnungen gebaut wurden,<br />
verwundert es nicht, dass der Wohnungsbau<br />
auf der Agenda des Sena-<br />
tes ganz oben steht. Mit<br />
den Bezirken wurde daher<br />
der „Vertrag <strong>für</strong> Hamburg<br />
– Wohnungsneubau“<br />
geschlossen. Darin<br />
setzen sich Senat und Bezirke<br />
das Ziel, jährlich 6 000 Wohnungen zu<br />
genehmigen. Die Bezirke haben sich zudem<br />
verpflichtet, Wohnungsbauprogramme aufzustellen.<br />
Diese wurden Ende 2011 von den Bezirksversammlungen<br />
beschlossen und enthalten<br />
<strong>für</strong> jeden Bezirk eine Aufstellung jener<br />
Flächen, die kurz-, mittel- oder langfristig <strong>für</strong><br />
den Wohnungsbau bereitgestellt werden sollen.<br />
Jährlich, so hatte die Handelskammer im<br />
ver gangenen Jahr gefordert, müssten <strong>für</strong> den<br />
Wohnungsbau bis zu 100 Hektar bereitgestellt<br />
werden. Da Hamburg eine der am dünnsten<br />
besiedelten Metropolen der Welt ist, kann<br />
ein Großteil der Neubauten durch Nachverdichtung<br />
verwirklicht werden. Auch die<br />
Wohnungsbauprogramme setzen darauf, bestehende<br />
Siedlungen zu ergänzen oder sogenannte<br />
„Konversionsflächen“ zu nutzen. So<br />
„Die Interessen von Wohnen<br />
und Gewerbe müssen<br />
mit Augenmaß in <strong>Ein</strong>klang<br />
gebracht werden.“<br />
entstehen neue Wohnquartiere zum Beispiel<br />
auf dem Gelände der früheren Pestalozzischule<br />
in St. Pauli, auf dem Grundstück des ehemaligen<br />
Krankenhauses Bethanien in Eppendorf<br />
und auf dem Areal des stillgelegten<br />
Güterbahn hofes Lokstedt. Diese Innenentwicklung<br />
spart nicht nur Erschließungskosten,<br />
sondern trägt auch dazu<br />
bei, lange Wege und somit<br />
CO 2 -Emissionen zu<br />
vermeiden.<br />
Darüber hinaus schlagen<br />
die Bezirke vor, auf<br />
zahlreichen Gewerbeflächen<br />
Wohnungen zu errichten, beispielsweise<br />
auf dem Gelände am Schleusengraben in Bergedorf<br />
– die Arbeiten dort sollen bereits in<br />
diesem Jahr beginnen. Als langfristige Wohnungsbaureserve<br />
sieht der Bezirk Hamburg-<br />
Mitte neben den bislang als Industriegebiet<br />
ausgewiesenen Flächen nördlich des Billebeckens<br />
auch Hafenflächen auf dem Kleinen<br />
Grasbrook vor. Insgesamt werden in den sieben<br />
Hamburger Bezirken weit über 100 Hektar<br />
gewerblich genutzter Areale <strong>für</strong> Wohnungsneubauten<br />
vorgeschlagen.<br />
Gewerbeflächen <strong>für</strong> den Wohnungsbau<br />
umzuwandeln, ist in <strong>Ein</strong>zelfällen durchaus<br />
gerechtfertigt, zum Beispiel wenn diese<br />
den heutigen Nutzungsanforderungen wegen<br />
beschränkter Emissionsmöglichkeiten nicht<br />
mehr gerecht werden. Doch bei jeder Um-<br />
strukturierung von ausgewiesenen Gewerbeflächen<br />
muss ein vollständiger Ausgleich<br />
möglichst innerhalb des jeweiligen Bezirkes<br />
erfolgen. „Hamburger Arbeitnehmer müssen<br />
in Hamburg auch bezahlbaren Wohnraum finden“,<br />
sagt Michael Westhagemann, Handelskammer-Vizepräses<br />
und Vorsitzender des Industrieverbandes<br />
Hamburg. „Daher begrüßen<br />
wir die Wohnungsbauinitiative des Senates.<br />
Zugleich muss es in unserer Stadt Gewerbeflächen<br />
geben <strong>für</strong> die Entwicklung und Ansiedelung<br />
von Unternehmen und damit Raum <strong>für</strong><br />
industrielle Arbeitsplätze. Die Interessen von<br />
Wohnen und Gewerbe müssen mit Augenmaß<br />
in <strong>Ein</strong>klang gebracht werden. Wir dürfen keine<br />
industrielle Investition aus Platzgründen<br />
verhindern oder verlieren.“ Par<strong>alle</strong>l zum Wohnungsbauentwicklungsplan<br />
muss Hamburg<br />
daher einen Industrie- und Gewerbeflächenentwicklungsplan<br />
aufstellen. Dieser sollte jene<br />
Areale erfassen, auf denen sich neue Unternehmen<br />
ansiedeln und bestehende expandieren<br />
können. Die Bezirke müssen darin nicht<br />
nur die Gewerbeflächen definieren, die dauerhaft<br />
zur Verfügung stehen sollen, sondern sie<br />
müssen auch neue Gewerbeflächenpotenziale<br />
identifizieren und entwickeln.<br />
Langfristig muss Hamburg bei anhaltend<br />
hoher Wohnungsnachfrage Neubauten auch<br />
auf Freiflächen zulassen. Gut erschlossene und<br />
zentral gelegene Areale sind da<strong>für</strong> reichlich<br />
vorhanden. So ist beispielsweise nördlich der