OM_05_2019_ePaper
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Mitte April ist es endlich soweit: Die ersten Spargelspitzen auf Hof Kaemena<br />
in Oberneuland treiben aus und die ersten Verkaufsstände können schon mit<br />
dem heiß ersehnten weißen Edelgemüse beliefert werden.<br />
Text: Sabine von der Decken, Fotos: Sabine von der Decken, Hajo Kaemena<br />
Für den Austrieb der Spargelpflanze braucht das Frühlingsgemüse<br />
an der Wurzel zwölf Grad Celsius, dann geht<br />
es los. Früher orientierten sich Spargelbauern am zarten<br />
grünen Flaum der gerade ausgetriebenen Eichen, dann<br />
hieß es: „Der Spargel treibt aus.“ Heute ist es das im Spargeldamm<br />
integrierte digitale Thermometer des Spargelbauern, das Auskunft<br />
über die Temperaturverhältnisse im Boden gibt. Gerade in<br />
den ersten warmen Tagen befragt Hajo Kaemena ganz regelmäßig<br />
sein Smartphone, das ihm die Temperaturen auf und im<br />
Spargeldamm mitteilt.<br />
„Wenn das Wetter so bleibt“, sagt der Oberneulander Spargelbauer<br />
Anfang April, „dann herrscht unter der dreifachen Folie<br />
an der Bodenoberfläche schnell eine Temperatur von 40 Grad<br />
Celsius.“ In 40 Zentimeter Tiefe an der Wurzel sind es zu dem<br />
Zeitpunkt 14,6 Grad Celsius. Das seien zwar gute Startbedingungen<br />
für den Spargel, die optimale Wachstumstemperatur an der<br />
Wurzel aber liegt bei 20 Grad Celsius. Dann wächst der Spargel<br />
zehn Zentimeter pro Tag in die Höhe.<br />
Das digitale Thermometer ist die einzige Technik, die Hajo<br />
Kaemena auf dem Spargelfeld einsetzt. „Es ist eine echte Entscheidungshilfe.“<br />
Denn mithilfe der Daten kann er den Beginn<br />
der Ernte besser planen und die Temperatur im Spargeldamm<br />
besser regulieren. Denn Spargel mag es weder zu kalt noch zu<br />
warm. Je nach Temperatur wendet er die Folien von weiß auf<br />
schwarz oder umgekehrt, um die Dämme zu erwärmen oder zu<br />
kühlen. „Ich versuche durch Wenden der Folien eine optimale<br />
Temperatur von 20 Grad Celsius zu halten“, sagt Kaemena. Auf<br />
die Folien ganz zu verzichten, das geht auch auf Hof Kaemena<br />
nicht. „Dann gäbe es noch keinen Spargel“, sagt der umweltbewusste<br />
Oberneulander Landwirt.<br />
Die Installation einer Feldheizung, um einer der Ersten zu<br />
sein, die mit dem Frühlingsgemüse auf den Markt kommen,<br />
kommt für ihn aus ökologischen Erwägungen überhaupt nicht<br />
in Frage. „Alles hat seine Zeit“, so seine Meinung zu Saisongemüse,<br />
das aus der Region stammt.<br />
Aufgrund der Einführung des Mindestlohns stellte Hajo<br />
Kaemena auf Akkordlohn um. „Es ist fair, weil gute Leistung gut<br />
bezahlt wird“, sagt der Oberneulander Spargelbauer. Jeden Tag<br />
berechnet er aufgrund des wetterabhängigen Wachstums die<br />
durchschnittlich gestochene Menge. Wer über dem Durchschnitt<br />
liegt, hat auch einen überdurchschnittlichen Verdienst, der weit<br />
über dem Mindestlohn liegt. Am Feldrand hat jeder der Saisonkräfte<br />
seine „Kiste“ stehen, in die er seinen gestochenen Spargel<br />
zum Auswiegen legt.<br />
18 OBERNEULAND