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abbrechen wollte, den stach sie mit ihrem<br />
Stachel. Einmal geschah es, dass die<br />
Königin selber in ihren Garten ging und die<br />
schöne Blume sah, worüber sie sich so<br />
verwunderte, dass sie sie abbrechen<br />
wollte. Aber Bienchen kam und stach sie<br />
so stark in die Hand, dass sie die Rose<br />
musste fahren lassen, doch hatte sie<br />
schon ein wenig eingerissen. Da sah sie,<br />
dass Blut aus dem Stängel quoll, ließ eine<br />
Fee kommen, damit sie die Blume<br />
entzauberte. Da erkannte die Königin ihre<br />
Tochter wieder und war von Herzen froh<br />
und vergnügt. Es wurde aber eine große<br />
Hochzeit angestellt, eine Menge Gäste<br />
gebeten, die kamen in prächtigen<br />
Kleidern, tausend Lichter flimmerten im<br />
Saal, und es wurde gespielt und getanzt<br />
bis zum hellen Tag.<br />
"Bist du auch auf der Hochzeit gewesen?"<br />
- "Jawohl, bin drauf gewesen:<br />
mein Kopfputz war von Butter, da kam ich<br />
in die Sonne,<br />
und er ist mir abgeschmolzen;<br />
mein Kleid war von Spinnweb, da kam ich<br />
durch Dornen,<br />
die rissen es mir ab;<br />
meine Pantoffel waren von Glas, da trat ich<br />
auf einen Stein,<br />
da sprangen sie entzwei.“<br />
Hurleburlebutz<br />
Ein König verirrte sich auf der Jagd, da trat<br />
ein kleines weißes Männchen vor ihn:<br />
"Herr König, wenn Ihr mir Eure jüngste<br />
Tochter geben wollt, so will ich Euch<br />
wieder aus dem Wald führen." Der König<br />
sagte es in seiner Angst zu, das Männchen<br />
brachte ihn auf den Weg, nahm dann<br />
Abschied und rief noch nach: "In acht<br />
Tagen komm ich und hol meine Braut."<br />
Daheim aber war der König traurig über<br />
sein Versprechen, denn die jüngste<br />
Tochter hatte er am liebsten; das sahen<br />
ihm die Prinzessinnen an und wollten<br />
wissen, was ihm Kummer mache. Da mußt<br />
er's endlich gestehen, er habe die jüngste<br />
von ihnen einem kleinen weißen<br />
Waldmännchen versprochen, und das<br />
komme in acht Tagen und hole sie ab. Sie<br />
sprachen aber, er solle gutes Muts sein,<br />
das Männchen wollten sie schon anführen.<br />
Darnach, als der Tag kam, kleideten sie<br />
eine Kuhhirtstochter mit ihren Kleidern an,<br />
setzten sie in ihre Stube und befahlen ihr:<br />
"Wenn jemand kommt und will dich<br />
abholen, so gehst du mit!" Sie selber aber<br />
gingen alle aus dem Hause fort. Kaum<br />
waren sie weg, so kam ein Fuchs in das<br />
Schloß und sagte zu dem Mädchen: "Setz<br />
dich auf meinen rauhen Schwanz, Hurleburlebutz!<br />
hinaus in den Wald!" Das<br />
Mädchen setzte sich dem Fuchs auf den<br />
Schwanz, und so trug er es hinaus in den<br />
Wald; wie sie aber auf einen schönen<br />
grünen Platz kamen, wo die Sonne recht<br />
hell und warm schien, sagte der Fuchs:<br />
"Steig ab und laus mich!" Das Mädchen<br />
gehorchte, der Fuchs legte seinen Kopf<br />
auf ihren Schoß und ward gelaust; bei der<br />
Arbeit sprach das Mädchen: "Gestern um<br />
die Zeit war's doch schöner in dem Wald!" -<br />
"Wie bist du in den Wald gekommen?"<br />
fragte der Fuchs. "Ei, da hab ich mit<br />
meinem Vater die Kühe gehütet." - "Also<br />
bist du nicht die Prinzessin! Setz dich auf<br />
meinen rauhen Schwanz, Hurleburlebutz!<br />
zurück in das Schloß!" Da trug sie der<br />
Fuchs zurück und sagte zum König: "Du<br />
hast mich betrogen, das ist eine Kuhhirtstochter,<br />
in acht Tagen komm ich<br />
wieder und hol mir deine." Am achten Tage<br />
aber kleideten die Prinzessinnen eine<br />
Gänsehirtstochter prächtig an, setzten sie<br />
hin und gingen fort. Da kam der Fuchs<br />
wieder und sprach: "Setz dich auf meinen<br />
rauhen Schwanz, Hurleburlebutz! hinaus<br />
in den Wald!" Wie sie in dem Wald auf den<br />
sonnigen Platz kamen, sagte der Fuchs<br />
wieder: "Steig ab und laus mich!" Und als<br />
das Mädchen den Fuchs lauste, seufzte es<br />
und sprach: "Wo mögen jetzt meine Gänse<br />
sein!" - "Was weißt du von Gänsen?" - "Ei,<br />
die hab ich alle Tage mit meinem Vater auf<br />
die Wiesen getrieben." - "Also bist du nicht<br />
des Königs Tochter! Setz dich auf meinen<br />
rauhen Schwanz, Hurleburlebutz! zurück<br />
in das Schloß!" Der Fuchs trug sie zurück<br />
und sagte zum König: "Du hast mich wieder<br />
betrogen, das ist eine Gänsehirtstochter,<br />
in acht Tagen komm ich noch<br />
einmal, und wenn du mir dann deine<br />
Tochter nicht gibst, so soll dir's übel<br />
gehen." Dem König ward Angst, und wie<br />
der Fuchs wieder kam, gab er ihm die<br />
Prinzessin. "Setz dich auf meinen rauhen<br />
Schwanz, Hurleburlebutz! hinaus in den<br />
Wald!" Da mußte sie auf dem Schwanz<br />
des Fuchses hinausreiten, und als sie auf<br />
den Platz im Sonnenschein kamen, sprach<br />
er auch zu ihr: "Steig ab und laus mich!" Als<br />
er ihr aber seinen Kopf auf den Schoß<br />
legte, fing die Prinzessin an zu weinen und<br />
sagte: "Ich bin eines Königs Tochter und<br />
soll einen Fuchs lausen, saß ich jetzt<br />
daheim in meiner Kammer, so könnt ich<br />
meine Blumen im Garten sehen!" Da hörte<br />
der Fuchs, daß er die rechte Braut hatte,<br />
verwandelte sich in das kleine weiße<br />
Männchen, und das war nun ihr Mann, bei<br />
dem mußt sie in einer kleinen Hütte<br />
wohnen, ihm kochen und nähen, und es<br />
dauerte eine gute Zeit. Das Männchen<br />
aber tat ihr alles zuliebe.<br />
Einmal sagte das Männchen zu ihr: "Ich<br />
muß fortgehen, aber es werden bald drei<br />
weiße Tauben geflogen kommen, die<br />
werden ganz niedrig über die Erde<br />
hinstreifen, davon fang die mittelste, und<br />
wenn du sie hast, schneid ihr gleich den<br />
Kopf ab, hüt dich aber, daß du keine<br />
andere ergreifst als die mittelste, sonst<br />
entsteht ein groß Unglück daraus." Das<br />
Männchen ging fort; es dauerte auch nicht<br />
lang, so kamen drei weiße Tauben dahergeflogen.<br />
Die Prinzessin gab acht, ergriff<br />
die mittelste, nahm ein Messer und schnitt<br />
ihr den Kopf ab. Kaum aber lag der auf<br />
dem Boden, so stand ein schöner junger<br />
Prinz vor ihr und sprach: "Mich hat eine<br />
Fee verzaubert, sieben Jahr lang sollt ich<br />
meine Gestalt verlieren und sodann als<br />
eine Taube an meiner Gemahlin<br />
vorbeifliegen, zwischen zwei andern, da<br />
müsse sie mich fangen und mir den Kopf<br />
abhauen, und fange sie mich nicht oder<br />
eine unrechte und ich sei einmal<br />
vorbeigeflogen, so sei alles vorbei und<br />
keine Erlösung mehr möglich; darum hab<br />
ich dich gebeten, ja recht achtzuhaben,<br />
denn ich bin das graue Männlein und du<br />
meine Gemahlin." Da war die Prinzessin<br />
vergnügt, und sie gingen zusammen zu<br />
ihrem Vater, und als der starb, erbten sie<br />
das Reich.<br />
Blaubart<br />
In einem Walde lebte ein Mann, der hatte<br />
drei Söhne und eine schöne Tochter.<br />
Einmal kam ein goldener Wagen mit sechs<br />
Pferden und einer Menge Bedienten<br />
angefahren, hielt vor dem Haus still, und<br />
ein König stieg aus und bat den Mann, er<br />
möchte ihm seine Tochter zur Gemahlin<br />
geben. Der Mann war froh, dass seiner<br />
Tochter ein solches Glück widerfuhr, und<br />
sagte gleich ja; es war auch an dem Freier<br />
gar nichts auszusetzen, als dass er einen<br />
ganz blauen Bart hatte, so dass man einen<br />
kleinen Schrecken kriegte, sooft man ihn<br />
ansah.<br />
Das Mädchen erschrak auch anfangs<br />
davor und scheute sich, ihn zu heiraten,<br />
aber auf Zureden ihres Vaters willigte es<br />
endlich ein. Doch weil es so eine Angst<br />
fühlte, ging es erst zu seinen drei Brüdern,<br />
nahm sie allein und sagte: "Liebe Brüder,<br />
wenn ihr mich schreien hört, wo ihr auch<br />
seid, so lasst alles stehen und liegen und<br />
kommt mir zu Hülfe." Das versprachen ihm<br />
die Brüder und küssten es. "Leb wohl, liebe<br />
Schwester, wenn wir deine Stimme hören,<br />
springen wir auf unsere Pferde und sind<br />
bald bei dir." Darauf setzte es sich in den<br />
Wagen zu dem Blaubart und fuhr mit ihm<br />
fort. Wie es in sein Schloss kam, war alles<br />
prächtig, und was die Königin nur<br />
wünschte, das geschah, und sie wären<br />
recht glücklich gewesen, wenn sie sich nur<br />
an den blauen Bart des Königs hätte<br />
gewöhnen können, aber immer, wenn sie<br />
den sah, erschrak sie innerlich davor.<br />
Nachdem das einige Zeit gewährt, sprach<br />
er: "Ich muss eine große Reise machen, da<br />
hast du die Schlüssel zu dem ganzen<br />
Schloss, du kannst überall aufschließen<br />
und alles besehen, nur die Kammer, wozu<br />
dieser kleine goldene Schlüssel gehört,<br />
verbiet ich dir; schließt du die auf, so ist<br />
dein Leben verfallen."<br />
Sie nahm die Schlüssel, versprach ihm zu<br />
gehorchen, und als er fort war, schloss sie<br />
nacheinander die Türen auf und sah so viel<br />
Reichtümer und Herrlichkeiten, dass sie<br />
meinte, aus der ganzen Welt wären sie<br />
hier zusammengebracht. Es war nun<br />
nichts mehr übrig als die verbotene