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Skript Fritz Bicher 1928 - Geologie Lüneburg

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Durch diese verworfene und überschobene Trias stösst nun der Mitte des Zechsteinhorst oder die<br />

Zechsteinhorste Kalkberg und Schildstein. Durch das Feststellen des rhombendodekaeder-<br />

flächigen Boracites im Schildstein ist die alte Angabe von den auf dem Kalkberggips<br />

beschränkten rhombendodekaederflächigen Boracites hinfällig geworden. Auch die neueren<br />

Aufschlussarbeiten im Schildstein haben gezeigt, dass dort nicht nur Plattendolomit, sondern im<br />

Schichtverband mit ihm auch Rauchwacke vorkommen, die dem des Kalkberges sehr ähnlich ist<br />

und da diese vom Schildstein bis dahin nicht bekannte Rauchwacke nebst der angeblich<br />

verschiedenen Form der Boracite das Hauptunterscheidungsmittel von Kalkberg- und<br />

Schildberggips waren, der Kalkberggips aber sekundär so verändert ist, dass über seine<br />

ursprüngliche Struktur nichts mehr zu ermitteln ist, so erhebt sich von neuem die Frage, ob<br />

Schildsteingips und Kalkberggips wirklich verschiedenen Alters oder nicht doch vielleicht<br />

beides Schuppen vom oberen Zechstein sind. Wir haben hier zwischen dem oberem (verkehrt<br />

fallendem) Zechstein im Schildstein und dem mittlerem Zechstein im Kalkberg eingesunkene<br />

Triasschichten, woraus immerhin wahrscheinlich wird, dass Schildstein und Kalkberg z. Zt.<br />

keinen einheitlichen Horst bilden, sondern dass es zwei isolierte, durch komplizierte Tektonik in<br />

die Höhe gebrachte Horste sind, und dass der bei weitem grösste Teil des Gebietes in ihrer<br />

Umgebung und auf der Saline nicht von Zechstein. sondern von Triasschichten, speziell den<br />

mittleren Muschelkalk gebildet wird. Mag dem aber sein wie ihm wolle, ob Schildstein und<br />

Kalkberg ein im wesentlichen zusammenhängender Horst mit verhältnismässig gering<br />

eingesunkenen Triasschichten oder 2 getrennte Horste darstellen, ausserhalb des durch<br />

Schildstein, Kalkberg und Saline bezeichneten Dreiecks tritt sicher überall Trias auf, die im<br />

grossen Ganzen mantelförmig nach allen Seiten von dem Zechsteingipsstock abfällt. vgl.<br />

Lageplan des <strong>Lüneburg</strong>er Horstes in Höhe des Salzspiegels.<br />

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Was die Lagerungsverhältnisse der Schichten des <strong>Lüneburg</strong>er Felsengrundes betrifft, so<br />

haben wir ein Beispiel der periklinalen (ringsum neigende) Schichtanordnung vor uns, indem die<br />

wie ein riesiger Pfropfen aus mehreren Tausend m Tiefe emporgepressten Schichten des<br />

Zechsteins den Kern und Mittelpunkt bilden, um den die mit im hochgepressten jüngeren<br />

Schichten ringförmig lagern, nach aussen fallend. Sie bilden konzentrische Ringe, die von aussen<br />

nach innen immer jüngeren Schichten angehören. Diese gewaltige Schichtaufrichtung hat<br />

natürlich eine Menge von weiteren Störungen in den Lagerungsverhältnissen zur Folge gehabt;<br />

dazu kommen Störungen, die ihre Ursache in den erheblichen Salz und Gipsauslaugungen haben,<br />

von denen die Salz- und gipsführenden Schichten des Zechsteins und des Keupers umso leichter<br />

betroffen werden konnten, als durch die mit der Aufrichtung der Schichten verbundenen<br />

Zerreissungen, Verwerfungen und Verschiebungen den Untergrundswassern die Wege zu den Salz<br />

und Gipseinlagerungen geebnet wurden. (15) Von dieser Art Störungen unterscheiden wir radiale<br />

und tangentiale Störungen (meist mit dem nicht immer zutreffenden Ausdruck "Verwerfungen"<br />

bezeichnet). Die letzteren lassen sich vielfach in den Aufschlüssen beobachten (vgl. Dr. Stoller<br />

S.84), die ersteren müssen meist aus bestimmten Anzeichen erschlossen werden. Die Solquelle der<br />

Saline tritt z.B. auf einer solchen radialen Störung auf. Über das Alter all dieser Störungen ist<br />

folgendes zu bemerken. Wir haben gesehen, dass die Obere Kreide über Keuper transgrediert<br />

(überschwemmt), folglich muss in der Zeit vorher eine Aufrichtung der Schichten stattgefunden<br />

haben. Aus den <strong>Lüneburg</strong>er Aufschlüssen selbst lässt sich aber nur folgern, dass dies in der<br />

ungeheuer langen Zeit, die den Jura und die unter Kreide umfasste, geschehen sein muss.<br />

(Wahrscheinlich handelt es sich um mehrere Phasen der Gebirgsbildung, die schon im Jura<br />

einsetzte und in der Unteren Kreide nicht söhlig = oo lagern, sondern steil aufgerichtet sind, so<br />

muss in der Nachkreidezeit, also im Tertiär wiederum eine Phase der Gebirgsstörung<br />

angenommen werden, wenn wir auch ihren Zeitpunkt aus den Aufschlüssen <strong>Lüneburg</strong>s nicht<br />

genauer bestimmen können. (Es handelt sich wohl um die alttertiäre Phase der Gebirgsbildung.)<br />

Aber auch in noch späteren Zeiten - im Jungtertiär und sogar im Diluvium - haben Störungen<br />

gösseren und geringeren Umfanges am Gebirgsstock von <strong>Lüneburg</strong> stattgefunden.<br />

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