Skript Fritz Bicher 1928 - Geologie Lüneburg
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Aus der in Blatt 4 der Zeichnungen beigegebenen Karte von der Umgebung von <strong>Lüneburg</strong>,<br />
auf welcher die von Dr. Müller gewonnenen Resultate im März 1899 aufgetragen sind, ist<br />
ersichtlich, dass die im Kalkberge und Schildstein auftretenden Gipse, welche nach Dr. Müllers<br />
Untersuchungen zweifelsohne dem Zechstein angehören, den Mittelpunkt des <strong>Lüneburg</strong>er Kegels<br />
bilden, um welche sich die übrigen Schichten mantelförmig anlegen. Und zwar folgen dem Alter<br />
nach: Kohlenkeuper, Gipskeuper und Kreidekalk. Durch die im Sommer dieses Jahres auf den<br />
oberhalb des Kirchhofes gelegenen Klostergrundstücken vorgenommenen Schürfversuche ist<br />
nachgewiesen, dass der (auf der Karte 4) eingezeichnete Kohlenkeuper von Muschelkalk<br />
durchbrochen ist und samt letzteren gleichfalls in einer grösseren Erstreckung auftritt. Hierüber<br />
wird besonders berichtete werden.<br />
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Der Kalk- und Tonmergel der Kreide und des Keupers, welcher nur an dieser Stelle<br />
speziell unbeachtet, tritt ausser auf dem fraglichen Terrain noch am Zeltberge und zwischen der<br />
Saline und dem Krankenhause auf. Ferner ist noch bemerkenswert, dass durch die Forschungen<br />
von Dr. Müller verschiedene grössere und kleinere Verwerfungen nachgewiesen sind und zwar<br />
sowohl in den Kalkbrüchen auf dem Zeltberge sowie auf der Schafweide als auch in dem<br />
Piperschen Kalkbrüche und an anderen Stellen, woraus folgt, dass die Ablagerungen bei <strong>Lüneburg</strong><br />
starken Störungen ausgesetzt gewesen sind. Dies geht auch schon aus den mannigfach veränderten<br />
Streichen und der bereits erwähnten steilen Schichtenstellung genügend hervor. Wie Karte 4<br />
zeigt, streichen die Kreide- und Triassedimente SO nach NW bzw. SW - NO, während die<br />
Schildsteindolomite nahezu von S - N verlaufen. Es sind somit sämtliche im nördlichen<br />
Deutschland auftretenden Streichungsrichtungen vertreten und zwar in einem so kleinen Gebiete,<br />
dass auch hieraus auf gewaltige Gebirgsstörungen zu schliessen ist. Diese Störungen, von denen<br />
die wichtigsten in karte 4 mit roten Linien eingezeichnet sind, sind deshalb für die vorliegenden<br />
Untersuchung von ausserordentlichem Werte, weil hieraus hervorgeht, dass, wenn Kalisalze bei<br />
<strong>Lüneburg</strong> vorhanden sind, einem eventuellem Bergbau daraus grosse Gefahren drohen. Nach den<br />
neuesten von Seiten der Saline gemachten Aufschlüssen kann wohl mit ziemlicher Sicherheit<br />
angenommen werden, dass auch an dieser Stelle, allerdings in ganz erheblicher Teufe Salze<br />
anstehen. Ob auch Kalisalze vorkommen ist bis jetzt immer noch zweifelhaft.<br />
III. Lagerungsverhältnisse in dem untersuchten Felderteil.<br />
Was nun die Lagerungsverhältnisse in dem untersuchten Felderteil anbetrifft, so scheinen wir es<br />
mit einem von Kreide und Keuperschichten gebildeten Kegel oder Rücken zu tun zu haben,<br />
welcher von SW - NO streicht und nach NW mit 2 - 7° einfällt. Das Einfallen nach NO beträgt 2°,<br />
während im SO die liegenden Schichten durch eine Mulde von diluvialen Tonen und Sanden<br />
überdeckt sind, welche bisher noch nicht genügend aufgeschlossen ist. Ebenso sind die<br />
Lagerungsverhältnisse nach SW noch nicht ganz geklärt, weil das Gebiet, in welchem dies hätte<br />
festgestellt werden können, über die Grenze des mir zunächst zur Untersuchung aufgegebenen,<br />
hinausgeht.<br />
Zur Untersuchung des Terrains sind etwa 30 Bohrlöcher gestossen, deren Schichtenproben<br />
in Anlage 3 genau bezeichnet und in Gläsern wohlverpackt beigefügt sind, die Proben sind im<br />
allgemeinen Meter für Meter genommen.<br />
Die Klassifizierung der einzelnen Proben nach den Formationen, denen dieselben<br />
angehören, ist (in Anlage C) durchgeführt und zugleich in den verschiedenen Profilen<br />
veranschaulicht.<br />
Aus dem in Blatt 2 aufgeführten Querprofilen I und II sehen wir den in der Piperschen<br />
Grube aufgeschlossenen Kalkmergel verhältnismässig flach nach NW einfallen. Die Deckschicht<br />
bilden diluviale Kreide und Lehme, welche nach der genannten Richtung an Mächtigkeit<br />
zunehmen. Im Liegenden sind blaue und rote Keupermergel aufgeschlossen, von denen die<br />
letzteren, bald mit mehr, bald mit weniger blauen Adern bzw. Einlagen durchsetzt sind. Das Profil<br />
III, welches im allgemeinen die gleichen Lagerungsverhältnisse wie die soeben besprochenen<br />
Profile zeigten, sind auch die bunten Tonmergel des Gipskeupers, welche im grossen und ganzen<br />
eine grüne Farbe zeigen, aufgeschlossen. Profil I, in welchem bereits ziemlich starke diluviale<br />
Tone zu den Deckschichten zählen. Ein ähnliches Verhalten der Schichten zeigt das im Blatt 3 der