BOLD THE MAGAZINE No.49
BEGEISTERUNG INTERVIEW: CHARLY HÜBNER | AMY MACDONALD IM GESPRÄCH | URBAN BOHEMIAN: LENA HOSCHEK | THIERRY MUGLER | ANDY WARHOL | SVEN MARQUARDT | PORSCHE DESIGN: GOOD DESIGN MUST BE HONEST | ROLAND HEILER IM INTERVIEW
BEGEISTERUNG
INTERVIEW: CHARLY HÜBNER | AMY MACDONALD IM GESPRÄCH | URBAN BOHEMIAN: LENA HOSCHEK | THIERRY MUGLER | ANDY WARHOL | SVEN MARQUARDT | PORSCHE DESIGN: GOOD DESIGN MUST BE HONEST | ROLAND HEILER IM INTERVIEW
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10 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / CHARLY HÜBNER<br />
„Wildes Herz“ über die ebenfalls aus Mecklenburg-Vorpommern<br />
stammende Band Feine<br />
Sahne Fischfilet) oder eine Kollaboration<br />
mit dem Ensemble Resonanz, bei der jüngst<br />
– sowohl auf der Bühne als auch auf CD –<br />
Franz Schubert und Nick Cave miteinander<br />
verschmolzen wurden („mercy seat“). Nun<br />
ist der 47-jährige ab dem 29. Oktober an der<br />
Seite von Lilith Stangenberg, Tristan Göbel<br />
und Alexander Scheer in der unheimlichen<br />
Serie „Hausen“ auf Sky zu sehen. Wir sprachen<br />
aus diesem Anlass mit ihm am Telefon.<br />
Herr Hübner, „Hausen“ ist etwas, das es so<br />
bis vor kurzem eigentlich nicht gab: eine<br />
Horrorserie aus Deutschland. Die deutsche<br />
Fernsehbranche hat sich in den letzten paar<br />
Jahren wirklich grundlegend verändert,<br />
nicht wahr?<br />
Das klassische Fernsehpublikum altert und<br />
das so genannte lineare Fernsehen ist einfach<br />
von der Globalisierung und dem Weltmarkt<br />
überrollt worden. Mit dem Auftauchen<br />
von Netflix war klar: Man kann sich<br />
sein Programm selbst zusammenstellen, was<br />
vorher immer noch eher kompliziert war.<br />
Bei Netflix war die Technologie schlagend<br />
und hat alle anderen auch erst einmal sofort<br />
abgehängt. Das hat sich bei den Jungen und<br />
Jüngeren natürlich durchgesetzt, denn man<br />
konnte geiles Zeug gucken, wann immer man<br />
Zeit hatte. Und ich hatte da immer die Hoffnung,<br />
dass dieser internationale Konkurrenzkampf<br />
auch hierzulande angenommen wird<br />
und wir mal den Blick auf die deutschen<br />
Verhältnisse ein wenig verlassen. Denn es<br />
gibt so viele junge Menschen, die mit amerikanischer,<br />
britischer, asiatischer oder russischer<br />
Popkultur groß geworden sind, und<br />
die gucken ganz anders auch auf deutsche<br />
Zusammenhänge. Unter anderem durch diese<br />
Popfilter.<br />
Sie meinen Genres wie Science Fiction oder<br />
eben Horror?<br />
Zum Beispiel! Bislang wurde so etwas immer<br />
vor allem in Amerika mit viel Geld entworfen.<br />
Und dieses finanzielle Ungleichgewicht gibt es<br />
nach wie vor. Aber der Gang bei „Hausen“<br />
war, wie mir scheint, dass Produzent Marco<br />
Mehlitz und verstärkt nochmal Regisseur<br />
Thomas Stuber entschieden haben, den umgekehrten<br />
Weg zu gehen. Also mit dem Geld,<br />
was da war, alles herunter zu reduzieren<br />
auf dieses Setting, das hat mir gut gefallen.<br />
Was kann man erzählen, wenn man nicht<br />
die 365 Kameras von James Cameron oder<br />
ein Budget von 320 Millionen Dollar zur<br />
Verfügung hat? Da kommt man dann auch<br />
relativ schnell in so einen postapokalyptischen<br />
Moment rein.<br />
Konnten Sie auf Anhieb etwas mit diesem<br />
Ansatz anfangen?<br />
Beim Lesen der ersten Entwürfe erschloss sich<br />
mir noch nicht sofort, was genau diese Serie<br />
sein soll. Aber Thomas Stuber und ich wollten<br />
schon länger mal miteinander arbeiten. Und<br />
ich fand es spannend, dass es hier für jede<br />
Figur um ein bisschen was anderes geht,<br />
dadurch ist die Sache auch so geheimnisvoll.<br />
Im Fall meiner Figur Jaschek Grundmann<br />
sind die Themen Schuld und Ignoranz. Und<br />
so eine verstockte Männlichkeit, nach dem<br />
Motto: Ich weiß, wie es geht, alle anderen<br />
haben Unrecht. Natürlich war auch die Frage<br />
interessant, wie man so etwas überhaupt<br />
spielt, auf eine so reduzierte Weise. Vor allem<br />
weil das Außen sich ja seiner irgendwann<br />
bemächtigt.<br />
Im Grunde ist „Hausen“ eine Haunted<br />
House-Geschichte, mit einem alten Plattenbau<br />
im Zentrum. Gedreht wurde in<br />
einem stillgelegten Krankenhaus in Buch<br />
bei Berlin. Waren die Dreharbeiten annähernd<br />
so unheimlich wie nun das, was auf<br />
dem Bildschirm zu sehen ist?<br />
Ich habe das nicht als so düster empfunden,<br />
aber das liegt sicherlich auch an der Sicht<br />
meiner Figur. Denn anders als sein Sohn, der<br />
von Anfang an spürt, dass der Apfel faul ist,<br />
ignoriert dieser Jaschek das ja komplett. Der<br />
zieht stur seinen Stiefel durch und macht seine<br />
Arbeit als Hausmeister. Schwieriger als das<br />
Set waren vielleicht die Umstände.<br />
Ach ja?<br />
Es wurde halt letzten Herbst immer dunkler,<br />
und irgendwann war ich – außer am<br />
Wochenende – wirklich nur noch in der<br />
Dunkelheit oder in künstlichem Licht unterwegs.<br />
Zudem war es dauerhaft nass und kalt.<br />
Irgendwann gab es keine richtige Kernwärme<br />
mehr, weil unter der Haut so eine Grundkälte<br />
blieb. Immer in diesen feuchten Gemäuern,<br />
draußen war es auch feucht und eben dunkel.<br />
Dann noch in einem Funkloch und far away<br />
von der Hauptstadt.<br />
Manche Schauspieler finden solche<br />
Umstände ja super, Stichwort: Method