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BOLD THE MAGAZINE No.49

BEGEISTERUNG INTERVIEW: CHARLY HÜBNER | AMY MACDONALD IM GESPRÄCH | URBAN BOHEMIAN: LENA HOSCHEK | THIERRY MUGLER | ANDY WARHOL | SVEN MARQUARDT | PORSCHE DESIGN: GOOD DESIGN MUST BE HONEST | ROLAND HEILER IM INTERVIEW

BEGEISTERUNG

INTERVIEW: CHARLY HÜBNER | AMY MACDONALD IM GESPRÄCH | URBAN BOHEMIAN: LENA HOSCHEK | THIERRY MUGLER | ANDY WARHOL | SVEN MARQUARDT | PORSCHE DESIGN: GOOD DESIGN MUST BE HONEST | ROLAND HEILER IM INTERVIEW

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24 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> IM GESPRÄCH / AMY MACDONALD<br />

basieren. Wir Menschen haben diese<br />

irrwitzigen Ansprüche – nicht nur an<br />

uns selbst, sondern auch aneinander. Wir<br />

erwarten, dass die Leute sofort auf Mails<br />

antworten, jeder soll 24 Stunden am Tag<br />

verfügbar und dabei bitte auch noch glücklich<br />

sein.<br />

Sind wir so beschäftigt, dass wir unsere<br />

wahren Bedürfnisse manchmal aus den<br />

Augen verlieren?<br />

Absolut. Alles dreht sich nur darum,<br />

seine Arbeit so schnell es geht fertig zu<br />

bekommen. Ich weiß, dass das wichtig<br />

ist, aber ich glaube, wir können in vielen<br />

Punkten bessere Wege finden und uns das<br />

Leben leichter machen – dieses Jahr hat<br />

das nur unterstrichen. Freundinnen von<br />

mir arbeiten seit März im Homeoffice und<br />

sind seitdem viel glücklicher. Das ist vielleicht<br />

das Gute, was das Jahr 2020 mit sich<br />

gebracht hat: Wir alle haben erkannt, was<br />

wichtig ist und was nicht.<br />

Hat die Tatsache, dass Sie auf „The<br />

Human Demands“ so viel reflektiert<br />

haben, auch damit zu tun, dass Sie seit<br />

Ihrem letzten Album die 30 überschritten<br />

haben?<br />

Mein 30. Geburtstag war für mich keine<br />

große Sache – eher die Tatsache, dass ich<br />

geheiratet habe. In meinem persönlichen<br />

Leben hat sich zwar nichts geändert, denn<br />

mein Mann und ich waren schon seit Jahren<br />

zusammen, aber es hat dazu geführt, dass<br />

ich ein wenig anders über gewisse Dinge<br />

nachdenke. Für unsere Hochzeitsfeier in<br />

Las Vegas sind 60 Menschen um die halbe<br />

Welt gereist und ich dachte nur: Wie toll,<br />

dass wir diesen Menschen so wichtig sind,<br />

dass sie für uns alles stehen und liegen<br />

lassen. Das hat mich sehr bewegt. Ich war<br />

schon immer eine Tagträumerin, die viel<br />

über Gott und die Welt nachdenkt. Unsere<br />

Hochzeit hat das noch verstärkt.<br />

Ihrem Mann haben Sie den Song „Fire“<br />

gewidmet – und gleich dazu gesagt, dass<br />

das der einzige Liebessong bleiben wird,<br />

den Sie je für ihn schreiben. Warum?<br />

(Lacht) Ich bin keine große Romantikerin.<br />

Mir ist sowas eher peinlich und<br />

ich gehörte nie zu den Leuten, die Songs<br />

darüber schreiben, was für großen Liebeskummer<br />

sie haben oder wie verliebt sie<br />

sind. „Fire“ allerdings war der erste Song,<br />

den ich nach den Flitterwochen schrieb.<br />

Ich war super zufrieden und glücklich, und<br />

das kam einfach aus mir heraus. Als ich<br />

meinem Mann den Song vorspielte, wusste<br />

er natürlich sofort, wovon er handelt, und<br />

so entstand der Witz, dass ich meinte, das<br />

sei der erste und letzte Song, den ich für ihn<br />

schreibe.<br />

„Strong Again“ ist eine Aufmunterung an<br />

all jene, die mit Depressionen zu kämpfen<br />

haben. Was hat es damit auf sich?<br />

Leider habe ich einige Freunde, die ein<br />

paar schwere Jahre im Leben hatten.<br />

Man möchte ihnen so gerne helfen, aber<br />

es geht nicht. Ich habe in solchen Situationen<br />

immer das Gefühl, das Einzige, das<br />

ich tun kann, ist, Songs zu schreiben. Die<br />

Freunde, an die ich beim Schreiben dachte,<br />

haben das Stück noch nicht gehört, aber<br />

ich freue mich schon drauf, es ihnen vorzuspielen.<br />

Im Grunde geht es einfach darum,<br />

jemanden wissen zu lassen, dass man<br />

immer für ihn da ist.<br />

„May the bridges I burn light my way“<br />

heißt es in dem Stück „Bridges“. Sie<br />

waren ja immer jemand, der seinen Weg<br />

gegangen ist und seine Meinung gesagt<br />

hat. Handelt der Song davon?<br />

Das tut er. Wobei ich zu Beginn meiner<br />

Karriere schon manchmal in Ecken<br />

gedrückt wurde, in denen ich mich nicht<br />

wirklich wohl fühlte. Aber ich war halt<br />

jung und verstand das Business nicht. Ich<br />

dachte, ich müsste zu allem ja sagen. Es<br />

gibt Situationen, in denen ich rückblickend<br />

gerne direkter gewesen wäre. Aber Einsicht<br />

ist der erste Weg zur Besserung. Heute<br />

sage ich immer, was ich denke – und die<br />

Welt wäre vielleicht besser, wenn das mehr<br />

Leute machen würden. Es ist völlig okay,<br />

das zu tun was man selbst richtig findet<br />

und auf seinen Bauch zu hören.<br />

Woher nehmen Sie das Selbstbewusstsein<br />

dafür?<br />

Ich habe gelernt, dass niemand wirklich<br />

weiß, was er tut. Vor allem in der Musikindustrie.<br />

Man kann sich all diese schlauen<br />

Ratschläge anhören, aber am Ende sind<br />

doch alle nur am Improvisieren. Viel hat<br />

mit Glück zu tun und damit, zur richtigen<br />

Zeit am richtigen Ort zu sein. Man<br />

kann also im Grunde gar nichts falsch

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