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„Ich danke unserem tollen Team für ihre Arbeit“<br />
AMS Imst-Leiterin Gunda Amprosi im RUNDSCHAU-Gespräch über die Corona-Zeit<br />
Seit August 2017 ist Gunda Amprosi Leiterin der AMS-Stelle in Imst und hatte, wie viele andere<br />
auch, in diesem Jahr mit besonders turbulenten Zeiten zu kämpfen. Die Corona-Krise verlangte<br />
von den Mitarbeitern des Arbeitsmarktservice einiges ab. Mit der RUNDSCHAU sprach sie über<br />
die hektische Zeit in den vergangenen Monaten.<br />
Von Barbara Heiss<br />
RUNDSCHAU: Die vergangenen<br />
Monate waren für das AMS ein Kraftakt.<br />
Wie schätzen Sie diese Zeit persönlich<br />
ein?<br />
Gunda Amprosi: Die Corona-Krise<br />
hat uns mit voller Wucht getroffen.<br />
Am 15. März waren 1026 Personen<br />
arbeitslos gemeldet und dann sind die<br />
Zahlen rapide gestiegen. Am Anfang<br />
sind wir mit Anträgen überhäuft worden.<br />
Wir mussten dann auch gleichzeitig<br />
unsere Arbeitsweise umstellen,<br />
weil persönliche Kontakte im Lockdown<br />
mit unseren Kunden natürlich<br />
kaum möglich waren. Wir haben dann<br />
alles über Telefonie, eAMS-Konto und<br />
E-Mail abgewickelt.<br />
RS: Wie hat diese Umstellung grundsätzlich<br />
funktioniert?<br />
Amprosi: Das hat eigentlich relativ<br />
gut funktioniert – es sind uns<br />
aber in dieser Zeit auch einige Ausnahmeregelungen<br />
bei der Einhaltung<br />
von Fristen zugute gekommen. Die<br />
Telefone waren am Anfang klarerweise<br />
stark überlastet, das hat sich dann<br />
aber ganz gut auf das Online-System<br />
eingespielt. Auch die Beratungen finden<br />
jetzt hauptsächlich telefonisch<br />
statt. Einen persönlichen Kontakt gibt<br />
es nur dann, wenn es unbedingt notwendig<br />
ist und auch dann nur unter<br />
allen vorgeschriebenen Hygiene- und<br />
Sicherheitsmaßnahmen. Wir bieten<br />
auch schon länger Bildungs- und Berufsberatungen<br />
über das Telefon. Das<br />
Ganze wird von den Kunden recht gut<br />
angenommen.<br />
RS: Also gibt es eher wenige negative<br />
Rückmeldung, dass nun vieles nicht<br />
mehr persönlich stattfinden kann?<br />
Amprosi: Ich glaube, es hat sich<br />
jetzt schon jeder darauf eingestellt.<br />
Es war sowohl für unsere Kunden als<br />
auch für unsere Berater eine große<br />
Umstellung. Da ist das AMS auch bemüht,<br />
die digitale Erreichbarkeit weiter<br />
voranzutreiben, in Zukunft auch<br />
mit Videotelefonie.<br />
RS: Wie ist denn die Stimmung bei<br />
den Mitarbeitern in der AMS-Stelle in<br />
Imst?<br />
Amprosi: Das AMS hat in den<br />
vergangenen Monaten wirklich eine<br />
hervorragende Arbeit geleistet. Ich<br />
habe in Imst das Glück, ein ganz tolles<br />
Team an meiner Seite zu haben. Sie<br />
haben zusammengehalten und sich<br />
gegenseitig unterstützt. Es war für sie<br />
aber natürlich eine herausfordernde<br />
Zeit. Wir haben auch gleich zu Beginn<br />
mit Teamsplitting und Home-Office<br />
gearbeitet. Damit haben wir gewährleistet,<br />
dass es in jeder Abteilung ein Reserveteam<br />
gibt. Wir haben aber auch<br />
tirolweit einen tollen Zusammenhalt<br />
unter den einzelnen Stellen gespürt.<br />
Da haben sich alle Bezirke gegenseitig<br />
unterstützt. Das ist in so einer Zeit<br />
auch eine sehr schöne Erfahrung gewesen.<br />
Kleiderverkauf und<br />
Annahme Kleiderspenden<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mittwoch > 14 – 18 Uhr<br />
Samstag > 9 – 13 Uhr<br />
Handelszentrum Ötztaler Höhe<br />
www.roteskreuz-imst.at<br />
RS: Haben die Ressourcen ausgereicht?<br />
Amprosi: Es hat recht schnell Gespräche<br />
über eine Erhöhung der Kapazitäten<br />
gegeben. Die Ausbildung<br />
beim AMS, bis man einsatzbereit ist,<br />
ist aber relativ umfangreich, das kann<br />
bis zu einem Jahr dauern.<br />
RS: Einige Förderstellen hinken mit<br />
der Bearbeitung von Anträgen hinterher<br />
– beim AMS scheint dies eher weniger<br />
der Fall zu sein. Was machen Sie anders?<br />
Amprosi: Ich bin überzeugt, dass<br />
alle Förderstellen alles getan haben,<br />
um die Anträge so zeitnah wie möglich<br />
abzuarbeiten. Bei uns waren es<br />
einfach die super Teams in den Geschäftsstellen<br />
und die gute tirolweite<br />
Zusammenarbeit. Manche Bezirke hat<br />
es ja weniger stark getroffen als andere<br />
und dieser Austausch hat sicher dazu<br />
beigetragen, dass man die ganzen Anträge<br />
so rasch abwickeln konnte.<br />
RS: Lassen Sie uns über die Arbeitslosenzahlen<br />
sprechen: Wie haben sich diese<br />
im Bezirk Imst in den letzten Monaten<br />
entwickelt?<br />
Amprosi: Im Februar 2020 hatten<br />
wir eine Arbeitslosenzahl von 1317<br />
Personen im Bezirk Imst. Wenn man<br />
diese Zahl mit Februar 2019 vergleicht:<br />
Da waren es 1497 Personen. Wir hatten<br />
also einen recht guten Arbeitsmarkt.<br />
Und mit Ende März waren es<br />
dann 4467 Personen (März 2019: 908<br />
Personen). Im April (<strong>45</strong>49) und im<br />
Mai (3955) hat sich das nur geringfügig<br />
verändert. Stärker zurückgegangen ist<br />
es dann in den Sommermonaten. Der<br />
Sommertourismus ist besser angelaufen,<br />
als vorab erwartet. Dennoch muss<br />
man sagen, dass wir auch in dieser Zeit<br />
von einer deutlich höheren Arbeitslosenquote<br />
sprechen als in den früheren<br />
Jahren. Als Beispiel: Im August 2020<br />
waren es 1314 Personen, 2019 waren es<br />
690. Seit September steigen die Zahlen<br />
durch die Reisewarnungen oder durch<br />
die Rot-Schaltung der Ampeln wieder<br />
an. Im Oktober hatten wir im Bezirk<br />
2557 Arbeitslose.<br />
RS: Welche Branchen waren besonders<br />
betroffen?<br />
Amprosi: Natürlich der Tourismus.<br />
Es waren auch Frauen stärker betroffen<br />
als Männer. Es gab im Oktober 1512<br />
Frauen und 10<strong>45</strong> Männer, die arbeitslos<br />
gemeldet waren. Es hat auch so<br />
ziemlich jede Altersgruppe getroffen –<br />
ältere Personen fassen aber am Arbeitsmarkt<br />
schwerer wieder Fuß. Das wird<br />
uns sicher in den nächsten Monaten<br />
noch länger begleiten. Man merkt die<br />
Auswirkung der Corona-Krise auch<br />
bei den Stellenmeldungen: Die sind<br />
markant zurückgegangen. Wenn ich<br />
mir die aktuellen Zahlen von den<br />
nicht sofort verfügbaren Stellen ansehe<br />
– das sind jene für die kommende<br />
Wintersaison – dann sind im Moment<br />
um 300 Stellen weniger gemeldet als<br />
im Vorjahr. Da sieht man, dass die<br />
Betriebe ein bisschen ungewiss in die<br />
Zukunft schauen.<br />
RS: Das Thema Kurzarbeit ist immer<br />
noch aktuell: Wie sieht das aus der Perspektive<br />
des AMS aus?<br />
Amprosi: Das Kurzarbeitsmodell<br />
hat sich natürlich auch entwickelt.<br />
Man hat auch hier in Innsbruck sehr<br />
schnell reagiert und in der Landesgeschäftsstelle<br />
eine Kurzarbeits-Task-<br />
Force gebildet, die zu 100 Prozent für<br />
die Bearbeitung der Anträge zuständig<br />
ist. Spezielle Kollegen in Imst stehen<br />
für Unternehmen als Ansprechpartner<br />
für Erstinformationen zur Verfügung,<br />
aber die Bearbeitung erfolgt<br />
ausschließlich über diese Task-Force.<br />
Am 30. September 2020 waren es im<br />
Bezirk Imst noch 197 Betriebe mit 848<br />
betroffenen Arbeitnehmern.<br />
RS: Was ändert sich nun in der KuA-<br />
Phase III?<br />
Für Gunda Amprosi, Leiterin im AMS<br />
Imst, und ihr Team waren es turbulente<br />
Wochen und Monate, die noch eine Zeit<br />
lang andauern werden. RS-Foto: Heiss<br />
Amprosi: Diese Phase dauert bis<br />
zum 31. März 2021. Bei uns gibt es<br />
nun auch die Corona-Job-Offensive:<br />
Da wollen wir maßgeschneidert auf<br />
die Bezirke Ausbildungen, Lehrabschlüsse<br />
und Beschäftigungsinitiativen<br />
anbieten, mit dem Ziel, in den<br />
nächsten schwierigen Monaten am<br />
Arbeitsmarkt aktiv zu bleiben. Die wesentlichen<br />
Änderungen in der dritten<br />
Phase sehen nun vor, dass wenn das<br />
Kurzarbeitsvorhaben mehr als fünf Arbeitnehmer<br />
einer Firma betrifft, eine<br />
wirtschaftliche Begründung seitens<br />
Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder<br />
Bilanzbuchhalter vorliegen muss. Das<br />
Begehren kann nur für den gesamten<br />
Zeitraum bis März 2021 gestellt<br />
werden. Der Arbeitszeitausfall darf<br />
nicht unter 20 Prozent und nicht über<br />
70 Prozent sein. Das sind die Kernpunkte.<br />
Die Abwicklung bleibt aber<br />
die gleiche.<br />
RS: Wie schätzen Sie die kommenden<br />
Monate ein?<br />
Amprosi: Es ist ganz schwierig, hier<br />
Prognosen zu stellen. Je nachdem welche<br />
Entscheidungen getroffen werden,<br />
sind diese natürlich sofort am Arbeitsmarkt<br />
spürbar, wie jetzt der neue Lockdown.<br />
Die momentanen Prognosen<br />
gehen davon aus, dass wir die Krise<br />
noch bis 2022 am Arbeitsmarkt in Tirol<br />
spüren werden. Die Befürchtung<br />
liegt zudem sehr nahe, dass die Langzeitarbeitslosigkeit<br />
steigen wird. Nicht<br />
notwendige persönliche Kontakte<br />
sollten auf jeden Fall weiterhin vermieden<br />
werden – wir ersuchen unsere<br />
Kunden deshalb um Kontaktaufnahme<br />
via eAMS-Konto oder per E-Mail.<br />
RS: Vielen Dank für das Gespräch.<br />
RUNDSCHAU Seite 20 4./5. November 2020