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Während die meisten Wirtschaftszweige<br />
während der<br />
Corona-Krise finanzielle Unterstützung<br />
erhalten, geraten<br />
Vereine und soziale Einrichtungen<br />
nicht allzu selten in<br />
Vergessenheit. Die Tierschützerin<br />
Manuela Prantl aus Wenns<br />
kämpft wie viele – um das<br />
Überleben ihrer Hilfsprojekte<br />
und ihres Tieraltersheims, das<br />
sie mit viel Herzblut betreibt.<br />
Von Mel Burger<br />
Verfüttern Hauskatzenbesitzer für<br />
gewöhnlich eine halbe Dose Nassfutter<br />
täglich, so lächelt Manuela Prantl als<br />
Betreiberin der „Tiroler Tierhoamat“<br />
bei dieser Frage: „Allein für die derzeit<br />
28 Katzen im Haus benötige ich eine<br />
komplette Lage an Dosenfutter und<br />
zusätzlich noch genug Trockenfutter.“<br />
Seit über 20 Jahren kümmert sich<br />
Prantl, die auch noch als Geschäftsführerin<br />
des Sozial- und Gesundheitssprengels<br />
Pitztal tätig ist, um alte,<br />
verwaiste und gefundene Katzen, die<br />
meist aus Gesundheitsgründen oder altersbedingt<br />
keinen anderen Platz mehr<br />
finden werden. Alles begann mit einer<br />
einzelnen alten, kranken Katze, die sie<br />
bei sich aufnahm – einfach nur, um zu<br />
helfen. Rasch, wie es in einem Dorf<br />
üblich ist, verbreitete sich die Nachricht<br />
und immer mehr Menschen aus<br />
der Umgebung brachten der Katzenliebhaberin<br />
alte oder kranke Tiere.<br />
ORGANISATION. Erste Priorität<br />
bei einem Neuzugang ist immer, das<br />
Tier zuerst kennenzulernen und sich<br />
dann um die Gebrechen zu kümmern.<br />
Oft bekommt Prantl ältere Tiere, dessen<br />
Besitzer verstorben sind oder in<br />
das Altersheim ziehen mussten. Auch<br />
verletzte Tiere und Streuner finden<br />
immer ein warmes Plätzchen bei der<br />
Wennerin, deren Privathaus und Garten<br />
zu einer Oase für verstoßene Tiere<br />
geworden ist. Betritt man das helle<br />
Haus von Prantl, wird diese zwar von<br />
einer Rasselbande an kleinen Hunden<br />
verfolgt, jedoch vermittelt das Eintreten<br />
nicht im Geringsten den Flair eines<br />
gewöhnlichen Tierheims. Erst vor wenigen<br />
Tagen erhielt sie anlässlich einer<br />
gewöhnlichen Kontrolle durch die Bezirkshauptmannschaft<br />
die Nachricht,<br />
dass ihr Tierheim in tadellosem Zustand<br />
ist – sowohl Örtlichkeit als auch<br />
Dokumentation betreffend – und ein<br />
ausgezeichneter Zustand der in Obhut<br />
genommenen Tiere festgestellt werden<br />
konnte. Elf Malteser, Chihuahuas und<br />
Entsorgt, verlassen – und gefunden<br />
Erstes Tiroler Tieraltersheim in Zeiten der Pandemie<br />
Viel Freude macht Manuela Prantl das neu renovierte, riesige sowie artgerechte Außengehege für ihre Samtpfoten, das<br />
hoffentlich dieses Jahr durch neue Drahtseilverstrebungen der Schneelast standhalten wird. <br />
RS-Fotos: Burger<br />
kleine Mischlinge wuseln zu ihren<br />
Füßen, während Prantl Besucher empfängt<br />
und im Haus herumführt. Tiergerüche<br />
oder Hundehaarverschmutzung<br />
– Fehlanzeige.<br />
WOHLFÜHLEN. Die Hunde<br />
sind entspannt untereinander, aber<br />
auch die Gäste werden begrüßt und<br />
man kommt einfach nicht herum,<br />
den freundlichen Vierbeinern die<br />
gewünschten Streicheleinheiten zu<br />
gewähren. Das ganze Haus vermittelt<br />
einen hellen, sauberen und freundlichen<br />
Eindruck: Auch ein Zeichen<br />
für die Disziplin, die bei so vielen Tieren<br />
in einem Haus unabdinglich ist.<br />
Bei einem kleinen Rundgang lässt sich<br />
von der Hausterrasse aus ein Blick auf<br />
das riesige, derzeit im Umbau befindliche<br />
Katzengehege auf der Hausseite<br />
werfen – wie auch auf einen Garten,<br />
der Hunden Auslauf und ihren neuesten<br />
Fundtieren, zwei ausgesetzte Legehennen,<br />
eine neue Heimat bietet.<br />
Im unteren Teil des Hauses befindet<br />
sich neben dem großen Katzenzimmer<br />
auch noch das bestens sortierte<br />
Futter- und Streulager. Die derzeit 28<br />
Katzen wohnen auf mehreren Zimmern,<br />
die mit einander verbunden<br />
sind und viele artgerechte Kletter- sowie<br />
Rückzugsmöglichkeiten bieten.<br />
Viele der Katzen kommen ungeniert<br />
auf die Besucher zu und fordern wie<br />
ihre Hundekollegen ihre Streicheleinheiten,<br />
wobei einzelne Neuzugänge<br />
erst ihren Platz finden müssen und<br />
noch nicht angefasst werden möchten.<br />
Manuela Prantl kennt jeden<br />
einzelnen Namen, jedes Alter (das<br />
sich meist über 15 Jahren befindet)<br />
und die Geschichte hinter allen ihren<br />
Schützlingen.<br />
ENDSTATION MIT HERZ. Für<br />
die meisten Tiere ist die „Tierhoamat“<br />
die letzte Station, da sie zu intensive<br />
Pflege benötigen oder einfach schon<br />
zu alt sind. Dennoch versucht Prantl,<br />
alle Tiere so gut wie möglich zu vermitteln.<br />
Wie andere Heime spürt aber<br />
auch Prantl die Auswirkungen der<br />
Pandemie. Wie schon vermutet, blieb<br />
der Ansturm auf Tiere, die während<br />
der Langeweile des ersten Lockdowns<br />
oftmals als Lückenbüßer herzuhalten<br />
haben, aus. Im Gegenteil – das Vermitteln<br />
der Tiere wird schwerer und<br />
schwerer, die finanziellen Hilfen und<br />
Futterspenden werden weniger und<br />
weniger. Zudem ist damit zu rechnen,<br />
das auch der zweite Lockdown<br />
seine Wunden hinterlassen wird. Wie<br />
viel ein Tier aber zurückgeben kann,<br />
erkennt jeder fühlende Mensch bei<br />
Manuela Prantl und beim Besuch der<br />
Hunde, der Katzen und auch der kleinen<br />
Herde an Eseln und Pferden, die<br />
allesamt immer den Kontakt zu den<br />
Besuchern suchen. Der Umbau des<br />
artgerechten Freigeheges stand zuletzt<br />
auch unter den negativen Auswirkungen<br />
von Corona-Pandemie, wobei<br />
dank des Mitarbeiters Bruno Perktold<br />
die Decke des Geheges schneelasttechnisch<br />
gestärkt, die Klettermöglichkeiten<br />
verändert und sicherer gemacht<br />
wurden. Ohne je müde zu werden,<br />
setzt sich Prantl übrigens auch für die<br />
Rehkitzrettung per Drohen ein und<br />
visiert bereits ein weiteres Projekt zur<br />
Tierhilfe an, das in Tarrenz schon in<br />
den Startlöchern steht. Wie viele andere<br />
Tierheime ist aber auch ihr Refugium<br />
auf Hilfe und Verständnis der<br />
Bevölkerung angewiesen und das auch<br />
in Zeiten eines weiteren Lockdowns:<br />
Prantl freut sich über jede kleine Hilfe,<br />
jede Patenschaft, jede Vermittlung<br />
einer ihrer Schützlinge. Unterstützen<br />
kann die kleine Farm von fünf Eseln,<br />
zwei ausgedienten Kutschpferden, elf<br />
kleinen Hunden, zwei Hennen und<br />
den derzeit 28 Katzen jeder – und aktuelle<br />
Informationen gibt’s auf www.<br />
katzenstation-oberland.com oder auf<br />
der Facebook-Seite „Manuelas Tierhoamat“.<br />
Aus zwei geretteten Eselchen wurden heuer schnell fünf, wobei auch diese, manchmal<br />
tatsächlich recht mürrischen Vierbeiner ihr Leben bei Manuela Prantl (l., im Bild<br />
mit Tieraromatologin und -energetikerin Daniela Zangerle) genießen und nicht von<br />
der Seite ihrer Retterin weichen.<br />
RUNDSCHAU Seite 36 4./5. November 2020