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14 d’Isarwinkler

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Königreich Bayern<br />

einen anderen Stil als die Monarchen<br />

vor ihm. So pflegte er einen präsidial-repräsentativen<br />

Regierungsstil. Er<br />

hielt sich bei politischen Entscheidungen<br />

im Hintergrund, sodass das Parlament<br />

und die Regierung frei agieren<br />

konnten. So schuf er im Grunde den<br />

Geburtstagskind am 90 ten<br />

im Jahr 1911.<br />

Vorläufer einer Regierungsform wie<br />

wir sie heute auch aus England kennen.<br />

Die Queen ist wichtig für das<br />

Volk, aber ohne großen politischen<br />

Einfluss.<br />

Luitpold war auch ein Revolutionär.<br />

Kämpfer für die Frauen<br />

1903 führte er das Frauenstudium<br />

ein, in Preußen wartete man damit<br />

noch bis 1908. Besondere Blüte erlangte<br />

der Münchner Ortsteil Schwabing<br />

unter Luitpold. Nicht nur die alten<br />

Meister der Kunst wurden verehrt<br />

und gefördert, sondern auch die neue<br />

moderne Malerei. So stellte München<br />

bereitwillig eine Arbeitsstelle für den<br />

in Preußen verstoßenen, modernen<br />

Künstler Hugo von Tschudi. Luitpolds<br />

Brüder liebten die Kunst und<br />

Griechenland und Luitpold liebte sein<br />

Bayern mit seiner Natur den Bergen<br />

und den Wäldern. Ganz oft widmete<br />

er sich seiner Leidenschaft, der Jagd.<br />

Auch im Isarwinkel durften wir den<br />

Prinzregenten schon beherbergen, als<br />

er in Fall zur Jagd ging. In Oberstdorf<br />

war seine offizielle Hofjagd, hier beschenkte<br />

er an seinem Geburtstag<br />

ganz besonders die Kinder. Sie bekamen<br />

nicht nur schulfrei, sondern auch<br />

eine Semmel mit Wurst und ab der<br />

dritten Klasse einen Schoppen Bier.<br />

Ja dann Prost, Kinder!<br />

Luitpold war oberster Jagdherr von<br />

sage und schreibe 130.000 Tausend<br />

Hektar. Luitpold war fleißig und innovativ,<br />

aber er liebte auch das Leben.<br />

Besonders gern hatten die Bayern<br />

ihren Luitpold wegen seiner Bodenständigkeit.<br />

Das Volkstümliche kam<br />

gut an. Luitpold war oft mit Bundhose<br />

und Hemd gekleidet. Als die<br />

Münchner Stadtväter anregten, man<br />

möge doch von Prinzregent Luitpold<br />

eine Statue aufstellen, antwortete<br />

dieser: „Wartet‘s damit bis i tot bin,<br />

sonst kann i do nimma vorbei gehen.“<br />

Am 10. Dezember fuhr der betagte<br />

Regent noch mit seiner Kutsche im<br />

Englischen Garten spazieren und begrüßte<br />

bekannte Gesichter mit Handschlag.<br />

Am 11. Dezember erkrankte<br />

er an einer starken Bronchitis, der er<br />

am folgenden Morgen erlag. Luitpold<br />

starb als 92-Jähriger nach einem langen<br />

erfüllten Leben.<br />

Bestattet wurde Luitpold mit allen<br />

königlichen Ehren. Kaiser Wilhelm<br />

von Preußen, der eine Grabrede hielt,<br />

bezeichnete ihn als den letzten Ritter.<br />

Der Leichnam liegt in der Familiengruft<br />

in der Theatinerkirche in München.<br />

Zu dieser Zeit lebte König Otto<br />

I. noch.<br />

Die Prinzregenten-Zeit war eine liebe<br />

Zeit, die gute, alte Zeit vor anno<br />

<strong>14</strong>. In Bayern gleich gar. Damals hat<br />

noch seine Königliche Hoheit der<br />

Herr Prinzregent regiert, ein kunstsinniger<br />

Monarch, denn der König<br />

war schwermütig. Das Bier war noch<br />

dunkel, die Menschen waren typisch,<br />

die Burschen schneidig, die Dirndl<br />

sittsam und die Honoratioren ein<br />

bisserl vornehm und ein bisserl leger<br />

– so hat‘s der Gust Bayerhammer im<br />

Vorspann vom königlich bayerischen<br />

Amtsgericht scho gsogd und so homs<br />

de Leut a imma noch im Kopf. De Zeit<br />

wurde als allseligmachend verklärt,<br />

aber nach dem, was später kema is,<br />

wars wahrscheinlich wirklich die<br />

schönste Zeit. Unter Luitpold gliederte<br />

sich Bayern in Deutschland ein,<br />

ohne das Bayern seine Seele verloren<br />

hatte. Es musste so sein, und er hatte<br />

den Weitblick, es den Menschen stückerlweise<br />

zu verkaufen. Es gab, wie<br />

gewünscht, nach seinem Tod einige<br />

Bauwerke, die seinen Namen trugen,<br />

aber de Gschmackigste is wahrscheinlich<br />

die Prinzregententorte. Die wurde<br />

nemlich auch nach eam benannt.<br />

Gscheidhaferl<br />

W issen<br />

De Prinregententorte hat so viele<br />

Schichten wie Bayern Regierungsbezirke<br />

hatte: Ober- und Niederbayern,<br />

Schwaben, Oberpfalz, Ober-, Unterund<br />

Mittelfranken und die Rheinpfalz.<br />

Nach dem Wegfallen der Rheinpfalz<br />

hatte Bayern nur noch sieben Bezirke.<br />

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