DER KONSTRUKTEUR 12/2020
DER KONSTRUKTEUR 12/2020
DER KONSTRUKTEUR 12/2020
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19073<br />
<strong>12</strong> DEZEMBER <strong>2020</strong><br />
AM PULS <strong>DER</strong> TECHNIK<br />
<strong>DER</strong> RICHTIGE DREH<br />
Wälzlagerlösungen für den Einsatz in der<br />
mechanischen Sensorik<br />
DerKonstrukteur.de
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EDITORIAL<br />
AUS <strong>DER</strong> NATUR LERNEN<br />
Auf der Suche nach technischen Lösungen kann die Natur als Vorbild dienen.<br />
Sie hilft uns bei der Entwicklung und Optimierung von Materialien, Strukturen<br />
und Bauteilen und liefert uns neue Ansätze, wenn klassische Konstuktionsmethoden<br />
an ihre Grenzen stoßen. Bionik – eine interdisziplinäre Wissenschaft,<br />
die sich mit der Umsetzung von Prinzipien biologischer Systeme auf heutige<br />
Problemstellungen beschäftigt. Doch so einfach dies klingen mag, vom biologischen<br />
Phänomen bis zur technischen Umsetzung ist es ein weiter Weg. Einige<br />
Erkenntnisse aus der Natur finden bereits heute ihre Anwendung. Dazu zählen<br />
der bekannte Lotoseffekt, durch den Wasser auf Oberflächen einfach abperlt<br />
und dabei sämtliche Schmutzpartikel mitnimmt, das Spinnennetz, ein<br />
Leicht gewicht, das fünfmal so reißfest ist wie Stahl oder die Wabenstruktur<br />
eines Wespennestes – ein bionisches Prinzip, das sich in vielen Leichtbauprodukten<br />
wiederfindet.<br />
Eine der größten Wissenschaftsorganisationen Deutschlands ist das Alfred-<br />
Wegener-Institut, das sich mit den komplexen Prozessen im „System Erde“<br />
beschäftigt. Hier nimmt ein Forscherteam die Nanostruktur von Kieselalgen als<br />
Vorbild für Anwendungen im Leichtbau unter die Lupe. Aus den gewonnen<br />
Erkenntnissen ist letztendlich auch eine Software für effiziente Entwicklungsprozesse<br />
entstanden. Wir sprachen mit Dr. Christian Hamm, dem Initiator des<br />
Forschungsprojekts und gingen der Frage nach, wie sich das Potenzial der<br />
Einzeller auch für den Maschinenbau nutzen lässt. Das Interview finden Sie auf<br />
Seite 38/39. In unserem Special „Bionik“ gehen wir noch weiteren Phänomen<br />
auf die Spur – lassen Sie sich überraschen, was wir aus der Natur lernen können.<br />
Viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe wünscht Ihnen<br />
Nicole Steinicke<br />
Chefredakteurin<br />
n.steinicke@vfmz.de<br />
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INHALT<br />
06<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
03 Editorial: Aus der Natur lernen<br />
06 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> persönlich: Jens Berghäuser,<br />
Teamleiter Konstruktion Automatisierung & Robotik<br />
bei Hirata<br />
08 Whiteboard: Vielseitig – Roland Eisenlauer,<br />
Geschäftsführer der Zwick Roell GmbH<br />
über die Kunst der Prüftechnik<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
10 TITELSTORY<br />
Wälzlager: Der richtige Dreh<br />
14 Kugelgewindetriebe: Präzision auf ganzer Linie<br />
16 Drahtseilfedern: Schwer auf Draht!<br />
18 Schellensysteme: Gewappnet für Wind und Wetter<br />
20 Freiläufe: Universelle Problemlöser<br />
22 Schneckengetriebe:<br />
Damit die Wirkung nicht nachlässt<br />
26 Kugellager: Sonderwünsche<br />
08<br />
22<br />
16
ANTRIEBSTECHNIK<br />
28 Synchron-Servoantriebe: Dezentral, dynamisch, sicher<br />
FLUIDTECHNIK<br />
30 Linearantriebe: Hydraulik zieht gleich<br />
SPECIAL<br />
LEICHTBAU & BIONIK<br />
36 Software: Bionik wächst virtuell<br />
38 INTERVIEW Das Potenzial der Kieselalge<br />
ausschöpfen – Dr. Christian Hamm,<br />
Leiter des Bionischen Leichtbaus am AWI<br />
40 Greiferlösungen: Alles im Griff mit dem Gecko-Effekt<br />
SERVICE<br />
42 Impressum<br />
43 Vorschau<br />
38<br />
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TITELBILD<br />
Findling Wälzlager GmbH,<br />
Karlsruhe<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 5
JENS BERGHÄUSER<br />
hat eine Ausbildung zum<br />
Metallbauer der Fachrichtung<br />
Konstruktionstechnik absolviert.<br />
Heute ist er Teamleiter<br />
Konstruktion Automatisierung<br />
& Robotik bei Hirata in Mainz<br />
Was hat Sie dazu bewegt, Konstrukteur zu<br />
werden?<br />
Nach meinem Abschluss als Metallbauer<br />
wollte ich mich unbedingt weiterbilden.<br />
Statt für den Metallbaumeister entschied<br />
ich mich damals für eine Weiterbildung<br />
zum Staatl. gepr. Maschinenbautechniker.<br />
Während der Weiterbildung entdeckte ich<br />
meine Leidenschaft für die kreative und<br />
abwechslungsreiche Tätigkeit als<br />
Konstrukteur.<br />
Sie kommen vom Metallbau, was fasziniert<br />
Sie an Automatisierung und Robotik?<br />
Im Metallbau ist ja alles eher statisch. An<br />
der Automatisierung fasziniert mich, wie<br />
z. B. aus vielen Einzelteilen im Zusammenspiel<br />
zwischen Mechanik, Elektronik und<br />
Programmierung ein fertiges Produkt entsteht.<br />
Und gerade im Sondermaschinenbau<br />
kommt man mit vielen Technologien und<br />
Prozessen wie Kleben, Verschrauben,<br />
Pressen, Lasern usw. in Berührung. So stellt<br />
jedes Projekt einen vor neue Herausforderungen<br />
und Aufgaben.<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Was ist für Sie die größte Herausforderung<br />
als Teamleiter Konstruktion?<br />
Die größte Herausforderung als Teamleiter<br />
besteht für mich darin, den Übergang vom<br />
Kollegen zum Vorgesetzten zu schaffen.<br />
Und natürlich möchte man auch gerne<br />
neuen Schwung in festgefahrene Strukturen<br />
bringen.<br />
Was ist Ihr privater Ausgleich?<br />
In meiner Freizeit verbringe ich viel Zeit<br />
mit meiner Familie. Wir sind oft in der<br />
Natur. In meiner Heimat, dem Rheingau,<br />
entsteht durch die Nähe zum Rhein schnell<br />
ein Urlaubs-Gefühl. Außerdem lese ich<br />
sehr gerne.<br />
IM SON<strong>DER</strong>MASCHINEN-<br />
BAU STELLT EINEN JEDES<br />
PROJEKT VOR NEUE<br />
HERAUSFOR<strong>DER</strong>UNGEN<br />
JENS BERGHÄUSER, TEAMLEITER KONSTRUKTION<br />
AUTOMATISIERUNG & ROBOTIK, HIRATA<br />
6 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
GREIFSYSTEME AUF TOUR<br />
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Messebesuche<br />
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direkt zu den<br />
Kunden: Die<br />
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die bereits<br />
erfolgreich in<br />
Österreich und<br />
Belgien stattfand, bietet einen umfassenden Einblick in die<br />
Welt der Greifsysteme. Sie richtet sich an Konstrukteure,<br />
Anlagenplaner sowie Mit arbeitende aus der Produktion.<br />
Präsentiert werden aktuelle Highlights, bewährte Greifsystem-Flaggschiffe<br />
und nützliches Zubehör. Das Roadshow-<br />
Portfolio umfasst die Bereiche Greifen/Drehen, Lineartechnik,<br />
Roboterzubehör, Mecha tronik und Greifsysteme für<br />
Cobots. Schunk-Fachberater erläutern live vor Ort die<br />
technischen Besonderheiten und die Einsatzmöglichkeiten<br />
der einzelnen Komponenten, wobei die Themen und<br />
Exponate stets individuell auf den Anwender abgestimmt<br />
sind. Die jeweils geltenden Hygiene auflagen werden<br />
sorgfältig eingehalten, sodass ein gefahr loser Besuch<br />
möglich ist. Wer die kostenlose Roadshow ins eigene<br />
Unternehmen einladen möchte, kann sich an seinen<br />
Schunk-Fachberater im Außendienst wenden.<br />
www.schunk.com<br />
KOOPERATION ZWISCHEN NABTESCO UND KEBA<br />
Dass Getriebeeffekte<br />
einen starken Einfluss<br />
auf die Bahngenauigkeit<br />
von Robotern haben, ist<br />
hinlänglich bekannt. Seit<br />
vielen Jahren beschäftigen<br />
sich die Firmen<br />
Nabtesco und Keba daher<br />
mit diesem Thema.<br />
Während Nabtesco stetig<br />
die Genauigkeit der<br />
Getriebe erhöht,<br />
verbessert Keba kontinuierlich<br />
die Modelle zur<br />
Kompensa tion von<br />
Roboter ungenauigkeiten in der Software. Allerdings ist die Ermittlung<br />
entsprechender Parameter aufgrund mangelnder Transparenz<br />
sehr aufwändig. Deshalb arbeiten die beiden internationalen<br />
Technologieexperten von jetzt an gemeinsam an der Vision, den<br />
genausten Roboter der Welt zu ermöglichen. Dabei geht es um die<br />
gezielte Integration von getriebespezifischen Daten und Charakteristiken<br />
– direkt vom Hersteller – in die Robotersteuerung. Ziel der<br />
Kooperation zwischen Nabtesco und Keba ist es, Kunden die Herstellung<br />
von Robotern mit einer Punkt- bzw. Bahngenauigkeit im<br />
Hundertstel-Millimeter-Bereich zu ermöglichen. Für Roboter-,<br />
Maschinen- und Anlagenbauer würden sich dadurch neue, faszinierende<br />
Möglichkeiten ergeben. So könnten künftig hochgenaue<br />
Handling- und Bearbeitungsaufgaben roboter basiert mit der<br />
Präzision einer Werkzeugmaschine ausgeführt werden.<br />
www.nabtesco.de
WHITEBOARD<br />
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DIE KUNST <strong>DER</strong><br />
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MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
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8 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
ROLAND EISENLAUER<br />
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KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
<strong>DER</strong> RICHTIGE DREH<br />
TITELSTORY<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Drehgeber- und Wegmesssysteme kommen in<br />
den unterschiedlichsten Applikationen zum<br />
Einsatz. Ebenso vielfältig sind die am Markt<br />
verfügbaren Lösungen. Grundsätzlich gilt: Die<br />
Lagertechnik, die im mechanischen Sensor für<br />
Bewegung sorgt, bestimmt maßgeblich dessen<br />
Genauigkeit. Mit passenden Wälzlagerlösungen<br />
gelingt der richtige Dreh.<br />
Findling Wälzlager hat für den Einsatz in der mechanischen<br />
Sensorik zahlreiche geeignete Lagerlösungen im Sortiment.<br />
In diesem Anwendungsbereich sind vor allem die Unterstützung<br />
von hohen Drehzahlen und eine optimale Laufruhe von<br />
Bedeutung. Deshalb eignen sich hier besonders Rillenkugellager,<br />
die ab 0,8 mm Wellendurchmesser verfügbar sind. Bauraumsparend<br />
sind insbesondere Dünnringlager und für hohe Steifigkeit<br />
werden gerne zweireihige Schrägkugellager nachgefragt. Immer<br />
häufiger kommen korrosionsbeständige Edelstahllager zum Einsatz<br />
– zum Beispiel in der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie<br />
oder sonstigen Apparaturen, die mit korrosiven Medien in Kontakt<br />
kommen. Dabei ist die große Herausforderung ein geräuscharmer<br />
Autor: Klaus Findling, Geschäftsführer, Findling Wälzlager GmbH, Karlsruhe<br />
Lauf, da Edelstähle von Grund auf eine gröbere Gefügestruktur<br />
aufweisen als Chromlager. Einen Sonderfall stellen außerdem Keramiklager<br />
dar, mit denen sich ein ungewollter Stromdurchgang<br />
vermeiden lässt: Sie werden immer dann verbaut, wenn die Gefahr<br />
besteht, dass die Spannung an der Lagerstelle zwischen Gehäuse<br />
und Welle überspringt.<br />
Für außergewöhnliche Anwendungen konzipiert und realisiert<br />
Findling Wälzlager Sonderlösungen in einer hohen Variantenvielfalt<br />
und verspricht auch bei Kleinserien kurze Lieferzeiten.<br />
VOM OPTIMALEN SCHMIERSTOFF<br />
BIS ZUR SON<strong>DER</strong>BEFETTUNG<br />
SON<strong>DER</strong>WÄLZLAGER SIND IN<br />
HOHER VARIANTENVIELFALT<br />
MÖGLICH ...<br />
Aber auch bei Standardtypen lassen sich für bestmögliche Ergebnisse<br />
verschiedene Ausstattungsmerkmale kombinieren. So ist gerade in<br />
der Sensorik die richtige Wahl des Schmierstoffs im Lager besonders<br />
wichtig. Andernfalls könnte dieser sich verflüssigen oder ausgasen<br />
und so die Funktionalität insbesondere optischer Drehgeber<br />
beeinträchtigen. Bei niedrigen Temperaturen darf das Schmiermittel<br />
außerdem nicht zu fest werden, denn das wirkt sich nachteilig<br />
auf das Anlaufmoment aus. Um eine optimale Leichtgängigkeit<br />
des Lagers zu erreichen, muss die Viskosität des Schmierstoffes auf<br />
den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt sein. So lassen sich ein<br />
niedriges Reibmoment und die Ausbildung eines konstanten<br />
Schmierfilms gewährleisten.<br />
10 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
01<br />
01 Rillenkugellager unterstützen die hohen<br />
Drehzahlen und eine optimale Laufruhe, die in der<br />
Sensorik von Bedeutung ist<br />
02 Für spezielle Anforderungen kann Findling<br />
Sonderbefettungen in kleinen und mittelgroßen Serien<br />
von bis zu 1 000 Stück pro Losgröße realisieren<br />
02<br />
Für spezielle Anforderungen kann Findling Sonderbefettungen in<br />
kleinen und mittelgroßen Serien von bis zu 1 000 Stück pro Losgröße<br />
im eigenen Hause realisieren – zwei professionelle Dosieranlagen<br />
zur Wälzlagerbefettung und eine Spezialreinigungsanlage für das<br />
Entfernen von Konservierungsstoffen (Öle, Wachse) machen es<br />
möglich. Die individuelle Wälzlagerschmierung ist für Unternehmen<br />
interessant, die ihren Kunden hochindividuelle Lösungen auch in<br />
kleinen Losgrößen anbieten. Zudem lässt sich die Vorlaufzeit für<br />
Bemusterungen mit individuellen Schmierstoffen durch Umbefettung<br />
von Standardprodukten drastisch reduzieren. Auch eine<br />
Bemusterung mit unterschiedlichen Kugellagerfetten zum Test der<br />
bestmöglichen Anwendungseignung lässt sich rasch realisieren.<br />
TECHNISCH TROCKEN UND DOCH<br />
BESTENS KONSERVIERT<br />
Vor allem bei optischen Sensoren gibt es zudem oft die Anforderung,<br />
dass die Lager technisch trocken (ohne Konservierungsöl)<br />
geliefert werden müssen – auch das kann Findling leisten. Die Auswaschung<br />
der Wälzlager erfolgt in der bereits erwähnten Reinigungsanlage.<br />
Um bei diesen Lagern trotzdem eine hohe Konservierung<br />
und damit Lagerfähigkeit zu erreichen, wird meist eine VCI-Verpackung<br />
aufgebracht (VCI = Volatile Corrosions Inhibitor = Korrosionsschutz<br />
aus der Dampfphase). Der chemische Wirkstoff verflüchtigt<br />
sich aus dem Trägermaterial (Folie, Papier oder Spender) und<br />
lagert sich im Inneren einer Verpackung in molekularer Form auf<br />
der zu schützenden Metalloberfläche ab. Die Korrosionsschutzwirkung<br />
ist jedoch stark abhängig vom Luftaustausch; ein Maximum<br />
von <strong>12</strong> Monaten sollte nicht überschritten werden. Einen länger anhaltenden<br />
Korrosionsschutz bieten abtrocknende Öle, bei denen<br />
der Konservierungsfilm als Feststoff oder wachsartiger Konservierung<br />
auf der Oberfläche verbleibt.<br />
KÄFIGE UND DICHTUNGEN FÜR<br />
EINEN IDEALEN RUNDLAUF<br />
Ferner lassen sich sowohl bei Käfigen als auch Dichtungen Anpassungen<br />
vornehmen, die in Summe für eine optimale Performance<br />
des Wälzlagers im Betrieb sorgen – zum Beispiel bezüglich des<br />
Anlaufmoments. Im Bereich der Käfige sind vor allem Blech-Ausführungen<br />
in Lappen-, Niet- und Fensterbauweise für die Sensorik<br />
geeignet. Sie besitzen den Vorteil, dass sie nur wenig wiegen und<br />
… UND AUCH BEI STANDARD-<br />
LÖSUNGEN LÄSST SICH AN VER-<br />
SCHIEDENEN SCHRAUBEN DREHEN<br />
der Schmierstoff leicht an die Wälzkontakte gelangt. Eine weitere<br />
Option sind Massivkäfige aus glasfaserverstärktem Polyamid: Sie<br />
verbessern zusätzlich die Gleit- und Notlaufeigenschaften bei eingeschränkter<br />
Betriebstemperatur.<br />
Bezüglich der Dichtungen bietet Findling für geringste Drehmomente<br />
bei bestmöglicher Dichtwirkung auch eine Kombination<br />
aus Z-Deckel (berührungsfrei) mit nichtschleifenden oder schleifenden<br />
Dichtungen (Ausführung RSZ bzw. LBZ); alternativ kommen<br />
in V- oder L-Nut geführte Dichtungen in Frage. Wichtig ist in<br />
jedem Fall, dass die Dichtungen ein Austreten des Schmierstoffes<br />
verhindern.<br />
KONSTRUKTIVE TIPPS UND TRICKS<br />
Konstruktiv gibt es bei Wälzlagern in der Sensorik aber noch weitere<br />
Besonderheiten zu berücksichtigen: So sind die Toleranzklassen<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 11
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
04<br />
03<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN TITELSTORY<br />
03 Auch bei den Käfigen lassen sich Anpassungen vornehmen –<br />
im Bild sind unterschiedliche Varianten von Massivkäfigen zu sehen<br />
04 Wälzlager von Findling kommen unter anderem in Durchflussmessgeräten<br />
zum Einsatz ...<br />
05 ... und in einem Encoder, der für härteste Einsatzbedingungen<br />
konzipiert ist<br />
bei Wälzlagern für die Sensorik oft abweichend vom Standard in P6<br />
und P5 ausgeführt – dies trägt zu einer optimalen Rundlaufgenauigkeit<br />
bei. Gut zu wissen: Die höhere Toleranzklasse wird meist nur<br />
am drehenden Teil benötigt (Innenring), sodass der Außenring so<br />
bleiben kann wie er ist – das hält die Herstellkosten in Grenzen.<br />
Die Lagerluft ist in diesem Anwendungsbereich meist eingeschränkt<br />
(CM) oder gering (C2), um das Betriebsspiel und damit<br />
das Kippspiel der Lager auch bei geklebter Montage zu reduzieren.<br />
Kundenindividuelle Lagerluftklassen sind bei Findling möglich,<br />
ANFOR<strong>DER</strong>UNGEN AN WÄLZLAGER<br />
IN <strong>DER</strong> SENSORIK<br />
n Miniaturisierung – ab 0,8 mm Wellendurchmesser<br />
n geringer Reibungswiderstand für einen<br />
leichtgängigen Lauf<br />
n spezielle Wälzlagerfette u. a. für verschiedene<br />
Temperaturbereiche<br />
n hohe Drehzahlen<br />
n hohe Rundlaufgenauigkeit<br />
n Dichtungen in unterschiedlichen Varianten – es darf<br />
kein Schmierfett austreten<br />
wobei Toleranzbereiche von 4 µm eingehalten werden können. In<br />
der regulären Wälzlagermontage wird das Lager je nach Anwendung<br />
auf die Welle oder in den Gehäusesitz gepresst (Übergangsoder<br />
Presspassung). Wenn der Anwender das Lager aber auf die<br />
Welle kleben möchte, so benötigt man eine Spielpassung und bei<br />
hohen Anforderungen an die Steifigkeit zum Ausgleich eine geringere<br />
Lagerluft.<br />
In der Sensorik sind die Wälzlager im Normalfall keinen hohen<br />
Belastungen ausgesetzt. Keine Belastung, kein Problem? Leider<br />
doch: Auch das muss bei der konstruktiven Auslegung berücksichtigt<br />
werden. Gerade bei geringer Radialbelastung sollte ein axial<br />
vorgespanntes Lager mit geringer Lagerluft gewählt werden. Ohne<br />
Vorspannung und geringe Lagerluft entsteht im Lager durch die<br />
geringe Belastung zu viel Spiel, was sich durch Schlupf des Wälzlagers<br />
in einer geringeren Lebensdauer auswirkt.<br />
QUALITÄTSKONTROLLE: AUF NUMMER SICHER<br />
In der Sensorik ist nicht zuletzt auch eine eingehende Qualitätskontrolle<br />
hinsichtlich Drehmomentmessungen und Geräuschprüfungen<br />
relevant. Diese deckt Findling ebenfalls ab. Die Geräuschprüfung<br />
von Wälzlagern ist ein standardisierter Testablauf bei<br />
1 800 min -1 , bei dem die Geräuschentwicklung entweder in Dezibel<br />
oder besser noch die Schwingbeschleunigung in drei Frequenzbereichen<br />
gemessen wird. Laufgeräusche können zahlreiche, auch<br />
qualitative Ursachen haben – eine hundertprozentige Prüfung gibt<br />
demnach auch Aufschluss über die Fertigungsgüte und Funktionalität<br />
eines Wälzlagers.<br />
Die Geräuschprüfung ist unterteilt in eine Geräuschklasse (Z1 bis<br />
Z4), die die Laufgeräusche in dB angibt und eine Vibrationsklasse<br />
(V1 bis V4), die in unterschiedlichen Frequenzbändern die<br />
Schwingbeschleunigung in mm/s² misst. Für die Sensorik wird<br />
üblicherweise eine Kombination aus Z3V2 und bei höheren Anforderungen<br />
Z4V3 gewählt.<br />
Von der korrekten Auswahl und Auslegung des anwendungsspezifischen<br />
Wälzlagers bis hin zur Qualitätssicherung: Dank der<br />
<strong>12</strong> <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
Lebensdauer auch mit einem besonders ruhigen Laufverhalten<br />
und einem geringen Trägheits- und Anlaufdrehmoment. Hohe<br />
axiale und radiale Lasten auf der Welle stellen für diese Lager kein<br />
Problem dar. Diese Eigenschaften sind vor allem in Anwendungen<br />
wichtig, bei denen der Drehgeber mit Seilzuggebern kombiniert<br />
wird – die Kugellager entlasten dabei die Feder und tragen somit<br />
zu einer längeren Lebensdauer bei. Auch bei Härtefällen in<br />
der Sensorik gilt also: Mit Wälzlagern von Findling gelingt der<br />
richtige Dreh.<br />
Bilder: Aufmacher Hintergrund: selensergen – stock.adobe.com; 04: piamphoto –<br />
stock.adobe.com; 05: Petair – stock.adobe.com, Sonstige: Findling Wälzlager<br />
www.findling.com<br />
05<br />
großen Anwendungserfahrung können die Experten von Findling<br />
Hersteller von Drehgebern, Seilzuggebern oder Durchflussmessgeräten<br />
optimal beraten und unterstützen. So kommen belastbare<br />
Kugellager von Findling auch in einem „Hardcore-Encoder“ eines<br />
deutschen Sensorspezialisten zum Einsatz, der für härteste Einsatzbedingungen<br />
konzipiert ist. Im Drehgeber lagern sie die Welle,<br />
die die Drehbewegung/Positionsänderung an die Sensoren überträgt.<br />
Die Wahl fiel in diesem Fall auf gedeckelte Rillenkugellager<br />
der Leistungsklasse Supra. Sie überzeugen neben einer langen<br />
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KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
PRÄZISION AUF<br />
GANZER LINIE<br />
Typische Anwendungen für Kugelgewindetriebe finden sich<br />
in der Luft- und Raumfahrt (Fly-by-Wire, elektronische Flugzeugsteuerung),<br />
in der Automobilindustrie (Servolenkungen),<br />
in Systemen für die Präzisionsmontage, in Robotern, in der<br />
Halbleiterfertigung (Stepper) sowie in Werkzeugmaschinen (CNC-<br />
Maschinen). Bei hochgradig präzisen Anwendungen (im Mikrometerbereich),<br />
bei denen neben Radialbelastungen auch Axialkräfte<br />
auftreten, ist besonderes Augenmerk auf die Konstruktion von<br />
Kugelgewindeantrieb und Kugelgewindespindel sowie deren Lagerung<br />
zu legen.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Kugelgewindetriebe werden in einer<br />
Vielzahl von Applikationen eingesetzt.<br />
Sie kommen immer dann zur Anwendung,<br />
wenn eine Rotationsbewegung in eine<br />
lineare Bewegung mit geringer Reibung,<br />
d. h. hohem mechanischem Wirkungsgrad,<br />
und hoher Genauigkeit umgesetzt werden<br />
muss. Dabei kommt auch der Lagerung<br />
eine entscheidende Bedeutung zu.<br />
SPEZIALISIERT AUF WÄLZLAGER<br />
Seit der Zusammenlegung von Toyoda Machine Works (Werkzeugmaschinenbau)<br />
und Koyo Seiko (Herstellung von Wälzlagern)<br />
zur Jtekt Corporation im Jahr 2006, arbeiten Ingenieure aus<br />
beiden Unternehmensbereichen eng zusammen, um ihr Fachwissen<br />
auszutauschen und Lager zu optimieren. Speziell geht es<br />
darum, Produkte zu entwickeln, die den aktuellen Anforderungen<br />
des Marktes für Hochpräzisionslager in Werkzeugmaschinen<br />
entsprechen.<br />
DIE KRITISCHE ROLLE VON STÜTZLAGERN<br />
Bei der Entwicklung eines neuen Kugelgewinde-Systems wird<br />
t ypischerweise viel Wert auf die richtige Auslegung des Kugelgewindetriebs<br />
(mit internem Kugelumlaufsystem) und die Spindel/<br />
Kugelgewindewelle (präzisionsgeschliffen oder gewalzt/kaltgeformt)<br />
gelegt. Die Bedeutung der Wellenstützlager wird dagegen häufig<br />
unterschätzt. In Einsatzfällen, bei denen die Positionier- und Wiederholgenauigkeit<br />
der Kugelgewindespindel von entscheidender<br />
Bedeutung ist (wie z. B. in Werkzeugmaschinen), müssen die Wellenlager<br />
die Welle bei unterschiedlich starken Axialbelastungen durch<br />
Motorantriebs- und Trägheitskräfte absolut axial fixieren, damit<br />
Spiel vermieden wird.<br />
SCHRÄGKUGELLAGER ZUR<br />
SPINDELWELLENLAGERUNG<br />
Koyo hat einen besonderen SAC-Lagertyp mit spezieller Innengeometrie<br />
(einschließlich 60 °-Kontaktwinkel) entwickelt, der maximale<br />
Laufgenauigkeit sowie die Aufnahme von Radial- und Axialkräften<br />
bietet, die typischerweise für moderne (Hochgeschwindigkeits-)<br />
Werkzeugmaschinen bzw. Anwendungen ähnlicher Betriebsanforderungen<br />
erforderlich ist. Die SAC-Lager lassen sich als Satz in ein<br />
Gehäuse einbauen oder werden als Lagereinheit angeboten. Es<br />
sind verschiedene Ausführungen erhältlich, die spezifischen Anwendungsbedingungen<br />
gerecht werden, darunter zwei-, drei- oder<br />
vierreihige Lager, sowie Ausführungen mit optional gegenläufi -<br />
ger Ausrichtung zur Aufnahme bidirektionaler Axialbelastungen.<br />
Die Produkte versprechen eine hohe Präzision und eine lange<br />
Lebensdauer.<br />
Bilder: Jtekt<br />
www.koyo.eu<br />
DIE BEDEUTUNG <strong>DER</strong><br />
WELLENSTÜTZLAGER WIRD<br />
IN KUGELGEWINDESYSTEMEN<br />
HÄUFIG UNTERSCHÄTZT<br />
14 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
FOLIENVERPACKUNGEN ZUVERLÄSSIG TRANSPORTIEREN<br />
SMC, der Spezialist für Automatisierungstechnik, hat sein Portfolio an Vakuumsaugern<br />
um die Serie ZP3P-JT mit Faltenbalg für den Transport von formveränderlichen<br />
Kunststofffolien und Folienverpackungen erweitert. Die dünne und flexible<br />
Dichtmanschette des ZP3P-JT passt sich sehr gut an die Oberfläche an und eignet<br />
sich für das Ansaugen folienverpackter Waren. Speziell ausgeformte Rippen unter<br />
der Dichtmanschette reduzieren die Leckage zwischen Sauger und Produkt. Das<br />
trägt zum sicheren und schnellen Transport bei – mit einer Beschleunigung von<br />
bis zu vier G. Mit seinen 5½ Falten kann ZP3P-JT Höhen und Winkel ausgleichen.<br />
So lassen sich auch unterschiedlich geformte Verpackungen sanft und sicher<br />
ansaugen und transportieren, ohne die Verpackung oder den Inhalt zu beschädigen.<br />
Der Vakuumsauger ist in den Durchmessern 20, 25, 32, 40 und 50 mm<br />
verfügbar.<br />
www.smc.eu<br />
ELEKTROMECHANI-<br />
SCHER SCHRAUBSTOCK<br />
FÜR FILIGRANE BAUTEILE<br />
Das Unternehmen Roemheld<br />
bringt einen serienreifen<br />
elektromechanischen Schraubstock<br />
auf den Markt. Da das<br />
Spannelement ohne Mindestdruck<br />
funktioniert, lassen sich<br />
auch filigrane Werkstücke<br />
verzugsfrei spannen. Der<br />
elektromechanische Schraubstock<br />
eignet sich darüber hinaus<br />
für Anwendungen, bei denen ein<br />
Kontakt des Bauteils mit Hydrauliköl<br />
unerwünscht ist. Aufgrund<br />
des Strombetriebs wird kein<br />
zusätzlicher Druckerzeuger an<br />
der Maschine benötigt. Zudem<br />
kann auf eine Überwachung der<br />
Spannkraft verzichtet werden, da<br />
alle Kraftmomente über den<br />
Motor erfasst werden. Eine<br />
permanente Selbsthemmung der<br />
mechanischen Spindel sorgt<br />
dafür, dass die Spannkraft auch<br />
ohne Stromzufuhr erhalten<br />
bleibt. Die steuerbaren Spannhübe<br />
können auch für große<br />
Weiten individuell dimensioniert<br />
werden. Gleichzeitig werden die<br />
Voraussetzungen zur Automatisierung<br />
des Werkstück-Rüstens<br />
geschaffen. So ist es möglich,<br />
ganze Teilefamilien ohne<br />
manuellen Eingriff in nur einem<br />
Spannsystem zu fertigen.<br />
www.roemheld-gruppe.de<br />
DIE KUPPLUNG.<br />
FÜR DIE WELT <strong>DER</strong><br />
INDUSTRIE<br />
RW-KUPPLUNGEN.DE<br />
LAMELLENKUPPLUNGEN<br />
350 350 - 100.000 100.000 Nm<br />
Nm<br />
einfach- einfach- und und doppelkardanische<br />
doppelkardanische<br />
Ausführungen<br />
Ausführungen
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
SCHWER AUF DRAHT!<br />
Autor: Robert Timmerberg,<br />
Fachjournalist (DFJV),<br />
plus2 GmbH, Düsseldorf<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Schädliche Erschütterungen und Stöße,<br />
Schwingungen und Vibrationen von Menschen<br />
und Maschinen fernzuhalten, das wird im<br />
Industriealltag immer relevanter. Ein<br />
Spezialist im Bereich Dämpfungstechnik und<br />
Schwingungsisolation hat jetzt neue Produkte<br />
in sein Portfolio aufgenommen: Drahtseilfedern.<br />
Sie sind hart im Nehmen und trotzen selbst<br />
extremen Einsatzbedingungen.<br />
Eine auf professionelle Weise beruhigte Lagerung von Maschinen<br />
und Anlagen lässt diese akkurater arbeiten, macht Messergebnisse<br />
zum Teil erst möglich und vermeidet die Übertragung<br />
von Schwingungen in angrenzende Räume und die<br />
erweiterte Umwelt. Da mit Vibrationen und Stößen erhebliche Lärmbelastungen<br />
einhergehen können, ist die Schwingungstechnik<br />
zudem für den Arbeitnehmerschutz von Bedeutung. Die ACE Stoßdämpfer<br />
GmbH ist auf diesem Gebiet seit mehr als 10 Jahren zuverlässiger<br />
Berater und Lösungsanbieter und unterstützt mit vielen Produkten<br />
die Anwender dabei, bestehende Richtlinien und gesetzliche<br />
Vorgaben zu erfüllen. In diesem Kontext zeichnen sich die neuen<br />
Drahtseil- und Kompaktfedern wie alle Produkte von ACE durch<br />
leichte Auslegung und große Vielfalt aus. Sie ergänzen die bisherige<br />
Produktpalette, die sich von äußerst niederfrequent isolierenden<br />
Luftfederelementen über einbaufertige Gummi-Metall-Isolatoren<br />
bis hin zu Dämmungsplatten erstreckt. Mit diesem Spektrum ist ACE<br />
in der Lage, Konstrukteuren Stoßdämpfung und Schwingungs isola<br />
tion nach Maß und für nahezu alle Anwendungen anzubieten.<br />
SCHWINGUNGSDÄMPFUNG AUCH<br />
IN EXTREMSITUATIONEN<br />
Die hinzugekommenen Drahtseilfedern erweitern das Applikationsspektrum<br />
noch einmal beträchtlich und sind ideal für alle Anwendungen<br />
geeignet, bei denen Stöße und Vibrationen auch unter Extrembedingungen<br />
unter Kontrolle zu bringen sind, mitunter auch<br />
gleichzeitig. Dabei können diesen robusten Maschinenelementen die<br />
wenigsten Umgebungen etwas anhaben. Ihre Überlegenheit unter<br />
schwierigen Bedingungen ist auf das verwendete Material und dessen<br />
einzigartige Bauweise zurückzuführen. Komplett aus widerstandsfesten<br />
Aluminiumlegierungen oder auf Wunsch aus Edelstahl gefertigt, trotzen<br />
sie nicht nur unterschiedlichsten Einwirkungen von außen, sondern<br />
sind auch von innen heraus so gut wie keinen Alterungsprozessen<br />
unterworfen. Für die Anwender ergibt sich dadurch besonders auf<br />
lange Sicht ein hoher Kosten-Nutzen-Vorteil. Unterstützt wird dieser<br />
Aspekt dadurch, dass es sich um wartungsfreie Elemente handelt.<br />
BREITES SPEKTRUM<br />
Die drei neuen Produktfamilien von ACE bestehen aus rostfreien<br />
Edelstahlseilen, sind auf besondere Weise geformt und verfügen für<br />
jeden Einsatzzweck über eine überdurchschnittlich gute Dämpfung<br />
aufgrund der Reibung der einzelnen Drähte untereinander. ACE<br />
stellt Konstrukteuren die neuen Drahtseilfedern mit Kabeldurchmessern<br />
von 1,59 bis 31,75 mm und zur Montage mit Gewinden<br />
von M4 × 0,7 bis M20 × 2,5 in verschiedensten Ausführungen sowie<br />
auch in kurzer Bauform zur Verfügung. Zur Serie zählen auch<br />
sieben verschiedene Kompaktfedertypen in unterschiedlichen<br />
16 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
Ausführungen mit Kabeldurchmessern von 1,59 bis 6,35 mm und<br />
zur Montage mit Gewinden von M3 × 0,5 bis M8 × 1,25.<br />
Die Drahtseilfedern, Kompaktfedern und auch die Drahtseilfedern<br />
in kurzer Bauform eignen sich für eine stoß- und vibrationsfreie<br />
Lagerung in verschiedensten Einsatzbereichen. Dabei isolieren<br />
sie eine breite Palette unterschiedlicher Vibrationen und<br />
decken ein beachtliches Spektrum von möglichen Belastungen ab,<br />
das von ca. 300 g bis zu 2 000 kg reicht. Der niedrige Massebereich<br />
ist prädestiniert für die Lagerung von Festplatten und Messapparaturen,<br />
der hohe kommt z. B. bei Transporten von Containern und<br />
Maschinen zum Einsatz, auch weil durch die Verwendung von<br />
mehreren Elementen den Möglichkeiten nach oben kaum Grenzen<br />
gesetzt sind. Dies gilt auch für weitere Anwendungsbereiche, zu<br />
denen unter anderem vibrations- und schockreduziertes Lagern<br />
von Elektronikkästen, Pumpen, Kompressoren und allen möglichen<br />
Kameralagerungen gehört. Diese finden Verwendung in autonom<br />
fahrenden Reinigungsmaschinen, speziellen Film- und Fernsehkameras<br />
sowie bei in Drohnen verbauten Modellen. Daneben erfüllen<br />
die Drahtseilisolatoren auch spezielle Anforderungen militärischer<br />
Anwendungen und entsprechen den MIL-Spezifikationen.<br />
Die aus Drahtseil gefertigten Komponenten bieten einen besonders<br />
großen nutzbaren Federweg, niedrige Eigenfrequenzen, geringe<br />
Resonanzübertragung und schnellen Abfall der Amplitude bei Stößen.<br />
Darüber hinaus gibt es bei dieser Produktserie von ACE nach dynamischer<br />
Kollision keine Anzeichen von Ermüdung. Einsetzbar sind<br />
sie bei Temperaturen von - 130 bis + 260 °C, physikalische Werte, die<br />
auch hinsichtlich anderer am Markt verfügbaren Komponenten aus<br />
Drahtseil positiv ins Auge fallen. Außerdem sind alle Vertreter der<br />
drei neuen Produktfamilien besonders resistent gegen Säuren,<br />
Meerwasser und UV-Strahlung. Neben den Standardversionen aus<br />
Edelstahldrähten und Aluminiumbefestigungsleisten können Anwender<br />
bei ACE optional auch komplette Edelstahlvarianten ordern.<br />
Aufgrund des veredelten Materials sind diese im direkten Vergleich<br />
etwas schwerer und überzeugen durch Korro sionsbeständigkeit,<br />
etwa bei Einsatz in Salzwasser.<br />
FE<strong>DER</strong>NDE<br />
DRUCKSTÜCKE<br />
<strong>DER</strong> KLÜGERE<br />
GIBT NACH…<br />
PATENTIERT<br />
MINIMIERT VERSCHLEISS<br />
FIXIEREN<br />
ARRETIEREN<br />
ELEKTRISCH ISOLIERT<br />
VIELSEITIG<br />
POSITIONIEREN<br />
ANDRÜCKEN<br />
RASTEN<br />
Bilder: ACE<br />
www.ace-ace.de<br />
01 ACE stellt Konstrukteuren die neuen<br />
Drahtseilfedern mit Kabeldurchmessern<br />
von 1,59 bis 31,75 mm und zur Montage<br />
mit Gewinden von M4 x 0,7 bis M20 x 2,5<br />
in verschiedensten Ausführungen sowie<br />
auch in kurzer Bauform zur Verfügung<br />
02 Zu der neuen Serie<br />
der Drahtseilfedern zählen<br />
auch sieben verschiedene<br />
Kompaktfedertypen in<br />
unterschiedlichen<br />
Ausführungen mit Kabeldurchmessern<br />
von<br />
1,59 bis 6,35 mm<br />
und zur Montage<br />
mit Gewinden von<br />
M3 x 0,5 bis M8 x 1,25<br />
www.halder.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
GEWAPPNET FÜR<br />
WIND UND WETTER<br />
Autor: Ulrich König, Chief Research &<br />
Development Officer, Stauff, Werdohl<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Ein Hersteller von Rohr- und Schlauchverbindungen<br />
hat ein Schellenprogramm speziell für die<br />
Befestigung von elektrischen Leitungen in den<br />
Türmen von Windkraftanlagen entwickelt. Zu<br />
den Eigenschaften dieser Schellen gehören eine<br />
einfache, schnelle und werkzeuglose Montage,<br />
eine dauerhafte Befestigung der Leitungen unter<br />
widrigen Bedingungen und die Übereinstimmung<br />
mit allen branchenrelevanten Anforderungen,<br />
z. B. an die elektrische Sicherheit.<br />
Wie lange braucht ein eingespieltes Team für die Montage<br />
von elektrischen Leitungen mit Querschnitten<br />
von 22 bis 38 mm in einem 100 oder 150 m hohen<br />
Turm einer Windkraftanlage (WKA)? Und wie befestigt<br />
man diese Leitungen so, dass sie unter widrigen Bedingungen<br />
über viele Jahre die Leitungen sicher in Position halten und dabei<br />
auch das nötige Spiel für die Schwankungen des Turms bei Starkwind<br />
erlauben? Eine Antwort auf diese Fragen gab Stauff schon vor<br />
Jahren mit einer ersten Generation von Befestigungselementen, die<br />
von Grund auf für elektrische Leitungen in WKA-Anwendungen<br />
entwickelt wurde.<br />
Grundlage dieser Befestigungslösung war die bewährte Stauff-<br />
Schelle zur Befestigung von Rohrleitungen z. B. für die Hydraulik. In<br />
die Ausnehmungen einer Grundplatte, die an der Unterkonstruktion<br />
aufgeschraubt oder angeschweißt wird, lassen sich Leitungen einlegen<br />
und mit schraubbaren Deckeln befestigen – einzeln oder in<br />
Reihen. Diese Lösung bewährte sich, aber die Stauff-Konstrukteure<br />
suchten nach einer Lösung, die insbesondere die Montage vereinfacht,<br />
ohne den dauerhaft festen Sitz der Leitungen zu beeinträchtigen.<br />
Deshalb entwickelten sie – in Kooperation mit einem führenden<br />
Hersteller von Windkraftanlagen – ein neues Programm mit der<br />
Bezeichnung WPC.<br />
SCHNELLE UND WERKZEUGLOSE MONTAGE<br />
Das Grundkonzept der WPC-Schelle: Die Leitungsaufnahme wird<br />
z. B. auf einer Schiene aufgeschraubt – hier gibt es diverse Montagemöglichkeiten<br />
– und das Kabel eingelegt. Die mit einem Scharnier<br />
an der Leitungsaufnahme befestigte Gegenseite wird mit einem<br />
Schnellspannsystem, d. h. mit einem Handgriff, verschlossen – fertig.<br />
Somit kann der Monteur die Leitungen verlegen, ohne dass er ein<br />
Werkzeug benötigt. Das erleichtert die Installation sowohl im liegenden<br />
Turmsegment als auch im bereits stehenden Turm. So spart<br />
der Hersteller Installationskosten. Das neue System ist in zwei<br />
Grundvarianten verfügbar – als WPC für eine Leitung und als WPC-<br />
Trefoil für drei Leitungen, die kleeblattartig auf kompaktem Raum<br />
befestigt sind. Dabei können Leitungen mit Querschnitten von 22 bis<br />
38 mm installiert werden.<br />
DAUERHAFT FESTER SITZ <strong>DER</strong> LEITUNGEN<br />
Eine zentrale Eigenschaft des Befestigungssystems ist der dauerhaft<br />
feste Sitz der Leitungen. Dabei sorgt der Kabelhalter aus flexiblem<br />
Elastomer für gleichbleibende Haltekräfte – auch bei nicht zu erwartenden<br />
Toleranzabweichungen der Kabelaußendurchmesser.<br />
Über eine Stellschraube mit Kontermutter lässt sich der Anpressdruck<br />
an die Kabeldurchmesser anpassen. Dabei ist stets ein gewisser<br />
Toleranzausgleich zu berücksichtigen, weil sich der im Wind<br />
stehende Turm bewegt. Die Leitungen müssen in der Lage sein,<br />
diese Bewegungen mitzumachen.<br />
18 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
Ein Federpaket im Schnellspannsystem gewährleistet eine kontinuierliche<br />
Vorspannung des Verschlusses. Eine Verschlusssicherung<br />
verhindert das unbeabsichtigte Öffnen der Spann- und Zuhalteeinrichtung.<br />
Die werkzeuglose Montage erleichtert nicht nur die Erstinstallation<br />
der Leitungen im Turm, sondern auch die Wartung<br />
bzw. den Austausch von Leitungen während der Betriebsdauer der<br />
Windkraftanlage.<br />
AUF WIDRIGE BEDINGUNGEN EINGESTELLT<br />
In den Türmen von Windkraftanlagen herrschen ungünstige Umgebungsbedingungen<br />
für elektrische Komponenten. Mit extremen<br />
Temperaturen und korrosiver Atmosphäre ist zu rechnen. Die Metallelemente<br />
der WPC-Baureihe sind daher in verschiedenen hochwertigen<br />
Qualitäten (Stahl-, Zink/Nickel-beschichtet für Onshore-<br />
WKA, Edelstahl V4A für Offshore-Anwendungen) verfügbar.<br />
Die Stahlvariante mit einer hoch wirksamen Korrosionsschutzbeschichtung<br />
auf Basis einer Zink-Nickel-Oberfläche hat sich in<br />
diversen Einsatzbereichen als günstige Alternative zu Edelstahl<br />
erwiesen. Im Salzsprühtest erreicht sie eine Standzeit von rund<br />
1 200 Stunden. Das ist mehr als einschlägige Standards z. B. der Automobilindustrie<br />
fordern. Das Elastomer der Windkraftschellen ist<br />
DAS SCHELLENSYSTEM LÄSST SICH<br />
FLEXIBEL AN UNTERSCHIEDLICHE<br />
ANFOR<strong>DER</strong>UNGEN ANPASSEN<br />
temperaturstabil im Bereich von -45 bis + 90 °C (im Dauereinsatz;<br />
kurzzeitig bis + <strong>12</strong>5 °C). Außerdem nimmt es bei Feuchtigkeit kein<br />
Wasser auf, bleibt also formstabil.<br />
ALLE TESTS BESTANDEN<br />
Die einschlägigen Anforderungen an den Brandschutz werden<br />
ebenfalls erfüllt: Die WPC-Schellen sind als Brandschutzmaterial<br />
SA-VO nach UL 94 geprüft und freigegeben. In Kooperation mit einem<br />
Windkraftanlagen- und einem Leitungshersteller hat Stauff auch<br />
die elektrischen Eigenschaften – vor allem die Kurzschlussfestigkeit<br />
des WPC-Programms – getestet. Dabei wurde die uneingeschränkte<br />
Eignung des Befestigungssystems bei der Übertragung hoher Ströme<br />
nachgewiesen.<br />
Mechanische Belastungstests bestätigten eine hohe axiale Haltekraft<br />
bei sehr gutem Kabelmantelschutz. Weitere Tests zeigten, dass<br />
02 Kompakt und sicher:<br />
Drei Leitungen werden in<br />
„Trefoil“-Anordung befestigt<br />
Tieftemperatur keinen negativen Einfluss auf die Haltekräfte im Befestigungssystem<br />
hat. Im Gegenteil: Die Haltekraft war sogar noch<br />
höher als im Versuch bei Raumtemperatur. Hier wirkt sich die<br />
Werkstoffpaarung Elastomer/Metall positiv aus.<br />
Mit diesen Eigenschaften eignet sich das WPC-System für die<br />
Befestigung von elektrischen Leitungen bei Onshore- und Offshore-<br />
Windkraftanlagen. Verschiedene Basisversionen für eine Leitung<br />
und für drei Leitungen stehen ab Lager zur Verfügung. Der modulare<br />
Aufbau des Systems schafft die Voraussetzung für die Anpassung an<br />
den individuellen Anwendungsfall. So können beispielsweise ein<br />
oder zwei Schellenkörper mit austauschbarem Elastomer als Kabelschutz<br />
für diverse Kabeldurchmesser verwendet werden.<br />
Bilder: Aufmacher Hintergrund: David Hense – stock.adobe.com,<br />
Sonstige: Walter Stauffenberg GmbH & Co. KG<br />
www.stauff.com<br />
01 Das Windkraftschellen-<br />
System wurde für die Installation<br />
von elektrischen Leitungen in<br />
den Türmen von Windkraftanlagen<br />
entwickelt<br />
5
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
UNIVERSELLE PROBLEMLÖSER<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Ein Spezialist für Verzahnungstechnik und<br />
Feinzerspanung hat einbaufertige<br />
Komplettfreiläufe im Programm, die wahre<br />
Multitalente sind. Sie lassen sich in den<br />
Antriebssträngen des Maschinen- und<br />
Anlagenbaus sowohl als Rücklaufsperren als<br />
auch für Überhol- und Vorschubfunktionen<br />
einsetzen. Dass sie zudem für einen sehr großen<br />
Drehmomentbereich und in vier verschiedenen<br />
Klemmstück-Varianten zur Verfügung stehen,<br />
steigert ihre Vielseitigkeit weiter.<br />
In Sachen Vielseitigkeit macht den Freiläufen der Premium-Baureihen<br />
FB/FBF von Ringspann so schnell keiner was vor. Denn<br />
diese vom Hersteller einbaufertig bereitgestellten Komplettfreiläufe<br />
stehen nicht nur in mehreren Klemmstück-Konfigurationen<br />
für unterschiedliche Leistungsanforderungen zur Verfügung, sondern<br />
auch für einen enorm großen Drehmomentbereich von 45 bis<br />
160 000 Nm. Konstrukteuren und Entwicklern im Maschinen- und<br />
Anlagenbau eröffnet sich damit ein weites Feld für die Realisierung<br />
innovativer und effizienter Lösungen für Rücklaufsperren sowie<br />
Überhol- und Vorschub-Kinematiken innerhalb der Antriebsstränge.<br />
Sie können zudem wählen zwischen Basisausführungen mit oder<br />
ohne Befestigungsflansch. Alle FB-/FBF-Freiläufe lassen sich direkt<br />
im Webshop von Ringspann auswählen und ordern. Viele Varianten<br />
mit Standardbohrungen (max. 300 mm) sind kurzfristig lieferbar.<br />
CHROMSTAHL MIT VERSCHLEISSSCHUTZ<br />
Grundsätzlich handelt es sich bei den Komplettfreiläufen der Baureihen<br />
FB/FBF von Ringspann um kugelgelagerte und abgedichtete<br />
Klemmstück-Freiläufe, die werksseitig ölgefüllt und montagefertig<br />
ausgeliefert werden. Seiner individuellen Anwendung entspre-<br />
Autor: Alexander Regenhardt, Freier Fachjournalist, Darmstadt<br />
chend kann der Konstrukteur dann hinsichtlich der Klemmstück-<br />
Konfiguration zwischen vier Leistungskategorien wählen. Dabei<br />
decken bereits die Standard-Variante und die Riduvit-Ausführung<br />
ein breit gefächertes Einsatzgebiet ab. Beide eignen sich für<br />
Rücklaufsperr- und Überhol-Anwendungen mit maximalen Leerlauf-Drehzahlen<br />
von 4 800 min -1 (Innenring) beziehungsweise<br />
5 500 min -1 (Außenring). Als Vorschub-Freiläufe bewältigen sie<br />
mittlere (Standard) bis hohe (Riduvit) Schaltzyklen. Die Chromstahl-Klemmstücke<br />
der Riduvit-Variante zeichnen sich überdies<br />
durch eine spezielle Oberfläche mit hartmetallartiger Verschleißbeständigkeit<br />
aus. „Diese leistungsfähige Funktionsbeschichtung<br />
beruht auf wichtigen tribologischen Erkenntnissen und verleiht<br />
den Riduvit-Freiläufen eine deutlich erhöhte Lebensdauer“, sagt<br />
Thomas Heubach, der Leiter der Freilauf-Sparte von Ringspann.<br />
ENTSCHEIDUNG ZWISCHEN X O<strong>DER</strong> Z<br />
Spezieller ausgelegt sind die weiteren Varianten der Freiläufe FB/<br />
FBF, die sich durch das Design der Klemmstückabhebung unterscheiden<br />
und prädestiniert sind für die Realisierung besonders anspruchsvoller<br />
Rücklaufsperr- und Überhol-Anwendungen. Der<br />
Konstrukteur kann hier wählen zwischen Komplettfreiläufen mit<br />
der sogenannten Klemmstückabhebung X oder Klemmstückabhebung<br />
Z. Beide Ausführungen wurden entwickelt für hohe Leerlauf-<br />
Drehzahlen im Langzeitbetrieb, bei denen oberhalb der Abhebedrehzahl<br />
kein Verschleiß an den Klemmstücken entsteht. Raffiniert<br />
sind hierbei die bis ins feinste Detail durchdachten Formgebungen<br />
und Lagerungen der Klemmstücke. „In diesen zwei Disziplinen der<br />
Freilauf-Konstruktion verfügen wir dank jahrzehntelanger eigener<br />
Entwicklungsarbeit über eine international anerkannte Expertise“,<br />
betont Thomas Heubach.<br />
Bei den Komplettfreiläufen FB/FBF mit Klemmstückabhebung X<br />
laufen die reibschlüssig in einem Käfig geführten Klemmstücke im<br />
Leerlauf mit dem Innenring um. Da dies fliehkraftbedingt ohne<br />
jeden Kontakt zum Außenring erfolgt, kann der Freilauf mit Klemmstückabhebung<br />
X bei Anwendungen mit schnell drehendem Innenring<br />
nahezu verschleißlos rotieren. In Analogie dazu laufen die<br />
Klemmstücke vom Typ Z im Leerlauf berührungslos mit dem Außenring<br />
um – weshalb sich die Freiläufe FB/FBF mit dieser Art der<br />
Klemmstückabhebung als Ideallösung für Langzeit-Anwendungen<br />
mit schnell drehendem Außenring erweisen. „Die ersten beiden Fragen,<br />
die sich der Konstrukteur bei der Wahl zwischen X und Z also<br />
beantworten muss, lauten: Wie ist die Einbaulage? Und in welche<br />
20 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
NEBEN EINER<br />
GROSSEN AUSWAHL<br />
AN STANDARD-FREI-<br />
LÄUFEN REALISIEREN<br />
WIR AUCH SON<strong>DER</strong>-<br />
AUSFÜHRUNGEN<br />
Sowohl die Komplettfreiläufe FB/FBF als auch die Kombinationslösungen<br />
FBE/FBL sind reale Beispiele für unsere<br />
Marktführerschaft auf dem weltweiten Freilaufmarkt und<br />
unsere Positionierung als internationaler One-Stopp<br />
Supplier für hochwertige Komponenten der industriellen<br />
Antriebstechnik. Neben einer großen Auswahl an kurzfristig<br />
lieferbaren FB- und FBF-Freiläufen realisieren wir<br />
auf Kundenwunsch auch Sonderausführungen, etwa für<br />
ausgefallene Bohrungsmaße oder seltene Anflanschungen.<br />
THOMAS HEUBACH, Leiter der Freilauf-Sparte, RINGSPANN<br />
Drehrichtung soll der FB/ FBF frei laufen bzw. in welche Drehrichtung<br />
soll er sperren oder mitnehmen?“, erläutert Thomas Heubach.<br />
ZWEI VERWANDTE MIT WELLENKUPPLUNGEN<br />
Die Komplettfreiläufe der Premium-Baureihen FB/FBF von Ringspann<br />
kommen aktuell in nahezu allen Sparten und Nischen des<br />
internationalen Maschinen- und Anlagenbaus zum Einsatz. Ob in<br />
den Antriebssystemen von Besäumscheren für Breitband-Walzenstraßen,<br />
von Fleischverarbeitungsmaschinen, von Zerkleinerungsmühlen,<br />
von Postsortieranlagen oder von freizeittechnischen Fahrgeschäften<br />
wie etwa Achterbahnen – in unzähligen Applikationen<br />
dienen sie als überaus zuverlässige und langlebige Rücklaufsperren,<br />
Überhol- oder Schaltkupplungen.<br />
Kombilösung bei Wellenversatz:<br />
Die Komplettfreiläufe FBE und<br />
FBL werden als einsatzfertige<br />
Baugruppe mit elastischen<br />
und drehstarren<br />
Wellenkupplungen<br />
bereitgestellt (im<br />
Bild ein FBE mit<br />
elastischer<br />
Wellenkupplung)<br />
Maßgeschneidert für Anwendungen mit Überholfunktion, bei denen<br />
zwei Wellen mit Versatz verbunden werden müssen, sind zwei<br />
enge Verwandte der FB-Familie. Dabei handelt es sich um die Komplettfreiläufe<br />
FBE und FBL, die Ringspann als einsatzfertige Baugruppe<br />
mit elastischen und drehstarren Wellenkupplungen aus seinem<br />
Portfolio anbietet. „Der Kunde erhält hier also Kombinationslösungen<br />
aus zwei Funktionskomponenten, wobei sich die Wellenkupplungen<br />
je nach gewünschter Drehrichtung flexibel am Freilauf andocken<br />
lassen“, erklärt Thomas Heubach. Die elastische FBE-Lösung ist<br />
ausgelegt für kleinere Wellenverlagerungen – zum Beispiel zwischen<br />
einem Hauptantrieb und einem Winkelgetriebe – und die drehstarre<br />
FBL-Ausführung kann große radiale und winklige Versätze aufnehmen,<br />
ohne dass Zwangskräfte auf benachbarte Lager wirken.<br />
Eine typische Einbau-Situation dafür ist beispielsweise die Positionierung<br />
zwischen dem Hauptmotor und dem Kriechgangantrieb<br />
einer Förderbandanlage. Beide Systemlösungen aus Überholfreilauf<br />
und Wellenkupplung liegen in den drei Varianten Standard,<br />
Riduvit und mit Klemmstückabhebung Z vor.<br />
Bilder: RINGSPANN<br />
www.ringspann.de<br />
DIE KLEMMSTÜCKABHEBUNG X<br />
Die Klemmstückabhebung X kommt in den Rücklaufsperren<br />
und Überholfreiläufen von Ringspann immer dann zum<br />
Einsatz, wenn im Leerlaufbetrieb der Innenring mit hoher<br />
Drehzahl umläuft und in der Überholfunktion der Mitnahmebetrieb<br />
bei niedriger Drehzahl erfolgt. Im Leerlauf bewirkt<br />
die Fliehkraft, dass sich die in einer X-ähnlichen Form<br />
gefertigten Klemmstücke von der Laufbahn des Außenrings<br />
abheben. Der Freilauf arbeitet dann verschleißfrei und mit<br />
unbegrenzter Gebrauchsdauer. Dabei laufen die Klemmstücke<br />
– geführt in einem mit dem Innenring reibschlüssig<br />
verbundenen Käfig – mit dem Innenring um. Die Fliehkraft<br />
hat das Klemmstück im Gegenuhrzeigersinn gedreht und am<br />
Stützbord des Käfigs angelegt, wodurch ein Spalt zwischen<br />
dem Klemmstück und der Laufbahn des Außenrings<br />
entsteht; der Freilauf arbeitet also berührungslos. Sinkt nun<br />
die Drehzahl des Innenrings soweit ab, dass die Wirkung der<br />
Fliehkraft auf das Klemmstück kleiner wird als die Anfederungskraft,<br />
legt sich das Klemmstück wieder an den Außenring<br />
an und „schaltet“ den Freilauf sperrbereit. Zu beachten:<br />
In der Anwendung als Überholfreilauf darf die Mitnahmedrehzahl<br />
40 % der Abhebedrehzahl nicht überschreiten.<br />
Klemmstückabhebung X: im Leerlauf bewirkt die Fliehkraft,<br />
dass sich die X-ähnlich gefertigten Klemmstücke von der<br />
Laufbahn des Außenrings abheben<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 21
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
DAMIT DIE WIRKUNG<br />
NICHT NACHLÄSST<br />
01<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Bei der Herstellung von Medikamenten kommt<br />
es auf höchste Präzision an. Die Rezeptur muss<br />
zu 100 % passen – und auch im Produktionsprozess<br />
geht es um Genauigkeit bis ins Detail.<br />
Um seine Tablettenpressen perfekt für ihre<br />
anspruchsvolle Aufgabe zu rüsten, setzt ein<br />
Hersteller auf individuell zugeschnittene<br />
Schneckengetriebe, die sich durch Laufruhe,<br />
geringe Temperaturemissionen und Langlebigkeit<br />
auszeichnen.<br />
Autor: Peter Becker, Senior PR Consultant, Bartenbach AG, Mainz<br />
Tabletten werden mithilfe von Tablettenpressen produziert,<br />
die das wirkstoffenthaltende Pulver oder Granulat stark verdichten.<br />
Einer der führenden Hersteller solcher Pressen<br />
ist Romaco Kilian aus Köln. Das Traditionsunternehmen<br />
Kilian wurde 1875 gegründet und ist seit 2013 Teil des Prozess- und<br />
Verpackungstechnologie-Konzerns Romaco. Das Unternehmen<br />
bietet heute die gesamte Bandbreite der Tablettiertechnologie an,<br />
von Einzelstempel-Labortablettenpressen bis hin zu Hochgeschwindigkeits-Tablettenpressen<br />
für Großproduzenten. Zu den<br />
letztgenannten gehört auch die Doppelrundläufertablettenpresse<br />
S710 Prime. Die kosteneffiziente Maschine produziert bis zu<br />
1,02 Mio. Tabletten/Stunde und entwickelt Presskräfte von bis zu<br />
100 kN.<br />
Kommt es bei Hochleistungstablettenpressen zu Ausfällen oder<br />
Produktionsproblemen, entsteht für den Tablettenhersteller innerhalb<br />
kürzester Zeit ein großer wirtschaftlicher Schaden. Daher sind<br />
für Romaco Kilian neben der Leistungsfähigkeit vor allem die Anlagenverfügbarkeit<br />
und die Prozesskonstanz entscheidend für die<br />
Neuentwicklung einer Tablettenpresse, wie Romaco-Kilian-Konstruktionsleiter<br />
Bernhard Kock erklärt: „Für unsere Kunden ist vor<br />
allem die gleichbleibende Qualität der Tabletten entscheidend. Die<br />
Gewichte müssen einheitlich sein. Der Tablettenpulvereintrag darf<br />
sich von Tablette zu Tablette nicht unterscheiden, damit auch die<br />
Wirksamkeit identisch ist. Dementsprechend hoch muss auch die<br />
22 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
VERBINDUNGSELEMENTE<br />
& BEFESTIGUNGSTECHNIK<br />
02<br />
Mit über 130 Jahren<br />
Erfahrung zählt REYHER<br />
zu den führenden<br />
Handelsunternehmen<br />
für Verbindungselemente<br />
und Befestigungstechnik<br />
in Europa und beliefert<br />
Kunden weltweit.<br />
01 Das E160F-Schneckengetriebe in Flanschausführung von ZAE wurde<br />
individuell an die anspruchsvollen Anforderungen von Romaco Kilian<br />
angepasst; es gewährleistet den ruhigen Lauf des Rotors der Tablettenpresse<br />
02 Die Doppelrundläufertablettenpresse S710 Prime von Romaco Kilian produziert<br />
bis zu 1,02 Mio. Tabletten/h und entwickelt Presskräfte von bis zu 100 kN<br />
Qualität unserer Maschinen sowie der eingesetzten<br />
Maschinenkomponenten – insbesondere<br />
der Getriebe – sein.“<br />
TEMPERATUR UND LAUFRUHE<br />
ALS ERFOLGSKRITERIEN<br />
gleichmäßig erfolgt. Romaco Kilian forderte<br />
daher, dass sich das Getriebe, das<br />
den Rotor der S710 Prime antreibt, im Betrieb<br />
nicht übermäßig erhitzt und eine<br />
entsprechend perfekte Laufruhe garantiert.<br />
Ist diese nicht gewährleistet, kann es<br />
überdies zu störender Geräuschentwicklung<br />
kommen.<br />
SPEZIALIST FÜR ANSPRUCHS-<br />
VOLLE LÖSUNGEN<br />
DAS SPEZIELL ANGEPASSTE SCHNECKENGETRIEBE<br />
IST DAS HERZSTÜCK <strong>DER</strong> TABLETTENPRESSE<br />
RRP – REYHER Rapid<br />
Prototyping<br />
C-Teile als Prototypen aus<br />
dem 3D-Drucker<br />
Funktionsfähige Modelle<br />
aus Kunststoff oder Metall<br />
Bauteilebetrachtung und<br />
Verbauversuche<br />
Reduktion von Gewicht<br />
und Herstellungskosten<br />
Damit es in der Tablettenproduktion nicht<br />
zu Ausfällen bzw. Ausschuss kommt, dürfen<br />
die Tablettenpressen nicht zu heiß<br />
l aufen. Eine zu hohe Temperatur könnte<br />
die Wirksamkeit der Rezeptur negativ beeinflussen.<br />
Zudem könnte ein zu hoher<br />
Hitzeeintrag die Langlebigkeit der Maschinenkomponenten<br />
beeinträchtigen. Hierbei<br />
spielt das Getriebe als Herzstück der<br />
Maschine die zentrale Rolle. Das Getriebe<br />
treibt den Rotor der Tablettenpresse an.<br />
Auf dem Rotor befinden sich die Pressenwerkzeuge<br />
sowie die Matrizenscheibe, die<br />
essenziell die Leistungsfähigkeit und Prozessqualität<br />
der Tablettenpresse beeinflusst.<br />
In die Bohrungen der Matrizenscheiben<br />
fließt die Wirkstoffmischung der<br />
Tablette vor dem Verpressen. Der Rotor<br />
muss daher absolut ruhig laufen, damit<br />
die Ausbringung des Tablettenpulvers<br />
Auf der Suche nach einem zuverlässigen<br />
Partner, der individuelle Getriebe von<br />
höchster Güte produziert, wandte sich<br />
Romaco Kilian an die Experten von ZAE-<br />
Antriebssysteme aus Hamburg Altona.<br />
„Die ZAE steht für Stabilität und Kompetenz.<br />
Wir arbeiten bei anderen Maschinentypen<br />
seit längerem mit den Hamburgern<br />
zusammen. Und wir können uns<br />
seit Tag 1 darauf verlassen, dass die Qualität<br />
der ZAE-Getriebe gleichbleibend<br />
hoch ist und die Teileverfügbarkeit sowohl<br />
im Einkauf als auch im Ersatzteilmanagement<br />
immer gegeben ist. Das<br />
schätzen wir sehr“, erklärt der Geschäfts-<br />
F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />
Haferweg 1 · 22769 Hamburg<br />
Telefon 040 85363-0<br />
kontakt@reyher.de<br />
www.reyher.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
temperatur die Lebensdauer des Getriebeöls, der Radialwellendichtringe<br />
und der Lager.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
03 Das E160 aus der<br />
ZAE-Schneckengetriebebaureihe war die<br />
Basis für die perfekt abgestimmte Kundenlösung<br />
führer von Romaco-Kilian, Jens Carstens, die Hintergründe der<br />
Zusammenarbeit.<br />
Auch ZAE-Antriebssysteme kann sich mit Fug und Recht Traditionsunternehmen<br />
nennen. Seit mehr als 100 Jahren produziert<br />
das Unternehmen innovative, hocheffiziente Antriebstechnik, die<br />
sich in zahlreichen Branchen hervorragend bewährt. Insbesondere<br />
die Konstruktion hoch individualisierter Antriebslösungen ist<br />
eine Spezialität des Hamburger Industriegetriebeherstellers.<br />
„Natürlich bauen wir auch hervorragende Standardgetriebe. Unschlagbar<br />
sind wir aber im kundenspezifischen Engineering von<br />
Speziallösungen. Daher hat es uns gefreut, als Romaco Kilian mit<br />
dieser anspruchsvollen Aufgabe an uns herangetreten ist. Getriebe<br />
für Tablettenpressen dürfen einerseits keine zu große Hitze entwickeln,<br />
sollten aber gleichzeitig laufruhig und besonders robust<br />
gegen eintragende Momente und Schläge sein“, erläutert Folke<br />
Hedder, Vertriebsleiter bei ZAE, die Anforderungen an das Getriebe<br />
für die S710 Prime.<br />
EXTREME PRÄZISION GEFOR<strong>DER</strong>T<br />
Deshalb wurde das E160F Schneckengetriebe in Flanschausführung<br />
von ZAE an die Anforderungen von Romaco Kilian individuell<br />
angepasst. Beim E160F handelt sich um ein spielarmes Getriebe.<br />
Dies ist insbesondere bei Tablettenpressen von großer Bedeutung,<br />
kommt es doch beim Einpressvorgang der Pressstempel wie auch<br />
beim Entspannen der Stempel zu rücktreibenden Momenten ins<br />
Getriebe, die den Lauf und die Standzeit des Getriebes negativ beeinflussen<br />
würden. Schneckengetriebe sind für solche Anforderungen<br />
prädestiniert, da sie aufgrund ihrer Verzahnungsgeometrie solche<br />
Schläge gut dämpfen bzw. kompensieren können.<br />
Dennoch reichte es bei weitem nicht aus, ein beliebiges Schneckengetriebe<br />
mit passender Leistung zu wählen. Insbesondere bei<br />
der Einstellung und Auswahl der Kegelrollenlager war höchste<br />
Präzision gefragt, damit das Axialspiel der Schnecke im Betrieb im<br />
Optimum lag und die gewünschte Laufruhe erreicht wurde. Das<br />
Spiel durfte im definierten Betriebspunkt lediglich 0,02 mm betragen,<br />
damit der perfekte Kompromiss aus Steifigkeit, Energieeffizienz<br />
und Reibung gefunden wurde. Denn gehen die verbauten<br />
Kegelrollenlager im Betriebspunkt bereits in Vorspannung, erhöht<br />
sich natürlich auch die Temperatur des Getriebes und somit der<br />
gesamten Anlage. Darüber hinaus verringert eine hohe Getriebe-<br />
NACHGEWIESENE QUALITÄT ÜBERZEUGT<br />
Eine gehörige Portion Engineering war von den Spezialisten von<br />
ZAE gefragt, um diese Genauigkeit gewährleisten zu können. Ein<br />
aufwändiger Prüf- und Entwicklungsprozess gewährleistete, dass<br />
ZAE die perfekte Lösung für die Romaco Kilian S710 Prime finden<br />
konnte. ZAE betreibt im Werk in Hamburg-Altona ein großes Prüffeld,<br />
um den Kunden nicht nur theoretisch perfekt konfektionierte<br />
Produkte anbieten zu können, sondern vielmehr solche, die im<br />
Praxistest nachgewiesen haben, dass sie die Kundenanforderung<br />
zu 100 % erfüllen.<br />
Um das Axialspiel wiederholungsgenau zu messen, hat ZAE in<br />
diesem Fall eigens einen Messautomaten konstruiert, da die nötige<br />
Präzision bei manueller Messung nicht ausreichend war. – Ein weiterer<br />
Beweis dafür, dass ZAE keine Mühen scheut, um ein perfektes<br />
Ergebnis für ihre Kunden zu gewährleisten.<br />
Das von ZAE perfekt auf die S710 Prime abgestimmte Schneckengetriebe<br />
E160F ist den von Romaco Kilian gesetzten Richtwerten<br />
mehr als gewachsen. Das Getriebe erreicht am definierten Betriebspunkt<br />
eine Temperatur, die weit unter dem Grenzwert liegt,<br />
den der Kölner Tablettenpressenhersteller gesetzt hatte. Denn:<br />
Jedes ZAE-Getriebe erhält mit der Auslieferung ein Abnahmeprotokoll<br />
mit den Werten aus dem Probelauf. Die meisten Getriebe absolvieren<br />
diesen Testlauf mit Temperaturen, die größtenteils 10K<br />
(oder 10 °C) unter dem Grenzwert des Kunden liegen.<br />
Die optimierte Betriebstemperatur gewährleistet einerseits einen<br />
effizienten Betrieb des Getriebesystems, andererseits schont sie die<br />
eingesetzten Kegelrollenlager und das Getriebeöl. Somit profitiert<br />
Romaco Kilian von einer Getriebelösung, die die S710 Prime optimal<br />
bei der Tablettenproduktion unterstützt und über die Lebensdauer<br />
der Maschine sehr wartungsarm ausfällt. Dies wiederum erhöht<br />
die Standzeit der gesamten Tablettenpresse. Und letztlich<br />
kann sich der Tablettenpressenhersteller auf die Getriebe verlassen.<br />
ZAE steht dafür ein, dass die gelieferten Getriebe einen prozesssicheren<br />
und ruhigen Lauf gewährleisten. Bei der Montage ist<br />
kein Nachjustieren notwendig. Für Romaco Kilian bedeutet dies:<br />
bestellen, einbauen, anfahren, fertig.<br />
KOOPERATION AUF AUGENHÖHE<br />
ZAE und Romaco Kilian, das passt zusammen – nicht nur technologisch,<br />
wie ZAE-Vertriebsleiter Folke Hedder abschließend festhält:<br />
„Die Zusammenarbeit macht einfach großen Spaß. Wir kooperieren<br />
mit Romaco Kilian partnerschaftlich und vertrauensvoll. Und nicht<br />
zuletzt passt es zwischenmenschlich. Wenn die Chemie stimmt, ist<br />
die Arbeit meiner Meinung nach am Ende auch meist produktiver<br />
und erfolgreicher.“ Jens Carstens pflichtet bei: „Wir schätzen ZAE als<br />
Sparringspartner auf Augenhöhe. Unsere Anregungen und Anforderungen<br />
werden aufgenommen und wir erhalten kreative und kompetente<br />
Vorschläge, wie unsere Herausforderungen zu meistern wären.<br />
Die Diskussionsqualität und Reaktionszeit sind ausgezeichnet. Man<br />
merkt einfach, dass man bei ZAE mit Experten spricht, die unsere<br />
Bedürfnisse als Maschinenhersteller verstehen und diese in hervorragende<br />
Getriebetechnik umsetzen können. Wir freuen uns schon<br />
jetzt auf künftige gemeinsame Projekte.“<br />
Bilder: ZAE AntriebsSysteme<br />
www.zae.de<br />
24 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
WELLE UND KUPPLUNG PER<br />
KLEMMNABE VERBINDEN<br />
Um Schäden durch<br />
Überlast im Antriebsstrang<br />
und einer<br />
Metallbalgkupplung<br />
ausschließen zu<br />
können, hat Enemac die<br />
ECPB-Reihe entwickelt,<br />
eine Kombination aus<br />
Sicherheitskupplung<br />
und Klemmnabe. Der<br />
Metallbalg sorgt für<br />
einen axialen, angularen<br />
und lateralen<br />
Versatzausgleich zwischen An- und Abtriebswelle. Angeboten<br />
wird ECPB in 17 Baugrößen für Ausrückmomente zwischen<br />
0,5 Nm und 2 000 Nm. Bohrungen zwischen 5 und 90 mm können<br />
über die Klemmnabe der Metallbalgkupplung aufgenommen<br />
werden, die Klemmnabe im Sicherheitsteil ist für Wellendurchmesser<br />
zwischen 5 und 100 mm erhältlich. Die beidseitig<br />
angebrachte Klemmnabe verbindet Welle und Kupplung spielfrei<br />
und kraftschlüssig. Sie kann optional auch mit einer Passfedernut<br />
versehen werden. Das schnelle und einfache Spannen mittels<br />
Klemmnaben erleichtert den Ein- und Ausbau der Sicherheitskupplung<br />
und sorgt für geringe Standzeiten bei der Anlagenwartung.<br />
Auch korrosionsgeschützte Ausführungen oder<br />
alternative Balglängen sind realisierbar.<br />
www.enemac.de<br />
AXIAL-SCHRÄGKUGELLAGER FÜR GRÖSSTES<br />
MITTELINFRAROT-TELESKOP<br />
In der chilenischen<br />
Atacama-Wüste<br />
entsteht das größte<br />
optische Teleskop der<br />
Welt. HQW Precision<br />
steuert für dieses<br />
Projekt ZKLN-Lager bei,<br />
mit denen die 800 im<br />
Teleskop positionierten<br />
Spiegel justiert werden.<br />
Das Extremely Large<br />
Telescope (ELT) soll<br />
2025 in Betrieb<br />
genommen werden. Es verfügt über einen segmentierten<br />
Primärspiegel mit einem Durchmesser von rund 40 m, der sich<br />
aus 800 kleineren hexagonalen Spiegeln mit je etwa 1,4 m<br />
Durchmesser zusammensetzt. Das ELT soll eine etwa 256 Mal<br />
größere Lichtsammelfläche bieten als das Weltraumteleskop<br />
Hubble und Bilder liefern, die 16 Mal schärfer sind. Dies wird<br />
über die Positionierung der Spiegel erreicht. „Die spezielle<br />
Innengeometrie der ZKLN-Lager gewährleistet eine sehr hohe<br />
axiale Steifigkeit, und eine geteilte Innenringkonfiguration<br />
beseitigt das Spiel innerhalb des Lagers“, sagt Eugen Bärwald,<br />
Vertriebs- und Anwendungsingenieur bei HQW. „Dadurch wird<br />
die hohe Genauigkeit gewährleistet, die für diese Anwendung<br />
entscheidend ist.“<br />
www.hqw.gmbh<br />
GELENKLAGER:<br />
DOPPELT GEKOPPELT HÄLT LÄNGER<br />
Mit der<br />
Koppelstange<br />
Igubal GPZM<br />
stellt Igus ein<br />
Doppelgelenklager<br />
vor, das<br />
nicht nur<br />
schmier- und<br />
wartungsfrei<br />
ist, sondern<br />
durch ein<br />
neues<br />
Gehäusematerial<br />
auch<br />
besonders<br />
flexibel ist. Dadurch wird der Kugelzapfen fest umschlossen, das<br />
Eindringen von Schmutz verhindert und die Ausfallsicherheit<br />
der bewegten Anwendung erhöht. Tests im Labor ergaben eine<br />
um 25 % höhere Elastizität des Werkstoffs RN283 gegenüber<br />
dem Standardwerkstoff Igumid G. Im Test wurde zudem<br />
verflüssigter Staub eingespritzt. Durch das elastische Material<br />
hat dieser keinen Einfluss auf die Funktion. Auch die Abriebfestigkeit<br />
bei den metallischen Kugelzapfen wurde getestet. Das<br />
Ergebnis: Mit einem um Faktor 20 besseren Verschleißwert<br />
setzte sich das neue TPU-Material gegenüber Polyamid durch.<br />
Gelenklager aus tribologisch optimierten Kunststoffen werden<br />
z. B. in der Agrarindustrie, im Maschinen- oder Anlagenbau oder<br />
in der Automobilindustrie eingesetzt.<br />
www.igus.de<br />
KISSsoft AG<br />
A Gleason Company<br />
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info@KISSsoft.com<br />
KISSsoft Highlights<br />
▪ Rainflow-Verfahren zur Lastdatenanalyse<br />
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KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
SON<strong>DER</strong>WÜNSCHE<br />
„Unsere Sonderkugellager sind auch in der<br />
Krise gefragt“, das lässt ein Spezialist für<br />
anspruchsvolle Produkte im Bereich der<br />
Hochgenauigkeits- und Hochgeschwindigkeitsanwendungen<br />
verlauten. Der fränkische<br />
Maschinenbauer bietet präzise High-End-<br />
Produkte für Spitzenleistungen, extreme<br />
Umgebungen, Vakuum und Reinraum an.<br />
Die seit Jahren kontinuierlich wachsende Nachfrage nach anwendungsspezifischen<br />
Sonderkugellagern und Lagersystemen<br />
von GMN hält auch während der aktuellen Krise an. Verlangt<br />
würden insbesondere anwendungsspezifische Kugellager<br />
und einbaufertige Lagersysteme für den Maschinenbau sowie die Medizin-,<br />
Vakuum- und Messtechnik, so der fränkische Maschinenbauer.<br />
Gefragt sind Sonderanfertigungen insbesondere dann, wenn<br />
Standardlager die Erfordernisse hinsichtlich Geometrie, Präzision,<br />
Material, tribologischer und einsatzbedingter Anforderungen nicht<br />
erfüllen. Hierbei konzentriert sich die Firma GMN auf Spindelkugellager,<br />
Rillenkugellager und Hybridmodelle mit Keramikkugeln.<br />
Jahren werden GMN-Sonderkugellager bei Navigations systemen<br />
verwendet. Sie sind außerdem weltweit in mehr als 100 000 Röntgenröhrensystemen<br />
im Einsatz.<br />
ENGE ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFT<br />
Anwendungsspezifische Kugellager und Komplettsysteme werden<br />
stets in enger Absprache mit dem Kunden entwickelt, dem hierbei<br />
ein fester Ansprechpartner zur Seite steht. Dabei übernimmt GMN<br />
sämtliche Aufgaben von der Entwicklung über die Fertigung der<br />
Komponenten bis hin zum Rund-um-Service für die Lieferung der<br />
Serienteile und Artikelbevorratung beim Endkunden vor Ort.<br />
ERFOLGSFAKTOR „FREIE KONFIGURATION“<br />
Zu den Erfolgsfaktoren von GMN zählt, dass das Unternehmen in<br />
der Lage ist, sehr unterschiedliche Kundenanforderungen zu erfüllen,<br />
da es zahlreiche Konfigurationsoptionen bietet. Zuerst werden<br />
die Art des Lagers und das Anwendungsgebiet benannt und<br />
<strong>DER</strong> MASCHINENBAU BESTELLT<br />
OFT BAULICH ANGEPASSTE<br />
SPEZIALAUSLEGUNGEN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
HÖCHSTE PRÄZISION UND AN<strong>DER</strong>E<br />
ANFOR<strong>DER</strong>UNGEN<br />
Höchste Ansprüche an die Präzision gehören bei vielen Sonderkugellagern<br />
zum Standard. Messlatte ist meist die Hochpräzisions-<br />
Genauigkeitsklasse P4+ oder die unternehmenseigene Premiumkategorie<br />
„Ultra Präzision“ UP+. Sie erfüllt noch weitergehende<br />
Vorgaben bei Lauf-, Form- und Maßgenauigkeit.<br />
Dazu kommen zusätzlich anwendungsspezifische Anforderungen.<br />
Für die Vakuumtechnik wird vor allem höchste Sauberkeit der<br />
Komponenten gefordert. Lagersysteme in Röntgengeräten und<br />
Computertomographen müssen darüber hinaus vibrationsarm sein<br />
und Umgebungstemperaturen bis zu 550 °C aushalten. Bei Messund<br />
Navigationssystemen stehen hingegen Systemlaufgenauigkeiten<br />
unter einem Mikrometer im Mittelpunkt. Und der Maschinenbau<br />
bestellt oft baulich angepasste Spezialauslegungen.<br />
JAHRZEHNTELANGE ERFAHRUNG<br />
Neben jahrzehntelanger Erfahrung tragen zum kontinuierlichen<br />
Erfolg von GMN vor allem ein umfassendes Leistungs- und Serviceangebot<br />
und eine große Fertigungstiefe bei. So stellte das Unternehmen<br />
1928 als einer der weltweit ersten Hersteller Hochgenauigkeitskugellager<br />
in Serie her. Und bereits seit mehr als vierzig<br />
die Umgebungsbedingungen betrachtet. Denn beim Einsatz unter<br />
Fluiden oder aggressiven Gasen sind andere Vorgaben zu erfüllen<br />
als in Reinräumen oder im Vakuum.<br />
Danach werden Parameter wie Größe, Präzision, Steifigkeit, Betriebstemperatur,<br />
Belastbarkeit und Drehzahl anwendungsspezifisch<br />
konfiguriert. Verschiedene Optionen gibt es zudem bei der<br />
Lagerbauart und den zum Einsatz kommenden Materialien, Schmierungen,<br />
Einbaulagen sowie Medienzufuhren.<br />
HOHE FERTIGUNGSTIEFE<br />
Bei der Serienproduktion der Sonderkugellager und Komplettsysteme<br />
profitiert GMN von einer großen Fertigungstiefe und einer exzellenten<br />
Lieferantenkette mit langjährigen Partnerschaften und<br />
detailliertem Know-how. Viele Bauteile wie Maschinenspindeln,<br />
Freiläufe und Dichtungen stellt das Unternehmen in Nürnberg<br />
selbst her. Komponenten für Vakuumanwendungen können außerdem<br />
vor Ort plasmagereinigt und auf einer eigenen PVD-Anlage<br />
(Physical Vapour Deposition) beschichtet werden. Bei Bedarf können<br />
Lager zudem unter Reinraumbedingungen montiert werden.<br />
Bilder: GMN<br />
www.gmn.de<br />
26 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
KONSTRUKTIONSELEMENTE<br />
ZYKLOIDGETRIEBE FÜR AUTOMATISIERTE<br />
VERBINDUNGSPROZESSE<br />
Aufgrund ihres zweistufigen<br />
Untersetzungsprinzips<br />
eignen sich Zykloidgetriebe<br />
von Nabtesco auch für<br />
automatisierte Klebeverfahren.<br />
Die Positionierung<br />
der Raupen erfolgt mit<br />
einem Spiel von unter einer<br />
Winkelminute. Voraussetzung<br />
für langzeitstabile<br />
Verbindungen sind unter<br />
anderem fehlerfreie<br />
Klebenähte. Klebstoffraupen<br />
müssen daher möglichst<br />
schnell und punktgenau<br />
aufgetragen werden. Dieser<br />
Vorgang wird durch<br />
Zykloidgetriebe von Nabtesco unterstützt. Sie zeichnen sich<br />
durch hohe Drehmomentleistungen, Schockbelastbarkeit bis zu<br />
500 % des Nenndrehmoments sowie ein geringes Spiel aus<br />
(Hystereseverlust 0,5 bis max. 1 arcmin). Zu einer Verlängerung<br />
der Lebensdauer tragen integrierte Schrägkugellager bei, die<br />
äußere Kräfte und Momente aufnehmen. Die Kompakt-Getriebe<br />
lassen sich auch bei beengten Platzverhältnissen nutzen. Zudem<br />
wirkt sich ihre Positionier- und Wiederholgenauigkeit positiv auf<br />
die Funktionssicherheit der Systeme zum Auftragen des Klebstoffs<br />
sowie zum Ausrichten der Werkstücke aus.<br />
Bild: xiaoliangge – stock.adobe.com, Nabtesco<br />
www.nabtesco.de<br />
DÜNNRINGLAGER IM EINSATZ<br />
IN ROBOTERN IM WELTRAUM<br />
Rund 400 km über der Erde<br />
verrichten Dünnringlager<br />
von Rodriguez in einem<br />
Roboter an der Außenseite<br />
der Internationalen<br />
Raumstation ISS ihren<br />
Dienst – kompakt und<br />
leicht, aber auch leistungsfähig<br />
und präzise. Der<br />
Roboter Caesar ist mit<br />
einem 3 m langen Arm und<br />
sieben Gelenken ausgestattet,<br />
in denen Dünnringlager<br />
der Reali-Slim-Serie des<br />
Herstellers Kaydon verbaut<br />
sind. Ausgewählt wurden<br />
Dünnringschrägkugellager, weil sie effizient sowohl Radial- als<br />
auch Axialkräfte aufnehmen können und dabei raumsparend<br />
sind. Im Rahmen des Vorgänger-Projekts ROKVISS war von<br />
2005 bis 2010 schon einmal ein Roboter vom DLR an der ISS im<br />
Einsatz, in dessen Gelenken Kaydon-Dünnringschrägkugellager<br />
von Rodriguez erfolgreich für reibungslose Bewegungen<br />
sorgten. Die Dünnringlager haben sich im Weltraum bewährt:<br />
So wurde eine Sonderausführung der Ultra-Slim-Reihe in der<br />
Hand-Arm-Konstruktion eines Roboters verbaut, der bei der<br />
Mars- Mission Phoenix der Nasa Bodenproben entnahm.<br />
SPANNDORNE MIT EXZENTERHEBEL<br />
Das Heinrich Kipp Werk stellt<br />
eine neue Lösung vor, um zwei<br />
Bauteile einfach und werkzeuglos<br />
zu spannen: Spanndorne<br />
ermöglichen es, Werkstücke über<br />
Bohrungen zu positionieren und<br />
zu fixieren. Die Bedienung<br />
erfolgt manuell über einen<br />
Exzenterhebel, wobei der<br />
Anwender den Spannbereich und<br />
die Haltekraft stufenlos einstellen<br />
kann. Das Spannsystem wird in geöffnetem Zustand in die<br />
Bohrung eingebracht. Zu Beginn des Schließvorgangs spreizt sich der<br />
Spanndorn und fixiert sich im unteren Bauteil. Durch das integrierte<br />
Tellerfederpaket entsteht ein Niederzugeffekt, der die beiden<br />
Bauteile am Ende des Schließvorgangs zusätzlich spannt und sicher<br />
verbindet. Abhängig vom Spanndorndurchmesser lassen sich<br />
Haltekräfte von bis zu 3,3 kN erreichen. Dank ihrer kompakten<br />
Bauform lassen sich die Spanndorne mit Exzenterhebel sowohl in<br />
Durchgangs- als auch in Sacklochbohrungen einsetzen. Die Spanndorne<br />
sind in den Durchmessern 10, <strong>12</strong> und 14 mm erhältlich.<br />
www.kippwerk.de<br />
HOCHPRÄZISE: HARTGEWIRBELTE<br />
KUGELGEWINDETRIEBE<br />
Dr. Tretter bietet nun auch hartgewirbelte Kugelgewindetriebe an,<br />
die u. a. im Maschinenbau, in der Hebe-, Mess- und Prüftechnik oder<br />
auch bei Automobilzulieferern zum Einsatz kommen. Das Hartwirbeln<br />
ist eine spanabhebende Fertigung, bei der die Kugellaufbahnen<br />
in das gehärtete und präzisionsgeschliffene Spindelmaterial<br />
gewirbelt werden. Dadurch lässt sich eine hohe Qualität der<br />
Gewinde erzielen. So lassen sich Steigungsgenauigkeiten von T5 im<br />
Standard und T3 im Bedarfsfall erreichen. Die Kugelprofile der<br />
Muttern werden exakt hergestellt und sind auf die Spindeln<br />
abgestimmt. Dazu kommt eine hohe Flexibilität bei Gewindegrößen<br />
und -längen oder bei abweichender Gewindegeometrie. Das<br />
Fertigungsverfahren ermöglicht die Bearbeitung verschiedener<br />
zerspanbarer Werkstoffe sowie rostbeständiger Lösungen. Die<br />
Endenbearbeitung erfolgt nach Kundenzeichnung. Die Kugelgewindetriebe<br />
können sowohl ab einem Stück in Sonderabmessungen als<br />
auch in Serie geliefert werden.<br />
www.tretter.de<br />
www.rodriguez.de<br />
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LIMBACH.indd 1 22.11.2017 08:28:39
ANTRIEBSTECHNIK<br />
DEZENTRAL, DYNAMISCH, SICHER<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Synchron-Servoantriebe erfreuen sich großer<br />
Beliebtheit bei Automatisierern, Systemintegratoren<br />
und Konstrukteuren. Insbesondere<br />
wenn Sicherheit, Dynamik und Flexibilität für<br />
ein- und mehrachsige Anwendungen gefragt<br />
sind, können kompakte Komplettantriebe mit<br />
zertifizierter STO-Elektronik punkten.<br />
Als dezentrale Antriebssysteme kommen unsere integrierten<br />
Synchron-Servoantriebe vom Typ HFI inzwischen<br />
in vielen Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus<br />
erfolgreich zum Einsatz“, berichtet Felix Deichmann,<br />
der Entwicklungsleiter von Engel Elektroantriebe. „Als typische<br />
Einsatzgebiete zeigen sich bisher beispielsweise die automatisierten<br />
Misch- und Dosieranlagen in der Lebensmitteltechnik, die Handhabungs-<br />
und Förderanlagen in der Materialflusstechnik oder auch<br />
die fahrerlosen Transportsysteme der Intralogistik“, so Deichmann.<br />
Da sich alle integrierten Servos der Baureihe HFI optional mit einer<br />
zertifizierten STO-Elektronik (safe torque off/sicher abgeschaltetes<br />
Drehmoment) ausstatten lassen, eignen sie sich auch als Antriebslösung<br />
für anspruchsvolle Anwendungen, in denen Gefahren und<br />
Risiken für den Bediener einer technischen Anlage sicher ausgeschlossen<br />
werden müssen. Das ist zum Beispiel der Fall bei der<br />
Realisierung automatisierter Manipulatoren für die Montage- und<br />
Handhabungstechnik sowie Mensch-Maschine-Interaktoren und<br />
Systemen für die Mensch-Roboter-Kollaboration.<br />
HOHE KINEMATISCHE DYNAMIK<br />
Die HFI-Serie von Engel Elektroantriebe besteht aktuell aus Synchron-<br />
Servoantrieben in vier Baugrößen mit den Flanschmaßen 47, 55, 65<br />
und 75 mm sowie je zwei Systemlängen pro Baugröße. Insgesamt<br />
deckt die Baureihe Nennleistungen von bis zu 600 W mit einem<br />
höchsten Nenndrehmoment von 1,8 Nm ab. „Für Beschleunigungsphasen<br />
ist kurzzeitig das doppelte Nenndrehmoment als Spitzenmoment<br />
abrufbar, womit die Antriebe der Anwendung eine hohe<br />
kinematische Dynamik verleihen“, ergänzt Deichmann. Alle HFIs<br />
verfügen über eine integrierte Regelelektronik und punkten zudem<br />
Autor: Marco Sturm, Freier Fachjournalist, Darmstadt<br />
mit einer Funktionsvielfalt, die Entwicklungsingenieuren und Konstrukteuren<br />
viel Freiraum bietet. Von Bedeutung ist hier vor allem<br />
ihre Kompatibilität zu zahlreichen CAN- und Ethernet-basierten<br />
Feldbus-Systemen wie etwa EtherCAT, Profinet oder EtherNet/IP.<br />
Die Einbindung erfolgt über ein optional von Engel Elektroantriebe<br />
verbautes Feldbus-Modul.<br />
WAHLWEISE MIT SICHERHEITSELEKTRONIK<br />
Eine wesentliche Funktionserweiterung der HFIs ist die zertifizierte<br />
Sicherheitsfunktion STO. Diese optional verfügbare Sicherheitselektronik<br />
verfügt über zwei redundante Kanäle, erfüllt den Safety<br />
Integrity Level SIL-3 gemäß der EN 61508 sowie der EN 62061 und<br />
erreicht den Performance-Level [e] Kat 3 nach EN ISO 13849-1.<br />
„Das bedeutet praktisch, dass der HFI bei einem Abruf der Sicherheitsfunktion<br />
innerhalb von höchstens 20 ms stromlos gesetzt wird,<br />
sodass sicher kein Drehmoment mehr generiert werden kann und<br />
keine gefährlichen Bewegungen vom Antrieb oder der entsprechenden<br />
Einrichtung mehr ausgeführt werden können“, erläutert<br />
Deichmann. Da die Eingänge der STO zudem tolerant sind gegen<br />
FÜR BESCHLEUNIGUNGSPHASEN<br />
IST KURZZEITIG DAS DOPPELTE<br />
NENNDREHMOMENT ALS<br />
SPITZENMOMENT ABRUFBAR<br />
Prüfpulse von OSSD-Ausgängen, lassen sich Sicherheitseinrichtungen<br />
mit entsprechenden Diagnosefunktionen direkt – also ohne die<br />
Verwendung herkömmlicher elektromechanischer Sicherheitsschaltgeräte<br />
– anschließen und betreiben. Ein potentialfreier Statusausgang<br />
meldet den Zustand der Sicherheitsfunktion und erlaubt die zyklische<br />
Funktionsprüfung der beiden Eingangskanäle.<br />
Die im eleganten Motorlike-Design gestalteten bürstenlosen<br />
Drehstrom-Synchronantriebe der Baureihe HFI sind ausgelegt für<br />
den Betrieb an 24 und 48 V. Auf Wunsch stattet sie Engel Elektroantriebe<br />
auch mit passenden Planetengetrieben und Haltebremsen<br />
aus. Auch individuelle Kundenlösungen sowie die Realisierung von<br />
Sonderlösungen sind möglich.<br />
Bilder: Hintergrund: selensergen – stock.adobe.com,<br />
Antriebe: ENGEL Elektroantriebe GmbH<br />
www.engelantriebe.de<br />
28 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
ANTRIEBSTECHNIK<br />
UMSTIEG AUF MOTOREN IM ÖKODESIGN<br />
LEICHT GEMACHT<br />
Tritt im Sommer<br />
2021 europaweit<br />
die neue<br />
Ökodesign-<br />
Richtlinie in<br />
Kraft, müssen<br />
vor allem die<br />
auf Dauerbetrieb<br />
ausgelegten<br />
Standard-<br />
Asynchronmotoren<br />
an<br />
Energieeffizienz zulegen. Damit der Umstieg gelingt, hat Lenze<br />
Basisinformationen und eine Checkliste für OEM und Maschinenbetreiber<br />
zusammengestellt. Darüber hinaus hat der Spezialist<br />
für Antriebs- und Automatisierungstechnik die Motorenplattform<br />
m500 auf den Markt gebracht. Zudem gibt es ein webbasiertes<br />
Planungs- und Umstellungstool. Ziel ist, den Wechsel auf die<br />
neue Motorengeneration einfach zu gestalten. Die Materialnummer<br />
des alten Antriebs reicht aus, und das System macht anhand<br />
der Daten einen Vorschlag, wie der Motor normkonform am<br />
besten zu substituieren ist. Die neue Motorenplattform ist<br />
zukunftssicher konzipiert als weltweit einsetzbare Antriebslösung,<br />
die darauf abgestimmt ist, mit den Getrieben der<br />
g500-Familie und der Umrichterreihe i500 kombiniert zu werden.<br />
www.lenze.com<br />
DEZENTRALES ANTRIEBSSYSTEM FÜR<br />
HORIZONTALE FÖR<strong>DER</strong>TECHNIK<br />
Das Antriebssystem<br />
Sinamics<br />
G115D von<br />
Siemens<br />
umfasst Motor,<br />
Frequenzumrichter<br />
und<br />
Getriebe in einer<br />
Einheit. Es ist in<br />
einer wand- oder<br />
motormontierten<br />
Version<br />
verfügbar.<br />
Aufgrund kompakter Abmessungen ist die Installation auch in<br />
beengten Bereichen problemlos möglich. Zu den weiteren<br />
Merkmalen des Systems gehören die hohe IP-Schutzart (bis IP66),<br />
ein weiter Temperaturbereich von - 30 bis + 55 °C sowie ein<br />
Leistungsbereich von 0,37 bis 7,5 kW bei Wandmontage und 0,37<br />
bis 4 kW bei Motormontage. Die Inbetriebnahme wird u. a.<br />
vereinfacht durch die Integration in das „Totally Integrated<br />
Automation“-Portal (TIA-Portal). Um cloudbasierte Analysen zu<br />
ermöglichen, ist Sinamics G115D in das Mindconnect-Portfolio<br />
integriert und mit Mindsphere-Applikationen z. B. Analyze<br />
Mydrives kompatibel. Der Sinamics G115D verfügt durch<br />
Profisafe über Safety Integrated in Form von STO (Safe Torque Off)<br />
SIL2. Für Flexibilität in Bezug auf Installation, Service und<br />
Wartung ist die Lösung mit einem Plug-in-Connector und<br />
flexiblen Anschlussmöglichkeiten ausgestattet.<br />
www.siemens.de<br />
BLDC-MOTOREN MACHEN<br />
INDUSTRIEDROHNEN EFFIZIENTER<br />
Zwei Rotoren statt<br />
vier – mit diesem<br />
Ansatz hat das<br />
Start-up Flybotix<br />
die Inspektionsdrohne<br />
Asio<br />
entwickelt, die<br />
bald den Markt<br />
erobern soll. Die<br />
Indoor-Drohne für<br />
Industrieanlagen<br />
ist um ein<br />
patentiertes<br />
Antriebssystem<br />
aufgebaut, das<br />
von bürstenlosen DC-Motoren von Maxon angetrieben wird.<br />
Maxon hat dazu in enger Zusammenarbeit mit Flybotix Elektromotoren<br />
entwickelt, die bezüglich Gewicht und Leistung optimiert<br />
und spezifisch für diese Anwendung modifiziert worden<br />
sind. Dadurch wird Asio in der Lage sein, längere Missionen<br />
durchzuführen, entfernte Standorte zu erreichen und Kosten zu<br />
sparen. Das von Flybotix entwickelte System ist ein algorithmisch<br />
gesteuerter Antriebs- und Lenkmechanismus mit zwei Freiheitsgraden.<br />
Asio ist von einem Schutzkäfig umgeben, kollisionssicher<br />
und ermöglicht den Zugang zu engen Bereichen, um sichere<br />
Inspektionen durchzuführen. Eine Bordkamera kombiniert mit<br />
einer hochwertigen Anzeige auf der Fernsteuerung erlaubt es den<br />
Piloten, in gefährlichen Bereichen wie Öllagertanks, Untertageminen<br />
oder Elektrizitätswerken sicher zu fliegen.<br />
www.maxongroup.de<br />
NEUE FREQUENZUMRICHTER-KLASSE MIT<br />
INTEGRIERTER KORROSIONSERKENNUNG<br />
Mit der FR-E-Serie<br />
hat Mitsubishi<br />
Electric flexible,<br />
kompakte<br />
Umrichter mit<br />
Schnittstellen zu<br />
allen gängigen<br />
Netzwerken,<br />
einschließlich<br />
TSN (Time<br />
Sensitive<br />
Networking),<br />
im Programm.<br />
Zudem bietet der FR-E800 eine Korrosionserkennungsfunktion,<br />
die als Standard integriert ist. Durch den Einsatz der KI-Diagnosetechnologie<br />
für Antriebe ermöglicht die Komponente erweiterte<br />
Predictive Maintanance und reduziert Ausfallzeiten. Die Umrichter<br />
erreichen eine Hochleistungssteuerung von Induktions- und<br />
Permanentmagnetmotoren auf Sicherheitsintegritätsniveau<br />
SIL 3. Die FR-E800-Serie ist mit allen wichtigen industriellen<br />
Ethernet-Netzwerken einschließlich CC-Link IE TSN kompatibel.<br />
Zwei Ethernet-Ports, die Linien-, Ring- und Sterntopologien<br />
unterstützen, erhöhen die Netzwerkflexibilität. Mit skalierbarer<br />
Leistung für Anwendungsvielfalt hat die FR-E800-Serie eine<br />
Leistung von 0,1 bis 7,5 kW.<br />
www.mitsubishielectric.com<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 29
HYDRAULIK<br />
ZIEHT GLEICH<br />
In der Vergangenheit sind energieeffiziente Lösungen oft am zu<br />
hohen Preis gescheitert, weil Energie und auch der Preis für CO 2<br />
-<br />
Emissionen noch zu günstig waren. Durch die aktuelle Klimaproblematik<br />
und -diskussion ändert sich diese Situation gerade. Energetisch<br />
günstigere elektromechanische Antriebe stoßen jedoch oft<br />
an technologische Grenzen, vor allem, wenn es um hohe Kräfte bei<br />
geringem Bauraum geht.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Klimawandel, knapper und teurer werdende<br />
Ressourcen – es gilt die Effizienz der industriellen<br />
Fertigungsprozesse massiv zu steigern. Häufig<br />
tritt die Elektro-Mechanik an, die verlustbehaftete<br />
Hydraulik als effizientere Alternative zu ersetzen.<br />
Ein Anbieter hat jetzt dezentrale hydraulische<br />
Linearantriebe entwickelt, die – was die Effizienz<br />
angeht – mit den elektrisch angetriebenen<br />
Lösungen gleichziehen. Und sie bieten einige<br />
Vorteile.<br />
Mehrere politische Initiativen auf nationaler und europäischer<br />
Ebene zielen im Sinne des Klimaschutzes auf<br />
eine gesteigerte Effizienz. Dazu muss auch die Industrie<br />
ihren Beitrag leisten. Unter anderem sollen<br />
hocheffiziente, elektrisch angetriebene Lösungen konventionelle<br />
Antriebe ablösen. Betrachtet wird dabei das gesamte System und<br />
nicht mehr nur die einzelne Komponente. Vernetzte Antriebe<br />
sollen ein Management ermöglichen, das möglichst sparsam mit<br />
Energie umgeht.<br />
Autor: Dierk Peitsmeyer, Product Portfolio Manager,<br />
Bucher Hydraulics GmbH, Klettgau<br />
HYDRAULIK – BEI HOHEN KRÄFTEN<br />
UNGESCHLAGEN<br />
Hydraulikzylinder sind geradezu prädestiniert, wenn es darum<br />
geht, lineare Bewegungen mit hohen Kräften zu erzeugen. Nachteil:<br />
Die Steuerung oder Regelung der Bewegung in konventionellen<br />
Systemen funktioniert auf Basis von Ventilen, die hohe Drosselund<br />
damit Energieverluste erzeugen. Außerdem schränkt die meist<br />
zentrale Anordnung großer Hydraulikaggregate, deren Energie<br />
über lange Strecken verteilt werden muss, die Energieeffizienz<br />
zusätzlich ein.<br />
Die etablierten Systeme sind hinsichtlich ihrer Initialkosten beim<br />
Bau von Maschinen allerdings unschlagbar günstig, weshalb sie immer<br />
noch einen hohen Stellenwert im Maschinen- und Anlagenbau<br />
haben. Was meist nicht bedacht wird: Im Laufe der Betriebsdauer<br />
verursachen sie so hohe Energiekosten, dass diese die ursprüngliche<br />
Investition weit übersteigen können.<br />
Hersteller energetisch günstigerer elektromechanischer Antriebe<br />
versuchen seit einigen Jahren, hydraulische Antriebe für lineare<br />
Bewegungen zu substituieren. Direktelektrische Antriebe ohne<br />
Getriebe gibt es bisher allerdings nur vereinzelt und mit beschränkten<br />
Leistungsdaten. So reizvoll ein direkter Antrieb für den Konstrukteur<br />
auch ist, ohne Getriebeübersetzung fallen elektrische Antriebe prinzipbedingt<br />
sehr groß aus, weil viele Anwendungen hohe Kräfte<br />
auch bei geringen Geschwindigkeiten erfordern.<br />
Grundsätzlich wird jeder elektromechanische Antrieb von einem<br />
eigenen E-Motor angetrieben. Im Gegensatz dazu treibt in der<br />
traditionellen Hydraulik ein E-Motor mit Hydraulikpumpe über<br />
Steuerventile mehrere Zylinder an. Das erklärt, warum elektromechanische<br />
Antriebstechnik erheblich höhere Investitionen erfordert.<br />
Und bei hohen Kräften, wie Hydraulikzylinder sie sehr<br />
einfach bereitstellen, sind mechanische Linearantriebe deutlich<br />
aufwändiger und schwerer.<br />
30 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
FLUIDTECHNIK<br />
electric linear axis based on AX technology) speziell für diese<br />
Zwecke entwickelt. Sie funktionieren ohne Drosselventile mit drehzahlgeregelten<br />
Servomotoren und AX-Pumpen im geschlossenen<br />
Kreis. Ihre Performance ist laut Anbieter absolut vergleichbar oder<br />
sogar besser als die mechanischer Linearantriebe. Die bekannten<br />
Vorteile des Hydraulikzylinders hinsichtlich Kraft, Geschwindigkeit,<br />
Robustheit und Zuverlässigkeit bleiben uneingeschränkt erhalten.<br />
OPTIMAL FÜR VARIABLE DREHZAHLEN<br />
Die AX-Pumpe ist für drehzahlvariable Anwendungen optimal einsetzbar:<br />
Mit 24 Kolben sind die Pulsationen sehr niedrig und es<br />
kann problemlos mit höchster Zuverlässigkeit in allen vier Quadranten<br />
gefahren werden. Die Performance des elektrischen Antriebs<br />
ist vollständig nutzbar.<br />
Die sonst zu beachtende minimale Drehzahlgrenze konventioneller<br />
Pumpen ist bei den AX-Pumpen nicht mehr vorhanden. Mit<br />
dem hohen AX-Wirkungsgrad bis 94 % ist die Verlustleistung auf<br />
dem gleichen Niveau wie bei E-Motoren und Getrieben. Zudem ist<br />
die Geräuschentwicklung geringer.<br />
Konventionelle Hydraulik besteht aus vielen Komponenten, die<br />
eingestellt und für die Anwendung optimiert werden müssen. Das<br />
HOCHEFFIZIENTE, DEZENTRALE<br />
HYDRAULISCHE LINEARANTRIEBE<br />
Die Energieeffizienzstrategie der deutschen Bundesregierung verlangt<br />
in Zukunft hocheffiziente dezentrale Antriebe, die vernetzt in<br />
Gesamtsystemen arbeiten. Dies setzt neue Systemansätze und Subsysteme<br />
voraus. So lassen sich die Drosselverluste an den Steuer-/<br />
Regelventilen völlig vermeiden, wenn jeder einzelne Hydraulikzylinder<br />
von einem eigenen E-Motor und einer Pumpe angetrieben<br />
wird. Damit ist die Ursache für den geringen Wirkungsgrad der<br />
traditionellen Hydraulik eliminiert.<br />
Ein wesentlicher Vorteil gegenüber der starren Anordnung von<br />
E-Motor, Getriebe und Rollspindel eines elektromechanischen Linearantriebs:<br />
Die Komponenten des hydraulischen Linearantriebs lassen<br />
01 Durch den modularen<br />
Aufbau kann die Helax-<br />
Systemlösung einfach an<br />
verschiedenste Zylinderarten<br />
angepaßt werden;<br />
die neue AX-Pumpe versorgt<br />
das System dabei<br />
mit geregeltem Volumenstrom<br />
ohne Drosselverluste<br />
DIE DROSSELVERLUSTE AN DEN<br />
STEUER-/REGELVENTILEN LASSEN<br />
SICH VERMEIDEN, WENN JE<strong>DER</strong><br />
HYDRAULIKZYLIN<strong>DER</strong> SEPARAT<br />
ANGETRIEBEN WIRD<br />
sich flexibel in Maschinen und Anlagen anordnen. Damit sind<br />
die kompakten Dimensionen eines Hydraulikzylinders voll nutzbar.<br />
E-Motor und Pumpe lassen sich an einem passenden Einbauort in<br />
der Nähe montieren. Darüber hinaus sind viele weitere Features<br />
der klassischen Hydraulik wie Überlastschutz, Wärmeabfuhr, Dämpfung<br />
oder Nothaltfunktionen leicht integrierbar.<br />
Kritischer Part solcher Anwendungen ist oftmals die Pumpe, weil<br />
die Zuverlässigkeit nicht in allen Betriebspunkten optimal ist. Das<br />
gilt vor allem bei hohen Kräften und geringen Geschwindigkeiten<br />
oder beim Reversieren. Die konventionellen Hydraulikpumpen<br />
sind vor 50 Jahren nicht für diesen Einsatzzweck entwickelt worden,<br />
werden aber dennoch mit bestimmten Einschränkungen hierfür<br />
benutzt. Daher erzeugen konventionelle Hydraulikpumpen die<br />
höchste Verlustleistung im Subsystem Linearantrieb.<br />
Bucher Hydraulics hat unter Einsatz der neuartigen AX-Pumpen<br />
hocheffiziente, dezentrale Linearantriebe namens Helax (hydraulic<br />
02 Hydraulik löst die starre Kopplung elektromechanischer<br />
Antriebe auf, Motor und Pumpe lassen sich praktisch beliebig<br />
positionieren und über Druckschläuche mit dem Zylinder verbinden<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 31
FLUIDTECHNIK<br />
Energiespeichern wie Batterien zwischenspeichern. Die Energiespeicher<br />
können kurzzeitig Spitzenleistung zur Verfügung stellen,<br />
ohne die Strom-Einspeisung mit hohen und teuren Stromspitzen<br />
zu belasten.<br />
Das System lässt sich im Hinblick auf Industrie-4.0-Konzepte im<br />
Rahmen der Digitalisierung und Vernetzung mit wenigen Sensoren<br />
und den ohnehin vorhandenen Daten aus dem Antriebsregler erfassen.<br />
Diese Daten ermöglichen ein effizienzsteigerndes Energiemanagement,<br />
ein Condition-Monitoring und nicht zuletzt eine<br />
vorausschauende Wartung. Damit erfüllt es weit mehr als die aktuellen<br />
Anforderungen an eine hohe Energieeffizienz.<br />
Bilder: Aufmacher: lzf – stock.adobe.com; Sonstige: Bucher Hydraulics<br />
www.bucherhydraulics.com<br />
03 Hohe Leistungsdichte, hoher Arbeitsdruck und niedrige zulässige<br />
Drehzahl: AX-Pumpen sorgen für präzise Arbeitsbewegungen und<br />
bilden so den idealen Antrieb für dezentrale lineare Achsen<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
erfordert spezielles Hydraulikwissen. Da es keine Ausbildung zum<br />
Hydrauliker gibt, sind Hydraulikkenntnisse weniger verbreitet als<br />
Kenntnisse der Elektrotechnik.<br />
Eine Inbetriebnahme des hydraulischen Linearantriebs ist dank<br />
der On-Board-Elektronik, in Verbindung mit einer spezifischen<br />
Software, ohne besonderes Hydraulik-Know-how mit den Kenntnissen<br />
der elektrischen Antriebstechnik möglich. Die Vorgabe von<br />
Motion-Control-Signalen erfolgt z. B. mittels CAN-Bus, die Software<br />
setzt die Signale in die gewünschte Bewegung um. Der Anwender<br />
muss sich nicht im Detail mit den Eigenschaften der Hydraulik beschäftigen.<br />
Er kann sich ganz auf die Funktion seiner Anwendung<br />
konzentrieren. Der hydraulische Linearantrieb lässt sich also wie<br />
jeder E-Antrieb ins System integrieren.<br />
HOHE POSITIONIERGENAUIGKEIT UND KRAFT<br />
Der Gesamtwirkungsgrad des Antriebssystems aus Umrichter, Servomotor,<br />
AX-Pumpe und Zylinder erreicht bis zu 82 %. Bei der Rückgewinnung<br />
potenzieller Energie aus Senk- und Bremsvorgängen ist<br />
sogar ein Wirkungsgrad von bis zu 84 % möglich.<br />
Versuche zeigen außerdem eine sehr hohe Positioniergenauigkeit,<br />
auch bei hoher Kraft. Um die hohe Leistungsfähigkeit des Systems zu<br />
beweisen, entwickelten die Hydraulikexperten von Bucher Hydraulics<br />
die Regelung eines inversen Pendels mit einem Gewicht von 1,2 t.<br />
Das Subsystem wird im Dauerbetrieb ohne Kühler betrieben.<br />
VERNETZUNG LEICHT GEMACHT<br />
Der elektrische Servomotor des hydraulischen Linearantriebs ist<br />
am Gleichstromnetz angeschlossen. Das ermöglicht eine Energievernetzung;<br />
rückgespeiste Energie eines anderen Antriebs ist<br />
sofort und direkt nutzbar. Sie lässt sich aber natürlich auch in<br />
VIDEO:<br />
Ein YouTube-Video zeigt die AX-Pumpe und die dezentralen<br />
hydraulischen Linearantriebe im Einsatz.<br />
http://bit.ly/Bucher_AX<br />
DIE DEZENTRALEN HYDRAULISCHEN<br />
LINEARANTRIEBE KÖNNEN HELFEN,<br />
DIE FOR<strong>DER</strong>UNGEN <strong>DER</strong> ENERGIE-<br />
EFFIZIENZSTRATEGIE 2050 ZU<br />
ERFÜLLEN<br />
Die dezentralen hydraulischen Linearantriebe können<br />
in idealer Weise helfen, die Forderungen der Energieeffizienzstrategie<br />
2050 zu erfüllen. Die AX-Pumpen<br />
garantieren einen zuverlässigen Betrieb mit hoher<br />
Performance bei geringer Verlustleistung. Dabei<br />
bleiben die bekannten Vorteile des Hydraulikzylinders<br />
weiterhin vollständig erhalten. Die Leistungsfähigkeit<br />
beweisen wir durch den Aufbau eines weltweit<br />
einzigartigen inversen Pendels mit 1,2 t Gewicht, das<br />
die Hydraulik auf den oberen Totpunkt bringt und<br />
dort ruckfrei ausbalanciert. Damit steht Herstellern<br />
von Maschinen, die hohe Kräfte benötigen, ein<br />
optimales Subsystem zur Lösung ihrer linearen<br />
Antriebsaufgaben zur Verfügung.<br />
DIERK PEITSMEYER, Produktportfolio-Manager,<br />
Bucher Hydraulics<br />
32 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
NEIGUNGSSENSOR IN ROBUSTEM EDELSTAHLGEHÄUSE<br />
Der MEMS-basierte Neigungssensor Positilt PTM29<br />
von ASM misst Neigungswinkel von ± 180 ° bei einer<br />
Achse und ± 60 ° bei zwei Achsen. Mit einer Linearitätsabweichung<br />
von 0,05 ° und einer Auflösung von<br />
0,001 ° im Messbereich 360 ° bietet der Sensor eine<br />
sehr hohe Messgenauigkeit. Die Sensortechnologie<br />
des Positilt PTM29 arbeitet berührungslos, ist<br />
schock- und vibrationsfest und unempfindlich gegen<br />
Verschmutzung. Der Sensor ist mit einem komplett<br />
geschlossenen, lasergeschweißten und hermetisch<br />
dichten Edelstahl-Gehäuse ausgestattet. Die<br />
Sensorelektronik ist komplett vergossen. Der<br />
Kabelbereich verfügt zudem über einen speziellen Schutz, um das Eindringen von<br />
Längswasser entlang des Kabels zu vermeiden. Die kompakte Sensorgröße ermöglicht<br />
einen Einbau auch bei engen Platzverhältnissen, er kann mit freier Ausrichtung der<br />
Messachsen montiert werden. Der Sensor erreicht die Schutzart IP67/69 und ist gegen<br />
elektromagnetische Störungen abgeschirmt.<br />
www.asm-sensor.com<br />
OPTOELEKTRONISCHER ROTLICHTSENSOR MIT IO-LINK<br />
Die optoelektronische Sensorreihe BOS 21M<br />
von Balluff eignet sich für raue Industrieeinsätze.<br />
Als Rotlichtvarianten sind ein<br />
energetischer Taster, eine Reflexlichtschranke<br />
und eine Einweg-Lichtschranke erhältlich.<br />
Die Reichweite der Lichtschranke beläuft<br />
sich auf 1, 8 bzw. 20 m. Sämtliche Sensoren<br />
verfügen über ein Metallgehäuse mit den<br />
Abmessungen 51,1 × 42,7 × 15,4 mm.<br />
Dieses erhöht die Dichtigkeit und ist auf<br />
Schutzart IP67 sowie IP69K ausgelegt. Eine<br />
Ecolab-Zulassung steht ebenfalls bereit.<br />
Aufgrund des Rotlichts lassen sich die Sensoren auch bei Tageshelligkeit schnell und<br />
präzise ausrichten. Mit justiertem Schaltverhalten und hoher Wiederholgenauigkeit<br />
erfassen die BOS 21M Objekte aller Art. Die integrierte IO-Link-Schnittstelle (V1.1,<br />
38,4 kBaud) sorgt für eine einfache Installation per Plug-and-play und ermöglicht<br />
einfach erstellbare Diagnosen. Im SIO-Modus (Software in One) steht zudem ein<br />
digitaler Ausgang mit einstellbarer PNP-Schaltfunktion (NO/NC) zur Verfügung.<br />
www.balluff.com<br />
ERSTER INDUSTRIELLER QUANTENSENSOR<br />
Die Trumpf-Tochtergesellschaft Q.ANT und der<br />
Sensorik-Spezialist Sick arbeiten künftig<br />
gemeinsam an der Entwicklung quantenoptischer<br />
Sensoren. Vertreter beider Unternehmen<br />
haben Anfang November einen Kooperationsvertrag<br />
unterzeichnet, um Quantentechnologie<br />
für Sensoren im industriellen Einsatz<br />
nutzbar zu machen. Quantensensoren<br />
ermöglichen Messungen in einer Genauigkeit,<br />
die technisch bislang nicht möglich war. Der<br />
Unterzeichnung vorausgegangen war ein<br />
erfolgreich abgeschlossener Funktionstest des<br />
weltweit ersten für die Serienfertigung nutzbaren quantenoptischen Sensors. Sick<br />
übernimmt die Anwendungsentwicklung und den Vertrieb des Produkts, die Trumpf-<br />
Tochter Q.ANT kümmert sich als Spezialist für Quantentechnologie um die Fertigung<br />
der Messtechnik und damit das technologische Herzstück des Sensors. Der erste Einsatz<br />
der neuen Quantensensoren ist für 2021 geplant.<br />
www.trumpf.com
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
PRÄZISE BESCHLEUNIGUNGSSENSOREN<br />
MIT STROMAUSGANG<br />
Die analogen Beschleunigungssensoren<br />
mit<br />
Stromausgang der Reihe<br />
Inertialsensor ACC570x von<br />
Micro-Epsilon messen auch<br />
kleinste Beschleunigungen<br />
in bis zu drei Achsen. Der<br />
integrierte Spannungs-<br />
Strom-Wandler wandelt<br />
das analoge Spannungssignal in ein 4 bis 20 mA Signal um.<br />
Das macht eine hohe Signalstabilität auch über weite Strecken<br />
möglich. Das dichte Alu-Druckguss-Gehäuse schützt die Elektronik<br />
der Sensoren und ermöglicht ihren Einsatz in anspruchsvollen<br />
Umgebungen und bei Temperaturen von bis zu <strong>12</strong>5 °C. Die hohe<br />
Temperaturstabilität der Beschleunigungssensoren lässt hohe<br />
Präzision auch bei schwankenden Umgebungstemperaturen zu.<br />
Alle Signal- und Betriebsspannungen sind galvanisch vom Gehäuse<br />
getrennt. In Kombination mit geschirmten Kabeln bietet das Gehäuse<br />
laut Anbieter eine sehr gute Signalqualität im EMV-Bereich.<br />
www.micro-epsilon.com<br />
ULTRASCHALLSENSOREN MIT<br />
DOPPELBOGENKONTROLLE<br />
Die hochperformanten<br />
Ultraschallsensoren U300<br />
und U500/UR18 von<br />
Baumer bringen viele<br />
Funktionen und Einstellmöglichkeiten<br />
mit. Bei der<br />
Einwegschranke der Serien<br />
ist eine Doppelbogendetektion<br />
implementiert. Oft<br />
sind Doppelbögen die<br />
Ursache für Maschinenstillstände. Durch eine zuverlässige<br />
Detektion mit der Ultraschall-Einwegschranke wird das verhindert<br />
und weitere Prozessschritte werden vor Schäden bewahrt. Der<br />
Empfänger der Einwegschranke ist mit zwei binären Schaltausgängen<br />
und einer IO-Link-Schnittstelle ausgestattet. Die häufigsten<br />
Materialien erkennt der Sensor in der Standardeinstellung.<br />
Kommt es zu kritischen Materialdicken, kann der Sensor mit<br />
Parameter konfiguration darauf eingelernt werden. Sowohl im<br />
IO-Link-Betrieb als auch im Schaltmodus erkennt er eine oder<br />
mehrere Lagen von Materialien wie Folie, Papier, Pappe, Etiketten<br />
oder dünne Bleche. Überdies eignen sich die Sensoren auch für die<br />
Folienrisserkennung, die Klebstellen- und die Etikettenkontrolle.<br />
www.baumer.com<br />
DIAGNOSE-GATEWAY<br />
Das Cube67<br />
Diagnose-Gateway<br />
liest die<br />
Diagnosedaten<br />
aus dem<br />
Cube-System von<br />
Murrelektronik<br />
schnell und<br />
einfach aus. Mit<br />
seiner robusten<br />
Bauform und<br />
dem bewährten<br />
Vollverguss ist es für den Einsatz in rauer industrieller Umgebung<br />
ausgelegt. Es wird in die Linie zwischen dem Cube-Feldbusknoten<br />
und den bis zu vier Strängen eingebunden. Über eine Standard-<br />
Ethernet-Schnittstelle stellt es die Verbindung mit der Kommunikationsebene<br />
her. Wird das Cube-System gestartet, liest das<br />
Diagnose-Gateway die gesamte Topologie aus und fortan die<br />
komplette Prozesskommunikation sowie sämtliche Diagnosemeldungen<br />
mit. Das Modul bereitet die Daten visuell auf und stellt<br />
alle Informationen – unabhängig von der Steuerung und ohne<br />
zusätzliche Software – in jedem Browser und auch unabhängig<br />
von der Plattform zur Verfügung.<br />
www.murrelektronik.com<br />
FEUCHTESENSOR: KLEIN, ABER GENAU<br />
Würth Elektronik hat<br />
einen nur 2 × 2 × 0,9 mm<br />
kleinen MEMS-Sensor<br />
entwickelt, der dank<br />
seines geringen<br />
Energiebedarfs und<br />
seiner kalibrierten und<br />
temperaturkompensierten<br />
digitalen Ausgabe<br />
langzeitstabil Luftfeuchtigkeit und Temperatur misst. Der<br />
Feuchtesensor WSEN-HIDS liefert kalibrierte Messergebnisse mit<br />
einer Genauigkeit von ± 3,5 % rH im Bereich zwischen 20 und<br />
80 % rH Luftfeuchtigkeit. Gebildetes Kondensat an der Oberfläche<br />
der Polymerstruktur lässt sich durch das Aktivieren der eingebauten<br />
Heizung wieder entfernen, sodass der Sensor innerhalb<br />
kürzester Zeit wieder Messwerte generieren kann. Sein Betriebstemperaturbereich<br />
reicht von - 40 bis + <strong>12</strong>0 °C. Die Stromaufnahme<br />
des Feuchtesensors beträgt 8,9 µA bei einem kontinuierlichen<br />
Betrieb mit sekündlich verfügbaren Messdaten. Der Feuchtesensor<br />
mit integriertem Analog-Digital-Wandler und Temperatursensor<br />
kann über eine I2C- oder SPI-Schnittstelle an gängige<br />
Mikrocontroller angeschlossen werden.<br />
www.we-online.de<br />
SMARTE INDUKTIVE SENSOREN FÜR MEHR BETRIEBSEFFIZIENZ<br />
Die induktiven Sensoren aus der Smart-Baureihe von Contrinex<br />
verfügen über eine Echtzeit-Datenerfassung mit integriertem<br />
Counter. Durch eine Auswahl von Funktionen gemäß dem<br />
IO-Link-Smart-Sensor-Profil SSP 3.3 kann man die Konfiguration<br />
beschleunigen, Betriebszeiten optimieren und jede Anwendung<br />
cloudfähig machen. Die Sensoren im M<strong>12</strong>- oder M18-Gehäuse<br />
ermöglichen eine präzise Distanzmessung und auch die kontinuierliche<br />
Übertragung von Sensordaten zu einer Cloud. Die<br />
Baureihe bietet frei definierbare IO-Link-Parameter für den Schaltpunktmodus<br />
sowie auch den Abstand, den Schaltzähler und die<br />
Temperatur. Vorde finierte vorbeugende Wartungs- und Live-<br />
Überwachungsfunk tionen, die Sensorereignisse diagnostizieren<br />
und Alarme auslösen können, stehen ebenfalls zur Verfügung.<br />
Ebenfalls realisierbar sind die Speicherung der Sensorhistorieund<br />
Benutzerdaten. Damit eignet sich die Baureihe für Anwendungen<br />
in Ver packungsindustrie, Logistik und Maschinenbau.<br />
www.contrinex.de<br />
34 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
SOFTWARE & PROTOTYPING<br />
ERWEITERTE FUNKTIONALITÄT<br />
DES SKF-LAGERMODULS IN KISSSOFT<br />
Das SKF-Lagermodul<br />
in<br />
Kisssoft bietet<br />
jetzt zusätzliche<br />
Ausgabeparameter<br />
der<br />
Lagerberechnung<br />
(Modul<br />
WPK und WB1)<br />
wie Lagerreibung<br />
und<br />
Leistungsverlust,<br />
Fettgebrauchsdauer und Nachschmier intervall, Lagerfrequenzen,<br />
statische Sicherheit und angepasste Referenzdrehzahl.<br />
Zudem beinhaltet es die Berechnung nach der neuen<br />
SKF-Lagerlebensdauer-Methode GBLM für Hybridlager. Anwender<br />
können die Berechnungs ergebnisse des SKF-Lagermoduls<br />
leicht mit den Ergebnissen gemäß ISO 281 vergleichen. Die<br />
SKF-Lebensdauer liefert realistischere Ergebnisse und ermöglicht<br />
daher Studien zur Optimierung des Maschinendesigns<br />
sowie gegebenenfalls eine Verkleinerung der Lager. Das führt zu<br />
einer Kosteneinsparung. Die SKF-Lagermodulberechnung wird<br />
einfach über die Berechnungseinstellungen von Kisssoft<br />
aktiviert. Neben der Berechnung der Lagerleistung erlaubt das<br />
Modul auch den direkten Zugriff auf eine vollständige und<br />
aktuelle Lagerdatenbank.<br />
www.kisssoft.com<br />
UNTERSTÜTZUNG BEI <strong>DER</strong> DIGITALISIERUNG<br />
VON ENTWICKLUNGS PROZESSEN<br />
Siemens Digital<br />
Industries<br />
Software hat<br />
eine neue<br />
Version der<br />
Software NX<br />
veröffentlicht.<br />
Sie enthält<br />
Funktionen,<br />
mit denen ein<br />
regel- und<br />
wissensbasierter Ansatz zur modellbasierten Definition genutzt<br />
werden kann. Model Based Definition soll Unternehmen bei der<br />
Digitalisierung von Entwicklungsprozessen unterstützen. Die<br />
Software baut auf bewährten Verfahren auf und setzt auf künstliche<br />
Intelligenz. Auf Grundlage eines umfangreichen Datensatzes,<br />
der Merkmale jenseits von Größe und Form definiert,<br />
lässt sich ein digitaler Zwilling konzipieren. Durch die Einbeziehung<br />
nicht-geometrischer Daten in das CAD-Modell ist es somit<br />
möglich, eine komplett digitale Definition eines Produkts in<br />
annotierter und organisierter Form zu erstellen. Eine Abstimmung<br />
ist vom Entwurf bis hin zur Produktion und Validierung<br />
möglich. Ingenieure können dem Modell mehr Intelligenz<br />
verleihen und die Daten anschließend für weitere Entscheidungen<br />
nutzen. Manuelle Prozesse sowie aufwändige Korrekturen<br />
entfallen.<br />
www.siemens.com<br />
E-CAD-SOFTWARE: MIETMODELL NEU IM PROGRAMM<br />
www.wscad.com<br />
Ab sofort können Anwender die aktuelle Version der E-CAD-Lösung von WSCAD nicht nur<br />
kaufen, sondern auch mieten. Parallel kündigt der Softwareanbieter die Weiterentwicklung<br />
WSCAD Suite Metal an. Gegen den Kauf und für eine Miete spricht, wenn das für die<br />
Anschaffung erforderliche Kapital anderweitig eingesetzt werden soll oder die Nutzung<br />
der Anwendung nur kurzzeitig geplant ist. „Bei WSCAD richten wir unser Business zu<br />
100 % auf die Bedürfnisse unserer Kunden aus“, sagt Axel Zein, CEO bei WSCAD. „Weil wir<br />
wissen, dass manche Kunden aus unterschiedlichen Gründen ihre Anwendungen<br />
bevorzugt kaufen und andere wiederum lieber mieten möchten, bieten wir beide<br />
Optionen an.“ Abonnenten können zwischen einer Kurz- und einer Langzeitmiete<br />
wählen. Der Launch von WSCAD Suite Metal ist für Anfang 2021 geplant. Eine Neuerung<br />
ist die Design Engine. Mit ihr lassen sich native DXF- und DWG-Daten schneller<br />
verarbeiten. Zudem wird die Hardware hochleistungsfähiger Grafikkarten unterstützt.
LEICHTBAU & BIONIK<br />
BIONIK<br />
WÄCHST VIRTUELL<br />
SPECIAL<br />
Um Innovationen zu erschaffen, lohnt sich ein<br />
Blick in die Natur: Die moderne Konstruktion<br />
macht sich mehr und mehr Strukturen aus der<br />
Tier- und Pflanzenwelt zunutze. Was sich über<br />
Jahrmillionen in Bienenwaben oder im<br />
Knochenaufbau entwickelt und bewährt hat,<br />
wird zunehmend für die Erstellung von Bauteilen<br />
genutzt. Doch nur mithilfe eines allumfassenden<br />
und digitalen Prozesses in der Herstellung kann<br />
das Potenzial voll ausgeschöpft werden.<br />
Fertigungsunternehmen setzen in der Herstellung ihrer Bauteile<br />
meist auf bewährte Materialien und Konstruktionen, die<br />
eine hohe Stabilität und eine lange Haltbarkeit versprechen.<br />
In den letzten Jahren fand jedoch ein Umdenken statt: Mit einer<br />
Rückbesinnung auf Vorbilder aus der Natur, kombiniert mit neuen<br />
digitalen Herstellungsverfahren, können Unternehmen heute neue<br />
Wege gehen – und zudem wirtschaftlicher arbeiten.<br />
Den Grundstein hierfür legt die additive Fertigung. Selbst komplexe<br />
Bauformen, die in ihrer Konstruktion und Beschaffenheit an<br />
der Natur angelehnt sind, lassen sich damit realisieren. So versprechen<br />
etwa Waben- oder auch Spiralanordnungen einen verbesserten<br />
und stabileren Aufbau, bei gleichzeitig geringerem Gewicht und<br />
optimierter Materialverwendung. Als Schlüsselfaktor gilt jedoch,<br />
dass die Entwicklung des Produktes in einer vollständig virtualisierten<br />
und auf additive Fertigung spezialisierten Umgebung geschieht,<br />
um Entwicklungssprünge zu realisieren und zugleich langfristig<br />
Herstellungskosten zu minimieren.<br />
Autorin: Carola von Wendland, Dassault Systèmes, München<br />
VOM PROTOTYPING ZUM MANUFACTURING<br />
Die Grundlage bildet eine Plattform, die es ermöglicht, den Schaffungsprozess<br />
in seiner Gesamtheit abzubilden. Dies ist oftmals<br />
eine strategische Entscheidung für Unternehmen, da sie langerprobte<br />
Konstruktionsschritte von Grund auf neu definieren<br />
müssen. Additive Manufacturing ist dabei nur die konsequente<br />
Weiterentwicklung einer Idee, die zunächst vor allem im Prototyping<br />
genutzt wurde.<br />
Zwei zentrale Aspekte sind Basis eines modernen additiven<br />
Konstruktionsvorgangs: Zum einen sind durch die neuen technologischen<br />
Möglichkeiten die Grenzen von additiver Fertigung<br />
heute weiter denn je. Topologieoptimierung wird schon seit längerer<br />
Zeit angewendet – jetzt erst kann jedoch die ganze Bandbreite<br />
dieser Technik genutzt werden. Das hat verschiedene Effekte:<br />
Die Materialanforderungen haben sich erhöht, ideale Druckvorgänge<br />
müssen erst geschaffen werden und die Produktqualität<br />
muss den exakten Anforderungen entsprechen, die zu Beginn des<br />
Prozesses definiert wurden. Daher müssen viele Schritte in einer<br />
kompakten Art und Weise koordiniert werden und verschiedene<br />
Ingenieursdisziplinen stärker miteinander kommunizieren. Hier<br />
kommt der Plattformgedanke ins Spiel, der den Austausch zwischen<br />
Experten ermöglicht und so ganzheitliches Additive Manufacturing<br />
zulässt.<br />
Mit einer Business-Plattform, wie der 3DExperience-Plattform von<br />
Dassault Systèmes, gehen Fertigungsunternehmen neue Wege. Von<br />
der Idee bis zum fertigen Produkt geht der Entwicklungsprozess<br />
vollständig in der virtuellen Welt vonstatten. Teile lassen sich bereits<br />
im Konstruktionsprozess ausgiebig auf ihre Funktion und andere<br />
Aspekte testen und optimieren. Doch eine Plattform bietet<br />
mehr: Sie ermöglicht, dass alle am Prozess beteiligten Entwickler<br />
jederzeit auf eine gemeinsame grafische Oberfläche sowie ein einheitliches<br />
Datenmodell zugreifen. Dies ist der Schlüssel für ein neues<br />
Zeitalter in der Fertigung.<br />
UMFASSEN<strong>DER</strong> INFORMATIONSAUSTAUSCH<br />
Wo bislang in der Produktentwicklung in voneinander getrennten<br />
Prozessen gearbeitet wurde, steht nun ein übergreifender Prozess<br />
36 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
LEICHTBAU & BIONIK<br />
01 Unterschiedlichste Branchen, z. B. die Automobilindustrie,<br />
setzen auf additive Fertigung, um Strukturen<br />
nachzubilden, die sich in der Natur bewährt haben<br />
02 Mithilfe von Simulationen können<br />
Konstrukteure herausfinden, warum ein Material<br />
aus der Natur so beschaffen ist wie es ist<br />
voran. Statt etwa Geometrie-, Fertigungs- sowie Simulationsmodelle<br />
eines Bauteils zu erstellen, können durch einheitliche Daten – die<br />
in jedem Schritt zugänglich sind – auf einer kollaborativen Plattform<br />
all diese Modelle miteinander verknüpft werden. In der virtuellen<br />
Umgebung werden dadurch beispielsweise Änderungen an<br />
der Geometrie sofort auch in Funktionsmodellen umgesetzt. Dies<br />
spart wertvolle Entwicklungszeit, da die einzelnen Schritte nicht<br />
von Beginn an neu durchgeführt werden müssen.<br />
Die digitale Abbildung aller einzelnen Schritte in der additiven<br />
Fertigung unterstützt damit Konstrukteure, funktionale Anforderungen<br />
mit neuem Bauteildesign schneller zu verknüpfen. In der<br />
Bionik stellt dies einen enormen Vorteil dar, da nun natürliche<br />
Strukturen schneller, präziser und genauer nachgebildet, und<br />
UM VON <strong>DER</strong> NATUR OPTIMAL<br />
LERNEN ZU KÖNNEN, MÜSSEN<br />
<strong>KONSTRUKTEUR</strong>E DEN SCHRITT<br />
IN DIE VIRTUELLE WELT WAGEN<br />
durch umfangreiche sowie kostengünstige Simulationen, diese<br />
rascher analysiert und verglichen werden können. Zudem lassen<br />
sich leichte Abweichungen des per 3D-Druck hergestellten Bauteils<br />
bereits in einer virtuellen Umgebung vorhersagen und somit<br />
in der Planung berücksichtigen – was zusätzliche Einsparungen in<br />
der Herstellung zulässt.<br />
DIE INNOVATIONEN VON MORGEN<br />
Zurückkommend auf die Nachbildung der Natur in der Konstruk tion<br />
zeigt sich, wie die Verschmelzung moderner additiver Herstellungsverfahren<br />
in Kombination mit einer virtuellen Produktionsumgebung<br />
für viele Unternehmen Vorteile bietet. Aus der Natur ist bekannt,<br />
dass etwa nur an neuralgischen Stellen mehr Material<br />
wächst – etwa bei Ästen. Diese evolutionäre Entwicklung schafft<br />
maximale Stabilität bei gleichzeitiger Optimierung des Gewichts.<br />
NACHHALTIGE FERTIGUNG NACH<br />
DEM VORBILD <strong>DER</strong> NATUR<br />
Mit Simulation, additiven Fertigungsverfahren und<br />
3D-Druck können Unternehmen ihre Fertigung nachhaltiger<br />
gestalten. Durch die Reduzierung von Ausschuss und<br />
physischen Prototypen werden Ressourcen geschont.<br />
Auch der Energieverbrauch wird reduziert – statt vieler<br />
verschiedener Maschinen mit hohem Energieverbrauch,<br />
wird nur noch ein 3D-Drucker benötigt. Zudem können<br />
Einzelteile selbst entwickelt und müssen nicht mehr<br />
zugeliefert werden.<br />
Unternehmen können also nicht nur von der Natur lernen,<br />
sondern gleichzeitig durch eine ressourcenschonende<br />
Fertigung dazu beitragen, die Natur zu erhalten.<br />
Simulationslösungen können diese Potenziale bei Bauteilen erkennen.<br />
Zudem sind moderne Herstellungsverfahren in der additiven<br />
Fertigung erstmals in der Lage, auch feinste Strukturen nachzubilden,<br />
die zusätzliche Einsparungen ermöglichen. Dies bedeutet: Ein Plus<br />
an Stabilität, Haltbarkeit bei gleichzeitiger Verringerung des Materialgewichts<br />
sowie der benötigten Kosten.<br />
So paradox es klingen mag: Um von der Natur optimal lernen zu<br />
können, müssen Konstrukteure den Schritt in die virtuelle Welt<br />
wagen. Mithilfe von Simulationen lässt sich herausfinden, warum<br />
ein Material, eine Konstruktion oder ein Vorgang aus der Natur so<br />
beschaffen ist wie er ist. Eine Plattform bildet dann die Basis um die<br />
gelernten Erkenntnisse in ein virtuelles Modell zu übertragen und<br />
daraus ein innovatives, effizientes und nachhaltiges Produkt zu<br />
schaffen.<br />
Bilder: Aufmacher: lidiia – stock.adobe.com, Sonstige: Dassault Systèmes<br />
www.3ds.com<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 37
LEICHTBAU & BIONIK<br />
DAS POTENZIAL<br />
<strong>DER</strong> KIESELALGE AUSSCHÖPFEN<br />
SPECIAL<br />
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Einzeller<br />
ein gutes Vorbild für den Leichtbau sein können?<br />
Am Alfred Wegener Institut des Helmholtz<br />
Zentrums für Polar- und Meeresforschung in<br />
Bremerhaven lässt sich ein Team aus Forschern<br />
vom Blick durchs Mikroskop in dieser Hinsicht<br />
inspirieren. In Form einer Ausgründung ist 2018<br />
ein Start-up entstanden, das eine disruptive<br />
Engineering-Software für die Leichtbau-<br />
Konstruktion entwickelt hat. Wir haben mit<br />
Dr. Christian Hamm, dem Initiator des<br />
Forschungsprojekts Elise und Leiter des<br />
Bionischen Leichtbaus am AWI gesprochen.<br />
Was kann die Bionik zum Leichtbau beitragen?<br />
Bionik ist vor allem für nachhaltigen, multifunktionellen Leichtbau<br />
die Methode der Wahl. Zwar entwickeln sich rein mathematische<br />
Ansätze sehr schnell und bieten hervorragende Lösungen für viele<br />
Standardentwicklungen. Aber die lange Entwicklungszeit, die die<br />
Evolution in biologische Strukturen gesteckt hat, zahlt sich aus: Jede<br />
Generation beinhaltet Optimierungsschritte, d. h. Variationen der<br />
vorherigen Version werden gnadenlos realen Tests unterworfen.<br />
Dabei werden Eigenschaften wie Crash, Robustheit, Dauerfestigkeit,<br />
Schwingungsoptimierung und weitere in die strukturellen Lösungen<br />
integriert, falls sie für das Überleben des jeweiligen Organismus<br />
vorteilhaft ist. Die Gesamtheit solcher Eigenschaften wird in der<br />
Natur kontinuierlich getestet, ist aber extrem schwer und aufwändig<br />
zu berechnen. Ein systematische Einsatz von Bionik bietet also den<br />
Vorteil, dass komplexe Herausforderungen wesentlich effizienter<br />
gelöst werden können, als die mit rein mathematischen Methoden<br />
und der verfügbaren Rechenleistung möglich ist.<br />
Worum geht es bei Elise?<br />
Entstanden ist Elise als Möglichkeit, biologische Bauprinzipien<br />
systematisch in Leichtbauprodukte zu überführen. Der Name Elise<br />
ist ein Akronym für „Evolutionary Light Structure Engineering“<br />
38 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
LEICHTBAU & BIONIK<br />
Das Verfahren ist im Prinzip aufgebaut wie ein klassischer<br />
Produktentwicklungsprozess, hat aber 3 Besonderheiten:<br />
Erstens: Es werden Designprinzipien aus der Natur – genauer<br />
gesagt von Kieselalgen und Radiolarien – eingesetzt, die komplex<br />
und besonders leistungsfähig sind.<br />
Zweitens: Diese werden mit Hilfe geeigneter Optimierungsverfahren<br />
(genetische Algorithmen, DoE) hinsichtlich des<br />
jeweiligen Lastfallkollektives angepasst.<br />
Drittens: Es werden (oft) mehrere Optimierungsläufe auf der Basis<br />
unterschiedlicher Design prinzipien parallel durchgeführt. Dieses<br />
Verfahren wurde am AWI in verschiedenen Branchen in über<br />
50 Projekten und Aufträgen erfolgreich durchgeführt. Es wurde<br />
auch patentiert und bildete die Basis für die VDI-Richtlinie 6224-3.<br />
Allerdings sind diese Entwicklungen vergleichsweise aufwändig<br />
und besonders für umfangreiche Projekte geeignet. Unsere Industriepartner<br />
waren begeistert von den Ergebnissen, gaben uns aber<br />
UNSERE SOFTWARE KANN DIE<br />
ENTWICKLUNGSZEITEN FÜR<br />
ANSPRUCHSVOLLE BAUTEILE<br />
ERHEBLICH VERKÜRZEN<br />
auch zu verstehen, dass sie uns nicht hunderte solcher Aufträge<br />
geben können, sondern eine für sie selbst nutzbare Lösung<br />
wesentlich effizienter und daher attraktiver fänden.<br />
So entstand die neue Elise: Die Elise-Software, die die Basis für die<br />
Elise GmbH bildete. Die Software deckt genau die oben erwähnten<br />
Anforderungen ab: Mit ihr ist es möglich, den Entwicklungsprozess<br />
für neue Bauteile dramatisch zu beschleunigen und gleichzeitig<br />
deutlich leistungsfähigere Ergebnisse zu erzielen. Das sehen auch<br />
rennomierte Investoren und Kunden so, die die Entwicklung der<br />
Software substanziell unterstützen und begleiten. Inzwischen ist<br />
die Version Elise 2.0 auf dem Markt.<br />
Warum gerade die Kieselalge?<br />
Haben Sie schon mal Kieselalgen unter dem Mikroskop betrachtet?<br />
Da sehen Sie sofort, dass die Schalen hervorragend gebaute mechanische<br />
Systeme sind. Im Vergleich ist das Anforderungsprofil für<br />
Kieselalgenschalen einfacher als das der meisten anderen Organismen:<br />
Sie müssen sehr leicht gebaut und widerstandsffähig gegenüber<br />
(zugegebenermaßen unterschiedlichen) Lasten sein. Sie<br />
haben bei ca 100 000 Arten ein riesiges Reservoir and Designprinzipien.<br />
Sie sind hoch komplex gebaut und dadurch sehr leistungsfähige<br />
mechanische Systeme. Sie integrieren mehrere mechanische<br />
Anforderungen. Sie sind ausgesprochen ästhetisch. Kieselalgen<br />
und Radiolarien sind schon lange Quellen der Inspiration, u. a. für<br />
berühmte Architekten und Bauingenieure wie Sir Buckeminster<br />
Fuller oder Frei Otto. Aber erst in der heutigen Zeit haben wir die<br />
Berechnungs- und Produktionsmethoden, um ihr Potenzial voll<br />
auszuschöpfen.<br />
Was ist die besondere Herausforderung an bionischer<br />
Produktentwicklung?<br />
Bei einer solchen Produkteentwicklung haben Sie haufenweise<br />
Probleme, und zwar auf den unterschiedlichsten Ebenen:<br />
n In der Regel wissen Sie nicht genau, für welche Anforderungen<br />
natürliche Systeme entwickelt sind. Wir sind zwar sicher, dass<br />
die mechanische Widerstandsfähigkeit der Diatomeenschalen<br />
bei allen Arten hervorragend ist. Warum aber gibt es 100 000<br />
verschiedene Arten? Wie unterscheiden diese sich im Detail?<br />
Daran werden wir noch lange arbeiten müssen.<br />
n Sie müssen entscheiden, welche Bauprinzipien für welche<br />
mechanischen Probleme (Schubschicht, Crash, Robustheit,<br />
Eigenfrequenzanpassung) geeignet sind.<br />
n Sie müssen das Wissen auf technische Bauteile mit anderen<br />
Dimensionen, Formen, Materialien und Lastfällen. Hierzu ist<br />
eine aufwändige parametrische Optimierung notwendig.<br />
n Die vorangegangenen Schritte müssen von Entwicklern ohne<br />
Spezialwissen in Bionik effizient zu bewältigen sein.<br />
n Sowohl der Entwicklungsprozess als auch die dabei entstehenden<br />
Bauteile müssen wirtschaftlichen Anforderungen genügen.<br />
Wir haben uns deshalb dazu entschieden, die ersten beiden Punkte<br />
am AWI zu erforschen (u. a. mit Unterstützung modernster Mikroskopiemethoden<br />
und KI), während die restlichen Punkte durch die<br />
integrative Elise-Software abgedeckt werden.<br />
Was kann die Software leisten?<br />
Die Software ermöglicht es den Entwicklern, auch komplexe Bauteile<br />
viel schneller zu entwickeln und auch bessere Leistungsdaten<br />
zu erreichen. Dieser Schritt ist notwendig, denn die Anforderungen<br />
an die Produktentwicklung steigen aktuell rasant: war es früher<br />
in der Regel ausreichend, technische ausgereifte Bauteile zu<br />
entwickeln, sollen heute bei der Entwicklung Leichtbau, Nachhaltigkeit<br />
(u. a. Ressouceneffizienz und Rezyklierbarbeit), extreme<br />
Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und andere Parameter berücksichtigt<br />
werden. Darüber hinaus können inzwschen auch komplexe Bauteile<br />
maßgeschneidert für Einzelanwendungen und Kleinserien<br />
gefertigt werden. Diese Anforderungen und Möglichkeiten machen<br />
den Entwicklungsprozess extrem anspruchsvoll. Genau hier<br />
setzt die Elise-Software an.<br />
Welche Vorteile kann das Konstrukteuren im Maschinenbau<br />
bringen?<br />
Generell ist die Elise-Software branchenübergreifend nutzbar. Sie<br />
ist besonders dann stark, wenn es darum geht, die Entwicklungszeiten<br />
für anspruchsvolle Bauteile erheblich zu verkürzen. Auch<br />
wenn Bauteile in unterschiedlichen Varianten, aber mit prinzipiell<br />
ähnlichen Anforderungen benötigt werden, können diese in<br />
kürzester Zeit generiert werden. Dieses Leistungsprofil passt hervorragend<br />
zum Maschinenbau. Denn das Leistungsspektrum des<br />
Deutschen Maschinenbaus entwickelt sich rasant und ist gleichzeitig<br />
zunehmend harter internationaler Konkurrenz ausgesetzt.<br />
Hier bietet die Elise-Software Konstrukteuen bei der Entwicklung<br />
neuer Produkte entscheidende Wettbewerbsvorteile.<br />
Welche Potenziale sehen Sie für die Zukunft noch in der Bionik<br />
speziell im Maschinenbau?<br />
Der Maschinenbau hat ein besonders vielfältiges Anforderungsprofil,<br />
das sich ständig erweitert: Leichtbau, komplexe dynamische<br />
Lasten, Schwingungen, hohe Zuverlässigkeit, Preis, Nachhaltigkeit.<br />
Dazu kommen Anpassungen, die z. B. durch neue Fertigungsverfahren<br />
und Materialentwicklungen möglich, aber auch notwendig<br />
werden. Diese Konstellation ist besonders geeignet für den Einsatz<br />
von Bionik, weil sie zur Realisierung solcher hoch komplexen<br />
Entwicklungen wie gesagt aufgrund der viele Millionen Jahre<br />
andauernden evolutiven Optimierung effizienter ist als rein<br />
mathematische Methoden. Und das wird – trotz Quantencomputern<br />
– noch eine Weile so bleiben.<br />
Bild: AWI<br />
www.awi.de<br />
Das Interview führte Martina Klein, stv. Chefredakteurin.<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 39
LEICHTBAU & BIONIK<br />
ALLES IM GRIFF MIT<br />
DEM GECKO-EFFEKT<br />
Geckos können sich auch kopfüber ohne Probleme blitzschnell über glatte Oberflächen<br />
bewegen. Was wäre, wenn man diese Fähigkeit für die Handhabungstechnik nutzen könnte?<br />
Genau das hat sich ein Spezialist für Greifsysteme und Spanntechnik gefragt. Und er war<br />
erfolgreich. Mit seiner neu entwickelten Technologie können Bauteile ohne zusätzliche<br />
Energie sensibel und völlig rückstandlos gegriffen werden. Die stets individuell<br />
entwickelten Greiferlösungen sind dabei so vielfältig wie die Anwendungen selbst.<br />
SPECIAL<br />
Ob federleichte Glasfasern, kleinste SMD-Bauteile oder<br />
mikromechanische Teile, empfindliche Batteriekomponenten,<br />
Kunststofffolien, Papier, Glas oder Maschinenbaukomponenten<br />
mit einem Gewicht von 15 kg und mehr:<br />
Das alles können Schunk-Haftgreifer mit der Adheso-Greiftechnologie<br />
handhaben. Auch eine automatisierte Vereinzelung luftdurchlässiger<br />
Teile ist möglich.<br />
Die bionisch inspirierte Greifertechnologie Adheso basiert auf<br />
dem Prinzip der Adhäsion und nutzt die intermolekular wirkenden<br />
Van-der-Waals-Kräfte fürs Handling. Die patentgeschützte Oberflächenarchitektur<br />
wird aus Spezialpolymeren hergestellt und mittels<br />
numerischer Simulation optimiert. Das Ergebnis ist eine extrem feine<br />
Beinchen-Struktur, die rückstandsfrei auf unterschiedlichsten Materialien<br />
und Objekten haftet. Beim Greifvorgang wird die Struktur<br />
sanft auf das Werkstück gedrückt, wodurch sich die Kontaktfläche<br />
vergrößert und die Wirkung der Van-der-Waals-Kräfte einsetzt.<br />
Umgekehrt bewirkt eine leichte Druck-Drehbewegung, dass sich<br />
der Greifer rückstandsfrei vom Handhabungsobjekt löst. Alternativ<br />
kann ein Abstreifer zum sanften Ablegen genutzt werden.<br />
GROSSE VARIANTENVIELFALT DURCH<br />
INDIVIDUELLE AUSLEGUNG<br />
Die jeweilige Haft- und Ablöseleistung wird bei Adheso durch die<br />
Variation von Material, Topografie und Miniaturisierung individuell<br />
auf die unterschiedlichen Anforderungen des jeweiligen Umfelds<br />
zugeschnitten. So können die Haftstrukturen anwendungsspezifisch<br />
an die erforderliche Größe und den Lastfall (horizontal/vertikal)<br />
angepasst und wahlweise transparent, transluzent oder opak aus-<br />
geführt werden. Genau hier liegt auch der große Vorteil: Der hohe<br />
Individualisierungsgrad stellt sicher, dass Bauteile mit Abmessungen<br />
von wenigen Hundert Mikrometern ebenso zuverlässig gehandhabt<br />
werden können wie solche mit mehreren Metern. Bei der<br />
Auslegung der Haftgreifer werden Anwender von erfahrenen Applikationsspezialisten<br />
aus dem Schunk-Team unterstützt. Wer möchte,<br />
kann seine Anwendung zudem unter realitätsnahen Bedingungen<br />
testen lassen.<br />
SCHONENDE HANDHABUNG AUCH IN<br />
REINRÄUMEN UND VAKUUMUMGEBUNG<br />
Da die bauteilschonende, geräuscharme Hafttechnologie weder<br />
Druckluft noch Vakuum oder Strom benötigt, ist der Installationsund<br />
Inbetriebnahmeaufwand minimal. Weder beim Greifen noch<br />
zum Erhalt der Greifkraft ist eine externe Energiezufuhr erforderlich.<br />
Im Falle eines Energieausfalls im Handhabungssystem bleibt<br />
die Haftkraft des Greifers zuverlässig erhalten. Schunk Adheso ermöglicht<br />
Greifzeiten < 100 ms und lässt sich im herkömmlichen<br />
industriellen Umfeld ebenso einsetzen wie in Reinräumen und<br />
Vakuumumgebungen. In der Mikrohandhabung sind mithilfe der<br />
Technologie reproduzierbare Positioniergenauigkeiten < 0,01 mm<br />
realisierbar. Auch Einsätze in kollaborativen Anwendungen sind<br />
möglich. Über einen Bajonettverschluss können Adheso-Greifer<br />
mit wenigen Handgriffen gewechselt werden.<br />
Bilder: Aufmacher: SCHUNK, Gecko: morelia1983 – stock.adobe.com<br />
www.schunk.com<br />
40 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
SANDWICHBAUTEILE MIT CLASS-A-OBERFLÄCHE<br />
Bei der Umsetzung von hochbelastbaren<br />
Strukturbauteilen tragen Faserverbundkunststoffe<br />
und die Sandwichbauweise<br />
dazu bei, Gewicht einzusparen. Was bislang<br />
fehlt, sind glatte, optisch ansprechende<br />
Oberflächen. Dieser Aufgabe hat sich das<br />
Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von<br />
Werkstoffen und Systemen IMWS in<br />
Kooperation mit Unternehmen aus der<br />
Industrie gestellt. Dabei setzen die Partner<br />
auf Metall-Kunststoff-Hybrid-Sandwichmaterialien.<br />
Sie nutzen alternativ thermoplastische Wabenkerne mit besonders kleinen<br />
Zellweiten und haben die faserverstärkten Bauteile mit einer metallischen Deckschicht<br />
versehen, die eine glatte Class-A-Oberfläche bildet. Zudem sollen geeignete Umformverfahren<br />
und eine Funktionalisierung mittels Spritzguss entwickelt werden. Auf der<br />
Agenda stehen ferner Lösungen für eine zerstörungsfreie, inlinefähige Prüfmethode<br />
auf Grundlage aktiver Thermographie. Auch ist im Rahmen des bis Ende Oktober 2022<br />
laufenden Projekts die Erstellung eines Demonstrators geplant.<br />
www.imws.fraunhofer.de<br />
TECHNOLOGIETAG LEICHTBAU IM DIGITALEN FORMAT<br />
Der Technologietag Leichtbau fand in diesem<br />
Jahr erstmals digital statt. Mehr als 200 Teilnehmer<br />
verfolgten am 9. November <strong>2020</strong> die von<br />
Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer der<br />
Leichtbau BW, eröffnete Veranstaltung. Im<br />
Anschluss an das Eingangsplenum bestand die<br />
Möglichkeit, an „Innovation Camps“ teilzunehmen,<br />
um den Fachvorträgen der Speaker zu<br />
lauschen und sich auszutauschen.<br />
Dirk Wittkopp, Geschäftsführer des deutschen<br />
IBM Forschungs- und Entwicklungszentrums, thematisierte die Quantentechnologie. Er<br />
erklärte in seinem Vortrag die Grundfunktionsweise und Bedeutung der Superrechner<br />
für den Leichtbau. Wer sich als Unternehmen bereits heute mit dem Feld Quantencomputing<br />
beschäftige, sichere sich frühzeitig einen Wettbewerbsvorteil, vor allem<br />
auch im Bereich der Materialentwicklung. Wittkopp gab abschließend einen hoffnungsvollen<br />
Blick in die Zukunft: „Wir verdoppeln die Leistungsfähigkeit der Quantencomputersysteme<br />
jedes Jahr. “ IBM hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Rahmen des „IBM<br />
Quantum Network“ zukunftsorientierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
zusammenzubringen und ihr bisheriges Wissen im Bereich Quantencomputing<br />
miteinander zu teilen, um an heutigen unlösbaren Problemen gemeinsam zu arbeiten.<br />
Weitere Themen des Technologietags waren die Zukunft industrieller Textilien vor allem<br />
in der Baubranche und Leichtbau in der Baubranche als Antwort auf die Klimafrage.<br />
www.leichtbau-bw.de<br />
ZAHNRÄ<strong>DER</strong> 60 % LEICHTER BAUEN<br />
Umweltgerechtere Mobilität hat nicht zuletzt mit weniger Energieverbrauch zu tun,<br />
und der hängt vom Gewicht der Fahrzeuge ab. Dass bspw. Zahnräder bis zu 60 %<br />
leichter gebaut werden können, zeigten Wissenschaftler der WGP (Wissenschaftliche<br />
Gesellschaft für Produktionstechnik) im Rahmen der Initiative Massiver Leichtbau des<br />
BMWi. In diesem interdisziplinär besetzten Projekt wurden zunächst Zahn räder in<br />
Einzelteile aufgebrochen: Zahnkranz, Zahnradkörper und Welle-Nabe-Anbindung. Auf<br />
Basis neuartiger Herstellungsverfahren konnten dann sog. gebaute Zahnräder gefertigt<br />
werden. Dabei finden im Gegensatz zum monolithischen Vorgehen unterschiedliche<br />
Materialien Verwendung – den lokal unterschiedlichen Anforderungen an die Festigkeit<br />
entsprechend. Auf diesem Weg konnte die massive Gewichts reduktion erreicht werden.<br />
Die Zahnräder könnten nicht nur im Automobilbau, sondern vor allem auch in leichteren<br />
Getrieben wie bei Motorrollern oder E-Bikes zum Einsatz kommen.<br />
www.wgp.de<br />
<strong>DER</strong><br />
<strong>KONSTRUKTEUR</strong><br />
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<strong>DER</strong> E-MAIL-SERVICE<br />
für Konstruktions leiter<br />
und Konstrukteure, Entscheider<br />
in disziplinübergreifenden<br />
Konstruktions- und<br />
Entwicklungs prozessen<br />
im Maschinenbau<br />
und in der Elektrotechnik.<br />
AKTUELLE INFORMATIONEN<br />
rund um die Themen<br />
Antriebstechnik, Fluidtechnik,<br />
Automatisierungs technik,<br />
CAD/CAM/PLM, Verbindungsund<br />
Werkstofftechnik<br />
sowie Konstruktionselemente.<br />
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<strong>DER</strong><br />
TECHNIK !<br />
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LEICHTBAU & BIONIK<br />
LEICHTBAULAGER: 3D-DRUCK<br />
ERÖFFNET VIELFÄLTIGE MÖGLICHKEITEN<br />
Durch die Verwendung<br />
leichter Materialen<br />
und moderner<br />
Fertigungstechniken<br />
ermöglichen Leichtbaulager<br />
von Franke<br />
laut dem Anbieter<br />
substanzielle Gewichts-,<br />
Energie- und<br />
Platzeinsparungen bei<br />
vergleichbarer<br />
Steifigkeit und höchster Präzision über die gesamte Lebensdauer. Es<br />
handelt sich um Drahtwälzlager, die in ein sie umschließendes Gehäuse<br />
integriert sind. Durch den schichtweisen Aufbau der umschließenden<br />
Teile im 3D-Druck ergeben sich vielfältige Möglichkeiten der Gestaltung.<br />
Innere Wabenstrukturen, veränderliche Wandstärken und sogar<br />
ein Mix in der Beschaffenheit des Materials sind möglich und tragen<br />
dazu bei, noch filigraner und leichter konstruieren zu können. Ein<br />
weiteres Plus dieser Technologie ist die schnelle Verfügbarkeit. Die<br />
3D-gedruckten Leichtbaulager bieten Anwendern daher neben einem<br />
äußerst geringen Gewicht und einer kompakten Bauform auch die<br />
Option eines kundenspezifischen Designs und einer Herstellung in<br />
Losgröße 1 bei schneller Verfügbarkeit. Derzeit sind Lagerdurchmesser<br />
von 80 bis 300 mm erhältlich (größere Durchmesser auf Anfrage).<br />
Die Gewichtsersparnis von 3D-gedruckten Drehverbindungen gegenüber<br />
Wälzlagern herkömmlicher Bauart ist laut Franke eklatant. Bei<br />
gleichem Lagerdurchmesser und dem Einbau eines vergleichbaren<br />
Drahtwälzlagers in die Gehäuseringe liege die Gewichtseinsparung<br />
gegenüber einem herkömmlichen Stahllager bei fast 90 %.<br />
www.franke-gmbh.de<br />
POLYMERFOLIE: STRAHLEND WEISS<br />
NACH KÄFER-VORBILD<br />
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat<br />
Polymerfolien entwickelt, die besonders dünn ausfallen<br />
und eine hohe Lichtstreuung aufweisen. Durch Aufbringung<br />
wird Produkten eine strahlend weiße Optik<br />
verliehen. Bedenken gegenüber Titandioxid haben die<br />
Forscher motiviert. „Wir umgehen die Verwendung<br />
von umwelt- und gesundheitsschädlichen Pigmenten,<br />
indem wir poröse Polymerstrukturen mit vergleichbar<br />
hoher Streuung erzeugen“, sagt Professor Hendrik<br />
Hölscher vom Institut für Mikrostrukturtechnik (IMT)<br />
des KIT. Als Vorbild diente der Käfer „Cyphochilus<br />
insulanus“, dessen Schuppen dank der Nanostruktur<br />
des Chitinpanzers<br />
weiß<br />
erscheinen.<br />
„Die mit<br />
unserem<br />
Verfahren<br />
gefertigten<br />
Polymerfolien<br />
sind extrem<br />
dünn, flexibel<br />
und leicht, aber<br />
dennoch<br />
mechanisch stabil und lassen sich industriell auf<br />
unterschiedliche Produkte aufbringen.“ Bei einer<br />
Stärke von 9 µm werden mehr als 57 % des einfallenden<br />
Lichts reflektiert. 80 bis 90 % sind bei einer<br />
dickeren Folie erreichbar.<br />
www.kit.edu<br />
IMPRESSUM<br />
SPECIAL<br />
erscheint <strong>2020</strong> im 51. Jahrgang, ISSN 0344-4570<br />
Redaktion<br />
Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke (ni),<br />
Tel.: 06131/992-350, E-Mail: n.steinicke@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
Stv. Chefredakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Martina Klein (mak),<br />
Tel.: 06131/992-201, E-Mail: m.klein@vfmz.de<br />
Redakteurin: Dipl.-Ing. (FH) Inga Ronsdorf (iro),<br />
Tel.: 06131/992-259, E-Mail: i.ronsdorf@vfmz.de<br />
Redaktionsassistenz: Melanie Lerch,<br />
Tel.: 06131/992-261, E-Mail: m.lerch@vfmz.de,<br />
Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />
E-Mail: p.weidt@vfmz.de,<br />
Ulla Winter, Tel.: 06131/992-347,<br />
E-Mail: u.winter@vfmz.de,<br />
(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
Gestaltung<br />
Mario Wüst, Sonja Daniel, Anette Fröder<br />
Chef vom Dienst<br />
Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />
Sales<br />
Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />
E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />
Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />
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Heike Rauschkolb, Auftragsdisposition,<br />
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Anzeigenpreisliste Nr. 51: gültig ab 1. Oktober <strong>2020</strong><br />
Leserservice:<br />
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weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />
Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.<br />
Verlag<br />
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Lise-Meitner-Straße 2, 55<strong>12</strong>9 Mainz<br />
Postfach 100465, 55135 Mainz<br />
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42 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.derkonstrukteur.de
VORSCHAU<br />
IM NÄCHSTEN HEFT: 01-02/2021<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 03. 02. 2021 • ANZEIGENSCHLUSS: 19. 01. 2021<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
01 Energieeffiziente Frequenzumrichter: Schluss<br />
mit der Verschwendung bei elektrischen Antrieben<br />
Bild: jirsak – stock.adobe.com; Bonfiglioli<br />
02 Ultrakompaktes 6-Achs-Positioniersystem bietet Vorteile<br />
in puncto Tragfähigkeit, Präzision, Modularität und<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Bild: Steinmeyer Mechatronik<br />
<strong>DER</strong> DIREKTE WEG<br />
INTERNET:<br />
www.DerKonstrukteur.de<br />
E-PAPER:<br />
digital.derkonstrukteur.de<br />
REDAKTION:<br />
n.steinicke@vfmz.de<br />
WERBUNG:<br />
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SOZIALE NETZWERKE:<br />
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www.twitter.com/derkonstrukteu<br />
03 Heben? Aber sicher! Ganzheitlich zertifiziertes System<br />
für den Überlastschutz<br />
Bild: nskyr2 – stock.adobe.com; WIKA<br />
04 Sicher, stabil und sauber: Hygienic-Design-Energieketten<br />
für die Leitungsführung in Hochleistungs-Aufschnittanlagen<br />
Bild: igus<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
www.derkonstrukteur.de <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 43
MULTIMEDIAL VERNETZT<br />
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MATERIALFLUSS<br />
LOGISTIK<br />
FLUIDTECHNIK<br />
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Carmen Nawrath<br />
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