Z - Das ZOAR-Magazin Ausgabe 1 2020
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BTHG<br />
Interview mit Hans Michael Eberle, Leiter des Bereichs Teilhabe,<br />
Pflege und Senioren der Stadt Ludwigshafen, zum Thema „BTHG“<br />
<strong>Das</strong> Interview führte Alexandra Koch.<br />
Ist die Umsetzung des BTHG gut oder weniger gut<br />
gelungen? Wie hat sich die Eingliederungshilfe<br />
seitdem verändert?<br />
Hans Michael Eberle: Um diese Frage beantworten zu<br />
können, müssen die verschiedenen Seiten betrachtet<br />
werden: Leistungsträger – Leistungserbringer –<br />
Leistungsberechtigter. Hier handelt es sich um das<br />
sozialrechtliche Dreiecksverhältnis. Wir als Leistungsträger,<br />
aus dessen Sicht ich spreche, sind noch mitten<br />
in der Umsetzung, die ja noch mindestens bis zum<br />
31.12.2022, dem Ende der Umsetzungsvereinbarung<br />
Rheinland-Pfalz, andauern wird. Zudem sind Dinge, wie<br />
die Sozialraumorientierung, die im SGB IX mehrmals<br />
vorgesehen ist, noch nicht umgesetzt. Wenn ich an die<br />
ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit,<br />
Behinderung und Gesundheit; Anm. d. Red.) orientierte<br />
Gesamtplanung denke, sind wir ebenfalls mitten in der<br />
Umsetzung. Daher kann meines Erachtens noch nicht<br />
davon gesprochen werden, ob die Umsetzung des<br />
BTHG gelungen ist.<br />
Ist der Systemwechsel zur Ablösung des Fürsorgesystems<br />
der Sozialhilfe hin zu mehr Selbstbestimmung<br />
in der Eingliederungshilfe gelungen?<br />
Hans Michael Eberle: Meines Erachtens kann ein<br />
Systemwechsel nicht durch gesetzliche Vorgaben<br />
beziehungsweise Veränderungen gelingen. Sie können<br />
lediglich einen Rahmen vorgeben. Ein Systemwechsel<br />
kann nur in den Köpfen aller beteiligten Menschen<br />
geschehen. Und davon sind wir, so meine Meinung,<br />
leider immer noch meilenweit entfernt. <strong>Das</strong> Wort<br />
‚Inklusion‘ möchte ich da gar nicht erst in den<br />
Mund nehmen.<br />
Ute Ganneck; wohnt im Haus am Park, Zoar Heidesheim / 2019 hat sie ein<br />
Praktikum in der Abteilung Kunst & Gewerbe gemacht. <strong>Das</strong> hat ihr zwar gut<br />
gefallen, war aber auch anstrengend für sie. Ute Ganneck braucht nach eigener<br />
Einschätzung den geschützten Rahmen mehr als manch anderer und ist daher<br />
froh, dass die Assistenzleistungen so personenzentriert sind. Zurzeit besucht sie<br />
die tagesstrukturierenden Maßnahmen am Zoar-Standort Heidesheim.<br />
„Ich wohne hier seit einem Jahr und fühle mich wohl, trotzdem würde ich aber auch gerne<br />
mal in eine anthroposophische Klinik gehen, weil ich denke, dass die dortige Therapie mir<br />
helfen würde. Ich habe multiple Einschränkungen und traue mir auch nicht so viel zu. <strong>Das</strong><br />
Thema ‚BTHG‘ ist komplex. Für mich ist es manchmal kompliziert. Wenn uns das Taschengeld<br />
wöchentlich bar ausgezahlt wird, ist das doch ok. Es war auf jeden Fall einfacher und<br />
nicht so umständlich.“<br />
Zoar-<strong>Magazin</strong> 1 | <strong>2020</strong><br />
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