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Christkatholisch_2020-22

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Christkatholisch 22/1/2020 Panorama

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In eigener Sache

Liebe Leserin, lieber Leser,

In der lezten Nummer des «Christkatholisch»

ist ein Text von Jörg-Andreas

Bötticher erschienen: «Gebet des

Herrn in Coronazeiten.» Der Basler

Organist und Professor an der Musikakademie

Basel wollte mit dem drastischen

Text seine Verzweiflung darüber

äussern, dass die Kirchen in dieser

schwierigen Zeit schweigen, sich mit

Masken, Desinfektionsmitteln und

Abstandhalten begnügen und ihre

Angebote teilweise vorsorglich absagen.

Das war seine Intention. Ein

Schrei aus tiefer Not von jemandem,

der die Einstellung und Beschränkung

vorab kultureller und religiöser Angebote

stark erlebt, persönlich und beruflich.

Der Text wurde eingereicht,

als das Heft bereits bis auf zwei Spalten

auf Seite 3 fertig gestaltet war. Und so

habe ich, ohne die Redaktionskommission

und meinen Redaktionskollegen

zu fragen, den Text an dieser Stelle

ins Heft gesetzt.

Zutiefst verletzend

Das hätte ich angesichts des provokativen

Inhalts nicht ungefragt tun sollen.

Gerade weil der Text religiöse Gefühle

verletzen könnte. Dass ich das

versäumt habe, kann ich nicht mehr

rückgängig machen. Ich möchte an

dieser Stelle klar festhalten, dass der

Entscheid zur Veröffentlichung allein

von mir gefällt wurde und die anderen

Stellen davon keine Kenntnis hatten.

Das ist mir wichtig!

Ich allein wusste von der Intention,

die Jörg-Andresas Bötticher zu diesem

Text getrieben hat. Es hätte eventuell

einer Erklärung bedurft, wobei

auch diese nicht verhindert hätte,

dass Gefühle vieler ChristkatholikInnen

verletzt worden wären. Das reine

Anliegen von Jörg- Andreas Bötticher

kann ich jederzeit vertreten. Die gewählte

Form und die Umsetzung indes

sind problematisch. Wenn dadurch

die religiösen Gefühle von

Leserinnen und Lesern verletzt wurden,

möchte ich mich dafür in aller

Form entschuldigen. Franz Osswald

Leserinnenbrief zum Gebet des Herrn in Coronazeiten

Das Wort «Provokation» sollte nicht zu schnell verwendet werden. Denn damit

wird der Weg geebnet, dass unterschiedliche Meinungen, Empörungen und

Verletzungen banalisiert und in ihrer Dringlichkeit nicht mehr ernst genommen

werden.

Ebenso sollte das Wort «Blasphemie» einem nicht zu leicht über die Lippen

kommen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt je einen vermeintlich humoristischen

Umgang mit einem religiösen Inhalt so bezeichnet hätte. Doch

was hier mit dem «Gebet des Herrn» gemacht wurde, ist so tief verletzend, dass

ich es ganz deutlich als blasphemisch bezeichnen möchte, mit Humor hat das

nicht im Geringsten etwas zu tun. Dieses Gebet wurde durch die Geschichte

hindurch häufig missbraucht. Dass nun aber aus den eigenen Reihen eine solche

Respektlosigkeit bezeugt wird, macht mich fassungslos. Das «Vater Unser»

zeichnet sich nicht zuletzt inhaltlich dadurch aus, dass es Schuld eben nicht anderen

zuweist, sondern dass jeder Mensch Vergebung braucht und in gleicher

Weise Vergebung schenken soll. Die eigene Haltung gegenüber politischen

Massnahmen in der Corona-Krise nun im Duktus dieses Gebets zum Ausdruck

zu bringen, ist aus meiner Sicht ein schwerer Missbrauch nicht nur des Gebetes,

sondern geleichermassen der Betenden. Das «Vater Unser» liegt mir nicht nur

am Herzen, sondern im Herzen. Wenn ich einen solchen Text, der zusätzlich

vom Layout her so prominent hervorgehoben wurde, lese, geschieht in mir ganz

von selbst der Wechsel vom Textlesen in eine Gebetshaltung. Dadurch werde

ich gezwungen, einen Text gegen meinen Willen ins Herz zu lassen. Das hat

wirklich weh getan. Dass in unserer Kirche mit dem Herzstück unseres Glaubens

und dem zentralsten Gebet der Christenheit so umgegangen wird, macht

mich schlicht nur noch traurig.

Pfrn. Liza Zellmeyer

Randbemerkung

Allerlei Sterne

Adventszeit ist Sternezeit – zwischen

tiefer Symbolik und blinkendem

Deko-Kitsch.

Ein Stern hat es mir dieses Jahr

speziell angetan: Der Fröbelstern,

geflochten aus vier Papierstreifen,

ist nach dem Pädagogen

Friedrich Fröbel benannt. Fröbel

begründete Mitte des 19. Jahrhunderts

den Kindergarten als

Ort pädagogischer Anregung.

Mit Materialien und Basteleien

wollte er manuelle Motorik und

geometrische Vorstellungskraft

fördern. Als ich‘s dieses Jahr mit

den Sternen wieder einmal versuchte,

fand ich die Anleitung

sehr verwirrlich. Für die Kindergärtler

hoffte ich inständig, dass

Fröbel sie einfachere Projekte

machen liess! Mit der Übung kam

aber auch bei mir der motorische

Fortschritt und ich konnte beim

adventlichen Basteln meine Gedanken

schweifen lassen:

Sterne haben Menschen schon

immer fasziniert. Sie boten in

vortechnischer Zeit Orientierung

und erhellen das Dunkel der

Nacht. In der Bibel werden Sterne

als Bilder verwendet. Sie deuten

auf das Göttliche. Der Stern von

Bethlehem symbolisiert die Verbindung

zwischen Himmel und

Erde. Jesus, das Licht der Welt,

kommt an Weihnachten als

Mensch zu uns Menschen. Mit

ihm ist uns Gott nahe gekommen.

Bilder der Hoffnung also in düsteren

Zeiten...

Anregung: Kleine Bastelprojekte

halten die Hände beschäftigt und

machen den Geist ruhig. Sie lassen

sich verschenken und machen

Freude. Und ich denke, dass der

Fröbelstern wirklich nur nach Fröbel

benannt ist.

Franziska Hälg-

Steffen

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