2021/02 -Schulwechsel ET: 12.01.2021
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BILDUNG 35<br />
Die Sterngucker vom<br />
Schubart-Gymnasium<br />
Bildung Schulen entwickeln sich auch in Pandemiezeiten weiter. Am Gymnasium am<br />
Ulmer Dichterviertel wurde der Astronomieturm erneuert. Von Beate Rose<br />
Der Kosmos fasziniert.<br />
Und die Kuppel der<br />
einzigen Sternwarte eines<br />
Ulmer Gymnasiums,<br />
des Schubart-Gymnasiums.<br />
Nur konnte der Kuppelturm<br />
seit Jahrzehnten nicht genutzt<br />
werden, weil er baufällig<br />
war. Das sollte nicht so bleiben,<br />
in den vergangenen Sommerferien<br />
wurde saniert. Die grüne<br />
Kupferkuppel wurde per Kran<br />
abgehoben, um den Astronomieturm<br />
sanieren zu können,<br />
was bis in den Herbst dauerte.<br />
Für Gerhard Semler, Leiter der<br />
Abteilung Bildung und Sport, ist<br />
Wir müssen alles<br />
daran setzen, dass der<br />
Astronomieturm nicht nur<br />
Staffage ist.<br />
Martina Lutz, Schulleiterin<br />
der Turm am Gymnasium am<br />
Dichterviertel ein „Ulmer Wahrzeichen“.<br />
Jeder, der schon mal<br />
auf der B 10 entlanggefahren ist,<br />
kennt den markanten Turm mit<br />
umlaufendem Geländer aus den<br />
50er Jahren. Nur haben sich inzwischen<br />
gesetzliche Vorgaben<br />
geändert, etwa, was die Höhe<br />
des Geländers betrifft, berichtet<br />
Semler. Schon deswegen durfte<br />
niemand mehr den letzten Abschnitt<br />
des Aufgangs benutzen.<br />
Sanierung der Sternwarte des Schubart: Im Sommer wurde die<br />
Kuppel des Astronomieturms entfernt. Foto: Volkmar Koenneke<br />
Konzept für neue Sternwarte<br />
erstellt<br />
„Wenn wir den Astronomieturm<br />
schon haben, dann müssen wir<br />
alles daransetzen, dass er nicht<br />
nur Staffage ist“, sagt Martina<br />
Lutz, Schulleiterin des Schubart-Gymnasiums.<br />
810 Schülerinnen<br />
und Schüler lernen dort.<br />
Ihre Kolleginnen und Kollegen<br />
am Schubart sehen das genauso,<br />
nämlich Ines Schneider, Lehrerin<br />
für Physik und Mathe,<br />
Georg Däges, Lehrer für Naturwissenschaften,<br />
Mathe, Physik,<br />
und Daniel Ebert, Lehrer für<br />
Wirtschaft, Gemeinschaftskunde,<br />
Deutsch. Sie haben ein Konzept<br />
erarbeitet, wie und von<br />
wem die neue Sternwarte genutzt<br />
werden soll – und machten<br />
sich damit bereits vor drei<br />
Jahren auf die Suche nach Sponsoren.<br />
Zunächst wurde ein Sachverständiger<br />
der Sternwarte Laupheim<br />
geladen, berichtet Ines<br />
Schneider. Der Fachmann sollte<br />
klären, inwiefern die Luftverschmutzung<br />
die Beobachtungen<br />
am Himmel über dem Schubart<br />
einschränken würden. Das Gutachten<br />
fiel positiv aus, die Astronomiefans<br />
machten weiter.<br />
Bei der Stadt kam die Initiative<br />
der Schule gut an, sagt Semler.<br />
Mittel im Haushalt wurden bereit<br />
gestellt, rund 365 000 Euro.<br />
Noch vor den Unsicherheiten,<br />
wie sich die Pandemie wirtschaftlich<br />
auswirken wird, war<br />
das Geld genehmigt worden.<br />
„Wir können sanieren“, sagt<br />
Semler. Die Stadt ist zuständig<br />
für den Kuppelaufbau bis zur<br />
obersten Bodenplatte, die Schule<br />
für die neue Kuppel plus Teleskop.<br />
Vom Nutzen eines funktionstüchtigen<br />
Astronomieturms ist<br />
man am Schubart überzeugt.<br />
Lehrer Ebert führt an, dass sich<br />
gerade Mädchen wegen der Astronomie<br />
für die MINT-Fächer<br />
(Mathe, Informatik, Naturwissenschaften,<br />
Technik) begeistern<br />
lassen. „Nichts eignet sich<br />
so wie die Astronomie. In der<br />
Astronomie-AG haben wir einen<br />
Riesenzulauf unter den<br />
Mädchen.“ Lehrerin Schneider<br />
betont, wie fächerübergreifend<br />
diese Wissenschaft ist, Astronomie<br />
kann nicht nur Thema in<br />
Mathe und Physik sein, sondern<br />
auch in Geschichte und Philosophie.<br />
Astronomie wird als<br />
neues Wahlfach am Schubart angeboten,<br />
bereits 25 Schülerinnen<br />
und Schüler haben sich angemeldet.<br />
Darüber hinaus sind Kooperationen<br />
vereinbart, bisher<br />
mit der Hector-Kinderakademie<br />
Ulm, dem Anna-Essinger-Gymnasium<br />
und dem Seminar für die<br />
Ausbildung und Fortbildung der<br />
Lehrkräfte Weingarten.<br />
Digital in Sternwarte<br />
einloggen<br />
Damit nicht genug: „Der neue<br />
Astronomieturm soll nicht nur<br />
ein Juwel fürs Schubart werden,<br />
sondern davon sollen möglichst<br />
viele partizipieren“, sagt Lutz.<br />
Auch Ulmer, die sich digital in<br />
den Kuppelturm einloggen können.<br />
Daran arbeiten die IT-Abteilung<br />
der Stadt und die Schule,<br />
dort führen Schüler und Ehemalige<br />
eine Jugend-forscht-Arbeit<br />
weiter. Wann die digitale<br />
Nutzung kommt, steht noch in<br />
den Sternen.<br />
Von Stiftungen und Banken<br />
unterstützt<br />
Schneider und Ebert beschafften<br />
das Geld für Kuppel und Teleskop.<br />
Lehrerin Schneider<br />
wandte sich an zwei Stiftungen.<br />
Die Vector Stiftung aus Stuttgart<br />
bewilligte 40 000 Euro, die Wilhelm<br />
und Else-Heraeus-Stiftung<br />
aus Hanau 30 000 Euro. Lehrer<br />
Ebert suchte hiesige Banken auf.<br />
Von der Spardabank und der<br />
Sparkasse bekam er 15 000 Euro.<br />
Kuppel und Teleskop sind mittlerweile<br />
montiert. Lehrer Däges<br />
schwärmt bereits vom Spiegelteleskop:<br />
„Der Sockel ist fest,<br />
aber das Teleskop ist beweglich<br />
in alle Richtungen.“<br />
Superschnell“, findet Martina<br />
Lutz die Lieferung der Geräte,<br />
die froh ist, „dass es tatsächlich<br />
wahr wird“. Und dass sich<br />
die Schule entwickelt – über<br />
Pandemiezeiten hinweg.