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2021/02 -Schulwechsel ET: 12.01.2021

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BILDUNG 35<br />

Die Sterngucker vom<br />

Schubart-Gymnasium<br />

Bildung Schulen entwickeln sich auch in Pandemiezeiten weiter. Am Gymnasium am<br />

Ulmer Dichterviertel wurde der Astronomieturm erneuert. Von Beate Rose<br />

Der Kosmos fasziniert.<br />

Und die Kuppel der<br />

einzigen Sternwarte eines<br />

Ulmer Gymnasiums,<br />

des Schubart-Gymnasiums.<br />

Nur konnte der Kuppelturm<br />

seit Jahrzehnten nicht genutzt<br />

werden, weil er baufällig<br />

war. Das sollte nicht so bleiben,<br />

in den vergangenen Sommerferien<br />

wurde saniert. Die grüne<br />

Kupferkuppel wurde per Kran<br />

abgehoben, um den Astronomieturm<br />

sanieren zu können,<br />

was bis in den Herbst dauerte.<br />

Für Gerhard Semler, Leiter der<br />

Abteilung Bildung und Sport, ist<br />

Wir müssen alles<br />

daran setzen, dass der<br />

Astronomieturm nicht nur<br />

Staffage ist.<br />

Martina Lutz, Schulleiterin<br />

der Turm am Gymnasium am<br />

Dichterviertel ein „Ulmer Wahrzeichen“.<br />

Jeder, der schon mal<br />

auf der B 10 entlanggefahren ist,<br />

kennt den markanten Turm mit<br />

umlaufendem Geländer aus den<br />

50er Jahren. Nur haben sich inzwischen<br />

gesetzliche Vorgaben<br />

geändert, etwa, was die Höhe<br />

des Geländers betrifft, berichtet<br />

Semler. Schon deswegen durfte<br />

niemand mehr den letzten Abschnitt<br />

des Aufgangs benutzen.<br />

Sanierung der Sternwarte des Schubart: Im Sommer wurde die<br />

Kuppel des Astronomieturms entfernt. Foto: Volkmar Koenneke<br />

Konzept für neue Sternwarte<br />

erstellt<br />

„Wenn wir den Astronomieturm<br />

schon haben, dann müssen wir<br />

alles daransetzen, dass er nicht<br />

nur Staffage ist“, sagt Martina<br />

Lutz, Schulleiterin des Schubart-Gymnasiums.<br />

810 Schülerinnen<br />

und Schüler lernen dort.<br />

Ihre Kolleginnen und Kollegen<br />

am Schubart sehen das genauso,<br />

nämlich Ines Schneider, Lehrerin<br />

für Physik und Mathe,<br />

Georg Däges, Lehrer für Naturwissenschaften,<br />

Mathe, Physik,<br />

und Daniel Ebert, Lehrer für<br />

Wirtschaft, Gemeinschaftskunde,<br />

Deutsch. Sie haben ein Konzept<br />

erarbeitet, wie und von<br />

wem die neue Sternwarte genutzt<br />

werden soll – und machten<br />

sich damit bereits vor drei<br />

Jahren auf die Suche nach Sponsoren.<br />

Zunächst wurde ein Sachverständiger<br />

der Sternwarte Laupheim<br />

geladen, berichtet Ines<br />

Schneider. Der Fachmann sollte<br />

klären, inwiefern die Luftverschmutzung<br />

die Beobachtungen<br />

am Himmel über dem Schubart<br />

einschränken würden. Das Gutachten<br />

fiel positiv aus, die Astronomiefans<br />

machten weiter.<br />

Bei der Stadt kam die Initiative<br />

der Schule gut an, sagt Semler.<br />

Mittel im Haushalt wurden bereit<br />

gestellt, rund 365 000 Euro.<br />

Noch vor den Unsicherheiten,<br />

wie sich die Pandemie wirtschaftlich<br />

auswirken wird, war<br />

das Geld genehmigt worden.<br />

„Wir können sanieren“, sagt<br />

Semler. Die Stadt ist zuständig<br />

für den Kuppelaufbau bis zur<br />

obersten Bodenplatte, die Schule<br />

für die neue Kuppel plus Teleskop.<br />

Vom Nutzen eines funktionstüchtigen<br />

Astronomieturms ist<br />

man am Schubart überzeugt.<br />

Lehrer Ebert führt an, dass sich<br />

gerade Mädchen wegen der Astronomie<br />

für die MINT-Fächer<br />

(Mathe, Informatik, Naturwissenschaften,<br />

Technik) begeistern<br />

lassen. „Nichts eignet sich<br />

so wie die Astronomie. In der<br />

Astronomie-AG haben wir einen<br />

Riesenzulauf unter den<br />

Mädchen.“ Lehrerin Schneider<br />

betont, wie fächerübergreifend<br />

diese Wissenschaft ist, Astronomie<br />

kann nicht nur Thema in<br />

Mathe und Physik sein, sondern<br />

auch in Geschichte und Philosophie.<br />

Astronomie wird als<br />

neues Wahlfach am Schubart angeboten,<br />

bereits 25 Schülerinnen<br />

und Schüler haben sich angemeldet.<br />

Darüber hinaus sind Kooperationen<br />

vereinbart, bisher<br />

mit der Hector-Kinderakademie<br />

Ulm, dem Anna-Essinger-Gymnasium<br />

und dem Seminar für die<br />

Ausbildung und Fortbildung der<br />

Lehrkräfte Weingarten.<br />

Digital in Sternwarte<br />

einloggen<br />

Damit nicht genug: „Der neue<br />

Astronomieturm soll nicht nur<br />

ein Juwel fürs Schubart werden,<br />

sondern davon sollen möglichst<br />

viele partizipieren“, sagt Lutz.<br />

Auch Ulmer, die sich digital in<br />

den Kuppelturm einloggen können.<br />

Daran arbeiten die IT-Abteilung<br />

der Stadt und die Schule,<br />

dort führen Schüler und Ehemalige<br />

eine Jugend-forscht-Arbeit<br />

weiter. Wann die digitale<br />

Nutzung kommt, steht noch in<br />

den Sternen.<br />

Von Stiftungen und Banken<br />

unterstützt<br />

Schneider und Ebert beschafften<br />

das Geld für Kuppel und Teleskop.<br />

Lehrerin Schneider<br />

wandte sich an zwei Stiftungen.<br />

Die Vector Stiftung aus Stuttgart<br />

bewilligte 40 000 Euro, die Wilhelm<br />

und Else-Heraeus-Stiftung<br />

aus Hanau 30 000 Euro. Lehrer<br />

Ebert suchte hiesige Banken auf.<br />

Von der Spardabank und der<br />

Sparkasse bekam er 15 000 Euro.<br />

Kuppel und Teleskop sind mittlerweile<br />

montiert. Lehrer Däges<br />

schwärmt bereits vom Spiegelteleskop:<br />

„Der Sockel ist fest,<br />

aber das Teleskop ist beweglich<br />

in alle Richtungen.“<br />

Superschnell“, findet Martina<br />

Lutz die Lieferung der Geräte,<br />

die froh ist, „dass es tatsächlich<br />

wahr wird“. Und dass sich<br />

die Schule entwickelt – über<br />

Pandemiezeiten hinweg.

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