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Citylife_Ausgabe_3_2020

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gourmet

Text: Michelle Tief, Fulda

Stachelige Schale,

köstlicher Kern

DIE EDELKASTANIE IST EIN GEWINN FÜR DIE KÜCHE

Der Duft ihrer gerösteten Früchte zieht vor allem in den kalten Monaten durch die Luft und

verwöhnt Genießer-Nasen. Galten Esskastanien früher noch als „arme Leute“-Essen, sind sie heute

eine beliebte leckere Delikatesse. Die Früchte der zu den Buchengewächsen zählenden Edelkastanie

sollte man allerdings nicht mit der in Deutschland weit verbreiteten Rosskastanie verwechseln.

Die Unterscheidung ist zum Glück nicht schwer:

Schon die Hülle ist verschieden – weiche, lange

Stacheln bei der Edel- und kurze, harte Stacheln

allerdings empfindlich. Winzer nutzen das Holz für ihre

Rebpfähle und durch seine Witterungs- und Feuchtigkeitsbeständigkeit

eignet es sich ideal für Terrassen. Im Wald

bei der Rosskastanie. Zudem ist die Frucht der essbaren

erreicht die Edelkastanie Höhen bis zu 35 Metern, freiste-

Variante nicht rund, sondern nach oben hin zugespitzt. Ein

hend wird sie im Schnitt 25 Meter hoch. Der Stamm hat

weiteres deutliches Unterscheidungsmerkmal sind die Blät-

einen Durchmesser von zwei Metern. Im Regelfall wird die

ter. Bei der Edelkastanie sind sie länglich-oval und einzeln

Edelkastanie zwischen 150 und 180 Jahre alt, kann aber auch

am Ast angebracht, während die Rosskastanie die charakte-

bis zu 600 Jahre alt werden. Nach etwa 60 Jahren kann sie

ristischen fünf- bis siebengliedrigen Blätter hat, die an eine

gefällt werden.

überdimensionale Hand erinnern.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde die Edelkastanie bereits

zwischen dem 9. und 7. Jahrhundert v. Chr. als Frucht-

SAMMELN,

NICHT PFLÜCKEN

baum kultiviert und hat sich dann zügig von Kleinasien über

Das Sammeln der Esskastanien ist ab Ende September bzw.

Griechenland nach Italien verbreitet. Dass wir die leckeren

Anfang Oktober möglich. Dann erlangen sie ihre Vollreife,

Früchte heute bei uns genießen können, verdanken wir den

die lederartigen, stacheligen Hüllen platzen auf und die

Römern, die neben den Weinreben auch verschiedene Kas-

Früchte fallen herunter, sodass sie aufgesammelt werden

tanienarten über die Alpen nach Österreich, in die Schweiz,

können. Pflücken sollte man sie nicht. Maronen sind übri-

Deutschland und bis ins südliche England brachten.

gens eine gezüchtete Form der Esskastanien. In Fulda findet

Frei nach dem Motto:

man zum Beispiel am Frauenberg einige Edelkastanien, die

„WO WEIN GEDEIHT,

WÄCHST AUCH DIE KASTANIE.“

im Herbst ihre Früchte abwerfen. Alternativ wird man in

der bayrischen Rhön Richtung Bad Brückenau oder auf dem

Panoramaweg in Gelnhausen fündig. Auf mundraub.org

gibt es eine Übersicht, wo man welche Leckerei sammeln

So ist es nicht verwunderlich, dass die Edelkastanie seit der

kann. Kauft man die frischen Nussfrüchte lieber, sollten sie

„Römerzeit“ ein hohes Ansehen als wichtige Nahrungspflan-

glatt und glänzend sein sowie prall und schwer in der Hand

ze genoss. Selbst Kirchenfürsten und Königshäuser im Mit-

liegen. Kleine Löcher deuten einen Wurmbefall an. Da die

telalter pflanzten sie dort an, wo Getreide nur schlecht oder

frischen Früchte schnell verderben, sollte man sie nach Be-

Fotos: stock.adobe.com/marchsirawit

Vektoren: stock.adobe.com/Sad/jenesesimre

gar nicht angebaut werden konnte. Der sommergrüne Baum

bevorzugt frische, lockere und tiefgründige Erde

sowie kalifreie, saure Böden und liebt Licht und Wärme.

Auf Spätfröste und Regen in der Blütezeit reagiert er

darf kaufen und zügig zu Mehl oder Grieß verarbeiten, rösten

oder kochen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und dank

der Menge an Vitamin C, B-Vitaminen, Magnesium und

Kalium auch noch gesund.

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OKTOBER – APRIL 2021

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