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Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de

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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />

eingestellte Beschäftigte im Westen und mit <strong>de</strong>r PDS um sozialstaatlich eingestellte<br />

Wähler im Osten. Erschwert wird diese Position im Parteienwettbewerb dadurch, dass die<br />

SPD mit <strong>de</strong>r CDU als zweiter großen Sozialstaatspartei auf <strong>de</strong>m Feld ihrer Kernkompetenz<br />

konkurrieren muss, so dass <strong>de</strong>r programmatische Spielraum eher begrenzt ist. Die SPD<br />

kann somit „nach allen Seiten“ Wähler verlieren. Konsistente programmatische Angebote,<br />

die alle diese Wählergruppen gleichzeitig ansprechen, sind kaum zu formulieren.<br />

Was für <strong>de</strong>n Machterwerb <strong>de</strong>r SPD jedoch günstig ist, ist ihre pivotale Stellung innerhalb<br />

dieses Parteienspektrums. Während alle an<strong>de</strong>ren Parteien zur Regierungsübernahme nur<br />

einen (Grüne/PDS) o<strong>de</strong>r zwei (CDU/FDP) mögliche Koalitionspartner haben, können die<br />

Sozial<strong>de</strong>mokraten prinzipiell mit je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Parteien regieren. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

babylonischen Koalitionsgefangenschaft <strong>de</strong>r Grünen (und auch <strong>de</strong>r PDS) kann die SPD<br />

programmatisch weit in die Mitte rücken, ohne eine mögliche Regierungsteilhabe aufs<br />

Spiel setzen zu müssen.<br />

2.4 „Innovation und Gerechtigkeit“ – elektoral erfolgreich, programmatisch leer<br />

Die Themenkonjunktur verlief für die SPD wahlstrategisch glücklich, da ihr Grundthema<br />

– die Frage <strong>de</strong>r sozialen Gerechtigkeit – in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>r Kohl-Regierung zu<br />

einem vorherrschen<strong>de</strong>n Thema in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wur<strong>de</strong>, weil auch eine Mehrheit <strong>de</strong>r<br />

potentiellen Wähler über die Stammwähler hinaus diese Frage als für sich relevant und<br />

damit wahlentschei<strong>de</strong>nd ent<strong>de</strong>ckten (Eith/Mielke 2000). Die um das Begriffspaar<br />

„Innovation und Gerechtigkeit“ konzipierte Wahlkampagne (Ristau 2000) war für die SPD<br />

elektoral höchst erfolgreich. Sie konnte mit Hilfe dieser bei<strong>de</strong>n Begriffe eine optimale<br />

Wählerkoalition schmie<strong>de</strong>n, d.h. Stammwähler mobilisieren und zugleich enttäusche<br />

<strong>Uni</strong>ons- und Wechselwähler gewinnen (Forschungsgruppe Wahlen 1998; Roth 2001). Aus<br />

<strong>de</strong>r Not <strong>de</strong>r Konkurrenzsituation zwischen Lafontaine und Schrö<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> eine Tugend<br />

gemacht, <strong>de</strong>nn mit <strong>de</strong>m zweischneidigen wirtschaftspolitischen Profil dieses Tan<strong>de</strong>ms<br />

wur<strong>de</strong>n ebenfalls komplementäre Wählerpotentiale angesprochen. Während Lafontaine<br />

für „Gerechtigkeit“ stand und die klassische Klientel <strong>de</strong>r SPD mobilisierte, versprach<br />

Schrö<strong>de</strong>r „Innovation“ und gewann so die Wähler <strong>de</strong>r „Neuen Mitte“. Erkauft wur<strong>de</strong><br />

dieser Erfolg jedoch mit einer programmatischer Unschärfe: Das Wahlprogramm enthält<br />

vornehmlich vage Absichtserklärungen statt konkreter Maßnahmen, 17 die Differenzen<br />

17 Somit sind die späteren Koalitionspartner SPD und Grüne mit ihren Wahlprogrammen jeweils<br />

gegensätzlichen Logiken gefolgt. Während die Grünen im Spannungsfeld zwischen programmatischer<br />

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