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Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de

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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />

1 Einleitung<br />

War Rot-Grün ein Projekt? Gera<strong>de</strong> das Fragezeichen ver<strong>de</strong>utlicht das Irritieren<strong>de</strong><br />

angesichts <strong>de</strong>s Wirkens dieser Koalition. Während <strong>de</strong>r gesamten Legislaturperio<strong>de</strong> blieb<br />

es <strong>de</strong>n professionellen Politikbeobachtern und <strong>de</strong>r interessierten Öffentlichkeit unklar,<br />

inwieweit die han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Akteure tatsächlich grundlegen<strong>de</strong> Konzepte hatten, nach <strong>de</strong>nen<br />

sie ihre Politik ausrichteten. Sind aber die Grundlagen und Ziele <strong>de</strong>s eigenen politischen<br />

Han<strong>de</strong>lns unsicher, so wer<strong>de</strong>n inhaltlich nur schwer fassbare Begriffe in <strong>de</strong>n Diskurs<br />

gebracht (Merkel 2000a: 263). Der „<strong>Dritte</strong> Weg“ im europäischen und die „Neue Mitte“ im<br />

<strong>de</strong>utschen Kontext sind solche Metapher. Beson<strong>de</strong>rs innerhalb <strong>de</strong>r SPD war am Beginn <strong>de</strong>r<br />

Legislaturperio<strong>de</strong> nicht geklärt, welche Politik sie mit <strong>de</strong>r erlangten Regierungsmacht<br />

verfolgen wollte. Diese Politik sollte zwar „besser“, aber nicht unbedingt „an<strong>de</strong>rs“ sein –<br />

wobei offen blieb, mit welchen programmatischen Kriterien sowohl das eine als auch das<br />

an<strong>de</strong>re zu messen sei.<br />

Im folgen<strong>de</strong>n Beitrag soll anhand dreier Politikfel<strong>de</strong>r 1 aufgezeigt wer<strong>de</strong>n, welche<br />

Spannungsverhältnisse zwischen <strong>de</strong>r sozial<strong>de</strong>mokratischen Programmatik und <strong>de</strong>r<br />

Regierungspraxis zu beobachten waren und welche Rolle innerparteiliche Konflikte dabei<br />

spielten. Außer<strong>de</strong>m soll danach gefragt wer<strong>de</strong>n, inwiefern durch die Regierungstätigkeit<br />

eine programmatische Neuausrichtung <strong>de</strong>r SPD angestoßen wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn schließlich hat<br />

die Partei in ihrem ersten Regierungsjahr <strong>de</strong>n Beschluss gefasst, sich ein neues<br />

Grundsatzprogramm zu geben. 2 Konnte <strong>de</strong>r innerparteiliche Konflikt zwischen<br />

„Traditionalisten“ und „Mo<strong>de</strong>rnisierern“ um die Neuformulierung o<strong>de</strong>r Beibehaltung<br />

sozial<strong>de</strong>mokratischer Ziele und Instrumente angesichts verän<strong>de</strong>rter Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

und Handlungsbedingungen beigelegt wer<strong>de</strong>n? 3 In diesem Beitrag wird <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n,<br />

dass die SPD während <strong>de</strong>r Regierungszeit einen Prozess <strong>de</strong>r nachholen<strong>de</strong>n<br />

programmatischen Verän<strong>de</strong>rungen sowohl bei <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n Zielen als auch <strong>de</strong>n<br />

1 Die drei Politikfel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n anhand von vier Kriterien ausgesucht, (1.) aufgrund <strong>de</strong>r zentralen<br />

Be<strong>de</strong>utung eines Politikfel<strong>de</strong>s für die I<strong>de</strong>ntität und das Selbstverständnis <strong>de</strong>r Partei, (2.) aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Diskrepanz zwischen Programm und tatsächlicher Politik. (3.) aufgrund <strong>de</strong>r dadurch hervorgerufenen<br />

Spannungen innerhalb <strong>de</strong>r Partei selbst und (4.) aufgrund <strong>de</strong>r Diskrepanz zwischen Partei und <strong>de</strong>n eigenen<br />

Wählern.<br />

2 Die begonnene programmatische Neupositionierung <strong>de</strong>r SPD fügt sich in die Revisionismus<strong>de</strong>batte<br />

innerhalb <strong>de</strong>r europäischen Sozial<strong>de</strong>mokratie am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 90er Jahre ein. Zu <strong>de</strong>n Stationen dieser Debatte<br />

um <strong>de</strong>n „<strong>Dritte</strong>n Weg“ vgl. Cuperus/Duffek/Kan<strong>de</strong>l (2001), Gid<strong>de</strong>ns (2001) und Merkel (2000b).<br />

3 Diese eher publizistische Plakatierungen, welche einen grundsätzlichen Strömungskonflikt bezeichnen,<br />

wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Beteiligten wortreich von sich gewiesen (z. B. Thierse 2000 und Dressler/Junker/Mikfeld<br />

1999).<br />

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