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Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de

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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />

verfolgten. Dabei konnten sich bei<strong>de</strong> Seiten auf entsprechen<strong>de</strong> Passagen <strong>de</strong>s<br />

Wahlprogramms beziehen. Nahezu zeitgleich wur<strong>de</strong> versucht, mit <strong>de</strong>m Schrö<strong>de</strong>r-Blair-<br />

Papier auch auf programmatischer Ebene eine Wen<strong>de</strong> einzuleiten – dieser Vorstoß<br />

scheiterte aber am Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Partei. Diese ließ sich nur ungern auf <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />

Parteiführung angestoßenen Prozess einer Neuformulierung <strong>de</strong>s Grundsatzprogramms<br />

ein. Gleichwohl haben sich die Mo<strong>de</strong>rnisierer zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r Finanz- und<br />

Haushaltspolitik inzwischen durchgesetzt. Im Gegensatz zur Sozial- und<br />

Arbeitsmarktpolitik vertritt die SPD hier nun eine klare Linie, während ihr in <strong>de</strong>n<br />

letztgenannten Politikfel<strong>de</strong>rn die innerparteilichen Konflikte und programmatischen<br />

Anpassungsprozesse vermutlich noch bevorstehen.<br />

In <strong>de</strong>r Außenpolitik hatte die SPD bereits zu Beginn <strong>de</strong>r 90er Jahre begonnen, sich vom<br />

Berliner Programm zu entfernen und vertrat schon ein Jahr vor Regierungsbeginn die<br />

Position, dass die Bun<strong>de</strong>swehr auch außerhalb <strong>de</strong>s Bündnisses eingesetzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Dass ausgerechnet eine SPD-geführte Regierung in so hohem Maße davon Gebrauch<br />

machen wird, hat auch innerhalb <strong>de</strong>r Partei viele überrascht – diese relativ „neue“<br />

Position wur<strong>de</strong> dadurch aber innerparteilich gefestigt. Wie die SPD programmatisch auf<br />

<strong>de</strong>n Kosovo-Einsatz reagieren wird, <strong>de</strong>r nicht das gefor<strong>de</strong>rte UN-Mandat hatte, bleibt<br />

abzuwarten. In <strong>de</strong>r Innen- und Rechtspolitik hatte die SPD <strong>de</strong>n Grünen in <strong>de</strong>r<br />

Koalitionsvereinbarung zunächst Zugeständnisse gemacht, die über ihr eigenes<br />

Programm hinausgingen (v.a. bei <strong>de</strong>r Staatsbürgerschaft). Diese gingen im<br />

Parteienwettbewerb aber wie<strong>de</strong>r verloren, so dass die Regierungspolitik nun sehr nahe an<br />

<strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r SPD ist.<br />

In <strong>de</strong>r bisherigen Programm<strong>de</strong>batte begann eine Revision <strong>de</strong>s sozial<strong>de</strong>mokratischen<br />

Gerechtigkeitsverständnisses, wobei in <strong>de</strong>r Neu<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s Zieles sozialer Gerechtigkeit<br />

eine Verän<strong>de</strong>rung dritter Ordnung im Sinne Halls (1993) gesehen wer<strong>de</strong>n kann. Die damit<br />

einhergehen<strong>de</strong> Neubewertung <strong>de</strong>s Verhältnisses von Markt und Staat (schützen<strong>de</strong>r vs.<br />

aktivieren<strong>de</strong>r Sozialstaat) ist hingegen als eine Än<strong>de</strong>rung zweiter Ordnung zu begreifen,<br />

da hier nicht die Ziele, son<strong>de</strong>rn die Instrumente <strong>de</strong>r Politik einem Wan<strong>de</strong>l unterliegen.<br />

Somit hat es für die programmatische Entwicklung <strong>de</strong>r SPD offenbar einen Effekt, dass sie<br />

Regierungspartei gewor<strong>de</strong>n ist – zwar folgte die von <strong>de</strong>r SPD verfolgte Politik (in<br />

unterschiedlichem Umfang) ihrer Programmatik; aber die Regierungspolitik wirkt auch<br />

auf das Programm zurück. Dass ein Programmprozess begonnen wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r genau diese<br />

Rückwirkungen zum Gegenstand hat, ist <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>rnisierern zuzuschreiben. Bei einem<br />

Verlust <strong>de</strong>r Regierungsmehrheit nach <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>stagswahlen 2002 wäre ein erneuter<br />

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