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Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de

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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />

Hinnahme <strong>de</strong>r doppelten Staatsbürgerschaft schnell als ein konfliktkräftiges Element<br />

heraus, das von <strong>de</strong>r CDU/CSU zum Thema einer bun<strong>de</strong>sweiten Unterschriftenaktion<br />

gemacht wur<strong>de</strong>. Nach dieser Kampagne, <strong>de</strong>r dadurch verlorenen gegangenen hessischen<br />

Landtagswahl 26 und <strong>de</strong>m Verlust <strong>de</strong>r Regierungsmehrheit im Bun<strong>de</strong>srat wur<strong>de</strong> die<br />

liberale Ausrichtung <strong>de</strong>s Gesetzentwurfes von <strong>de</strong>r SPD zur Disposition gestellt. 27 Eine zu<br />

starke Orientierung an progressiven wertorientierte Themen führt offenbar dazu, dass<br />

<strong>de</strong>m linken Koalitionspartner Stimmen weggenommen wer<strong>de</strong>n, während etwa im<br />

gleichen Ausmaß in traditionellen SPD-Wählerschichten Stimmen verloren gehen. Die<br />

Kompromisssuche mit <strong>de</strong>r FDP in Rheinland-Pfalz wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r SPD sehr schnell ohne<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r Grünen vorgenommen, wobei die Festlegung auf die Vorlage eines<br />

zustimmungsfähigen Gesetzentwurfes ohne Vermittlungsverfahren die FDP in eine<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Position brachte. Der endgültige Entwurf sah dann zwar ein ius soli für die<br />

erste Generation, aber einen Verzicht auf die grundsätzliche Hinnahme <strong>de</strong>r doppelten<br />

Staatsbürgerschaft und statt<strong>de</strong>ssen ein Optionsmo<strong>de</strong>ll für Kin<strong>de</strong>r vor. 28<br />

Das Bewusstsein einer möglichen populistischen Ausbeutung durch die Opposition<br />

spiegelt sich auch in <strong>de</strong>m vorsichtigen Agieren <strong>de</strong>r SPD im Bereich <strong>de</strong>r Zuwan<strong>de</strong>rung<br />

wi<strong>de</strong>r. Erst als es im Jahr 2000 zu einer öffentlichen Diskussion über die Notwendigkeit<br />

<strong>de</strong>r Einwan<strong>de</strong>rung hochqualifizierter Arbeitnehmer (Greencard für IT-Spezialisten) kam<br />

und sich die Frage positiv mit Wirtschaftskompetenz verbin<strong>de</strong>n ließ, wur<strong>de</strong> versucht, mit<br />

<strong>de</strong>r sog. Süssmuth-Kommission im Konsens zu einer Lösung zu kommen. Bis dahin<br />

wur<strong>de</strong> ein mögliches Zuwan<strong>de</strong>rungsgesetz von <strong>de</strong>r SPD überhaupt nicht in Erwägung<br />

gezogen, obwohl es im Wahlprogramm angekündigt wur<strong>de</strong>. Die zentralen Begriffe<br />

(„Begrenzung“ und „Grenzen <strong>de</strong>r Aufnahmefähigkeit“) einer dann auch umgesetzten<br />

25 Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um eines <strong>de</strong>r wenigen Zugeständnisse <strong>de</strong>r SPD an die Grünen im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Auslän<strong>de</strong>rpolitik. An<strong>de</strong>re wichtige Punkte (z.B. Asylgesetzgebung, Altfallregelungen) wur<strong>de</strong> bewusst<br />

unklar gehalten.<br />

26 Zwar verloren in erster Linie die Grünen (-4%), während die SPD sogar noch 1,4% hinzugewann, dabei<br />

allerdings das Potential wie bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stagswahl kaum ausschöpfte. Interessant ist allerdings die<br />

Wählerwan<strong>de</strong>rung. So war das Thema ‚Doppelpass’ für die SPD-Wähler nicht von zentraler Be<strong>de</strong>utung, für<br />

64% <strong>de</strong>rjenigen, die von <strong>de</strong>r SPD zur CDU wechselten, aber von zentraler. Damit einhergehend waren<br />

Verluste bei <strong>de</strong>n Arbeitern entgegen <strong>de</strong>m allgemeinen Trend zu beobachten (vgl. ausführlich: Schmitt-Beck<br />

2000: 12ff.).<br />

27 Der SPD kam es ab dann auf einen Kompromiss mit <strong>de</strong>r Opposition an. Sowohl Lafontaine als auch<br />

Schrö<strong>de</strong>r stellten gleich nach <strong>de</strong>r Hessenwahl implizit die doppelte Staatsangehörigkeit zur Disposition<br />

(Raschke 2001: 259).<br />

28 Mit Verweis auf die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Einigung mit <strong>de</strong>r FDP wur<strong>de</strong> auch die For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Grünen<br />

nach einer doppelten Staatsangehörigkeit für Ältere, die im ersten Entwurf an die FDP noch enthalten war,<br />

abgelehnt.<br />

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