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Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de

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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />

die zunehmen<strong>de</strong> Alterung <strong>de</strong>r Bevölkerung, die Auflösung fester Erwerbsbiographien<br />

und die Herausbildung einer wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft (Pierson 2001)<br />

erzwingen einer Anpassung <strong>de</strong>s Sozialstaates, damit dieser weiterhin die Aufgabe einer<br />

sozialen Absicherung <strong>de</strong>r Bevölkerung wahrnehmen kann. 13 Eine Diskussion um die<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>s Wohlfahrtsstaates for<strong>de</strong>rt somit die Kernkompetenz <strong>de</strong>r<br />

Sozial<strong>de</strong>mokratie heraus, für soziale Sicherheit und Gerechtigkeit zu sorgen. Zweitens<br />

führen die ökonomischen Entwicklungen, zusammengefasst unter <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r<br />

Globalisierung, zu einer Verän<strong>de</strong>rung, wenn nicht Einschränkung <strong>de</strong>r<br />

wirtschaftspolitischen Handlungsoptionen <strong>de</strong>s Nationalstaates. 14 Die Sozial<strong>de</strong>mokratie<br />

muss sich hier ihrer noch bestehen<strong>de</strong>n Konzepte vergewissern, wie sie unter diesen<br />

Bedingungen noch Politik gestalten möchte. <strong>Dritte</strong>ns wird <strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>r Globalisierung<br />

im europäischen Kontext durch die wachsen<strong>de</strong> Europäische Integration und die<br />

Verlagerung relevanter Politikfel<strong>de</strong>r vom Nationalstaat auf die europäische Ebene<br />

ergänzt. Was dies für die nationalen Sozial<strong>de</strong>mokratien be<strong>de</strong>utet und ob sich daraus eine<br />

Strategie auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r EU ergeben könnte, ist innerhalb <strong>de</strong>r SPD noch weitgehend<br />

ungeklärt.<br />

Diese Herausfor<strong>de</strong>rungen verlangen eine „situationbezogene Konkretisierung <strong>de</strong>r<br />

sozial<strong>de</strong>mokratischen Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“ (Meyer 2001:<br />

13). Die Betonung <strong>de</strong>r gemeinsamen Grundwerte lässt außer acht, dass es in <strong>de</strong>r<br />

Diskussion um sehr unterschiedliche Neu<strong>de</strong>finitionen ebendieser Grundwerte und sich<br />

ausschließen<strong>de</strong> Politikkonzepte geht (Jünke 1999). Im Kern <strong>de</strong>s programmatischen<br />

Konflikts steht die zentrale Frage nach <strong>de</strong>r konkreten, zeitgemäßen sozial<strong>de</strong>mokratischen<br />

Ausformung <strong>de</strong>ssen, was soziale Gerechtigkeit sei. Damit verbun<strong>de</strong>n ist die Frage, welche<br />

Rolle <strong>de</strong>r Staat in Bezug auf <strong>de</strong>n Markt bei <strong>de</strong>r Verwirklichung dieses<br />

sozial<strong>de</strong>mokratischen Ziels einzunehmen hat. Welches Ausmaß an neoliberalen<br />

12 Schrö<strong>de</strong>rs Diktum, es gebe keine linke o<strong>de</strong>r rechte, son<strong>de</strong>rn nur mo<strong>de</strong>rne o<strong>de</strong>r unmo<strong>de</strong>rne<br />

Wirtschaftspolitik, be<strong>de</strong>utet im Prinzip die Anpassung <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokratie an angebotspolitische Konzepte<br />

(<strong>de</strong>r von manchen Sozial<strong>de</strong>mokraten noch ein ‚links’ verpasst wird, z.B. Hombach 1998).<br />

13 Diese Verän<strong>de</strong>rungen ebenso wie die Globalisierung haben auf die unterschiedlichen Wohlfahrtstypen<br />

aufgrund <strong>de</strong>ren institutioneller Verfasstheit unterschiedliche Wirkungen, welche hier allerdings<br />

unberücksichtigt bleiben (hierzu Swank 2002). Zu bemerken ist allerdings, dass beson<strong>de</strong>rs<br />

beitragsfinanzierte Sozialstaaten wie Deutschland unter Anpassungsdruck stehen.<br />

14 Innerhalb <strong>de</strong>r umfangreichen Literatur zur Globalisierungs<strong>de</strong>batte (z.B. Busch/Plümper 1999) wird zwar<br />

über <strong>de</strong>ren Ausmaß und die Art <strong>de</strong>r Beschränkung nationalstaatlicher Optionen kontrovers argumentiert,<br />

unzweifelhaft han<strong>de</strong>lt es sich aber um eine qualitative Verän<strong>de</strong>rung für die möglichen Instrumente<br />

regulativer Politik.<br />

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