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Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de

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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />

Sozial<strong>de</strong>mokratie“. Anstelle <strong>de</strong>r von Hans Eichel verfolgten Sparpolitik wird in diesem<br />

Papier vorgeschlagen, die Ökosteuer zu erhöhen, die Vermögenssteuer wie<strong>de</strong>r<br />

einzuführen und eine Ausbildungsabgabe zu erheben. Vor allem eine beson<strong>de</strong>re<br />

Besteuerung hoher Vermögen ist ein zentrales Anliegen <strong>de</strong>s linken Flügels, das auf nahezu<br />

je<strong>de</strong>m Parteitag gefor<strong>de</strong>rt wird. In einer „Berliner Erklärung“ stellten die Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

drei linken Arbeitsgemeinschaften <strong>de</strong>r SPD 22 schließlich klar, dass „eine Sozial<strong>de</strong>mokratie,<br />

die Weltmarktorientierung, Marktliberalisierung und Sozialstaatsprivatisierung zum<br />

Maßstab nimmt, an ihren selbstgesetzten Ansprüchen scheitern“ müsse<br />

(Dreßler/Junker/Mikfeld 1999). Demgegenüber wurzle die Sozial<strong>de</strong>mokratie im Streben<br />

nach sozialer Gerechtigkeit. Dennoch wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Parteitag im Dezember 1999 <strong>de</strong>r<br />

wirtschaftspolitische Leitantrag <strong>de</strong>r Parteivorstan<strong>de</strong>s mit großer Mehrheit angenommen.<br />

Zuvor hatte sich Schrö<strong>de</strong>r auf mehreren Regionalkonferenzen bemüht, <strong>de</strong>r verunsicherten<br />

Parteibasis <strong>de</strong>n neuen Kurs nahe zu bringen. Außer<strong>de</strong>m brachte Schrö<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Leitantrag einen Passus ein, dass es bei <strong>de</strong>r Besteuerung von Einkommen und Kapital eine<br />

„Gerechtigkeitslücke“ gebe, die durch eine „europäische Lösung“ geschlossen wer<strong>de</strong>n<br />

solle. Damit wur<strong>de</strong> versucht, zahlreichen Anträgen <strong>de</strong>n Wind aus <strong>de</strong>n Segeln zu nehmen,<br />

die von <strong>de</strong>r Regierung abermals eine Abgabe für hohe Vermögen verlangten. Die<br />

Parteiführung lehnte diese For<strong>de</strong>rung ab, da sie aufgrund <strong>de</strong>r Mehrheitsverhältnisse im<br />

Bun<strong>de</strong>srat ohnehin nicht durchsetzbar sei. Der Beschluss <strong>de</strong>s Parteitages, unter<br />

Beibehaltung <strong>de</strong>r bisherigen Grundwerte das Grundsatzprogramm <strong>de</strong>r SPD zu<br />

überarbeiten und neu zu formulieren, wur<strong>de</strong> begleitet von zahlreichen Anträgen <strong>de</strong>r<br />

Parteiglie<strong>de</strong>rungen, in <strong>de</strong>nen neben einer Kritik am Schrö<strong>de</strong>r-Blair-Papier vor einer<br />

Revision sozial<strong>de</strong>mokratischer Ziele und Werte gewarnt wur<strong>de</strong>. Ganz geheuer war <strong>de</strong>r<br />

Parteibasis <strong>de</strong>r Beschluss wohl nicht, ein neues Programm zu verfassen.<br />

Zwei Jahre später schien zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r Konflikt über <strong>de</strong>n finanzpolitischen Kurs<br />

entschie<strong>de</strong>n. Im November 2001 verabschie<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Parteitag mit nur eine Gegenstimme<br />

<strong>de</strong>n Leitantrag „Sicherheit im Wan<strong>de</strong>l“, <strong>de</strong>r Eichels Konsolidierungskurs stützte und<br />

kreditfinanzierte Konjunkturprogramme ablehnte, obwohl die Weltwirtschaft gera<strong>de</strong> erst<br />

eingebrochen war. Wie die Partei jedoch auf Reformen in <strong>de</strong>r Arbeitsmarkt- und<br />

Sozialpolitik nach <strong>de</strong>m knappen rot-grünen Wahlsieg 2002 reagieren wird, bleibt<br />

abzuwarten: In diesen Politikfel<strong>de</strong>rn war bisher – im Gegensatz zur Finanzpolitik – ein<br />

22 Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), Arbeitsgemeinschaft sozial<strong>de</strong>mokratischer Frauen<br />

(AsF) und Jungsozialisten (Jusos).<br />

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