Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de
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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />
<strong>de</strong>r Finanz- und Wirtschaftspolitik mit einer Programmkrise, da die Parteibasis auf diesen<br />
Politikwechsel nicht vorbereitet war. Zwar ist es durchaus nicht unüblich, dass Parteien<br />
nach <strong>de</strong>m Wechsel von <strong>de</strong>r Opposition in die Regierung einen innerparteilichen Streit<br />
darüber führen, wie ihre Programmatik konkret ausgestaltet wer<strong>de</strong>n soll – bei <strong>de</strong>r SPD<br />
war allerdings nicht nur die Konkretisierung, son<strong>de</strong>rn die ganze Richtung <strong>de</strong>r Politik<br />
umstritten. Die mustergültige programmatische Vorbereitung <strong>de</strong>r britischen Labour Party<br />
unter Tony Blair auf die Regierungspolitik darf in diesem Zusammenhang eher als eine<br />
Ausnahme gelten. Aber auch in <strong>de</strong>r Innen- und Außenpolitik musste die Partei<br />
Programmatik und Politik neu bestimmen. In <strong>de</strong>r Außenpolitik brach sie mit <strong>de</strong>m<br />
Grundsatz, ohne UN-Mandat keine Auslandseinsätze <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr zuzulassen. In <strong>de</strong>r<br />
Innenpolitik differierte die Politik zwar kaum von <strong>de</strong>r Programmatik, eine (zu) liberale<br />
Gesellschaftspolitik wird aber von einem Teil <strong>de</strong>r SPD-Wählerschaft nicht akzeptiert, so<br />
dass auch hier von manchen Vorhaben Abstand genommen wur<strong>de</strong>.<br />
3.1 Wirtschafts- und Sozialpolitik: Neoliberalismus ante portas?<br />
Der wirkungsmächtigste innerparteiliche Streit um das Verhältnis von Programmatik und<br />
Regierungspolitik fand in <strong>de</strong>n für die Sozial<strong>de</strong>mokratie zentralen Politikfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />
Wirtschafts- und Sozialpolitik statt – <strong>de</strong>nn hier musste das unklare Profil zwischen<br />
„Innovation und Gerechtigkeit“ konkret ausgestaltet und <strong>de</strong>r innerparteiliche Konflikt<br />
zwischen „Traditionalisten“ und „Mo<strong>de</strong>rnisierern“ gelöst wer<strong>de</strong>n.<br />
Während für Oskar Lafontaine <strong>de</strong>r (neoliberale) wirtschaftspolitische Mainstream <strong>de</strong>r<br />
letzen Jahre „voll neben <strong>de</strong>r Sache lag“ (Lafontaine 1999: 48), for<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>signierte<br />
Kanzleramtsminister und Mo<strong>de</strong>rnisierer Bodo Hombach einen allgemeinen Rückzug <strong>de</strong>s<br />
Staates aus <strong>de</strong>r Wirtschaft, <strong>de</strong>n „Abschied vom Sozialstaat alten Typs“ und einen<br />
„Befreiungsschlag“ durch kräftige Steuersenkungen (Hombach 1998). Zunächst wur<strong>de</strong>n<br />
aber durch das Gesetz zu „Korrekturen in <strong>de</strong>r Sozialversicherung und zur Sicherung <strong>de</strong>r<br />
Arbeitnehmerrechte“ diejenigen Vorhaben <strong>de</strong>s Wahlprogramms in die Praxis umgesetzt,<br />
die <strong>de</strong>n „Traditionalisten“ zuzuschreiben sind (Schmidt i.d.B.). Vor allem die Maßnahmen<br />
zur „Scheinselbständigkeit“ und zu <strong>de</strong>n geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen riefen<br />
<strong>de</strong>n vehementen öffentlichen Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Wirtschaftsverbän<strong>de</strong> hervor. Wie diese<br />
Maßnahmen erfüllte auch die Steuerreform 1998/99, die in erster Linie <strong>de</strong>n<br />
18 Hierbei sind in erster Linie die versprochenen Korrekturen bei <strong>de</strong>r Lohnfortzahlung, <strong>de</strong>m<br />
Kündigungsschutz und <strong>de</strong>m Schlechtwettergeld zu nennen sowie die angekündigte Reform <strong>de</strong>r<br />
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