Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de
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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />
Beschlusslagen zur Makulatur wer<strong>de</strong>n ließen und die Ereignisse dort nur noch<br />
nachvollzogen wer<strong>de</strong>n können. 41<br />
Auffällig ist, dass beim Mazedonien-Einsatz, <strong>de</strong>r am ein<strong>de</strong>utigsten sowohl völkerrechtlich,<br />
programmatisch und politisch mit einer präventiven und umfassen<strong>de</strong>n SPD-Außenpolitik<br />
übereinstimmte, <strong>de</strong>rjenige ist, bei <strong>de</strong>r es <strong>de</strong>n sichtbarsten Dissens innerhalb <strong>de</strong>r Partei gab.<br />
19 Abgeordnete <strong>de</strong>r SPD lehnten <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Beschluss <strong>de</strong>r Regierung mit <strong>de</strong>m<br />
Verweis auf das falsche Primat politisch-militärischen Sicherheits<strong>de</strong>nkens und <strong>de</strong>r<br />
kritischen Einschätzung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r NATO ab (BT-Plenarprotokoll 14/184: 18226),<br />
woraufhin die Regierung ohne eigene Mehrheit dastand. Dieser Dissens kann Folge <strong>de</strong>r<br />
andauern<strong>de</strong>n Unzufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>r Politik während <strong>de</strong>s Kosovokrieges gewesen sein<br />
und wur<strong>de</strong> erleichtert durch die vorhan<strong>de</strong>ne übergroße Mehrheit im Bun<strong>de</strong>stag. Als<br />
Hochhalten programmatischer Grundsätze lässt sich das Abweichen nicht erklären, <strong>de</strong>nn<br />
gera<strong>de</strong> diese waren erfüllt.<br />
Durch die Verknüpfung <strong>de</strong>r parlamentarischen Zustimmung zur Beistandsleistung im<br />
Afghanistaneinsatz mit <strong>de</strong>r Vertrauensfrage wur<strong>de</strong> seitens <strong>de</strong>s Kanzlers ein ähnliches<br />
Abweichen machtpolitisch verhin<strong>de</strong>rt. 42 In kritischen Stellungnahmen von SPD-<br />
Parlamentariern wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs auf völkerrechtliche Zweifel an <strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>ten<br />
Mitteln (Streubomben) und einer grundsätzlichen Kritik an <strong>de</strong>r Zweckmäßigkeit <strong>de</strong>s<br />
Krieges als Instrument <strong>de</strong>r Terrorbekämpfung hingewiesen. Die Schnelligkeit <strong>de</strong>s<br />
Zusammenbruchs <strong>de</strong>s Talibanregimes und die Flankierung <strong>de</strong>s Militäreinsatzes durch<br />
einen staatlichen Wie<strong>de</strong>raufbau unter UN-Vermittlung verhin<strong>de</strong>rte eine weitergehen<strong>de</strong><br />
Diskussion. Trotz aller grundsätzlicher Kriegskritik an <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Partei lässt sich<br />
absehen, dass eine – auch militärgestützte – Außen- und Sicherheitspolitik in <strong>de</strong>r SPD nun<br />
programmatisch <strong>de</strong>nkbar ist, sofern gewährleistet ist, dass diese in multilaterale, an<strong>de</strong>re<br />
Aspekte <strong>de</strong>r Sicherheit einschließen<strong>de</strong> Verhandlungslösungen eingebun<strong>de</strong>n sind.<br />
41 So ist im Leitantrag zur Außenpolitik 1997 noch von einem unbedingten UN-Mandat <strong>de</strong>s Sicherheitsrates<br />
die Re<strong>de</strong> (vgl.: SPD 1997: 27). 1999 dagegen wird <strong>de</strong>rgestalt kritisch betrachtet, dass ein möglicher<br />
Missbrauch <strong>de</strong>s Vetorechtes bei massiven Menschenrechtsverletzungen in Zukunft zu verhin<strong>de</strong>rn sei (SPD<br />
1999b: 26).<br />
42 Man ging von ca. 30 SPD-Abgeordneten aus, die <strong>de</strong>m Kanzler nicht folgen wollten. Schließlich blieb nur<br />
Christa Lörcher bei einem Nein und verließ die Fraktion. 17 SPD-Abgeordnete (personell starke<br />
Schnittmenge wie bei Mazedonien) stimmten „aufgezwungen“ zu.<br />
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