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Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de

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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />

Finanzminister auf das Wahlprogramm berufen, in <strong>de</strong>m ja auch eine<br />

Konsolidierungspolitik mit „strenger Haushaltsdisziplin“ und eine „Rückführung <strong>de</strong>r<br />

Staatsverschuldung“ angekündigt wur<strong>de</strong>. Das im Mai/Juni 1999 von Hans Eichel<br />

geschnürte Sparpaket rief allerdings heftige innerparteiliche Proteste hervor und wur<strong>de</strong><br />

als sozial ungerecht kritisiert, da das größte Einsparvolumen im Bereich <strong>de</strong>n Renten- und<br />

Arbeitslosenversicherung erzielt wur<strong>de</strong> (Hickel 1999). Auch die knapp zwei Jahre später<br />

verabschie<strong>de</strong>te Rentenreform wur<strong>de</strong> innerhalb <strong>de</strong>r SPD als sozial unausgewogen kritisiert,<br />

da im Aufbau einer kapitalge<strong>de</strong>ckten Säule eine Abkehr vom Solidarprinzip und <strong>de</strong>r<br />

paritätischen Finanzierung durch Arbeitgeber- und Nehmer gesehen wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r<br />

Gesundheitspolitik fürchtet <strong>de</strong>r linke Flügel seither eine ähnliche Reform, d.h. eine<br />

partielle Privatisierung <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Sozialvorsorge. Die Arbeitsmarktpolitik war vom<br />

Wechsel von Lafontaine zu Eichel kaum tangiert – neben <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r<br />

Wahlversprechen zeichnete sich die Regierung in diesem Bereich aber ohnehin nicht<br />

durch einen beson<strong>de</strong>ren Reformeifer aus (Schmid i.d.B.). Hier konnten sich die<br />

beharren<strong>de</strong>n Kräfte <strong>de</strong>r Traditionalisten behaupten und beispielsweise Deregulierungen<br />

am Arbeitsmarkt verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Fast gleichzeitig mit <strong>de</strong>r Bekanntgabe <strong>de</strong>s Sparpaketes veröffentlichte Gerhard Schrö<strong>de</strong>r<br />

gemeinsam mit Tony Blair im Juni 1999 einen „Vorschlag“ für <strong>de</strong>n „Weg nach vorne für<br />

Europas Sozial<strong>de</strong>mokraten“ (Schrö<strong>de</strong>r/Blair 1999). Dieses Schrö<strong>de</strong>r-Blair-Papier brach mit<br />

vielen traditionellen Glaubenssätzen <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokratie, und so fürchtete <strong>de</strong>r linke<br />

bzw. traditionelle Flügel <strong>de</strong>r SPD (und große Teile <strong>de</strong>r Gewerkschaften) eine<br />

Generalrevision <strong>de</strong>r sozial<strong>de</strong>mokratischen Wirtschafts- und Sozialpolitik. Tatsächlich ging<br />

es in <strong>de</strong>r sich nun entwickeln<strong>de</strong>n Programm<strong>de</strong>batte nicht nur um Politikverän<strong>de</strong>rungen<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Politikinstrumente (also solcher zweiter Ordnung), son<strong>de</strong>rn sogar<br />

dritter Ordnung, d.h. um die Zielhierarchie <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokratie – insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r<br />

Diskussion um Chancen- und Ergebnisgleichheit (s.u.).<br />

Man kann in diesem Papier <strong>de</strong>n Versuch Schrö<strong>de</strong>rs sehen, die seiner Meinung nach im<br />

Zuge <strong>de</strong>r Abarbeitung <strong>de</strong>r Wahlversprechen verloren gegangene ökonomische<br />

Kompetenz <strong>de</strong>r SPD und das Wohlwollen <strong>de</strong>r Wirtschaft wie<strong>de</strong>rzuerlangen (FAZ<br />

17.6.1999, 3). Gleichzeitig wur<strong>de</strong> offenbar versucht, die Programmentwicklung in seine<br />

Richtung zu lenken. Zwar beginnt das Papier mit einer verbalen Verbeugung vor <strong>de</strong>n<br />

Werten <strong>de</strong>r sozialen Gerechtigkeit und <strong>de</strong>r Solidarität, auf diese folgt jedoch eine<br />

Abrechnung mit <strong>de</strong>r sozial<strong>de</strong>mokratischen Politik <strong>de</strong>r letzten Jahrzehnte: Diese hätte sich<br />

zu sehr an sozialer Gleichheit im Ergebnis statt am Gebot <strong>de</strong>r Chancengleichheit orientiert,<br />

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