Christoph Egle/ Christian Henkes - Dritte Wege - Uni.hd.de
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<strong>Christoph</strong> <strong>Egle</strong>/ <strong>Christian</strong> <strong>Henkes</strong>: Später Sieg <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierer über die Traditionalisten?<br />
Wahlnie<strong>de</strong>rlage von 1990 hätte induziert wer<strong>de</strong>n können, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r<br />
90er Jahre durch die nicht gelöste Personaldiskussion an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Partei in <strong>de</strong>n<br />
Hintergrund gedrängt. 7 Da Oskar Lafontaine 1991 nicht zum Parteivorsitz bereit war und<br />
Björn Engholm 1993 von <strong>de</strong>n Nachwirkungen <strong>de</strong>r Barschelaffäre eingeholt wur<strong>de</strong>, war<br />
eine Mitglie<strong>de</strong>rbefragung eine innovative Möglichkeit, die Personalfrage partizipativ und<br />
öffentlichkeitswirksam zu klären. Der Sieger dieser Befragung – Rudolf Scharping – hatte<br />
aber nur eine relative Mehrheit (40,3%) <strong>de</strong>r Partei hinter sich und konnte auf Dauer <strong>de</strong>n<br />
personellen Konflikt mit <strong>de</strong>n machtbewussten Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Schrö<strong>de</strong>r und<br />
Lafontaine nicht been<strong>de</strong>n.<br />
Programmatisch unternahm die SPD zu Beginn <strong>de</strong>r 90er Jahre mit <strong>de</strong>n Petersberger<br />
Beschlüssen 8 eine Annäherung an die neuen Gegebenheiten in <strong>de</strong>r Außenpolitik, so dass<br />
die SPD nun auch Bun<strong>de</strong>swehreinsätze im Rahmen von UN-Missionen zuließ. Auch in <strong>de</strong>r<br />
Asylpolitik entschied sich die SPD nach innerparteilichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen 9 zu einer<br />
restriktiveren Haltung, um dieses für die SPD schädliche Thema von <strong>de</strong>r Tagungsordnung<br />
zu bekommen. Begonnen, aber nicht zu En<strong>de</strong> geführt, 10 wur<strong>de</strong> eine inhaltliche<br />
Vergewisserung in <strong>de</strong>r Sozial- und Wirtschaftspolitik, die aufgrund <strong>de</strong>r Globalisierung,<br />
<strong>de</strong>s Maastrichtvertrags und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utscher Einheit nötig gewor<strong>de</strong>n war. Eine solche<br />
programmatische Entwicklung wur<strong>de</strong> durch die Politikverflechtung im bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen<br />
„Grand-Coalition-State“ (Schmidt 1996) aber erschwert, da die Oppositionspartei SPD<br />
aufgrund ihrer mitgestalten<strong>de</strong>n Position im Bun<strong>de</strong>srat an einer grundlegen<strong>de</strong><br />
Neupositionierung gehin<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Die Übernahme <strong>de</strong>s Parteivorsitzes durch Lafontaine<br />
im Jahre 1995 been<strong>de</strong>te zwar die öffentliche Zerstrittenheit und Orientierungslosigkeit<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Partei, 11 eine Klärung <strong>de</strong>r grundsätzlichen inhaltlichen Ausrichtung und die<br />
damit verbun<strong>de</strong>ne Lösung <strong>de</strong>r Kanzlerkandidatenfrage für 1998 unterblieb jedoch.<br />
7 Das Problem <strong>de</strong>r SPD <strong>de</strong>r 90er Jahre war nicht, dass sie zuwenig politische Führungstalente hatte, son<strong>de</strong>rn<br />
dass es in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn zu viele ambitionierte SPD-Ministerpräsi<strong>de</strong>nten gab (so Walter 2002: 215ff).<br />
8 Die Petersberger Beschlüsse waren das Ergebnis einer Klausurtagung <strong>de</strong>r Parteiführung, die dann nach<br />
innerparteilicher Kritik in das SPD-Sofortprogramm, beschlossen auf <strong>de</strong>m außeror<strong>de</strong>ntlichen Parteitag 1992,<br />
einflossen (SPD 1992).<br />
9 Bei bei<strong>de</strong>n Positionen han<strong>de</strong>lte es sich um Kernelemente sozial<strong>de</strong>mokratischer Basisi<strong>de</strong>ntität, was sich zum<br />
Beispiel in <strong>de</strong>r Vielzahl von Nein-Stimmen von SPD-Abgeordneten zum Asylkompromiss zeigte. Sie waren<br />
aber einem signifikanten Teil <strong>de</strong>r traditionellen Wählerschaft nicht zu vermitteln.<br />
10 Sowohl das SPD-Sofortprogramm als auch die Re<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>n Engholm (SPD 1992) und<br />
Scharping (SPD 1993a, 1993b) enthalten vorsichtige Überlegungen hinsichtlich <strong>de</strong>r Priorität <strong>de</strong>r<br />
Haushaltssanierung als auch <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierung (inklusive Kürzungen) <strong>de</strong>s Wohlfahrtsstaates.<br />
11 Dieses wur<strong>de</strong> medial geför<strong>de</strong>rt durch <strong>de</strong>n Führungsstreit zwischen Scharping und Schrö<strong>de</strong>r, bei <strong>de</strong>m<br />
Scharping äußerst unglücklich agierte und so für diesen Streit verantwortlich gemacht wur<strong>de</strong> (Walter 2002:<br />
237).<br />
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