gletscherderschweiz_west
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Heute haben die Gletscher eine grosse wirtschaftliche Bedeutung für die Elektrizitätswirtschaft und den Tourismus.
Das kostbare Gletscherschmelzwasser wird oft zur Stromgewinnung und Energiespeicherung in Stauseen
gespeichert, vielfach sind dafür attraktive und ökologisch wertvolle alpine Landschaften stark beeinträchtigt
oder Gletschervorfelder gar zerstört worden.
Die Gletscher ziehen im Sommer viele Besucherinnen und Besucher an und Tourismusregionen mit erschlossenen
Gletschergebieten profitieren von einem früheren Saisonstart im Winter (Schneesicherheit) oder gar vom Angebot
des Sommerskifahrens (z. B. Zermatt, Saas Fee).
Die Gletscher dienen auch zu Forschungszwecken, u. a. für den Nachweis von Klimaveränderungen: Im Gletschereis
sind Informationen über Hunderttausende von Jahren eingeschlossen (z. B. in den Eisbohrkernen von Grönland
und der Antarktis). Analysen erlauben es, Aussagen über die einstige Luftzusammensetzung (z. B. Kohlendioxid-
und Methan-Gehalt) und damit über frühere Klimazustände zu machen. Zudem liefern sie wichtige
Grundlagen zum Verständnis künftiger Klimaentwicklungen. Durch die über 150-jährige Tradition der Gletscherforschung
in der Schweiz besteht heute ein grosses Wissen über diverse Gletscherprozesse.
Schmelzwasserwanne und sichtbare Firnschichtung auf dem Gornergletscher (links), herbstlicher Aletschwald
vor dem Grossen Aletschgletscher mit den beiden charakteristischen Mittelmoränen (rechts)
Was wären die Alpen ohne ihre Wahrzeichen Gletscher? Diese Frage erscheint nicht unbegründet, haben doch
die Gletscher der Schweiz in den letzten 160 Jahren über 40% ihrer Fläche und etwa 50% ihres Volumens verloren
und die Entwicklung hält an. Zwar bieten viele Gletscher noch immer einen imposanten Anblick, andere
hingegen sind stark mit Schutt bedeckt oder fristen nur noch ein kümmerliches Dasein. Viele kleinere Eisflächen
dürften in den nächsten Jahrzehnten ganz verschwinden.
Aus Schnee wird Eis – Gletscherentstehung
Damit sich überhaupt ein Gletscher bilden kann, muss in einer dafür geeigneten Muldenlage im Hochgebirge
über Jahre/Jahrzehnte hinweg mehr Schnee fallen als wegschmilzt.
Aus dem Neuschnee entsteht infolge tageszeitlicher Temperatur- und Feuchtigkeitswechsel (Schmelzvorgänge)
und durch die Last überlagernder Schichten zuerst Firn (wenn der Schnee mind. ein Jahr überdauert) und mit der
Zeit Gletschereis. Dabei nimmt das Porenvolumen (die Lufteinschlüsse) ständig ab, die Dichte hingegen gleichzeitig
zu: Während Neuschnee noch Dichten von 50 bis 100 kg/m 3 aufweist, sind es bei Gletschereis rund 900 kg/m 3
(Wasser: 1000 kg/m 3 ). Diese Umwandlung dauert bei Alpengletschern einige Jahre bis wenige Jahrzehnte.
Gletschereis findet man heute in den Schweizer Alpen in einem Höhenintervall zwischen 1220 m ü. M. (Unterer
Grindelwaldgletscher) und dem höchsten Gipfel, der Dufourspitze (4634 m ü. M.). Meist reichen die Zungen von
Gletschern mit grossen, hochgelegenen Einzugsgebieten auch am tiefsten hinunter. In schützender Schattenlage
und oftmals nur durch Lawinen genährt, existieren aber auch kleine Firnflecken bereits in einer Höhenlage
von knapp unter 2000 m ü. M.
16 Faszination Gletscher