2021/03 |Unternehmen #76 | Ausgabe März 2021 | NIE LÖSCHEN! Verknüpft mit Archiv
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unternehmen [!] RESSORT 1<br />
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten <strong>Ausgabe</strong> 76 | <strong>März</strong> <strong>2021</strong> | 3,00 €<br />
+ 11 SEITEN<br />
STAUFERPARK<br />
+ 16 SEITEN<br />
ARCHITEKTUR<br />
Wo geht es hin <strong>mit</strong> der<br />
Ulmer Uni-Medizin?<br />
Krisenmanager und Stratege: Klinik-Chef Prof. Udo Kaisers erklärt,<br />
wie Patienten von der Bündelung der Angebote und KI profitieren werden.<br />
INSOLVENZEN<br />
Was sich für Gläubiger von<br />
angeschlagenen Firmen seit<br />
Jahresbeginn geändert hat.<br />
Seite 6<br />
KLIMASCHUTZ<br />
Warum sich Unternehmen auf<br />
Contracting-Modelle einlassen<br />
sollten.<br />
Seite 24<br />
UMFRAGE<br />
Sechs Führungskräfte erklären,<br />
was sie vorhaben und warum<br />
<strong>2021</strong> ein gutes Jahr wird.<br />
Seite 55
2<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
Deutschland zählt<br />
auf den Mittelstand.<br />
Der Mittelstand<br />
kann auf uns<br />
zählen.<br />
Denn die Sparkasse und Ihre Verbundpartner<br />
bieten Ihnen das gesamte<br />
Spektrum an Finanzdienstleistungen<br />
und maßgeschneiderten Lösungen.<br />
spkulm.de<br />
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unternehmen [!] EDITORIAL 3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
unter Unsicherheit, in einer sich ständig verändernden<br />
Lage, Entscheidungen zu treffen, ist wohl<br />
eine der schwierigst möglichen Aufgaben für<br />
Menschen, die Verantwortung tragen. Das sollten<br />
all jene bedenken, die derzeit die Bundesregierung<br />
und insbesondere Bundeswirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier zum Buhmann erklären.<br />
Letzterer muss sich freilich ankreiden lassen, dass<br />
er seine vollmundigen Versprechen aus dem Jahr<br />
2020 nicht gehalten hat. Die Hilfen für Unternehmen<br />
und Selbstständige kommen spät oder gar<br />
nicht an. Was die Betriebe fast noch mehr benötigen,<br />
sind Planbarkeit und eine klare Perspektive,<br />
wie und wann der Lockdown überwunden<br />
werden kann. Doch auch da herrscht Fehlanzeige.<br />
Kein Wunder, dass die Stimmung in großen<br />
Teilen der Wirtschaft düster ist. Freuen können<br />
sich hingegen Insolvenzverwalter, wie unser Artikel<br />
über das geänderte Insolvenzrecht zeigt (Seite<br />
6). Doch stecken in dieser <strong>Ausgabe</strong> auch Geschichten,<br />
die Mut machen: vom Titelinterview<br />
<strong>mit</strong> dem Ulmer Uniklinikchef Udo Kaisers (Seite<br />
12) bis hin zu unserer Umfrage (Seite 55). Ich<br />
wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter unternehmen [!]<br />
FINANZIEREN<br />
6 Gegen die Pleite<br />
Ein neues Gesetz soll Firmen vor der<br />
Insolvenz bewahren<br />
MACHEN<br />
10 In einer neuen Spur<br />
Die Bus- und Lkw-Sparte von Daimler<br />
muss künftig an der Börse bestehen<br />
22 Digitale Festung <strong>mit</strong> regionalem<br />
Anschluss High-Tech-Rechenzentrum<br />
als neues Geschäftsfeld<br />
30 Ein Quantum Präzision<br />
Warum auch Ulm vom Zukunftscluster<br />
Sensorik profitieren wird<br />
36 Auf der Suche nach Leichtigkeit<br />
Vitaform: Schuhe von der Alb<br />
TITELTHEMA<br />
12 Corona-Krise, Klinik und KI<br />
Uniklinik-Chef Udo Kaisers im<br />
Gespräch<br />
VERANTWORTEN<br />
24 Energie auf Raten<br />
Mit Contracting Energie sparen und<br />
die Umwelt schonen<br />
LEBEN<br />
32 Seiner Zeit voraus<br />
Zeitgenössische Kunst in der<br />
Sammelung FER<br />
55 Auf geht’s<br />
Umfrage: Warum <strong>2021</strong> ein gutes Jahr wird<br />
SPEZIAL<br />
42 Homebase für die regionale<br />
Wirtschaft Der Stauferpark hat eine<br />
bewegte Geschichte<br />
48 Park <strong>mit</strong> Modellcharakter<br />
IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart<br />
im Gespräch<br />
52 Nur gucken, nicht kaufen<br />
Autohandel: Noch funktionieren rein digitale<br />
Käufe nur bedingt.<br />
59 Für die Zukunft gebaut<br />
Auf was es beim Bau eines neuen<br />
Firmendomizils ankommt.<br />
Unternehmer Steffen Maurer zieht Bilanz.<br />
74 Impressum<br />
22<br />
30<br />
10 36<br />
06
4<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Ulms neues Großprojekt<br />
Innenstadt Nach den Sedelhöfen plant die Stadt bereits die nächste Baustelle. Die<br />
Fußgängerzone wird saniert. Auf schnelle Lösungen dürfen Händler aber nicht hoffen.<br />
Fußgängerzone In Ulm geht es<br />
voran <strong>mit</strong> der von Innenstadthändlern<br />
und IHK dringend gewünschten<br />
Sanierung der zentralen<br />
Fußgängerzone. Ein Wettbewerb<br />
soll ein neues Konzept<br />
nicht nur für den Bereich Bahnhofstraße/Hirschstraße,<br />
sondern<br />
darüber hinaus auch für<br />
die Deutschhausgasse von der<br />
Galeria Kaufhof bis zum Parkhaus<br />
sowie die Glöcklerstraße<br />
bis zur Neuen Straße hervorbringen.<br />
Schnell rücken die Bautrupps<br />
allerdings nicht an. Nach<br />
Abschluss einer Bürgerbeteiligung<br />
und des Wettbewerbs soll<br />
die Planung im ersten Halbjahr<br />
2023 beginnen. Die Vergabe ist<br />
für Mitte 2024 vorgesehen, gebaut<br />
wird abschnittsweise, Ende<br />
2026 soll alles fertig sein.<br />
An einer so wichtigen Stelle<br />
reiche Kosmetik nicht aus, ist<br />
Chef-Stadtplanerin Carola<br />
Christ überzeugt. Daher soll das<br />
gesamte Viertel von der<br />
Friedrich- Ebert-Straße über die<br />
Neue Straße bis zum Münsterplatz<br />
soll Sanierungsgebiet werden.<br />
Die Anforderungen an das<br />
Gebiet sind vielfältig. Neben<br />
den Interessen von Händlern<br />
gelte es auch die von Bewohnern,<br />
Beschäftigten, Gebäudeeigentümern,<br />
Kunden und Flaneuren<br />
zu berücksichtigen.<br />
Die Stadt hat daher vier Ziele<br />
formuliert, die <strong>mit</strong> der Neugestaltung<br />
der Fußgängerzone<br />
und der angrenzenden Bereiche<br />
verwirklicht werden sollen: Der<br />
öffentliche Raum soll nicht nur<br />
schöner und moderner werden,<br />
sondern auch „Identität stiften“<br />
und eine angenehme Atmosphäre<br />
schaffen. Zudem ist eine hohe<br />
Aufenthaltsqualität und multifunktionale<br />
Nutzbarkeit angestrebt.<br />
Gewünscht sind auch mehr<br />
Abstellmöglichkeiten für Fahrräder,<br />
Flächen für so genannte<br />
Logistik-Hubs für Paketdienste<br />
oder Anlieferung sowie Barrierefreiheit<br />
für Fußgänger. Um<br />
dem Klimawandel entgegenzuwirken<br />
sollen Bäume erhalten<br />
und neue gepflanzt sowie Flächen<br />
entsiegelt werden. [!]cik<br />
Trostloser Anblick: Bis Ende 2026 soll auch die Bahnhofstraße neu<br />
gestaltet werden. <br />
Foto: Volkmar Könneke<br />
Jeden Monat Kredite über mehr als eine Million<br />
Gastronomie Die Neu-Ulmer<br />
Barfüßer Gastronomie-Betriebs<br />
GmbH hat erhebliche Einbußen<br />
seit Beginn der Pandemie zu<br />
verzeichnen. Eberhard Riedmüller<br />
und seine beiden Neffen<br />
Marcus und Dominik Krüger,<br />
die gemeinsam das Unternehmen<br />
<strong>mit</strong> neun Wirtshäusern,<br />
zwei Event-Locations und vier<br />
Riku-Hotels leiten, sind derzeit<br />
frustriert und haben Angst um<br />
eine ganze Branche. Ihr Unternehmen,<br />
das 2019 noch einen<br />
Jahresumsatz von 36 Millionen<br />
Euro auswies, hat im vergangenen<br />
Jahr gut 17 Millionen Euro<br />
weniger umgesetzt. Bei laufenden<br />
Kosten. Hinzu kommen<br />
Der Ulmer Gastronom<br />
Eberhard Riedmüller.<br />
FOTO: MATTHIAS KESSLER<br />
weitere Verpflichtungen, da die<br />
Firma derzeit fünf Investitionsprojekte<br />
laufen hat, an die sie<br />
sich vor der Pandemie vertraglich<br />
gebunden hatte. In Aalen,<br />
Göppingen, Reutlingen und Isny<br />
entstehen insgesamt drei neue<br />
Gastrobetriebe und zwei Hotels<br />
Doch es geht es nicht nur um<br />
ausbleibende Einnahmen. Um<br />
die Fixkosten begleichen zu<br />
können, nehmen die Inhaber immer<br />
neue Schulden auf. „Wir<br />
brauchen jeden Monat Kredite<br />
in Höhe von über einer Million<br />
Euro“, sagt Riedmüller. Seit dem<br />
zweiten Lockdown über drei<br />
Millionen Euro, für die die Unternehmer<br />
persönlich bürgen.<br />
Zornig ist er über die unzureichende<br />
Unterstützung von<br />
Seiten des Staates. „Die können<br />
sich das Ausmaß der Probleme<br />
unserer Branche offenbar nicht<br />
mal vorstellen.“ Barfüßer habe<br />
für die Zeit seit November bislang<br />
eine Abschlagszahlung von<br />
50 000 Euro bekommen. „Das<br />
reicht bei uns für zwei Tage.“<br />
Aus bürokratischen Gründen<br />
wie verspäteten Auszahlungen<br />
befürchtet Riedmüller unnötige<br />
Pleiten. Er und seine Neffen<br />
könnten sich das inzwischen gerade<br />
noch noch leisten. „Hätte<br />
uns das vor zehn Jahren erwischt,<br />
wäre jetzt alles vorbei.“<br />
[!]<br />
mat
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />
Aufatmen bei Allgaier<br />
Zulieferer Bei Allgaier ist die Finanzierung<br />
bis zum Jahr 2023<br />
gesichert. Der Uhinger Automobilzuliefer<br />
hat zuletzt die Zusagen<br />
aller beteiligten Banken für<br />
einen erweiterten Konsortialkreditvertrag,<br />
an dem zuvor anderthalb<br />
Jahre gearbeitet worden<br />
war, erhalten. Ein erster geplanter<br />
Abschluss war im vergangenen<br />
<strong>März</strong> infolge des<br />
Pandemieeinbruchs zunächst<br />
gescheitert. Mit Kurzarbeit sowie<br />
Zwischenfinanzierungen<br />
hatte das Unternehmen den Corona-bedingten<br />
Stillstand <strong>mit</strong><br />
seinen 1075 Beschäftigten durchgestanden.<br />
„Wir haben jetzt alles<br />
durchfinanziert“, sagt Geschäftsführer<br />
Helmar Aßfalg.<br />
Um das seit 2019 geschrumpfte<br />
Eigenkapital wieder zu erhöhen,<br />
hat Allgaier eine Investorensuche<br />
gestartet und auch<br />
eine Landesbürgschaft erhalten.<br />
Da<strong>mit</strong> soll weiteres Wachstum<br />
ermöglicht werden. Der nun gesuchte<br />
Investor soll nun dem<br />
Automobilzulieferer unter die<br />
Arme greifen, da<strong>mit</strong> dieser die<br />
marktüblichen Kennzahlen bei<br />
Verschuldungsgrad und Eigenkapital<br />
wieder erreichen kann.<br />
Der Restrukturierungsprozess<br />
soll bis 2023 fortgesetzt<br />
werden. Die Mitarbeiter, die zuletzt<br />
ihren Verzicht auf Urlaubsund<br />
Weihnachtsgeld erklärt hatten,<br />
haben bis Ende 2022 eine<br />
Jobgarantie. Derweil lief die<br />
zweite Jahreshälfte 2020 bereits<br />
besser als noch zu Pandemiebeginn<br />
erwartet. Damals rechnete<br />
das Unternehmen <strong>mit</strong> einem<br />
Umsatzeinbruch von bis zu<br />
30 Prozent. 2018 vermeldete Allgaier<br />
noch einen Rekordumsatz<br />
von 478 Millionen Euro.[!] jkl<br />
Zumindest bis Ende 2022 sind die Jobs der 1075 Allgaier-Beschäftigten<br />
sicher. <br />
Foto: Giacinto Carlucci<br />
FOTO: GIACINTO CARLUCCI<br />
Wachstum fest<br />
eingeplant<br />
Teamviewer Das erste Jahr an<br />
der Börse sei ein aufregendes,<br />
<strong>mit</strong> vielen Höhen und Tiefen gewesen,<br />
aber „letztlich sehr erfolgreich“,<br />
sagt Oliver Steil, Vorstandsvorsitzender<br />
des Software-Anbieters<br />
Teamviewer.<br />
Das Göppinger Unternehmen<br />
rechnet weiter <strong>mit</strong> einer hohen<br />
Nachfrage und will den Umsatz<br />
<strong>2021</strong> auf 540 Millionen Euro steigern.<br />
Im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr<br />
2020<br />
legte der Umsatz<br />
auch aufgrund<br />
der gestiegenen<br />
Nach-<br />
Oliver Steil frage nach<br />
rechnet <strong>mit</strong> Homeoffice-Lösungen<br />
um<br />
weiterem<br />
Wachstum. 17 Prozent auf<br />
456 Millionen<br />
Euro zu. Das ist<br />
einer DFGE-Studie zufolge auch<br />
gut für die Umwelt. Die Softwarelösungen<br />
tragen demzufolge<br />
zur Vermeidung von etwa<br />
37 Megatonnen CO 2-<br />
Äquivalenten<br />
pro Jahr bei. [!] jkl<br />
Doppelt so<br />
hohe Preise<br />
Immobilien Bricht die Corona-Krise<br />
womöglich den Boom<br />
auf dem Immobilienmarkt? Das<br />
ist aus Sicht von lokalen Experten<br />
nicht erkennbar. Einer Umfrage<br />
der Commerzbank zufolge<br />
will etwa ein Viertel der Befragten<br />
eine größere Wohnung<br />
<strong>mit</strong> Balkon oder Garten. Immerhin<br />
ein Drittel will kaufen. In<br />
Ulm haben sich laut des Kreditinstituts<br />
in den letzten zehn Jahren<br />
die Quadratmeterpreise jedoch<br />
praktisch verdoppelt.<br />
Während 2011 noch 1900 Euro<br />
pro m 2 für eine durchschnittliche<br />
Eigentumswohnung anfielen,<br />
seien es nun 3700 bis 5000<br />
Euro. Niederlassungsleiterin<br />
Tanja Sienitzki führt die Entwicklung<br />
auch auf S 21 und die<br />
gute Lage Ulms zurück.<br />
Diese Erkenntnisse decken<br />
sich <strong>mit</strong> den Daten des städtischen<br />
Immobilienmarktberichts<br />
2020. Ein freistehendes Einfamilienhaus<br />
kostet in Ulm demnach<br />
im Durchschnitt 748 000 Euro:<br />
über 90 Prozent mehr als vor einem<br />
Jahrzehnt. [!]<br />
kö<br />
TK Maxx zieht ein<br />
Sedelhöfe Ulms neue schöne<br />
Einkaufswelt füllt sich langsam.<br />
In die Sedelhöfe zieht nun auch<br />
die US-Textilkette TK Maxx ein,<br />
wird 1900 Quadratmeter belegen<br />
und künftig 45 Mitarbeiter<br />
beschäftigen. Die Kette ist bisher<br />
in Deutschland an 1555<br />
Standorten vertreten. Da<strong>mit</strong><br />
sind rund 80 Prozent der Einzelhandelsfläche<br />
belegt. Nach früheren<br />
Angaben von Lothar<br />
Autoverkauf Der US-Elektrobauer<br />
Tesla will seine Präsenz<br />
im Südwesten ausbauen. Nach<br />
Informationen der Südwest<br />
Presse hat Tesla in Neu-Ulm ein<br />
Grundstück für ein Autohaus in<br />
Neu-Ulm an der Europastraße<br />
erworben – in un<strong>mit</strong>telbarer<br />
Nachbarschaft zur dortigen<br />
Mercedes-Benz-Niederlassung.<br />
Tesla gab dazu bisher keine<br />
Auskunft. Bislang müssen Tesla-Kunden<br />
aus der Region bis<br />
Schubert, Geschäftsführer des<br />
Investors DC Developments,<br />
sollen im <strong>März</strong> 75 Prozent der<br />
insgesamt 8000 Quadratmeter<br />
Büro- und Praxisflächen vermietet<br />
sein. Mit dem Einzug in die<br />
insgesamt 112 Ein- bis Drei-Zimmer-<br />
Wohnungen der Sedelhöfe<br />
können die ersten Mieter im<br />
Frühjahr beginnen. Vermietet<br />
sind derzeit rund 60 Prozent der<br />
Wohnungen. [!] swp<br />
Tesla kauft in Neu-Ulm<br />
nach Stuttgart und München<br />
fahren. Teilweise fahren die Besitzer<br />
auch nach Bregenz oder<br />
nach St. Gallen. Für Ulm ist auf<br />
der Tesla-Webseite zudem die<br />
Eröffnung eines Service-Centers<br />
vorgesehen– an der der Ecke Olgastraße/Neutorstraße.<br />
Details<br />
gibt es nicht. Die Tesla-Community<br />
im Internet vermutet, dass<br />
der US-Autohersteller intern<br />
beschlossen hat, in Neu-Ulm<br />
statt in Ulm zu eröffnen.[!]nid
6<br />
FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
Die Folgen der Corona-Pandemie<br />
bekommen inzwischen viele<br />
Unternehmen zu spüren.<br />
ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI<br />
Gegen die Pleite<br />
Zahlungsunfähigkeit Seit Jahresbeginn soll ein Gesetz angeschlagenen Firmen helfen,<br />
ohne Insolvenz durch die Krise zu kommen. Auch für Gläubiger hat das Konsequenzen.<br />
Viele Unternehmen in<br />
der Region ächzen unter<br />
der Last der Corona-Pandemie.<br />
Ihnen<br />
brechen durch den Lockdown<br />
dauerhaft Umsätze und Erträge<br />
weg. Viele Kosten laufen jedoch<br />
weiter: Mieten, Gehälter für betriebsrelevante<br />
Mitarbeiter, die<br />
nicht in Kurzarbeit geschickt<br />
werden können, und fällige Lieferanten-Rechnungen.<br />
Manchem<br />
Betrieb droht das Geld<br />
auszugehen. Wer vor der Zahlungsunfähigkeit<br />
steht, ist ein<br />
Kandidat für eine Übernahme,<br />
schlimmstenfalls droht die<br />
Schließung des gesamten Betriebs.<br />
Umso wichtiger ist es,<br />
dass bereits in Schieflage geratene<br />
Unternehmen eine Möglichkeit<br />
bekommen, ihre wirtschaftliche<br />
Situation zu stabilisieren.<br />
Das zu Beginn des Jahres<br />
in Kraft getretene<br />
Unternehmensstabilisierungs-<br />
und Restrukturierungsgesetz<br />
(StaRUG) soll<br />
das erleichtern.<br />
Auf den ersten Blick<br />
sieht das im Dezember verabschiedete<br />
Gesetz aus wie<br />
ein neues, gutes Instrument<br />
für Unternehmensverantwortliche:<br />
Das StaRUG ermöglicht<br />
finanziell angeschlagen Betrieben<br />
eine Sanierung auch ohne<br />
Insolvenzverfahren. Beim genaueren<br />
Hinschauen entpuppt<br />
sich das neue Regelwerk allerdings<br />
vor allem als Hilfe für<br />
Großunternehmen.<br />
Bei früheren Reformen des<br />
Insolvenzrechts rüttelte der<br />
Gesetzgeber bislang nie daran,<br />
dass sich alle Gläubiger<br />
auf ein Sanierungskonzept<br />
verständigen mussten, sollte<br />
eine Pleite des Unternehmens<br />
verhindert werden.<br />
Spielte nur ein Kreditor nicht<br />
<strong>mit</strong>, blieb als Ausweg allein ein<br />
Insolvenzverfahren und da<strong>mit</strong><br />
oft die Liquidation. Das ist jetzt<br />
anders: Nach dem neuen Gesetz<br />
kann eine Gläubigermehrheit<br />
die Minderheit überstimmen
unternehmen [!]<br />
FINANZIEREN 7<br />
und eine Sanierung anstelle einer<br />
Schließung durchsetzen.<br />
Peer-Robin Paulus, Geschäftsleitungs<strong>mit</strong>glied<br />
des Verbandes Die Familienunternehmer,<br />
begrüßt, dass<br />
eine Blockade durch „einzelne Akkordstörer“<br />
nun nicht mehr möglich<br />
ist. „Im Ergebnis bedeutet dies auch,<br />
dass ein Schuldner-Unternehmen<br />
auf seine Gläubiger erheblichen<br />
Druck ausüben kann, einer außergerichtlichen<br />
und frühzeitigen<br />
Schuldenreduzierung zuzustimmen“,<br />
ist Paulus überzeugt.<br />
Das neue Gesetz hilft Experten zufolge hauptsächlich großen Firmen aus der Misere.<br />
Lücke geschlossen<br />
Das StaRUG schließt die Lücke zwischen<br />
einem Insolvenzverfahren<br />
und einer außergerichtlichen Sanierung.<br />
Der Werkzeugkasten, den das<br />
Gesetz nun zur Verfügung stellt, da<strong>mit</strong><br />
ein Insolvenzverfahren abgewendet<br />
werden kann, ist aber nicht<br />
für jeden Betrieb geeignet. Das beklagt<br />
beispielsweise Klaus-Heiner<br />
Röhl, Senior Economist beim Institut<br />
der deutschen Wirtschaft (IW)<br />
in Köln: „Das relativ komplexe Gesetz<br />
eignet sich für größere Unternehmen<br />
<strong>mit</strong> höheren Schulden bei<br />
mehreren Gläubigern“. Für für den<br />
überschuldeten kleinen Laden um<br />
die Ecke, der wegen des Lockdowns<br />
keine Einnahmen mehr hat und existenziell<br />
bedroht ist, ist es Röhl zufolge<br />
aber nicht geeignet.<br />
Diese Einschätzung teilen auch<br />
andere Experten wie etwa Peter<br />
Kranzusch, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Institut für Mittelstandsforschung<br />
(IfM) in Bonn. Ihm zufolge<br />
sei das StaRUG zwar geeignet für<br />
finanzielle Krisenfälle <strong>mit</strong> hoher<br />
Fremdkapitalbelastung, „aber sind<br />
die Krisenursachen eher durch den<br />
Sind die Ursachen<br />
eher durch eine<br />
Pandemie verursacht,<br />
passt das<br />
Instrument weniger.<br />
Peter Kranzusch<br />
Institut für Mittelstandsforschung<br />
Markt oder wie aktuell durch eine<br />
Pandemie verursacht, passt das Instrument<br />
weniger“, sagt Kranzusch.<br />
Auch er sieht das Verfahren eher<br />
auf Großbetriebe zugeschnitten als<br />
für kleinere Firmen geeignet. Der<br />
Grund: Das Verfahren ist relativ teuer.<br />
„Bis September 2020 wurde die<br />
Eigenverwaltung 286 mal von Insolvenzgerichten<br />
angeordnet, meisten<br />
bei großen Unternehmen“, berichtet<br />
der IfM-Experte. „Das ist häufiger<br />
als in den Vorjahren, entspricht<br />
aber nur einem Anteil von drei Prozent<br />
aller Insolvenzverfahren.“<br />
Trotz zahlreicher Kritik an Details<br />
wird das neue Gesetz von den<br />
meisten Verbänden und Organisationen<br />
begrüßt. Gelobt wird grundsätzlich<br />
die Einführung der weiteren<br />
außergerichtlichen Sanierungsmöglichkeit<br />
für Unternehmen. Allerdings<br />
wird es voraussichtlich<br />
noch einige Monate dauern, bis das<br />
StaRUG seine Wirkung entfaltet.<br />
Auch deswegen hat der Gesetzgeber<br />
die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht<br />
für den Tatbestand der<br />
Überschuldung für Betriebe, die<br />
eine staatliche Hilfe beantragt haben,<br />
noch einmal bis Ende April verlängert.<br />
Voraussetzung: Die Aussetzung<br />
ist geeignet, den Insolvenzgrund zu<br />
beseitigen. „Unternehmen sollen<br />
Zeit gewinnen, bis das neue Gesetz<br />
greifen kann“, so IW-Experte Röhl.<br />
Schließlich müssten sich die Gläubiger<br />
abstimmen und gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> dem Betrieb müsse dann ein Sanierer<br />
gefunden oder ein Plan für<br />
eine interne Sanierung erarbeitet<br />
werden.<br />
Vorgesehen ist im StaRUG, dass<br />
die Geschäftsleitung die Restrukturierung<br />
des Betriebes in Eigenregie
8<br />
FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
Das sollten Firmenchefs wissen<br />
konzept aufgestellt und diskutiert<br />
werden.“ Wichtig sei es, die Ursachen<br />
der Krise zu analysieren und<br />
mögliche Maßnahmen zu erörtern.<br />
„Gegebenenfalls sind auch Sanierungsalternativen<br />
zu besprechen“,<br />
gibt Rendels zu bedenken.<br />
Rendels unterstreicht, dass der<br />
Rettungsplan im präventiven Restrukturierungsrahmen<br />
ein kompliziertes<br />
Gebilde ist: „Das Verfahren<br />
ist in betriebswirtschaftlicher und<br />
juristischer Hinsicht extrem anspruchsvoll.<br />
Ohne sanierungs- und<br />
insolvenzerfahrene Berater sind weder<br />
die präventive Restrukturierung<br />
noch eine Insolvenz in Eigenverwaltung<br />
denkbar.“ Ins gleiche Horn<br />
stößt auch Kranzusch: „Gerade kleinere<br />
Betriebe verfügen nur selten intern<br />
über ausreichende Rechtskenntnisse<br />
für das komplexe Verfahren.“<br />
Sich dieses Know-how von<br />
kompetenten Beratern zu holen, ist<br />
jedoch nicht ganz billig.<br />
Die Alternative ist dann eben<br />
doch die Insolvenz. Erst jüngst wurde<br />
die Phase der Restschuldbefreiung<br />
für Selbstständige auf drei Jahre<br />
verkürzt. Doch das reicht nach<br />
Ansicht von Kranzusch nicht: „Für<br />
Selbstständige, die durch die pandemiebedingten<br />
Berufsausübungsverbote<br />
zahlungsunfähig sind und keine<br />
Fördermaßnahmen erhalten,<br />
könnte eine noch schnellere Restschuldenlösung<br />
sinnvoll sein.“ Das<br />
ließe sich beispielsweise in einem<br />
Insolvenzplan festlegen.<br />
Wenn die Betriebe<br />
nicht zügig die<br />
zugesagten Hilfen<br />
erhalten, droht ein<br />
Massensterben.<br />
Wenn die Zahlungsunfähigkeit droht, gilt es sich schnell von Experten beraten zu lassen.<br />
Was ist zu tun, wenn trotz aller<br />
Hilfen einem Unternehmen<br />
die Zahlungsunfähigkeit droht?<br />
Das IfM Bonn empfiehlt, sich zunächst<br />
über die Sanierungslösungen<br />
bei einem Restrukturierungsverfahren<br />
und bei einem<br />
Insolvenzplanverfahren zu informieren.<br />
Sanierungsexperten und<br />
betreibt. Allerdings steht diese Möglichkeit<br />
im StaRUG-Verfahren ausschließlich<br />
Unternehmen zur Verfügung,<br />
die „drohend zahlungsunfähig“<br />
sind. Ist das Unternehmen<br />
schon illiquide muss wie bisher ein<br />
Insolvenzantrag gestellt werden. Für<br />
Zahlungsunfähigkeit war die Insolvenzantragspflicht<br />
in der Pandemie<br />
nur bis Ende September 2020 ausgesetzt.<br />
Dietmar Rendels, der als geschäftsführender<br />
Gesellschafter der<br />
RST Beratung in Köln tätig und Mitglied<br />
im Verband Die Familienunternehmer<br />
ist, rät finanziell trudelnden<br />
Betrieben, zunächst ihre Finanzbuchhaltung<br />
zu aktualisieren und<br />
eine fundierte Unternehmensplanung<br />
aufzusetzen: „Zudem sollte<br />
sehr frühzeitig ein Sanierungsgrob-<br />
auf Insolvenzrecht spezialisierte<br />
Rechtsanwälte sind erste Adressen<br />
dafür. Für kleinere Betriebe<br />
ist das unerprobte Restrukturierungsverfahren<br />
nicht ohne Risiko.<br />
Kostenlose Informationen<br />
bekommen Selbstständige, die<br />
privat haften, bei den Schuldnerberatungen.<br />
Hilfreich kann<br />
Zur Person<br />
Dr. Klaus-Heiner<br />
Röhl studierte Volkswirtschaft.<br />
Am Institut<br />
der deutschen<br />
Wirtschaft beschäftigt<br />
er sich schwerpunktmäßig<br />
unter anderem<br />
<strong>mit</strong> Gründungen<br />
und Schließungen<br />
von Unternehmen.<br />
auch das Angebot der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Schuldnerberatung<br />
sein. Informationen<br />
geben auch Selbsthilfegruppen<br />
und regionale Modellprojekte,<br />
wie beispielsweise am Steinbeis-Europa-Zentrum<br />
in Baden-<br />
Württemberg und die Fachberater<br />
der regionalen IHKs.<br />
Klaus-Heiner Röhl<br />
Institut der deutschen Wirtschaft<br />
Der Verband Die Familienunternehmer<br />
fordert, das Steuerrecht an<br />
vielen Stellen besser <strong>mit</strong> dem Sanierungs-<br />
und Insolvenzrecht zu synchronisieren.<br />
„Da gibt es viel Potential“,<br />
ist Verbandsgeschäftsführer<br />
Paulus überzeugt. Als Stichworte<br />
nennt er die Nichtbesteuerung des<br />
Sanierungsgewinns und schnellere<br />
verbindliche Auskünfte. Experte<br />
Röhl hofft hingegen, dass die Politik<br />
zur Kenntnis nimmt, dass die neue<br />
Regeln kleineren Firmen, die aufgrund<br />
der Krise in Schwierigkeiten<br />
sind, wenig bringen. „Wenn diese<br />
Betriebe nicht zügig die zugesagten<br />
Hilfszahlungen erhalten, droht ein<br />
Firmen-Massensterben“, ist Röhl<br />
überzeugt.<br />
Der IW-Volkswirt bringt zudem<br />
die Frage des Unternehmereinkommens<br />
auf die Agenda: „Derzeit sind<br />
Einzelunternehmer und Selbstständige<br />
gegenüber GmbHs massiv benachteiligt,<br />
weil ihr Lebensunterhalt,<br />
anders als das GmbH-Geschäftsführergehalt,<br />
nicht zu den<br />
Kosten zählt, für die Hilfe ausgezahlt<br />
wird.“ Zwar würden Kosten für das<br />
Unternehmereinkommen bis zum<br />
nicht pfändbaren Lebensunterhalt<br />
anerkannt, „das ist jedoch nur ein<br />
sehr niedriger Betrag: 1179 Euro pro<br />
Monat.“ [!] Jürgen Hoffmann
unternehmen [!] RESSORT 9 Anzeige<br />
Distressed M&A – Unternehmens käufe<br />
und -verkäufe als Chance in der Krise<br />
Die Übernahme eines Unternehmens in der<br />
Krise eröffnet große Chancen für Wettbewerber<br />
und Investoren. Der Verkauf eines<br />
Unternehmens (oder -bereiches) ermöglicht<br />
eine Neuausrichtung <strong>mit</strong> bereinigtem<br />
Portfolio.<br />
Allerdings birgt eine „Distressed“ M&A-Transaktion<br />
auch Risiken: Die Finanzierung und<br />
die rechtliche Gestaltung sind komplex.<br />
Die aktuelle Situation zwingt viele Unternehmen<br />
ihre Strategie und ihre Positionierung<br />
am Markt zu überdenken. Dieser Umstand<br />
bietet aber auch die Chance, durch Unternehmenskäufe<br />
Marktanteile zu gewinnen<br />
und Synergien zu realisieren. Ein geringer<br />
Kaufpreis kann ein zusätzlicher Anreiz sein.<br />
Auf Verkäuferseite kann die Veräußerung eines<br />
Bereiches die notwendige Liquidität für<br />
eine Restrukturierung des Kerngeschäfts liefern.<br />
Der richtige Zeitpunkt<br />
Im Bereich „Distressed“ M&A wird zwischen<br />
Transaktionen vor und in der Insolvenz unterschieden.<br />
Ersteres scheint hinsichtlich der<br />
Abwicklung der Übernahme auf den ersten<br />
Blick einfacher zu sein. Der richtige Zeitpunkt<br />
hängt auch von der Ausgestaltung der<br />
Transaktion ab. So können sich z.B. bei einem<br />
„Asset Deal“, bei dem nur einzelne Vermögensgegenstände<br />
erworben werden, Anfechtungsrisiken<br />
ergeben, sofern der Deal<br />
vor einer späteren Insolvenz erfolgt. Bei einem<br />
„Share Deal“ (Kauf der Gesellschaftsanteile)<br />
ist der Käufer für die Verhinderung oder<br />
Beseitigung von Insolvenzantragsgründen<br />
verantwortlich. Der Kauf vor der Insolvenz ist<br />
also nicht unbedingt die bessere Wahl.<br />
Regelmäßig sinkt die Bewertung der Unternehmen<br />
in der Insolvenz – auch gegenüber<br />
der Unternehmensbewertung in vorinsolvenzrechtlichen<br />
Krisenstadien – nochmals<br />
deutlich, wordurch eine Kaufentscheidung<br />
attraktiver werden kann.<br />
Gleichzeitig sind insolvenzrechtliche Sonderregeln<br />
zu beachten, der Zeitrahmen für<br />
Analysemöglichkeiten wird deutlich geringer.<br />
Eine sorgfältige Prüfung und eine möglichst<br />
umfassende Absicherung aller Risiken ist in<br />
diesem Fall ebenso wichtig.<br />
Die richtige Vorbereitung<br />
Neben der Prüfung des Zahlenwerks, der Bewertung<br />
der Vermögensgegenstände sowie<br />
der Ertragsaussichten, sollte vor allem in der<br />
aktuellen Situation der Fokus auch auf Nachhaltigkeit<br />
des Geschäftsmodells liegen. Im<br />
Idealfall wurde hier vom Verkäufer ein Sanierungskonzept<br />
angefertigt das aufzeigt, welche<br />
Maßnahmen umgesetzt werden können<br />
und wie sich diese auf die künftige Ertragslage<br />
auswirken. Auch der durch den Erwerber<br />
zu deckende Liquiditätsbedarf in den Geschäftsjahren<br />
nach Übernahme und so<strong>mit</strong><br />
die Finanzierung der Transaktion, lässt sich<br />
einem solchen Gutachten entnehmen. Darüber<br />
hinaus sollten durch umfassende rechtliche<br />
und steuerliche Prüfungen weitere<br />
mögliche Risiken ausgeschlossen bzw. identifiziert<br />
werden. Die rechtliche Ausgestaltung<br />
des Vertragswerks für die Übernahme ist so<strong>mit</strong><br />
auch von zentraler Bedeutung.<br />
Das richtige Sanierungsverfahren<br />
Unabhängig ob eine Transaktion vor oder in<br />
der Insolvenz stattfindet, die Übernahme<br />
allein löst nur selten alle Probleme.<br />
Die Strategie muss hinterfragt, Planungsrechnungen<br />
integriert und Maßnahmenkataloge<br />
entwickelt werden. Wenn diese Schritte<br />
zielgerichtet abgeleitet und umgesetzt werden,<br />
stehen die Chancen für eine erfolgreiche<br />
Transaktion in der der Krise gut.<br />
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10<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Galgenhumor, Frust,<br />
Desillusion. Die 3835<br />
Mitarbeiter im Setra-Werk<br />
in Neu-Ulm<br />
sind konsterniert. Der Automobilkonzern<br />
Daimler stellt sich<br />
neu auf. Die Nutzfahrzeugsparte,<br />
zu der neben den Trucks<br />
eben auch die in Neu-Ulm produzierten<br />
Omnibusse gehören,<br />
wird von der Pkw-Sparte abgetrennt<br />
und unter dem Namen<br />
Daimler Truck an die Börse gebracht.<br />
Welche Auswirkungen<br />
dieser Schritt auf den Standort<br />
in Neu-Ulm, an dem hauptsächlich<br />
Reisebusse gefertigt werden,<br />
letztlich haben wird, ist bislang<br />
noch nicht abzusehen.<br />
Sicherheit in Form einer<br />
Sperrminorität, die Konzernbetriebsratschef<br />
Michael Brecht<br />
zuletzt von Daimler Seite forderte,<br />
will Konzernchef Ola Källenius<br />
nicht zusagen. Wie hoch<br />
die Minderheitsbeteiligung des<br />
Autobauers ausfallen werde und<br />
ob diese eine Sperrminorität<br />
von mehr als 25 Prozent an dem<br />
neuen Nutzfahrzeugunternehmen<br />
betrage, lies er offen.<br />
Vielleicht<br />
gibt es auch<br />
Chancen.<br />
Wir sind keine<br />
Analysten.<br />
Hansjörg Müller<br />
Betriebsratsvorsitzender<br />
Aus Sicht des Betriebsratsvorsitzenden<br />
am<br />
Neu-Ulmer Standort,<br />
Hansjörg Müller, ist die<br />
Situation freilich „noch<br />
nicht dramatisch“. Die neue<br />
Struktur habe sich nach der<br />
Trennung der Mercedes von der<br />
Truck AG 2019 schon abgezeichnet.<br />
„Vielleicht gibt es auch<br />
Chancen, wir sind keine Analys-<br />
In einer<br />
neuen<br />
Spur<br />
Evobus Die Bus- und Lkw-<br />
Sparte des Automobilkonzerns<br />
Daimler muss künftig an der<br />
Börse alleine bestehen. Was<br />
das für das Werk in Neu-Ulm<br />
bedeutet, bleibt offen.<br />
ten“, sagt Müller, der von der<br />
Ankündigung der Konzernspitze<br />
überrascht wurde. Die Stimmung<br />
im Betrieb: „Nicht zu<br />
Tode betrübt, aber auch nicht<br />
himmelhoch jauchzend.“<br />
Bei der IG Metall Ulm hatte<br />
Chefin Petra Wassermann die<br />
Auftrennung von Daimler zu<br />
diesem Zeitpunkt ebenfalls<br />
nicht auf der Rechnung. Wassermann<br />
sagte, das dürfe nicht nur<br />
ein Projekt für Aktionäre sein.<br />
Vielmehr gehe es um „die Sicherheit<br />
der Arbeitsplätze und<br />
Standorte“. Die Aufsplittung des<br />
Konzerns dürfe auf keinen Fall<br />
„zu einem Kahlschlag führen“.<br />
In jedem Fall müssten beim<br />
Übergang in die neue Struktur<br />
alle betrieblichen Regelungen<br />
bei Evobus Bestand haben.<br />
Grundlegender Wandel<br />
Der Schritt, so Källenius, sei ein<br />
grundlegender Wandel der Unternehmensstruktur.<br />
Da<strong>mit</strong> solle<br />
das volle Potenzial der Geschäftsfelder<br />
in der Zukunft ausgeschöpft<br />
werden. Zu unterschiedlich<br />
seien die<br />
Anforderungen in den beiden<br />
Geschäftsbereichen. Sie müssten<br />
unabhängig voneinander<br />
agieren können. Mit Blick auf<br />
die Transformation ins Zeitalter<br />
der Elektromobilität und dem<br />
Ziel emissionsfreier Fahrzeuge<br />
seien rasche Veränderungen nötig,<br />
ergänzte Daimler-Finanzchef<br />
Harald Wilhelm.<br />
Evobus <strong>mit</strong> den Busmarken<br />
Mercedes und Setra gehört<br />
zum Geschäftsbereich<br />
Daimler Busse, der <strong>mit</strong> seinen<br />
weltweiten Standorten<br />
– auch Amerika und Asien<br />
– bereits der Truck-Sparte<br />
zugeschlagen wurde. Der Umsatz<br />
<strong>mit</strong> Lkw lag 2019 bei 40 Milliarden<br />
Euro, <strong>mit</strong> Bussen bei 5<br />
Milliarden. Daimler betrachtet<br />
sich als weltgrößten Nutzfahrzeughersteller.[!]<br />
Julia Kling<br />
Setra-Reisebusse sollen auch<br />
künftig im Neu-Ulm Evobus-Werk<br />
vom Band laufen.
unternehmen [!]<br />
RESSORT 11
12<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Corona hat den Arbeitsalltag<br />
vieler Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter verändert – und<br />
fordert die gesamte Uniklinik.<br />
„Vor allem für die Teams in<br />
der Intensivmedizin sind das<br />
außerordentlich fordernde und<br />
belastende Aufgaben“, sagt<br />
Klinikchef Udo Kaisers.<br />
FOTOS: UNIKLINIK ULM
unternehmen [!] TITELTHEMA 13<br />
Corona-Krise,<br />
Klinik und KI<br />
Uniklinik Ulm Die Pandemie hat den Alltag in der Universitätsmedizin drastisch verändert.<br />
Der Leitende Ärztliche Direktor Udo Kaisers bewegt sich zwischen Krisenmanagement und<br />
Zukunftsplänen. Ein Gespräch über den Covid-Alltag, Forschungsstärke, Kooperationen im<br />
Südwesten und die Klinik der Zukunft.<br />
Ein Jahr Corona-Pandemie in Deutschland: Wie<br />
fällt Ihr Zwischenfazit für die Uniklinik Ulm aus?<br />
Wir sind sehr stolz darauf, wie zupackend und kreativ<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese<br />
Herausforderung trotz der immensen Belastung angenommen<br />
haben. Alle haben die Ärmel hochgekrempelt<br />
und sehr schnell Abläufe angepasst und<br />
Strukturen geschaffen, die es uns ermöglicht haben,<br />
die spezifischen Corona-bedingten Anforderungen<br />
sehr gut zu erfüllen. Wir konnten die Bedarfe aus<br />
der Stadt und der Region aufnehmen, und unsere<br />
Patienten auch in der Pandemie<br />
<strong>mit</strong> hoher Qualität und Sicherheit<br />
versorgen. Gleichzeitig gab es innovative<br />
wissenschaftliche Ansätze<br />
für Therapien.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Wissenschaftliche Gruppen, die<br />
sich bisher vor allem <strong>mit</strong> HIV beschäftigt<br />
haben, haben ihren Fokus<br />
innerhalb kürzester Zeit auf das<br />
Coronavirus gelenkt, sehr erfolgreich Forschungs<strong>mit</strong>tel<br />
eingeworben und interessante Therapieansätze<br />
entwickelt. Ein gutes Beispiel – neben vielen<br />
anderen – dafür, wie viel Potenzial in der Universitätsmedizin<br />
Ulm steckt.<br />
Wie unterscheidet sich die heutige Situation zu<br />
der vor einem Jahr?<br />
Der Bund hat uns damals angewiesen, beträchtliche<br />
Regelkapazitäten vom Netz zu nehmen, um auf eine<br />
hohe erwartete Anzahl von Corona-Patienten reagieren<br />
zu können. Der Bedarf war letztlich niedriger<br />
als erwartet. Heute haben wir ein stärker am<br />
Bedarf orientiertes, abgestuftes System, nach dem<br />
wir das Regelleistungsvolumen einschränken. Aber<br />
die Erfahrung aus der ersten Welle zeigt: Wir haben<br />
damals die non-Covid-Leistungen zu stark heruntergefahren.<br />
Woran machen Sie das fest?<br />
Daran, dass deutschlandweit zum Beispiel die Zahl<br />
der stationär behandelten Herzinfarkte während<br />
Alle haben<br />
die Ärmel<br />
hochgekrempelt<br />
und sehr schnell<br />
Abläufe angepasst.<br />
des ersten Lockdowns nach einer Erhebung der<br />
AOK signifikant abgenommen hat. Wir müssen uns<br />
fragen: Sind diese Patienten adäquat versorgt worden?<br />
Heute sind es ungleich mehr Infizierte und<br />
deutlich mehr Intensivpatienten und dennoch erbringen<br />
wir mehr Regelleistungen.<br />
Wie kommt die Uniklinik Ulm durch die Corona-Pandemie?<br />
Wir schaffen das nach meiner Auffassung sehr gut.<br />
Wir sorgen für eine hohe Verlässlichkeit in der Versorgung,<br />
auch für Tumorpatienten,<br />
Verunfallte oder andere Notfälle.<br />
Das war auch in der ersten<br />
Phase so. Allerdings war die Besorgnis<br />
über das Virus in der Bevölkerung<br />
damals so groß, dass<br />
Viele die Kliniken gemieden und<br />
den Rettungsdienst nicht oder erst<br />
sehr spät alarmiert haben. Das ist<br />
inzwischen anders. Darüber bin<br />
ich sehr froh.<br />
Sie erhalten eine Vielzahl behördlicher Vorgaben.<br />
Wie lassen sich diese schnell umsetzen?<br />
Seit Februar 2020 haben wir eine zehnköpfige Task-<br />
Force, die unter meiner Leitung bereits regelmäßig<br />
tagte, noch bevor das gefordert war. In den Hochphasen<br />
der ersten und zweiten Welle hat die Task-<br />
Force täglich getagt, aktuell sind wir bei einem<br />
Rhythmus von drei Mal in der Woche angelangt.<br />
Eine achtköpfige Umsetzungsgruppe setzt die Beschlüsse<br />
dann im klinischen Betrieb um.<br />
Was hat sich für die Mitarbeiter verändert?<br />
Das ist ganz unterschiedlich. Besonders dramatisch<br />
hat sich der Arbeitsalltag der Mitarbeiter gewandelt,<br />
die in den un<strong>mit</strong>telbar von der Corona-Pandemie<br />
betroffenen Bereichen tätig sind. So sind bestimmte<br />
Intensivbereiche ausschließlich für<br />
Covid-19-Patienten reserviert. Das ist schon aus<br />
Gründen des Infektionsschutzes eine andere Form<br />
von Intensivmedizin. Es sind viele Patienten, teilweise<br />
auch jüngere, die maschinell beatmet werden<br />
Zur Person<br />
Udo X. Kaisers ist<br />
seit 2015 Leitender<br />
Ärztlicher Direktor<br />
und Vorstandsvorsitzender<br />
des Uniklinikums<br />
Ulm. Zuvor war<br />
er klinisch-wissenschaftlicher<br />
Leiter<br />
des Departments für<br />
operative Medizin am<br />
Uniklinikum Leipzig.<br />
Kaisers (verheiratet,<br />
fünf Töchter) studierte<br />
in Bonn, Berlin und<br />
Wien, machte 1994<br />
seinen Facharzt in<br />
Anästhesiologie und<br />
habilitierte 1998 an<br />
der Charité in Berlin.<br />
Nach anstrengenden<br />
Arbeitstagen entspannt<br />
er sich <strong>mit</strong><br />
Mountainbiken und<br />
Joggen. „Ich wandere<br />
gerne und freue mich<br />
an der tollen Natur,<br />
die wir hier direkt um<br />
uns haben“, sagt der<br />
60-Jährige.
14<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Leitet die Uniklinik Ulm<br />
derzeit häufig aus dem<br />
Home-Office: Udo Kaisers.<br />
Pandemiebedingt fand<br />
auch das Interview für<br />
unternehmen[!] als<br />
Videokonferenz statt.<br />
müssen. Viele von ihnen benötigen einen extrakoporalen<br />
Gasaustausch, eine Maschine, die das Blut<br />
außerhalb des Körpers <strong>mit</strong> Sauerstoff anreichert<br />
und CO 2<br />
entfernt. Das sind sehr aufwendige technische<br />
Verfahren, um das Überleben bei schweren<br />
Verläufen zu sichern. Für die Teams der Intensivmedizin<br />
sind das außerordentlich fordernde und<br />
auch belastende Aufgaben.<br />
Wie sieht es in anderen Klinikbereichen aus?<br />
Auch da haben viele Beschäftigte ständig <strong>mit</strong> Corona-positiven<br />
Menschen zu tun, denken Sie nur an<br />
die Zentrale Interdisziplinäre Notaufnahme. Der<br />
aktuelle Status der Patienten wird meist erst bei der<br />
Erstversorgung identifiziert. Wir haben Infektionsbereiche,<br />
die zeitweise komplett <strong>mit</strong> Covid-19-Patienten<br />
belegt sind.<br />
Und abseits dieser Kernbereiche?<br />
Auch da hat sich die Arbeitswirklichkeit für viele<br />
stark verändert. Das reicht von der Chirurgie bis zur<br />
Inneren Medizin. Das Institut für Virologie, wie<br />
auch andere Diagnostikbereiche machen Sonderschichten.<br />
Die Materialbeschaffung und die Personalbetreuung<br />
haben einen immensen zusätzlichen<br />
Aufwand. Die Apotheke muss sämtliche Medikamente<br />
zur Behandlung sowie den tiefgekühlten<br />
Impfstoff bereitstellen. Unsere IT-Abteilung hat<br />
sehr schnell Video-Sprechstunden ermöglicht und<br />
App-basierte Lösungen zum Beispiel für die<br />
PCR-Testung verfügbar gemacht, eine Entwicklung<br />
des Universitätsinstituts für Systembiologie, <strong>mit</strong><br />
dem eine sehr gute Kooperation besteht. Wirklich<br />
die gesamte Universitätsmedizin ist gefordert.<br />
Wie viele Ihrer Mitarbeiter sind bisher geimpft?<br />
Wir haben in Bergamo gesehen, was passiert, wenn<br />
das medizinische Personal nicht ausreichend geschützt<br />
ist. Für uns war daher von Anfang an klar,<br />
dass der Schutz der Mitarbeiter der erste Schritt in<br />
der Pandemiebekämpfung sein muss. Wir haben<br />
sehr früh, noch bevor ein Impfstoff verfügbar war,<br />
wirksame Maßnahmen zum Schutz unserer Mitarbeiter<br />
umgesetzt. Seit dem 28.12.2020 impfen wir im<br />
Klinikum selbst. Etwa 1400 Mitarbeiter, die in die<br />
Gruppe der höchsten Priorität fallen, sind bisher<br />
geimpft (Stand 8. Februar, Anmerk. der Redaktion).<br />
Dann untersagte das Sozialministerium Ende<br />
Januar Erstimpfungen des Personals? Was sind<br />
die Gründe?<br />
Das Sozialministerium hat darauf hingewiesen, dass<br />
nur Mitarbeiter der höchsten Priorität geimpft werden<br />
dürfen, woran wir uns strikt gehalten haben. Es<br />
wurden keine Mitarbeiter geimpft, die nicht in diese<br />
Gruppe fallen. Bis zum 8. Februar haben etwas mehr<br />
als 700 Mitarbeiter der Gruppe <strong>mit</strong> der höchsten<br />
Priorität noch keine Erstimpfung erhalten. Am 9.<br />
Februar sind die Erstimpfungen am UKU wieder<br />
aufgenommen worden.<br />
Themenwechsel: Welche Rolle spielt die Uniklinik<br />
Ulm für die Region?<br />
Unsere Patienten kommen aus dem ostwürttembergischen<br />
Raum bis zum Bodensee. Wir haben hier<br />
eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung.<br />
Egal, ob es um Onkologie, Schwerverletztenversorgung,<br />
personalisierte oder kardiovaskuläre Medizin<br />
geht. Durch die Uniklinik Ulm haben die Menschen<br />
der Region Zugriff auf moderne Spitzenmedizin.<br />
Wir sind <strong>mit</strong> circa 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
überdies der größte Arbeitgeber in Ulm.<br />
Meiner Meinung nach zahlt die Uniklinik <strong>mit</strong> ihrer<br />
sehr guten Gesundheitsversorgung auch stark auf<br />
die Wettbewerbsfähigkeit und die Attraktivität der<br />
Region ein.
unternehmen [!] TITELTHEMA 15<br />
Wo sehen Sie Ulm im Vergleich <strong>mit</strong> den bundesweit<br />
35 anderen Unikliniken?<br />
Wir stehen im Wettbewerb gut da. Wir sind das Klinikum<br />
einer naturwissenschaftlich orientierten<br />
Universität <strong>mit</strong> sehr hohem Innovationspotenzial.<br />
Insbesondere wenn wir uns die Forschungsbereiche<br />
der Universität anschauen. Die Sensortechnik und<br />
die Quantenphysik sind beispielsweise hochspannende<br />
Anknüpfungspunkte – auch aus medizinischer<br />
Sicht. Die räumliche Nähe zwischen Klinikum<br />
und Universität schafft viel direkte Interaktion<br />
und Kooperation. Das ist im Vergleich zu vielen<br />
anderen Universitätsmedizinstandorten ein großer<br />
Wettbewerbsvorteil.<br />
Wo sehen Sie noch Stärken?<br />
Wir sind forschungsstark<br />
und wirtschaftlich<br />
stabil. In den Rankings<br />
schneidet die<br />
Uniklinik immer<br />
sehr gut ab. Wir<br />
making<br />
places<br />
balanced<br />
usm.com
16<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
sind stark in der klinischen Forschung und der<br />
Übertragung der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
in die Praxis, der so genannten Translation. Nehmen<br />
Sie als Beispiel das Nationale Centrum für Tumorforschung.<br />
Hier bildet Ulm zusammen <strong>mit</strong> Tübingen<br />
und dem Robert-Bosch-Krankenhaus in<br />
Stuttgart ein neues Südwest-Konsortium. Solche<br />
Kooperationen wollen wir noch stärker entwickeln.<br />
Ein Bild aus einem<br />
früheren Interview: „Die<br />
Unikliniken in Baden-Württemberg<br />
konkurrieren um<br />
Forschungsgelder und die<br />
klügsten Köpfe, aber wo es<br />
sinnvoll ist, bündeln wir die<br />
Kräfte“, sagt Udo Kaisers.<br />
Es gibt eine<br />
gute Kultur<br />
aus Wettbewerb<br />
und Kooperation<br />
im Südwesten.<br />
Welche Lehren <strong>mit</strong> Blick auf die Zusammenarbeit<br />
der Kliniken ergeben sich aus der Pandemie?<br />
Baden-Württemberg hat eine gute Kultur aus Wettbewerb<br />
und Kooperation. Das scheint den Menschen<br />
im Südwesten in den Genen zu liegen. Die<br />
vier Universitätskliniken im Land sind durchaus<br />
Wettbewerber, so konkurrieren wir um Forschungsgelder<br />
und um die klügsten Köpfe. Aber wo es sinnvoll<br />
ist, bündeln wir unsere Kräfte und gehen gemeinsam<br />
vor.<br />
Wie zum Beispiel?<br />
Mit dem Universitätsklinikum Tübingen arbeiten<br />
wir zum Beispiel bei der IT-Entwicklung eng zusammen.<br />
Auch im Bereich der personalisierten Medizin<br />
und der Onkologie kooperieren wir <strong>mit</strong> den<br />
anderen Standorten. Besonders <strong>mit</strong> Blick auf die<br />
Pandemie stimmen wir uns eng ab. So haben wir<br />
uns sehr schnell darauf verständigt, dem Sozialministerium<br />
anzubieten, dass wir als Universitätskliniken<br />
die Impfzentren in unseren Städten betreiben.<br />
Auch gegenüber der Landesregierung treten wir<br />
gemeinschaftlich und abgestimmt auf. Durch die<br />
Digitalisierung könnten wir sicher noch ein Stück<br />
enger zusammenrücken.<br />
Häufig gibt es Kritik an ineffizienten Strukturen<br />
von Kliniken. Trifft das auch auf Ulm zu?<br />
Das ist zunächst mal eine Hypothese. Schauen wir<br />
auf das Aufgabenspektrum der Universitätsmedizin:<br />
Da sehen wir Forschung & Entwicklung, Lehre<br />
und Spitzen-Krankenversorgung. Wir haben also<br />
einen dreifachen Auftrag, den wir in enger Verbindung<br />
<strong>mit</strong> der Universität und der Medizinischen<br />
Fakultät erfüllen. Das erfordert bestimmte Strukturen,<br />
die sich notwendigerweise von denen von Versorgungskrankenhäusern<br />
unterscheiden. Wenn Sie<br />
uns <strong>mit</strong> einer privat geführten Klinik vergleichen,<br />
die ausschließlich Krankenversorgung macht, dann<br />
erscheint diese möglichweise effizienter, aber hier<br />
stimmt der Vergleichsmaßstab nicht. Klar, gibt es<br />
auch bei uns noch Potenzial, klinische Abläufe, Prozesse<br />
und Strukturen zu verbessern. Unsere Grundkonfiguration<br />
ist gut.<br />
Wie steht es um die Digitalisierung des Uniklinikums?<br />
Das ist ein zentrale Herausforderung der nächsten<br />
Jahre, bei der wir verschiedene Aufgabenpakete unterscheiden<br />
müssen. Ein wichtiges Thema ist die<br />
Digitalisierung der medizinischen Kernprozesse.<br />
Die IT-Landschaft in Ulm ist sehr heterogen. In<br />
manchen Bereichen sind wir gut aufgestellt, etwa<br />
beim Einsatz automatischer Spracherkennung, in<br />
anderen besteht noch erheblicher Modernisierungsbedarf.<br />
So ist es in vielen Kliniken.<br />
Was hindert Sie, schnell digitale Lösungen zu<br />
schaffen?<br />
Ein Problem ist, dass wir nicht alles stoppen, digitalisieren<br />
und <strong>mit</strong> neuem Konzept weitermachen<br />
können. Es muss während des laufenden Betriebs<br />
funktionieren. Überdies benötigen wir langfristig<br />
höhere Investitionen in die Medizin-IT, dazu sind<br />
wir <strong>mit</strong> dem Land im Gespräch.<br />
Welche Rolle spielt das im Oktober verabschiedete<br />
Krankenhauszukunftsgesetz?<br />
Darin ist zum ersten Mal geregelt, dass bis zu zehn<br />
Prozent der bereitgestellten Mittel für die Hochschulmedizin-Einrichtungen<br />
genutzt werden dür-
unternehmen [!] TITELTHEMA 17<br />
fen. Wir unterliegen ja nicht den Sozialministerien<br />
der Länder, sondern den Wissenschaftsministerien.<br />
Daher ist es ein Novum, dass wir <strong>mit</strong>bedacht wurden.<br />
Ich bin guter Dinge, dass wir vielversprechende<br />
Digitalisierungsansätze speziell in der Notfallversorgung<br />
und der Vernetzung in der Region<br />
entwickeln können.<br />
Reicht das Gesetz des Bundes und die 120 Millionen,<br />
die das Land zur Verfügung stellt?<br />
Das ist eine wichtige Anschubfinanzierung, aber es<br />
braucht nachhaltige Lösungen. Es werden erhebliche<br />
weitere Investitionen nötig sein. Wir sehen gerade<br />
jetzt in der Pandemie, welch große Rolle die<br />
Digitalisierung spielt, wenn es darum geht, die Gesundheitsversorgung<br />
aufrecht zu erhalten. Denken<br />
Sie nur an Tele-Sprechstunden. Die haben wir in<br />
ambulanten Bereichen der Klinik verfügbar. Oder<br />
denken Sie an die Über<strong>mit</strong>tlung medizinischer Daten<br />
aus der Radiologie oder Pathologie zur Analyse<br />
an einem anderen Ort.<br />
Wie profitieren Patienten von einem digitalen<br />
Gesundheitssystem?<br />
Die Verfügbarkeit steigt dramatisch. Wir müssen<br />
weg von der Vorstellung, dass man medizinische<br />
Hilfe nur bekommen kann, wenn man sich in eine<br />
Klinik oder eine Praxis begibt. Dieses Konzept wird<br />
zunehmend von digitalen Formaten abgelöst werden.<br />
Auch haben wir uns bislang in der Medizin<br />
stark darauf fokussiert, Krankheiten zu therapieren,<br />
aber noch zu wenig dafür getan, die Gesundheit zu<br />
erhalten. Das ist ein riesiges Feld, in dem Digital Health<br />
helfen kann.<br />
Die Medizin<br />
wird sich<br />
durch KI und<br />
Digitalisierung<br />
stark verändern.<br />
Und ein grundsätzlicher Wandel.<br />
Ja, wir werden erleben, dass sich die Vertriebswege<br />
der Medizin verändern und der Patient selbst dabei<br />
eine deutlich größere Steuerung wahrnimmt.<br />
In der Industrie ist Künstliche Intelligenz (KI)<br />
ein Riesenthema.<br />
Nicht nur in der Industrie. KI wird die Diagnostik<br />
z.B. in der Radiologie oder Pathologie dramatisch<br />
verändern. Wir werden als Patienten Medizin ganz<br />
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18<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Unter bundesweit rund 1400 Kliniken auf Platz 20<br />
Blick auf die neue Chirurgie: Das Uniklinikum Ulm ist <strong>mit</strong> rund 6200 Beschäftigten Ulms größter Arbeitgeber.<br />
Ulm ist die kleinste der vier Universitätskliniken<br />
in Baden-Württemberg (Freiburg,<br />
Tübingen, Heidelberg), schneidet in Rankings<br />
aber regelmäßig gut ab. In der Klinikliste<br />
<strong>2021</strong> des Nachrichtenmagazins Focus<br />
kommt Ulm unter rund 1400 Kliniken auf<br />
Platz 20. Besonders empfehlenswert sind<br />
laut dem Ranking 20 Behandlungsschwerpunkte,<br />
neun Fachgebiete haben die Bewertung<br />
„herausragend“ erhalten.<br />
Gegründet worden ist das Uniklinikum im<br />
Jahr 1982. Damals übernahm das Land Baden-Württemberg<br />
Ulms städtische Krankenanstalten.<br />
Heute umfasst das Klinikum 29<br />
Kliniken und 15 Institute. Neben der Krankenversorgung<br />
gehören Forschung und Lehre<br />
zu seinen Aufgaben. Mit durchschnittlich<br />
6213 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist<br />
das Uniklinikum Ulms <strong>mit</strong> Abstand größter<br />
Arbeitgeber. 2020 wurden 276 130 Patienten<br />
ambulant und rund 44 500 Patienten stationär<br />
behandelt. Corona-bedingt lagen diese<br />
Zahlen rund acht beziehungsweise elf Prozent<br />
unter den Vorjahreswerten. Die größte<br />
Investitionen gingen <strong>mit</strong> 6,5 Millionen Euro<br />
in die Intensivmedizin. Der Jahresüberschuss<br />
2019 betrug 2 Millionen Euro.<br />
Die von der Uniklinik angestrebte Komplettübernahme<br />
der Klinik RKU steht vor<br />
dem Abschluss, wie kurz vor Redaktionsschluss<br />
bekannt wurde. Das Landeskabinett<br />
stimmte dem Kauf des 50-Prozent-Anteils<br />
zu, das bisher die Sana Kliniken AG hält. Bisher<br />
war Ulm die einzige Uniklinik bundesweit<br />
ohne integrierte Neurologie. Das RKU hat<br />
850 Mitarbeiter und behandelt jährlich<br />
12 000 Patienten ambulant, 3500 stationär.<br />
Oftmals<br />
fehlt es in<br />
Kliniken an einer<br />
horizontalen<br />
Vernetzung.<br />
anders erleben. Expertensysteme oder teilautonome<br />
Systeme werden Leistungen übernehmen, die<br />
aktuell nur von Ärztinnen und Ärzten erbracht werden.<br />
So können sich Mediziner wiederum anderen<br />
Aufgaben widmen.<br />
Was heißt das konkret?<br />
Erfahrene Radiologen müssen tausende Röntgenbilder<br />
gesehen haben, da<strong>mit</strong> sie einen Lungenkrebs<br />
zuverlässig diagnostizieren können. KI kann in kürzester<br />
Zeit Millionen Bilder filtern und bestimmte<br />
Muster besser erkennen, als wir Menschen das tun.<br />
Das heißt nicht, dass wir keine Radiologen mehr<br />
brauchen. Im Gegenteil: Das System schafft den<br />
Kollegen Zeit, beispielsweise ausführlicher <strong>mit</strong> den<br />
Patienten über den Befund zu sprechen.<br />
Das würde aber eine Datenbank <strong>mit</strong> allen CTs<br />
dieser Welt voraussetzen – oder?<br />
Absolut. Sie wissen ja, dass Unternehmen wie Google<br />
oder Apple ganz scharf darauf sind, ihre medizinischen<br />
Analyse-Systeme <strong>mit</strong> Daten aus medizinischen<br />
Bereichen zu füttern. Es wird sicher ein<br />
Thema sein, welche Rolle die Universitätsmedizin<br />
als Innovationstreiber in diesem Feld haben wird.<br />
Wir werden hier nur <strong>mit</strong>spielen können, wenn wir<br />
selbst die richtigen Kompetenzen und Strukturen<br />
haben, um dafür auch Beiträge zu leisten. Mit Blick<br />
speziell auf diese Herausforderung ist die schon angesprochene<br />
Kooperation der Unikliniken im Land<br />
geboten.<br />
Wie steht es um den Masterplan der Uniklinik?<br />
Das ist ein Jahrhundertprojekt – oder?<br />
Das ist er tatsächlich. Zum ersten Mal in der Geschichte<br />
der Uniklinik Ulm wollen wir alle medizinischen<br />
Bereiche an einem Ort bündeln, in un<strong>mit</strong>telbarer<br />
Nähe zur Universität. Das ist die<br />
langfristige Perspektive. Das erste Modul dieses<br />
strategischen Projekts ist ein großes, komplexes,<br />
medizinisches Versorgungsgebäude, das direkt an<br />
den Neubau der Chirurgie anschließen soll. Dort<br />
sollen eine Reihe von Kliniken und weitere Institute<br />
zusammengefasst werden.<br />
Warum ist die Bündelung dieser Angebote so<br />
wichtig?<br />
Universitätsmedizin ist eine interdisziplinäre Systemleistung.<br />
Die bekommen Sie nur, wenn alle benötigten<br />
Partner vor Ort sind. Die erforderlichen<br />
Bereiche in einem Gebäude zusammenzufassen<br />
verkürzt Wege, erhöht die Verfügbarkeit und schafft<br />
eine Fülle an Synergien – wissenschaftlich, aber vor<br />
allem auch klinisch. Natürlich spielen auch die Kosten<br />
eine Rolle. Wir müssen in unserer jetzigen<br />
Struktur manches doppelt oder dreifach vorhalten,
unternehmen [!] TITELTHEMA 19<br />
Eine künftige<br />
Departmenstruktur<br />
belohnt laut Kaisers<br />
die Zusammenarbeit.<br />
„Das bringt Patienten<br />
klare Vorteile.“<br />
weil wir mehrere Standorte in der Stadt betreiben.<br />
Schon aus Gründen des Fachkräftemangels wird es<br />
in zehn Jahren nicht mehr möglich sein, so viele<br />
Menschen zu beschäftigen, die an mehreren Stellen<br />
das Gleiche tun.<br />
Wie weit sind sie <strong>mit</strong> der Umsetzung?<br />
Wir konnten <strong>mit</strong> dem Land eine Grundkonzeption<br />
abstimmen und die dazu passende Flächenbemessung<br />
erstellen und verabschieden. Das heißt, wir<br />
haben eine genaue Vorstellung, welche Dimensionen<br />
das erste Modul braucht und welche Funktionalitäten<br />
untergebracht werden sollen. Nun wird die<br />
Realisierbarkeit geprüft. Danach wird es einen<br />
Wettbewerb geben, dann die Ausschreibung. Der<br />
Zeitplan hängt stark von den Prioritäten der Landeshaushalte<br />
in den kommenden Jahren ab. Allein<br />
die Bauphase wird sechs bis sieben Jahre dauern.<br />
Vermutlich geht es hier um einen dreistelligen<br />
Millionenbereich…<br />
Ja klar, es ist ein teures Projekt, <strong>mit</strong> hoher Komplexität.<br />
Man darf auch nicht unterschätzen, dass es<br />
eine infrastrukturelle und technische Anbindung an<br />
die schon bestehenden Gebäude geben muss. Aber<br />
ich freue mich darauf. Das Projekt ist eine tolle Entwicklungsmöglichkeit<br />
für die Stadt Ulm und für die<br />
Universitätsmedizin.<br />
Warum ist die von Ihnen angestrebte Departmentstruktur<br />
so wichtig?<br />
Wenn wir Universitätsmedizin als interdisziplinäre<br />
Leistung verstehen, ist alles wichtig, was das Zusammenwirken<br />
einfacher macht. Wir haben in<br />
Deutschland vielerorts ein klassisches Kliniksystem,<br />
in dem Einzelkliniken vertikal integriert sind.<br />
Ob es zu einer horizontalen Vernetzung der Einzelkliniken<br />
im Interessen einer bestmöglichen Versorgung<br />
kommt, ist offen. Eine Departmentstruktur<br />
incentiviert die Zusammenarbeit. Für den Patienten<br />
bringt das klar Vorteile.<br />
Wie muss man sich das vorstellen?<br />
Schauen Sie sich die kardiovaskuläre Medizin an,<br />
hier gibt es viele Erkrankungen, die interdisziplinäres<br />
Know-how erfordern. Als betroffener Patient<br />
wünsche ich mir doch, dass die gesamte Expertise<br />
der Klinik an mein Patientenbett kommt und die<br />
Spezialisten meinen Fall analysieren und auf Basis<br />
der neuesten wissenschaftlichen Evidenz entscheiden.<br />
Deshalb ist es sinnvoll, die Bereiche Kardiologie,<br />
Herzchirurgie, Angiologie und Gefäßchirurgie<br />
so intensiv wie möglich <strong>mit</strong>einander interagieren zu<br />
lassen, wie das in Herzzentren bereits der Fall ist.<br />
Themenwechsel: Was sind die Gründe für den Fachkräftemangel<br />
in den Kliniken?
20<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Uniklinik-Chef Udo Kaisers<br />
im Video-Gespräch <strong>mit</strong><br />
Alexander Bögelein, Redaktionsleiter<br />
des Magazins<br />
unternehmen[!].<br />
Das Interview führte<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
unternehmen [!]<br />
Dokumentation:<br />
Ronja Gysin<br />
Fotos:<br />
Marc Hörger<br />
Matthias Schmiedel<br />
Uniklinik Ulm<br />
Da gibt es viele Aspekte, zum einen die Demographie.<br />
Viele Fachkräfte werden in Rente gehen. Zum<br />
anderen den Trend, dass die Zahl der Abiturienten<br />
zunimmt und es da<strong>mit</strong> für nicht akademische Berufe<br />
schwieriger wird, Nachwuchs zu gewinnen. Den<br />
Pflegenotstand haben wir in ganz Deutschland. Im<br />
Vergleich sind wir die vergangenen Jahre in Ulm<br />
noch ganz gut weggekommen.<br />
Was wird dagegen getan?<br />
Wir akademisieren zum Beispiel pflegenahe Berufe.<br />
Es gibt <strong>mit</strong>tlerweile ein Studium für angehende Hebammen,<br />
aber auch duale Studiengänge für Pflegeund<br />
technische Medizinberufe. Das wird gut angenommen.<br />
Nach wie vor ist aber die zentrale Frage,<br />
wie wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die<br />
Unimedizin gewinnen und langfristig binden können.<br />
In der Coronakrise bekommt die Pflege Applaus.<br />
Zu Recht, aber das allein reicht nicht. Wir müssen die<br />
Wertschätzung und Anerkennung für diese wichtigen<br />
Berufe langfristig steigern.<br />
Wie wollen Sie das erreichen?<br />
Wir müssen Antworten auf verschiedene Fragen finden:<br />
Wie viele Kompetenzen räumen wir Pflegekräften<br />
im medizinischen Prozess ein? Welche Entwicklungsmöglichkeiten<br />
haben sie? Wie können wir die<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verbessern,<br />
etwa durch flexiblere Arbeitszeiten? Wie können<br />
wir die Pflege entlasten? Wir haben hervorragend<br />
ausgebildete Pflegekräfte am Uniklinikum, die<br />
hochspezialisierte Aufgaben übernehmen. Die Frage<br />
ist, wie wir das in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
besser verankern können. Also, dass es eine spannende,<br />
unverzichtbar wichtige, befriedigende und an den<br />
Unikliniken in Baden-Württemberg auch gut dotierte<br />
Tätigkeit ist.<br />
Wie viele Stellen in der Pflege sind im Universitätsklinikum<br />
aktuell frei?<br />
Wir haben über 1000 Mitarbeiter in der Pflege und<br />
eigentlich immer einen gewissen Bedarf. Das liegt<br />
auch an der Fluktuation in der Pflege. Gäbe es ein<br />
unerschöpfliches Kontingent, könnten wir sicher zusätzliche<br />
Pflegekräfte beschäftigen. Das ist kein dramatischer<br />
Fehlbedarf, aber wir kämpfen permanent<br />
darum, Pflegekräfte zu finden und zu halten.<br />
Wann standen Sie eigentlich das letzte Mal als Anästhesist<br />
im OP?<br />
Das war bevor ich nach Ulm gekommen bin, 2015. Ich<br />
bedauere das natürlich, aber beide Tätigkeiten<br />
gleichzeitig auszuüben, das geht nicht.<br />
Und welche Eigenschaft benötigt ein guter Anästhesist?<br />
Eine gute Anästhesistin, ein guter Anästhesist behält<br />
den Überblick, auch in kritischen Situationen, darauf<br />
verlassen sich der Patient und auch der Chirurg. Sie<br />
können das Handwerk und haben <strong>mit</strong> allen Fachabteilungen<br />
einer Klinik Kontakt. Sie sollten eine gewisse<br />
Stressresistenz besitzen und kommunikationsfähig<br />
sein. Eigentlich ganz ähnliche Eigenschaften,<br />
wie sie ein Leitender Ärztlicher Direktor benötigt.
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EINFACH. KOMPETENT. PERSÖNLICH.
Blick in den Daten-Hochsicherheitstrakt<br />
der EVF: Schon bald<br />
stehen hier 96 statt bisher<br />
72 Serverschränke.<br />
Das Data-Rechenzentrum<br />
der der Energieversorgung<br />
Filstal<br />
gleicht einem Hochsicherheitstrakt<br />
– und dennoch<br />
laufen die Kunden der EVF<br />
förmlich die Türen ein. Im vergangenen<br />
Sommer wurde das<br />
Datacenter in Betrieb genommen.<br />
Bereits 2019 hat die Energieversorgung<br />
Filstal (EVF) ein<br />
Rechenzentrum im Göppinger<br />
Stauferpark in Betrieb genommen.<br />
Da<strong>mit</strong> setzte die EVF den<br />
Aufbau neuer Geschäftsfelder<br />
im Bereich Telekommunikation<br />
und IT fort. Von derzeit im Rechenzentrum<br />
nutzbaren 72 Server-Schränken<br />
sind schon 42 an<br />
unterschiedliche Kunden aus<br />
der Region vermietet.<br />
Bald 96 Serverschränke<br />
Das Datacenter findet so großen<br />
Anklang, dass die EVF bereits<br />
die zweite Erweiterung angeht,<br />
die noch im ersten Halbjahr realisiert<br />
werden soll. Da<strong>mit</strong> stehen<br />
schon bald 96 Serverschränke,<br />
sogenannte „Racks“<br />
zur Verfügung. Platz ist ausreichend<br />
vorhanden. Bisher<br />
haben Rechenzentren, Systemhäuser,<br />
Finanz- und<br />
IT-Dienstleister und Produktionsfirmen<br />
aus dem<br />
Raum Göppingen, Stuttgart,<br />
Schwäbisch Gmünd,<br />
Ludwigsburg und sogar<br />
ein Verein Racks komplett<br />
oder in Teilen gemietet,<br />
berichtet Datacenter-Leiter<br />
Matthias Brandmaier.<br />
Bereits 2018 hatte die EVF<br />
sich <strong>mit</strong> dem neuen Geschäftsfeld<br />
Telekommunikation und<br />
Digitale Festung <strong>mit</strong><br />
regionalem Anschluss<br />
Rechenzentrum Daten gehören zu den wichtigsten Gütern von<br />
Unternehmen. Umso wichtiger ist deren Schutz. Die<br />
Energieversorgung Filstal hat deshalb ihr Angebot erweitert.<br />
Matthias Brandmaier ist Herr der Technik. Er leitet das Rechenzentrum der nergieversorgung Filstal. <br />
Fotos: Giaconto Carlucci
unternehmen [!] MACHEN 23<br />
dem Angebot von VDSL-Produkten<br />
den Gang auf neues Terrain<br />
gewagt. Diese Neuorientierung<br />
sei notwendig geworden,<br />
da die Erträge im Bereich der<br />
Energieversorgung weniger<br />
würden, erklärt Geschäftsführer<br />
Martin Bernhart. Zukünftig<br />
möchte die EVF auch im Bereich<br />
Telekommunikation und Internet<br />
Geld verdienen.<br />
200 Mitarbeiter, 90 000 Kunden<br />
Biometrische Zutrittskontrollen stehen am Anfang. Manche<br />
Serverschränke sind dennoch <strong>mit</strong> Gittern geschützt.<br />
Die Energieversorgung<br />
Filstal erwirtschaftete<br />
zuletzt<br />
<strong>mit</strong> rund 200<br />
Mitarbeitern einen<br />
Jahresumsatz von<br />
rund 200 Millionen<br />
Euro und betreut<br />
über alle Geschäftsgebiete<br />
90 000 Kunden,<br />
der Großteil davon<br />
entfällt auf die<br />
Gasversorgung. Das<br />
ist auch die Keimzelle<br />
des kommunalen<br />
Unternehmens<br />
aus Göppingen.<br />
Es wurde 1981<br />
als Gasversorgungsgesellschaft<br />
Filstal GmbH (GVF)<br />
gegründet und firmierte<br />
18 Jahre<br />
später in EVF<br />
GmbH & Co. KG<br />
um.<br />
Gesellschafter<br />
der EVF sind die<br />
Stadtwerke Göppingen<br />
(86,75 Prozent)<br />
und die<br />
Stadtwerke Geislingen<br />
(13,2 Prozent).<br />
Zur Angebotspalette<br />
gehören<br />
neben Strom<br />
auch Telekommunikation,<br />
Erdgastankstellen,<br />
Trinkwasser,<br />
Fernwärme,<br />
die Förderung von<br />
EE-Anlagen sowie<br />
weitere Dienstleistungen.<br />
Neues Geschäftsfeld<br />
ist das<br />
Rechenzentrum.<br />
Das Thema Sicherheit<br />
ist eines der<br />
wichtigsten im<br />
nach ISO/IEC 27001<br />
zertifizierten Datacenter.<br />
Umsatz mehr als verdreifacht<br />
Ganz fremd sind der EVF zumindest<br />
die Rahmenbedingungen<br />
nicht. „Das Betreiben und<br />
Zurverfügungstellen von kritischen<br />
Infrastrukturen gehört zu<br />
den Kernaufgaben der EVF“,<br />
sagt Bernhart. Leistungsstarke<br />
und vor allem sichere IT-Infrastrukturen<br />
sind in der heutigen<br />
Zeit für Wirtschaftsunternehmen,<br />
Gewerbetreibende und<br />
Dienstleister unverzichtbar.<br />
Die notwendige Fachkompetenz,<br />
um Firmen und deren<br />
Hardware an das Datacenter anzubinden<br />
und diese sicher zu<br />
beherbergen, holte sich das<br />
kommunale Unternehmen bereits<br />
im Jahr 2016. Damals beteiligte<br />
sich die EVF <strong>mit</strong> 49 Prozent<br />
am Göppinger Unternehmen<br />
Imos. Weitere sechs Millionen<br />
Euro investierte die EVF bislang<br />
in das Datacenter.<br />
Das scheint sich auszuzahlen:<br />
Der Umsatz in diesem Geschäftsfeld<br />
steigerte sich im vergangenen<br />
Jahr um satte 317 Prozent<br />
auf 260 000 Euro. Brandmaier<br />
zufolge nutzen Kunden<br />
das Datacenter als Backup-Lösung,<br />
um bei eventuellen Ausfällen<br />
der eigenen Rechenzentren<br />
abgesichert zu sein. Ein<br />
Vorteil der EVF sei, dass man als<br />
lokaler Energieversorger und<br />
Betreiber des Stromnetzes hinsichtlich<br />
der Versorgungssicherheit<br />
mehr Möglichkeiten<br />
bieten könne als private Anbieter.<br />
Hinzu komme, dass das kleine<br />
Rechenzentrum kürzere Reaktionszeiten<br />
gewährleisten<br />
könne.<br />
Fixkosten für Betrieb und Abschreibungen<br />
der IT-Infrastruktur<br />
könnten von den Kunden in<br />
variable und da<strong>mit</strong> flexible Kosten<br />
umgewandelt werden, sagt<br />
Matthias Brandmaier, der als<br />
Leiter des Datacenters Chef eines<br />
sogenannten „Notfall-Manager-Team“<br />
ist. Es besteht aus sieben<br />
Personen, „um 24 Stunden<br />
am Tag und sieben Tage in der<br />
Woche adäquat reagieren zu<br />
können“. Des Weiteren könne<br />
auf bereits vorhandene personelle<br />
Ressourcen der EVF zurückgegriffen<br />
werden, wenn<br />
dies erforderlich sei.<br />
Das Datacenter zähle da<strong>mit</strong> zu<br />
den modernsten Colocation-Rechenzentren<br />
in ganz Baden-<br />
Württemberg. Ein vergleichbares<br />
Angebot existierte im Kreis<br />
Göppingen sowie der Region<br />
Stuttgart nicht, erklärt Brandmaier.<br />
Die Regionalität könnte<br />
sich dem Leiter des Datacenters<br />
zufolge auch bei der Digitalisierung<br />
von Schulen als Vorteil<br />
herausstellen. Programme, die<br />
über ausländische Server laufen,<br />
stünden bereits in der Kritik.<br />
Der Scanner für<br />
die Handvenen<br />
ist ein bisschen<br />
James-Bondmäßig.<br />
Matthias Brandmaier<br />
Leiter des Rechenzentrums<br />
Das Datacenter gleicht einer<br />
modernen Festung – digital wie<br />
analog. Wer durch die gläserne<br />
Sicherheitsschleuse will, kommt<br />
nicht an dem Handvenenscanner<br />
vorbei. Er leuchtet blau auf,<br />
wenn er <strong>mit</strong> der warmen, Blut<br />
durchströmten Handfläche in<br />
Verbindung kommt. „Das ist ein<br />
bisschen James-Bond-mäßig“,<br />
sagt Brandmaier. „Und wie ein<br />
Fingerabdruck. Der ist aber<br />
leichter zu fälschen oder bei<br />
manchen Menschen gar nicht<br />
möglich.“<br />
Ein 2,60 Meter hoher Zaun<br />
<strong>mit</strong> Spitzen und 36 Kameras im<br />
Innen- und Außenbereich<br />
schützen zudem die sensiblen<br />
Daten. Sicherheit sei das A und<br />
O, sagt Brandmaier. Daher seien<br />
alle wichtigen Einrichtungen<br />
mindestens zweifach vorhanden<br />
– von der Klimatechnik über die<br />
Stromversorgung und den<br />
Brandschutz bis hin zur zweistufigen,<br />
ausgeklügelten Zutrittskontrolle.<br />
[!] Axel Raisch
24<br />
unternehmen [!]<br />
Solaranlagen oder ein Blockheizkraftwerk:<br />
Die Möglichkeiten beim Contracting sind vielfältig.<br />
Energie<br />
auf Raten<br />
Versorgung Schulen tun es, Krankenhäuser auch<br />
– nur Unternehmen sind noch ein bisschen<br />
zögerlich. Dabei bietet Contracting ihnen die<br />
Möglichkeit, Kosten zu sparen und sich auf ihre<br />
Kernaufgaben zu konzentrieren. Ein Leitfaden.<br />
Mieten statt kaufen liegt im<br />
Trend. Mehr als 40 Prozent<br />
aller neu zugelassenen<br />
Pkw hierzulande<br />
sind nicht gekauft, sondern geleast.<br />
Auch Filme holen sich Cineasten immer<br />
häufiger nicht auf DVD, sondern<br />
per Streamingdienst ins Wohnzimmer.<br />
Ohne einmalig hohe Anschaffungskosten<br />
zu tätigen, lässt<br />
sich auch die Energieversorgung<br />
von öffentlichen Gebäuden oder Unternehmen<br />
<strong>mit</strong>tlerweile <strong>mit</strong> einer<br />
Art Mietmodell sicherstellen. Mit<br />
Contracting. Dabei überträgt das<br />
Unternehmen Aufgaben rund um<br />
die Energieversorgung eines Gebäudes<br />
auf einen spezialisierten Dienstleister,<br />
den Contractor. Der liefert<br />
die Energie in Form von Wärme,<br />
Kälte, Strom oder auch Druckluft.<br />
Ziel ist meist, den Energieverbrauch<br />
des Gebäudes zu senken.<br />
Je nach Modell setzt der Contractor<br />
zusätzliche Energieeinsparmaßnahmen<br />
um, und ist zuständig für<br />
Planung, Finanzierung, den Umbau,<br />
Betrieb und die Wartung der neu<br />
eingebauten Anlagen. Zu den Aufgaben<br />
des Contractors zählt oft auch<br />
das Energiemanagement. Vor allem<br />
in Gebäuden der öffentlichen Hand<br />
sind solche Kooperationen bereits<br />
häufiger umgesetzt worden. So setzen<br />
beispielsweise das Berufsschulzentrum<br />
in Ehingen oder das Zentrum<br />
der Psychiatrie in Zwiefalten<br />
auf solche -Modelle – nicht nur, um<br />
die Verantwortung für die Energieversorgung<br />
auszulagern, sondern<br />
auch um Kosten zu senken und CO 2<br />
einzusparen.<br />
Im Wesentlichen wird zwischen<br />
zwei Formen des Energie-Contractings<br />
unterschieden: dem weiter verbreiteten<br />
Energie-Liefer-Contracting<br />
und dem umfassenderen Energie-Spar-Contracting<br />
(ESC).Beim<br />
Liefer-Contracting übernimmt der<br />
Dienstleister während der Vertragslaufzeit<br />
die Energieversorgung in alleiniger<br />
Verantwortung. Der Con-<br />
FOTO: VOLODYMYR BURDIAK/SHUTTERSTOCK.COM<br />
tractor ist da<strong>mit</strong> auch Eigentümer<br />
der Anlage und plant, finanziert, installiert<br />
und wartet die notwendigen<br />
Anlagen oder übernimmt bereits<br />
vorhandene Heizungen oder dergleichen.<br />
Die erbrachte Leistung<br />
wird über einen vereinbarten Energiepreis<br />
plus einen Grund- und Verrechnungspreis<br />
für die Bereitstellung<br />
der Technik vergütet. Die Anlage<br />
verbleibt über die gesamte Vertragslaufzeit,<br />
die meist zwischen 10<br />
und 15 Jahren liegt, im Eigentum des<br />
Contractors.<br />
Individuelle Maßnahmen<br />
Das Spar-Contracting geht darüber<br />
hinaus. Dabei betrachtet der Contractor<br />
die technischen Anlagen des<br />
Unternehmens <strong>mit</strong> dem Ziel, die<br />
Energiekosten am Standort dauerhaft<br />
zu senken und die Energiekosten<br />
zu minimieren. Auch hier plant,<br />
realisiert und finanziert der Contractor<br />
die individuell zugeschnittenen<br />
Maßnahmen wie etwa die Er-
unternehmen [!]<br />
VERANTWORTEN<br />
25<br />
neuerung der technischen Geräte,<br />
den Einbau von Gebäudeleittechnik<br />
oder<br />
Blockheizkraftwerken bis hin<br />
zum Umstieg auf LED-Beleuchtung.<br />
Die Wartung verbleibt wie<br />
beim Liefer-Contracting beim<br />
Contractor. Die Vertragspartner<br />
legen zu Beginn eine garantierte<br />
Energiekosteneinsparung<br />
fest. Der Dienstleister erhält dabei<br />
einen gewissen Teil der finanziellen<br />
Einsparungen. „Bei<br />
beiden Modellen hat der Contractor<br />
ein intrinsisches Interesse<br />
daran, Energie einzusparen“,<br />
betont Rüdiger Lohse, Leiter<br />
der Contracting-Abteilung<br />
der Landesenergieagentur KEA-<br />
BW.<br />
Um herauszufinden, welches<br />
Modell zu einem Betrieb passt,<br />
bietet beispielsweise KEA-BW<br />
eine Erstberatung an. Dabei können<br />
Unternehmen gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> Experten erörtern, welche<br />
Form des Contractings zu ihrer<br />
Struktur am besten passt, erklärt<br />
Lohse. Und für welche Firmen<br />
ist so eine Energieversorgung<br />
über einen Drittanbieter interessant?<br />
„Das lässt sich nicht generell<br />
beantworten“, sagt Jörg Entress,<br />
der an der Hochschule Biberach<br />
den Lehrstuhl für Erneuerbare<br />
Energien innehat. „Die<br />
Zuerst braucht<br />
der Betrieb<br />
Transparenz<br />
über seinen<br />
Energieverbrauch.<br />
Jörg Entress<br />
Hochschule Biberach<br />
Alles im Blick: Um das Einsparpotenzial im Betrieb festzustellen,<br />
hilft ein Energiemanagementsystem.<br />
Entscheidung hängt an vielen individuellen<br />
Faktoren.“<br />
Auch deshalb rät er Unternehmen<br />
zunächst dazu, ein<br />
Energiemanagementsystem zu<br />
etablieren, bevor ein Contracting-Projekt<br />
auf den Weg gebracht<br />
wird. „Da<strong>mit</strong> verschafft<br />
sich der Betrieb Transparenz<br />
über seine Energieverbräuche<br />
und Energieflüsse“, sagt Entress.<br />
„Diese vorbereitende Maßnahme<br />
muss aber nicht aus der<br />
gleichen Hand wie das spätere<br />
Contracting-Projekt kommen.“<br />
Auf diese Weise ergebe sich eine<br />
unabhängige Bestandsanalyse.<br />
Während Contracting-Projekte<br />
in Gebäuden der öffentlichen<br />
Hand immer häufiger realisiert<br />
werden, ist diese Form<br />
der Energie-Versorgung in Unternehmen<br />
bislang im Südwesten<br />
noch eher selten zu finden.<br />
„Vielleicht liegt es an der schwäbischen<br />
Mentalität“, mutmaßt<br />
Mustafa Süslü von der Kompetenzstelle<br />
Energieeffizienz Donau-Iller<br />
(KEFF). Viele Unternehmer<br />
wollten nur ungern<br />
Dritte an ihre Geräte und Maschinen<br />
lassen oder fremdes Eigentum<br />
in das eigene Unternehmen<br />
stellen.<br />
Detaillierte Verträge<br />
„Zudem müssen die Verträge<br />
auch sehr detailliert ausgearbeitet<br />
werden.“ Um solch eine Partnerschaft<br />
<strong>mit</strong> einem guten Gewissen<br />
abzuschließen, müsse<br />
ein Spezialist auf die Verträge<br />
schauen, ist Süslü überzeugt,<br />
der bei der KEFF die Mitglieder<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
bei Fragen rund um das<br />
Thema Energieeffizienz berät.<br />
Contracting spiele dabei bislang<br />
nur eine sehr untergeordnete<br />
Rolle.<br />
In der Praxis werde das Angebot<br />
von Liefer-Contracting-Anbietern<br />
immer umfassender,<br />
berichtet Lohse. „Wenn<br />
ein Unternehmer den Energielieferanten<br />
fragt, ob er ihm nicht<br />
auch die ein oder andere zusätzliche<br />
Leistung realisieren kann,<br />
sagt der sicher nicht Nein.“ Auf<br />
diese Weise nähere sich das Angebot<br />
der Liefer-Contractoren<br />
immer mehr dem der Spar-Contractoren<br />
an, was Lohse begrüßt.<br />
Dass Contracting bislang häufig
26<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Beratung in der Breite<br />
Vom LED-Strahler unterm<br />
Hallendach bis hin zu einem firmeneigenen<br />
Blockheizkraftwerk<br />
– unter dem Begriff Contracting<br />
können zahlreiche<br />
Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />
umgesetzt werden.<br />
Das Land Baden-Württemberg<br />
hat bereits in den Jahren<br />
2012 und 2013 im Rahmen<br />
einer Contracting-Initiative die<br />
Möglichkeiten dieses Modells<br />
erarbeitet, um die Umsetzung<br />
von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
in Gebäuden voranzutreiben.<br />
Das Einsparpotenzial<br />
jedes Gebäudes ist sehr individuell.<br />
Im Schnitt lassen sich<br />
laut der Landesenergieagentur<br />
KEA-BW etwa bei der Beleuchtung<br />
<strong>mit</strong> einem Umstieg auf<br />
LED bis zu 50 Prozent der Kosten<br />
einsparen. Bei der Wärmeerzeugung<br />
sind meist bis zu 20<br />
Prozent Einsparpotenzial vorhanden.<br />
Um Contracting bekannter<br />
zu machen, setzt die KEA-BW<br />
auf ein landesweites Beraternetz.<br />
Bislang informieren insgesamt<br />
30 Berater im Südwesten<br />
über die Möglichkeiten des<br />
Energieeffizienzmodells. Laut<br />
KEA-Experte Rüdiger Lohse<br />
sind das noch zu wenige. Sein<br />
Ziel ist es, dass zumindest in<br />
jedem der 35 Landkreise ein<br />
gut geschulter Berater vor Ort<br />
ist.<br />
in öffentlichen Einrichtungen eingesetzt<br />
wird, liege auch an den guten<br />
wirtschaftlichen Voraussetzungen,<br />
die etwa ein Krankenhaus oder eine<br />
Schule für die Umsetzung <strong>mit</strong>bringen:<br />
eine gewisse Konstanz. „Der<br />
Contractor ist auf einen konstanten<br />
Betrieb angewiesen, um das erzielte<br />
Einsparpotenzial nachweisen zu<br />
können“, sagt Lohse. Werde in einem<br />
Betrieb etwa vom Zweischichtauf<br />
einen Einschichtbetrieb umgestellt,<br />
fehle die benötigte Vergleichbarkeit<br />
in Sachen Energieeinsparung.<br />
„Daher tun sich vor allem<br />
kleinere Unternehmen <strong>mit</strong> dem<br />
Thema schwer.“<br />
Der Umgang <strong>mit</strong> solchen Unwäg-<br />
Solarthermie, Beleuchtung oder Heizungsanlage: das<br />
Einsparpotenzial ist entscheidend.<br />
Zur Person<br />
Jörg Entress ist<br />
Professor für Erneuerbare<br />
Energien an<br />
der Hochschule Biberach.<br />
Nach seinem<br />
Physik-Studium und<br />
der Promotion war er<br />
über 20 Jahre in der<br />
Energiewirtschaft<br />
tätig.<br />
ILLUSTRATION: NVKUVSHINOV/SHUTTERSTOCK.COM<br />
barkeiten ließe sich jedoch vorab in<br />
den Verträgen klären. Auch seit Beginn<br />
der Corona-Pandemie, die die<br />
eingespielten Abläufe in vielen Unternehmen<br />
gezwungenermaßen von<br />
heute auf morgen zunichtegemacht<br />
hat, habe er von keinen Problemen<br />
zwischen Vertragspartnern erfahren,<br />
berichtet der Bereichsleiter der<br />
KEA. „Der Umgang <strong>mit</strong>einander ist<br />
meist sehr fair.“ Das lasse sich auch<br />
auf die lange vertraglich festgelegte<br />
Zusammenarbeit zurückführen.<br />
„Die meisten verstehen sich als Partner“,<br />
ist Lohse überzeugt. Auch weil<br />
die Ziele <strong>mit</strong> Blick auf die Steigerung<br />
der Effizienz dieselben seien.<br />
Kein Contracting wie aus dem<br />
Lehrbuch, aber in Teilen hat der<br />
Oberflächenspezialist Holder aus<br />
Kirchheim/Teck an seinem Standort<br />
in Laichingen umgesetzt. „Es ist<br />
mehr ein Wärmelieferungsvertrag<br />
vergleichbar <strong>mit</strong> einem Miet-Kauf-<br />
Modell“, erklärt Prokurist Jürgen<br />
Glaser den Ansatz. Über zehn Jahre<br />
läuft der 2017 abgeschlossene Vertrag<br />
<strong>mit</strong> der Südwärme AG, welche<br />
die Heizanlage bereitstellt und in<br />
diesem Zeitraum auch wartet. Zudem<br />
wurde ein Blockheizkraftwerk<br />
am Standort in Betrieb genommen.<br />
Als Holder das Gebäude in Laichingen<br />
übernommen hatte, war die<br />
Heizungsanlage in einem sanierungsbedürftigen<br />
Zustand, berichtet<br />
Glaser. Durch die Kooperation<br />
<strong>mit</strong> Südwärme musste das Unternehmen<br />
die Investitionskosten nicht<br />
auf einmal stemmen, sondern trägt<br />
die Kosten über die monatlichen<br />
Zahlungen an den Dienstleister über<br />
zehn Jahre hinweg ab.<br />
Die meisten<br />
sehen sich als<br />
Partner, weil sie<br />
die selben Ziele<br />
verfolgen.<br />
Rüdiger Lohse<br />
Landesenergieagentur KEA<br />
Der Contracting-Anbieter Südwärme<br />
sieht wie Süslü vom KEFF<br />
bei den Unternehmen noch eine gewisse<br />
Zurückhaltung. „Nach unseren<br />
Erfahrungen ist Energie-Contracting<br />
bei Unternehmen bei Weitem<br />
nicht so verbreitet wie in der<br />
Wohnungswirtschaft beziehungsweise<br />
in der Baubranche allgemein“,<br />
sagt Vorstand Rudi Maier. „Am häufigsten<br />
entscheiden sich bei uns Betriebe<br />
für Contracting, wenn neben<br />
der reinen Wärmeversorgung auch<br />
zumindest teilweise eine Eigenstromversorgung<br />
über ein Blockheizkraftwerk<br />
in Frage kommt.“<br />
Denn dann sei neben der technischen<br />
Herausforderung auch ein<br />
sehr hoher administrativer Aufwand<br />
zu bewältigen.<br />
Zudem steige aufgrund immer<br />
komplexerer Anforderungen von<br />
Seiten der Politik an die Unternehmen<br />
die Attraktivität von Contracting-Modellen,<br />
ist Jörg Entress überzeugt.<br />
„Es wird immer schwieriger<br />
und komplexer die Energieversor-
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
27<br />
Intelligent e-mobil:<br />
Umstieg auf die eigene e-Fahrzeugflotte<br />
Die Elektrifizierung eines Fahrzeugpools bietet<br />
für Unternehmen viele Vorteile und enorme<br />
Chancen – erfordert jedoch eine genaue<br />
Planung.<br />
Bereits 2011 haben die Stadtwerke Ulm/Neu-<br />
Ulm (SWU) begonnen, eine öffentliche Ladeinfrastruktur<br />
in Ulm/Neu-Ulm und Umgebung<br />
aufzubauen. Darüber hinaus beraten sie Unternehmen<br />
und bieten Dienstleistungen und<br />
Services zu Ladestationen an. Was müssen<br />
Unternehmen bei einem Umstieg und dem<br />
Aufbau firmeneigener Ladeinfrastruktur<br />
beachten?<br />
Konzept für den e-Fuhrpark<br />
Reine Elektroautos eignen sich gut als Pool-Fahrzeug<br />
für kürzere Strecken. Mit dem Angebot<br />
ausgewählter Elektrofahrzeuge im Fahrzeugpool<br />
präsentiert sich ein Betrieb seinen Kunden<br />
und Mitarbeitern als modernes und umweltorientiertes<br />
Unternehmen. Für die Auslegung der<br />
Ladeinfrastruktur sollten Daten zur Fahrzeugnutzung<br />
und die Standortbe dingungen bekannt<br />
sein: Wie viele Kilometer werden täglich gefahren?<br />
Wie häufig und zu welchen Zeiten wird das<br />
Firmen-Fahrzeug genutzt? Parken die Fahrzeuge<br />
auf einem Parkplatz, in einer Tiefgarage oder<br />
einem Parkhaus?<br />
Netzanschluss und Ladestationen<br />
Durch eine Analyse des Netzanschlusses wird<br />
erfasst, wieviel Leistung zu welchen Zeiten im<br />
firmeneigenen Stromnetz zur Verfügung steht.<br />
Durch ein Lastmanagement können vorhandene<br />
Netzkapazitäten optimal ausgenutzt<br />
werden, ohne teure Investitionen in einen<br />
Netzausbau. Für die Ladestationen bieten die<br />
SWU einen Rund-um-Service an, inklusive Planung,<br />
Bau, Wartung und Service.<br />
Mitarbeiter- und Besuchertarif<br />
Die SWU können auch die komplette Abrechnung<br />
des Stromtankens übernehmen. Hierbei<br />
Foto: SWU<br />
sind verschiedene Tarifmodelle möglich. Unternehmen<br />
haben so die Möglichkeit, unterschiedliche<br />
Tarife für Mitarbeiter oder Kunden<br />
anzubieten.<br />
Kombination <strong>mit</strong> Photovoltaik-Anlage<br />
Eine PV-Anlage ist eine ideale Ergänzung zur<br />
e-Fuhrpark-Strategie. Clever: Carports <strong>mit</strong> PV<br />
– so stehen die Fahrzeuge gleich geschützt.<br />
Grüner Strom<br />
E-Mobilität ist nur nachhaltig, wenn die Fahrzeuge<br />
<strong>mit</strong> erneuerbarer Energie betrieben werden.<br />
SWU NaturStrom ist zu 100 Prozent regenerativ<br />
erzeugter Strom. Der grüne Strom<br />
kann für die Versorgung der Ladestation oder<br />
als Ergänzung zur eigenen regenerativen Energieerzeugung<br />
(z.B. durch eine PV-Anlage)<br />
genutzt werden.<br />
Förderprogramme<br />
Um die CO 2 -Minderungsziele zu erreichen haben<br />
Bund und Länder Förderprogramme für<br />
den Aufbau von Ladeinfrastruktur für Unternehmen<br />
aufgelegt. In der Regel werden Investitionszuschüsse<br />
für die Anschaffung und Umsetzung<br />
von Ladestationen gezahlt. Der Bezug von grünem<br />
Strom ist häufig Voraussetzung dafür.<br />
eCarsharing<br />
Mit ihrem eCarsharing swu2go ist die SWU<br />
bereits in vielen Kommunen in der Region erfolgreich.<br />
Unternehmen können sich ebenso<br />
ein exklusiv für die Mitarbeiter nutzbares<br />
swu2go-Elektrofahrzeug an den Standort<br />
holen. Die SWU liefert und installiert die Ladeinfrastruktur<br />
am Firmenstandort. Das Unternehmen<br />
ist Eigentümer der Ladesäule, die SWU<br />
übernimmt die Betriebsführung. Vorteil: Der<br />
Betrieb spart sich den organisatorischen und<br />
technischen Aufwand für den eigenen Fuhrpark.<br />
SWU-Energieleistung<br />
• Energie-Konzepte und Beratung<br />
• Energieaudit<br />
• Energiemanagement<br />
• Wärmedienstleistungen<br />
• Eigenerzeugung (Photovoltaik, Blockheizkraftwerk,<br />
Wärme- und Kälteanlagen)<br />
• Energie-Contracting (z.B. Wärme,<br />
Ladeinfrastruktur, Photovoltaik)<br />
• Ladelösungen für Elektromobilität<br />
• eCarharing-Angebote<br />
SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH<br />
Karlstraße 1-3<br />
89073 Ulm<br />
E-Mail: e-mob@swu.de<br />
www.swu.de<br />
SWU_AZ_Energiedienstleistungen_181x65_RZ_Pfade.indd 1 10.02.21 11:48
28<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
gung und Energiesteuerung<br />
in einem Unternehmen aus einer<br />
Hand zu leisten.“ Früher<br />
habe es noch einfache Ölkessel<br />
gegeben, um den sich der Chef<br />
noch selbst nebenbei gekümmert<br />
habe.<br />
Heute hingegen gebe es bedeutend<br />
mehr Systeme und Automation.<br />
„Die Energiebereitstellung<br />
ist insgesamt viel komplexer<br />
geworden“, sagt Entress.<br />
Zudem müsse das zuständige<br />
Personal ständig geschult werden,<br />
um die sich ändernden gesetzlichen<br />
Vorgaben auch korrekt<br />
umsetzen zu können. „Vor<br />
allem kleinere Unternehmen<br />
müssen schauen, wie sie da<strong>mit</strong><br />
umgehen.“<br />
Häufig ist Entress zufolge zudem<br />
das Thema Energiebereitstellung<br />
bislang noch ein eher<br />
randständiges Thema in Unternehmen.<br />
„Die eigene Wertschöpfung<br />
hat Priorität.“ Der zum Jahresbeginn<br />
eingeführte CO 2<br />
-Preis<br />
könne jedoch einen zusätzlichen<br />
Impuls geben. „Der Druck, Energie<br />
einzusparen, wird größer“,<br />
Verträge<br />
werden nicht<br />
unterzeichnet, weil<br />
sich plötzlich das<br />
Gesetz ändert.<br />
Rudi Maier<br />
Südwärme AG<br />
ist auch KEA-Experte<br />
Lohse überzeugt. Ein ökologisch<br />
verantwortungsvolles<br />
Bewusstsein werde auch in der<br />
Außenwirkung von Unternehmen<br />
immer wichtiger.<br />
Hier sieht Maier den Spielball<br />
auf Seiten der Politik. „Die<br />
größte Herausforderung bei der<br />
Eigenstromerzeugung über ein<br />
Blockheizkraftwerk ist leider<br />
der Gesetzgeber.“ Die zahlreichen<br />
Änderungen des<br />
Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz<br />
in den vergangenen zwei Jahren<br />
seien nicht hilfreich gewesen,<br />
um das Contracting auch in der<br />
Wirtschaft zu etablieren. Die<br />
Auswirkung auf die Wirtschaftlichkeit<br />
der Konzepte seien teils<br />
„gravierend“ gewesen, berichtet<br />
Maier. „Dies führte leider<br />
häufiger dazu, dass unterschriftsreife<br />
Contractingverträge<br />
nicht umgesetzt wurden, weil<br />
plötzlich die wirtschaftlichen<br />
Grundlagen fehlten.“<br />
Maier hofft nun, dass die bisher<br />
letzte Fassung des<br />
Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz<br />
„eine etwas längere Halbwertszeit<br />
als die Vorgänger hat“,<br />
um Planungssicherheit für Contractor<br />
und Unternehmen zu erreichen.<br />
„Lieber Planungssicherheit<br />
bei schwierigen gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen als<br />
eine komplette Verunsicherung<br />
der Kunden bei ständig wechselnden<br />
gesetzlichen Rahmenbedingungen.“<br />
Chancengleichheit gefordert<br />
Auch KEA-Experte Lohse setzt<br />
auf die Politik. Auf Landesebene<br />
erhielten Contracting-Projekte<br />
Zuspruch und auch die Beratungsstelle<br />
werde vom Land<br />
<strong>mit</strong>finanziert. Auf Bundesebene<br />
brauche es dagegen mehr Bewegung.<br />
Bislang sei das Contracting<br />
schlechter gestellt. „Wenn<br />
der Strom selbst hergestellt<br />
wird, ist das Unternehmen beim<br />
EEG-Gesetz bessergestellt als<br />
wenn ein Drittanbieter zwischengeschaltet<br />
wird“, sagt Lohse.<br />
„Was wir brauchen ist Chancengleichheit.“<br />
[!] Julia Kling<br />
Die Betreuung<br />
der Energiesysteme<br />
im<br />
Unternehmen<br />
wird immer<br />
komplexer. Dafür<br />
braucht es meist<br />
Fachkräfte.<br />
FOTOS: XPIXEL & GURUXOX/SHUTTERSTOCK.COM
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
29<br />
Contracting – wirtschaftlich und<br />
ökologisch effizient<br />
Steigende Energiekosten werden sowohl im<br />
Privaten als auch für Unternehmen zu einer<br />
immer größeren finanziellen Belastung.<br />
Die Julius Gaiser GmbH & Co. KG aus Ulm ist<br />
einer der führenden Anbieter für innovative<br />
und ressourcenschonende Gebäudetechnik.<br />
Seit 1928 entwickeln die Ulmer wirtschaftliche<br />
und umweltschonende Lösungen für Industrie<br />
und Gewerbe rund um Wärme, Kälte, Energie,<br />
Sanitär und Klima.<br />
„Die beste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen.<br />
Bei vielen alten Heizungen fehlen oft ‘intelligente‘<br />
Steuerungen und so laufen die Anlagen<br />
meist <strong>mit</strong> gleichbleibend hoher Leistung,<br />
obwohl ein Teil der produzierten Energie gar<br />
nicht benötigt wird. Ebenso werden Potentiale<br />
nicht erkannt und nicht sinnvoll genutzt. Beispielsweise<br />
kann entstehende Prozessabwärme<br />
bei produzierendem Gewerbe recht<br />
simpel in ‘kostenlose‘ Heizwärme umgewandelt<br />
werden.“, erklärt Harald Kretschmann,<br />
Geschäftsführer bei Gaiser.<br />
Die Geschäftsführer Reinhold Köhler (li.)<br />
und Harald Kretschmann.<br />
Foto: Gaiser<br />
Durch eine umfassende Heizungsmodernisierung<br />
lassen sich Energiekosten von Industrieunternehmen<br />
um bis zu 50 Prozent reduzieren.<br />
Selbst wenn die hohen Investitionen hierfür<br />
auf den ersten Blick abschrecken, amortisieren<br />
sich die Kosten bereits innerhalb weniger Jahre.<br />
Zusätzlich bietet eine Vielzahl lukrativer<br />
staatlicher Förderprogramme weiteren Anreiz,<br />
veraltete Technik zu erneuern und da<strong>mit</strong> auch<br />
den CO2Ausstoß zu reduzieren.<br />
„Denjenigen Kunden, die sich davor scheuen,<br />
selbst in eine Modernisierung von industriellen<br />
Energieerzeugungsanlagen zu investieren, bieten<br />
wir passende ContractingModelle an. Das<br />
bedeutet, wir planen, finanzieren, installieren,<br />
betreiben und warten die Anlagen eigenverantwortlich<br />
direkt beim Kunden. Der Kunde zahlt<br />
lediglich einen festen Preis für die abgenommene<br />
Energie. Um alles andere kümmern wir<br />
uns. Wir sorgen dafür, dass die Anlage stets<br />
zuverlässig und effizient arbeitet und tragen<br />
selbstverständlich auch das Risiko, falls dennoch<br />
einmal ein Schaden an der Anlage auftreten<br />
sollte. Diese Energielieferverträge schließen<br />
wir <strong>mit</strong> den Kunden gewöhnlich für eine<br />
Laufzeit von 15 Jahren. Mittlerweile sind es weit<br />
über 100 solcher Anlagen.“, ergänzt Reinhold<br />
Köhler, Geschäftsführer bei Gaiser.<br />
Julius Gaiser GmbH & Co. KG<br />
Blaubeurer Straße 86<br />
89077 Ulm<br />
Telefon: 07 31/39 87100<br />
info@gaiseronline.de<br />
www.gaiseronline.de<br />
Rundum sorglos dank unserer<br />
Contractinglösungen<br />
Von der Alb bis an den Bodensee versorgen wir seit 1928 Industrie, Gewerbe und<br />
Wohnbau <strong>mit</strong> innovativer und ressourcenschonender Technik rund um Wärme, Kälte,<br />
Energie, Sanitär, Lüftung und Klima. Als Energiedienstleister planen und bauen wir<br />
Komplettanlagen aller Größen, finanzieren diese und betreiben sie im Rahmen unserer<br />
Contracting-Modelle.<br />
Julius Gaiser GmbH & Co. KG<br />
Zentrale Ulm<br />
Niederlassung Heidenheim<br />
Blaubeurer Str. 86 Steinheimer Str. 57<br />
89077 Ulm 89518 Heidenheim<br />
www.gaiser-online.de
30<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Ein Quantum<br />
Präzision<br />
Sensorik Das Zukunftscluster aus der Region Stuttgart/Ulm<br />
darf sich über eine Millionenförderung freuen. Autonomes<br />
Fahren, Pharmaforschung und medizinische Anwendungen<br />
sollen besser werden – auch dank der Forscher der Uni Ulm.<br />
Was das Thema Sensorik<br />
angeht, so kommt weltweit<br />
kaum jemand am<br />
Standort Baden-Württemberg<br />
vorbei. Hier sitzen<br />
High-Tech-Konzerne wie Carl Zeiss,<br />
Bosch und Trumpf ebenso wie innovative<br />
Mittelständler, die allesamt<br />
eng <strong>mit</strong> Universitäten und Hochschulen<br />
zusammenarbeiten.<br />
Auch aufgrund dieses guten Netzwerks<br />
hat Bundesforschungsministerin<br />
Anja Karliczek dem Zukunftscluster<br />
Quantensensorik aus Baden-<br />
Württemberg den Zuschlag gegeben,<br />
als einem von sieben Projekten unter<br />
137 Bewerbern. Mit ihren Forschungsschwerpunkten<br />
zur Quantensensorik<br />
ist die Uni maßgeblicher<br />
Teil eines gleichnamigen Zukunftsclusters<br />
der Region Stuttgart – Ulm.<br />
In den kommenden neun Jahren wird<br />
das Projekt namens „QSens“ vom<br />
Bundesforschungsministerium als eines<br />
von bundesweit sieben ausgewählten<br />
Clustern <strong>mit</strong> einem hohen<br />
zweistelligen Millionenbetrag gefördert.<br />
Allein in den nächsten drei Jahren<br />
bekommen die Unis Stuttgart<br />
und Ulm dafür 15 Millionen Euro<br />
vom Bund, die etwa zu gleichen Tei-<br />
Zur Person<br />
Seit 2007 lehrt<br />
Prof. Dr. Joachim Ankerhold<br />
an der Uni<br />
Ulm. Er ist Vizepräsident<br />
für Forschung<br />
und leitet das Institut<br />
für Komplexe<br />
Quantensysteme.<br />
len in die beteiligten Akteure in der<br />
Landeshauptstadt und auf dem Oberen<br />
Eselsberg fließen. Bis 2<strong>03</strong>0 summiert<br />
sich die Fördersumme auf 45<br />
Millionen Euro, hinzu kommen noch<br />
Landes<strong>mit</strong>tel im einstelligen Millionenbereich.<br />
„Es geht darum, ein regionales<br />
Netzwerk für hochinnovative<br />
Forschung zu schaffen“, sagt<br />
Prof. Joachim Ankerhold, Direktor<br />
des Instituts für komplexe Quantensysteme<br />
an der Uni Ulm.<br />
Allianz <strong>mit</strong> 19 Unternehmen<br />
Das Besondere an den Zukunftsclustern<br />
sei der enge Verbund <strong>mit</strong> der Industrie.<br />
So sitzen 19 Unternehmen<br />
<strong>mit</strong> im Boot, große wie beispielsweise<br />
Bosch oder Boehringer Ingelheim,<br />
aber auch Mittelständler und Startups.<br />
Alle haben sich zu Investitionen<br />
verpflichtet: in den nächsten drei Jahren<br />
zwischen vier und fünf Millionen<br />
Euro. Ankerhold bezeichnet die Cluster<br />
als „Versuch, Grundlagenforschung<br />
und Industrie zusammenzubringen<br />
und in Industrieprodukte zu<br />
übersetzen“.<br />
Worum es geht? Mit ihrer extremen<br />
Präzision können Quantensensoren<br />
moderne Technologien auf ein<br />
neues Niveau heben: Sie ermöglichen<br />
extrem genaue Messungen, die im<br />
FOTO: TRUMPF<br />
Die Trumpf-Tochter<br />
Quant hat den ersten<br />
Quantensensor zur<br />
Marktreife gebracht<br />
(Bild). Ähnlich<br />
werden die Geräte<br />
aussehen, die im<br />
Zuge des Zukunftsclusters<br />
entstehen.
unternehmen [!] MACHEN 31<br />
Zuge der fortschreitenden Digitalisierung<br />
in immer mehr Sparten gebraucht<br />
werden. So erkennen Quantensensoren<br />
in autonomen Fahrzeugen<br />
Hindernisse außerhalb des Sichtfeldes.<br />
Bei Vorsorgeuntersuchungen<br />
beispielsweise gegen Krebs oder Alzheimer<br />
diagnostizieren sie die Erkrankung,<br />
noch bevor sich die ersten<br />
Symptome zeigen.<br />
„Daten sind aktuell der Treiber jeder<br />
technologischen Innovation, ob<br />
im Bereich der Gesundheit, der<br />
Nachhaltigkeit oder der Industrie“,<br />
erläutert Ankerhold. Mit Hilfe der<br />
Quantensensorik werde es möglich,<br />
Geräte <strong>mit</strong> enormen Datenströmen<br />
zu versorgen. Denn obwohl Chips<br />
und Speicher immer mehr Daten verarbeiten<br />
müssen, gilt doch: Größer<br />
dürfen sie nicht werden.<br />
„Mit Clusters4Future wollen wir<br />
neue wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
und junge Technologiefelder schnell<br />
in die wirtschaftliche Umsetzung<br />
bringen“, erläuterte Bundesforschungsministerin<br />
Anja Karliczek bei<br />
der Bekanntgabe der Sieger. Bei<br />
QSens wird systematisch von der Anforderung<br />
her gedacht, sagt Clustersprecher<br />
Jens Anders vom Institut für<br />
Intelligente Sensorik und Theoretische<br />
Elektrotechnik der Uni Stuttgart.<br />
Bei Beinprothesen etwa gibt es heute<br />
Fehlerquoten von bis zu 20 Prozent.<br />
Mit neuen Sensoren könnten Fehltritte<br />
vermieden werden.<br />
MRT-Scanner in Handgröße<br />
Quantensensoren sollen Computeruhren<br />
– die Daten wie die Herzfrequenz<br />
auslesen – in zuverlässige medizinische<br />
Alltagsgeräte verwandeln.<br />
Möglicherweise werden künftig keine<br />
zimmergroßen MRT-Scanner zur<br />
Darstellung von Organen in Krankenhäusern<br />
und Praxen mehr nötig<br />
sein, sondern nur ein Handgerät, das<br />
die Bilder etwa eines Gehirns auf ein<br />
Tablet bringt.<br />
„Wir hoffen auf eine ähnlich revolutionäre<br />
Entwicklung wie bei der<br />
Boten-RNS mRNA, die für Covid19-Impfstoffe<br />
verwendet wird, ursprünglich<br />
aber für die Tumorbekämpfung<br />
entwickelt wurden“, sagte<br />
Jörg Warchtrup, der Leiter des 3.<br />
Physikalischen Instituts der Universität<br />
Stuttgart. Angestrebt werden<br />
auch Anwendungen für die Suche<br />
nach pharmazeutischen Wirkstoffen.<br />
Das Pharmaunternehmen Boehringer<br />
Ingelheim wünscht sich bessere<br />
Sensoren für die Forschung, Rentschler<br />
Biotechnologie für die Qualitätskontrolle.<br />
Aber auch das autonome<br />
Fahren <strong>mit</strong> Autos, Nachweise von<br />
Schadstoffen in der Umwelt und die<br />
Bestimmung der Haltbarkeit von Lebens<strong>mit</strong>teln<br />
sollen verbessert werden.<br />
Wichtig sind die Minimalisierung<br />
und ein niedriges Preisniveau für die<br />
Anwendungen. Deshalb sind die Produkte<br />
zunächst teurer und erst bei<br />
großer Stückzahl so massentauglich,<br />
dass Bosch sie in Alltagsprodukte<br />
einbauen kann.<br />
Noch sei vieles offen,<br />
aber es handele sich ja<br />
auch um Forschung.<br />
Doch es gibt schon Produkte<br />
<strong>mit</strong> Fast-Marktreife.<br />
Die hundertprozentige<br />
Tochter des Laserspezialisten<br />
Trumpf Qant und der Sensorik-Spezialist<br />
Sick haben ein<br />
Messsystem zur Luft-Analyse<br />
entwickelt, von dem es Ende<br />
<strong>2021</strong> einen Prototypen geben<br />
soll, sagt Qant-Chef Michael<br />
Förtsch. Diese werden etwa bei<br />
der Überprüfung der Luftqualität<br />
in U-Bahn-Schächten und in den<br />
sensiblen Halbleiter- und Pharmazie-Produktionen<br />
eingesetzt. [!] <br />
Christoph Mayer, Thomas Veitinger<br />
Wir hoffen<br />
auf eine<br />
revolutionäre<br />
Entwicklung wie bei<br />
der mRNA.<br />
Jörg Warchtrup<br />
Leiter Phys. Institut Uni Stuttgart<br />
Ziel ist der leistungsfähige Superrechner<br />
Mit künstlichen Nanodiamanten lassen sich Sensoren und etwa bildgebende Verfahren<br />
verbessern – an der Uni Ulm wird da<strong>mit</strong> seit Jahren geforscht. <br />
Foto: Heiko Grandel<br />
Quantensensoren<br />
ermöglichen<br />
extrem präzise<br />
Messungen.<br />
Unser Bild zeigt<br />
die Prüfung der<br />
elektronischen<br />
Signalverarbeitung<br />
bei der Trumpf-<br />
Tochter Qant.<br />
Quantencomputer Nicht<br />
nur im Bereich Quantensensorik<br />
sind Ulmer Forscher Spitze:<br />
Sie wollen auch dem hochleistungsfähigen<br />
Quantencomputer<br />
zum Durchbruch verhelfen.<br />
Mit 19 Millionen Euro fördert<br />
das Stuttgarter Wissenschaftsministerium<br />
sechs Verbundprojekte.<br />
An drei Vorhaben<br />
sind Ulmer Uni-Physiker<br />
federführend beteiligt: die<br />
Quantenwissenschaftler Joachim<br />
Ankerhold, Fedor Jelezko<br />
und Wolfgang Schleich.
32<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
Seiner Zeit<br />
voraus<br />
Die private Seite Friedrich E. Rentschlers<br />
Leidenschaft galt der zeitgenössischen<br />
Kunst. Seine Sammlung FER genießt auch<br />
international einen hervorragenden Ruf.<br />
Friedrich E. Rentschler<br />
teilte seine große Leidenschaft<br />
zur Kunst <strong>mit</strong><br />
seiner Frau Maria. Gemeinsam<br />
suchten sie das Gespräch<br />
<strong>mit</strong> anderen Kunstliebhabern,<br />
teilten ihre Passion für<br />
kreatives Denken und Handeln,<br />
für Kunst, die zum Denken anregt.<br />
Beide widmeten sich bereits<br />
in seiner aktiven Zeit als<br />
Geschäftsführer und Gesellschafter<br />
der Dr.Rentschler-Gruppe,<br />
vor allem aber nach<br />
seinem Ausstieg aus dem Unternehmen<br />
dem Sammeln von Werken<br />
der Arte Povera, der Minimal<br />
Art und der Konzeptkunst.<br />
Entstanden ist eine einzigartige<br />
Sammlung, die unter dem Namen<br />
FER Collection internationale<br />
Beachtung findet. Der 2018<br />
verstorbene Sammler gehört zu<br />
den weltweit anerkannten Privatsammlern<br />
für zeitgenössische<br />
Kunst.<br />
Der im Jahr 1932 geborene<br />
Rentschler gehörte über Jahrzehnte<br />
zu den prägenden Familienunternehmern<br />
Oberschwabens.<br />
40 Jahre lang führte er das<br />
Pharma- und später auch Biotechunternehmen<br />
in Laupheim.<br />
1999 übergab er die operative<br />
Leitung an seinen Sohn Nikolaus<br />
und war bis 2015 Vorsitzender<br />
des Aufsichtsrates.<br />
Antike Statue nach der Venus<br />
der Medici: Der italienische<br />
Bildhauer Giulio Paolinii schuf<br />
1976 die Figuren „Mimesi“.<br />
Start <strong>mit</strong> einer Heiligenfigur<br />
Seine Sammlertätigkeit beginnt<br />
er – so eine Anekdote –<br />
nach bestandenem Abitur keineswegs<br />
<strong>mit</strong> einer zeitgenössischen<br />
Arbeit, sondern <strong>mit</strong> der<br />
Statue der Heiligen Barbara. Der<br />
junge Rentschler entschied sich<br />
für die Heiligenfigur – und gegen<br />
ein Motorrad.
unternehmen [!] LEBEN 33<br />
Jahre später begann der promovierte<br />
Pharmazeut, sich intensiv<br />
<strong>mit</strong> zeitgenössischer Kunst zu<br />
beschäftigen. Impulse kamen<br />
vom Gründungsrektor der ehemaligen<br />
Hochschule für Gestaltung<br />
HfG und Konkretkünstler<br />
Max Bill, dem<br />
dort lehrenden<br />
Maler Josef Albers<br />
und vor allem<br />
aus Kurt<br />
Frieds studio f.<br />
Der Ulmer Verleger<br />
und<br />
Kunstmäzen<br />
war für Rentschler<br />
Vorbild in Sachen Kunstförderung<br />
und Kunstver<strong>mit</strong>tlung.<br />
Sein ausgeprägtes Gespür für<br />
neue Entwicklungen, Entdeckerfreude,<br />
die notwendige Risikobereitschaft<br />
und ein bisschen Glück<br />
begleiteten Friedrich E. Rentschler<br />
bei seinen Entscheidungen im<br />
Unternehmen und in der Kunst.<br />
Mit Gespür<br />
für Trends,<br />
Entdeckerfreude<br />
und der nötigen<br />
Risikobereitschaft.<br />
Beides hat er immer getrennt.<br />
Mit einer glücklichen Hand und<br />
dem Mut zum frühen Kauf museal<br />
noch nicht entdeckter<br />
Künstler, stieg der materielle<br />
Wert seiner Sammlung. Eine<br />
wichtige Bestätigung war für ihn,<br />
wenn die Bedeutung<br />
seiner<br />
Sammlerstücke<br />
erst nach<br />
Jahren wahrgenommen<br />
wurde.<br />
Friedrich E.<br />
Rentschler beschäftigte<br />
sich<br />
intensiv <strong>mit</strong> Kunst und Kunstgeschichte.<br />
Mit seinem Sachverstand<br />
war er von 1994 bis 2006<br />
ein gefragtes Mitglied in den<br />
Gremien und Vorständen von<br />
Kunststiftungen, Akademien und<br />
im Hochschulrat der Staatlichen<br />
Akademie der Bildenden Künste<br />
Karlsruhe.<br />
Auch Teil der Sammlung: die„Raketen“ der Schweizer Performanceund<br />
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34<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
40 Werke<br />
Im Oktober 2020 ging die<br />
Sammlung nach der Inventarisierung<br />
in Hinblick auf<br />
Erbansprueche und nach<br />
der Klärung von Eigentumsfragen<br />
in den Besitz er<br />
Erben über. Die aktuell 40<br />
Werke der Sammlung werden<br />
in der Ausstellungspräsentation<br />
im Ulmer Stadtregal immer<br />
wieder anders zusammengestellt,<br />
und ermöglichen so<br />
neue Sichtweisen und offenbaren<br />
neue Bezüge zwischen<br />
den Werken.<br />
Die Sammlung werde<br />
im Sinn des Gründers<br />
weitergeführt, sagt die<br />
für organisatorische Belange<br />
zuständige Mitarbeiterin.<br />
„Es war stets das Anliegen<br />
von Friedrich E. Rentschler,<br />
die Sammlung soweit<br />
Viele Jahre waren Leihgaben seiner<br />
Sammlung in internationalen<br />
Museen zu sehen. Große Installationen<br />
aus der FER Collection befanden<br />
sich als Dauerleihgabe in der<br />
Schausammlung des Medienzentrums<br />
ZKM in Karlsruhe. Die Suche<br />
nach neuen Depoträumlichkeiten<br />
führte 2009 zur Ausstellungspräsentation<br />
in den loftartigen Räumen im<br />
Ulmer Stadtregal. Nicht primär publikumswirksam<br />
repräsentativ, sondern<br />
als Einladung an Kunstinteressierte<br />
die Seherfahrung des Sammlerehepaares<br />
zu teilen, Räume <strong>mit</strong><br />
Kunst als Erfahrungsräume wahrzunehmen<br />
und die Fantasie anzuregen.<br />
Wer die Gelegenheit hatte, an einer<br />
seiner Führungen teilzunehmen,<br />
spürte seine Begeisterung und sein<br />
tiefes Verständnis für die Kunst und<br />
die Intention der Künstler, die er<br />
teilweise persönlich kannte. Dogmatisch<br />
war er nie. Ihn zeichnete ein<br />
humorvoller Blick auf die Kunst und<br />
seine Sammelleidenschaft aus.<br />
Direkt auf Wänden gearbeitet<br />
Friedrich E. Rentschler weckte das<br />
Verständnis der Besucher für die<br />
Konzeptkunst, die Werke der Arte<br />
Povera und der der Minimal Art,<br />
ohne sie „überzeugen zu wollen“.<br />
Damals gab es die Ausstellungsräume<br />
im Stadtregal noch nicht, ein Teil<br />
der Sammlung befand sich im Privathaus<br />
der Rentschlers in Laupheim.<br />
Teilweise hatten die Künstler<br />
direkt auf den Wänden gearbeitet.<br />
Nach einer Kanne Tee und einem<br />
langen Gespräch über Kunst freute<br />
Antiker Kopf <strong>mit</strong><br />
Binde: Jannis<br />
Kounellis, Ohne<br />
Titel, 1979.<br />
er sich darüber dass seine Gäste<br />
„jetzt verstehen, was diese Kunstwerke<br />
für mich bedeuten. Sie sind<br />
ein wichtiger Teil meines Lebens<br />
und meiner Sicht auf das Leben“, erklärte<br />
der Sammler,<br />
„Der Geist unserer Zeit“<br />
Die Kunstwerke hatten für ihn Form<br />
und Inhalt. „Die Form so einfach wie<br />
möglich, der Inhalt der Geist unserer<br />
Zeit. Kunst ist für mich nicht primär<br />
ein optischer Genuss, als vielmehr<br />
die Anregung der Fantasie.<br />
Anregung der Fantasie halte ich für<br />
wichtig weil es die Grundlage von<br />
Kreativität ist. Und Kreativität brauchen<br />
wir in unserer immer komplexeren<br />
Welt ganz besonders“.<br />
Parallel zur Sammlung FER entstand<br />
die Sammlung Schlumberger<br />
<strong>mit</strong> Quilts der Amish People. „Es<br />
handelt sich bei diesen ausgesuchten<br />
Exemplaren um gebrauchte<br />
Quilts aus der Zeit von 1850 bis 1945<br />
und nicht um spätere kunsthandwerkliche<br />
Anfertigungen“, erklärt<br />
Maria Schlumberger-Rentschler den<br />
Wert der Sammlung und das Besondere<br />
dieser Quilts. Die Amish sind<br />
eine christliche Gemeinschaft, die<br />
um 1630 in der Schweiz aus einer<br />
Gruppe ehemaliger Mennoniten<br />
entstand, die später überwiegend in<br />
die USA auswanderten.<br />
Für die Amish-Frauen war das gemeinsame<br />
Quilten die Gelegenheit<br />
sich zu treffen. In ihrem durch strenge<br />
Regeln bestimmten Alltag erfüllten<br />
sie <strong>mit</strong> der kunstvollen Gestaltung<br />
der handgenähten Bettüber-<br />
wie möglich zu erhalten,<br />
sie aber auch am Leben<br />
zu erhalten.“ Daher werden<br />
weiterhin Werke an<br />
andere Museen ausgeliehen,<br />
wie derzeit an das<br />
Kunstmuseum Stuttgart<br />
für die Ausstellung Wände I<br />
Walls und zuletzt an La Casa<br />
Encendida in der spanischen<br />
Hauptstadt Madrid.<br />
Für Gruppen bis zu acht<br />
Personen bietet eine, <strong>mit</strong> der<br />
Sammlung vertraute<br />
Kunsthistorikerin weiterhin<br />
Führungen in den<br />
Ausstellungsräumen im Ulmer<br />
Stadtregal an. Abhängig<br />
von den geltenden Corona-Maßnahmen<br />
sind eventuell<br />
nur online-Führungen möglich.<br />
Buchbar sind diese unter<br />
fer-collection.de<br />
Kunst ist für<br />
mich nicht primär<br />
optischer Genuss,<br />
sondern Anregung<br />
der Fantasie.<br />
Friedrich E. Rentschler<br />
Sammler und Unternehmer<br />
würfe ihr Bedürfnis nach Ästhetik,<br />
Schönheit und Farben, aber auch<br />
nach kleinen Tabubrüchen. „Hinter<br />
der klar strukturierten Schauseite<br />
der wärmenden Decken verbirgt<br />
sich nicht selten ein als hochmütig<br />
geltendes unerlaubtes Muster oder<br />
ein blumiges Design, das im Kontrast<br />
zur streng formalen Vorderseite<br />
eine besondere Wirkung hat.<br />
Fernab vom Kunstgeschehen entstanden<br />
Kunstwerke <strong>mit</strong> einem ausgeprägten<br />
Stilempfinden und einer<br />
ästhetischen Kühnheit, die die konkrete<br />
Kunst <strong>mit</strong> ihrer auf mathematischen<br />
Prinzipien basierende Malerei<br />
<strong>mit</strong> klaren Strukturen, Systemen,<br />
Rhythmus, Programmierung,<br />
Information und Wahrnehmung unbewusst<br />
bereits vorweg nahmen.<br />
Trotz ihrer scheinbaren Gegensätzlichkeit<br />
haben beide Sammlungen<br />
durchaus Gemeinsamkeiten. Es<br />
war Maria Schlumberger-Rentschler<br />
die vor rund 30 Jahren diese Beziehungen<br />
entdeckte und in ihrem<br />
Mann einen begeisterten Befürworter<br />
für den Aufbau der Sammlung<br />
Schlumberger hatte. Auch das „über<br />
den Tellerrand schauen“ zeichnete<br />
den feinsinnigen Sammler Friedrich<br />
E. Rentschler aus. [!] Sigrid Balke<br />
Maria Schlumberger-Rentschler (li.) und ihr Mann<br />
Friedrich E. Rentschler im Jahr 2016 im Ulmer Stadthaus.
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36<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Auf der Suche<br />
nach Leichtigkeit<br />
Vitaform Schuhe made in Baden-Württemberg? Der Betrieb auf<br />
der Schwäbischen Alb zeigt, wie es geht. Inhaber Steffen Schmutz<br />
setzt auf Teleshopping und sein Gespür für Trends.<br />
Schuhe sind<br />
heute weniger<br />
Luxusobjekte,<br />
sondern viel mehr<br />
Accessoires.<br />
Steffen Schmutz<br />
Inhaber Vitaform<br />
Die Wurzeln des Schuhproduzenten<br />
Vitaform<br />
reichen weit zurück.<br />
Bis in Zeiten, in denen<br />
Schuhe noch ein ziemlicher Luxusartikel<br />
waren. Wiesen sie<br />
durch steten Gebrauch Mängel<br />
auf, warf man sie keinesfalls<br />
gleich weg. Wieder und wieder<br />
brachte man sie zum Flicken<br />
und Neubesohlen dorthin zurück,<br />
wo sie hergestellt worden<br />
waren. In die Werkstatt von<br />
Friedrich Schwenk etwa, Schuhmacher<br />
im Dorf Feldstetten auf<br />
der Schwäbischen Alb und Ururgroßvater<br />
von Steffen<br />
Schmutz, dem geschäftsführenden<br />
Inhaber von Vitaform.<br />
Heute seien Schuhe vieles andere<br />
mehr aber am wenigsten<br />
ein Luxusprodukt. „Eher schon<br />
ein modisches Accessoire und<br />
ein Statement für eine Person“,<br />
sagt Schmutz. Und natürlich<br />
spiele auch der gesundheitliche<br />
Aspekt eine große Rolle. Da<strong>mit</strong><br />
ist bereits in knapper Form die<br />
Idee umrissen, die hinter dem<br />
Sortiment und den Kollektionen<br />
des Schuhherstellers in vielerlei<br />
Variation steckt: Das Modische<br />
<strong>mit</strong> dem Nützlichen verbinden,<br />
Bequemlichkeit <strong>mit</strong><br />
dem Trendigen versöhnen.<br />
Auch Menschen <strong>mit</strong> orthopädischen<br />
Auffälligkeiten werden<br />
hier <strong>mit</strong> ziemlicher Sicherheit<br />
fündig.<br />
185 Schuhmodelle für Damen<br />
und 60 für Herren stehen im aktuellen<br />
Sortiment zur Auswahl.<br />
Ein Produzent in einer Nische<br />
ist Vitaform trotzdem. Allein<br />
schon durch die Zugehörigkeit<br />
zu einer Branche, deren beste<br />
Zeiten in Deutschland schon<br />
lange vorüber sind. Nur noch<br />
fünf Prozent der hierzulande<br />
verkauften Schuhe stammen<br />
von heimischen Produzenten,<br />
hat das Bundeswirtschaftsministerium<br />
er<strong>mit</strong>teln lassen. Bedeutet<br />
umgerechnet noch einen<br />
jährlichen Absatz von 20 Millionen<br />
Paar Schuhe, bei einem<br />
Gesamtmarkt von rund 400 Millionen.<br />
87 Prozent der Arbeitsplätze<br />
gingen seit 1970 verloren.<br />
Vitaform aber sucht Mitarbeiter,<br />
„wir sind auf Wachstum<br />
orientiert“, erklärt Schmutz. Ein<br />
„leichtes Plus“ sei sogar im Corona-Jahr<br />
2020 gelungen. Besonders<br />
händeringend suche er<br />
„kreative Köpfe“, Programmierer,<br />
IT-ler. Welten trennen den<br />
Hersteller von der kleinen<br />
Werkstatt des Ururgroßvaters,<br />
der wie sein Sohn und Nachfolger<br />
Christian Schwenk noch<br />
eine kleine Landwirtschaft im<br />
Ein Aufsteiger<br />
In vierter Generation beschäftigt<br />
sich Geschäftsführer<br />
Steffen Schmutz,<br />
Jahrgang 1972, beruflich <strong>mit</strong><br />
Schuhen. Sein Unternehmen<br />
Vitaform beschäftigt<br />
an den Standorten Feldstetten<br />
(Produktion, Fabrikverkauf)<br />
und Heroldstatt<br />
(Verwaltung, Großkundenlogistik,<br />
Entwicklung)<br />
auf der Schwäbischen<br />
Alb rund 60 Mitarbeiter.<br />
„Eigene Leute“ seien ständig<br />
vor Ort bei einem Produktionspartner<br />
in Tschechien.<br />
Umsatzzahlen veröffentlicht<br />
Vitaform nicht.<br />
Schmutz hat viele Bezüge<br />
zu Ulm. Dort hat er nicht<br />
nur ein betriebswirtschaftliches<br />
Studium absolviert,<br />
sondern auch Fußball gespielt.<br />
Und zwar zwischen<br />
1996 und 1999 beim SSV<br />
Ulm 1846, noch unter dem<br />
legendären Trainer Ralf<br />
Rangnick und unter Martin<br />
Andermatt – also in den<br />
beiden Aufstiegsspielzeiten<br />
erst in die 2. und dann in<br />
die 1. Bundesliga.
unternehmen [!] MACHEN 37<br />
Neben der Optik<br />
kommt es Steffen<br />
Schmutz auf den<br />
Tragekomfort des<br />
Schuhs an.<br />
Nebenerwerb betrieb, um das<br />
Auskommen zu sichern.<br />
Fabrikverkauf am Firmensitz<br />
Das Schuhmacher-Gen vererbte<br />
sich später auf die Eltern des<br />
jetzigen Chefs. „Mein Vater war<br />
Teilhaber einer örtlichen Schuhfabrik“,<br />
erzählt Steffen Schmutz.<br />
Es kam zur Trennung. „Eines Tages<br />
standen in unserem Keller<br />
plötzlich Maschinen, Paletten,<br />
Schachteln.“ Im Oktober 1982<br />
hoben die Eheleute Ewald und<br />
Ruth Schmutz Vitaform aus der<br />
Taufe. Die Mutter erledigte das<br />
Kaufmännische, Handelsvertreter<br />
legten Vertriebswege.<br />
Der Einzelhandel spiele noch<br />
immer eine Rolle im Vertrieb,<br />
längst aber nicht mehr die alleinige.<br />
Weitere wichtige Standbeine<br />
seien der Fabrikverkauf und<br />
der eigene Online-Shop. Es gebe<br />
aber nach wie vor einen gedruckten<br />
Katalog und in Berlin<br />
sogar einen eigenen Store. Er sei<br />
ein Entgegenkommen an die<br />
zahlreichen Kunden dort. Darüber<br />
hinaus setzt Vitaform stark<br />
auf Teleshopping, „da sind wir<br />
in fünf Ländern unterwegs“.<br />
Rund ein Drittel der Produktion<br />
gehe in den Export. Japan,<br />
Italien und England seien die<br />
größten Auslandsmärkte.<br />
Längst noch nicht vollständig<br />
beantwortet ist da<strong>mit</strong> die Frage,<br />
was Vitaform besser macht als<br />
andere Schuhhersteller, die<br />
längst verschwunden sind.<br />
Schmutz nennt einige Punkte:<br />
Die gut strukturierten Prozesse<br />
zählen dazu. Die hohe Schlagzahl<br />
<strong>mit</strong> bis zu 25 Neuheiten pro<br />
Monat ebenfalls. Die genaue Beobachtung<br />
der Trends sei<br />
Pflicht, der modischen wie der<br />
technischen.<br />
Was Schuhe noch leichter<br />
und bequemer mache, komme<br />
in den Fokus. Innovationen bei<br />
den Sohlen stoßen ebenso auf<br />
Interesse wie bislang von der<br />
Schuhindustrie unentdeckte<br />
Materialien wie das Hirschleder.<br />
Mit dem landete das Unternehmen<br />
etwa vor elf Jahren einen<br />
Volltreffer, nachdem<br />
Schmutz es auf einer Fachmesse<br />
entdeckte. Messebesuche seien<br />
Pflichttermine. Sehr wichtig<br />
sei auch die Stammkundenpflege<br />
und der Service. „Die persönliche<br />
Kundenansprache, das<br />
macht den Unterschied“, ist<br />
Schmutz überzeugt. Es komme<br />
schon mal vor, dass er selbst bei<br />
einem Kunden anrufe. Den Erkenntnisgewinn<br />
aus solchen Gesprächen<br />
solle man nicht unterschätzen.[!]<br />
Thomas Vogel<br />
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Das Autohaus Burger blickt auf eine über<br />
100-jährige Geschichte zurück. 1896, zehn<br />
Jahre nachdem das erste Automobil zum<br />
Patent angemeldet worden ist, übernahm<br />
Karl Burger am Blautopf von seinem Schwiegervater<br />
die mechanische Werkstätte. Dies<br />
ist der Grundstein für das Autohaus Burger<br />
in Blaubeuren.<br />
„Tradition und Wandel, beides ist uns sehr<br />
wichtig. Heute sind wir ein Autohaus <strong>mit</strong> den<br />
Marken VW, Audi, Skoda, Seat und Cupra. Mit<br />
dem Innenumbau unseres VW Gebäudes haben<br />
wir einen wichtigen Schritt in Richtung<br />
Zukunft gemacht. Wir sind den Wünschen unserer<br />
Geschäfts- und Privatkunden nachgekommen<br />
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Geschäftsführer Joachim Burger.<br />
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immer <strong>mit</strong> einer Flusswasser-Wärmepumpe.<br />
Mein Vater Otto Burger hatte 1983 die Idee<br />
<strong>mit</strong> einer Flusswärmepumpe zu heizen und<br />
hat diese auch umgesetzt. Unsere neue Pumpe<br />
nutzt allerdings noch umweltschonender<br />
und effizienter das Flusswasser der vorbeifließenden<br />
Ach. In einem Kreislauf wird dem<br />
Flusswasser die Wärmeenergie entzogen und<br />
gekühltes Wasser zurückgeleitet – das Wasser<br />
ist danach noch sauerstoffreicher als<br />
zuvor“ erklärt Joachim Burger begeistert.<br />
„Dies spart Energiekosten, vermeidet unnötige<br />
CO 2<br />
Emissionen und unterstützt das Ökosystem<br />
der Ach.“ Umweltschutz, Unabhängigkeit<br />
von der Öl industrie und nachhaltiges<br />
Handeln war für Otto Burger bereits damals<br />
Joachim Burger freut sich über den gelungenen<br />
Umbau.<br />
Fotos: Autohaus Burger<br />
sehr wichtig, als es das Wort „nachhaltig“<br />
noch nicht gab.<br />
Mit der neuen VW ID Familie präsentiert das<br />
Autohaus Burger E-Mobilität der Zukunft.<br />
„Zukunft ist vorne“, so Joachim Burger, „und<br />
wir richten uns, was den Wechsel zur E-Mobilität<br />
angeht, auf die Zukunft aus. Alleine im<br />
letzten Jahr war fast jedes dritte, bei uns gekaufte<br />
Auto, ein Hybrid oder Voll-Elektroauto<br />
gewesen. Sogar meine Eltern fahren seit zwei<br />
Jahren einen vollelektrischen VW.“
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Joachim Burger freut sich: „Den VW ID.3 und<br />
ID.4 passend zur Fertigstellung unseres Umbaus<br />
zeigen zu können, ist ein toller Beginn.“<br />
Alle Kundinnen und Kunden sind herzlich eingeladen,<br />
einen Blick in die neuen Geschäftsund<br />
Ausstellungsräume zu werfen, die neuesten<br />
Modelle anzuschauen und sich bei einer<br />
Tasse Kaffee inspirieren zu lassen. Stellen Sie<br />
den Mitarbeitern vom Autohaus Burger alle<br />
Fragen, die Sie interessieren – Sie werden die<br />
Leidenschaft spüren.<br />
„Ein herzliches Dankeschön an ein geniales<br />
Team“ spricht Joachim Burger seinen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern aus. „Sie haben<br />
mich hervorragend unterstütz und in dieser<br />
Zeit vieles klaglos hingenommen. Das ist<br />
nicht selbstverständlich.“<br />
Dieses Jahr begann schon der nächste Umbau<br />
im Audi Gebäude. Im Sommer <strong>2021</strong> soll<br />
dieser fertig sein. Mit welchem Audi-Highlight<br />
dann dieser Umbau eröffnet werden wird, war<br />
Joachim Burger nicht zu entlocken – stattdessen<br />
aber ein verheißungsvolles Augenzwinkern.<br />
Zu einem gelungenen Umbau gehört ein<br />
großes Eröffnungsfest <strong>mit</strong> vielen Gästen,<br />
PR, Essen und Trinken. In Coronazeiten ist<br />
leider vieles anders als erwartet und so<br />
fand die Wiedereröffnung in kleinstem Kreis<br />
statt.<br />
An dieser Stelle mögen alle Kundinnen und<br />
Kunden vom Autohaus Burger verzeihen,<br />
dass diese Zeiten uns allen solche Einschränkungen<br />
auferlegen. „Besuchen Sie<br />
uns im Autohaus Burger und seien Sie sicher,<br />
wir emp fangen Sie herzlich. Seien Sie neugierig.<br />
Trotz Distanz sind wir nah bei Ihnen“,<br />
lädt Joachim Burger ein.<br />
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Kundennähe, Leidenschaft, einem mehrfach<br />
prämierten Topservice sowie echte Flottenkompetenz.<br />
Allen Kundinnen und Kunden<br />
steht ein 24 Stunden Notdienst zur Verfügung,<br />
der jederzeit bei einer Autopanne oder<br />
einem Unfall angerufen werden kann.<br />
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0176-6 29 3535 6!<br />
Der Schlüsseltresor ermöglicht eine kontaktlose<br />
Autoschlüsselabgabe und Abholung<br />
rund um die Uhr. „Dank diesem Tresor<br />
und einer Art „Schleusensystem“ war es<br />
meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in<br />
den Hochzeiten von Corona möglich, <strong>mit</strong> unseren<br />
Kundinnen und Kunden in sicherem<br />
Kontakt zu sein“, so Joachim Burger. „Hygiene<br />
und Distanz, aber dennoch ganz nah bei<br />
Ihnen. Wir sind für Sie da!“ lautet die<br />
Botschaft. Ein Vorteil für beide Seiten.<br />
Das Autohaus Burger bietet für alle regionalen<br />
Kunden einen Hol- und Bring-Service an,<br />
wenn z.B. eine Inspektion oder Reparatur<br />
ausgeführt werden soll. Außerdem können<br />
Sie den Online-Anmeldeservice in Anspruch<br />
nehmen und so bequem von zu Hause aus<br />
Termine vereinbaren. Die eigene Auto- und<br />
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Sie in Blaubeuren zu begrüßen.<br />
Bleiben Sie gesund!<br />
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erleben Kundinnen und Kunden, wenn sie<br />
sich einen der vielen VW California<br />
ausleihen, die sowohl als T6 Bus und auch<br />
als Grand California (Crafterbasis) zur<br />
Miete stehen. Nostalgie ist beim Modell<br />
California inklusive, spätestens wenn dazu<br />
der Song ‚California Dreamin‘ von The<br />
Mamas & The Papas aus dem Soundsystem<br />
schallt.<br />
Drehen Sie mal richtig auf!<br />
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40<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Beschorner im<br />
Vorstand<br />
Volksbank Göppingen Wechsel<br />
im Vorstand der Volksbank<br />
Göppingen, die <strong>mit</strong> einer<br />
Bilanzsumme von 2,55<br />
Milliarden Euro und 357 Mitarbeitern<br />
das zweitgrößte<br />
Kreditinstitut im Landkreis<br />
ist. Michael Beschorner ist<br />
seit 1. Februar<br />
Marktvorstand<br />
der<br />
Volksbank<br />
Göppingen.<br />
Er folgte da<strong>mit</strong><br />
auf Her-<br />
Volksbank-<br />
Vorstand<br />
Michael<br />
Beschorner<br />
mann Sonnenschein,<br />
der am 31.<br />
<strong>März</strong> in den<br />
Ruhestand<br />
geht. Der aus der Region Ulm<br />
stammende Beschorner leitete<br />
zuvor bei der Kreissparkasse<br />
Heidenheim den Bereich<br />
Unternehmenskunden, nach<br />
Stationen bei der Volksbank<br />
Günzburg sowie der Volksbank<br />
Ulm-Biberach wo der<br />
36-jährige Ökonom in der Privat-<br />
und Firmenkundenberatung<br />
tätig gewesen war.<br />
Kierstein löst<br />
Scheible ab<br />
Nachfolge Erich Kierstein leitet<br />
die Regionaldirektion Geislingen<br />
und Süßen der Kreissparkasse<br />
Göppingen. Er ist Nachfolger<br />
von Tassilo Scheible, der<br />
nach 43 Jahren bei der KSK nun<br />
im Ruhestand ist. Kierstein (55)<br />
war zuletzt als Regionaldirektor<br />
für die Bereiche unteres und<br />
<strong>mit</strong>tleres Fils tal zuständig. Die<br />
Kreissparkasse Göppingen zählt<br />
mehr als 64 Geschäftsstellen,<br />
kam 2019 auf eine Bilanzssumme<br />
von 6,1 Milliarden Euro und<br />
beschäfte 1075 Mitarbeiter.<br />
Mink-Umsatz<br />
schrumpft<br />
Maschinenbau Trotz Corona-Krise<br />
gab es beim Göppinger<br />
Bürstenhersteller Mink<br />
auch im Jahr 2020 Neueinstellungen.<br />
Trotz eines Umsatzrückgangs<br />
in Höhe von acht<br />
Mit dem Markt in der Göppinger Rosenstraße startete Manfred<br />
Gebauer 1966 seine Erfolgsgeschichte. Foto: Giacinto Carlucci<br />
Edeka-Händler Gebauer<br />
schließt ersten Laden<br />
Der Ursprungsmarkt der Edeka-Gebauer-Märkte in der Göppinger<br />
Rembrandtstraße ist seit Februar <strong>2021</strong> Geschichte. Überlegungen,<br />
den Markt zu schließen, habe es schon seit Längerem gegeben, sagt<br />
Geschäftsführer Guido Empen. Seit Jahren sei der Markt unrentabel<br />
gewesen. Mittlerweile belief sich das Defizit auf bis zu<br />
100 000 Euro pro Jahr. Da nun die Kältetechnik hätte ausgetauscht<br />
werden müssen, wurde das Aus des Marktes besiegelt. Es wäre ansonsten<br />
eine Investition von rund einer halben Million Euro nötig<br />
gewesen. Mit nunmehr fünf Filialen im Kreis-Göppingen und in<br />
Filderstadt Bonlanden gehört Gebauer zu den größten Edeka-Händlern<br />
im Südwesten.<br />
Prozent im Jahr 2020 auf 50,7<br />
Mio. Euro wurde die natürliche<br />
Fluktuation nicht genutzt, um<br />
Stellen abzubauen. Auch Zeitarbeiter<br />
seien gehalten worden.<br />
Die breite Aufstellung <strong>mit</strong><br />
15 000 aktiven Kunden aus 60<br />
verschiedenen Branchen hätten<br />
es ermöglicht, die Rückgänge<br />
auch während der Pandemie in<br />
Grenzen zu halten. Für <strong>2021</strong><br />
rechnen Geschäftsführer Daniel<br />
Zimmermann und seine 460<br />
Mitarbeiter <strong>mit</strong> einem Umsatzplus<br />
von 5 Prozent.<br />
Mehr<br />
Insolvenzen<br />
Konjunktur Die Aussetzung der<br />
Pflicht zum Insolvenzantrag<br />
wirft einen Schleier über die<br />
Lage im vergangenen Jahr im<br />
Kreis Göppingen. Daher sind die<br />
Zahlen des vergangenen Jahres<br />
bundesweit wenig aussagekräftig.<br />
Ein Blick zurück zeigt: Nach<br />
52 Insolvenzen 2018 hatte es im<br />
Jahr 2019 im Kreis Göppingen 68<br />
Insolvenzanträge gegeben – im<br />
Gegensatz zur rückläufigen Entwicklung<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Die da<strong>mit</strong> verbundenen<br />
Verbindlichkeiten belaufen sich<br />
kreisweit auf 288 Millionen Euro;<br />
2018 hatten sie sich noch auf 428<br />
Millionen belaufen. Ebenso bei<br />
den Mitarbeitern: Betroffen waren<br />
im Kreis 746 Arbeitnehmer,<br />
die ihren Arbeitsplatz verloren.<br />
2018 waren es 964.<br />
Nur noch ein<br />
Chef bei EWS<br />
Werkzeuge Der Werkzeughersteller<br />
EWS wird nun von Matthias<br />
Weigele alleine geführt.<br />
Sein Bruder Frank gab die bis<br />
dahin gemeinsam ausgeübte<br />
Geschäftsführung ab. Innerhalb<br />
der EWS Group <strong>mit</strong> ihren sieben<br />
Tochterfirmen und 450 Mitarbeitern<br />
(am Stammsitz Uhingen:<br />
300) hat der 58-Jährige nur<br />
noch die Geschäftsleitung des<br />
Handelsunternehmens WSW<br />
und die Leitung der Dienstleistungsbereiche<br />
Erodieren, Brünieren<br />
und Induktionshärten<br />
inne. 1995 hatten die Brüder die<br />
Leitung des 1960 von ihrem Vater<br />
Gerhard gegründeten Unternehmens<br />
übernommen. Der<br />
Umsatz betrug 2019 rund 27<br />
Millionen Euro.<br />
Auftragspolster<br />
für Märklin<br />
Spielwaren Der Modelleisenbahnbauer<br />
Märklin erwartet im<br />
Geschäftsjahr 2020/<strong>2021</strong> einen<br />
Umsatz von 112 Millionen Euro<br />
– und da<strong>mit</strong> eine leichte Steigerung<br />
gegenüber dem Vorjahr.<br />
Für die nächsten Monate profitiert<br />
Märklin von einem Auftragsboom.<br />
Das Auftragsplus lag<br />
im November bei 75 Prozent und<br />
im Dezember bei 40 Prozent<br />
über den Vorjahreswerten, sagte<br />
der geschäftsführende Gesellschafter<br />
Florian Sieber. Jedoch<br />
habe Märklin weit über zehn<br />
Prozent des Auftragsvolumens<br />
nicht rechtzeitig ausliefern können,<br />
da es im ungarischen Werk<br />
einen Corona-bedingten Ausfall<br />
gegeben hatte. Märklin gehört<br />
zur Simba-Dickie-Gruppe<br />
(Fürth/3000 Mitarbeiter), deren<br />
Umsatz im vergangenen Jahr um<br />
1,8 Prozent auf 715 Millionen<br />
Euro gestiegen ist. [!]rai
unternehmen [!] RESSORT 41<br />
+11<br />
EXTRA-<br />
SEITEN<br />
spezial<br />
Der Standort<br />
Stauferpark<br />
Von der US-Militärbasis zur Homebase für<br />
die regionale Wirtschaft.<br />
Unternehmer und Dienstleister aus dem<br />
Stauferpark Göppingen stellen sich vor.<br />
GÖPPINGEN IST BELIEBT<br />
Warum der Stauferpark<br />
Modellcharakter hat. Ein Gespräch<br />
<strong>mit</strong> IHK-Geschäftsführer Gernot<br />
Imgart. Seite 48
42<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Homebase für die<br />
regionale Wirtschaft<br />
Gewerbeflächen Der Stauferpark in Göppingen hat eine bewegte Geschichte. Die<br />
ehemalige US-Militärbasis ist Sinnbild für gelungene Stadtentwicklung.<br />
Jahrzehntelang war das<br />
Göppinger Stadtviertel<br />
Stauferpark abgeschirmt.<br />
Rund 3000 US-Soldaten<br />
arbeiteten am Fuße des Hohenstaufen<br />
und wohnten dort <strong>mit</strong><br />
ihren Familien. Nur im Rahmen<br />
der deutsch-amerikanischen<br />
Freundschaftswochen bekamen<br />
die Göppinger Einblicke in den<br />
US-Militärstützpunkt Cooke<br />
Barracks. Doch der ist seit 1992<br />
Geschichte. Längst hat sich der<br />
„Stauferpark“ zu einem Stadtteil<br />
entwickelt, in dem die Mischung<br />
aus Arbeiten, Freizeit und Wohnen<br />
gelungen scheint.<br />
Die rund 34 Hektar an Gewerbeflächen<br />
sind nahezu vermarktet.<br />
Zahlreiche Unternehmen aus<br />
den unterschiedlichsten Bereichen,<br />
vom Kranbau bis zum modernen<br />
IT-Unternehmen, haben<br />
sich dort angesiedelt. Mehr als<br />
1500 Arbeitsplätze sind dadurch<br />
entstanden. Die Anfangsjahre<br />
waren zäh, entscheidende Schritte<br />
erfolgten in den vergangenen<br />
15 Jahren. Diese Entwicklung war<br />
alles andere als selbstverständlich<br />
und erforderte erhebliche<br />
Anstrengungen um das 1996 von<br />
der Stadt für 8,2 Millionen Mark<br />
erworbene 128 Hektar große Gelände<br />
zu dem zu machen, was es<br />
heute ist.<br />
„Im Jahr 2005 sah die Stauferparkwelt<br />
noch anders aus“, erinnert<br />
sich Christine Kumpf, die als<br />
Der Bau<br />
des ersten<br />
Businesshauses<br />
war wie eine<br />
Inititialzündung.<br />
Christine Kumpf<br />
Wirtschaftsförderin Göppingen
SPEZIAL<br />
43<br />
FOTOS: GIACINTO CARLUCCI<br />
Früher standen in der Werfthalle Hubschrauber, dann diente sie als Messe-Location, aktuell ist das<br />
Kreisimpfzentrum dort untergebracht.<br />
Die 34 Hektar<br />
des ehemaligen<br />
Hubschrauber-<br />
Flugplatzes sind<br />
nahezu vermarktet.<br />
Wirtschaftsförderin der Stadt<br />
Göppingen maßgeblich an der<br />
Entwicklung beteiligt war. „Hier<br />
war vor 16 Jahren fast noch<br />
nichts.“ Als erste wichtige Weichenstellung<br />
erfolgte der Bau des<br />
„Businesshaus 1“, das im Jahr 20<strong>03</strong><br />
bezogen werden konnte. „Dies<br />
war eine Initialzündung“, sagt die<br />
Wirtschaftsförderin, die <strong>mit</strong> ihrer<br />
Stabsstelle ebenso wie die seinerzeit<br />
neu gegründete Businesspark<br />
Göppingen GmbH fortan direkt<br />
vor Ort wirkte. Neben den<br />
vielfältigen bestehenden Aufgaben<br />
der Stabsstelle widmete sich<br />
Kumpf nun auch der Aufgabe, den<br />
Stauferpark zu vermarkten, Firmen<br />
anzusiedeln und diesen neuen<br />
Stadtteil in das Bewusstsein<br />
der Bürger und zukünftigen Interessenten<br />
zu bringen.<br />
Neue Formate in Werfthalle<br />
Durch viele Gespräche und Ver<strong>mit</strong>tlungen<br />
sei es fast immer gelungen,<br />
das passende Grundstück<br />
zur jeweiligen Firmenanforderung<br />
zu finden. „Standortmarketing<br />
funktioniert nicht nur<br />
in Form von Anzeigen, sondern<br />
vor allem <strong>mit</strong> vielen persönlichen<br />
Kontakten“, sagt Kumpf.<br />
Vielfältige Begegnungen und<br />
zahlreiche Veranstaltungen hätten<br />
dem Stauferpark das hohe<br />
Ansehen gebracht, das er jetzt<br />
genießt, ist die Wirtschaftsförderin<br />
überzeugt.<br />
„Netzwerke wurden aufgebaut<br />
und geknüpft, die Mitarbeiter<br />
der Stadtverwaltung wurden<br />
eingebunden, und <strong>mit</strong> dem Einzug<br />
von verschiedenen Messethemen<br />
und -formaten – etwa<br />
zu den Themen Bauen, Gesundheit,<br />
Bildung – in die Werfthalle<br />
konnten auch neue Zielgruppen<br />
angesprochen werden.“<br />
Just diese Werfthalle und angrenzende<br />
Bereiche sind seit<br />
wenigen Jahren jedoch nicht<br />
Blick aus der<br />
Vogelperspektive:<br />
Das Unternehmen<br />
Kleemann <strong>mit</strong> seinen<br />
mobilen Brecheranlagen<br />
ist in den<br />
vergangenen Jahren<br />
stark gewachsen.<br />
co3coworking<br />
/
44<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Dreiklang aus Arbeit, Wohnen und Freizeit<br />
Die Werfthalle wird vielfältig genutzt – auch für Aufführungen der Staufer-Festspiele.<br />
Begonnen hat hat die bauliche<br />
Geschichte des heutigen<br />
Stauferparks <strong>mit</strong> den Planungen<br />
des Göppinger Unternehmers<br />
Carl Hommel von 1926<br />
an, dort einen Flugplatz zu errichten,<br />
um die wirtschaftlich<br />
gute Entwicklung Göppingen<br />
voranzutreiben. Zuvor hatten<br />
die Göppinger dort ihren Maientag<br />
gefeiert und Nutztiere<br />
weiden lassen. Die Nationalsozialisten<br />
bauten in den 1930er<br />
Jahren das damals unter dem<br />
Begriff „Große Viehweide“ bekannte<br />
Areal zu einem militärischen<br />
Fliegerhorst um. Zu dieser<br />
Zeit entstanden zahlreiche<br />
mehr im Besitz der Stadt. Sie wurde<br />
an das Unternehmen Kleemann<br />
verkauft. Das gehört zur Wirtgen-Gruppe<br />
(Windhagen/Rheinland-Pfalz)<br />
und ist Spezialist für mobile<br />
Brecher- und Siebanlagen, die<br />
beispielsweise in Steinbrüchen zum<br />
Einsatz kommen. Kleemann wächst<br />
rasant und benötigte daher Platz.<br />
Die Kleemann-Erweiterung steht<br />
sinnbildlich für die Strategie der<br />
Stadt Göppingen, die den Stauferpark<br />
zu einem Erfolgsmodell gemacht<br />
hat. „Die Unternehmen hatten<br />
im Stauferpark die Möglichkeit<br />
zu wachsen, was in der Vergangenheit<br />
ein wichtiger Aspekt für die Ansiedlung<br />
in Göppingen war“, erklärt<br />
Gebäude, die bis in die heutige<br />
Zeit bestehen.<br />
Von 1951 an nutzte die<br />
US-Armee das Gelände und<br />
seine Gebäude als Militärstützpunkt<br />
und gab ihm den<br />
Namen „Cooke Barracks“. In<br />
dem Divisionshauptquartier,<br />
wo zu Zeiten der Luftwaffe<br />
200 Soldaten der Reichswehr<br />
untergebracht waren, lebten<br />
und dienten nun 2000 US-Soldaten<br />
zusammen <strong>mit</strong> ihren Familien,<br />
zuletzt waren ständig<br />
rund 3000 US-Bürger vor Ort.<br />
Am 8. <strong>März</strong> 1991 verabschiedete<br />
der damalige Bürgermeister<br />
Zur Person<br />
Christine Kumpf<br />
ist seit 1990 bei der<br />
Stadtverwaltung<br />
Göppingen. 2005 die<br />
Leitung der Stabsstelle<br />
Wirtschaftsförderung<br />
übernahm,<br />
leitete sie den<br />
Bereich Tourismus.<br />
Hans Haller die Soldaten im<br />
Rahmen des Abzugs nach<br />
Ende des Kalten Kriegs.<br />
Die Stadt Göppingen kaufte<br />
1996 das rund 128 Hektar große<br />
Gelände samt Flugplatz<br />
und Militäranlagen für 8,2 Millionen<br />
Mark (rund 4,2 Millionen<br />
Euro). Es war die Geburtsstunde<br />
des heutigen Stauferparks<br />
<strong>mit</strong> seinem Dreiklang<br />
aus „Arbeiten“, „Wohnen“ und<br />
„Freizeit“ und in gewisser Weise<br />
ein Anknüpfen an Carl<br />
Hommels Ursprungsgedanken<br />
der Unterstützung des Wirtschaftsstandorts<br />
Göppingen.<br />
Kumpf. „Momentan gibt es noch ein<br />
freies Grundstück, alle anderen sind<br />
vermarktet“, sagt Martin Maier, Geschäftsführer<br />
der Businesspark Göppingen<br />
GmbH.<br />
Die Unternehmen haben Flächen<br />
<strong>mit</strong> Erweiterungspotenzial, und da<strong>mit</strong><br />
eine Zukunft am Standort Göppingen.<br />
Einige Betriebe sind innerhalb<br />
des Stadtgebiets umgesiedelt,<br />
andere wurden aus dem Umkreis<br />
von Göppingen angeworben. „Wir<br />
waren in der guten Situation, dass<br />
neben dem Stauferpark weitere Gewerbegebiete<br />
wie zum Beispiel Jebenhausen-Süd<br />
und Ursenwang-Nord<br />
unser Portfolio erweiterten.<br />
Dies hat uns in die positive Lage<br />
versetzt, die exakt auf die Bedarfe<br />
der Interessenten ausgerichteten<br />
Flächen anbieten zu können“, erläutert<br />
Wirtschaftsförderin Kumpf. So<br />
gelang es der Stadt, Unternehmen<br />
aus anderen Kommunen anzusiedeln,<br />
den Stauferpark zu entwickeln<br />
und obendrein einheimische Firmen<br />
in der Stadt zu halten.<br />
So wie das Unternehmen Kleemann,<br />
das <strong>mit</strong> mehr als 20 Hektar<br />
die größte Fläche im Stauferpark besitzt.<br />
Spätestens <strong>mit</strong> Übernahme des<br />
Göppinger Unternehmens durch die<br />
Wirtgen Group im Jahr 2006 war<br />
klar, dass das Werk im Stadtteil<br />
Faurndau den Anforderungen nicht<br />
mehr genügen würde. „Wir brauchten<br />
eine entsprechend große, zusammengehörige<br />
Fläche, weil die<br />
Produktion unserer großen und<br />
schweren Maschinen logistisch<br />
nicht so einfach ist“, erinnert sich<br />
Kleemann-Geschäftsführer Joachim<br />
Janka. „Als es auf die Suche nach einem<br />
neuen Standort ging, waren wir<br />
alle glücklich, dass es im Stauferpark<br />
geklappt hat,“ ergänzt er. Seit dem<br />
Umzug 2009 konnte die Mitarbeiterzahl<br />
am Standort Göppingen<br />
mehr als verdreifacht werden.<br />
Drei Mal so viele<br />
Mitarbeiter wie<br />
vor dem Umzug<br />
Von dem guten Kontakt zwischen<br />
Wirtschaftsförderung und Kleemann<br />
profitieren auch die Menschen<br />
in Göppingen. Kleemann hat derzeit<br />
noch einen Puffer an Flächen und<br />
ist daher flexibel: Die Werfthalle<br />
konnte daher bislang weiter für öffentliche<br />
Veranstaltungen genutzt<br />
werden.<br />
Aktuell dient die Werfthalle als<br />
Impfzentrum des Landkreises Göppingen.<br />
Dies sei möglich gewesen<br />
„dank der guten Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> der Stadt Göppingen und dem<br />
Landkreis“, bestätigt Geschäftsführer<br />
Janka. „Daher ist die Priorität<br />
derzeit, <strong>mit</strong> zur Bekämpfung der Corona-Pandemie<br />
beizutragen; und,<br />
wir bieten die Option die Werfthalle<br />
auch länger als Kreisimpfzentrum<br />
der Stadt Göppingen und dem Landkreis<br />
zur Verfügung zu stellen. Und<br />
wenn das alles vorbei ist sehen wir<br />
weiter.“ Denn die Werfthalle sei, so<br />
Janka weiter, Bestandteil verschiedener<br />
Zukunftsszenarien, die im
unternehmen [!] RESSORT 45<br />
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Der Bau des ersten Businesshauses war die Initialzündung für Konversion des ehemaligen US-Militärgeländes.<br />
Moment jedoch noch offen seien.<br />
Kleemann ist froh, dass durch<br />
die Verfügbarkeit der Flächen<br />
rund um die Werfthalle, wie beispielsweise<br />
den ehemaligen Dr.<br />
Herbert-König-Platz oder die<br />
ehemalige Tigerentenhalle, die<br />
Möglichkeit besteht, flexibel auf<br />
die Anforderungen der Zukunft<br />
zu reagieren. „Einen konkreten<br />
Ausblick können wir noch nicht<br />
geben“, sagt Geschäftsführer<br />
Joachim Janka. „Wir sind sehr<br />
froh, dass wir im Stauferpark<br />
weitere Möglichkeiten zur Expansion<br />
haben. Auch wenn im<br />
Moment aufgrund der Corona-Pandemie<br />
ein Ausblick<br />
schwierig ist, halten wir allgemein<br />
an unserem Bestreben<br />
nach Wachstum fest. Nur so<br />
können wir uns auch in Zukunft<br />
im sehr stark internationalen<br />
und wettbewerbsintensiven<br />
Markt der Brech- und Siebanlagen<br />
behaupten.“<br />
Wir wollen<br />
das Areal von<br />
Boehringer zum<br />
digitalen Zentrum<br />
entwickeln.<br />
Alexander Maier<br />
Oberbürgermeister<br />
Start-up in 20 Minuten<br />
„Wir werden auch künftig den<br />
Transformationsprozess der<br />
Wirtschaft und den digitalen<br />
Wandel begleiten und unterstützen“,<br />
verspricht derweil<br />
Christine Kumpf. Mit Netzwerkarbeit<br />
und Co-Working-Space-Angeboten<br />
wird die<br />
Zusammenarbeit etablierter<br />
Unternehmen <strong>mit</strong> Start-ups gefördert<br />
– „also beste Voraussetzungen<br />
für eine solide Weiterentwicklung“,<br />
sagt die Göppinger<br />
Wirtschaftsförderin, auch<br />
<strong>mit</strong> Blick auf das Projekt „CO.3<br />
- coworking connecting the<br />
community“. „Wir stellen dabei<br />
hippe, aber hochwertige Arbeitsplätze<br />
zu Verfügung. Wir<br />
fördern Vernetzung und die<br />
Möglichkeit der Zusammenarbeit<br />
– so können wir eine Ideenver<strong>mit</strong>tlung<br />
zu Betrieben<br />
nachhaltig begleiten.“ Oder anders<br />
ausgedrückt: „Wir wollen<br />
das ‚einfach mal Loslegen‘ fördern.“<br />
Ein Start-up-Unternehmen<br />
könne hier in 20 Minuten<br />
starten.<br />
Das Projekt CO.3 befindet<br />
sich in der Tradition des Impuls-<br />
und Gründerzentrum,<br />
das die Stadt durch den Umbau<br />
eines Bestandsgebäudes<br />
bereits vor 20 Jahren geschaffen<br />
hat. Die Themen „Existenzgründung“<br />
und „Entrepreneurship“<br />
wurden von der Wirtschaftsförderung<br />
der Stadt<br />
Göppingen seither vorangetrieben.<br />
Die unkomplizierte<br />
Anmietung eines kleinen Büros<br />
für Existenzgründer war<br />
praktische Hilfe für Gründer,<br />
die nun <strong>mit</strong> dem seit Anfang<br />
2020 bestehenden CO.3 fortgeschrieben<br />
werden soll. „Durch<br />
die Corona-Krise wurden wir<br />
hier ausgebremst“, bedauert<br />
Kumpf, „aber wir waren trotzdem<br />
nicht untätig.“ Ihr Team<br />
belebt das CO.3 in Form von<br />
Video-Konferenzen.<br />
„Mit unserem Gewerbeflächenmanagement<br />
müssen wir<br />
unser Augenmerk auf Innenentwicklungen<br />
legen, diese aber<br />
auch <strong>mit</strong> der Ausweisung neuer<br />
Flächen in Einklang bringen“,<br />
betont Göppingens Oberbürgermeister<br />
Alexander Maier,<br />
der seit wenigen Wochen im<br />
Amt ist.<br />
Eine weitere große Chance<br />
sieht OB Maier in der Verbindung<br />
von Wissenschaft und<br />
Wirtschaft für eine ressourcenschonende<br />
Zukunft. Dafür<br />
werde er die Vernetzung von<br />
Unternehmen fördern und<br />
gute Standorte schaffen, sowohl<br />
für das produzierende<br />
Gewerbe als auch für wissensnahe<br />
Dienstleistungen und<br />
auch für die Digital- und Kreativwirtschaft.<br />
Ein wichtiger Baustein seiner<br />
auf Nachhaltigkeit angelegten<br />
Wirtschaftspolitik sei<br />
die systematische Entwicklung<br />
von Gewerbeflächen <strong>mit</strong> guter<br />
Anbindung an Bahn und Straßen.<br />
Die Weiterentwicklung<br />
des Boehringer-Areals zu einem<br />
digitalen Wirtschaftszentrum<br />
<strong>mit</strong> Platz für die Start-up-<br />
Szene besitzt für Alexander<br />
Maier daher hohe Priorität.<br />
[!] Axel Raisch
unternehmen [!] RESSORT 47
48<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
„Stauferpark hat<br />
Modellcharakter“<br />
Gewerbeflächen Göppingen ist beliebt – bei Privatleuten und<br />
Firmen. IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart plädiert daher für<br />
kluge und flächensparende Nutzungen. Von Axel Raisch<br />
Um Gewerbeflächen muss immer<br />
aufwendiger gerungen werden.<br />
Fast täglich sind in der NWZ für und<br />
wider zu lesen. Was bedeutet dies<br />
für den Kreis Göppingen als Wirtschaftsstandort<br />
am Rande der Region<br />
Stuttgart?<br />
Wir haben im Vergleich zu anderen<br />
Landkreisen noch Flächenpotenzial<br />
und das bedeutet für den Kreis Göppingen<br />
vor allem große Chancen.<br />
Mir kommt es jedoch so vor, als hätten<br />
wir den Kompass etwas verloren:<br />
Wo kommt unser Wohlstand her<br />
und wo wollen wir hin? Ich wünsche<br />
mir deswegen mehr Vertrauen der<br />
Menschen in unseren schwäbischen<br />
Erfindergeist und unsere Innovationskraft<br />
und da<strong>mit</strong> in die Zukunft.<br />
Wie überzeugen Sie Gegner?<br />
Mit Argumenten, Fakten und weniger<br />
Emotionen, sowie <strong>mit</strong> einer<br />
nachhaltigen Entwicklung. Gerade<br />
große, zusammenhängende Flächen<br />
sind für neue, produzierende Unternehmen<br />
und den Strukturwandel<br />
wichtig. Wir dürfen nicht vergessen:<br />
Wir stehen im Wettbewerb <strong>mit</strong> anderen<br />
Landkreisen – und ich habe<br />
Sorge, dass wir abgehängt werden.<br />
Was verstehen Sie unter einer<br />
„nachhaltigen Entwicklung“?<br />
Es geht darum, Flächen intelligent<br />
zu nutzen. Ökologie und Ökonomie<br />
zu vereinen. Das spricht gerade auch<br />
für Interkommunale Gewerbegebiete.<br />
Sie sind besonders flächensparend.<br />
Das heißt, Nachhaltigkeit in<br />
der Planung und Realisierung umzusetzen,<br />
auch durch Kooperation<br />
der Betriebe. Mit einer zentralen,<br />
umweltfreundlichen Wasser- und<br />
Energieversorgung oder gemeinsamen<br />
Elektrostellplätzen, Parkhäusern<br />
und Lkw-Ladeplätzen werden<br />
Flächen effizient genutzt.<br />
Zur Person<br />
Gernot Imgart Der 54jährige<br />
studierte Volljurist und<br />
Medienrechtler ist seit 2019<br />
Leitender Geschäftsführer<br />
der IHK-Bezirkskammer<br />
Göppingen. Er beschäftigt<br />
sich im Schwerpunkt <strong>mit</strong><br />
dem Strukturwandel, der<br />
Transformation und Digitalisierung<br />
der Wirtschaft im<br />
Filstal. Er ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
Was macht Göppingen derzeit so<br />
attraktiv für Unternehmen?<br />
Unsere Chancen bestehen vor allem<br />
darin, dass Familien und Unternehmen<br />
in und um Stuttgart derzeit keinen<br />
Platz finden, nicht zur Unternehmensansiedlung,<br />
nicht um zu<br />
bauen. Daher steht Göppingen seit<br />
wenigen Jahren wieder im Fokus.<br />
Das sollten wir nutzen, nachdem wir<br />
in den vergangenen Jahrzehnten<br />
Chancen verpasst haben, während<br />
es in den Nachbarkreisen <strong>mit</strong> großen<br />
Schritten vorwärts ging. Das
unternehmen [!] RESSORT 49<br />
Neuer Standort.<br />
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SPEZIAL unternehmen [!]<br />
hing natürlich ganz wesentlich<br />
<strong>mit</strong> dem dort vorhandenen Flächen<br />
zusammen. Daher wurde<br />
dort der Strukturwandel auch<br />
schneller bewältigt.<br />
Es ist Göppingen also in den<br />
Schoß gefallen?<br />
Nein, das erfolgreiche Beispiel<br />
des Stauferparks zeigt ja, dass<br />
dafür ein sehr langer Atem und<br />
große Anstrengungen notwendig<br />
sind. Wir brauchen nicht nur<br />
mehr Mut und ein Umdenken<br />
bei den Gewerbegebieten. Unsere<br />
eigenen Unternehmen suchen<br />
sich sonst Expansionsmöglichkeiten<br />
außerhalb des Kreises<br />
Göppingen. Dafür brauchen<br />
wir Gewerbegebiete, die anders<br />
aussehen, als wir sie uns bislang<br />
vorgestellt haben und wie wir<br />
sie kennen.<br />
Wir müssen<br />
auch die eigene<br />
Firmen halten.<br />
Was würden Sie Politik und<br />
Verwaltung auf die Agenda<br />
setzen?<br />
Wir brauchen ein neues Verständnis<br />
von Gemeinwohl und<br />
einen unverstellten Blick auf die<br />
Bedeutung unserer Wirtschaft,<br />
die Arbeitsplätze und Wohlstand<br />
schafft. Es ist Aufgabe der<br />
politischen Entscheidungsträger<br />
vor Ort, ein Com<strong>mit</strong>ment<br />
<strong>mit</strong> den Bürgern zu entwickeln,<br />
um neue Flächen für die nachhaltige,<br />
wirtschaftliche Entwicklung<br />
vorhalten zu können.<br />
Innen- vor Außenentwicklung<br />
ist in diesem Zusammenhang<br />
eine Forderung, die immer<br />
wieder erhoben wird.<br />
Dazu gibt es immer wieder berechtigte<br />
Hinweise aus der Zivilgesellschaft.<br />
Innen vor Außen,<br />
das ist auch die Sicht der<br />
IHK. Brachen liegen aber oft im<br />
Ort, wo man keinen Verkehr,<br />
Schmutz oder Lärm haben will.<br />
Zudem müssen Größe, Anbindung<br />
und Bestandsgebäude passen;<br />
und oftmals sind die Flächen<br />
in Privateigentum und<br />
werden nicht angeboten. Wenn<br />
es passt, sind Unternehmen im-<br />
IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart: „Das Produktionsthema wird<br />
im Filstal weiter eine Rolle spielen.“<br />
Gewerbeflächen-Anteil: 2,3 Prozent<br />
82,7 Prozent der<br />
Bodenfläche im<br />
Kreis Göppingen<br />
gehören immer<br />
noch der Vegetation,<br />
davon werden<br />
fast 50 Prozent<br />
landwirtschaftlich<br />
genutzt, 31,8 Prozent<br />
der Flächen im<br />
Landkreis sind Wälder.<br />
Der Anteil der<br />
Siedlungs- und<br />
Verkehrsflächen<br />
beträgt 16,8 Prozent.<br />
Der Rest sind<br />
Gewässer. Der Anteil<br />
der Industrieund<br />
Gewerbeflächen<br />
liegt seit 2013<br />
bei 2,3 Prozent. „Zu<br />
beachten ist, dass<br />
die Siedlungs- und<br />
Verkehrsfläche in<br />
großem Umfang<br />
Grün- und Freiflächen<br />
umfasst,<br />
nicht mal die Hälfte<br />
ist versiegelt“, sagt<br />
IHK-Geschäftsführer<br />
Gernot Imgart.<br />
„Für das Gewerbe<br />
brauchen wir deswegen<br />
eine nachhaltige<br />
Entwicklung.“<br />
mer offen, auch bestehende Bereiche<br />
zu übernehmen. Wir haben<br />
aber einen Engpass an größeren,<br />
zusammenhängenden<br />
Flächen für die Industrie oder<br />
Logistik. Hier gäbe es ein enormes<br />
Potenzial für den Landkreis,<br />
das wir nutzen sollten.<br />
Das klingt nicht gerade nach<br />
Strukturwandel, sondern nach<br />
guter alter Industrie.<br />
Keineswegs. Die Mischung<br />
macht‘s! Sie können ja nicht einfach<br />
einen Hebel umlegen. Daher<br />
sind kluge Strategien vonnöten.<br />
Das Produktionsthema<br />
wird im Filstal weiter eine Rolle<br />
spielen, <strong>mit</strong> neuen Produkten<br />
auch in der Medizintechnik oder<br />
Elektromobilität. Dies sollten<br />
wir auch bei der Weiterentwicklung<br />
des Boehringer-Areals im<br />
Hinterkopf haben. Von entscheidender<br />
Bedeutung ist jedoch,<br />
IT-Kompetenz <strong>mit</strong> Industriekompetenz<br />
zusammenzubringen.<br />
Wenn uns das weiter so gut<br />
gelingt, wie bislang, wie etwa<br />
<strong>mit</strong> Teamviewer oder dem Thema<br />
Industrie 4.0, braucht uns für<br />
die Zukunft nicht bange zu sein.<br />
Mit Blick auf die Innovationskraft<br />
von Firmen und Hochschulen<br />
scheint der Kreis auf<br />
einem guten Weg. Aber bei<br />
der Entwicklung von Gewerbegebieten<br />
hat er noch einiges<br />
vor sich ...<br />
... und schon ganz schön viel erreicht.<br />
Der Stauferpark hat Modellcharakter,<br />
wie man es machen<br />
sollte. Die Weiterentwicklung<br />
der Konversionsfläche<br />
nach dem Abzug der US-Streitkräfte<br />
war und ist ein großer<br />
Glücksfall für die Stadt Göppingen.<br />
Erstmalig war Anfang der<br />
1990er Jahre eine größere Fläche<br />
frei geworden. Es wurde<br />
konzeptionell angegangen, <strong>mit</strong><br />
interessanten und fortschrittlichen<br />
Ideen. Der Mix aus der<br />
Entwicklung von Gewerbeflächen<br />
und Wohngebieten war<br />
nicht einfach. Beides nebeneinander<br />
zu entwickeln, ist dort gelungen.<br />
Gut war, dass auch größere<br />
Industrieflächen geschaffen<br />
und erhalten wurden. Es war<br />
beispielsweise richtig, der Firma<br />
Kleemann die Entwicklung<br />
in Göppingen zu ermöglichen.
Anzeige 51<br />
„Mehr Präzision“<br />
im Göppinger Stauferpark<br />
Das „Kompetenzzentrum Süd“ des Sensorspezialisten<br />
Micro-Epsilon liegt zentral im<br />
Göppinger Gewerbegebiet Stauferpark.<br />
Der Unternehmenssitz von Micro-Epsilon Eltrotec<br />
befindet sich in einem modernen<br />
Betriebsgebäude in der Manfred-Wörner-Straße<br />
101, von wo aus hochpräzise Messtechnik<br />
vertrieben wird. Namhafte Kunden weltweit<br />
setzen diese in nahezu allen industriellen<br />
Branchen ein, vom Maschinen- und Anlagenbau<br />
über die Automobil- und Pharmaindustrie<br />
bis hin zur Halbleiter- und Elektronikproduktion.<br />
Der Fokus von Micro-Epsilon Eltrotec liegt auf<br />
optischen Mikrometern, Farbsensoren sowie<br />
technischen Endoskopen und Laser-Distanz-Sensoren.<br />
Das <strong>mit</strong> hochwertigen Messsystemen<br />
ausgestattete Applikationslabor<br />
bietet vielfältige Möglichkeiten für qualifizierte<br />
Testmessungen und Sensorseminare. Kunden<br />
erhalten eine umfassende Applikationsberatung,<br />
die maßgeschneidert auf die individuelle<br />
Messaufgabe ist.<br />
Der Slogan „Mehr Präzision“ ist Programm.<br />
Die Micro-Epsilon Gruppe zählt zu den Technologieführern<br />
in der präzisen Messtechnik<br />
und bietet ein innovatives Portfolio <strong>mit</strong> der<br />
größten Vielfalt an physikalischen Messverfahren.<br />
Dieses erstreckt sich von Sensoren<br />
zur Weg- und Abstandsmessung, über die Infrarot-Temperaturmessung<br />
und Farbsensoren<br />
bis hin zu Systemen zur dimensionellen<br />
Messung und 3D Oberflächenprüfung.<br />
Grundlage für den stetigen Erfolg der vergangenen<br />
50 Jahre sind motivierte und engagierte<br />
Mitarbeiter, die langfristig <strong>mit</strong> dem Unternehmen<br />
verbunden sind. Eine weitere Besonderheit<br />
ist die intensive Vernetzung innerhalb<br />
der Micro-Epsilon Gruppe, die 25 Tochterunternehmen<br />
weltweit umfasst. Dies ermöglicht<br />
die Kumulierung von Know-how in der präzisen<br />
Messtechnik und bietet den Kunden ein<br />
hochperformantes Produktportfolio modernster<br />
Sensortechnologien. Die Sensoren<br />
und Messsysteme stammen dabei aus einer<br />
Hand, sie werden von Micro-Epsilon entwickelt,<br />
produziert und vertrieben.<br />
Sensoren & Systeme von Micro-Epsilon<br />
Micro-Epsilon entwickelt und produziert hochpräzise<br />
Sensoren zur Messung von Weg, Temperatur, Farbe<br />
und Dimension.<br />
MICRO-EPSILON Eltrotec GmbH<br />
Manfred-Wörner-Straße 101 · 73<strong>03</strong>7 Göppingen · Tel. +49 7161 98872-300<br />
eltrotec@micro-epsilon.de · www.micro-epsilon.de
Rund 600 Porsche-Kunden<br />
haben im vergangenen<br />
Jahr in Deutschland<br />
ihren Neuwagen direkt<br />
online bestellt.<br />
Zum Jahreswechsel hat<br />
ein Autohaus der Superlative<br />
eröffnet: das neue<br />
Porsche Zentrum Dortmund.<br />
Erbaut für 19 Millionen<br />
Euro, ist es Vorbild für das neue<br />
Handelskonzept des Stuttgarter<br />
Herstellers weltweit. Aber kurz<br />
nach der Einweihung musste<br />
der Prachtbau erstmal wieder<br />
schließen. Lockdown. Für den<br />
Geschäftsführer Christoph Kösters<br />
ging es bisher trotzdem<br />
glimpflich ab: „Seit dem zweiten<br />
Lockdown haben wir nicht<br />
weniger Fahrzeuge verkauft als<br />
gegenüber dem Vorjahreszeitraum,<br />
das ist für die aktuellen<br />
Umstände ganz gut.“<br />
Denn die Käufer konnten sich<br />
die Autos nicht vor Ort anschauen<br />
und erwarben sie, ohne sie<br />
tatsächlich gesehen zu haben.<br />
Nachdem die Interessenten im<br />
Internet geschaut hatten, ließen<br />
sie sich telefonisch von<br />
den Verkaufsberatern informieren<br />
und schlossen<br />
den Kaufvertrag via<br />
Email ab – und das <strong>mit</strong><br />
Preisen, die im günstigsten<br />
Fall bei 50 000<br />
Euro beginnen.<br />
Selbst bei einer Luxusmarke<br />
wie Porsche<br />
<strong>mit</strong> seinen Sportwagen,<br />
die einige hunderttausend<br />
Euro kosten können,<br />
Nur gucken,<br />
nicht kaufen<br />
Autohandel Ohne Online-Recherche kaufen<br />
heutzutage nur wenige ein Fahrzeug. Aber<br />
der Kaufabschluss funktioniert im Internet<br />
oft noch nicht. Das soll sich ändern.<br />
Sieben von zehn<br />
Neuwagenkäufern<br />
nutzen laut DAT-Report<br />
Online-Portale zur<br />
Entscheidungsfindung.<br />
wird der Online-Handel immer<br />
wichtiger. Das bestätigt der Vorstand<br />
für Marketing und Vertrieb<br />
der Porsche AG, Detlev<br />
von Platen: „Über alle Märkte<br />
<strong>mit</strong> digitalen Vertriebskanälen<br />
in Europa hinweg sind international<br />
allein in 2020 mehr als<br />
28 000 Online-Anfragen und Bestellungen<br />
für Fahrzeuge eingegangen.“<br />
Sein Kollege Alexander<br />
Pollich, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
von Porsche<br />
Deutschland ergänzt: „2020 haben<br />
etwa 600 Kunden in<br />
Deutschland ihren Porsche direkt<br />
online bestellt – hinzu kommen<br />
die online-angebahnten<br />
Fahrzeugverkäufe.“<br />
Autohaus weiter vorn<br />
Das hat auch <strong>mit</strong> der Corona-Pandemie<br />
zu tun, aber der<br />
Trend ist deutlich. Auf der Online<br />
Plattform Mobile.de, so deren<br />
Sprecher Pierre Du Bois,<br />
„rangiert Porsche getreu dem<br />
Motto ‚Man wird ja noch einmal<br />
träumen dürfen‘ unter den Marken<br />
<strong>mit</strong> den meisten Inseratsaufrufen<br />
auf Rang eins.“ Dennoch<br />
ist der Onlinekauf bisher<br />
keine maßgebliche Größe. „Der<br />
reine Online-Vertrieb stellt bisher<br />
keinen gleichwertigen Absatzkanal<br />
im Vergleich zum<br />
klassischen Autohausgeschäft<br />
dar“, betont Jürgen Karpinski,
unternehmen [!] SPEZIAL 53<br />
Präsident des Zentralverbands<br />
Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe<br />
(ZDK). Aber: Kaum ein Kunde<br />
nutze nur Offline- oder nur<br />
Online-Informationsquellen<br />
beim Autokauf. Karpinski verweist<br />
dabei auf die aktuelle Digitalstudie<br />
des Instituts für Automobilwirtschaft<br />
in Geislingen:<br />
Demnach haben Neuwagenkäufer<br />
während der Informationsphase<br />
1,4 Offline- und 1,7 Online-Kontaktpunkte.<br />
Bei Gebrauchtwagen<br />
sind es 1,1 Offlineund<br />
1,6 Online-Kontaktpunkte.<br />
Die neue Erhebung der Deutsche<br />
Automobil<br />
Der Kunde soll<br />
künftig online<br />
<strong>mit</strong> uns über den<br />
Preis verhandeln<br />
können.<br />
Heinz-Dieter Tiemeyer<br />
Inhaber einer Autohausgruppe<br />
Treuhand<br />
GmbH (DAT)<br />
stellt fest, dass<br />
fast alle Gebrauchtwagenkäufer<br />
mindestens<br />
eine Offline-<br />
sowie eine<br />
Online-Quelle<br />
nutzen, bevor<br />
sie eine Kaufentscheidung<br />
treffen. 68 Prozent<br />
der Neuwagenkäufer würden<br />
Online-Portale im Kaufprozess<br />
nutzen, aber nur zehn Prozent<br />
den Kauf dort tätigen. Von zehn<br />
Gebrauchtwagenkäufern informierten<br />
sich acht im Internet,<br />
aber der digitale Kaufabschluss<br />
funktioniere im Moment noch<br />
nicht. Das sagt Heinz-Dieter Tiemeyer,<br />
Inhaber einer der größten<br />
Autohausgruppen Deutschlands,<br />
die an 27 Standorten vertreten<br />
ist und 2020 fast 800 Millionen<br />
Euro Umsatz<br />
erwirtschaftete. Derzeit fehlen<br />
insbesondere geeignete Zahlungsprozesse.<br />
Diese müssten in<br />
der digitalen Welt noch etabliert<br />
werden, etwa wenn es um Leasingangebote<br />
oder Inzahlungnahme<br />
von Fahrzeugen geht:<br />
„Hier sind wir gerade dabei, Abläufe<br />
zu entwickeln, auch in der<br />
Form, dass der Kunde <strong>mit</strong> uns<br />
über den Preis online verhandeln<br />
kann“, sagt Tiemeyer.<br />
In zehn Jahren werde das<br />
schon ganz anders aussehen,<br />
ist sich Tiemeyer sicher. Er<br />
meint, dass künftig mindestens<br />
40 Prozent der Käufe online<br />
getätigt werden. Besonders Volumenmodel-<br />
le, bei denen<br />
es den Käufern<br />
in erster<br />
Linie um Mobilität<br />
geht,<br />
die ihr Auto in<br />
erster Linie als<br />
Gebrauchsgegenstand<br />
sehen,<br />
wären für<br />
diese Art von<br />
Vertrieb gut geeignet.<br />
Für das Luxussegment wird<br />
das wohl nicht gelten. Sonst<br />
würden Hersteller wie Porsche<br />
trotz ihrer digitalen Präsenz<br />
nicht auf solch eine aufwändige<br />
Architektur wie in Dortmund<br />
setzen. „Verschiedene Umfragen<br />
zeigen immer wieder: Porsche-Kunden<br />
wünschen sich<br />
mehr denn je, die Marke <strong>mit</strong> allen<br />
Sinnen erleben zu können“,<br />
erläutert Platen. Außerdem<br />
spiele der Austausch <strong>mit</strong> anderen<br />
Mitgliedern der Porsche-Community<br />
eine „herausragende<br />
Rolle“. [!] Wilfried Urbe<br />
FOTO: MIKBIZ/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Der Umsatz <strong>mit</strong> Neuwagen in Deutschland betrug im Jahr 2019 rund<br />
121 Milliarden Euro, der <strong>mit</strong> Gebrauchtwagen 90 Milliarden Euro.<br />
Auf Garantieversprechen achten<br />
Für Kunden liegen<br />
die Vorteile<br />
des Autokaufs über<br />
das Internet auf<br />
der Hand: Sie sind<br />
nicht länger an Öffnungszeiten,<br />
Terminverfügbarkeiten<br />
oder einen Ort gebunden.<br />
Auch wenn<br />
sich der Anteil<br />
beim Neuwagenverkauf<br />
noch in einem<br />
unteren einstelligen<br />
Prozentbereich<br />
befindet,<br />
werden sich die<br />
Onlineabschlüsse<br />
in den nächsten<br />
Jahren steigern.<br />
Autohändler<br />
Heinz-Dieter Tiemeyer<br />
rät Internetkäufern,<br />
nur bei<br />
Markenhändlern<br />
<strong>mit</strong> „hohen Garantieversprechen“<br />
Verträge abzuschließen.<br />
Bei Gebrauchtwagen<br />
sollte<br />
immer der<br />
TÜV-Bericht einsehbar<br />
sein, bevor<br />
gekauft wird.<br />
Der Sprecher des<br />
Portals „mobile.de“<br />
Pierre Du Bois<br />
warnt Verbraucher:<br />
„Verlockende Online-Angebote<br />
gibt<br />
es viele – allerdings<br />
hält nicht jedes Inserat,<br />
was es verspricht.“<br />
Gemeinsam<br />
Infos und Anmeldung<br />
ulm.ihk24.de<br />
IHK-Webinar-Reihe<br />
Orientierung bei den Corona-Hilfen
54<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Schuler schließt<br />
Lehrwerkstatt<br />
Maschinenbau Der Göppinger<br />
Pressenbauer Schuler baut am<br />
Standort Weingarten weitere<br />
Arbeitsplätze ab. So soll die<br />
Lehrwerkstatt zum August geschlossen<br />
und 35 Stellen nach<br />
Renteneintritt oder Selbstkündigung<br />
nicht neu besetzt werden.<br />
Weitere 55 Arbeitsplätze<br />
aus den Verwaltung, Service<br />
und Leitung werden abgebaut.<br />
Weingarten ist Hauptfertigungsstandort<br />
der Schuler AG von<br />
Maschinenkomponenten wie<br />
Druckpunkten, Zahnrädern und<br />
Antriebselementen für alle<br />
Pressenbaureihen. Der Gesamt-Umsatz<br />
betrug im Jahr<br />
2019 rund 1,2 Milliarden Euro.<br />
Hymer schafft<br />
170 neue Stellen<br />
Reisesemobil Die Hymer<br />
GmbH & Co. KG will am Standort<br />
Bad Waldsee 170 neue Arbeitsplätze<br />
für qualifizierte<br />
Fachkräfte schaffen. Möglich<br />
wird dies durch die Rekordzahlen<br />
der Caravaningbranche. Die<br />
Hymer GmbH & Co. KG ist einer<br />
der führenden Caravan-Hersteller<br />
im Premiumbereich. Die<br />
Erwin Hymer Group erzielte im<br />
Geschäftsjahr 2019/2020 rund<br />
2,2 Milliarden Euro Umsatz. Sie<br />
ist eine 100-prozentige Tochter<br />
des US-Konzerns Thor Industries,<br />
der mehr als 22 000 Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
Die Liebherr-Technik ist ein wichtiger Baustein für den modernen Diesel-Segel-Hybridantrieb.<br />
Liebherr-Antrieb für riesige Metallsegel<br />
Schifffahrt Die Liebherr-Gruppe baut eine wichtige<br />
Komponente, die die kommerziellle Schifffahrt verändern<br />
könnte: Der Liebherr-Kunde eConowind hat<br />
ein System entwickelt, bei dem bis zu 40 Meter<br />
hohe, futuristische Metallsegel den Antrieb von<br />
Frachtschiffen unterstützen. So soll der Treibstoffverbrauch<br />
um 20 Prozent sinken. Das Drehen der Segel<br />
übernehmen die derzeit größten Schwenktriebe<br />
arbeiter erwirtschafteten 2020<br />
einen Umsatz von 632 Millionen<br />
Euro.<br />
samt erwirtschaftete BI <strong>mit</strong><br />
16 000 Mitarbeitern einen Umsatz<br />
von 19 Milliarden Euro.<br />
der Welt von Liebherr. Sie messen messen jeweils<br />
1,72 Meter im Durchmesser und bringen gemeinsam<br />
mehr als 1,4 Tonnen auf die Waage. Die Schneckentriebe<br />
stecken sonst in den Fahrwerken von Kranen<br />
und Landwirtschaftsmaschinen. Die Liebherr-Gruppe<br />
gehört zu den größten Baumaschinenherstellern<br />
weltweit und beschäftigt mehr als 48 000 Mitarbeiter.<br />
Der Umsatz betrug 2019 rund 11,8 Milliarden Euro.<br />
und einem Umsatz von – aktuellere<br />
Zahlen liegen nicht vor –<br />
446 Millionen Euro (2017).<br />
Zwei Millionen<br />
mal Memory<br />
Suche nach<br />
Antikörpern<br />
Zukauf in den<br />
Niederlanden<br />
Duale Partner<br />
gesucht<br />
Spielwaren In diesem Jahr feiert<br />
die Ravensburger AG die<br />
runden Geburtstage zweier Erfolgsspiele:<br />
„Sagaland“ kam vor<br />
40 Jahren auf den Markt, „Lotti<br />
Karotti“ vor 20 Jahren. 2020 waren<br />
besonders Spiele-Klassiker<br />
begehrt. Von den Produktfamilien<br />
„Das verrückte Labyrinth“<br />
wurden 1,2 Millionen Exemplare,<br />
von Memory mehr als 2 Millionen<br />
Exemplare verkauft. Die<br />
Ravensburger AG ist eine der<br />
führenden Marken für Puzzles,<br />
Spiele und Beschäftigungsprodukte<br />
in Europa. Rund 2300 Mit-<br />
Pharma Boehringer Ingelheim<br />
ist eine Partnerschaft <strong>mit</strong> Pet-<br />
Medix eingegangen. Diese zielt<br />
auf die Entwicklung neuartiger<br />
Antikörper-Therapeutika für<br />
Haustiere ab. Die britischen Forscher<br />
seien bisher das einzige<br />
Unternehmen, das diesen Ansatz<br />
von der Human- auf die<br />
Tiermedizin übertragen habe,<br />
schreibt Boehringer Ingelheim.<br />
In Sachen Tiergesundheit ist das<br />
Familienunternehmen <strong>mit</strong> einem<br />
Umsatz von 4 Milliarden<br />
Euro im Jahr 2019 weltweit der<br />
zweitgrößte Anbieter. Insge-<br />
Verpackung Südpack (Ochsenhausen)<br />
will seinen neuen<br />
Standort in den Niederlanden<br />
als Kompetenzzentrum für High<br />
Performance Laminate innerhalb<br />
der Gruppe etablieren.<br />
Dort hatte die Firma zum ersten<br />
Februar die LPF Flexible Packaging<br />
B.V. übernommen. Das im<br />
niederländischen Grootegast<br />
ansässige Unternehmen ist Hersteller<br />
von Hochbarriere-Folien<br />
für sensible Produkte. Südpack<br />
Verpackungen GmbH & Co. KG<br />
ist Anbieter von hochveredelten<br />
Folien. Mit 1600 Mitarbeitern<br />
Hochschule Die Nachfrage<br />
nach dualen Studienplätzen<br />
wächst stetig. Um so vielen Interessenten<br />
wie möglich, den<br />
Spagat zwischen Theorie und<br />
Praxis zu ermöglichen, hat die<br />
Hochschule Kempten Ende vergangenen<br />
Jahres Online-Meetings<br />
<strong>mit</strong> potenziellen Praxispartnern<br />
für Studierende organisiert.<br />
Bislang bestehen 270 Kooperationen,<br />
die die<br />
Hochschule ausbauen will. Bei<br />
Interesse an einer Partnerschaft<br />
können sich Firmen an dual@<br />
hs-kempten.de wenden. [!] riz
unternehmen [!] RESSORT 55<br />
Auf geht’s!<br />
Umfrage <strong>2021</strong> wird ein gutes Jahr, weil…? Ja,<br />
warum eigentlich? Gründe gibt es genug. Wetten?<br />
Unser Mitarbeiter Stefan Loeffler hat bei sechs<br />
Führungskräften nachgefragt.<br />
1) Was ist dieses Jahr für Sie beruflich das wichtigste Projekt?<br />
2) Was haben Sie sich persönlich vorgenommen?<br />
3) Was ist für Sie die wichtigste Lehre aus den vergangenen 12 Monaten?<br />
4) Welche Gedanken möchten Sie nicht mehr im Sinn haben?<br />
5) Wo verbringen Sie den ersten möglichen Urlaub und wie?<br />
6) Vervollständigen Sie diesen Satz: <strong>2021</strong> wird ein gutes Jahr, weil…?
56<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
1Ich möchte alles dafür tun,<br />
dass wir unseren Mitgliedern,<br />
Kunden und Mitarbeitern partnerschaftlich<br />
zur Seite stehen<br />
und sie in diesen besonderen<br />
Zeiten gut begleiten, um alle<br />
Herausforderungen gemeinsam<br />
zu bewältigen.<br />
2Interpretationen von einigen<br />
Rockklassikern auf meinem<br />
Klavier perfekt zu beherrschen.<br />
Gerade arbeite ich an einigen<br />
Songs von Queen.<br />
3Herausforderungen zu begegnen<br />
ist eine Frage der<br />
Einstellung. Die Kunst des Lebens<br />
ist, aus den Gegebenheiten<br />
das Beste zu machen.<br />
Für Stefan Hell, seit 2013 als<br />
Vorstand in der Volksbank Ulm<br />
Biberach eG tätig, besteht die<br />
Kunst des Lebens darin, aus den<br />
Gegebenheiten das Beste zu<br />
machen.<br />
4Ich möchte nicht mehr darüber<br />
nachdenken müssen,<br />
ob und unter welcher Konstellation<br />
ich mich <strong>mit</strong> meiner Familie<br />
oder meinen Freunden<br />
treffen kann und darf.<br />
5In Paris, meiner zweiten<br />
Heimat. Dort werde ich gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> meiner Frau durch<br />
die Straßen schlendern, in Cafés<br />
das Leben und die französische<br />
Lebensart genießen sowie<br />
unser Lieblingsrestaurant besuchen.<br />
...immer nach dem Regen<br />
6 der Sonnenschein folgt.<br />
1Die Auswirkungen der Corona-Pandemie<br />
auf das Konsumverhalten<br />
der Region positiv<br />
für die Ulmer Innenstadt zu<br />
beeinflussen.<br />
2Die Entschleunigung, die der<br />
Lockdown in vielen persönlichen<br />
Bereichen <strong>mit</strong> sich gebracht<br />
hat, <strong>mit</strong> in die Zeit danach<br />
zu retten. Zu hinterfragen,<br />
ob man wirklich so viele Termine<br />
haben muss.<br />
3Das Alltägliche mehr zu genießen.<br />
Man merkt oftmals<br />
erst was wirklich wichtig ist,<br />
wenn es nicht mehr da ist.<br />
Die Ulmer Citymanagerin<br />
Sandra Walter freut sich auf<br />
das Hoch, das nach jedem Tief<br />
kommt.<br />
4Die Ungewissheit, wie es<br />
weitergeht.<br />
5Den ersten Urlaub verbringe<br />
ich auf jeden Fall <strong>mit</strong> meiner<br />
Familie – entweder irgendwo<br />
in den Bergen oder bei unseren<br />
Freunden in Hamburg, die<br />
wir seit Beginn der Pandemie<br />
nicht mehr gesehen haben und<br />
sehr vermissen.<br />
6<br />
… nach jedem Tief auch wieder<br />
ein Hoch kommt und die<br />
kleinen Dinge des Lebens <strong>mit</strong>tlerweile<br />
umso schöner sind.<br />
Anke Walkerling, Personalleiterin<br />
bei Ulrich Medical ist sicher,<br />
dass wir <strong>2021</strong> Corona im Griff<br />
haben werden.<br />
1Die Herausforderung liegt in<br />
der Positionierung des multifunktionalen<br />
Stadtquartiers<br />
„agnes“ in Göppingen. Hierzu<br />
zählt zum einen die Aufgabe der<br />
Vermietung und zum anderen<br />
die Inhalte des Center Managements.<br />
Natürlich sind dabei all<br />
die Fragen des laufenden Betriebs<br />
zu berücksichtigen.<br />
2Das „agnes“ erhält eine besondere<br />
Aufmerksamkeit<br />
und wird quasi zu<br />
einer Art „Familien<strong>mit</strong>glied“.<br />
Als persönliches<br />
Ziel steht<br />
auf meiner Wunschliste:<br />
Zeit, <strong>mit</strong> den<br />
mir wichtigen<br />
Menschen verbringen<br />
zu<br />
können.<br />
Joachim Trender, Agnes-Center<br />
Manager in Göppingen, ist<br />
Achtsamkeit und die Wertschätzung<br />
anderer Menschen<br />
von großer Bedeutung.<br />
3Dass es wichtig ist, die notwendige<br />
Achtsamkeit und<br />
Wertschätzung für unser Gegenüber<br />
zu haben.<br />
4Ich denke positiv und freue<br />
mich wieder auf das erkennbare<br />
Lächeln in den Gesichtern<br />
der Menschen, die spontane Begegnung,<br />
auf eine Tasse Kaffee<br />
<strong>mit</strong> Freunden...<br />
5Gemeinsam <strong>mit</strong> meiner Familie<br />
in den Bergen, in Ruhe<br />
ohne Alltagshektik und <strong>mit</strong> einem<br />
guten Abendessen als feinen<br />
Abschluss des Tages.<br />
6<br />
… wir die Chance haben unsere<br />
Zukunft selbst zu gestalten.<br />
1Wir wollen dieses Jahr die<br />
Themen Personal- und Führungskräfteentwicklung<br />
sowie<br />
das Employer Branding stärker<br />
in den Fokus stellen und da<strong>mit</strong><br />
unsere Attraktivität als Arbeitgeber<br />
noch weiter steigern.<br />
Dazu werden wir viele spannende<br />
Maßnahmen umsetzen, die<br />
richtig Spaß machen.<br />
2Neue Herausforderungen<br />
wagen und Ideen, die man<br />
schon länger vorhatte, umsetzen:<br />
Zum Beispiel Klavierspielen<br />
lernen und doch noch den<br />
Motorradführerschein machen.<br />
3Aus beruflicher Betrachtung,<br />
dass wir als Firma in solch<br />
einer Krise wie Corona gut aufgestellt<br />
sind und alles gemeinsam<br />
meistern können. Die bereits<br />
bestehenden Angebote wie<br />
flexible Arbeitszeiten, Homeoffice<br />
und die gute IT-Ausstattung<br />
haben dazu ihren Teil beigetragen.<br />
Aus privater Betrachtung,<br />
wie wichtig Freundschaften<br />
und persönliche Kontakte<br />
sind und wie sehr man diese<br />
schätzt und braucht.<br />
4Eindeutig Corona!<br />
5Für 2020 war bereits eine<br />
größere Rundreise durch<br />
Georgien geplant. Sollten also<br />
Reisen ohne Einschränkungen<br />
möglich sein, dann steht diese<br />
Reise ganz oben auf meiner Reise-To-Do-Liste.<br />
…wir Corona im Griff haben<br />
6 werden und Kontakte, Reisen,<br />
einfach ein alltägliches Leben<br />
wieder möglich sein wird.
unternehmen [!] LEBEN 57<br />
1Die dauerhafte Verankerung<br />
von InnoSÜD, einem Verbund<br />
der Hochschulen Biberach<br />
und Neu-Ulm, der Technischen<br />
Hochschule Ulm sowie der Uni<br />
Ulm. Über 100 Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler arbeiten<br />
gemeinsam daran, den<br />
Dialog und Wissensaustausch<br />
zwischen Wissenschaft, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft voranzubringen.<br />
2Noch mehr über die spannenden<br />
Wissenschaftsprojekte<br />
in den Hochschulen zu erfahren,<br />
um weitere interessierte und innovative<br />
Zukunftsgestalterinnen<br />
und Zukunftsgestalter zusammen<br />
bringen zu können.<br />
Ivanka Burger, Transformatorin<br />
im Hochschulverbund<br />
InnoSÜD, möchte wieder ohne<br />
Angst Menschen in den Arm<br />
nehmen können.<br />
3Agilität ist Trumpf: Vieles war<br />
2020 anders als gedacht –<br />
wichtig ist, dass man seine Ziele<br />
weiterverfolgt. Dadurch können<br />
sogar Dinge entstehen, die zuvor<br />
undenkbar gewesen sind.<br />
4Beim Umarmen von lieben<br />
Menschen nicht mehr Angst<br />
zu haben, dass ich sie infizieren<br />
könnte.<br />
In Slowenien bei der Familie.<br />
5<br />
6<br />
… wir besser <strong>mit</strong> Corona umgehen<br />
können und die Wissensvernetzung<br />
innerhalb der<br />
Region immer weiter voranschreitet.<br />
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1Weiterhin alles für einen sicheren<br />
Ablauf in unseren<br />
Märkten zu tun. Zudem steht die<br />
Fertigstellung des Anbaus im<br />
Markt Dieselstraße an. Auch die<br />
große Motivation meiner Belegschaft<br />
ist mir sehr wichtig, denn<br />
ich weiß wie schwierig es ist,<br />
den ganzen Tag über <strong>mit</strong> Mundnasenschutz<br />
zu arbeiten.<br />
2Eigentlich gar nichts, denn<br />
seit einem Jahr müssen wir<br />
uns permanent veränderten Anforderungen<br />
anpassen.<br />
3Zuverlässige Partnerschaften<br />
haben uns geholfen, die<br />
Anforderungen zu meistern. Ich<br />
Guido Empen, Geschäftsführer<br />
der Aktiv-Markt Manfred<br />
Gebauer GmbH in Göppingen<br />
hat zuverlässige Partnerschaften<br />
schätzen gelernt.<br />
wusste schon immer, dass wir<br />
sehr gute Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter haben. In den vergangenen<br />
12 Monaten sind viele<br />
sogar über sich hinausgewachsen.<br />
4Positiv gesprochen: Ich<br />
möchte wieder agieren,<br />
nicht nur reagieren.<br />
5Wie immer an der Nordsee.<br />
6<br />
... lokale Lebens<strong>mit</strong>tel während<br />
des Lockdowns noch<br />
mehr in den Vordergrund gerückt<br />
sind und deren Wert mehr<br />
Beachtung erfahren hat.<br />
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Architektur<br />
Die Zukunft des Gewerbebaus – geprägt von<br />
Digitalisierung und Nachhaltigkeit.<br />
Architekten, Planer und Dienstleister stellen<br />
sich vor.<br />
NEUBAU REVISITED<br />
Vor 5 Jahren hat Steffen Maurer<br />
seinen Firmensitz neu gebaut.<br />
Wir ziehen eine Bilanz.<br />
Seite 59
unternehmen [!]<br />
Steffen Maurer steht am<br />
Fenster der sonnendurchfluteten<br />
Cafébar<br />
seines Unternehmens<br />
und genießt einen geradezu tierischen<br />
Ausblick. „Dort drüben<br />
am Hang haben wir eine Weide<br />
<strong>mit</strong> Ziegen angelegt“, erklärt der<br />
Inhaber der Maurer Veranstaltungstechnik<br />
GmbH, die seit<br />
fünf Jahren im Blausteiner Ortsteil<br />
Dietingen angesiedelt ist.<br />
Als der Event-Spezialist hier<br />
2015 sein neues Verwaltungsund<br />
Lagergebäude errichtet und<br />
da<strong>mit</strong> bestehende Grünflächen<br />
versiegelt hat, galt es für ihn<br />
nach Vorgabe des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
(BNatSchG) entsprechende<br />
Ausgleichsmaßnahmen<br />
zu ergreifen. Er entschied<br />
sich für die Fläche <strong>mit</strong> Magerrasen:<br />
„Für mich ist der bewusste<br />
Umgang <strong>mit</strong> meinen Mitmenschen,<br />
den Ressourcen und<br />
der Umwelt sehr wichtig.“ Zudem<br />
siedelte er <strong>mit</strong> seinem<br />
Team, das sich auf die Planung,<br />
Konzeption und Durchführung<br />
von Events im Premiumbereich<br />
spezialisiert hat, <strong>mit</strong> einem Imker<br />
noch zwei Bienenvölker vor<br />
seinem neuen Firmengebäude<br />
„Studio M“ an.<br />
Firmengebäude in Holzbau<br />
Nach behördlichen Vorgaben<br />
ließ Maurer auf dem Dach des<br />
Bürotraktes eine Dachbegrünung<br />
anlegen, die nicht nur zur<br />
Dämmung, sondern seitdem<br />
auch als Lebensraum für Insekten<br />
dient. Auch in den neuen<br />
Räumen des 2006 gegründeten<br />
<strong>mit</strong>telständischen Unternehmens<br />
fühlt man sich der Natur<br />
sehr nahe. Denn der Firmeninhaber<br />
ließ sein Domizil in Holzständerbauweise<br />
errichten. Sie<br />
zeichnet sich durch den Verbund<br />
von senkrechten Pfosten<br />
<strong>mit</strong> horizontalen Trägern aus.<br />
Auch wenn diese Konstruktion<br />
aus leimgebundenem Holz<br />
teurer kam als zum Beispiel eine<br />
Stahlträger-Variante, hat Steffen<br />
Maurer die Entscheidung bis<br />
heute keine Sekunde bereut:<br />
„Mit der Holzbauweise unseres<br />
Firmengebäudes leisten wir einen<br />
Beitrag zum Klimaschutz<br />
und die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter fühlen sich in der<br />
angenehmen Atmosphäre pu-<br />
Dachbegrünung, Betonkernaktivierung und viel Holz – außen und vor allem innen: Blick ins Firmengebäude<br />
des Eventspezialisten Maurer in Blaustein. <br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Für die Zukunft<br />
gebaut<br />
Gewerbebau Wer heutzutage ein neues Firmengebäude baut, plant<br />
nicht nur nach energetischen Gesichtspunkten, er hat auch den<br />
Klimaschutz im Blick. Unternehmer Steffen Maurer hat vor fünf<br />
Jahren sein Firmendomizil bezogen und zieht Bilanz.
60<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Blick in die Haupthalle, in der Maurer die Ausrüstung für<br />
Veranstaltungen lagert, und in seinen neuen Regieraum.<br />
delwohl.“ In der Tat: Holzbau ist<br />
trendy. Die Vorteile liegen auf der<br />
Hand. Der nachwachsende Rohstoff<br />
bindet CO 2<br />
, schafft ein gesundes Arbeitsklima<br />
und lässt sich im Fall eines<br />
Falles wieder zurückbauen.<br />
Nahwärme aus Hackschnitzeln<br />
Die 1875 Quadratmeter große Lagerhalle<br />
der Maurer Veranstaltungstechnik<br />
GmbH wird in der kalten<br />
Jahreszeit <strong>mit</strong>tels Betonkernaktivierung<br />
beheizt. Dabei fließt Wasser als<br />
Speichermasse durch ein Rohrsystem<br />
im Betonboden, der Wärme und<br />
Kälte gut speichert und gleichzeitig<br />
leitet – ähnlich einer Fußbodenheizung.<br />
„Durch dieses System müssen<br />
wir nicht immer gleich den gesamten<br />
Raum auf Temperatur bringen“,<br />
sagt Maurer, der bei seinem Neubau<br />
von Beginn an ein ganzheitliches<br />
Konzept zugrunde legte: „Es ist die<br />
Basis für verschiedene nachhaltige<br />
Ausbaustufen.“<br />
Die Räume werden <strong>mit</strong> Nahwärme<br />
aus einer Holzschnitzelanlage einer<br />
ortsansässigen Holzbaufirma<br />
versorgt und auf dem Lagerdach erzeugen<br />
Photovoltaik-Module genügend<br />
Energie, um den eigenen Bedarf<br />
zu decken sowie einen Teil in<br />
das örtliche Stromnetz einzuspeisen.<br />
Der Verwaltungstrakt wurde so<br />
geplant, dass er nach Süden hin ausgerichtet<br />
ist: „Mit maximaler Sonneneinstrahlung<br />
kann man speziell<br />
im Herbst und Frühjahr Heiz- und<br />
Lichtkosten einsparen“, so der Eigentümer,<br />
der sein Unternehmen<br />
seit vier Jahren klimaneutral führt<br />
und sich – als einer weiteren Ausbaustufe<br />
– gut vorstellen kann, zukünftig<br />
auch auf E-Lastwagen umzustellen:<br />
„Diese kann ich als Zwischenspeicher<br />
nutzen, um andere<br />
elektronische Geräte im Gebäude<br />
<strong>mit</strong> Strom zu versorgen.“<br />
Im Frühjahr und<br />
im Herbst lassen<br />
sich so Lichtund<br />
auch Heizkosten<br />
sparen.<br />
Steffen Maurer<br />
Unternehmer<br />
Architekten wissen es. Schon beim<br />
Prozess der Planung eines Gewerbebaus<br />
steht die Überlegung, nach<br />
welchen Kriterien das neue Gebäude<br />
entstehen soll im Vordergrund.<br />
Legt der Bauherr Wert auf eine besonders<br />
hohe Energieeffizienz oder<br />
auf die Verwendung nachhaltiger<br />
Materialien? Die Frage ist auch, wie<br />
natürliche Ressourcen wie Sonne,<br />
Wind, Holz und Erdwärme <strong>mit</strong> zunehmenden<br />
technischen Fortschritten<br />
zu einer verbesserten Energiebilanz<br />
beitragen können. Eine Lösung<br />
könnten smarte Technologien<br />
sein, die für eine optimierte Steuerung<br />
der Gebäudetechnik sorgen<br />
können, indem sie die einzelnen Systeme<br />
intelligent vernetzen, messen<br />
und automatisch regeln.<br />
Haltung und Gestaltungswille<br />
Für Christine Lemaitre stellt sich die<br />
Frage jedoch, was man unter smart<br />
überhaupt verstehen soll: „Hinter<br />
dem Buzzword versteckt sich ja Alles<br />
oder Nichts.“ Für das geschäftsführende<br />
Vorstands<strong>mit</strong>glied der<br />
Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges<br />
Bauen (DGNB) e.V. sollte<br />
kritisch hinterfragt werden, welche<br />
cleveren Technologien denn überhaupt<br />
echte Mehrwerte bringen:<br />
„Technik ist immer auch fehleranfällig<br />
und <strong>mit</strong>unter wartungs- und<br />
kostenintensiv.“<br />
Für die promovierte Bauingenieurin<br />
besteht die große Herausforderung<br />
bei der Planung eines Gewerbebaus<br />
nicht darin, gesetzliche Mindeststandards<br />
zu erfüllen. „Das reicht sicher<br />
nicht aus, wenn man es ernst<br />
meint <strong>mit</strong> Nachhaltigkeit und Klimaschutz“,<br />
betont Lemaitre. Vielmehr<br />
müssen sich Bauherren, Architekten<br />
und Planer aktiv <strong>mit</strong> den konkreten<br />
Bauaufgaben auseinandersetzen,<br />
um die jeweils besten<br />
Zur Person<br />
Christine Lemaitre,<br />
Vorstand<br />
der Dt. Gesellschaft<br />
für nachhaltiges<br />
Bauen in Stuttgart,<br />
ist Preisträgerin des<br />
Eco Innovator<br />
Awards 2019 des<br />
Global Green Economic<br />
Forum.<br />
Zur Person<br />
Roland Bechmann,<br />
ist seit fünf Jahren<br />
im Vorstand der<br />
Werner Sobek AG<br />
und seit dem Jahr<br />
2019 Geschäftsführer<br />
von Werner Sobek<br />
Design.
unternehmen [!] SPEZIAL 61<br />
Was Gebäude wirklich smart macht<br />
Flexible Raumeinteilung dank Holzbauständerweise: Maurer hat in der Pandemie für Kunden ein Livestream-Studio geschaffen.<br />
Smartphone, Smart Home und<br />
Smart City. Die Welt vernetzt<br />
sich immer mehr. Auch viele Bürogebäude<br />
und Produktionshallen<br />
haben heute schon ausgeklügelte<br />
Systeme, <strong>mit</strong> denen<br />
sich Aspekte wie Beleuchtung,<br />
Heizung, Kühlung und Sicherheit<br />
zentral steuern lassen. Im Gegensatz<br />
zum Smart Home, das<br />
sich <strong>mit</strong> einer Wohneinheit beschäftigt,<br />
befasst sich das<br />
Smart Building <strong>mit</strong> der Digitalisierung<br />
eines gesamten Gebäudes.<br />
Es fasst die Automatisierung<br />
und Kontrolle der technischen<br />
Ausstattung zusammen.<br />
Bauexperten betonen, dass jedoch<br />
eine Digitalisierung nicht<br />
nur im Betrieb, sondern entlang<br />
der gesamten Wertschöpfungskette<br />
des Bauwesens stattfinden<br />
muss: vom Entwurf über<br />
Planung, Realisierung, Betrieb<br />
und Sanierung bis hin zum Rückbau.<br />
Diese Betrachtung berge<br />
großes Potential für Wirtschaftlichkeit<br />
und Nachhaltigkeit.<br />
Entscheidungen im Sinne von<br />
Qualität und Zukunftsfähigkeit<br />
zu treffen: „Hierfür braucht es<br />
Haltung und aktiven Gestaltungswillen.“<br />
Zu viele graue Emissionen<br />
Für Roland Bechmann ist klar:<br />
„Erst wenn man ein Gebäude am<br />
Ende seines Lebenszyklus vollständig<br />
in technische oder biologische<br />
Kreisläufe zurückführen<br />
kann, ist es wirklich nachhaltig.“<br />
Nach den Worten des<br />
Vorstands der Werner Sobek AG<br />
(Stuttgart), einem weltweit tätigen<br />
Planungsbüro für Engineering,<br />
Design und Nachhaltigkeit,<br />
hat sich die Energieeffizienz von<br />
Gewerbebauten in den vergangenen<br />
Jahren stark verbessert.<br />
Woran es mangele, sei eine Reduzierung<br />
der grauen Emissionen<br />
sowie der verbauten Materialien:<br />
„Wir brauchen dringend<br />
eine erhöhte Rezyklierbarkeit.“<br />
Daran dachte auch Steffen<br />
Maurer, als er sein Firmendomizil<br />
im Passivhaus-Standard bauen<br />
ließ. Neben der hohen<br />
Dämmfähigkeit und dem zeitlosen<br />
Design stellt die Holzständerbauweise<br />
für ihn einen weiteren<br />
Pluspunkt dar: „Durch sie<br />
können wir unsere Räume flexibel<br />
verändern.“ Und dies war<br />
noch nie so wichtig wie in der<br />
derzeitigen Pandemiezeit. Denn<br />
das Coronavirus hat auch Maurer<br />
nicht verschont. Aufträge,<br />
vorwiegend im Messebereich,<br />
wurden vor einem Jahr quasi im<br />
Stundentakt storniert. Eine Besserung<br />
ist nicht wirklich in<br />
Sicht. Für Steffen Maurer war<br />
dies kein Grund den Kopf in den<br />
Sand zu stecken, sondern aktiv<br />
zu reagieren – im Studio M:<br />
„Früher gingen wir zu den Kunden,<br />
heute kommen sie zu uns“.<br />
Eine von seiner Firma angebotene<br />
Lösung sind Livestreaming-Dienste,<br />
<strong>mit</strong> deren Unterstützung<br />
man zum Beispiel Betriebsversammlungen,<br />
Vertriebsmeetings,<br />
Diskussionen<br />
oder Produktpräsentationen<br />
weiterhin gefahrlos durchführen<br />
kann.<br />
Der zentrale Punkt ist das<br />
Green Box-Studio, das nun in<br />
dem Raum steht, in dem früher<br />
Teamsitzungen stattfanden und<br />
das Marketing-Büro ist <strong>mit</strong>tlerweile<br />
ein modern eingerichteter<br />
Aufnahme- und Regieraum.<br />
Weitere Umbauten sind – dank<br />
flexibler Holzbauweise – jederzeit<br />
möglich. Für Maurer hat<br />
sich sein nachhaltig durchdachtes<br />
Firmenkonzept auf jeden Fall<br />
gelohnt. [!] Stefan Loeffler<br />
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Neu-Ulm<br />
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Fotos: Matthias Schmiedel Photography<br />
Architektur maßgeschneidert<br />
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Architektur beeinflusst durch ihre Gestaltung und<br />
Funktionalität entscheidend unser Leben. Dieser Verantwortung<br />
nehmen wir uns an.<br />
Jeder Mensch hat eigene Bedürfnisse, jedes Grundstück<br />
hat unterschiedliche Voraussetzungen, geometrisch, topographisch<br />
und baurechtlich. Wir gehen auf diese Rahmenbedingungen<br />
ein und schaffen für Sie ein maßgeschneidertes<br />
Gebäude, das Sie nach der Fertigstellung<br />
täglich aufs Neue inspiriert und begeistert.<br />
Wir sind ein leidenschaftliches Architektenteam, das<br />
für Sie alle Leistungen und Aufgaben für Ihr Bauprojekt<br />
übernimmt. Unsere langjährige Erfahrung ist ein verlässliches<br />
Fundament für den Bau von zeitgemäßen<br />
Wohnhäusern, Bürogebäuden oder Gewerbebauten.<br />
Jan Busch (Mitte) und Jörg Lange (rechts) in der Kundenberatung.<br />
Foto: Matthias Schmiedel Photography
seifert architektur + design<br />
63<br />
Ulm<br />
Wandel zu New Workspaces<br />
Fotos: © Erik Dreyer Photography<br />
Das Büro seifert architektur+<br />
design entwickelt seit über 20<br />
Jahren moderne, motivierende<br />
und gesunde Arbeitswelten<br />
für Menschen und Unternehmen.<br />
Das Ziel eines modernen<br />
Bürokonzeptes geht<br />
durch die Transformation zu<br />
New Work Offices sowohl auf<br />
die Bedürfnisse der Menschen<br />
als auch auf die Ansprüche<br />
von Unternehmen ein und<br />
führt die Bausteine Wirtschaftlichkeit,<br />
Wohlbefinden<br />
und Produktivität zusammen.<br />
Die Moderation der<br />
Transformationsschritte unter<br />
Einbezug der multidisziplinären<br />
Zielvorgaben geschieht<br />
in einem persönlichen,<br />
vertrauensbasierten<br />
Umfeld. Dreidimensionale<br />
Visualisierungen der Planungsschritte<br />
ermöglichen<br />
dazwischengeschaltete Feedbackschleifen.<br />
Strategische<br />
Lösungsansätze werden <strong>mit</strong><br />
den Zielvorgaben evaluiert.<br />
„Jörg Seifert hat uns bis zur Umsetzung des Projektes<br />
top begleitet.“ so Alexander Hahner, Projektleiter des<br />
Verwaltungsneubaus der Firma Josef Hebel GmbH &<br />
Co KG. Im neuen Verwaltungsgebäude des Bauunternehmens<br />
befinden sich auf einer Bürofläche von<br />
4.000 m 2 140 moderne Arbeitsplätze <strong>mit</strong> höhenverstellbaren<br />
Schreibtischen auf sieben Etagen und zahlreiche<br />
Kommunikationsflächen in der Mittelzone.<br />
Was hat sich in Ihren Büros verändert?<br />
Auf den Punkt gebracht: Alles! Alle 140 Arbeitsplätze<br />
sind <strong>mit</strong> ergonomischen, höhenverstellbaren Tischen<br />
ausgestattet und überzeugen durch Design und Qualität.<br />
Pro Etage bieten jeweils zwei Kommunikationsinseln<br />
Platz für informelle Meetings und Austausch. In<br />
diesen Bereichen finden ungezwungene, spontane Kommunikationen<br />
statt.<br />
Wie werden die neuen Büroräumlichkeiten angenommen?<br />
Die großzügigen Räume, die Möblierung, die ansprechende<br />
Gestaltung, die hochwertigen Naturmaterialien<br />
– all das schafft eine Atmosphäre, in der sich unsere Mitarbeiter<br />
sofort wohlgefühlt haben. Ein besonderes Augenmerk<br />
wurde auf die Akustik in den offenen Strukturen<br />
gelegt. Mit dem neuen Office haben wir für unsere<br />
Mitarbeiter ein modernes Arbeitsambiente <strong>mit</strong> ansprechenden<br />
Arbeitsplätzen geschaffen.<br />
seifert architektur+design<br />
seit 20 Jahren im<br />
pfaehler-Haus in Ulm<br />
Frauenstraße 9-11<br />
89073 Ulm<br />
Tel 0731 65026<br />
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64 RESSORT unternehmen [!]<br />
glöckler I frei ARCHITEKTUR.FREIRAUM<br />
Ehingen<br />
Box im Stadl<br />
Foto: Conné van d’Grachten / Modell: Simon Junghans<br />
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Box im Stadl<br />
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www.gloeckler-frei.de<br />
Ziel war es in einen alten Stadl vorgefertigte Holzboxen<br />
frei einzuhängen; dadurch entstehen neue Wohnformen.<br />
Der alte Stadl bleibt von innen in seiner ganzen Form<br />
erlebbar. Die Außenfassade bleibt erhalten, dei Fenster<br />
durchdringen als auskragende Kuben die Fassaden.<br />
Studie: müllerblaustein HolzBauWerke GmbH<br />
Steffen Glöckler & Bettina Frei<br />
Foto: Herbert Geiger
unternehmen [!] RESSORT 65<br />
Möckel Architekten GmbH Ingenieure + Generalplaner<br />
Neu-Ulm<br />
Oben: Jaguar und Land Rover Autohaus; darunter von links: Jaguar und Land Rover Autohaus, Parkdeck und Ford-Store.<br />
Zukunft<br />
erfolgreich<br />
gestalten<br />
Unser zentrales Aufgabenfeld sind Projekte aus den<br />
Bereichen Gewerbe, Industrie und Verwaltung. Neben<br />
Neubauten planen und betreuen wir Umbauten und<br />
Modernisierungen.<br />
Unsere <strong>mit</strong> Projekten im Automobilsektor erarbeitete<br />
Expertise setzen wir ein, um im Dialog <strong>mit</strong> unserer<br />
Bauherrschaft kreative Lösungen zu finden und<br />
effizient umzusetzen.<br />
Wir bleiben engagiert:<br />
Niederlassung der M&D Flachdachtechnik GmbH<br />
in Laupheim .<br />
Das von uns 2006 in Neu-Ulm geplante BMW Autohaus<br />
haben wir 2016 zu einem Ford-Store umgebaut<br />
und 2018 um eine Nutzfahrzeugwerkstatt erweitert.<br />
2020 erfolgte dann der Bau des Jaguar und Land Rover<br />
Autohauses in direkter Nachbarschaft an der B10.<br />
Möckel Architekten GmbH<br />
Johannesplatz 2<br />
89231 Neu-Ulm<br />
Tel. 0731/972364-0<br />
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www.moeckel-architekten.de
66<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
Wanzl GmbH & Co. KGaA<br />
Wanzl macht Einkaufen rund um die Uhr möglich. In Oldenburg ergänzt ein 24/7-<strong>Ausgabe</strong>automat die reguläre Combi City-Filiale. Auch für deren Planung,<br />
Design und Aufbau war Wanzl maßgeblich verantwortlich.<br />
© Wanzl / custompix<br />
Innovationen für die Zukunft<br />
Begleiten Sie uns auf einem<br />
virtuellen Rundgang durch<br />
die Combi City-Filiale in<br />
Oldenburg.<br />
Einfach QR-Code scannen.<br />
Ob modernster Ladenbau oder effiziente Zutrittssysteme,<br />
das Unternehmen Wanzl aus Leipheim (Landkreis<br />
Günzburg) ist Innovationsführer für kreative und technologische<br />
Lösungen in der Retail- und Access- Branche.<br />
GESAMTLADENAUSSTATTER<br />
Planung, Design und Umsetzung – 24/7-Konzepte,<br />
Fulfill ment-Formate und originelle Designs – Zutrittslösungen,<br />
Warenpräsentationssysteme und Kühlung!<br />
Als Gesamtladenausstatter bietet Wanzl alles aus einer<br />
Hand. Ein Paradebeispiel ist die Combi City-Filiale in<br />
Oldenburg. Wanzl war maßgeblich in die Store-Gestaltung<br />
und operative Umsetzung involviert. Das Besondere<br />
des Ladens: Hier kann rund um die Uhr eingekauft<br />
werden. Denn an den 450 qm großen, regulären Markt<br />
ist ein von Wanzl entwickelter 24/7-<strong>Ausgabe</strong>automat<br />
<strong>mit</strong> separatem Eingang angegliedert. Ein zukunftsweisendes<br />
Format für die innerstädtische Nahversorgung<br />
und eine Win-win-Situation. Der Kunde profitiert von<br />
der durchgehenden Warenverfügbarkeit, der stationäre<br />
Handel von der zusätzlichen Absatzmöglichkeit <strong>mit</strong><br />
wenig Flächenbedarf und unabhängig von klassischen<br />
Ladenöffnungszeiten. Dabei ist der 24/7-Automat nicht<br />
auf Branchen oder Standorte festgelegt. Grundsätzlich<br />
bietet er sich überall dort an, wo nur eine geringe Verkaufsfläche<br />
zur Verfügung steht, das kann in Innenstädten<br />
sein oder an Verkehrsknotenpunkten wie<br />
Bahnhöfen sowie Flughäfen.
unternehmen [!] RESSORT 67<br />
Leipheim<br />
Stilvoller, sicherer Empfang: Galaxy Gate und Galaxyport begrüßen im manroland Industriepark Mitarbeiter und Gäste. Für mehr Infektionsschutz setzt die<br />
Hessing Klinik auf das Galaxy Gate Protect <strong>mit</strong> Händedesinfektions<strong>mit</strong>telspender, Wärmebildkamera und Facescan.<br />
© Wanzl / custompix<br />
EFFIZIENTE ZUTRITTSSYSTEME<br />
Für die effiziente Regelung von Gebäudezutritten sowie<br />
den Schutz sensibler Bereiche entwickelt Wanzl<br />
zudem stilvolle Access Solutions. Diese verknüpfen<br />
Design <strong>mit</strong> Funktion, fügen sich gekonnt in jedes Interieur<br />
und überzeugen dabei <strong>mit</strong> zuverlässiger Technologie.<br />
Bürokomplexe wie der manroland Industriepark<br />
in Augsburg empfangen im Regelbetrieb bis zu 1.000<br />
Personen täglich. Ebenso brauchen Fitnessstudios,<br />
Spa-/Wellness-Einrichtungen, Museen oder Venues sichere,<br />
ganzheitliche Lösungen zur Lenkung der Besucherströme.<br />
Dafür hat Wanzl <strong>mit</strong> seiner Zutrittsschleuse<br />
Galaxy Gate und dem Sonderzugang Galaxyport<br />
vollautomatische Systeme in seinem Portfolio. Beide<br />
sind zudem als „Protect“-Versionen <strong>mit</strong> Wärmebildka-<br />
mera, Face-Scan und Desinfektions<strong>mit</strong>telspender modifizierbar,<br />
um die gestiegenen Ansprüche an einen<br />
Infektionsschutz zu erfüllen. Davon profitieren vor allem<br />
auch Krankenhäuser wie die orthopädischen Fachkliniken<br />
der Hessing Stiftung in Augsburg. Von der<br />
Planung über die Ausführung und softwareseitige Integration<br />
bis zum Aftersales begleitet Wanzl das gesamte<br />
Bauvorhaben als kompetenter Partner. Denn das Ziel<br />
für jedes Projekt ist es, eine maßgeschneiderte Lösung<br />
zu finden.<br />
Wanzl GmbH & Co. KGaA<br />
Rudolf-Wanzl-Straße 4<br />
89340 Leipheim<br />
T +49 8221/729-0<br />
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68 RESSORT unternehmen [!]<br />
Conplaning GmbH<br />
Ulm<br />
Bild oben links: Bibliothek<br />
Heidenheim<br />
Bild oben rechts:<br />
Helmholtz-Institut Ulm (Foto:<br />
Martin Duckek Fotografie)<br />
Bild unten links:<br />
HtF Stuttgart<br />
Bild unten rechts: Robatherm<br />
Ingenieurbüro für<br />
Gebäudetechnik I Energietechnik<br />
I Umwelttechnik<br />
Postfach 1164<br />
89001 Ulm<br />
0731/9220-150<br />
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Wir planen. Ihre Zukunft!<br />
ZUKUNFT UND BESTÄNDIGKEIT<br />
Im letzten Jahr konnte die Conplaning GmbH auf 60 Jahre<br />
Firmengeschichte zurückblicken.<br />
In diesen 60 Jahren haben wir uns als zuverlässiger und<br />
kompetenter Partner im kommunalen, industriellen<br />
und privatwirtschaftlichen Bereich etabliert und weiterentwickelt.<br />
Mit 65 hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
planen und gestalten wir auch Ihre Zukunft. Die<br />
gesamten Planungsleistungen der Technischen Gebäudeausrüstung,<br />
das heißt die Gewerke Sanitär, Heizung,<br />
Lüftung, Kälte, Elektro- und Fernmeldetechnik, Medienund<br />
Fördertechnik und Gebäudeautomation können<br />
wir interdisziplinär aus einer Hand anbieten.<br />
Mit innovativen und nachhaltigen Lösungsansätzen<br />
sind wir <strong>mit</strong> unseren Planungs- und Lösungsansätzen<br />
am Puls der Zeit und haben dies bei über 3.600 Projekten<br />
erfolgreich unter Beweis gestellt.<br />
Im „Science Park II“ am Ulmer Eselsberg sind wir derzeit<br />
an zwei Leuchtturm-Projekten <strong>mit</strong> involviert.<br />
Für die Projektentwicklungsgesellschaft Ulm mbH planen<br />
wir verantwortlich die Haustechnik der neuen<br />
Denkfabrik für die Firma Bosch Rexroth AG, die im Frühjahr<br />
<strong>2021</strong> ihr neues Domizil beziehen wird.<br />
In Steinwurfnähe sind wir <strong>mit</strong> der Fachplanung der verfahrenstechnischen<br />
Anlagenkomponenten für die Forschungsfabrik<br />
für Wasserstoff und Brennstoffzellen –<br />
HyFaB des ZSW, Zentrum für Sonnenenergie und<br />
Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg tätig. Mit<br />
diesem neuen Gebäude entsteht das europaweit größte<br />
nicht-industrielle Testfeld für Brennstoffzellen-Stacks<br />
<strong>mit</strong> der dazugehörigen Wasserstoff-Infrastruktur. Es bildet<br />
den Kern des HyFaB Projekts zur Erforschung industrieller<br />
Produktion von Brennstoffzellen-Stacks.<br />
VON MENSCHEN FÜR MENSCHEN<br />
Im Mittelpunkt unserer Planung stehen unsere Auftraggeber<br />
und Kunden <strong>mit</strong> ihren Wünschen, Ideen, Zielen<br />
und Vorstellungen. Nur durch eine konstruktive und<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit im Team sind bestmögliche<br />
Ergebnisse zu erreichen.<br />
Mehr Informationen über unser Unternehmen finden<br />
Sie unter www.conplaning.de.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!
unternehmen [!] RESSORT 69<br />
Bauunternehmen bendl<br />
Günzburg<br />
Die Zukunft des Bauens –<br />
smarter und effizienter dank BIM<br />
Das Bauunternehmen bendl<br />
nimmt gemeinsam <strong>mit</strong> seinem<br />
geschätzten Partner<br />
Graphisoft im Bereich der Digitalisierung<br />
und Modellplanung<br />
eine Vorreiterrolle ein.<br />
Fotos: Bauunternehmen bendl<br />
Mit Einführung der Planungsme thode BIM ist das Bauunternehmen<br />
bendl einen großen Schritt in Richtung<br />
Digitalisierung gegangen. Durch BIM (Building-Information-Modeling)<br />
wird das Bauen digital. Da<strong>mit</strong> wird<br />
die Planung und Umsetzung von Bauprojekten nicht<br />
nur modernisiert, sondern revolutioniert. Der stetige<br />
Datenaustausch und die Kommunikation aller Akteure<br />
untereinander eröffnet ganz neue Möglichkeiten der<br />
Zusammenarbeit. So finden alle Beteiligten die relevanten<br />
Daten für den Bau, die Zuständigkeiten, die Zeitplanung<br />
und die Kalkulation in den Fachplanungen, die<br />
digital zu einem ganzheitlichen Modell zusammengefügt<br />
werden. Da<strong>mit</strong> die gesamte Bauplanung stimmt,<br />
selbst wenn Änderungen eingefügt wurden, überprüft<br />
eine Software anhand von Richtlinien, die individuell<br />
ergänzt werden können, die Kompatibilität der einzelnen<br />
Fachplanungen. Alle haben so den gleichen Wissensstand<br />
– auch über den eigenen Planungsbe reich<br />
hinaus. Durch diese Transparenz werden Fehlerquellen<br />
minimiert und Kosten gespart. Im BIM-Abwicklungsplan<br />
ist vorab klar aufgeteilt, wer im Rahmen der<br />
Planung für was und zu welchem Zeitpunkt sowie in<br />
welcher Qualität zuständig ist.<br />
EIN WOHNPROJEKT NACH DEM BIM<br />
ANSATZ<br />
Jedes Projekt, das heute von bendl geplant und realisiert<br />
wird, ist in 3D entwickelt. Open BIM: Ein Wohnprojekt<br />
konsequent durchgeplant. In der Nähe der<br />
Günzburger Altstadt sollen bis 2023 zwei Wohntürme<br />
<strong>mit</strong> drei und vier Geschossen sowie einer Tiefgarage<br />
entstehen. Das Gebäude soll in KFW 40 Standard <strong>mit</strong><br />
der Hybridbauweise (Holzbau/Stahlbetonbau) erstellt<br />
werden und dabei die Vorteile beider Kon struktionen<br />
vereinen. Einer der zukünftigen Eigentümer ist Architekt<br />
und hat die Entwurfsarbeit übernommen, bendl<br />
erarbeitet anschließend <strong>mit</strong> den Fachplanern das Gebäudemodell,<br />
nach dem Open-BIM-Ansatz.<br />
Ansprechpartner bei bendl<br />
Michael Maurer<br />
Abteilungsleiter Schlüsselfertigbau<br />
Tel. +49 8221.9009-91<br />
michael.maurer@bendl.de<br />
www.bendl.de
70 RESSORT unternehmen [!]<br />
Scherr+Klimke AG<br />
Ulm<br />
Gebaut für<br />
Mitarbeiter, Umwelt,<br />
die Bilanz und das Auge<br />
Einladend und großzügig<br />
präsentiert sich das Gebäude<br />
außen wie innen.<br />
Fotos: Julian Pfister<br />
Architekten Ingenieure<br />
Scherr+Klimke AG<br />
Ulm | Neu-Ulm | Leipzig<br />
Edisonallee 19<br />
89231 Neu-Ulm<br />
Tel. 0731 92250<br />
info@scherr-klimke.de<br />
www.scherr-klimke.de<br />
Wer baut, gestaltet Zukunft. Jedenfalls hat er die Chance<br />
dazu, die es gilt zu nutzen. Und dass das gelingen kann,<br />
auch ohne spektakuläre Dimensionen und Budgets, beweist<br />
der Neubau des <strong>mit</strong>telständischen Unternehmens<br />
SKA Kältetechnik in Illertissen.<br />
Mit einem ganzen Bündel ehrgeiziger Ziele startete die<br />
Inhaberfamilie ins Projekt und fand in Scherr+Klimke<br />
Architekten Ingenieure den idealen Partner. Denn das<br />
breit aufgestellte Generalplanungsteam konnte dank<br />
aller Planungsdisziplinen im eigenen Haus das anspruchsvolle<br />
Lastenheft in ein integriertes Gesamtkonzept<br />
umsetzen.<br />
Zentrales Anliegen war die Schaffung eines Umfelds <strong>mit</strong><br />
hoher Aufenthaltsqualität und leistungsfördernden Arbeitsbedingungen.<br />
Entstanden ist ein zusammenhängender<br />
Gebäudekomplex einheitlicher Formen- und<br />
Materialsprache <strong>mit</strong> je ca. 800 m 2 Nutzflächen für Büro,<br />
Lager und Montage. Erweiterungsmöglichkeiten für bis<br />
zur doppelten Fläche sind bereits <strong>mit</strong> eingeplant.<br />
Der zweigeschossige Bürobau überzeugt insbesondere<br />
gestalterisch durch seine großflächige Fensterfront und<br />
einen umlaufenden Balkon. So verbindet sich das Innere<br />
des Gebäudes <strong>mit</strong> der grünen Umgebung. Dieser bewusst<br />
geschaffene Außenbezug findet seine konsequente<br />
Fortsetzung in der südseitig gelegenen Kantine <strong>mit</strong><br />
Terrasse. Transparenz und Großzügigkeit ver<strong>mit</strong>telt<br />
auch die offene, zentral gelegene Erschließungstreppe<br />
<strong>mit</strong> Zugang zu Verkehrs-, Aufenthalts- und Kommunikationszonen.<br />
Als Hersteller innovativer Kälteanlagen entwickelte<br />
und baute SKA selbst ein nachhaltiges und regeneratives<br />
Energiekonzept, das das Gebäude über eine<br />
Grundwasserwärmepumpe in Verbindung <strong>mit</strong> Fußbodenheizungen<br />
<strong>mit</strong> Wärme versorgt. Beschattungsmöglichkeiten,<br />
schallabsorbierende Oberflächen für<br />
akus tische Qualität sowie eine mechanische Be- und<br />
Entlüftungsanlage für optimale Raumluft runden das<br />
haustechnische Konzept für Ökologie und Wohlbefinden<br />
ab.<br />
Investitionen, die sich mehr als bezahlt machen in Form<br />
von effizienten Prozessen, Mitarbeiterbegeisterung und<br />
Produktivität. SKA hat gebaut für die Zukunft. Für Mitarbeiter,<br />
Umwelt, die Bilanz und das Auge.
unternehmen [!] RESSORT 71<br />
Kneer GmbH<br />
Westerheim<br />
Sanierung und Umnutzung<br />
der Safranberg-Klinik<br />
Das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen<br />
Universitätsklinik auf dem Safranberg in Ulm wurde<br />
saniert und zu Wohnungen umgenutzt. In dem historischen<br />
Gebäude aus der Zeit des Jugendstils entstanden<br />
97 Eigentumswohnungen <strong>mit</strong> Wohnflächen<br />
zwischen 28 und 218 Quadratmetern. Für denkmalgerechte<br />
Optik und einen hohen Wärmeschutz sorgen<br />
Holzdenkmalfenster von Kneer-Südfenster. Das neue<br />
Quartier in innenstadtnaher Hanglage bietet neben<br />
dem Wohnen <strong>mit</strong> besonderer Atmosphäre auch moderne<br />
Anbauten <strong>mit</strong> 23 Neubauwohnungen als spannenden<br />
Gegenpart.<br />
FÜR MENSCHEN ALLER ALTERSSTUFEN<br />
Das Ziel bei der Umnutzung war es, dass sich hier<br />
Menschen aller Altersstufen und Lebenssituationen<br />
wohlfühlen. Auf 10.500 Quadratmetern entstanden<br />
in dem Klinikgebäude 97 moderne 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen<br />
<strong>mit</strong> unterschiedlichsten Grundrissen<br />
und Wohnflächen, <strong>mit</strong> hohen Decken und großen<br />
Denkmalfenstern.<br />
Claudia Lampert, die leitende Architektin des beauftragten<br />
Architekturbüros Nething aus Neu-Ulm erklärt:<br />
„Die Sanierung des über 100 Jahre alten Klinikgebäudes<br />
nach den Vorgaben des Denkmalschutzes<br />
war keine leichte Aufgabe für Planung und Bauleitung.<br />
Wir restaurierten behutsam. So ist jede der<br />
Wohnungen ein Unikat, das die historische Substanz<br />
<strong>mit</strong> einbezieht und das Außergewöhnliche betont.“<br />
HOLZDENKMALFENSTER BRINGEN<br />
LICHT IN DIE RÄUME<br />
In vielen Räumen des Altbaus sorgen bis zu 3,30 Meter<br />
hohe Decken für eine besondere Atmosphäre. Holzdenkmalfenster<br />
<strong>mit</strong> Sprossen von Kneer-Südfenster<br />
bringen viel Tageslicht ins Innere und bieten einen<br />
zeitgemäßen Wärmeschutz (Uw-Wert 1,3 W/m 3 K).<br />
Die Optik der neuen Denkmalfenster sollte der ursprünglichen<br />
Fenstereinteilung sehr nahe kommen.<br />
Auch die Qualität von Material und Fertigung stand<br />
bei den für die Umnutzung verantwortlichen Planern<br />
sowie dem Bauherrn an zentraler Stelle.<br />
Die Holzdenkmalfenster überzeugten <strong>mit</strong> schlanken<br />
Profilen, hochwertiger Qualität und <strong>mit</strong> ihrem Preis-/<br />
Leistungsverhältnis. Darüber hinaus verfügt das<br />
Fensterbauunternehmen aus Westerheim über die<br />
notwendige Kapazität und das Know-how, ein Objekt<br />
in dieser Größenordnung auszustatten. Hinzu kommt<br />
Flexibilität in der Fertigung, denn es galt, variantenreiche<br />
Fenstergeometrien <strong>mit</strong> oft ganz unterschiedli-<br />
Neues Wohnquartier verbindet Historie <strong>mit</strong> Moderne.<br />
chen Anschlussdetails zu berücksichtigen, z.B. bei der<br />
Kombination Bogenfenster und Rollläden.<br />
MAISONETTE-WOHNUNGEN UNTERM<br />
DACH<br />
Das Dachgeschoss war vor der Sanierung ungenutzt.<br />
Hier entstanden hinter dem Giebel, an dem sich noch<br />
heute das Ziffernblatt der großen Klinik-Uhr befindet,<br />
moderne Maisonette-Wohnungen. Die großformatigen<br />
Holzdenkmalfenster sorgen auch hier für optimale<br />
Belichtung und bieten weite Ausblicke über die<br />
Stadt.<br />
www.kneer-suedfenster.de<br />
Fotos: Kneer-Südfenster<br />
Kneer GmbH<br />
Fenster und Türen<br />
Horst-Kneer-Straße 1<br />
D-72589 Westerheim<br />
Tel. 07333/83-0<br />
info@kneer.de<br />
www.kneer-suedfenster.de
72 RESSORT unternehmen [!]<br />
Architektur Keller<br />
Innovativ in die Zukunft<br />
DIE IDEE INNOVATIONS-CAMPUS SÜSSEN STEHT FÜR<br />
INNOVATIVE UNTERNEHMEN BEREIT<br />
So nahm die Idee ihren Anfang<br />
„Sie haben ihre ganz eigene Idee für diese Halle/<br />
dieses Grundstück? Erzählen Sie mir davon“<br />
So stand es auf einer großen Tafel, aufgestellt auf einem<br />
Grundstück in Süßen an der Auenstraße <strong>mit</strong> einer riesigen<br />
Lagerhalle als Überbleibsel einer ehemaligen Textilfabrik.<br />
Was für ein Aufruf für einen Architekten, der nur<br />
in Wurfweite von diesem Grundstück sein Büro in der<br />
dritten Generation führt.<br />
So wurde eine erste einfache Handskizze erstellt, diese<br />
an die örtliche Vertretung des Grundstücksbesitzers<br />
zugesendet, welche diese Handskizze weiter in die<br />
USA zum Eigentümer leitete, der diese Tafel aufstellen<br />
ließ.<br />
Die Rückmeldung war überwältigend:<br />
Hallo Herr Keller,<br />
ich darf Ihnen berichten, dass Ihre Idee bei den Amerikanern<br />
auf Begeisterung gestoßen ist,<br />
man hielt es für eine „exzellente Idee“ und würde<br />
Sie bei den Bemühungen jederzeit gern unterstützen.<br />
Also von unserer Seite – grünes Licht!<br />
Absender:<br />
· Gibbs International, Inc.<br />
USA – SC 29301 Spartanburg<br />
Mr. Jimmy Gibbs (CEO)<br />
· Gibbs Germany – PIK GmbH<br />
73079 Süßen<br />
Pierre Kühnel
unternehmen [!] RESSORT 73<br />
Süßen<br />
Wood Tower<br />
Grand Piano<br />
Round Box<br />
DIE IDEE<br />
Der Innovations-Campus rundet ein in den letzten Jahren<br />
neu entstandenes Stadtquartier in Süßen <strong>mit</strong> Einkaufsmärkten,<br />
Kultur- und Sporthalle und einem Sportvereinszentrum<br />
als Übergang zum Naherholungsgebiet ab.<br />
Das Hochhaus „WOOD TOWER“ akzentuiert das neue<br />
Stadtquartier und verortet dieses gut sichtbar in der Stadtsilhouette.<br />
DER GEBÄUDEKOMPLEX IST EINE<br />
KOMPOSITION AUS DREI BAUKÖRPERN<br />
„WOOD TOWER“ – „GRAND PIANO“ – „ROUND BOX”<br />
und bietet Flächen für unterschiedlichste Nutzungen im<br />
Rahmen eines eingeschränkten Gewerbegebiets an.<br />
Nachhaltiges Bauen steht an oberster Stelle und so sieht die<br />
Idee vor die Gebäude <strong>mit</strong> Fassade und Tragkonstruktion<br />
oberirdisch in Holzbauweise zu erstellen, Stromerzeugung<br />
durch Photovoltaik, Wärmeerzeugung durch Geothermie,<br />
eine intensive Dachbegrünung und ein ökologisch angelegter<br />
Außenbereich <strong>mit</strong> See und entsprechenden Grünflächen<br />
zur Unterstützung der Biodiversität.<br />
Innovatives Arbeiten in einem harmonischen Umfeld bietet<br />
der Innovations-Campus in Süßen,<br />
optimale Lage <strong>mit</strong> optimaler Anbindung in einem optimalen<br />
Umfeld für eine optimalen Work-Life-Balance.<br />
Haben Sie in Interesse- dann melden Sie sich, da<strong>mit</strong> aus<br />
einer Idee Realität werden kann.<br />
Architektur Keller<br />
Dipl.-Ing. Michael Keller –<br />
freier Architekt<br />
Richthofenstr. 6<br />
73079 Süßen<br />
Tel. 07162-7291<br />
info@freie-architekten-keller.de
74<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
300 neue Jobs<br />
bei Hensoldt<br />
Rüstung Der Sensor-Lösungsanbieter<br />
Hensoldt erweitert seine<br />
Kapazitäten am Standort<br />
Ulm erheblich. Rund 30 Millionen<br />
Euro investiert der Konzern<br />
<strong>mit</strong> Sitz in Taufkirchen eigenen<br />
Angaben zufolge in den Bau eines<br />
neuen Entwicklungszentrums<br />
für Hochfrequenztechnik.<br />
Das Labor-Gebäude soll auf einer<br />
Brachfläche auf dem Firmengelände<br />
gebaut werden und<br />
bereits im Sommer dieses Jahres<br />
betriebsbereit sein. Im Zuge<br />
dessen will das Unternehmen<br />
300 neue, überwiegend hochqualifizierte<br />
Arbeitsplätze<br />
schaffen.<br />
Illerplastic<br />
insolvent<br />
Illerplastic Für die 244 Mitarbeiter<br />
völlig unerwartet hat die<br />
Illertisser Unternehmensgruppe<br />
Illerplastic Insolvenz angemeldet.<br />
Der Schritt war unvermeidbar,<br />
nachdem sich während<br />
der Corona-Pandmie die Liquiditätskrise<br />
aufgrund mehrerer<br />
verlustreicher Jahre bei Illerplastic<br />
Fensterbau verschärft habe,<br />
erklärten die Insolvenzverwalter.<br />
Der Kapitalbedarf für bereits<br />
eingeleitete Restrukturierungsmaßnahmen<br />
könne nun<br />
nicht mehr gedeckt werden. Neben<br />
dem größten Unternehmen<br />
der Firmengruppe sind Glasund<br />
Metallbau Illertissen sowie<br />
Illerplastic Kunststoffprofile<br />
von der Insolvenz betroffen.<br />
1968 macht es bei Gardena zum ersten Mal „Klick“: Die Schlauchkupplung ist das meistverkaufte<br />
Produkt des Ulmer Unternehmens, das seit 2006 zur schwedischen Husqvarna-Gruppe gehört.<br />
Gardena legt in der Krise zu<br />
Neues Werk<br />
in Texas<br />
Uzin Utz Der Ulmer Hersteller<br />
von Produkten zum Bodenverlegen<br />
Uzin Utz investiert in den<br />
USA. Das Unternehmen baut in<br />
Waco im Bundesstaat Texas für<br />
34 Millionen US-Dollar ein<br />
Werk für Pulverprodukte sowie<br />
für Forschung und Entwicklung.<br />
Zur Anlage gehört nach der Fertigstellung<br />
2022 auch ein Schulungszentrum.<br />
Uzin erzielte zuletzt<br />
<strong>mit</strong> 1300 Mitarbeitern einen<br />
Umsatz von 372 Millionen<br />
Euro und will in den USA 40<br />
neue Stellen schaffen.<br />
Schutzschirm<br />
für Flughafen<br />
Friedrichshafen Der Flughafen<br />
Friedrichshafen sucht ange-<br />
In der Krise haben sich Menschen wieder stärker<br />
um den eigenen Garten gekümmert. Das hat dem<br />
Gartengeräte-Hersteller Gardena im Pandemiejahr<br />
<strong>mit</strong> 934 Millionen Euro einen Rekordumsatz<br />
beschert. Gefragt waren neben klassischen Geräten<br />
auch Zubehör für das per Internet gesteuerte<br />
Smart Gardening. Gardena dürfte da<strong>mit</strong> einen<br />
wesentlichen Anteil daran haben, dass der Mutterkonzern<br />
Husqvarna seine Wunschrendite von<br />
10 Prozent leicht übertroffen hat. Husqvarna beschäftigt<br />
in Ulm, Niederstotzingen, Heuchlingen<br />
und Laichingen 2134 Mitarbeiter.<br />
sichts wirtschaftlicher Probleme<br />
durch die Corona-Pandemie<br />
Rettung in einem Schutzschirmverfahren.<br />
Der Betrieb ist den<br />
Betreibern zufolge während des<br />
Verfahrens sichergestellt. Geschäftsführer<br />
Claus-Dieter<br />
Wehr rechnet für das Jahr 2020<br />
<strong>mit</strong> einem Minus von mindestens<br />
80 Prozent bei den Erlösen.<br />
Zuletzt gab der insolvente deutsche<br />
Ableger der Sun Air bekannt,<br />
den Standort am Bodensee-Airport<br />
aufzugeben. [!]<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />
Julia Kling<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Max Meschkowski<br />
(Layout & Illustration)<br />
Astrid Müllerleile (Bild)<br />
Fotos Marc Hörger (Titelinterview),<br />
Volkmar Könneke, <strong>Archiv</strong>,<br />
Werkfotos, PR<br />
Druck<br />
Druckerei R. le Roux GmbH<br />
Daimlerstraße 4<br />
89155 Erbach<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-500<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
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Den Datenschutzbeauftragten<br />
erreichen Sie unter:<br />
datenschutz@swp.de<br />
Nächste <strong>Ausgabe</strong>: 08. Mai <strong>2021</strong><br />
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