2021/03 |Unternehmen #76 | Ausgabe März 2021 | NIE LÖSCHEN! Verknüpft mit Archiv
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SPEZIAL unternehmen [!]<br />
hing natürlich ganz wesentlich<br />
<strong>mit</strong> dem dort vorhandenen Flächen<br />
zusammen. Daher wurde<br />
dort der Strukturwandel auch<br />
schneller bewältigt.<br />
Es ist Göppingen also in den<br />
Schoß gefallen?<br />
Nein, das erfolgreiche Beispiel<br />
des Stauferparks zeigt ja, dass<br />
dafür ein sehr langer Atem und<br />
große Anstrengungen notwendig<br />
sind. Wir brauchen nicht nur<br />
mehr Mut und ein Umdenken<br />
bei den Gewerbegebieten. Unsere<br />
eigenen Unternehmen suchen<br />
sich sonst Expansionsmöglichkeiten<br />
außerhalb des Kreises<br />
Göppingen. Dafür brauchen<br />
wir Gewerbegebiete, die anders<br />
aussehen, als wir sie uns bislang<br />
vorgestellt haben und wie wir<br />
sie kennen.<br />
Wir müssen<br />
auch die eigene<br />
Firmen halten.<br />
Was würden Sie Politik und<br />
Verwaltung auf die Agenda<br />
setzen?<br />
Wir brauchen ein neues Verständnis<br />
von Gemeinwohl und<br />
einen unverstellten Blick auf die<br />
Bedeutung unserer Wirtschaft,<br />
die Arbeitsplätze und Wohlstand<br />
schafft. Es ist Aufgabe der<br />
politischen Entscheidungsträger<br />
vor Ort, ein Com<strong>mit</strong>ment<br />
<strong>mit</strong> den Bürgern zu entwickeln,<br />
um neue Flächen für die nachhaltige,<br />
wirtschaftliche Entwicklung<br />
vorhalten zu können.<br />
Innen- vor Außenentwicklung<br />
ist in diesem Zusammenhang<br />
eine Forderung, die immer<br />
wieder erhoben wird.<br />
Dazu gibt es immer wieder berechtigte<br />
Hinweise aus der Zivilgesellschaft.<br />
Innen vor Außen,<br />
das ist auch die Sicht der<br />
IHK. Brachen liegen aber oft im<br />
Ort, wo man keinen Verkehr,<br />
Schmutz oder Lärm haben will.<br />
Zudem müssen Größe, Anbindung<br />
und Bestandsgebäude passen;<br />
und oftmals sind die Flächen<br />
in Privateigentum und<br />
werden nicht angeboten. Wenn<br />
es passt, sind Unternehmen im-<br />
IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart: „Das Produktionsthema wird<br />
im Filstal weiter eine Rolle spielen.“<br />
Gewerbeflächen-Anteil: 2,3 Prozent<br />
82,7 Prozent der<br />
Bodenfläche im<br />
Kreis Göppingen<br />
gehören immer<br />
noch der Vegetation,<br />
davon werden<br />
fast 50 Prozent<br />
landwirtschaftlich<br />
genutzt, 31,8 Prozent<br />
der Flächen im<br />
Landkreis sind Wälder.<br />
Der Anteil der<br />
Siedlungs- und<br />
Verkehrsflächen<br />
beträgt 16,8 Prozent.<br />
Der Rest sind<br />
Gewässer. Der Anteil<br />
der Industrieund<br />
Gewerbeflächen<br />
liegt seit 2013<br />
bei 2,3 Prozent. „Zu<br />
beachten ist, dass<br />
die Siedlungs- und<br />
Verkehrsfläche in<br />
großem Umfang<br />
Grün- und Freiflächen<br />
umfasst,<br />
nicht mal die Hälfte<br />
ist versiegelt“, sagt<br />
IHK-Geschäftsführer<br />
Gernot Imgart.<br />
„Für das Gewerbe<br />
brauchen wir deswegen<br />
eine nachhaltige<br />
Entwicklung.“<br />
mer offen, auch bestehende Bereiche<br />
zu übernehmen. Wir haben<br />
aber einen Engpass an größeren,<br />
zusammenhängenden<br />
Flächen für die Industrie oder<br />
Logistik. Hier gäbe es ein enormes<br />
Potenzial für den Landkreis,<br />
das wir nutzen sollten.<br />
Das klingt nicht gerade nach<br />
Strukturwandel, sondern nach<br />
guter alter Industrie.<br />
Keineswegs. Die Mischung<br />
macht‘s! Sie können ja nicht einfach<br />
einen Hebel umlegen. Daher<br />
sind kluge Strategien vonnöten.<br />
Das Produktionsthema<br />
wird im Filstal weiter eine Rolle<br />
spielen, <strong>mit</strong> neuen Produkten<br />
auch in der Medizintechnik oder<br />
Elektromobilität. Dies sollten<br />
wir auch bei der Weiterentwicklung<br />
des Boehringer-Areals im<br />
Hinterkopf haben. Von entscheidender<br />
Bedeutung ist jedoch,<br />
IT-Kompetenz <strong>mit</strong> Industriekompetenz<br />
zusammenzubringen.<br />
Wenn uns das weiter so gut<br />
gelingt, wie bislang, wie etwa<br />
<strong>mit</strong> Teamviewer oder dem Thema<br />
Industrie 4.0, braucht uns für<br />
die Zukunft nicht bange zu sein.<br />
Mit Blick auf die Innovationskraft<br />
von Firmen und Hochschulen<br />
scheint der Kreis auf<br />
einem guten Weg. Aber bei<br />
der Entwicklung von Gewerbegebieten<br />
hat er noch einiges<br />
vor sich ...<br />
... und schon ganz schön viel erreicht.<br />
Der Stauferpark hat Modellcharakter,<br />
wie man es machen<br />
sollte. Die Weiterentwicklung<br />
der Konversionsfläche<br />
nach dem Abzug der US-Streitkräfte<br />
war und ist ein großer<br />
Glücksfall für die Stadt Göppingen.<br />
Erstmalig war Anfang der<br />
1990er Jahre eine größere Fläche<br />
frei geworden. Es wurde<br />
konzeptionell angegangen, <strong>mit</strong><br />
interessanten und fortschrittlichen<br />
Ideen. Der Mix aus der<br />
Entwicklung von Gewerbeflächen<br />
und Wohngebieten war<br />
nicht einfach. Beides nebeneinander<br />
zu entwickeln, ist dort gelungen.<br />
Gut war, dass auch größere<br />
Industrieflächen geschaffen<br />
und erhalten wurden. Es war<br />
beispielsweise richtig, der Firma<br />
Kleemann die Entwicklung<br />
in Göppingen zu ermöglichen.