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2021/03 |Unternehmen #76 | Ausgabe März 2021 | NIE LÖSCHEN! Verknüpft mit Archiv

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VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />

Beratung in der Breite<br />

Vom LED-Strahler unterm<br />

Hallendach bis hin zu einem firmeneigenen<br />

Blockheizkraftwerk<br />

– unter dem Begriff Contracting<br />

können zahlreiche<br />

Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />

umgesetzt werden.<br />

Das Land Baden-Württemberg<br />

hat bereits in den Jahren<br />

2012 und 2013 im Rahmen<br />

einer Contracting-Initiative die<br />

Möglichkeiten dieses Modells<br />

erarbeitet, um die Umsetzung<br />

von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

in Gebäuden voranzutreiben.<br />

Das Einsparpotenzial<br />

jedes Gebäudes ist sehr individuell.<br />

Im Schnitt lassen sich<br />

laut der Landesenergieagentur<br />

KEA-BW etwa bei der Beleuchtung<br />

<strong>mit</strong> einem Umstieg auf<br />

LED bis zu 50 Prozent der Kosten<br />

einsparen. Bei der Wärmeerzeugung<br />

sind meist bis zu 20<br />

Prozent Einsparpotenzial vorhanden.<br />

Um Contracting bekannter<br />

zu machen, setzt die KEA-BW<br />

auf ein landesweites Beraternetz.<br />

Bislang informieren insgesamt<br />

30 Berater im Südwesten<br />

über die Möglichkeiten des<br />

Energieeffizienzmodells. Laut<br />

KEA-Experte Rüdiger Lohse<br />

sind das noch zu wenige. Sein<br />

Ziel ist es, dass zumindest in<br />

jedem der 35 Landkreise ein<br />

gut geschulter Berater vor Ort<br />

ist.<br />

in öffentlichen Einrichtungen eingesetzt<br />

wird, liege auch an den guten<br />

wirtschaftlichen Voraussetzungen,<br />

die etwa ein Krankenhaus oder eine<br />

Schule für die Umsetzung <strong>mit</strong>bringen:<br />

eine gewisse Konstanz. „Der<br />

Contractor ist auf einen konstanten<br />

Betrieb angewiesen, um das erzielte<br />

Einsparpotenzial nachweisen zu<br />

können“, sagt Lohse. Werde in einem<br />

Betrieb etwa vom Zweischichtauf<br />

einen Einschichtbetrieb umgestellt,<br />

fehle die benötigte Vergleichbarkeit<br />

in Sachen Energieeinsparung.<br />

„Daher tun sich vor allem<br />

kleinere Unternehmen <strong>mit</strong> dem<br />

Thema schwer.“<br />

Der Umgang <strong>mit</strong> solchen Unwäg-<br />

Solarthermie, Beleuchtung oder Heizungsanlage: das<br />

Einsparpotenzial ist entscheidend.<br />

Zur Person<br />

Jörg Entress ist<br />

Professor für Erneuerbare<br />

Energien an<br />

der Hochschule Biberach.<br />

Nach seinem<br />

Physik-Studium und<br />

der Promotion war er<br />

über 20 Jahre in der<br />

Energiewirtschaft<br />

tätig.<br />

ILLUSTRATION: NVKUVSHINOV/SHUTTERSTOCK.COM<br />

barkeiten ließe sich jedoch vorab in<br />

den Verträgen klären. Auch seit Beginn<br />

der Corona-Pandemie, die die<br />

eingespielten Abläufe in vielen Unternehmen<br />

gezwungenermaßen von<br />

heute auf morgen zunichtegemacht<br />

hat, habe er von keinen Problemen<br />

zwischen Vertragspartnern erfahren,<br />

berichtet der Bereichsleiter der<br />

KEA. „Der Umgang <strong>mit</strong>einander ist<br />

meist sehr fair.“ Das lasse sich auch<br />

auf die lange vertraglich festgelegte<br />

Zusammenarbeit zurückführen.<br />

„Die meisten verstehen sich als Partner“,<br />

ist Lohse überzeugt. Auch weil<br />

die Ziele <strong>mit</strong> Blick auf die Steigerung<br />

der Effizienz dieselben seien.<br />

Kein Contracting wie aus dem<br />

Lehrbuch, aber in Teilen hat der<br />

Oberflächenspezialist Holder aus<br />

Kirchheim/Teck an seinem Standort<br />

in Laichingen umgesetzt. „Es ist<br />

mehr ein Wärmelieferungsvertrag<br />

vergleichbar <strong>mit</strong> einem Miet-Kauf-<br />

Modell“, erklärt Prokurist Jürgen<br />

Glaser den Ansatz. Über zehn Jahre<br />

läuft der 2017 abgeschlossene Vertrag<br />

<strong>mit</strong> der Südwärme AG, welche<br />

die Heizanlage bereitstellt und in<br />

diesem Zeitraum auch wartet. Zudem<br />

wurde ein Blockheizkraftwerk<br />

am Standort in Betrieb genommen.<br />

Als Holder das Gebäude in Laichingen<br />

übernommen hatte, war die<br />

Heizungsanlage in einem sanierungsbedürftigen<br />

Zustand, berichtet<br />

Glaser. Durch die Kooperation<br />

<strong>mit</strong> Südwärme musste das Unternehmen<br />

die Investitionskosten nicht<br />

auf einmal stemmen, sondern trägt<br />

die Kosten über die monatlichen<br />

Zahlungen an den Dienstleister über<br />

zehn Jahre hinweg ab.<br />

Die meisten<br />

sehen sich als<br />

Partner, weil sie<br />

die selben Ziele<br />

verfolgen.<br />

Rüdiger Lohse<br />

Landesenergieagentur KEA<br />

Der Contracting-Anbieter Südwärme<br />

sieht wie Süslü vom KEFF<br />

bei den Unternehmen noch eine gewisse<br />

Zurückhaltung. „Nach unseren<br />

Erfahrungen ist Energie-Contracting<br />

bei Unternehmen bei Weitem<br />

nicht so verbreitet wie in der<br />

Wohnungswirtschaft beziehungsweise<br />

in der Baubranche allgemein“,<br />

sagt Vorstand Rudi Maier. „Am häufigsten<br />

entscheiden sich bei uns Betriebe<br />

für Contracting, wenn neben<br />

der reinen Wärmeversorgung auch<br />

zumindest teilweise eine Eigenstromversorgung<br />

über ein Blockheizkraftwerk<br />

in Frage kommt.“<br />

Denn dann sei neben der technischen<br />

Herausforderung auch ein<br />

sehr hoher administrativer Aufwand<br />

zu bewältigen.<br />

Zudem steige aufgrund immer<br />

komplexerer Anforderungen von<br />

Seiten der Politik an die Unternehmen<br />

die Attraktivität von Contracting-Modellen,<br />

ist Jörg Entress überzeugt.<br />

„Es wird immer schwieriger<br />

und komplexer die Energieversor-

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