2021/03 |Unternehmen #76 | Ausgabe März 2021 | NIE LÖSCHEN! Verknüpft mit Archiv
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
26<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Beratung in der Breite<br />
Vom LED-Strahler unterm<br />
Hallendach bis hin zu einem firmeneigenen<br />
Blockheizkraftwerk<br />
– unter dem Begriff Contracting<br />
können zahlreiche<br />
Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />
umgesetzt werden.<br />
Das Land Baden-Württemberg<br />
hat bereits in den Jahren<br />
2012 und 2013 im Rahmen<br />
einer Contracting-Initiative die<br />
Möglichkeiten dieses Modells<br />
erarbeitet, um die Umsetzung<br />
von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
in Gebäuden voranzutreiben.<br />
Das Einsparpotenzial<br />
jedes Gebäudes ist sehr individuell.<br />
Im Schnitt lassen sich<br />
laut der Landesenergieagentur<br />
KEA-BW etwa bei der Beleuchtung<br />
<strong>mit</strong> einem Umstieg auf<br />
LED bis zu 50 Prozent der Kosten<br />
einsparen. Bei der Wärmeerzeugung<br />
sind meist bis zu 20<br />
Prozent Einsparpotenzial vorhanden.<br />
Um Contracting bekannter<br />
zu machen, setzt die KEA-BW<br />
auf ein landesweites Beraternetz.<br />
Bislang informieren insgesamt<br />
30 Berater im Südwesten<br />
über die Möglichkeiten des<br />
Energieeffizienzmodells. Laut<br />
KEA-Experte Rüdiger Lohse<br />
sind das noch zu wenige. Sein<br />
Ziel ist es, dass zumindest in<br />
jedem der 35 Landkreise ein<br />
gut geschulter Berater vor Ort<br />
ist.<br />
in öffentlichen Einrichtungen eingesetzt<br />
wird, liege auch an den guten<br />
wirtschaftlichen Voraussetzungen,<br />
die etwa ein Krankenhaus oder eine<br />
Schule für die Umsetzung <strong>mit</strong>bringen:<br />
eine gewisse Konstanz. „Der<br />
Contractor ist auf einen konstanten<br />
Betrieb angewiesen, um das erzielte<br />
Einsparpotenzial nachweisen zu<br />
können“, sagt Lohse. Werde in einem<br />
Betrieb etwa vom Zweischichtauf<br />
einen Einschichtbetrieb umgestellt,<br />
fehle die benötigte Vergleichbarkeit<br />
in Sachen Energieeinsparung.<br />
„Daher tun sich vor allem<br />
kleinere Unternehmen <strong>mit</strong> dem<br />
Thema schwer.“<br />
Der Umgang <strong>mit</strong> solchen Unwäg-<br />
Solarthermie, Beleuchtung oder Heizungsanlage: das<br />
Einsparpotenzial ist entscheidend.<br />
Zur Person<br />
Jörg Entress ist<br />
Professor für Erneuerbare<br />
Energien an<br />
der Hochschule Biberach.<br />
Nach seinem<br />
Physik-Studium und<br />
der Promotion war er<br />
über 20 Jahre in der<br />
Energiewirtschaft<br />
tätig.<br />
ILLUSTRATION: NVKUVSHINOV/SHUTTERSTOCK.COM<br />
barkeiten ließe sich jedoch vorab in<br />
den Verträgen klären. Auch seit Beginn<br />
der Corona-Pandemie, die die<br />
eingespielten Abläufe in vielen Unternehmen<br />
gezwungenermaßen von<br />
heute auf morgen zunichtegemacht<br />
hat, habe er von keinen Problemen<br />
zwischen Vertragspartnern erfahren,<br />
berichtet der Bereichsleiter der<br />
KEA. „Der Umgang <strong>mit</strong>einander ist<br />
meist sehr fair.“ Das lasse sich auch<br />
auf die lange vertraglich festgelegte<br />
Zusammenarbeit zurückführen.<br />
„Die meisten verstehen sich als Partner“,<br />
ist Lohse überzeugt. Auch weil<br />
die Ziele <strong>mit</strong> Blick auf die Steigerung<br />
der Effizienz dieselben seien.<br />
Kein Contracting wie aus dem<br />
Lehrbuch, aber in Teilen hat der<br />
Oberflächenspezialist Holder aus<br />
Kirchheim/Teck an seinem Standort<br />
in Laichingen umgesetzt. „Es ist<br />
mehr ein Wärmelieferungsvertrag<br />
vergleichbar <strong>mit</strong> einem Miet-Kauf-<br />
Modell“, erklärt Prokurist Jürgen<br />
Glaser den Ansatz. Über zehn Jahre<br />
läuft der 2017 abgeschlossene Vertrag<br />
<strong>mit</strong> der Südwärme AG, welche<br />
die Heizanlage bereitstellt und in<br />
diesem Zeitraum auch wartet. Zudem<br />
wurde ein Blockheizkraftwerk<br />
am Standort in Betrieb genommen.<br />
Als Holder das Gebäude in Laichingen<br />
übernommen hatte, war die<br />
Heizungsanlage in einem sanierungsbedürftigen<br />
Zustand, berichtet<br />
Glaser. Durch die Kooperation<br />
<strong>mit</strong> Südwärme musste das Unternehmen<br />
die Investitionskosten nicht<br />
auf einmal stemmen, sondern trägt<br />
die Kosten über die monatlichen<br />
Zahlungen an den Dienstleister über<br />
zehn Jahre hinweg ab.<br />
Die meisten<br />
sehen sich als<br />
Partner, weil sie<br />
die selben Ziele<br />
verfolgen.<br />
Rüdiger Lohse<br />
Landesenergieagentur KEA<br />
Der Contracting-Anbieter Südwärme<br />
sieht wie Süslü vom KEFF<br />
bei den Unternehmen noch eine gewisse<br />
Zurückhaltung. „Nach unseren<br />
Erfahrungen ist Energie-Contracting<br />
bei Unternehmen bei Weitem<br />
nicht so verbreitet wie in der<br />
Wohnungswirtschaft beziehungsweise<br />
in der Baubranche allgemein“,<br />
sagt Vorstand Rudi Maier. „Am häufigsten<br />
entscheiden sich bei uns Betriebe<br />
für Contracting, wenn neben<br />
der reinen Wärmeversorgung auch<br />
zumindest teilweise eine Eigenstromversorgung<br />
über ein Blockheizkraftwerk<br />
in Frage kommt.“<br />
Denn dann sei neben der technischen<br />
Herausforderung auch ein<br />
sehr hoher administrativer Aufwand<br />
zu bewältigen.<br />
Zudem steige aufgrund immer<br />
komplexerer Anforderungen von<br />
Seiten der Politik an die Unternehmen<br />
die Attraktivität von Contracting-Modellen,<br />
ist Jörg Entress überzeugt.<br />
„Es wird immer schwieriger<br />
und komplexer die Energieversor-