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E-Mobilität<br />
BJÖRN LARSSON ROSVALL, POLESTAR<br />
Wie genau stellen Sie denn sicher,<br />
dass Kobalt für die Akkus unter<br />
menschenwürdigen Bedingungen<br />
abgebaut wird?<br />
Wir haben Blockchain-Technologie<br />
implementiert, wie sie bei Kryptowährungen<br />
auch verwendet wird. Die<br />
Herkunft jeder Lieferung ist somit<br />
absolut fälschungssicher nachvollziehbar.<br />
Ich habe zuvor in der Bekleidungsindustrie<br />
gearbeitet. Da geistert mehr<br />
Bio-Baumwolle am Weltmarkt herum,<br />
als überhaupt wächst! Mittels Blockchain<br />
stellen wir sicher, dass Korruption in der<br />
Lieferkette ausgeschlossen wird. Kobalt<br />
ist der Anfang, aber wir werden das auch<br />
auf andere Materialien und Rohstoffe<br />
ausweiten.<br />
Soll ich also mein altes Auto mit Verbrennerantrieb<br />
durch ein elektrisches<br />
ersetzen?<br />
Das allein ist nicht die Lösung. Wir müssen<br />
mehr Flexibilität ins System bringen.<br />
Wie bringen wir Menschen und Güter<br />
möglichst umweltschonend von A nach<br />
B? Diese Frage müssen wir klären, anstatt<br />
bloß jedem ein E-Auto vor die Tür<br />
zu stellen. Auch die Infrastruktur muss<br />
mitwachsen – und das wird sie. Wir sehen<br />
unsere Rolle darin, Produkte zu bauen,<br />
die langlebig sind und die man reparieren<br />
kann – auch die Batterien.<br />
Wie sieht es mit dem Recycling aus?<br />
Die EU schreibt eine Quote vor, die alle<br />
Hersteller erreichen. Aber wir müssen<br />
noch besser werden und die Quote, die<br />
derzeit bei 88 Prozent liegt, weiter erhöhen.<br />
Es ist zum Beispiel nicht einzusehen,<br />
dass das Plastik alter Autos noch<br />
immer thermisch entsorgt, also schlicht<br />
verbrannt wird. Mischfasern in Textilien<br />
mögen ein Problem beim Recycling sein.<br />
Das Plastik eines so großen Teils wie eines<br />
Armaturenbretts sollte es nicht sein. Hier<br />
müssen wir als Autoindustrie besser werden<br />
und in feinere Recycling-Anlagen<br />
inves tieren. Autos sollten zu 100 Prozent<br />
wiederverwertbar sein.<br />
Welche Lebensdauer nehmen Sie<br />
bei Ihren Berechnungen für den Fußabdruck<br />
über die komplette Nutzungszeit<br />
eines Polestar 2 an?<br />
200.000 Kilometer. Nun sehen wir aber<br />
bereits, dass sowohl das Auto selbst als<br />
auch die Batterie deutlich länger halten,<br />
die Gesamtposition also positiver ausfallen<br />
wird als von uns ursprünglich<br />
berechnet.<br />
„In acht Jahren<br />
wird das E-Auto<br />
die Normalität sein,<br />
der Verbrenner<br />
die Ausnahme.“<br />
Wie nutzen Sie persönlich E-Autos?<br />
Ich fahre seit acht Jahren ausschließlich<br />
elektrisch. Wenn ich ausnahmsweise<br />
wieder in einem Auto mit Verbrennungsmotor<br />
sitze, merke ich, wie sich meine<br />
Art, Autos zu nutzen, verändert hat.<br />
Im Winter heize ich mein Auto immer<br />
bereits vor, bevor ich einsteige. Das Fahrgefühl<br />
bei Verbrennern ist viel langweiliger.<br />
Sie sind laut und vibrieren.<br />
Wo werden wir in weiteren acht<br />
Jahren stehen?<br />
Das E-Auto wird die Normalität sein, der<br />
Verbrenner die Ausnahme. Wir werden<br />
die Produktionsketten so umgebaut<br />
haben, dass die Emissionen in der Produktion<br />
dramatisch niedriger sein werden<br />
als heute, gerade in den Bereichen<br />
Batterie-, Alu- und Stahlherstellung. Die<br />
Energielade-Infrastruktur wird exponentiell<br />
gewachsen sein. Die Entwicklung<br />
wird uns rasanter vorkommen, weil wir<br />
Menschen linear denken, der Fortschritt<br />
aber exponentiell passieren wird.<br />
Wie groß wird der globale Automarkt<br />
im Vergleich zu heute sein?<br />
Ich hoffe, dass wir mit weniger Autos<br />
mehr Geld verdienen als heute, weil<br />
Hersteller nicht mehr nur Autos bauen,<br />
sondern eine ganze Kette an Mobilitäts-<br />
Services wie etwa Car-Sharing anbieten.<br />
Polestar bietet mit der Studie<br />
„ Precept“ einen Zukunfts-Ausblick<br />
auf ein künftiges Modell. Kommt<br />
dieses Auto wirklich so?<br />
Ja. Precept ist sehr mutig, aber die Autoindustrie<br />
sollte auch mutig sein, anstatt<br />
noch immer Geld in die Entwicklung<br />
von Verbrennungsmotoren zu stecken,<br />
vor allem für Märkte in Südamerika und<br />
Afrika. Man kann doch keine Energie<br />
für Technik von gestern vergeuden und<br />
sich damit zufriedengeben, schöne<br />
„grüne“ Prototypen herzuzeigen, die<br />
dann ohnehin nicht kommen. Der Precept<br />
ist kein Concept-Car, er ist unser<br />
Commitment-Car.<br />
Heute Concept-Car, morgen bereits<br />
in Serien produktion: der Polestar<br />
Precept<br />
POLESTAR PRECEPT<br />
Zukunft<br />
in Serie<br />
Vom Material bis zur Form:<br />
Dieses Auto setzt alles<br />
auf smarte Effizienz.<br />
„Hightech-Minimalismus“ nennt<br />
Polestar-Chef Thomas Ingenlath<br />
das Design des Precept. Markteinführung:<br />
in zwei Jahren. Auffällig:<br />
Statt eines Kühlergrills befinden<br />
sich in der geschlossenen Front die<br />
Sensoren für Assistenzsysteme. Was<br />
einst dem Luftzug diente, ist jetzt<br />
also fürs Sehen zuständig. Oberflächen<br />
aus Flachs, recycelten PET-<br />
Flaschen oder Fischernetzen sind<br />
im Innenraum verbaut. Anstelle einer<br />
Heckscheibe ist das Glasdach für ein<br />
luftiges Raumgefühl bis ganz nach<br />
hinten gezogen.<br />
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THE RED BULLETIN 73