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Red Bulletin 0521 DE

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E-Mobilität<br />

BJÖRN LARSSON ROSVALL, POLESTAR<br />

Wie genau stellen Sie denn sicher,<br />

dass Kobalt für die Akkus unter<br />

menschenwürdigen Bedingungen<br />

abgebaut wird?<br />

Wir haben Blockchain-Technologie<br />

implementiert, wie sie bei Kryptowährungen<br />

auch verwendet wird. Die<br />

Herkunft jeder Lieferung ist somit<br />

absolut fälschungssicher nachvollziehbar.<br />

Ich habe zuvor in der Bekleidungsindustrie<br />

gearbeitet. Da geistert mehr<br />

Bio-Baumwolle am Weltmarkt herum,<br />

als überhaupt wächst! Mittels Blockchain<br />

stellen wir sicher, dass Korruption in der<br />

Lieferkette ausgeschlossen wird. Kobalt<br />

ist der Anfang, aber wir werden das auch<br />

auf andere Materialien und Rohstoffe<br />

ausweiten.<br />

Soll ich also mein altes Auto mit Verbrennerantrieb<br />

durch ein elektrisches<br />

ersetzen?<br />

Das allein ist nicht die Lösung. Wir müssen<br />

mehr Flexibilität ins System bringen.<br />

Wie bringen wir Menschen und Güter<br />

möglichst umweltschonend von A nach<br />

B? Diese Frage müssen wir klären, anstatt<br />

bloß jedem ein E-Auto vor die Tür<br />

zu stellen. Auch die Infrastruktur muss<br />

mitwachsen – und das wird sie. Wir sehen<br />

unsere Rolle darin, Produkte zu bauen,<br />

die langlebig sind und die man reparieren<br />

kann – auch die Batterien.<br />

Wie sieht es mit dem Recycling aus?<br />

Die EU schreibt eine Quote vor, die alle<br />

Hersteller erreichen. Aber wir müssen<br />

noch besser werden und die Quote, die<br />

derzeit bei 88 Prozent liegt, weiter erhöhen.<br />

Es ist zum Beispiel nicht einzusehen,<br />

dass das Plastik alter Autos noch<br />

immer thermisch entsorgt, also schlicht<br />

verbrannt wird. Mischfasern in Textilien<br />

mögen ein Problem beim Recycling sein.<br />

Das Plastik eines so großen Teils wie eines<br />

Armaturenbretts sollte es nicht sein. Hier<br />

müssen wir als Autoindustrie besser werden<br />

und in feinere Recycling-Anlagen<br />

inves tieren. Autos sollten zu 100 Prozent<br />

wiederverwertbar sein.<br />

Welche Lebensdauer nehmen Sie<br />

bei Ihren Berechnungen für den Fußabdruck<br />

über die komplette Nutzungszeit<br />

eines Polestar 2 an?<br />

200.000 Kilometer. Nun sehen wir aber<br />

bereits, dass sowohl das Auto selbst als<br />

auch die Batterie deutlich länger halten,<br />

die Gesamtposition also positiver ausfallen<br />

wird als von uns ursprünglich<br />

berechnet.<br />

„In acht Jahren<br />

wird das E-Auto<br />

die Normalität sein,<br />

der Verbrenner<br />

die Ausnahme.“<br />

Wie nutzen Sie persönlich E-Autos?<br />

Ich fahre seit acht Jahren ausschließlich<br />

elektrisch. Wenn ich ausnahmsweise<br />

wieder in einem Auto mit Verbrennungsmotor<br />

sitze, merke ich, wie sich meine<br />

Art, Autos zu nutzen, verändert hat.<br />

Im Winter heize ich mein Auto immer<br />

bereits vor, bevor ich einsteige. Das Fahrgefühl<br />

bei Verbrennern ist viel langweiliger.<br />

Sie sind laut und vibrieren.<br />

Wo werden wir in weiteren acht<br />

Jahren stehen?<br />

Das E-Auto wird die Normalität sein, der<br />

Verbrenner die Ausnahme. Wir werden<br />

die Produktionsketten so umgebaut<br />

haben, dass die Emissionen in der Produktion<br />

dramatisch niedriger sein werden<br />

als heute, gerade in den Bereichen<br />

Batterie-, Alu- und Stahlherstellung. Die<br />

Energielade-Infrastruktur wird exponentiell<br />

gewachsen sein. Die Entwicklung<br />

wird uns rasanter vorkommen, weil wir<br />

Menschen linear denken, der Fortschritt<br />

aber exponentiell passieren wird.<br />

Wie groß wird der globale Automarkt<br />

im Vergleich zu heute sein?<br />

Ich hoffe, dass wir mit weniger Autos<br />

mehr Geld verdienen als heute, weil<br />

Hersteller nicht mehr nur Autos bauen,<br />

sondern eine ganze Kette an Mobilitäts-<br />

Services wie etwa Car-Sharing anbieten.<br />

Polestar bietet mit der Studie<br />

„ Precept“ einen Zukunfts-Ausblick<br />

auf ein künftiges Modell. Kommt<br />

dieses Auto wirklich so?<br />

Ja. Precept ist sehr mutig, aber die Autoindustrie<br />

sollte auch mutig sein, anstatt<br />

noch immer Geld in die Entwicklung<br />

von Verbrennungsmotoren zu stecken,<br />

vor allem für Märkte in Südamerika und<br />

Afrika. Man kann doch keine Energie<br />

für Technik von gestern vergeuden und<br />

sich damit zufriedengeben, schöne<br />

„grüne“ Prototypen herzuzeigen, die<br />

dann ohnehin nicht kommen. Der Precept<br />

ist kein Concept-Car, er ist unser<br />

Commitment-Car.<br />

Heute Concept-Car, morgen bereits<br />

in Serien produktion: der Polestar<br />

Precept<br />

POLESTAR PRECEPT<br />

Zukunft<br />

in Serie<br />

Vom Material bis zur Form:<br />

Dieses Auto setzt alles<br />

auf smarte Effizienz.<br />

„Hightech-Minimalismus“ nennt<br />

Polestar-Chef Thomas Ingenlath<br />

das Design des Precept. Markteinführung:<br />

in zwei Jahren. Auffällig:<br />

Statt eines Kühlergrills befinden<br />

sich in der geschlossenen Front die<br />

Sensoren für Assistenzsysteme. Was<br />

einst dem Luftzug diente, ist jetzt<br />

also fürs Sehen zuständig. Oberflächen<br />

aus Flachs, recycelten PET-<br />

Flaschen oder Fischernetzen sind<br />

im Innenraum verbaut. Anstelle einer<br />

Heckscheibe ist das Glasdach für ein<br />

luftiges Raumgefühl bis ganz nach<br />

hinten gezogen.<br />

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Innovative gibt es<br />

im aktuellen INNOVATOR.<br />

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THE RED BULLETIN 73

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