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WBG_Jahresbericht_2020_ES

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SOLIDARITÄT

SO WICHTIG WIE NOCH NIE

Jahresbericht 2020


INHALT

Schwerpunkt: Solidarität

Es liegt an uns allen 3

100 Jahre gelebte Solidarität 4

Sind wir heute alles Egoisten? Interview mit Eva Herzog 6

Gemeinwesenarbeiterin – Expertin fürs gute Zusammenleben 10

Solidarität in Zeiten der Pandemie 12

Stiftung Domicil: Ein Zuhause für Bedürftige 18

Leistungsbericht: Fakten & Zahlen

Politische Schwerpunkte und personelle Verstärkung 21

Kommunikationsmittel erweitern, Grundlagen vertiefen 22

Immobilienentwicklung & Akquisition: Gefragte Dienstleistungen 24

Neue Formate bei den Veranstaltungen 26

Die Kommissionen: Projekte vorantreiben und Akzente setzen 29

Gesunde Finanzen 30

Anhang33

Mitglieder36

Partner 37

Organisation 38

2


ES LIEGT AN UNS ALLEN

Liebe Genossenschafterinnen,

liebe Genossenschafter,

liebe Mitglieder

Seit bald einem Jahr hat uns die

Corona-Pandemie fest im Griff und

fordert uns als Gesellschaft in

einem hierzulande ungewohnten

Ausmass heraus, und dies in nahezu

allen Lebensbereichen. Aus den

Medien kennen wir die Bilder von

den überfüllten Notfallstationen,

lesen wir von leichten, aber auch

schweren Krankheitsverläufen oder

vom Überlebenskampf von Betrieben,

welche pandemiebedingt schliessen

mussten. Wir verfolgen das Hin und

Her über die von Bund oder Kantonen

getroffenen, wieder zurückgenommenen

oder wieder verschärften Anordnungen.

Wir nehmen die massiven

Beschränkungen unseres sozialen

und kulturellen Lebens hin, sind im

Homeoffice-Modus und hoffen

inständig, dass sich erneutes Homeschooling

vermeiden lässt. Vieles

haben unsere Institutionen in diesem

unübersichtlichen Jahr gut gemeistert.

Bei anderen Dingen harzt es aber

noch. Doch die angelaufene Impfkampagne

lässt Hoffnung aufkommen

auf ein Ende der für viele Menschen

belastenden oder existenzbedrohenden

Restriktionen.

Gesellschaftliche Grundsatzfragen.

Ich kann verstehen, dass diese für

die meisten von uns neue und

gewissermassen ergebnisoffene

Entwicklung Verunsicherung auslösen

kann. Die kontroverse und gegenseitige

Kritik von Experten, Behörden

und Politik wirkt nicht selten verwirrend.

Gesundheitspolitik, mit viel

Statistik und wahrscheinlichkeitsbasierten

Risikoüberlegungen untermauert,

erfährt eine längst fällige

Erweiterung der Diskussion um

ethisch-moralische Fragen der Verteilungsgerechtigkeit

an der Grenze

zwischen Leben und Tod und um

den Umgang mit den besonders

verletzlichen Bevölkerungsgruppen.

Offen ist auch die Frage, wie

wir als Gesellschaft die personellen

Ressourcen für die Bewältigung

solcher Krisen bereitstellen und diese

entlöhnen wollen.

Systemrelevant. Seit der Bankenrettung

von 2008 hat dieser Begriff

hoffentlich eine umfassendere Bedeutung

erlangt. Wir müssen uns

nämlich fragen, welche Folgeschäden

wir in Kauf nehmen bzw. welche Gegenmassnahmen

wir zu treffen bereit

sind. Wenn damals das Funktionieren

der Finanzdienstleistungsbranche

zur Debatte stand, so stehen heute

das Fundament unseres sozialen

und kulturellen Lebens und damit verbunden

eine enorme Anzahl von

Arbeitsplätzen auf dem Spiel. Systemrelevant

sind nicht nur Institutionen,

sondern vor allem die Menschen, die

sie mit ihrer Arbeit beleben.

Das Möglichste tun. Es ist nicht nur

an Politik und Staat, in dieser beispiellosen

Krise entschlossen und effektiv

einzuspringen. Es ist an uns allen,

mit den Mieterinnen und Mietern im

Gespräch zu bleiben und im Rahmen

unserer Möglichkeiten das zu tun, was

es braucht, um Härtefälle zu vermeiden

oder zu lindern. Hierfür

braucht es keine staatlichen Vorgaben,

sondern den gesunden Menschenverstand.

Neuer Gesellschaftsvertrag. Brisant

sind die in dieser Krise scheinbar

noch rascher voranschreitenden

Ungleichheiten in der Gesellschaft

durch eine enorme Umverteilung der

Vermögen, denn diese bedrohliche

Entwicklung birgt unabsehbare

Folgen für unsere Gesellschaft. Wir

werden also neue Wege finden

müssen, um unsere Wachstumsbestrebungen

für bezahlbaren

Wohnraum umzusetzen. Vielleicht

über einen neuen solidarischen Generationenvertrag,

denn die jüngere

Generation trifft es in doppelter

Weise. Einerseits durch die jetzt verlorengehende

und nur teilweise

nachholbare Ausbildungs- und Lernzeit

und anderseits durch die grossen

finanziellen Lasten, die wir uns mit

den geschnürten Rettungspaketen

heute aufladen, welche sich vermutlich

erst in mittelbarer Zukunft

wieder abtragen lassen.

Solidarität ist wichtiger denn je.

Und es braucht dazu uns alle: Unternehmen

und Institutionen, Privatpersonen

und Nachbarn. Umso

erfreulicher ist die gelebte Solidarität

in den Wohnbaugenossenschaften,

von welcher der Schwerpunkt

unseres Jahresberichts handelt.

Ich wünsche Ihnen eine interessante

Lektüre.

Christian Portmann

Präsident Wohnbaugenossenschaften

Zürich

Editorial

3


HUNDERT

JAHRE GELEBTE

SOLIDARITÄT

Die Corona-Pandemie ist ein Prüfstein für

unseren Gemeinsinn. Die Genossenschaftsbewegung

kann dabei auf eine lange Tradition

des Zusammenhalts zurückgreifen, wie ein

Blick in die Geschichte zeigt.

D

ie Zeichen standen alles andere als auf

Aussöhnung, als Europa nach einem langen

und zermürbenden Ersten Weltkrieg

einen neuen Frieden suchte. Als Hermann Müller,

gerade erst ins Amt des Aussenministers berufen,

in Versailles 1919 die deutsche Kapitulation unterschrieb,

war dies zwar das Ende eines militärischen

Konflikts, zugleich aber intensivierten sich

soziale Auseinandersetzungen, die letztendlich

zum Aufstieg des Faschismus und dem Ausbruch

des Zweiten Weltkrieges führen sollten. Die

Millionen von Heimkehrern, meist Soldaten fernab

der Heimat, wurden von ihren Landsleuten mit

Argwohn und meist ohne ein Zeichen der Solidarität

empfangen. Man wollte vorwärtsschauen

und sich durch die Kriegsversehrten nicht davon

abhalten lassen.

Die Schweiz war auch von diesem Krieg

grösstenteils verschont geblieben. Nicht aber von

dem schwelenden gesellschaftlichen Konflikt in

Europa. Nicht erst seit dem Ende des Ersten Weltkriegs

rollte auch auf das kleine Land inmitten

von Europa eine Bewegung mit grossem Konfliktpotenzial

und weitreichenden Forderungen zu.

Denn längst war ein heftiger Kampf entlang der

politischen Pole entbrannt, zwischen Arbeitnehmern

und Unternehmern, zwischen Konservativen

und Modernisten. Und hier stand die Schweiz für

einmal mittendrin und nicht aussen vor. Dies sollte

auch für die Entstehungsgeschichte und den Aufstieg

der schweizerischen Genossenschaftsbewegung

von zentraler Bedeutung sein.

Die Spannung zwischen vergleichsweise

starker Partizipation und relativ scharfer Ausgren-

zung war zwar nicht neu und prägte die Demokratiegeschichte

der Schweiz schon seit über drei

Jahrhunderten. Aber mit dem Aufkommen der

Arbeiterbewegung im Zuge der Industrialisierung

Mitte des 19. Jahrhunderts kam eine Kraft hinzu,

deren Anteil am Ende des ersten Jahrzehnts des

20. Jahrhunderts auf 46 Prozent der berufstätigen

Bevölkerung anwuchs. Und diese politisch-sozial

motivierte Bewegung musste nach eigenen

Strategien und Stärken suchen: Was ihr im politischen

Kampf gegenüber dem Freisinn und

den Katholisch-Konservativen fehlte, das Kapital,

machten sie wett mit der Solidarität innerhalb des

eigenen Milieus und dem Prinzip des kollektiven,

gewerkschaftlichen Handelns.

Und dies mit grossem Erfolg. Denn was

ab und an vergessen geht: Die Schweiz gehörte

vor dem Ersten Weltkrieg zu den streikfreudigsten

Ländern Europas. Am Generalstreik am

12. November 1918 standen einer Viertelmillion

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern knapp

100’000 Soldaten gegenüber. Der Tag gilt heute

noch als Ausgangspunkt eines solidarischen

Gesellschaftsmodells, der Gründung einer Altersvorsorge

und von humaneren Arbeitsbedingungen,

zum Beispiel der Reduktion der Arbeitszeit

von 59 zu 48 Stunden pro Woche.

E

benso dringlich gestaltete sich, gerade nach

den Entbehrungen des vierjährigen Kriegs,

die Verbesserung der eigenen Wohnsituation.

Städte boten zwar seit Längerem neue Industrien

und damit Arbeitsplätze; die Infrastruktur und

das Bewusstsein der Unternehmer, gerade beim

4


Wohnungsbau, konnte da jedoch nicht mitziehen.

Kein Wunder also, dass bereits 1893 mit der

Zürcher Bau- und Spargenossenschaft Selbsthilfe

geschaffen und eine erste Wohnbaugenossenschaft

gegründet wurde. Gut zwanzig Jahre

später, im Jahre 1916, sammelte der «20erli

Verein», der Vorläufer der heutigen Allgemeinen

Baugenossenschaft Zürich (ABZ), bei seinen Mitgliedern,

meist Arbeiterinnen und Arbeiter, jede

Woche 20 Rappen ein, um das Kapital zum Kauf

von Land und dem Bau von günstigen Wohnungen

zusammenzubringen. Ein visionärer Akt –

und gelebte Solidarität in Reinkultur: Denn nur

wenige der Neo-Genossenschaftler kamen selber

in den Genuss des mit ihrem Geld finanzierten,

lebenswerten und bezahlbaren Wohnraums.

Was danach folgte, ist bekannt: Nach

dem Ersten Weltkrieg und während der zweiten

verheerenden Auseinandersetzungen zwischen

1939 und 1945 kam es in der Schweiz zu im internationalen

Vergleich auffallend vielen Genossenschaftsgründungen.

Inwiefern der Gedanke der

(Arbeiter-)Solidarität dabei im Vordergrund stand,

ist nicht abschliessend bekannt, aber feststeht:

Die genossenschaftliche Grundhaltung der Eigenverantwortung

und Eigeninitiative wurde

auch von industrieller und später von bürgerlicher

Seite geteilt.

U

nd heute? Welche Erkenntnisse bleiben?

Ehrliche Solidarität lässt sich nicht verordnen,

sie lässt sich nicht reglementieren und

erst recht nicht erzwingen. Sie ist etwas Eigenartiges,

im wahrsten Sinne des Wortes. Solidarität

kann spontan entstehen. Wie 1871, als sich Radikale

und Demokraten gegen die Ausweisung von

kantonsfremden Armengenössigen aus dem

Kanton Aargau stellten. Oder wie 2019, als sich

Ehrliche Solidarität lässt

sich nicht verordnen, sie lässt

sich nicht reglementieren

und erst recht nicht erzwingen.

oder in Wohnbaugenossenschaften, beides hat

seine Berechtigung. Dass sich bei Letzteren in

den nun schon 120 Jahren nicht alles linear hin

zu einer heilen Welt entwickelt hat, braucht man

nicht zu betonen. So standen die Wohnungen der

Genossenschaften erst durch die Einführung des

dauerhaften Bleiberechts – der Niederlassungsbewilligung

C – auch einer breiten ausländischen

Bevölkerung offen.

Selbsthilfe und Solidarität: In den 1920er-

Jahren nimmt die Genossenschaftsbewegung

Fahrt auf. Im Bild eine Malerwerkstatt

in der ABZ-Siedlung Sihlfeld.

Aber nichtsdestotrotz: Das Prinzip der

Inklusion wird heute in Wohnbaugenossenschaften

ohne viel Aufhebens und mit grosser Selbstverständlichkeit

gelebt. Dies hat das zurückliegende

Corona-Jahr mit seinem grossen Bedarf

an Gemeinsinn und Zusammenhalt durch viele

spontane Initiativen von Bewohnenden und

solidarischen Massnahmen der Wohnbaugenossenschaften

mit Nachdruck bewiesen. Darauf

können wir für die Zukunft aufbauen, darauf können

wir vertrauen.

die «Black Lives Matter»-Bewegung über Nacht

formierte, um nach wie vor bestehende Ungerechtigkeiten

in der Öffentlichkeit zu thematisieren.

Solidarität (lateinisch solidus, «gediegen, echt,

fest») ist Teil einer eigenen, über kurz oder lang

gewachsenen Geschichte, einer Identität. Zum

Beispiel bei spontanen politischen Bewegungen

Leitartikel

5


6

«Solidarität gehört zu unserer DNA»:

SP-Ständerätin Eva Herzog ist seit 2020 Präsidentin

von Wohnbaugenossenschaften Schweiz.


«SIND WIR HEUTE

ALLES EGOISTEN? ICH

GLAUBE NICHT.»

Braucht die Willensnation Schweiz besonders viel Solidarität?

Bedrohen Hyperindividualismus und Polarisierung unseren

Gemeinsinn? Und wie trägt die Genossenschaftsidee zum

sozialen Kitt bei? Ein Gespräch mit Eva Herzog, SP-Ständerätin

und Präsidentin von Wohnbaugenossenschaften Schweiz.

Erleben Sie in der Corona-Krise

eine solidarische Schweiz?

In den Anfängen auf jeden Fall. Die

Selbstverständlichkeit, mit der wir

durch die Welt gingen, hat durch die

Pandemie einen Schuss vor den

Bug bekommen. Es gab intensivere

Gespräche, mehr Nähe und tolle

nachbarschaftliche Solidaritätsaktionen.

Zudem hat die Bevölkerung

die Massnahmen des Bundesrats bis

heute gut akzeptiert. Aber es wird

auch schon wieder mehr gemäkelt, das

ist normal, nach dem ersten Schreck.

Gilt dieser Eindruck auch für die

Politik? Als neugewählte Ständerätin

und Mitglied der Finanzdelegation

des Parlaments, die die Corona-

Kredite abgesegnet hat, waren Sie

quasi im Auge des Orkans.

Dass der Staat in einer solchen

Ausnahmesituation hilft, ist seine

Pflicht – und die hat er erfüllt. Besonders

erfreulich ist aber, dass das

Parlament dabei viel Flexibilität

bewies und auch soziale Massnahmen

beschloss, die sonst nie mehrheitsfähig

gewesen wären. Was man aber

auch ganz klar festhalten muss:

Die Bürgerlichen standen permanent

auf der Bremse und wollten die

finanziellen Massnahmen einschränken.

Wer den KMU geholfen hat,

das war die Linke.

Sind Gemeinsinn und Solidarität gerade

für die Willensnation Schweiz

besonders wichtig?

Nicht wichtiger als für andere

Nationen, schliesslich gibt es auch

in homogeneren Gesellschaften

soziale Unterschiede. Aber klar ist:

Als viersprachiger Bundesstaat

ohne gemeinsame Religion waren wir

in besonderem Masse gefordert –

gleichzeitig verfügen wir über eine

lange Erfahrung im Umgang mit

Minderheiten. Institutionell widerspiegelt

sich dies in unseren ausgleichenden

Strukturen, denken wir

nur an den Föderalismus, die Konkordanz

und Subsidiarität, aber auch

an den Finanzausgleich oder den

starken Sozialstaat.

«Es braucht

die Bereitschaft, die

Schwächeren zu

unterstützen, damit

wir alle gemeinsam

ein besseres Leben

haben.»

Weshalb braucht eine Gesellschaft

überhaupt Solidarität? Es gibt ja

Gesetze, Gerichte und staatliche

Institutionen, die unser Zusammenleben

regeln.

Weil sie eine Grundvoraussetzung

für eben diese Institutionen ist.

Gesetze fallen nicht vom Himmel, wir

machen sie, und wir legen sie aus.

Eine solidarische Haltung, ein Wille zum

guten Zusammenleben, macht einen

Unterschied. Es braucht die Bereitschaft,

die Schwächeren zu unterstützen,

damit wir alle gemeinsam ein

besseres Leben haben.

Wir leben im Zeitalter des Hyperindividualismus.

Traditionell

Gemeinsinn-stiftende Institutionen

wie das Vereinswesen oder das

Milizsystem befinden sich in der

Krise. Bröckelt die Solidarität in

der Schweiz?

Mir ist das zu einfach. Schaut man

heute wirklich weniger zueinander?

Sind wir heute alles Egoisten? Ich

glaube nicht. Aber die Zeiten ändern

sich und damit auch die Formen.

Ich selber war auch nie in einem

Turnverein, dafür habe ich mich in der

Teestübli- und Kulturgruppe des

Jugendhauses und im örtlichen Dritt-

Welt-Laden engagiert. Ich glaube,

auch heute haben viele Menschen

das Bedürfnis, sich für andere

Gespräch

7


einzusetzen, und ich erlebe sehr

viel positive Solidarität durch Freiwilligenarbeit.

Ein anderes Phänomen, das den

Gemeinsinn bedroht, ist die zunehmende

Polarisierung. Infolge

der Globalisierung tun sich innerhalb

der westlichen Gesellschaften

Gräben auf: Stadt gegen Land,

Jung gegen Alt, Arm gegen Reich.

Inwiefern gefährdet dies den

Zusammenhalt in unserem Land?

Natürlich gibt es all diese Gräben

auch bei uns. Aber glücklicherweise

sind sie dank den erwähnten ausgleichenden

Strukturen viel weniger

ausgeprägt als in Ländern wie den

USA oder England. Zwar wächst

auch bei uns die soziale Ungleichheit,

und wir müssen dafür sorgen, dass

es künftig nicht zu harten sozialen

Auseinandersetzungen kommt. Aber

dank unserer tiefen Staatsverschuldung,

dank tiefen Mehrwerts- und

Vermögenssteuern sind wir im

internationalen Vergleich in einer

komfortablen Lage, die uns für die

kommenden Jahre finanziellen

Handlungsspielraum gibt, um soziale

Konflikte abzufedern.

Wie sehr beunruhigt Sie der Stadt-

Land-Graben, der zunehmend in

politischen Abstimmungen auftritt?

Obwohl unser Land als exportorientierte

Volkswirtschaft besonders stark

der Globalisierung ausgesetzt ist,

hat sich in der Schweiz bis jetzt kein

ernstzunehmender Stadt-Land-

Graben ausgebildet. Im Gegensatz

zu anderen Ländern wurde die Peripherie

nicht vernachlässigt und

dank des Finanzausgleichs wurde

das Entstehen eines wirtschaftlichen

Grabens verhindert. Das Kernproblem

der erwähnten Abstimmungsresultate

liegt nicht an einem

Stadt-Land-Graben, sondern daran,

dass die Kantonsaufteilung bis auf

den Kanton Jura noch dieselbe ist wie

im 19. Jahrhundert. Die kleinen Innerund

Ostschweizer Kantone haben

schlicht zu viel Gewicht. Wenn

Obwalden ähnlich viele Einwohner

hat wie die Agglomerationsgemeinden

Köniz oder Uster und gleichzeitig

über eine halbe Standesstimme

verfügt, dann stimmt das System

nicht mehr.

«Solidarität ist keine

Einbahnstrasse.

Wir können nicht

auf Kosten der Jungen

leben und in

der Pandemie ihre

Solidarität einfordern.»

Einen Systemfehler gibt es auch bei

der AHV. Obwohl wir immer älter

werden, werden wir immer noch im

gleichen Alter pensioniert wie bei

Einführung der AHV im Jahre 1948.

Die finanzielle Last tragen die

Jungen. Droht die Gefahr eines

«Clashs der Generationen»?

Das könnte tatsächlich zum Problem

werden. Die Klimademonstrationen

haben gezeigt, dass die Jungen sich

um ihre Zukunft sorgen, dasselbe

könnte auch bei der Altersvorsorge

passieren. Solidarität ist keine Einbahnstrasse.

Wir können nicht auf

Kosten der Jungen leben und gleichzeitig

in Corona-Zeiten von den

Jungen verlangen, mit den Alten

solidarisch zu sein. Wir müssen die

demografische Entwicklung bei

den Sozialwerken stärker berücksichtigen

und diese wieder ins Gleichgewicht

bringen.

Braucht es konkret also eine

Erhöhung des Rentenalters?

Für mich ist völlig klar, dass wir länger

arbeiten müssen und dass es eine

Flexibilisierung des Rentenalters

braucht. Ebenso klar ist, dass Frauen

das gleiche Rentenalter wie Männer

haben sollten. Aber die Voraussetzung

dafür ist gleicher Lohn für gleiche

Arbeit.

Sie haben sich stets für die Entwicklungshilfe

eingesetzt und waren

unter anderem in der Geschäftsleitung

des Vereins Dritte-Welt-

Läden. Ist dieser Gedanke der internationalen

Solidarität ein Relikt

des 20. Jahrhunderts?

Das glaube ich nicht. Nach wie vor

fliessen in der Schweiz 0,5 Prozent

des Bruttonationaleinkommens in

die öffentliche Entwicklungshilfe und

privat wird sehr viel gespendet.

Zudem sind Dritte-Welt-Läden und

Fair Trade heute viel etablierter als

damals. Und auch die Kritik an der

Textilindustrie trägt inzwischen

Früchte: Labels, die Textilien aus

Engagement für die Zukunft: Klimastreik vom September 2020.

8


Die soziale Ungleichheit wächst (Bild: Bahnhofstrasse in Zürich).

sauberer Produktion anbieten, werden

selbst in normalen Warenhäusern

verkauft.

Sie wurden im Juni 2020 als erste

Frau zur Präsidentin von WBG

Schweiz gewählt. Was reizt Sie an

dieser Aufgabe?

Ganz generell interessiert mich das

Thema Wohnen, weil es ein Grundbedürfnis

ist – und etwas sehr

Konkretes. Und als Regierungsrätin

des Kantons Basel-Stadt habe ich

intensiv mit Baugenossenschaften

zusammengearbeitet – primär, um

preisgünstigen Wohnraum zu

erstellen. Die Breite des Themas, von

der Architektur über Energiefragen

bis hin zu den neuen Konzepten

des Zusammenlebens, finde ich hochspannend.

Deshalb hatte ich grosse

Lust, mich in dieser Branche gestaltend

einzubringen.

Inwiefern trägt die Genossenschaftsidee

auch zum sozialen Kitt

in der Schweiz bei?

In vielerlei Hinsicht. Solidarität gehört

zur DNA der Genossenschaften,

indem sich Menschen gemeinsam

etwas leisten können, was für den

Einzelnen nicht möglich wäre. Darüber

hinaus leisten die Kostenmiete und

die Möglichkeit, sicher und günstig zu

wohnen, auch einen gesamtgesellschaftlichen

Beitrag, denn sie fördern

die soziale Durchmischung und

verhindern die Segregation. Hinzu

kommt die wichtige Rolle von Baugenossenschaften

als Labore für eine

nachhaltigere Lebensweise.

Woran denken Sie?

Neben günstigem Wohnraum verschreiben

sich immer mehr Baugenossenschaften

der baulichen und

sozialen Nachhaltigkeit. Sie investieren

in qualitativ hochstehendes und

ökologisches Bauen sowie in neue

Wohnformen, etwa das Clusterwohnen

oder altersdurchmischte Siedlungen.

Sie finden also neue Antworten

auf gesellschaftliche Entwicklungen

wie die Langlebigkeit und übernehmen

damit eine Vorreiterrolle. Das möchte

ich als Präsidentin fördern.

Apropos fördern: Gesamtschweizerisch

beträgt der Anteil des gemeinnützigen

Wohnungsbaus 5 Prozent.

Wie kann der gemeinnützige

Wohnungsbau auf nationaler Ebene

weiter gestärkt werden?

Leider macht der Bund derzeit nicht

den Eindruck, als ob er den gemeinnützigen

Wohnungsbau fördern

wolle, obwohl ihn die Verfassung

dazu verpflichtet. Er nimmt ihm zwar

nicht Gelder weg, will aber kein

Wachstum, wie die Vorlage zur

Erneuerung der Bürgschaften in der

Wohnraumförderung zeigt – die

Interessen der kommerziellen Investoren

werden höher gewichtet.

Daher gilt es, die Förderinstrumente

des Bundes, die erwähnten EGW-

Bürgschaften und vor allem den

Fonds de Roulement zu sichern und

die Landabgaben von Bundesund

bundesnahen Betrieben im Auge

zu behalten. Wir müssen politisch

dafür sorgen, dass diese – bei

ausgewiesenem Bedarf – ihr Land zu

einem Preis abgeben, der günstiges

Wohnen erlaubt.

Und wo sehen Sie die grössten

Hebel auf kommunaler Ebene?

Das effektivste Mittel ist sicher die

exklusive Landabgabe an Baugenossenschaften.

Soll der gemeinnützige

Wohnungsbau wachsen, dann

müssen Genossenschaften neue

Areale erhalten, etwa Brachen oder

frühere Industrieareale. Dort können

sie Neues realisieren, das zeitgemässen

Bedürfnissen entspricht.

Sie leben mit Ihrer Familie in einem

Reiheneinfamilienhaus. Könnten

Sie sich vorstellen, in einer Genossenschaft

zu wohnen?

Ich habe in meinem Leben schon sehr

viele verschiedene Wohnformen

ausprobiert und könnte mir für eine

spätere Lebensphase das Clusterwohnen

in einer Genossenschaft

vorstellen, also Gemeinschaftsraum

und Rückzugsgebiet. Denn ich

brauche beides – bin nicht der Typ,

der schon beim Frühstück mit allen

plaudern mag…

Eva Herzog (59) ist seit 2020

Präsidentin des Verbands

Wohnbaugenossenschaften

Schweiz. Die SP-Politikerin wurde

im Oktober 2019 in den Ständerat

gewählt, zuvor war sie

15 Jahre lang Regierungsrätin des

Kantons Basel-Stadt. Die

Historikerin lebt mit ihrem

Partner und den zwei erwachsenen

Söhnen in Basel.

Gespräch

9


EXPERTIN FÜRS GUTE

ZUSAMMENLEBEN

Sie lösen Nachbarschaftskonflikte und fördern die

Gemeinschaft. Immer mehr Genossenschaften setzen

auf Gemeinwesen-Fachleute. Charlotte Römling

von der Baugenossenschaft Sonnengarten in Zürich-

Albisrieden erzählt aus ihrem Alltag.

1 2

1 Treffpunkt Waffelstand: Eigeninitiative in

der Adventszeit.

2 Die erste Gemeinwesenarbeiterin:

Charlotte Römling.

3 Dank für Nachbarschaftshilfe: Charlotte

Römling übergibt Bewohnerin Blumen.

3

10


Gute Nachbarschaft kann

man nicht erzwingen. Aber man kann

sie fördern. Und: Es handelt sich

dabei um einen Prozess, der seine Zeit

braucht. Das ist meine wichtigste

Erkenntnis, seit ich vor vier Jahren die

neue Stelle als Gemeinwesenarbeiterin

in der Baugenossenschaft

Sonnengarten in Zürich-Albisrieden

angetreten habe.

Meine Arbeit besteht aus

zwei Hauptaufgaben: in der Konfliktvermittlung

und im Anschieben von

Projekten, die auf eine Verbesserung

der Nachbarschaft abzielen. Letzteres

kommt mit meinem 40-Prozent-

Pensum leider zu kurz. In unserer

Genossenschaft leben 1600 Menschen

in 1200 Wohnungen und natürlich

kommt es da gelegentlich auch

zu Knatsch. Zirka einmal pro Woche

geht im Sekretariat eine Beschwerde

ein – in den meisten Fällen dreht

es sich dabei um Lärm, Waschküchen-

Dispute oder störenden Zigarettenrauch.

Oft geht es nicht um objektive

Regelverstösse, sondern um das

subjektive Empfinden und die Auslegung

von Regeln oder kurz: um das

Thema Rücksicht. Simple Erklärungsmuster

– wie Generationenprobleme

oder kulturelle Differenzen – lassen

sich dabei übrigens nicht erkennen.

Meistens spielen dabei vielschichtige

und sehr persönliche Dinge wie

Einsamkeit, Krankheit oder private

Probleme eine Rolle. Es kann

auch vorkommen, dass die Nachbarn

als Ventil für andere Sorgen dienen.

Schlussendlich geht es aber immer

um unterschiedliche Wertvorstellungen

oder unterschiedliche Lebensstile,

die sich etwa in verschiedenen Tagesund

Nachtrhythmen zeigen. Und

damit um die Angst, dass die eigenen

Bedürfnisse nicht ausreichend

berücksichtigt würden.

Ich denke, in unserer Gesellschaft

sind Konflikte zu negativ besetzt.

Dabei schafft ein guter Konflikt

Ordnung. Konflikte entstehen dort,

wo Bedürfnisse energisch vertreten

werden, und das ist ja eigentlich

gut. In diesen Gesprächen hilft mir

meine Erfahrung. Als gelernte Sozialarbeiterin

war ich unter anderem

auch als Gassenarbeiterin und als

Konfliktvermittlerin tätig und hatte

dabei mit allen Altersklassen von

Kindern bis Senioren zu tun. Mein Ziel

ist es stets, eine Win-Win-Situation

zu schaffen, in der es keine Gewinnerinnen

und Verlierer gibt. Ich lege

Wert darauf, dass alle Mietenden die

Freiheit haben, möglichst das zu

tun, was sie gerne machen und dass

sie dabei die Grenzen der anderen

respektieren.

Manchmal reicht zur Lösung

schon ein kurzer Anruf, manchmal

braucht es dafür eine Sitzung oder

mehrere oder gar eine ganze Hauszusammenkunft.

Eine Lösungsfindung

auf der persönlichen Ebene gelingt

fast immer. Erst einmal benötigte

es dafür bauliche Massnahmen. Die

Genossenschaft musste zwischen

zwei Wohnungen die Wände besser

isolieren, um einen Streit zu beenden.

Genossenschaften sind

ein Spiegelbild unserer zunehmend

pluralistischen Gesellschaft. Das –

durch gemeinsame Herkunft oder

Erfahrungen entstandene – Verbindende

gibt es immer weniger.

Es genügt deshalb nicht, wenn sich

Genossenschaften Solidarität ins

Leitbild schreiben. Solidarität muss

wachsen. Es braucht dafür Gemeinschaftserlebnisse.

Das können auch

kleine Aktionen sein: einen Spielnachmittag,

zu dem jeder etwas

Feines zum Essen mitbringt. Oder

einen Waffelstand, den zwei junge

Bewohnerinnen in der Adventszeit

bei uns organisiert haben, wodurch

man im Innenhof ins Gespräch kam.

Corona hat bei uns nicht

zu einem massiven Konfliktschub

geführt. Aber vereinzelt sind länger

schwelende Probleme aufgebrochen,

da die Menschen mehr Zeit daheim

verbringen und an die Grenzen ihrer

Belastbarkeit stossen. Corona hat

aber auch gezeigt, dass die Solidarität

lebt. In den vergangenen Monaten

entstanden verschiedene, tolle

Siedlungsinitiativen von Einkaufshilfen

bis zum Balkon-Singen.

Diese Eigeninitiative entspricht der

Idealvorstellung meiner Arbeit –

die Impulse kommen von den Bewohnenden,

und ich berate bei der

Umsetzung und vernetze. So auch

im Falle einer älteren und kranken

Mieterin, die die Nachbarschaft

regelmässig mit ihrem Herumschreien

erschreckt hat. Da haben sich einige

Nachbarinnen und Nachbarn abgesprochen

und sind ihr im Alltag

zur Seite gestanden. Ich konnte sie

beraten und im Hintergrund Abklärungen

machen, um die Lebensumstände

der Frau zu verbessern. Die

Nachbarschaft hat damit auch für

die ganze Siedlung einen wertvollen

Beitrag geleistet. Als Dank durfte ich

allen im Namen der Genossenschaft

einen Blumenstrauss überreichen.

Ich selber wohne nicht in der

Genossenschaft. Das war eine Bedingung

bei der Anstellung. Und das

ist richtig so. Ich kann die Konflikte

dadurch ‹objektiver› lösen. Gemeinwesenarbeit

ist ein Bekenntnis zu

‹guter Nachbarschaft›. Sie entlastet

die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle

und ist ein Frühwarnsystem

für Probleme einzelner Mietender.

Ich bin überzeugt, dass es künftig

in Genossenschaften mehr Gemeinwesenarbeit

brauchen wird.

Beruf: Gemeinwesenarbeiterin

11


SOLIDARITÄT

IN ZEITEN DER

PANDEMIE

Es sind das persönliche Engagement und die kleinen Dinge,

welche die Solidarität im Corona-Alltag in den Genossenschaften

zum Ausdruck bringen: Menschen, die sich um andere

kümmern, eine kreative Idee lancieren, zuverlässig ihren Job

machen – ganz einfach, weil man das Bedürfnis hat, für die

Nachbarschaft da zu sein. Fünf kleine Geschichten von

Menschen, die sich für die Gemeinschaft engagiert haben.

Anna (38) und Cornel Stuecheli (40)

lancierten die Pingpong-Liga bei mehr als wohnen

«Jahrelang lagen zwei Pingpong-Schläger bei uns

zu Hause herum», erinnert sich Cornel Stuecheli.

Doch eines Tages haben er und seine Frau Anna

den Tischtennistisch im Quartier ausprobiert, und

als kurz darauf der erste Lockdown begann, beschlossen

die beiden, ein kleines Plauschturnier

auf die Beine zu stellen. Vom Echo waren sie

überrascht: Auf Anhieb meldeten sich 25 Bewohnende

der Genossenschaft mehr als wohnen dafür

an. Und gleich nach dem ersten Plausch-

Turnier fragten sich alle, wie es weitergehen solle.

So gründete sich mit weiteren Mitwirkenden ein

OK, und die Hunziker-Ping-Pong-Liga wurde aus

der Taufe gehoben. Im Herbst trugen bereits

60 Aktive rund 300 Liga-Spiele aus – solange es

warm war und die Corona-Massnahmen gelockert

auch vor begeistertem Publikum. Nun

startet die Hunziker-Pingpong-Liga in die zweite

Saison mit Liga-Stufen nach Spielstärke von Pingpong

bis Tischtennis und eigener Homepage

(hunzikerpingpong.com). Gespielt wird indoor –

in einem Gemeinschaftsraum der Baugenossenschaft,

mit strengem Schutzkonzept. Für viele

Bewohnerinnen und Bewohner bietet die Liga

eine willkommene Abwechslung zum Corona-

Alltag. Für Anna und Cornel ist es eine wunderbare

Sache, die unterschiedlichsten Bewohnenden

zusammen an den Pingpong-Tisch zu bringen.

12


«Eine wunderbare Gelegenheit,

die Nachbarschaft

kennenzulernen»: Die neue

Pingpong-Liga im Hunziker-

Areal, initiiert von Anna

(vorne) und Cornel Stuecheli

(vorne rechts).

Porträts

13


«Zu Beginn der ersten

Corona-Welle waren

viele Bewohner stark

verunsichert. Doch nach

zwei, drei Wochen hatten

wir es im Griff.»

Unermüdlich im Einsatz: Hauswart

Daniel Inderwies ist viel unterwegs,

oft auch mit Lehrling Besir Hotnjani.

Daniel Inderwies (55)

ist der ruhende Pol der GBMZ

«Zu Beginn der ersten Corona-Welle nahmen die

Reparaturanfragen deutlich ab. Viele waren stark

verunsichert. Doch nach zwei, drei Wochen hatten

wir es im Griff.»

Daniel Inderwies, leitender Hauswart der Gemeinnützigen

Bau- und Mietergenossenschaft

Zürich (GBMZ), hatte auch in dieser schwierigen

Situation alle Hände voll zu tun. Er und seine

Mitarbeitenden haben die Maske und andere

Schutzmassnahmen konsequent in den Alltag

integriert und damit das Vertrauen der Bewohnenden

zurückgewonnen. Oft kommt es dabei zu

kurzen Gesprächen von Mensch zu Mensch.

«Man muss aber auch respektieren, wenn jemand

vorsichtshalber in einem anderen Raum bleibt.»

Dass er im November selber positiv getestet

wurde, leichte Symptome hatte und – statt in die

Ferien – zehn Tage in Quarantäne musste,

erwähnt er eher beiläufig. «Danach kam ich einfach

wieder zur Arbeit.»

14


Jörg Guggisberg (56) führt das Café Bebek

in der Genossenschaft Kalkbreite

«Im März ging alles sehr schnell, erst die Beschränkung

auf 50 Gäste, eine Woche später der

Lockdown», erinnert sich Jörg Guggisberg,

Co-Besitzer und -Geschäftsführer des Bebek. Danach

beantragten sie Kurzarbeit für ihre Mitarbeitenden

und baten die Vermieterin, die Genossenschaft

Kalkbreite, um einen Mietnachlass. Man

sei sich seit jeher auf Augenhöhe begegnet, so

auch jetzt. Die Genossenschaft – seit der Erstvermietung

auf einen vielfältigen Mix bei den

Gewerbemietern bedacht – reagierte schnell und

erliess dem Bebek zwei volle Monatsmieten. «Uns

war es wichtig, einen Beitrag zu leisten, um den

bestehenden attraktiven Gewerbemix in der

Kalkbreite zu erhalten und unsere Gewerbebetriebe

in dieser schwierigen Situation so gut es

geht zu unterstützen», meint Valérie Clapasson,

Co-Geschäftsleiterin der Genossenschaft. Für die

Betreiber ein Segen. «Wir mussten niemanden

entlassen», so Jörg, «und bei Wiedereröffnung

haben wir die Arbeit möglichst fair verteilt.» Im

Gegenzug blieb das Bebek als beliebter Quartiertreffpunkt

im Herbst – trotz immer einschränkenderen

Massnahmen – so lange wie möglich offen.

Auch wenn sich dies mit Öffnungszeiten bis

19 Uhr finanziell gar nicht mehr lohnte.

Warten auf das Ende des Lockdowns: die Köche

Mohamad Kansou und Mohamad Hraibi,

Jörg Guggisberg und Küchenchefin Fanny Löffler

(v.l.n.r.).

Porträts 15


Sabine Henn (57) und Matthias Schreier (38)

kreierten die Corona-Mönsterchen der SGE

Als beim ersten Lockdown plötzlich alle Läden

und Schulen geschlossen wurden und die

Menschen zu Hause blieben, beschloss Sabine

Henn, Bewohnerin in der Siedlungsgenossenschaft

Eigengrund (SGE), die Situation ernst

zu nehmen – aber auch mit Humor. Die Farbgestalterin

am Bau suchte im Haus Material zusammen,

das gerade verfügbar war oder sonst

im Müll gelandet wäre, und begann zu basteln.

«Ich wollte den Virus nicht verharmlosen, aber

ihm ein Gesicht geben.» Entstanden ist ein erstes

kleines Monster, dass sie mit einem Zettel bei der

Haustür platzierte, darauf stand die Botschaft:

«He! Komm’ raus. Wir wollen deine Fratze sehen!»

Als dann im April das Sechseläuten abgesagt wurde,

schlug ihr Nachbar Matthias Schreier vor, ein

Corona-Mönsterchen im Quartier zu verbrennen,

um das Virus wie den Winter zu verscheuchen.

Das Virus blieb. Einige Figuren aber auch. Inzwischen

bastelten grosse und kleine Quartierbewohnende,

aber auch Sabine und Matthias und

seine Kinder, weitere Mönsterchen – je hässlicher,

desto besser –, und sie platzierten diese überall

im Quartier, wo sie heute noch sind. Ob diese

Idee geholfen hat, besser mit der Pandemie umzugehen?

«Das hoffe ich», meint Sabine Henn,

«gerade für die Kinder, die in diesen schwierigen

Zeiten aufwachsen, ist es wichtig, die Tragik etwas

zu brechen. Sie sollen leichtfüssig bleiben.»

«Für die Kinder, die in

diesen schwierigen

Zeiten aufwachsen, ist

es wichtig, möglichst

leichtfüssig zu bleiben»

«Je hässlicher, desto besser»:

Sabine Henn und Nachbar

Matthias Schreier mit seinen

Kindern am Basteln von kleinen

Corona-Monstern.

16


«Ich bin ja auch froh, wenn sich

eines Tages jemand um mich

kümmert»: Susanna Koller beim

Spaziergang mit einer Nachbarin.

Susanna Koller (68) kümmert sich um ältere

Nachbarinnen im Schweighof der FGZ

Nach der Pensionierung nahm sich Susanna Koller

vor, sich ehrenamtlich in einem Spital zu engagieren.

Dann kam die Pandemie und verunmöglichte

ihr Vorhaben. Stattdessen begann sie sich

um die älteren Nachbarinnen der Familien-Heimgenossenschaft

Zürich (FGZ) zu kümmern. Einige

lud sie zu sich in den Garten ein, um gemeinsam

den Sommer zu geniessen. Andere besuchte sie

zu Hause oder im Pflegeheim und machte Besorgungen

für sie. Oder sie begleitete – solange

dies möglich war – eine Nachbarin im Rollstuhl

zum Jassen, zu Lotto-Nachmittagen oder zum

Kaffeekränzchen. Sie bedauert: «Die aktuelle

Corona-Situation lässt dies leider nicht mehr zu.

Mittagessen und andere Veranstaltungen können

nicht mehr stattfinden.» Aber auch weiterhin ist

sie für die anderen da. Hin und wieder lädt sie

ihre Nachbarinnen zu einem Fondue-Abend oder

geht mit ihnen spazieren. Schliesslich sei sie noch

gesund und gut zu Fuss, erklärt sie. «Und ich bin

ja auch froh, wenn sich eines Tages jemand um

mich kümmert.»

Porträts 17


Nadine Felix,

Geschäftsführerin

Stiftung Domicil

EIN ZUHAUSE FÜR

BEDÜRFTIGE

«Wohnraum für alle» – der Slogan gilt nicht nur für die eigenen

Mitglieder. Genossenschaften zeigen sich auch solidarisch mit

Menschen, die es auf dem freien Wohnungsmarkt besonders schwer

haben. Bestes Beispiel ist die Kooperation mit der Stiftung Domicil.

Eine erschwingliche Wohnung

im Grossraum Zürich? Was schon

für Normalverdienende einen Glücksfall

bedeutet, erweist sich für einen

wachsenden Teil der Bevölkerung als

praktisch unmöglich. Auf dem Wohnungsmarkt

besonders schwer haben

es: Working Poor, Arbeitslose, Menschen

mit Rente, Sozialhilfe oder

mit Schulden. Zusätzlich erschwerend

wirken dabei Migrationshintergrund

und mangelnde Deutschkenntnisse.

Um diese Menschen kümmert

sich die Zürcher Stiftung Domicil.

Seit 1994 unterstützt sie wirtschaftlich

oder kulturell benachteiligte Familien,

aber auch Paare und Einzelpersonen

18

erfolgreich bei der Wohnungssuche.

«Eine bezahlbare, sichere Wohnsituation

ist die Grundlage für eine

ökonomische Stabilisierung und

erfolgreiche soziale Integration», sagt

die Geschäftsleiterin Nadine Felix,

«wir verstehen uns dabei als Brückenbauerin

und fördern die soziale

Durchmischung ohne Risiko.»

«Ohne Risiko» bedeutet,

dass Domicil eine umfassende

Solidarhaftung für ihre Mietenden

übernimmt. Dank dieser Garantie und

viel Engagement gelingt es der Stiftung

jährlich rund 140 Wohnungen zu

vermitteln. Sie kann dabei auf ein

Netzwerk an Wohnungsanbietern

zurückgreifen, die bereit sind, sich auf

Mietende einzulassen, die am Rande

der Gesellschaft stehen. Eine zentrale

Rolle spielen dabei die Genossenschaften:

Von den rund 1200 laufenden

Domicil-Mietverhältnissen Ende

2020 betrafen rund 35 Prozent

Zürcher Genossenschaften. «Wir sind

äusserst dankbar für diese Zusammenarbeit»,

so Nadine Felix, «die

Genossenschaften zeigen sich solidarisch

mit den Benachteiligten in der

Gesellschaft und leisten damit einen

Beitrag für den sozialen Zusammenhalt

in der Stadt.»


Beitrag zur sozialen Durchmischung

Zurzeit arbeiten 36 Genossenschaften

mit Domicil zusammen. Viele von

ihnen haben ihre Bereitschaft zur

aktiven sozialen Durchmischung auch

statuarisch festgelegt. Die Gemeinnützige

Baugenossenschaft Limmattal

(GBL) stellt fix 1 Prozent aus ihrem

Wohnungsbestand in der Stadt Zürich

Familien in Not zur Verfügung. Die

Genossenschaft Kalkbreite vergibt

stets fünf Wohnungen an «Domicil»-

Mietende. Andere, wie die ABZ,

stellen der Stiftung nicht nur Wohnungen

zur Verfügung, sondern

unterstützen sie auch mittels Spenden.

«Die Stiftung Domicil

ermöglicht es

Wohnungssuchenden

und Wohnraumanbietern,

sich in einem

sicheren Umfeld

kennenzulernen.»

Monika Klose, Geschäftsführerin

Baugenossenschaft Halde Zürich

Eine langjährige Partnerschaft

mit Domicil pflegt auch

die Baugenossenschaft Halde Zürich

(bhz), wo derzeit 26 vermittelte

Familien leben. «Wir arbeiten seit

über zehn Jahren erfolgreich zusammen»,

sagt die bhz-Geschäftsführerin

Monika Klose. «Die Stiftung Domicil

ist für Wohnungssuchende, aber

auch für Wohnraumanbieter eine

riesige Chance. Sie bietet beiden die

Möglichkeit, sich in einem sicheren

Umfeld kennenzulernen.»

Tatsächlich: Wer über Domicil

eine Wohnung vermietet, reduziert

nicht nur sein unternehmerisches

Risiko, indem die Stiftung die finanzielle

Verantwortung für die Mietverhältnisse

übernimmt. Er kann sich

auch darauf verlassen, dass die Bewerbenden

bereits sorgfältig geprüft

wurden. Domicil führt mit allen Bewerbenden

persönliche Interviews,

überprüft deren Wohnreferenzen und

finanzielle Mittel. Zudem müssen

diese seit mindestens zwei Jahren in

der Stadt Zürich wohnen und über

genügend Deutschkenntnisse verfügen,

um sich verständigen zu können.

Die Stiftung trifft eine Vorauswahl

und die Verwaltungen erhalten mit

den Bewerbungsunterlagen zusätzlich

ein Porträt der potenziellen Mietenden.

Aber auch nach Unterzeichnung

des Mietvertrags bleibt Domicil involviert.

Sie berät die neuen Mieterinnen

und Mieter in allen Fragen des

Zusammenlebens, erklärt ihnen die

Haus- und Waschküchenordnung. Bei

Schwierigkeiten während des Mietverhältnisses

hilft die Stiftung beiden

Partnern und nimmt an den Wohnungsübergaben

und -abgaben teil.

«Wir sind da, wann immer es

uns braucht», sagt Nadine Felix. Die

Erfahrung zeige aber, dass dies nur

selten nötig sei und es nicht häufiger

zu schwierigen Mietverhältnissen

komme als bei anderen Mietenden.

Das Ziel von Domicil ist es, die Menschen

zu befähigen, längerfristig den

Mietvertrag direkt zu übernehmen

oder Mitglied der jeweiligen Genossenschaft

zu werden.

Nicht immer, aber immer

wieder gelingt es, dieses Ziel zu

erreichen. Denn die Genossenschaften

sind durchaus gewillt, Hand für

eine Aufnahme zu bieten, wenn sich

die vermittelten Mieter bewähren.

So auch in der erwähnten Baugenossenschaft

Halde Zürich. Dort fand

beispielsweise vor neun Jahren

eine somalische Familie mit Hilfe von

Domicil eine befristete Wohnung.

Danach zog sie in eine unbefristete

Wohnung, hatte aber weiterhin das

Mietverhältnis mit Domicil. Die

Integration verlief absolut problemlos,

und das gegenseitige Vertrauen

wuchs, sodass die Familie vor

fünf Jahren schliesslich Genossenschaftsmitglied

wurde und eine

Wohnung in der neuen Familienüberbauung

bezog.

«Genossenschaftswohnungen

sind

gerade für Familien ein

Lottosechser.»

Nadine Felix, Geschäftsführerin

Stiftung Domicil

Corona hat die Situation verschärft

Corona hat die Wohnungssuche

für Armutsbetroffene verschärft. Zum

einen ist der Leidensdruck von

Familien, die in extrem beengten

Verhältnissen leben, zusätzlich gestiegen.

Zum anderen wird viel weniger

umgezogen und somit werden noch

weniger günstige Wohnungen frei.

Infolgedessen konnte Domicil, die mit

einem Leistungsauftrag der Stadt

Zürich arbeitet, seit Beginn der

Pandemie nur knapp halb so viele

Wohnungen wie in den vergangenen

Jahren vermitteln. Und die Nachfrage

ist grösser denn je: Aktuell sucht

Domicil für über 200 Haushalte ein

neues Zuhause und die Wartefrist für

ein Aufnahmegespräch beträgt

bereits neun Monate. Dringend gesucht

sind 3-Zimmer-Wohnungen

bis 1650 Franken oder 4,5-Zimmer-

Wohnungen bis 2000 Franken. Auch

längerfristige Zwischennutzungen

sind sehr willkommen. «Ganz besonders

freuen wir uns über Genossenschaftswohnungen»,

sagt Nadine

Felix, «gerade für Familien bedeuten

sie einen Lottosechser.»

Solidarität mit Benachteiligten

Neben der Zusammenarbeit mit der Stiftung Domicil pflegen

die gemeinnützigen Wohnbauträger des Kantons Zürich Partnerschaften

mit weiteren Organisationen, die sich für benachteiligte Personen

auf dem Wohn- und Arbeitsmarkt engagieren: Caritas Zürich,

Jugendwohnnetz (Juwo) Zürich, Asyl-Organisation Zürich AOZ, SPAZ

Zürich (Sans-Papiers) und Nachbarschaftshilfe Zürich.

Domicil

19


FAKTEN UND

ZAHLEN

zum Geschäftsjahr 2020

20


POLITISCHE SCHWERPUNKTE UND

PERSONELLE VERSTÄRKUNG

Wohnbaugenossenschaften Zürich ist

bei Vernehmlassungen und bei der Vergabe

von Baurechten ein wichtiger Ansprechpartner.

Dementsprechend hat sich der

Regionalverband unter anderem in Vernehmlassungen

und beim Gestaltungsplan

Thurgauerstrasse in die Diskussionen eingebracht.

Dem Anspruch, proaktiv aktuelle

Themen rund um den gemeinnützigen

Wohnungsbau zu bearbeiten, wurde mit

zwei neu geschaffenen Stellen Rechnung

getragen.

Stellungnahme zur Ausführungsverordnung

zum kantonalen Mehrwertausgleichsgesetz

(MAG)

Erfährt ein Grundstück infolge einer Zonenplanänderung

einen «Mehr- oder Minderwert», so ist

dieser gemäss eines seit 1980 im eidgenössischen

Raumplanungsgesetz verankerten Prinzips auszugleichen.

Mit der teilweisen Abschöpfung von

Wertsteigerungen sollen einerseits Kostenbeiträge

an vor Ort bereitzustellende öffentliche

Infrastrukturen wie etwa an einen Park geleistet

werden oder es sollen Minderwerte für anderswo

auszonende Grundstücke geleistet werden. Dagegen

ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Zur

Umsetzung der bundesrechtlichen Vorgaben verabschiedete

der Kantonsrat am 28. Oktober 2019

das kantonale Mehrwertausgleichsgesetz (MAG)

und dementsprechend schickte der Regierungsrat

kurz darauf einen Vorentwurf der Mehrwertausgleichsverordnung

(VE-MAV) in die Vernehmlassung.

Wohnbaugenossenschaften Zürich

äusserte sich gemeinsam mit dem Regionalverband

Winterthur ablehnend zur Ermittlung

des abgabepflichtigen Mehrwerts aufgrund der

maximal möglichen Ausnützung und dem maximal

erzielbaren Marktpreis sowie zum komplizierten

Festsetzungsverfahren und der Fälligkeit, bei

den Regelungen zum städtebaulichen Vertrag

ging es namentlich um Vereinfachungen. Gleichzeitig

war es Wohnbaugenossenschaften Zürich

möglich, die Verbandsposition über einen Einsitz

in der von der federführenden Baudirektion

eigens eingesetzten Expertengruppe zur Entwicklung

eines so genannten Landpreismodells

einzubringen. Mit der vom Regierungsrat verabschiedeten

und per 1. Januar 2021 in Kraft gesetzten

Mehrwertausgleichsverordnung (MAV) kann

insofern Entwarnung gegeben werden, als bei

Aufzonungen auf Land von gemeinnützigen

Wohnbauträgern, nicht auf den maximal erzielbaren

Marktpreis, sondern auf den Ertragswert

abgestellt werden soll.

Pro und kontra Gestaltungsplan

Thurgauerstrasse

An der Thurgauerstrasse in Zürich-Seebach befindet

sich eine der grössten Baulandreserven der

Stadt. Gegen den Gestaltungsplan wurde das

Referendum ergriffen. Bei der Volksabstimmung

am 29. November 2020 wurde dieser Gestaltungsplan

aber deutlich angenommen. Wohnbaugenossenschaften

Zürich hatte Stimmfreigabe

beschlossen.

Ungeachtet dessen ist der Regionalverband bereits

seit Anfang 2020 mit Liegenschaften Zürich

im Gespräch, um die Bedingungen und den Ausschreibungsprozess

für interessierte Mitglieder

mitzugestalten. Ziel ist es, durch geeignete

Rahmenbedingungen ein vielfältiges Wohnungsangebot

sicherzustellen und auch mittleren und

kleinen Genossenschaften zu ermöglichen, ein

Teilareal im Baurecht übernehmen zu können.

Wohnbaugenossenschaften Zürich wird auch im

kommenden Jahr diesbezüglich in einer Arbeitsgruppe

vertreten sein. Das Areal wird voraussichtlich

im Herbst 2021 an interessierte gemeinnützige

Bauträger ausgeschrieben.

Neuauflage der Leistungsvereinbarung

mit der Stadt Zürich

Wohnbaugenossenschaften Zürich ist ein wichtiger

und langjähriger Partner der Stadt Zürich.

Dementsprechend nimmt der Regionalverband

verschiedene Aufgaben für die Stadt Zürich wahr,

welche in einer Leistungsvereinbarung geregelt

sind. Diese Dienstleistungen reichen von der Ausschreibung

von Baurechten über die Mitarbeit in

Kommissionen und Arbeitsgruppen bis hin zur

Erarbeitung von fachspezifischen Grundlagen

und der Vertretung der Interessen des gemeinnützigen

Wohnungsbaus in der Öffentlichkeit. Da

Ende 2020 die gegenwärtige Vereinbarung ausläuft,

hat Wohnbaugenossenschaften Zürich in

Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe «AG Stab

WoDel» der Stadt Zürich eine neue Vereinbarung

mit einem ähnlichen Leistungskatalog aufgesetzt.

Diese wird voraussichtlich im ersten Quartal 2021

dem Gemeinderat zur Genehmigung eingereicht.

Fakten

21


Stärkung der Geschäftsstelle: Neue Stellen im

Issue- und Politikmanagement

Auch für unsere Branche ist es von entscheidender

Bedeutung, die relevanten Entwicklungen in

Wirtschaft, Gesellschaft und Politik frühzeitig zu

erkennen, einzuordnen und die erforderlichen

Grundlagen und Argumentationslinien zu erarbeiten,

welche es für eine nicht bloss defensive,

sondern proaktive Öffentlichkeitsarbeit und die

Entwicklung einer Branchenstrategie braucht.

Erfreulicherweise konnten die im Herbst 2020

ausgeschriebenen Positionen Issuemanagement

und Politikmanagement mit zwei sehr gut qualifizierten

Persönlichkeiten besetzt werden, welche

ihre Stelle Anfang 2021 sowie im April 2021 antreten.

Wir sind überzeugt, dass diese Verstärkung

Wohnbaugenossenschaften Zürich einen

entscheidenden Schritt voranbringen wird in der

öffentlichen Wahrnehmung als professioneller

Dienstleister und kompetenter Ansprechpartner.

KOMMUNIKATIONSMITTEL

ERWEITERN, GRUNDLAGEN

VERTIEFEN

Nach einem erfolgreichen 100-Jahr-Jubiläum

wollte Wohnbaugenossenschaften Zürich

den Schwung in den Alltag mitnehmen. Dazu

gab der Jahresbericht 2019 in einem Schwerpunkt

noch einmal einen Überblick über die

Aktivitäten und «Learnings» aus viereinhalb

Monaten Ausstellung und Diskussionen im

Haus Bellerive. Das Ziel war klar: Die vielfältigen

Kontakte sollten weiter gepflegt und

die offene und lebendige Diskussionskultur

fortgeführt werden. Doch plötzlich dominierte

mit Covid-19 ein völlig anderes Thema

die Agenden. Veranstaltungen konnten

nicht mehr durchgeführt werden und für die

Kommunikation stellten sich Fragen nach

der Erreichbarkeit der Mitglieder und weiterer

wichtiger Zielgruppen. Und es rückten auf

einmal neue Fragen in den Mittelpunkt.

Muster-Schutzkonzept und Corona

Q&A-Website

Der Regionalverband erarbeitete bereits früh ein

Corona-Schutzkonzept, welches den Mitgliedern

als Richtlinie im Umgang mit der neuen Ausgangslage

dienen und die Geschäftsstellen, die

externen Mitarbeitenden, aber auch die Bewohnenden

schützen sollte. Aufgrund der stetigen

Änderungen bei den Weisungen des Bundesamtes

für Gesundheit (BAG) wurde das Schutzkonzept

laufend aktualisiert. Als weitere Hilfestellung

eröffnete der Regionalverband in Zusammenarbeit

mit Wohnbaugenossenschaften

Schweiz eine Website mit den drängendsten

Fragen und Antworten rund um Corona, zum

Beispiel zur Durchführbarkeit von Generalversammlungen

oder dem Vorgehen bei Mietzinsausständen.

Die Frage-und-Antwort-Website

wurde von mehreren Online-Veranstaltungen

zum Umgang mit Corona begleitet. An diesen

spontanen «Zooms» beteiligten sich jeweils bis

zu 40 Geschäftsführende und Mitglieder aus

Vorständen (siehe Seite 27).

Das Leben geht weiter…

Auch 2020 wurde gebaut, verwaltet und bewohnt,

unter entsprechenden Vorkehrungen. Die im

April publizierte, erweiterte «Branchenstatistik der

Zürcher Wohnbaugenossenschaften» zeigt anhand

der aktuell verfügbaren Zahlen aus dem

Rechnungsjahr 2018 auf, wie und wo sich die

gemeinnützigen Bauträger weiterentwickeln.

Die Daten für die Branchenstatistik wurden webbasiert

mit einer Eingabemaske erfasst. Dadurch

können sich die teilnehmenden Wohnbaugenossenschaften

erstmals mit Individualreports mit

vergleichbaren Bauträgern sowie der gesamten

Branche vergleichen.

Wie im Vorjahr informierte der Regionalverband

in regelmässigen Newslettern über die neusten

Entwicklungen, zum Beispiel über die fortschreitende

Digitalisierung der Branche oder dem

neuen Berufsbild der «Community Workers».

Drei «blickpunkt»-Ausgaben informierten unter

anderem über neue Publikationen, über einen

Masterplan einer Wohnbaugenossenschaft zur

22


Erneuerung ihrer Liegenschaften und über Entwicklungen

auf der Geschäftsstelle.

Da viele gemeinnützige Bauträger Liegenschaften

an lärmexponierten Lagen besitzen und

einige von ihnen dort Neubauten planen, erarbeitete

Wohnbaugenossenschaften Zürich in Absprache

mit der Fachstelle Lärmschutz des

Kantons Zürich (FALS) einen Leitfaden zum Thema

«Wohnungsbau an lärmbelasteten Lagen». Ausschlaggebend

war ein jüngerer Gerichtsentscheid,

welcher bei den Anforderungen für Umund

Neubauten an lärmbelasteten Lagen eine

veränderte Ausgangslage geschaffen hat.

Auch zum Thema Denkmalschutz wurde eine

Wegleitung veröffentlicht: «Schützenswert» beinhaltet

konkrete Hinweise zu den Kriterien, zur

Planung und den Abläufen bei schützenswerten

Bauten. Die Wegleitung wurde in Zusammenarbeit

mit dem Amt für Städtebau der Stadt Zürich

erarbeitet.

Wer wohnt in Wohnbaugenossenschaften?

Wohnbaugenossenschaften Zürich lancierte im

letzten Quartal des Berichtsjahres ein wichtiges

Grundlagenprojekt. Mit der Analyse von Daten

von Statistik Stadt Zürich will der Regionalverband

Fragen rund um die Zusammensetzung, die

Belegung, das Einkommen und den Flächenverbrauch

in Wohnbaugenossenschaften beantworten.

Die Resultate werden im kommenden Jahr in

einem Bericht zusammengefasst und möglichst

breit weiter kommuniziert.

Persönliche Neujahrswünsche

Vor dem Hintergrund der aktuellen, erschwerten

Situation fällt es nicht leicht, auf eine Neujahrskarte

«Frohe Festtage» zu schreiben. Der Regionalverband

bat daher Menschen aus dem Umfeld

von Wohnbaugenossenschaften, ihre persönlichen

Wünsche für 2021 per Video zu übermitteln.

Diese speziellen Neujahrswünsche im «Zoom-

Format» wurden auf einer eigens eingerichteten

Microsite aufgeschaltet (2021.wbg-zh.ch).

Micro-Site: Videobotschaften mit

guten Wünschen für das neue Jahr.

Fakten

23


IMMOBILIENENTWICKLUNG &

AKQUISITION (I&A):

GEFRAGTE DIENSTLEISTUNGEN

Viele Mitglieder befinden sich in einer Erneu-erungsphase

und wollten – um sinnvolle

Strategien entwickeln zu können – Bestandsaufnahmen

ihres Portfolios und damit

Klarheit darüber, welche nächsten Schritte

zielführend sind. Diesbezügliche Beratungen

waren daher auch 2020 gefragt. Zudem

konnte der Regionalverband mit der Landund

Immobilienakquisition 90 Wohnungen an

seine Mitglieder vermitteln.

Strategische Beratungen

Der Bereich I&A erarbeitete mit der im Vorjahr

neu lancierten «Portfolioanalyse» für zwei Genossenschaften

Entscheidungsgrundlagen für die

Weiterentwicklung der Portfolios und unterstützte

diese bei der Entwicklung einer nachhaltigen

Strategie. Zusätzlich wurden zahlreiche Bauträger

bei strategischen Fragestellungen beraten, zum

Beispiel mit einer Zustandsanalyse von einzelnen

Mehrfamilienhäusern oder Siedlungen oder bei

der Entwicklung von Erneuerungsszenarien.

Bei Entwicklungsstrategien für Bestandsliegenschaften

entwickelte Wohnbaugenossenschaften

Zürich gemeinsam mit den Wohnbaugenossenschaften

ein Grundlagenpapier, welches als Basis

für die Vergabe einer Machbarkeitsstudie an ein

Architekturbüro dient. Mögliche Massnahmen

reichen von einer werterhaltenden Sanierung bis

hin zu Teilersatzneubauten. Das Grundlagenpapier

hilft auch bei der internen Kommunikation,

indem es dem Vorstand die Grundlagen liefert,

geplante Massnahmen gegenüber ihren Mitgliedern

zu vertreten.

Kurzberatungen

Neben vertieften strategischen Beratungen hat

Wohnbaugenossenschaften Zürich mehr als

25 gemeinnützige Bauträger ohne spezifisches

bauliches Fachwissen mit Prozessberatungen,

Ersteinschätzungen zu Kaufobjekten und durch

Markteinschätzungen zum regionalen bzw.

lokalen Immobilienmarkt unterstützt. Weiter beantwortete

der Bereich I&A Fragen zu Kennzahlen

betreffend Erstellungs-, Instandsetzungs- und

Instandhaltungskosten. Weitere Mitglieder konnten

durch Wirtschaftlichkeitsprüfungen hinsichtlich

des Neuerwerbs von Baugrundstücken und

durch die Evaluation von Planenden wie Bauherrenvertretungen

und Architekten beraten werden.

Land- und Immobilienakquisition

Auch im angespannten Wohnimmobilienmarkt in

und um Zürich und bei steigender Nachfrage

nach Wohnimmobilien trotz oder wegen Covid-19

konnten im Berichtsjahr drei Opportunitäten mit

einem Potenzial von rund 90 Wohnungen vermittelt

werden. In zwei Fällen handelte es sich um

Baugrundstücke, die von Gemeinden ausserhalb

von Zürich zu einem reduzierten Preis an gemeinnützige

Bauträger veräussert wurden. Beiden

Transaktionen gingen lang andauernde und umfassende

Beratungen der beiden Gemeinden

durch den Regionalverband voraus. In einem

weiteren Fall handelte es sich um eine Bestandsliegenschaft

im Zürcher Oberland, die öffentlich

zum Kauf ausgeschrieben war. Wohnbaugenossenschaften

Zürich machte hier eine Genossenschaft

mit Liegenschaften im Quartier auf

diese Opportunität aufmerksam und begleitete

diese anschliessend beim Kaufprozess.

Nachdem die erste Corona-Welle zu einer Art

Schockstarre auf dem Immobilienmarkt führte,

kamen im Sommer auffallend viele Angebote auf

den Markt. Die Immobilienakquisition von Wohnbaugenossenschaften

Zürich prüfte 2020 über

100 Opportunitäten. Nach strenger Vorselektion

konnten vier geeignete Liegenschaften ausgeschrieben

und weitere sechs Angebote an

interessierte Wohnbaugenossenschaften weitergeleitet

werden.

Auch wenn Wohnbaugenossenschaften Zürich

mittelfristig keine Entspannung auf dem Wohnimmobilienmarkt

erwartet, blickt der Verband

trotzdem optimistisch in die Zukunft. Im nächsten

Jahr sollten mindestens drei Opportunitäten

erfolgreich vermittelt werden können. Mit den

Besitzern besteht bereits heute Kontakt und die

Angebote richten sich ausschliesslich an gemeinnützige

Wohnbauträger.

Partner für Gemeinden

Der Regionalverband hat auch 2020 gemeinnützige

Bauträger, Gemeinden und Privatpersonen

bei der Projektentwicklung beraten. Dabei wurden

24


die Leistungen für die Gemeinnützigen kostendeckend

und die Beratungen von Gemeinden

und Privatpersonen bei Akquisitionsobjekten

mehrheitlich unentgeltlich erbracht.

Im Berichtsjahr wurden die Gemeinden Kloten,

Dietikon, Stallikon, Rapperswil-Jona SG und

Berikon AG in unterschiedlichen Entwicklungsphasen

beraten und zwei private Grundeigentümer

bei der Entwicklung von Bauarealen

begleitet. Beide Opportunitäten können voraussichtlich

im nächsten Jahr ausgeschrieben werden.

Dokumentationen und Kennzahlen

Wohnbaugenossenschaften Zürich erstellt seit

Jahren Dokumentationen über Neubau- und

Ersatzneubauten von gemeinnützigen Bauträgern

sowie verschiedene Wegleitungen und Merkblätter.

Diese sowie die Analyse der Erstellungskosten

wurden 2020 laufend aktualisiert. Die durchschnittlichen

Erstellungskosten (BKP 1–5) (inkl.

Finanzierung Bau und Bauherrenleistungen,

jedoch ohne Parkierung) liegen demnach bei

CHF 4300 pro m 2 Hauptnutzfläche (HNF) und

sind damit gegenüber der Auswertung von 2017

leicht angestiegen. Diese Erhöhung ist nach

Ansicht des Regionalverbands unter anderem auf

die zunehmend strengeren baurechtlichen Anforderungen

z. B. betreffend Energie und Lärm

zurückzuführen.

Fakten

25


NEUE FORMATE BEI DEN

VERANSTALTUNGEN

2020 erforderte viel Flexibilität und Improvisation.

Da Wohnbaugenossenschaften

generell stark auf Partizipation, Mitbestimmung

und den Austausch untereinander aufbauen,

musste – nachdem persönliche

Treffen nicht mehr möglich waren – schnell

nach alternativen Lösungen gesucht werden,

on- und offline.

gemeinnützige Wohnungsbau einen wichtigen

Beitrag zur Wohnraumversorgung leiste und deshalb

förderungswürdig sei. Bei der Umsetzung

aber schieden sich weiterhin die Geister.

Kurz vor Ende des Jubiläums fand das Podium

«Community Workers: neues Berufsbild oder

Modeerscheinung?» statt, das zugleich den Auftakt

der Aktivitäten der Kommission Gesellschaft &

Soziales (GESKO) im neuen Jahr bildete. Am

31. Januar 2020 schliesslich, nach insgesamt

29 Veranstaltungen, fand die grosse Abschlussparty

im Haus Bellerive statt. Dabei hatte Zürichs

Stadtpräsidentin Corine Mauch das Schlusswort.

Sie gratulierte dem Verband zum Jubiläum und

zur gelungenen, über viermonatigen Aktion und

stiess mit den zahlreichen Gästen auf die nächsten

100 Jahre an. Anschliessend wurden Mobiliar

und Teile der «UpCycle- und NoWaste-Ausstellung»

versteigert und zu den Songs vom «Trio

from Hell» bis in den Morgen getanzt. Mit einem

lauten Knall – einem raffinierten Feuerwerk

einiger Pyromantiker – endete das Jubiläum endgültig.

31.01.20: Grosses Abschlussfest

des 100-Jahr-Jubiläums in der

Genossenschaft Bellerive

Voller Elan ins neue Jahr!

Das Jahr begann fulminant: Nicht weniger als fünf

Veranstaltungen – meist bis auf den letzten Platz

besetzt – markierten im Januar den Höhepunkt

der 100-Jahr-Jubiläumsaktivitäten im Rahmen der

Ausstellung «Wie wollen wir wohnen?». Einem

Abstimmungstalk zur nationalen Initiative «Mehr

bezahlbare Wohnungen» (die am 9. Februar abgelehnt

wurde) folgte am darauffolgenden Abend

eine Diskussion rund um die strengen Bedingungen

bei Baurechtsverträgen und eine Woche

später lud Wohnbaugenossenschaften Zürich

wichtige Vertreterinnen und Vertreter eines breiten

politischen Spektrums zur siebten und letzten

Debatte ein: «Und jetzt? – Finden wir den

gemeinnützigen Nenner!» Zwar konnte man sich

auf diesem Podium darauf einigen, dass der

21.08.20: Tag der offenen Tür bei der erneuerten

Siedlung Letten der Baugenossenschaft des eidg.

Personals BEP

26


Den Schwung in den Alltag mitnehmen

Anfang Februar folgten 120 Besucherinnen und

Besucher der Einladung von Wohnbaugenossenschaften

Zürich und der Siedlungsgenossenschaft

Sunnige Hof, die Umsetzung des Konzepts

11.09.20: Besichtigung naturnah

gestalteter Aussenräume

«DasHaus» zu besichtigen. Beim Ersatzneubau

Else-Züblin-West ergänzen sich 66 kleinere,

altersfreundliche Mietwohnungen mit Lofts und

einem Pflegewohnbereich mitsamt einer Reihe

von Dienstleistungen.

Im März fanden zwei weitere Anlässe statt: Zum

einen nahmen Personen aus allen Bereichen der

Sozialen Arbeit in Genossenschaften am Fachaustausch

Gesellschaft & Soziales teil. Hier wurde

die Schärfung des Berufsbilds diskutiert und der

Aufbau eines Netzwerkes von Fachleuten, die ihr

Know-how und ihre Ressourcen anderen gemeinnützigen

Bauträgern zur Verfügung stellen,

lanciert. Zum anderen trafen sich Geschäftsführende

von Genossenschaften zum traditionellen

Lunch, zum letzten Mal im Berichtsjahr. Dabei

erhielt der Förderverein des Gewerbeverbands

der Stadt Zürich die Gelegenheit, sein Konzept

zur Integration von Jugendlichen ins Erwerbsleben

vorzustellen.

Der Lockdown und eine Reihe von Absagen

Am 16. März wurde in der Schweiz die «ausserordentliche

Lage» ausgerufen. In der Folge

mussten auch beim Regionalverband alle geplanten

Aktivitäten abgesagt werden, auch die

101. Generalversammlung, welche kurzfristig auf

den Juni verschoben und schriftlich durchgeführt

wurde.

Digitaler Schub

Da der Austausch unter den Wohnbaugenossenschaften

unter normalen Umständen ein wichtiger

Eckpfeiler ist und durch die ausserordentliche

Lage unter Entscheidungsträgern viele Fragen

auftauchten, etablierte der Regionalverband

innert Kürze ein neues Online-Format. Bereits ab

Anfang April trafen sich Präsidentinnen und

Treffpunkt ZOOM: Hier

fanden Chats zu

Corona, Gesellschaftlichem

und Sozialem

sowie Online-Workshops

zur «Digitalen

Partizipation» statt.

Fakten

27


Geschäftsführer wöchentlich zu einem «Online-

Erfahrungsaustausch Corona». Dabei wurden

über die bundesrätlichen Bestimmungen, die

Auswirkungen auf die Führung von Genossenschaften,

die Situation der Bewohnenden und

notwendige Schutzvorkehrungen, aber auch das

weitere Vorgehen bei den nun verunmöglichten

partizipativen Prozessen diskutiert. So erlebte der

gemeinnützige Wohnungsbau innert kürzester

Zeit einen digitalen Schub.

Anfang Juni hatten sich grössere Online-Events

wie der «Fachaustausch Gesellschaft & Soziales»

etabliert. Die vordringliche Frage war, wie sich die

Soziale Arbeit, die Sozio-Animation und die Siedlungsassistenz

unter den erschwerten Bedingungen

sinnvoll und sicher fortführen liessen. Online-

Tools boten sich zumindest als Teillösung an. Es

zeigte sich aber, dass ein grosses Bedürfnis nach

Schulung in technischen Belangen, aber auch im

Bereich der Moderation besteht. Dazu musste

sich der Regionalverband aber erst selber Knowhow

erarbeiten.

Zurück in die analoge Welt

Ganz analog hingegen – also in schriftlicher

Form – wurde die Generalversammlung am

29. Juni 2020 durchgeführt. Die Traktanden wurden

auf das statutarisch Notwendige reduziert

und durch die Ersatz- bzw. Neuwahlen der Zürcher

Delegierten für den Vorstand von Wohnbaugenossenschaften

Schweiz ergänzt. Die Mitglieder

folgten allen Anträgen des Vorstands mit grossem

Mehr.

Im August – die «ausserordentliche Lage» hatte

sich inzwischen zur «besonderen» entspannt –

konnte eine beschränkte Anzahl Teilnehmende

am Tag der offenen Tür die inventarisierte und

nun gesamterneuerte Siedlung Letten 4 der Baugenossenschaft

des eidgenössischen Personals

BEP besichtigen. Und im September luden Wohnbaugenossenschaften

Zürich und der Verbund

Lebensraum VLZ zur Besichtigung naturnah

gestalteter Aussenräume in die Familiengenossenschaft

(FGZ).

Digitales Know-how on demand

Ende Oktober schliesslich war der Regionalverband

bereit, den nächsten Schritt in Richtung

Digitalisierung zu machen und diesen mit seinen

Mitgliedern zu teilen: Auf Initiative der Kommission

Gesellschaft & Soziales GESKO wurden an

einer «ERFA Online Plattform» die dringendsten

Fragen und Bedürfnisse der Mitglieder –

Vertretende von Präsidien und Geschäftsleitungen,

aus den Bereichen Soziales und

Kommunikation – zusammengetragen und zehn

Tage später anhand von praktischen Beispielen

und mit konkreten Tools in einem Online-

Workshop «Partizipation On&offline» geübt.

Ein wichtiges Fazit aus den Veranstaltungen:

Hybride Lösungen – also on- und offline – sind

bei den Mitgliedern auch langfristig gefragt.

Im Anschluss daran entwickelten Wohnbaugenossenschaften

Schweiz und der Regionalverband

ein erstes Weiterbildungsmodul

«Genossenschaften online – Veranstaltungen

und Partizipationsprozesse im Netz». Dieses wird

vom Dachverband ausgeschrieben.

Auch die diesjährige Fachtagung, welche Wohnbaugenossenschaften

Zürich mit der Fachstelle

nachhaltiges Bauen der Stadt Zürich und der

Genossenschaft mehr als wohnen zum zehnten

Mal geplant hatte, musste aufgrund von Covid-19

auf das kommende Jahr verschoben werden.

Stattdessen feierte eine Co-Produktion zwischen

dem Regionalverband und dem Amt für Umweltund

Gesundheitsschutz der Stadt Zürich – im

reduzierten Format – auf Youtube Premiere. Während

zwei Stunden wurden Teile der Studie «Hitzeminderung

im gemeinnützigen Wohnungsbau»

vorgestellt und in den gesamten Kontext gestellt.

04.12.20: Die Fachtagung zum Thema

«Hitzeminderung» wurde live auf

Youtube übertragen.

28


DIE KOMMISSIONEN: PROJEKTE

VORANTREIBEN UND AKZENTE SETZEN

Die Kommissionen – als Arbeitsgruppen zusammengesetzt

aus Vorstandsmitgliedern und

Mitarbeitenden der Geschäftsstelle – arbeiteten

2020 an strategischen Weiterentwicklungen

und verfolgten auch konkrete Projekte, unter

anderem in den Bereichen Verbandsdienstleistungen

und Vernetzung.

Kommission Gesellschaft & Soziales (GESKO) –

Aufbau eines Netzwerks

Im Rahmen des 100-Jahr-Jubiläums im Haus

Bellerive setzte die GESKO zusammen mit der

Fachhochschule Ost, Wohnbaugenossenschaften

Schweiz und der Age Stiftung mit einer Veranstaltung

einen ersten Akzent zum Thema «Community

Workers: Berufsbild oder Modeerscheinung?».

Fachpersonen aus dem Bereich Soziales trafen sich

zudem zu vier Austauschtreffen und thematisierten

dabei das Berufsbild, digitale Tools und interdisziplinäre

Zusammenarbeit.

Im Laufe des Berichtsjahres hat die GESKO einen

Pool von Fachpersonen aufgebaut mit dem Ziel,

der Branche das vorhandene Fachwissen punktuell

zum Beispiel für individuelle Beratungen oder

Projektbegleitungen zur Verfügung zu stellen.

Wohnbaugenossenschaften Zürich war bis 2020

Partner des «Tags der Nachbarn». Während sich

der Anlass in anderen Kantonen weiterverbreitet

hat, kam er bei Wohnbaugenossenschaften in

Zürich nicht richtig zum Tragen – unter anderem,

weil die Mitglieder des Regionalverbands eigene

Anlässe zur Nachbarschaftsförderung durchführen.

Das Thema der Nachbarschaftshilfe wurde dieses

Jahr jedoch zentraler denn je. Deshalb bleibt der

Austausch mit dem Förderverein Nachbarschaftshilfe

für die GESKO wichtig.

Kommission Branchenentwicklung (BREK) –

zwei neue genossenschaftliche Branchenlösungen

Aus einer Umfrage des Regionalverbands unter

seinen Mitgliedern geht hervor, dass über ein Drittel

steigende Herausforderungen bei der Bewirtschaftung

und im Umgang mit den Bewohnenden

beobachten. Für den Aufbau von professionellen

Strukturen, etwa durch den Betrieb einer eigenen

Geschäftsstelle, fehlt oft die notwendige Grösse.

Dies ist bei 215 der 260 Mitglieder der Fall.

Dies hat die BREK veranlasst, konkrete Bedürfnisse

in über 50 Fokusinterviews zu erheben. Daraus

entstand das Projekt «Netz Genossenschaften»,

welches ab 2022 gemeinnützigen Wohnbauträgern

Verwaltungs- und Bewirtschaftungsprozesse

und angrenzende Dienstleistungen wie Gemeinwesenarbeit

anbietet. Eine Projektleitung wird die

Prozesse und die Infrastruktur aufbauen und

Kontakte vertiefen. Netz Genossenschaften ist

selbsttragend und nicht gewinnorientiert. Damit

werden für den Betrieb keine Ressourcen des

Regionalverbands eingesetzt. Das neue Angebot

unterstützt Vorstände und hilft, deren Agenden für

wichtige strategische Aufgaben freizuhalten.

Oben genannte Prozesse finden vermehrt digital

statt, etwa bei einer Schadensmeldung. Die BREK

hat bereits bestehende Plattformen evaluiert und

sich für eine App entschieden, die vom Regionalverband

neu angeboten wird. Dabei steht auch die

Kommunikation unter Mitgliedern im Fokus. Die

App FLINK ist wie Netz Genossenschaften kostendeckend.

Eine Interessengemeinschaft stellt zudem

sicher, dass sich das Produkt in die richtige

Richtung – also genossenschaftlich – weiterentwickelt.

Kommission Immobilienentwicklung und Akquisition

(I&A) – zusätzliche Kanäle erschliessen

Die Kommission I&A hat im Berichtsjahr die verschiedenen

Dienstleistungen und die Vermittlungstätigkeit

des Bereichs «Immobilienakquisition»

noch einmal geschärft. Dies mit dem Ziel,

effizienter zu werden, neue Akquisitionskanäle zu

erschliessen und damit zusätzliche Opportunitäten

vermitteln zu können. Überprüft wurde auch das

Vorgehen bei Ausschreibungen unter Mitgliedern.

So wurden kleinere Anpassungen am Prozess vorgenommen,

damit Vermittlungen für die interessierten

Wohnbaugenossenschaften transparenter

und nachvollziehbarer erfolgen.

Ein weiterer Fokus lag auf der Erarbeitung von

Grundlagen und damit auf der Wissensvermittlung

an die Genossenschaften. So sollen vermehrt einfach

anwendbare Hilfestellungen zur Verfügung

gestellt werden, wie zum Beispiel 2020 zum Thema

Bauen an lärmbelasteten Standorten oder für

Wohnsiedlungen, welche im kommunalen Inventar

für schützenswerte Bauten aufgeführt sind. Dieser

Schwerpunkt wird weiter ausgebaut werden.

Einige geplante Veranstaltungen, Besichtigungen

und Tage der offenen Türe mussten wegen der

Corona-Pandemie leider verschoben, abgesagt

oder mit einer deutlich reduzierten Anzahl Teilnehmenden

durchgeführt werden. Die Kommission

hat alternative Veranstaltungsformate geprüft

und hofft im nächsten Jahr auf eine Normalisierung,

damit der direkte Austausch in gewohnter

und beliebter Form wieder stattfinden kann.

Fakten

29


GESUNDE FINANZEN

Wohnbaugenossenschaften Zürich verzeichnet

im Rechnungsjahr 2020 einen Gewinn von

CHF 42’246, der als Gewinnvortrag ins Vereinsvermögen

überführt wird. Dieses erfreuliche

Ergebnis ist im Wesentlichen auf höhere Einnahmen

aus den Mitgliederbeiträgen sowie

auf die Zunahme des Wohnungsbestands der

Mitglieder und auf Einsparungen beim Aufwand

zurückzuführen.

Erfolgsrechnung

Die Erhöhung der Mitgliederbeiträge, welche

an der Generalversammlung 2019 beschlossen

wurde und 2020 erstmals in Kraft trat, führte zu

Mehreinnahmen von CHF 266’729. Der Regionalverband

zählte per Ende 2020 259 Mitglieder

(Vorjahr 257) mit insgesamt 69’032 Wohnungen

(Vorjahr 68’435).

Der Ertrag bei der Akquisition von Land und

Immobilien fällt mit CHF 62’911 deutlich tiefer als

im Vorjahr aus (CHF 219’225). Diese Schwankungen

sind nicht ungewöhnlich, da sich der Zeitpunkt,

an dem die einzelnen Vermittlungsgeschäfte

abgeschlossen werden, nicht planen

lässt. Erfreulicherweise konnten demgegenüber

die Erträge aus Beratungsdienstleistungen im Vergleich

zum Vorjahr mit CHF 94’744 um CHF 2’268

leicht gesteigert werden. Zurückgegangen sind

die Erträge aus den Rahmenverträgen von

Branchenlösungen (für Gebäudeversicherungen

und Hypotheken) und aus dem Sponsoring. Hier

liegt der Grund in der vom Vorstand beschlossenen

Fokussierung auf weniger, dem Verband

thematisch nahestehenden Kooperationspartnern.

2019 zu Buche schlugen (CHF 739'984), schwierig.

Diese ausserordentlichen Aufwände wurden auf

der Ertragsseite fast vollständig durch Drittmittel

gedeckt. Es kommt hinzu, dass im Berichtsjahr

aufgrund der ausserordentlichen Coronabedingten

Lage etliche Veranstaltungen nicht

durchgeführt werden konnten, was sich in einem

geringeren Aufwand (weniger Raummieten,

Referenten, Datenblätter) niederschlägt.

Bilanz

Wohnbaugenossenschaften Zürich verfügt über

eine solide Eigenmittelbasis. 2020 konnten zusätzliche

Rückstellungen CHF 100’000 für eine

Überarbeitung der Verbandskommunikation

getätigt werden. Mit einem Vereinskapital von

rund CHF 494’674 zuzüglich Rückstellungen von

CHF 350’268 und einem Jahresgewinn von

CHF 42’246 weist der Regionalverband eine gesunde

Bilanzstruktur aus.

Ausblick

Zur Verstärkung des Verbandsengagements in

den Bereichen «Politik» und «Grundlagen»

werden die im Berichtsjahr vorbereiteten Schritte

zur Schaffung von zwei zusätzlichen Stellen 2021

umgesetzt. Die damit verbundenen zusätzlichen

Personalkosten werden durch die höheren

Mitgliederbeiträge gedeckt. Für das kommende

Jahr rechnet Wohnbaugenossenschaften Zürich

mit einer ausgeglichenen Rechnung.

Der Gesamtaufwand sank 2020 mit CHF 1'503’154

im Vergleich zum Vorjahr deutlich (2019:

CHF 2'120’467). Hier ist ein Vergleich aufgrund

der zahlreichen Jubiläums-Aktivitäten, welche

30


Bilanz per 31.12.2020

Aktiven 2020 2019

Flüssige Mittel 810’859 814’149

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 43’562 115’486

Übrige kurzfristige Forderungen 1’662 5’226

Aktive Rechnungsabgrenzungen 25’928 76’914

Total Umlaufvermögen 882’011 1’011’775

Finanzanlagen 70’400 70’400

Mobile Sachanlagen 17’349 10’631

Immaterielle Werte 83’395 86’709

Total Anlagevermögen 171’145 167’739

Total Aktiven 1’053’156 1’179’515

Passiven 2020 2019

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 64’894 175’001

Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten 20’829 14’434

Kurzfristige Verbindlichkeiten gegenüber Organen 26’146 39’404

Kurzfristige Verbindlichkeiten gegenüber Sozialversicherungen 9’149 14’985

Passive Rechnungsabgrenzungen 44’950 190’750

Total Fremdkapital kurzfristig 165’969 434’573

Ausgleichsfonds Akquisition 78’000 78’000

Abstimmungsfonds 100’000 100’000

Rückstellungen Projekte 172’268 72’268

Total Fremdkapital langfristig 350’268 250’268

Total Fremdkapital 516’236 684’841

Vereinskapital Verband 494’674 441’724

Total Vereinskapital 494’674 441’724

Jahresgewinn 42’246 52’950

Total Passiven 1’053’156 1’179’515

Zahlen 31


Erfolgsrechnung 1.1. bis 31.12.2020

Nettobetrag aus Lieferungen und Leistungen 2020 2019

Mitgliederbeiträge 766’474 504’446

Leistungsverträge 134’420 133’688

Sponsoring- und Werbeerträge 110’500 127’513

Erträge Beratungsdienstleistungen 317’563 469’128

Erträge Verbandsdienstleistungen 103’659 165’869

Diverse Erträge, Projekte und Jubiläum 111’360 766’950

Wertberichtigung Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 1’423 5’825

Total Ertrag 1’545’400 2’173’417

Aufwand 2020 2019

Netzwerke und Weiterbildung 1’313 2’700

Öffentlichkeitsarbeit 101’109 94’549

Jubiläum 95’432 739’984

Verbandsdienstleistungen 29’252 56’082

Beratungsdienstleistungen 8’260 62’972

Total Aufwand für Verbandsleistungen 235’366 956’287

Lohnaufwand 646’237 655’380

Sozialversicherungsaufwand 158’029 148’883

Übriger Personalaufwand 10’221 14’738

Total Personalaufwand 814’488 819’001

Büroaufwand 52’921 52’633

Verwaltungs- und Informatikaufwand 53’489 52’237

Aufwendungen für die Organe 184’992 174’920

Übriger Betriebsaufwand 19’844 36’374

Total sonstiger Betriebsaufwand 311’246 316’164

Abschreibungen 35’933 26’326

Finanzaufwand 627 671

Finanzertrag -4’750 -4’782

Finanzerfolg -4’123 -4’111

Ausserordentlicher Aufwand 100’000 0

Total ausserordentlicher, einmaliger oder periodenfremder Erfolg 100’000 0

Steuern 10’244 6’800

Total Aufwand 1’503’154 2’120’467

Jahresgewinn 42’246 52’950

An den Vorstand wurden 2020 insgesamt CHF 162’234 ausbezahlt (VJ 172’889).

32


ANHANG

Angaben über die in der Jahresrechnung

angewandten Grundsätze

Die für die vorliegende Jahresrechnung angewandten

Grundsätze der Rechnungslegung

erfüllen die Anforderungen des Schweizer Rechnungslegungsrechts.

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

sowie die übrigen kurzfristigen Forderungen werden

zu Nominalwerten ausgewiesen abzüglich

notwendiger Wertberichtigungen.

Finanzanlagen

Die Finanzanlagen sind zu Nominalwerten bilanziert.

Angaben, Aufschlüsselungen und Erläuterungen zu

Positionen der Bilanz und Erfolgsrechnung

Übrige kurzfristige Forderungen 2020 2019

Verrechnungssteuern 1’662 2’379

Mehrwertsteuern 0 2’847

Total 1’662 5’226

Aktive Rechnungsabgrenzungen 2020 2019

Vorausbezahlte Versicherungsprämien 18’876 19’004

Vorausbezahlte Mieten 2’845 2’845

Übrige Vorauszahlungen 592 43’375

Bezahlter Aufwand des Folgejahres 22’313 65’224

Noch nicht erhaltener Ertrag Hypothekenvermittlung 3’615 11’690

Noch nicht erhaltener Ertrag 3’615 11’690

Aktive Rechnungsabgrenzungen 25’928 76’914

Finanzanlagen 2020 2019

Wertschriftendepot ZKB* 8’900 48’900

Anteilschein HBG* 40’000 0

Anteilschein mehr als wohnen 20’000 20’000

Anteilschein ABZ 1’500 1’500

Total Passiven 70’400 70’400

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 2020 2019

Verpflichtungen gegenüber Organen 16’428 33’572

Verpflichtungen Mehrwertsteuer 11’156 116

Verpflichtungen gegenüber Vorsorgeeinrichtung 0 10’128

Verpflichtungen Lieferanten 37’310 131’185

Total 64’894 175’001

Zahlen 33


Passive Rechnungsabgrenzungen 2020 2019

Ausstehende Aufwendungen 4’950 9’100

Ferien und Überstunden 30’000 18’000

Noch nicht bezahlter Aufwand 34’950 27’100

Vorausfakturierter Auftrag 0 11’000

Kooperationsverträge 10’000 0

Leistungsvereinbarung Stadt Zürich 0 80’000

100-Jahr-Jubiläum 0 72’650

Erhaltener Ertrag des Folgejahres 10’000 163’650

Passive Rechnungsabgrenzungen 44’950 190’750

* Die physischen Anteilscheine wurden aus dem Depot der ZKB gebucht und werden ab 2020 mit einem

Zinsausweis der HBG bestätigt.

Erläuterungen zu ausserordentlichen, einmaligen

oder periodenfremden Positionen der Erfolgsrechnung

Ausserordentlicher Aufwand 2020 2019

Rückstellung für «Projekt Weiterentwicklung Kommunikation» 100’000 0

Sonstige Angaben 2020 2019

Mietvertrag zwei Drucker. Laufzeit bis März 2023. Jahresmiete: CHF 4’716

Eventualverbindlichkeiten 2020 2019

Per Bilanzstichtag bestanden keine wesentlichen Eventualverbindlichkeiten

Anzahl Mitarbeitende 2020 2019

Anzahl Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt 5.10 5.10

Wesentliche Ereignisse nach dem Bilanzstichtag

Nach dem Bilanzstichtag und bis zur Verabschiedung

der Jahresrechnung durch den Vorstand am 08.02.2021

sind keine wesentlichen Ereignisse aufgetreten, welche

die Aussagefähigkeit der Jahresrechnung 2020

beeinträchtigen könnten bzw. an dieser Stelle offengelegt

werden müssten.

34


Bericht der Revisionsstelle

Zahlen 35


MITGLIEDER

Wohnbaugenossenschaften Zürich verzeichnet

bei den Mitgliedern einen leichten Anstieg auf

259 Mitglieder (2019: 257). Bei den Wohnungszahlen

– Neubauten, Abbrüche und Ersatzneubauten

bereinigt – ist mit 69’032 Wohnungen

eine leichte Erhöhung gegenüber 2019

(68’435) zu verzeichnen (Stand 31.12.2020).

Zu den 259 Aktivmitgliedern des Regionalverbands

zählen Wohnbaugenossenschaften, gemeinnützige

Aktiengesellschaften und Stiftungen

mit demselben Zweck.

Neuaufnahmen 2020

→ Bau- und Wohngenossenschaft NeMeRi

→ Genossenschaft Alterssiedlung Dürnten

→ HOMEBASE Genossenschaft für selbst

gestaltetes Wohnen und Arbeiten

→ Wohngenossenschaft Z

Austritte 2020

→ Genossenschaft Lewona

→ Christliche Baugenossenschaft Rebstock

Jahr Mitglieder Wohnungen

2011 245 58’317

2012 250 59’388

2013 255 60’154

2014 256 59’812

2015 256 60’817

2016 258 63’751

2017 258 64’971

2018 256 66’490

2019 257 68’435

2020 259 69’032

Assoziativmitglieder

Nebst den Aktivmitgliedern, deren Hauptzweck

die Erstellung und Vermietung von preisgünstigem

Wohn- und Gewerberaum ist, hat unser Verband

assoziierte Mitglieder aus dem Gemeinwesen,

bei denen die Vermietung von Wohn- und

Gewerberaum nur ein Nebenzweck ist. 2019 waren

dies:

→ Reformierte Kirche Zürich, Stadtverband

→ Stadt Zürich

→ Verein Incontro – Gelebte Nachbarschaft

36


PARTNER

Wohnbaugenossenschaften Zürich ist auch

stark dank Kooperationen mit langjährigen

Partnern, die mit uns die Anliegen des gemeinnützigen

Wohnungsbaus unterstützen.

Grosse Kooperationspartner

→ Zürcher Kantonalbank ZKB als Ansprechpartnerin

bei Immobilienfinanzierungen

→ HRS Real Estate AG, Projektleiter, Total- und

Generalunternehmer

→ ewz, unser Partner für intelligente Energielösungen

Kleine Kooperationspartner

→ Die Mobiliar

→ Keramik Laufen AG & Similor AG

Unsere 34 Gönnermitglieder

→ 4B AG

→ Alternative Bank Schweiz AG

→ ASTOR Küchen AG

→ Bank Avera

→ Bank Cler AG – Basel

→ Bank Cler AG – Zürich

→ Bauwerk Parkett AG

→ BDO AG

→ Credit Suisse AG

→ Electrolux AG

→ energie360°

→ Ernst Schweizer AG

→ ewz

→ Frutiger AG

→ Gartenbau-Genossenschaft Zürich

→ Halter AG

→ Hansgrohe AG

→ HRS Real Estate AG

→ Implenia Schweiz AG

→ Keramik Laufen AG & Similor AG

→ Meier + Steinauer Partner AG

→ Migros Bank AG

→ NAKU Steinhandel AG

→ Primobau AG

→ Raiffeisenbank Zürich

→ Richner BR Bauhandel AG

→ Sanitas Troesch AG

→ Similor AG

→ St. Galler Kantonalbank AG

→ Strüby Konzept AG

→ UPC Schweiz GmbH

→ V-ZUG AG

→ W. Schneider + Co AG

→ Zürcher Kantonalbank ZKB

Unsere Fördermitglieder

Die Liste der insgesamt 151 Fördermitglieder

von Wohnbaugenossenschaften Zürich ist auf

unserer Website – wbg-zh.ch – publiziert und

kann dort nach Dienstleistung bzw. Branche

abgerufen werden.

Wir danken all unseren Partnern für ihre treue

Unterstützung im Jahr 2020.

Zahlen 37


ORGANISATION

Vorstand

Christian Portmann

Präsident

Simone Gatti

Gesellschaft & Soziales

Snezana Blickenstorfer

Wirtschaft & Finanzen

Nina Pfenninger

Gesellschaft & Soziales

Jérôme Gaberell

Branchenentwicklung,

Wirtschaft & Finanzen

Hans Rupp

Branchenentwicklung

Andreas Wirz

Immobilienentwicklung

& Akquisition

Geschäftsstelle

Reto Klink (100 %)

Geschäftsführer

Andreas Gysi (85 %)

Leiter Immobilienentwicklung

& Akquisition

Nicole Steinmetz (80 %)

Leitung Sekretariat

Susanna Schocker-Strotzer (50 %)

Immobilienentwicklung & Akquisition

Stefan Weber Aich (80 %)

Kommunikation, Medien

Dominik Bastianello (80 %)

Immobilienentwicklung & Akquisition

Michael Regtien (50 %)

Buchhaltung, IT

Stand 31. Dezember 2020

38


Delegierte

Impressum

Delegierte

→ Philip Blum (Habitat 8000 AG)

→ Otto Frei (Baugenossenschaft Wiese)

→ Jérôme Gaberell (Vorstand WBG ZH/

Siedlungsgenossenschaft Eigengrund)

→ Corinna Heye

→ Andrea Wieland (Baugenossenschaft mehr als wohnen)

→ Andreas Wirz (Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich)

→ Snezana Blickenstorfer (Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich/

Siedlungsgenossenschaft Sunnige Hof)

→ Christian Portmann (Präsident Wohnbaugenossenschaften Zürich)

→ Hans Rupp (Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich, ABZ)

→ Susanne Grau (Baugenossenschaft SILU)

→ Anna Nogler (ASIG Wohngenossenschaft)

→ Nina Pfenninger (Vorstand Wohnbaugenossenschaften Zürich, GBMZ)

Ersatzdelegierte

→ Walter Oertle (ASIG Wohngenossenschaft)

→ Roman Baur (Bau- und Wohngenossenschaft UF Dorf)

→ Werner Brühwiler

→ Jonathan Kischkel (Genossenschaft Kalkbreite)

→ Sonja Martinez (Gemeinnützige Baugenossenschaft Zürich 7)

→ Claudia Strässle (Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Zürich WSGZ)

Revisionsstelle

BDO AG, Schiffbaustrasse 2, 8031 Zürich

Herausgeber

Wohnbaugenossenschaften

Schweiz

Regionalverband Zürich

Ausstellungsstrasse 114

CH-8005 Zürich

www.wbg-zh.ch

info@wbg-zh.ch

043 204 06 33

Redaktion

Ammann, Brunner & Krobath,

Zürich

Gestaltung

Studio Roth&Maerchy, Zürich

Text

Christian Portmann S. 3

Reto Klink S. 4–5

Michael Krobath S. 6–11, 18–19

Stefan Weber Aich S. 12–17

Christian Portmann, Reto Klink,

Andreas Gysi, Stefan Weber

Aich und Andreas

Wirz S. 21–29

Fotografie

Sabina Bobst, Titelseite

ABZ/Sozialarchiv S. 5

Daniel Winkler / 13 Photo S. 6

Peter Schneider S. 8

Pascal Mora S. 9

Goran Basic S. 10–17

Stiftung Domicil S. 18–19

Frederic Meyer S. 26

Tom Kawara S. 26

Reto Klink S. 27

Korrektorat

Romeo Vendrame, Zürich

Druck

Druckerei Odermatt, Dallenwil

Auflage

1400 Ex., Mai 2021

Zahlen 39


Wir danken unseren

Kooperationspartnern.

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