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STADT<br />
GESCHICHTEN<br />
TRENDSPORT FÜR ULM<br />
SLACKLINING – DAS BAND DER WELT<br />
Vom Stadtpark bis zur Deutschen Meisterschaft. Viele Jahre hat die Slackline sein<br />
ganzes Leben bestimmt. Tobias Basler (35) über eine Sportart, die oft unterschätzt<br />
wird, doch gerade im Frühjahr unser Leben ein wenig ausbalancieren könnte.<br />
Tobias Basler wurde 2015 Deutscher Meister im Tricklining. Gleich gibt es ein paar Tricks mit Salto. „Wenn ich auf einem Contest bin, denke ich während eines Tricks bereits<br />
über den nächsten nach. Wenn die Leute mich anfeuern, dann bringt mich das voran.“ | Foto: Manuel Bischof<br />
20<br />
Ein blass-trüber Samstag im Alten Friedhof. Das Wetter hat sich<br />
entschieden, Frühlingsverweigerer zu werden. Eingepackt in<br />
warme Mäntel erwarten eine Reporterin und ein Fotograf mit<br />
Spannung, was gleich passiert. Tobias Basler aka „Tobi“ trägt<br />
kurze Trainingshosen und ein Shirt. Würde die Sonne scheinen<br />
– Tobis Strahlen wäre heller. Man merkt: Der Mann ist in seinem<br />
Element. Er setzt sich auf das schmale Band, das jetzt auf<br />
anderthalb Metern Höhe zwischen zwei Bäumen gespannt ist. Er<br />
beginnt, auf und ab zu wippen und schwingt sich nach oben. Die<br />
Line steht unter Spannung, Tobi tänzelt und wippt. „Was soll ich<br />
jetzt machen ...? Ein paar Figuren? Sowas wie Yoga? Zeigt mir die<br />
Figuren, ich versuche mein Glück ...!“<br />
Die Slackline: der rote Faden in seinem Leben<br />
Es ist die Slackline, die gleich einem roten Faden sein Leben seit<br />
2013 bestimmt. An einem sonnigen Tag im August steht Tobi zum<br />
ersten Mal auf einer dieser Lines, die aussehen wie Lkw-Spanngurte.<br />
Sein bester Freund Rafi hat es vorgeschlagen. Eigentlich<br />
spielen sie zusammen in der Tischkicker-Bundesliga – sogar gar<br />
nicht mal schlecht. Doch an diesem Tag probieren sie im Geislinger<br />
Stadtpark etwas Neues aus. Noch bevor der Nachmittag zu<br />
Ende geht, hat Tobi Feuer gefangen.<br />
Ein ohrenbetäubendes Schwingen geht jetzt von der Trick line<br />
im Alten Friedhof aus, fast wie das langgezogene Hämmern eines<br />
Spechts. Tobi setzt zum Salto an. Die koordinierten Bewegungsabläufe<br />
hat er früher täglich, Schritt für Schritt, auf dem Trampolin<br />
einstudiert. Flink wie ein Seiltänzer turnt er über die Line,<br />
lächelt, macht kehrt. Nicht ganz ernst gemeinte Regieanweisung<br />
des Fotografen: „Jetzt küss die Line ...“ Tobi geht in die Hocke,<br />
verharrt regungslos, richtet seinen Kopf nach unten, gibt der<br />
Slackline einen Schmatz, strahlt und springt wieder auf.<br />
„Wusstest du, dass du beim Slacklinen gut sein würdest?“ Diese<br />
Frage drängt sich unweigerlich auf. „Ganz und gar nicht! Am<br />
Anfang konnte ich nicht einmal ruhig aufrecht stehen ... Ich habe<br />
bei der Arbeit auf Nachtschicht umgestellt, um tagsüber üben zu<br />
können. Täglich mindestens sechs Stunden und am Wochenende<br />
durchgehend.“ Ohne das Gleichgewicht zu verlieren, verharrt<br />
er während des Interviews auf dem Seil. „Im Internet hab ich<br />
mir Videos von Slacklinern angeschaut. Dann kam ich zum Tricklining.“<br />
Dabei wird die Line fester gespannt – das ermöglicht<br />
akrobatisch gewagte Sprünge wie Saltos, Back Bounces und Drehungen<br />
(Spins). „Ich ging auf Shows und unterhielt mich mit den<br />
Slacklinern, fragte manchmal, wie die das so machen.“ Schnell ist<br />
Tobi in der nach wie vor überschaubaren Szene bekannt und baut<br />
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