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ME2BE HIERGEBLIEBEN 2021 05

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<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

BERUFLICHE ORIENTIERUNG IN SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

SPECIAL<br />

www.me2be.de <strong>ME2BE</strong> MEDIEN GmbH Heft 01 Frühjahr <strong>2021</strong> #AUSBILDUNG<br />

HOCH HINAUS!<br />

... OB AUFS DACH ODER DIE KARRIERELEITER: IN GETTORF UND UMGEBUNG GIBT<br />

ES INNOVATIVE AUSBILDUNGSBETRIEBE UND AUFREGENDE<br />

FREIZEITMÖGLICHKEITEN ZU ENTDECKEN.


EDITORIAL<br />

Die perfekte Welle<br />

Loslassen, um genau im richtigen Moment die perfekte Welle zu reiten und Richtung Zukunft<br />

zu gleiten. Geht es darum nicht immer im Leben? Zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />

zu sein und das Richtige zu tun?<br />

Wer sich auf der Schwelle von der Schule ins Berufsleben befindet, der sieht sich einer fast<br />

unüberschaubaren Welt von Möglichkeiten gegenüber, dem sie verlockend zuruft: Geh doch<br />

ins Ausland! Mach dein Abi! Bewirb dich für diesen – nein, für jenen Ausbildungsberuf! Ein<br />

duales Studium ist genau das Richtige für dich!<br />

Ausbildung<br />

Ausbildungsziel<br />

Pflegefachfrau/ Pflegefachmann<br />

mit generalistischer Ausrichtung<br />

Bewirb Dich hier:<br />

Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH<br />

Bildungszentrum<br />

Chemnitzstrasse 30<br />

24116 Kiel<br />

Hotline:<br />

Jeden Mittwoch 15.00 bis 16.00 Uhr<br />

0431 - 1697 3708<br />

www.krankenhaus-kiel.de<br />

pflegeausbildung@krankenhaus-kiel.de<br />

Hierbleiben? Weggehen? Immer neue Wellen türmen sich vor dir auf, die es zu bezwingen<br />

gilt? Wir können dir zwar die Entscheidung nicht abnehmen, welche Welle dich in deine<br />

berufliche Zukunft spült, aber wir möchten dir mit unserem Magazin <strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

zeigen, wie viel Potenzial Schleswig-Holstein für junge Menschen zu bieten hat – nicht nur<br />

für Wassersportler!<br />

Im Fokus dieser Ausgabe steht die Gemeinde Gettorf. Sie ist nicht der Nabel der Welt –<br />

aber: „Gettorf genießt eine begnadete Lage zwischen Eckernförde und Kiel, genau das ist<br />

unser Vorteil! Der Ort bietet beste Ausgangsmöglichkeiten für Unternehmungen. Das Meer<br />

liegt direkt ums Eck und lädt zum Kiten, Segeln, Surfen, SUPn, Schwimmen und Spazierengehen<br />

ein”, so Bürgermeister Hans-Ulrich Frank. Im Interview haben wir uns mit ihm<br />

über berufliche Perspektiven für Selbständige, Start-ups und junge Menschen unterhalten.<br />

Denn nicht nur in Gettorf selbst, auch in der Umgebung finden sich zahlreiche Betriebe mit<br />

unterschiedlichen Branchen und Gewerken aus Industrie, Handel und Gewerbe, die auch<br />

junge Leute ausbilden. Schauspielerin Meggy und Nachwuchsfußballer Julius wissen sehr<br />

wohl, was sie an ihrem Heimatort haben: „Gettorf ist klein genug, um alles mit dem Fahrrad<br />

zu erreichen und groß genug, um sich viele Wünsche zu erfüllen. Ein großer Vorteil ist für<br />

mich der Bahnhof mit einer guten Verbindung nach Kiel”, erklärt Meggy.<br />

Weil die Gemeinde zwischen Kiel und Eckernförde sehr von ihrer abwechslungsreichen<br />

Umgebung profitiert, haben wir den Blick geweitet und kleinen sowie großen Ausbildungsbetrieben<br />

in ganz Schleswig-Holstein über die Schulter geschaut, um euch interessante<br />

Stories, spannende Hintergrundinformationen und authentische Einblicke zu bieten: von<br />

der familiengeführten Landschlachterei Neidhardt in Holtsee über die Rettungswache Nordfriesland<br />

bis hin zur Kreisverwaltung in Dithmarschen.<br />

Wir wollen euch mit dieser Ausgabe Anreize geben, zwischen Nord- und Ostsee eure perfekte<br />

Welle zu finden und mit einem Take-off in die Zukunft zu starten – im Berufsleben und<br />

auf dem Wasser. Denn eins ist ja wohl klar: Es gibt kaum eine schönere Region zum Wellenreiten,<br />

Surfen, Kiten und Segeln in Deutschland.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Eure Sophie<br />

PS: Mehr spannende Beiträge, außergewöhnliche Fotos und Einblicke in die Berufswelt gibt’s hier:<br />

www.me2be.de<br />

www.facebook.com/me2bemag<br />

hello@me2be.de<br />

3


„HEUTE WIRD ALLES MIT LUST UND LIEBE<br />

GEMACHT“<br />

Ein Besuch in der Landschlachterei Neidhardt<br />

S. 40<br />

BERUFE DIESER AUSGABE<br />

Inhalt<br />

<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE TRIFFT WIRTSCHAFT<br />

Vorwort der Landeskoordinatorin<br />

SCHULEWIRTSCHAFT Margrit Gebel<br />

S. 06<br />

VON TEUFELSSTEINEN UND<br />

UNTERWASSERWELTEN<br />

Gettorf ist historisches Zentrum einer ländlichen<br />

Halbinsel mit zahlreichen aktiven Angeboten<br />

S. 10<br />

SZENEGEFLÜSTER<br />

Tipps und Trends für Freizeit, Kultur, Hobby und<br />

Sport in Gettorf<br />

S. 12<br />

AUF’N SCHOKOKEKS MIT DEM<br />

BÜRGERMEISTER<br />

Gettorfs Bürgermeister Hans-Ulrich Frank über<br />

neue Perspektiven für junge Start-ups auf dem<br />

Land<br />

S. 14<br />

LOTTALEBEN IN GETTORF<br />

Ein Gespräch mit der Jungschauspielerin Meggy<br />

Hussong<br />

S. 16<br />

SCHULE<br />

INDIVIDUELLE BILDUNGSKARRIEREN UNTER<br />

EINEM DACH<br />

Zu Besuch in der Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />

S. 20<br />

BERUFSORIENTIERUNG IN ALLEN<br />

KLASSENSTUFEN<br />

Stärkenbasiert Potentiale entdecken und<br />

Betriebe vor Ort einbinden<br />

S. 22<br />

GEMEINSAM ZUM ERFOLG AM BBZ<br />

RENDSBURG-ECKERNFÖRDE<br />

Interview mit Torge Indinger, dem<br />

stellvertretenden Schulleiter am BBZ<br />

Rendsburg-Eckernförde in Eckernförde<br />

S. 26<br />

DIGI.BO: DEIN WEG ZUM JOB<br />

Digital, regional und zielgerichtet bietet das<br />

Onlineportal DIGI.BO Orientierungshilfe auf<br />

deinem Weg ins Berufsleben<br />

S. 30<br />

VIEL FRISCHE LUFT UND ALTE TRADITIONEN<br />

Ausbildung zum Schornsteinfeger ist vielfältig<br />

und erfordert Schwindelfreiheit<br />

S. 44<br />

EINE AUSBILDUNG, DIE ZU MIR PASST<br />

Workshop der <strong>ME2BE</strong> Medienagentur bei der<br />

Covestro Deutschland AG in Brunsbüttel<br />

S. 46<br />

ÜBER SICH HINAUSWACHSEN IN DER<br />

KREISVERWALTUNG DITHMARSCHEN<br />

Ausbildung in Corona-Zeiten. Ein Gespräch mit<br />

Ausbildungsleiterin Frau von Würtzen-Pieper<br />

S. 54<br />

TEAMGEIST IST ALLES!<br />

Die Notfallsanitäter der Rettungswache Husum<br />

S. 58<br />

EINFACH GUTE AUSBILDUNG<br />

Zukunftssichere Ausbildung bei den<br />

Stadtwerken Norderstedt<br />

S. 61<br />

NACHHALTIGE AUSBILDUNG<br />

Entdecke die umwelttechnischen Berufe beim<br />

AZV Südholstein<br />

S. 62<br />

ÜBER DIE ARBEITSWELT VON MORGEN UND<br />

DIE LIEBE ZUR REGION<br />

Ein Interview mit der Fachkräfteberaterin der<br />

egeb: Wirtschaftsförderung.<br />

S. 64<br />

Personaldienstleistungskaufmann<br />

(m/w/d)<br />

S. 34<br />

Pflegefachmann (m/w/d)<br />

S. 36<br />

Verwaltungsfachangestellter (m/w/d)<br />

S. 54, 66 und 68<br />

Duales Studium Allgemeine Verwaltung<br />

/ Public Administration (B. A.)<br />

S. 54 und 67<br />

Fachkraft für Abwassertechnik (m/w/d)<br />

S. 62<br />

Fachkraft für Rohr-, Kanal- und<br />

Industrieservice (m/w/d)<br />

S. 62<br />

Fachkraft für Lagerlogistik (m/w/d)<br />

S. 71<br />

MIT KOMMUNIKATION ZUM SIEG<br />

Fußball im Gettorfer SC ist für Julius Klang (15)<br />

viel mehr als reine Technik<br />

S. 18<br />

ROCK YOU LIFE!<br />

Mentoringprogramm für Schüler<br />

S. 72<br />

KOOPERATIONEN MIT MEHRWERT<br />

Landesprogramm „Schule trifft Kultur – Kultur<br />

trifft Schule“ fördert kulturellen Austausch<br />

S. 76<br />

GEWALTIG! NORDSEE – VOM UMGANG MIT<br />

NATURKATASTROPHEN<br />

Ein Projekt von „Schule trifft Kultur - Kultur<br />

trifft Schule“<br />

S. 78<br />

COMPANIES<br />

AZUBI AUF ERFOLGSKURS<br />

Fabian Walter schloss seine Ausbildung zum<br />

Personaldienstleistungskaufmann als<br />

Bundesbester ab<br />

S. 34<br />

OFFEN FÜR MENSCHLICHKEIT<br />

Ausbildung beim Kieler Stadtkloster<br />

S. 36<br />

AUSBILDUNG ODER STUDIUM<br />

Welcher Typ bist du?<br />

S. 08<br />

WEGE MIT UND OHNE ERSTEM ALLGEMEIN-<br />

BILDENDEN SCHULABSCHLUSS<br />

S. 80<br />

WEGE MIT MITTLEREM SCHULABSCHLUSS<br />

S. 83<br />

EDITORIAL<br />

S. 03<br />

IMPRESSUM<br />

S. 82<br />

Schlachter (m/w/d)<br />

S. 38<br />

Schornsteinfeger (m/w/d)<br />

S. 44<br />

Notfallsanitäter (m/w/d)<br />

S. 58 und 70<br />

Elektroniker für Betriebstechnik<br />

(m/w/d)<br />

S. 61<br />

Milchwirtschaftlicher Laborant<br />

(m/w/d)<br />

S. 71<br />

4 5


SCHULE TRIFFT WIRTSCHAFT<br />

Vorwort der Landeskoordinatorin SCHULEWIRTSCHAFT Margrit Gebel<br />

TEXT Sophie Blady | FOTOS Jana Limbers<br />

„Für mich war immer wichtig, Jugendliche zu motivieren,<br />

Neues kennenzulernen, sich für Projekte zu interessierten<br />

und viele Erfahrungen außerhalb der Schule in Praktika<br />

zu sammeln. Das Thema Berufsorientierung hat mich als<br />

Klassenlehrerin immer intensiv begleitet und mir zunehmend<br />

die Notwendigkeit verdeutlicht, Schülern auf dem Weg in den<br />

Beruf vielfältigste Hilfen anzubieten.“<br />

Frau Gebel, SCHULEWIRTSCHAFT steht<br />

seit über 60 Jahren für die erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit von Schulen und Unternehmen.<br />

Wie genau sieht das in der Praxis<br />

aus?<br />

SCHULEWIRTSCHAFT SH ist ein Netzwerk<br />

von Schulen, Unternehmen und anderen<br />

Bildungsträgern. Es fördert die Berufsorientierung<br />

und ökonomische Bildung<br />

Jugendlicher, unterstützt maßgeblich den<br />

Wettbewerb ,Berufswahlsiegel‘ und praxisorientierte<br />

Projekte wie das Junior-Projekt<br />

(junior-programme.de). Bei diesem können<br />

Schüler ihre eigene kleine Firma nach ökonomisch-wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten<br />

gründen und entsprechend führen. Damit<br />

die Schülerfirmen funktionieren und tatsächliche<br />

Gewinne erzielen, sind Eltern und<br />

Bekannte aufgefordert, Aktien zu kaufen.<br />

Nach einem Jahr wird Bilanz gezogen und<br />

festgestellt, wie gut die Idee der Schüler<br />

tatsächlich angekommen und wie hoch der<br />

erzielte Gewinn ist. Bei diesen Projekten<br />

sind schon die schönsten Ideen entstanden<br />

wie beleuchtete Untersetzer, Portemonnaies<br />

aus alten Kassetten und Sitzgelegenheiten<br />

aus alten Autoreifen – der Kreativität sind<br />

keine Grenzen gesetzt. Es gibt sogar einen<br />

Junior-Marketplace, auf dem die jungen<br />

Gründer ihre Produkte online verkaufen<br />

können. Beim Bundeswettbewerb 2020<br />

gewann Schleswig-Holstein den 2. Platz.<br />

Ebenso wird auch das WIWAG-Projekt gefördert,<br />

bei dem Schüler eine Woche lang die<br />

Chance haben, Wirtschaft hautnah in einem<br />

Unternehmen zu erleben, um betriebswirtschaftliche<br />

Grundlagenkenntnisse anhand<br />

eines interaktiven Planspiels zur Unternehmensführung<br />

zu erwerben. Jeder Schüler<br />

sollte einmal erfahren, wie sich das eigene<br />

Handeln wirtschaftlich, sozial und ökologisch<br />

auswirkt.<br />

Auch ‚beachmanager‘ (das innovative Wirtschaftsplanspiel<br />

mit bundesweitem Wettbewerb)<br />

folgt diesem Prinzip und wird schon<br />

für die Sekundarstufe I angeboten.<br />

Seit dem 01. September 2020 sind Sie Landeskoordinatorin<br />

bei SCHULEWIRTSCHAFT<br />

für Schleswig-Holstein. Was genau sind<br />

Ihre Aufgaben?<br />

Als Koordinatorin von SCHULEWIRTSCHAFT<br />

Schleswig-Holstein sehe ich meine Aufgabe<br />

besonders darin, das Netzwerk zwischen<br />

Verbänden, Ministerien, AfA, IHK, HK und<br />

verschiedenen Bildungsorganisationen<br />

durch Gesprächsrunden und Arbeitskreise<br />

zu stärken und den Austausch zwischen<br />

Vertretern von Schulen und Unternehmen<br />

zu fördern. Ziel ist es, gemeinsam durch<br />

praxisnahe Berufsorientierung und Projekte<br />

zu bewirken, dass Jugendlichen der Übergang<br />

von der Schule ins Berufsleben gelingt.<br />

Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Initiativen<br />

wie schuleigene Berufsorientierungsmessen<br />

von den Unternehmen als Chance<br />

angenommen werden, direkt mit Schülern,<br />

Eltern und Lehrern in Kontakt zu kommen.<br />

SCHULEWIRTSCHAFT setzt sich dafür ein,<br />

dass in Schulen Berufsorientierung und<br />

auch Entrepreneur Education verbindlich<br />

implementiert werden und bietet Fortbildungsangebote<br />

für Lehrer an.<br />

Viele Veranstaltungen fallen auch in diesem<br />

Jahr coronabedingt aus oder werden<br />

in kleinerem Rahmen stattfinden. Haben<br />

Sie einen Tipp für die Schülerinnen und<br />

Schüler, wie sie sich im Dschungel der<br />

Möglichkeiten orientieren können?<br />

Leider haben Schüler momentan große<br />

Schwierigkeiten, praktische Erfahrungen<br />

zu sammeln und Einblicke in Unternehmen<br />

zu bekommen, da es akut an Praktikumsplätzen<br />

mangelt. SCHULEWIRTSCHAFT hat<br />

aber auch hier schon an die Unternehmen<br />

appelliert, den Mangel zu verringern, denn<br />

diese Schüler sind ihre Azubis von morgen.<br />

In den letzten Monaten konnten kaum<br />

Praktika absolviert werden, wodurch es<br />

aktuell sehr viele Bewerber, jedoch weniger<br />

Angebote als sonst gibt. Aus diesem Grund<br />

sind die Schüler nicht so gut informiert<br />

und werden um ihre praktischen Erfahrungen<br />

gebracht. Umso wichtiger sind daher<br />

digitale Angebote wie die DIGI.BO (digibo.<br />

school): ein schülergerechtes digitales<br />

Berufsorientierungsportal, das in Zusammenarbeit<br />

mit der Friedrich-Junge-Schule<br />

und der Medienagentur <strong>ME2BE</strong> entstanden<br />

ist – aus der Schule für die Schule. Schülern<br />

werden virtuelle Einblicke in Unternehmen<br />

und Berufe geboten sowie viele hilfreiche<br />

Tipps und grundlegende Informationen rund<br />

um die Bewerbung und den Übergang in die<br />

Arbeitswelt. Wichtig ist dabei, dass auch für<br />

digitales Distanzlernen Berufsorientierung<br />

verpflichtend im Aufgabentool erscheinen<br />

sollte.<br />

Wer bereits im Berufsleben angekommen<br />

ist, weiß: Ein Beruf ist viel mehr, als<br />

jeden Tag zur Arbeit zu gehen und Geld zu<br />

verdienen. Wie haben Sie Ihre Berufung<br />

gefunden?<br />

Für mich war immer wichtig, Jugendliche zu<br />

motivieren, Neues kennenzulernen, sich für<br />

Projekte zu interessierten und viele Erfahrungen<br />

außerhalb der Schule in Praktika<br />

zu sammeln. Das Thema Berufsorientierung<br />

hat mich als Klassenlehrerin immer intensiv<br />

begleitet und mir zunehmend die Notwendigkeit<br />

verdeutlicht, Schülern auf dem Weg<br />

in den Beruf vielfältigste Hilfen anzubieten.<br />

Ich bin deshalb froh, dass ich jetzt als<br />

Landeskoordinatorin SCHULEWIRTSCHAFT<br />

meine Erfahrungen im Zusammenwirken von<br />

Schule und Wirtschaft weiterhin aktiv einbringen<br />

kann. Gerade in Zeiten von Corona<br />

ist Berufsorientierung eine herausfordernde<br />

Aufgabe und verlangt kreative Ideen und<br />

neue Wege, um Schüler in die Lage zu versetzen,<br />

selbständig und eigenverantwortlich<br />

Entscheidungen zu treffen und zu handeln.<br />

6 7


<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

Zugegeben, Gettorf ist nicht der Nabel<br />

der Welt. Aber ein lebendiges und<br />

zukunftsorientiertes Zentrum, in dem<br />

man Speedskaten kann und Teufelssteine<br />

findet, inmitten einer historischen<br />

Landschaft – dem Dänischen Wohld.<br />

Auch die Ostseebadestrände wie Noer<br />

und Schwedeneck mit ihren Steilküsten<br />

sind nicht weit entfernt. Dort kann man<br />

Wassersport betreiben und bei Erlebnis-<br />

Tauchgängen die Unterwasserwelt der<br />

Ostsee kennenlernen. Traditionsreiche<br />

Betriebe mit moderner Ausrichtung bieten<br />

jungen Leuten in und um Gettorf optimale<br />

Ausbildungsbedingungen.<br />

8 9


24214<br />

Plz<br />

7.563<br />

Einwohner<br />

<strong>HIERGEBLIEBEN</strong> SCHULE COMPANIES AZUBIPORTRAITS<br />

VON TEUFELSSTEINEN UND UNTERWASSERWELTEN<br />

Gettorf ist historisches Zentrum einer ländlichen Halbinsel mit zahlreichen aktiven Angeboten<br />

9,35 km 2<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTOS Christina Kloodt<br />

Kreis<br />

Rendsburg-<br />

Eckernförde<br />

Fläche<br />

Kfz<br />

RD, ECK<br />

Höhe<br />

28 m ü. NHN<br />

www.gettorf.de<br />

Waren es Rentierjäger oder die<br />

Wikinger, die die günstige geografische<br />

Lage zwischen der<br />

heutigen Eckernförder Bucht und der Kieler<br />

Förde für sich entdeckten? Großsteingräber<br />

bei Birkenmoor in der Gemeinde Schwedeneck<br />

belegen zumindest eine frühe Besiedlung<br />

der Region schon in der Jungsteinzeit.<br />

Die Wikinger, so vermutet man, nutzten<br />

den Standort später als Schnittpunkt<br />

der damaligen Nord-Süd- und Ost-West-<br />

Handels wege, so dass eine Entstehung Gettorfs<br />

bereits in der Zeit zwischen 800 und<br />

1000 nach Christus nicht ausgeschlossen<br />

ist. Schriftlich erwähnt wurde es jedenfalls<br />

erstmals im Jahre 1259.<br />

Seit dieser Zeit ist in Gettorf und Umgebung<br />

viel passiert. Zu den ältesten Baudenkmälern<br />

gehört die St.-Jürgens-Kirche von 1250,<br />

die im Mittelalter eine Wallfahrtsstätte war<br />

und sich über die Jahrhunderte als Armenhaus<br />

oder als Aussichtspunkt für Gefechte<br />

im Deutsch-Dänischen Krieg auch baulich<br />

verändert hat. Ihr Turm, der gleich zwei Mal<br />

in den Jahren 1814 und 1913 abbrannte und<br />

zuletzt vor acht Jahren rundum erneuert<br />

wurde, ist weithin sichtbar und eines der<br />

ersten Erkennungszeichen bei einer Anreise.<br />

Mit dem kostbaren Kulturerbe ist eine teuflische<br />

Legende verknüpft: Demnach soll<br />

der Satan höchstpersönlich einen Felsstein<br />

auf den Kirchturm geworfen haben. Weil<br />

Gott seine Kirche beschützte, streifte der<br />

Stein den Turm nur. Übrig blieb bis heute<br />

ein leicht schiefer Kirchturm und einer<br />

der größten Findlinge Schleswig-Holsteins,<br />

der in Lindau an der Königsförder Straße<br />

zwischen den Ortschaften Revensdorf und<br />

Großkönigsförde als Teufelsstein zu bewundern<br />

ist.<br />

Wassersportler profitieren in Gettorf<br />

von den nahen Ostseestränden<br />

Doch Gettorf und Umgebung haben nicht<br />

nur Historisches zu bieten. Beim Speedskating<br />

vom Gettorfer Turnverein hat man die<br />

Nase auf der Rennbahn immer ganz weit<br />

vorn. Das Training auf Inlineskates ist für<br />

alle Altersgruppen und Leistungsklassen<br />

geeignet. Einmal in der Woche wird sogar<br />

Inline-Hockey gespielt. Auch eine sehr<br />

aktive Floorball-Abteilung gibt es im Gettorfer<br />

Turnverein. Wer lieber auf dem Wasser<br />

aktiv ist, der profitiert in Gettorf von den<br />

nahen Ostseestränden mit Steilküsten, die<br />

eine ganze Menge an modernen Wassersportarten<br />

anzubieten haben. In Surendorf<br />

am Südufer der Eckernförder Bucht kann<br />

man Surfen, Kiten oder mit dem SUP sanft<br />

über die Wellen gleiten. Segelsport auch<br />

zum Schnuppern für Einsteiger wird am<br />

Campingplatz Grönwohld in Schwedeneck<br />

angeboten. Ein richtiges Abenteuer wird<br />

der Erlebnis-Tauchgang in die phantastische<br />

Unterwasserwelt der Ostsee vor Surendorf.<br />

Auch in Dänisch-Nienhof werden Tauchkurse<br />

vom Schnuppertauchen über einfache<br />

Schnorchel- und Beginnerkurse sowie für<br />

Fortgeschrittene angeboten. Wer nach dem<br />

Wassersport einen Sundowner genießen<br />

möchte, kann im angesagten Strandbistro<br />

Blossom Beach einkehren, wo es sogar<br />

hawaiianische Bowls und hin und wieder<br />

Vollmondpartys gibt. Einen knisternden<br />

Kaminofen an kühlen Wintertagen bietet<br />

das moderne Strandhaus in Schwedeneck<br />

mit herrlichem Ausblick auf die nahe Ostsee.<br />

Kreative Kleinode und moderne Kultur<br />

Die Region rund um Gettorf hat viel dörflichen<br />

Charme, aber es finden sich auch<br />

kreative Kleinode und moderne Kultur<br />

zwischen Kuppen und Hügeln, die die historische<br />

Jungmoränenlandschaft auf der<br />

Halbinsel zwischen Eckernförder Bucht und<br />

Kieler Förde ausmachen. Zu Fuß oder mit<br />

dem Fahrrad lassen sich viele Orte über<br />

ein umfangreiches Wanderwegenetz aktiv<br />

erkunden. Mit Bus- und Bahnverbindungen<br />

im Halbstundentakt ist Gettorf als Hauptort<br />

der Region, in dem es alle allgemeinbildenden<br />

Schulen, eine Volkshochschule sowie ein<br />

Kultur- und Bildungszentrum gibt, optimal<br />

Die Teufelsstatue in der Fußgängerzone<br />

erinnert an eine alte Legende.<br />

an seine Umgebung angebunden. Nicht nur<br />

in Gettorf selbst, auch in seiner ländlichen<br />

Region finden sich zahlreiche Betriebe mit<br />

den unterschiedlichsten Branchen und<br />

Gewerken aus Industrie, Handel und Gewerbe,<br />

die auch junge Leute ausbilden. Dazu zählen<br />

Hoch- und Tiefbaufirmen, Produktionsunternehmen,<br />

Handwerksbetriebe, metallverarbeitende<br />

Betriebe sowie eine Vielzahl<br />

weiterer Dienstleistungsunternehmen, die<br />

einen gesicherten Arbeitsplatz bieten. Zu<br />

den relevanten und mitunter traditionsreichen<br />

Betrieben in Gettorf, die Arbeitsplätze<br />

bieten und teilweise ausbilden, gehören<br />

unter anderem die EGE-Elektro nik Spezial<br />

Sensoren GmbH, Querhammer Fahrzeugbau,<br />

Premium Mobile Kuntz, der Tierpark Gettorf,<br />

die Firma Christian Jöhnk Bauunternehmen<br />

Immobilienmanagement GmbH, Technicon<br />

als Partnerbetrieb der Marke „Schleswig-Holstein.<br />

Der Echte Norden“ der WTSH, die Tesla-Niederlassung,<br />

die Druckerei Timm von<br />

1893, Elektro Lipfert und Elektro Köhler.<br />

Bei einer so großen Vielzahl an Ausbildungsund<br />

Arbeitsmöglichkeiten darf der Freizeitfaktor<br />

natürlich nicht zu kurz kommen.<br />

Damit es nach Feierabend nie langweilig<br />

wird, gibt es rund um Gettorf genügend<br />

Möglichkeiten, sich langfristig auf eine<br />

angenehme Work-Life-Balance einzustellen.<br />

Auch wenn das kleine Örtchen mit seinen<br />

knapp 7600 Einwohnern nicht der Nabel der<br />

Welt ist. Aber wer braucht den schon, wenn<br />

das Gute so nahe liegt.<br />

11


<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

Gettorf ist ein Ort, an dem man nicht<br />

nur innovative Arbeitsformen ausleben,<br />

sondern auch seine Freizeit<br />

genießen kann. Ob Sport oder Kultur – es<br />

gibt viele attraktive Angebote, von denen<br />

wir dir einige Höhepunkte verraten. Und<br />

das Beste: Rund um Gettorf weht immer ein<br />

frischer Wind. Für ein gesundes Klima und<br />

für mehr Nachhaltigkeit.<br />

SZENEGEFLÜSTER<br />

Tipps und Trends für Freizeit, Kultur, Hobby und Sport in Gettorf<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTOS Christina Kloodt, Bo Mißfeld, freepik, v.vivash<br />

Natürlicher Nervenkitzel<br />

Bock auf einen Python-Ritt oder einen<br />

Tarzan- Schwung? Der Hochseilgarten Altenhof<br />

bei Eckernförde bietet Nervenkitzel in<br />

der Natur mit vierzehn abwechslungsreichen<br />

Parcours, die bis zu 25 Meter hoch sind. Egal<br />

ob du Einsteiger bist oder schon ein erfahrener<br />

Kletterer – für jeden gibt es die passende<br />

Herausforderung. Besondere Events sind<br />

unter anderem das Vollmondklettern oder<br />

die Jump & Run-Challenge.<br />

Gechillt aufs Board<br />

Als die Karibik Norddeutschlands beschreibt<br />

das Team der Wassersportschule Schwedeneck<br />

ihr kunterbuntes Kleinod direkt<br />

am Ostseestrand. Die Surfstation mit ihren<br />

farbig bemalten Bretterhäuschen bietet für<br />

Anfänger und Fortgeschrittene ein breites<br />

Kursangebot mit qualifiziertem Personal und<br />

entspannter Atmosphäre. Neben Windsurfen<br />

kann man in der Wassersportschule auch<br />

Kiten lernen oder Stand-Up-Paddling ausprobieren.<br />

Für absolute Anfänger bietet das<br />

große Stehrevier ideale Lernbedingungen<br />

mit einer Extraportion Sicherheit. Und wer<br />

es schon kann, darf sich gegen Vorlage der<br />

Lizenz Windsurf-Material für den individuellen<br />

Trip auf dem Wasser ausleihen. Chill and<br />

surf!<br />

Arbeiten mit Kaffee-Flat rund um die Uhr<br />

Musik von Welt auf Gut Altenhof<br />

Das Gut Altenhof ist seit über 300 Jahren<br />

im Familienbesitz. Doch erst seit einem<br />

halben Jahrhundert hat sich das Gut<br />

neben der Land- und Forstwirtschaft weitere<br />

Standbeine geschaffen. Christoph von<br />

Bethmann-Hollweg entwickelte die Idee,<br />

1972 einen der ersten zehn Golfplätze<br />

Schleswig-Holsteins in die historische Parklandschaft<br />

zu integrieren, wo heute selbst<br />

erfahrene Golfer zwischen 200 Jahre alten<br />

Bäumen vor höchste Anforderungen gestellt<br />

werden. Außerdem baute er 1986 aus den<br />

maroden Wirtschaftsgebäuden einen modernen<br />

Konzertsaal für bis zu 870 Zuhörer mit<br />

Foyer, Scheunencafé und Ausstellungsraum<br />

für Veranstaltungen und Märkte. Neben<br />

klassischen Sommerkonzerten findet dort<br />

regelmäßig das Schleswig-Holsteinisch<br />

Musik Festival mit weltberühmten Künstlern<br />

wie den Wiener Philharmonikern oder dem<br />

Pianisten Lang Lang statt. Wem es auf Gut<br />

Altenhof richtig gut gefällt, der kann in<br />

einem der Strand-Ferienhäuser der Familie<br />

Bethmann-Hollweg mit direktem Blick auf<br />

die Eckernförder Bucht übernachten und<br />

so seinen schönen Aufenthalt rund um das<br />

historische Gut verlängern.<br />

Von der idealen Work-Life-Balance träumen wir alle. In Gettorf<br />

finden Solo-Selbständige, Firmen oder Projektteams mit dem<br />

ersten kommunal betriebenen Coworking-Space „Gettwork“ in<br />

Schleswig-Holstein einen Ort, wo sie flexible Formen der Arbeit<br />

ausleben und kreative Ideen sammeln können, ohne sich zeitlich<br />

zu binden. Ganz einfach per Onlineklick können Stunden-,<br />

Tages- oder Monatspässe auch mit Konferenzraum gebucht werden<br />

(während der Corona-Pandemie sind einige Angebote nur<br />

eingeschränkt verfügbar). Alle Nutzer haben Zugriff auf ein<br />

freies WLAN, eine Kaffee- oder Tee-Flatrate und können Drucker,<br />

Scanner sowie Kopierer nutzen. Die Arbeitsplätze mit ergonomischen<br />

Drehstühlen und höhenverstellbaren Schreibtischen sind<br />

auch aufgrund der Corona-Lage mit Acrylglaswänden voneinander<br />

getrennt. Und das Beste für eine flexible Arbeitsweise: Alle<br />

16 Arbeitsplätze sind grundsätzlich rund um die Uhr nutzbar.<br />

Ulrike Münzberg-Niemann<br />

Wind bringt Kraft – made in Gettorf<br />

Rosa heißt sie und ist über 150 Jahre alt:<br />

die historische Windmühle im Stadtkern von<br />

Gettorf. Bis 1946 wurde sie noch zum Mahlen<br />

von Getreide genutzt, heute dient sie<br />

als Bücherei und als Trauzimmer für Hochzeitspaare.<br />

Das Thema Windkraft beschäftigt<br />

das Umland von Gettorf jedoch noch heute.<br />

Moderne Anlagen im Bereich Wulfshagen<br />

liefern schon jetzt nachhaltige Energie und<br />

könnten künftig noch erweitert werden. Für<br />

mehr klimaschonende und zukunftsfähige<br />

Ressourcen – made in Gettorf.<br />

12 13


AUF’N SCHOKOKEKS MIT DEM BÜRGERMEISTER<br />

<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

Gettorfs Bürgermeister Hans-Ulrich Frank über neue Perspektiven für junge Start-ups auf dem Land<br />

TEXT Sophie Blady | FOTO Christina Kloodt<br />

Herr Frank, Sie haben selbst viele Jahre<br />

in Münster gelebt und kennen den Karneval<br />

mit seinen fröhlichen Festen. Auch<br />

wenn Gettorf nicht als Karnevalshochburg<br />

bekannt ist, bedeutet diese Zeit viel<br />

Verzicht und Disziplin, gerade für junge<br />

Menschen.<br />

Ja, das stimmt. Jugendliche müssen in<br />

diesen Tagen vermehrt auf soziale Medien<br />

zurückgreifen, um Kontakt zu ihren Freunden<br />

zu halten und sich virtuell zu treffen.<br />

Der virtuelle Raum ersetzt reale Begegnungen<br />

zwar nicht, ist aber momentan die<br />

sicherste Option, um die Gemeinschaft zu<br />

schützen. In den Kindergärten gab es kleine<br />

Laternenfeste, aber Umzüge können in diesem<br />

Jahr leider nicht stattfinden.<br />

Sie waren viele Jahre als Geschäftsführer<br />

einer Marketingagentur tätig. Inwiefern<br />

helfen Ihnen diese Erfahrungen für Ihr<br />

Amt als Bürgermeister in Coronazeiten?<br />

Die Erfahrungen, die ich in meinem gesamten<br />

beruflichen Werdegang von der Ausbildung<br />

zum Offizier bis hin zum Geschäftsführer<br />

einer Marketingagentur gesammelt habe,<br />

helfen mir dabei, Strömungen wahrzunehmen<br />

und aufzugreifen – nicht nur in Coronazeiten.<br />

In einem Bürgerprozess habe ich in<br />

Abstimmung mit der Gemeinde Abläufe<br />

entwickelt, die festlegen, wie der Ort sich<br />

verändern soll. Da Gettdorf in den letzten<br />

25 Jahren ein stürmisches Wachstum erlebt<br />

hat, dadurch dass sich die Zahl der Einwohner<br />

von 5000 auf 7000 erhöhte, liegt mir<br />

eine gesunde Entwicklung sehr am Herzen.<br />

Was könnte der Grund für den großen<br />

Zuwachs an Bürgerinnen und Bürgern<br />

sein?<br />

Wer eine attraktive Wohnlage im Grünen<br />

sucht und Wert auf eine gute Anbindung<br />

zur Autobahn oder in die Stadt legt, hat<br />

in Gettorf alle Möglichkeiten. Auch die<br />

medizinische Versorgung und die Einkaufsmöglichkeiten<br />

mit dem Wochenmarkt und<br />

der Fußgängerzone bieten ein reichhaltiges<br />

Angebot für die gehobene Grundversorgung.<br />

Was macht Gettorf für junge Menschen auf<br />

der Suche nach beruflichen Perspektiven?<br />

Wir haben eine ganze Menge handwerkliche<br />

und gewerbliche Arbeitsplätze in Gettorf,<br />

die wir durch Ansiedlungs­ und Vergrößerungsmöglichkeiten<br />

ausbauen wollen.<br />

Beispielsweise durch die Erweiterung des<br />

Gewerbegebiets, da sich viele Arbeitgeber<br />

in der Region mehr Raum für ihre Betriebe<br />

wünschen. Für Selbständige und Start­ups<br />

haben wir im Oktober einen modernen<br />

Co­Workingspace ‚Gettwork‘ eröffnet. Unser<br />

Ziel: unternehmerisch Denkende und Kreative<br />

mit bestehenden Betrieben zu koppeln,<br />

um einen Erfahrungs­ und Ideenaustausch<br />

zu ermöglichen. Gettwork bietet modernste<br />

Technik mit einer ausgezeichneten<br />

WLAN­Verbindung, sodass beispielsweise in<br />

Videokonferenzen externer Sachverstand in<br />

die Ideenentwicklung vor Ort eingebunden<br />

werden kann.<br />

Wie ist die Resonanz?<br />

Da wir den Co­Workingspace erst im Oktober<br />

eröffnet haben, leiden wir etwas unter<br />

Corona. Unsere 26 Arbeitsplätze sind noch<br />

nicht so ausgelastet, wie wir es uns wünschen.<br />

Acht Arbeitsplätze belegt unser<br />

Kooperationspartner Dataport, die restlichen<br />

17 Plätze können jederzeit frei gebucht<br />

werden. Besonders freuen wir uns über die<br />

Resonanz unseres Konferenzraumes, der<br />

über eine sehr gute Infrastruktur verfügt<br />

und für Konferenzen oder Kundentermine<br />

gebucht wird.<br />

Und wie lockt Gettorf seine Jugendlichen<br />

von der Couch?<br />

Schüler und Jugendliche können sich in der<br />

Jugendlounge direkt am Sportpark kreativ<br />

austoben. Wir haben das frühere Hausmeisterhaus<br />

zu einem attraktiven Treffpunkt für<br />

junge Leute mit Billardtisch und Bastelraum<br />

umgebaut. Der Jugendbeirat und eine fest<br />

angestellte Mitarbeiterin organisieren neben<br />

Film­ und Grillabenden auch Themenabende,<br />

die zum Mit­ und Nachdenken anregen sollen.<br />

Aber auch Sportler kommen in Gettorf<br />

voll auf ihre Kosten: Wir freuen uns über ein<br />

wirklich breites Sportangebot mit aktiven<br />

Vereinen im Ort. Besonders beliebt bei unseren<br />

Jugendlichen ist der Fußballverein mit<br />

einer aktiven Schützenabteilung sowie einer<br />

Badminton­Mannschaft und der Handballsparte.<br />

All jene, die sich im Ballsport nicht<br />

wiederfinden, können sich im Turnverein<br />

oder im Fitnessstudio auspowern. Verschiedene<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass<br />

die Jugendlichen in Gettorf besonders viel<br />

Wert auf ein gutes WLAN­Netz und eine gute<br />

Verkehrsverbindung legen.<br />

Nicht schlecht, aber die Konkurrenz lauert<br />

von zwei Seiten. Wie hebt sich Gettorf von<br />

der Landeshauptstadt Kiel und dem Urlaubermagneten<br />

Eckernförde ab?<br />

Gettorf genießt eine begnadete Lage zwischen<br />

Eckernförde und Kiel – genau das<br />

ist unser Vorteil! Der Ort bietet beste Ausgangsmöglichkeiten<br />

für Unternehmungen.<br />

Das Meer liegt direkt ums Eck und lädt<br />

zum Kiten, Segeln, Surfen, SUP’n, Schwimmen<br />

und Spazierengehen ein. Wer Schiffe<br />

bestaunen möchte, geht zum Kanal. Wer<br />

Wandern oder Fahrradfahren möchte, findet<br />

im Umland zahlreiche Routen und Wege.<br />

Wir haben hier eine gesunde Mischung von<br />

großdörflichen bis kleinstädtischen Möglichkeiten<br />

und nahe Kontaktmöglichkeiten zu<br />

städtischen Betrieben.<br />

Was ist typisch Gettorf?<br />

Die Mischung von Neubürgern und Altbürgern,<br />

die aufeinander zugehen und immer<br />

mehr zusammenwachsen, empfinde ich als<br />

sehr typisch für diesen Ort. Ich selbst bin<br />

das beste Beispiel für diese Entwicklung. Ich<br />

habe in den 70er­Jahren mit meiner damals<br />

jungen Familie in Gettorf gelebt. Nach 14<br />

Jahren sind wir nach Westfalen gezogen und<br />

haben uns nach 20 Jahren bewusst dazu<br />

entschieden, wieder in den Norden Deutschlands<br />

zurückzukehren. Und weil wir uns in<br />

Gettorf immer noch heimisch gefühlt haben,<br />

sind wir an diesen Ort zurückgekehrt. Mir ist<br />

aufgefallen, dass Gettorf in der Zwischenzeit<br />

viel offener für Neubürger geworden ist,<br />

sodass es leicht war, wieder Fuß zu fassen.<br />

Bitte beenden Sie den Satz: Für mich ist<br />

Gettorf…<br />

… eine absolut runde Sache, weil dieser<br />

Ort so viele Möglichkeiten für Alt und Jung<br />

bietet.<br />

14


<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

LOTTALEBEN IN GETTORF<br />

Ein Gespräch mit der Jungschauspielerin Meggy Hussong<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTOS © Wild Bunch Germany 2019, privat<br />

Blonder Pagenschnitt, frecher Pony<br />

und jeansblaue Latzhose – so kennen<br />

Kinozuschauer die 13-jährige<br />

Gettorferin Meggy Hussong aus dem Film<br />

„Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!“,<br />

der 2019 in die Kinos kam. Dort<br />

schlüpfte die zarte Achtklässlerin in die<br />

Hauptrolle der Lotta Petermann, die mit<br />

ihrer Schildkröte Heesters, ihrer Blockflöte<br />

und den Blödbrüdern Jakob und Simon<br />

eigentlich ein ganz normales Leben führt.<br />

Zum Interview mit <strong>ME2BE</strong> trägt Meggy ihre<br />

dunklen Haare lang und mit einer Spange am<br />

Hinterkopf zusammengebunden. Sie sitzt<br />

entspannt auf einem rostroten Plüschsofa<br />

am Esstisch, im offenen Wohnzimmer flackert<br />

das Feuer im Ofen. Eigentlich sollte<br />

die junge Gettorferin schon längst wieder<br />

für den zweiten Lotta-Teil vor der Kamera<br />

stehen, doch in der Corona-Pandemie geht<br />

es auch in Meggys Leben etwas ruhiger zu.<br />

Das Mädchen Lotta ist frech und abenteuerlustig.<br />

Wie ist das echte Leben von<br />

Meggy in Corona-Zeiten?<br />

Die meisten meiner Hobbys kann ich gerade<br />

nicht ausüben. Ich kenne das gar nicht, die<br />

ganze Woche zu Hause zu sein, weil ich sonst<br />

fast an jedem Tag in der Theater-AG, Musical-Gruppe,<br />

beim Handball-Training oder bei<br />

den Pfadfindern bin. Mit der Musicalschule<br />

Stage up verabreden wir uns über Zoom und<br />

üben verstärkt Filmschauspiel oder Tanz.<br />

Alle engagieren sich, dass es weitergeht.<br />

Aber ich glaube, mein Zimmer war noch nie<br />

so aufgeräumt wie jetzt.<br />

Wie viel Lotta steckt eigentlich in dir?<br />

Ich bin schon abenteuerlustig und harmoniebedürftig.<br />

Das ist Lotta ja auf jeden Fall.<br />

Als Kind hatte ich auch mit zwei Freunden<br />

aus der Nachbarschaft eine Bande. Wir haben<br />

uns in der Siedlung ein Versteck in einem<br />

Busch gebaut, den wir von innen ausgehöhlt<br />

haben. Eine Buschburg sozusagen. Mit den<br />

Freunden treffe ich mich immer noch, aber<br />

nicht mehr in der Buschburg.<br />

Du führst mit deinen zwei Geschwistern<br />

und deinen Eltern ähnlich wie Lotta ein<br />

ganz normales Leben. Wie kamst du zur<br />

Schauspielerei?<br />

Ich bin schon jahrelang in Gettorf im<br />

Kirchen chor und an der Schule in der Theater-AG<br />

aktiv. In Kiel besuche ich die Musicalschule<br />

Stage up, und darüber kommen ab<br />

und zu Ausschreibungen oder Anfragen. So<br />

hatte ich mich für einen Kinofilm beworben,<br />

für den ich zwar nicht ausgewählt, aber in<br />

eine Kartei aufgenommen wurde. Als die<br />

Lotta-Crew dann die Fühler ausstreckte,<br />

wurde ich zu einem Casting nach Berlin<br />

eingeladen. Auch da bekam ich eine Absage<br />

und war natürlich sehr enttäuscht. Als ich<br />

überraschend angerufen und gefragt wurde,<br />

ob ich spontan nach Hamburg kommen<br />

könnte, weil ich mich doch nochmal vorstellen<br />

sollte, war das Thema für mich eigentlich<br />

schon abgehakt. Wir sind nach Hamburg<br />

gefahren, hatten ein supercooles Casting,<br />

und kurz danach kam die Zusage.<br />

Wie lief das Casting ab?<br />

In Berlin wurden alle, die eingeladen waren,<br />

gemeinsam in einem Wartezimmer begrüßt.<br />

Dann gab es für uns Texte aus dem Drehbuch,<br />

die wir lernen und mit einem Partner zusammen<br />

und alleine als kleine Szenen spielen<br />

sollten. Das war einmal mit der Berenike aus<br />

dem Lotta-Film vor Lottas Zuhause und die<br />

Anfangsszene, in der Lotta mit der Kamera<br />

durchs ganze Haus läuft.<br />

Das war bestimmt nicht einfach...<br />

Bei den Dreharbeiten gab es eine Vorbereitung,<br />

bei der wir die Wege durch das Haus<br />

abgegangen sind und geübt haben, wie ich<br />

am besten über die Schildkröte Heesters<br />

stolpere. Ein Stunt-Koordinator am Set hat<br />

das mit mir auf einer Matte geübt. Der Sturz<br />

wurde dann aus nicht so großer Höhe ohne<br />

Matte gefilmt.<br />

Was gefällt dir an der Schauspielerei am<br />

besten?<br />

Ich kann immer wieder komplett verschiedene<br />

Rollen spielen. Mal bin ich in einem<br />

Theaterstück jemand Böses und total hinterhältig<br />

und dann wieder eine schüchterne<br />

Schülerin, das gefällt mir!<br />

In dem Lotta-Film spielt Popsänger Lukas<br />

Rieger einen Star, der von den Mädchen<br />

angehimmelt wird. Fühlst du dich nach<br />

deiner ersten Hauptrolle in einem Kinofilm<br />

auch manchmal so?<br />

Nein, nein. In Gettorf kannten mich schon<br />

vorher viele. Durch Lotta sind es natürlich<br />

noch mehr geworden. Wenn ich in einen<br />

Laden gehe, höre ich manchmal: Ach,<br />

du bist doch die Meggy! Die, die auch in<br />

dem Kinofilm mitgespielt hat! Mit meinen<br />

Freunden und Nachbarn hat sich nicht viel<br />

verändert.<br />

Was waren deine größten Herausforderungen<br />

während der Dreharbeiten?<br />

Die ganze Filmwelt kennenzulernen, war<br />

besonders aufregend. Manchmal hat es<br />

geregnet und war wirklich kalt, zum Beispiel<br />

in der Szene, in der die Glämmer-Girls<br />

im Bikini am Pool sitzen. Sobald die Kameras<br />

aus waren, kam das gesamte Team mit<br />

Wärmflaschen und Decken angelaufen. Im<br />

Film erkennt man in einer Kameraeinstellung<br />

von Berenike sogar noch den Abdruck.<br />

Und einmal mussten wir gefrorenen Rosenkohl<br />

in den Mund nehmen, damit der warme<br />

Atem in der Kälte nicht so zu sehen war.<br />

Man kann schon sehr, sehr viel tricksen.<br />

Was würdest du Kindern raten, die denselben<br />

Berufswunsch haben wie du?<br />

Wenn man Spaß an der Schauspielerei hat,<br />

sollte man sich umsehen, ob etwas in der<br />

Nähe angeboten wird. Zum Beispiel in der<br />

Schule. Außerdem würde ich nicht gleich<br />

aufgeben, wenn es bei einem Casting nicht<br />

klappt. Irgendwann findet man vielleicht<br />

den richtigen Film oder die richtige Rolle,<br />

die zu einem passt.<br />

Welche Möglichkeiten bietet Gettorf jungen<br />

Leuten mit großen Plänen?<br />

Gettorf ist klein genug, um alles mit dem<br />

Fahrrad zu erreichen und groß genug, um<br />

sich viele Wünsche zu erfüllen: Es gibt<br />

Lebensmittelgeschäfte, Schulen, einen<br />

Tierpark, Sportcenter, ein Vereinsheim,<br />

Turnhallen und vieles mehr. Auch die Kirchengemeinde<br />

bei uns ist sehr engagiert und<br />

bietet jungen Leuten viele Möglichkeiten.<br />

Ein großer Vorteil von Gettorf ist für mich<br />

der Bahnhof mit einer guten Verbindung<br />

nach Kiel.<br />

16 17


„Auf dem Platz muss<br />

man sich blind auf<br />

seinen Nebenmann<br />

verlassen.“<br />

MIT KOMMUNIKATION ZUM SIEG<br />

Fußball im Gettorfer SC ist für Julius Klang (15) viel mehr als reine Technik<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTOS Christina Kloodt<br />

Moderne Youtube-Tutorials gibt es<br />

nicht nur für Trendfrisuren oder<br />

Heimwerker-Projekte, sondern<br />

auch für die besten Fußball-Tricks. Der<br />

15-jährige Nachwuchsspieler Julius Klang<br />

vom Gettorfer SC hat diese Form des Trainings<br />

schon vor Jahren für sich entdeckt<br />

und ist jetzt einer der erfolgreichsten<br />

Jugendspieler im Verein. Zu seinem<br />

Erfolgsrezept auf dem Platz gehört neben<br />

der richtigen Technik auch etwas anderes:<br />

Kommunikation.<br />

Wenn Julius auf dem grünen Rasen steht,<br />

weiß er, was er zu tun hat: dribbeln, passen,<br />

Blickkontakt halten. Als zentraler offensiver<br />

Mittelfeldspieler ist er eine Schlüsselfigur<br />

auf dem Fußballfeld, die aber nur in Zusammenarbeit<br />

mit der Mannschaft funktionieren<br />

kann. „Während man spielt, muss man sich<br />

blind auf den Nebenmann verlassen. Ganz<br />

egal, ob man ihn gut kennt oder nicht.“<br />

Dabei sei Kommunikation einer der wichtigsten<br />

Faktoren, um gemeinsam zum Ziel zu<br />

kommen. Nämlich guten Fußball zu spielen.<br />

„Meistens ist es der Blickkontakt, der Ausdruck<br />

auf einem Gesicht, der einem verrät,<br />

was der andere Spieler jetzt macht und was<br />

man selber zu tun hat“, erklärt Julius Klang.<br />

Dann läuft das Spiel. Dann geht es auf dem<br />

grünen Rasen rund.<br />

Das 15-jährige Nachwuchstalent vom Gettorfer<br />

SC schwört auf die richtige Kommunikation,<br />

um die Mannschaft mit Teamgeist<br />

und Fairness beim Fußballspielen ganz nach<br />

vorne zu bringen. Schon als kleiner Junge<br />

wurde ihm das klar, als er mit seinem Vater<br />

auf dem Bolzplatz übte, mit dem Ball umzugehen.<br />

„Der hat mir das eigentlich beigebracht“,<br />

sagt Julius. Später erklärten ihm die<br />

Trainer, wo es auf dem Spielfeld langgeht.<br />

Jetzt weiß Julius Klang es meistens selbst.<br />

„Als Kind muss man das allgemeine Spielverständnis<br />

erst entwickeln, um zu wissen,<br />

was man auf seiner Position machen muss<br />

und wie Fußball eigentlich funktioniert.<br />

Im Fernsehen sieht es immer voll cool aus,<br />

aber es auf dem Platz selbst umzusetzen, ist<br />

natürlich gar nicht so leicht.“<br />

Als Grundlage für die perfekte Technik<br />

nutzte Julius die sozialen Medien für sich.<br />

Und zwar schon früh, noch bevor seine Karriere<br />

im Gettorfer SC richtig begann. Auf dem<br />

Videoportal Youtube schaute er sich an, wie<br />

andere mit dem Ball tricksen. Die Auswahl<br />

erfolgte nach einer genauen Vorstellung.<br />

„Ich habe gesehen, was beim Fußballspielen<br />

auf dem Platz effizient ist.“ Ein guter Pass<br />

beispielsweise oder coole Tricks. „Danach<br />

habe ich mit meinen Freunden auf dem<br />

Bolzplatz geübt, bis ich das konnte.“ Talent<br />

allein, so der Schüler, würden für einen<br />

guten Fußballspieler nicht ausreichen. Hartnäckiges<br />

Training gehören für ihn definitiv<br />

zum Erfolgsrezept. „Jeder, der ehrgeizig ist,<br />

kann etwas erreichen“, meint Julius.<br />

Auf ihn selbst trifft diese Überzeugung<br />

längst zu. Zweieinhalb Jahre lang spielte<br />

er im Jugendleistungszentrum von Holstein<br />

Kiel. Bis er für sich entschied: „Ein Schulabschluss<br />

hat immer Vorrang.“ Daher ging<br />

er zurück zum Gettorfer SC, um sich wieder<br />

mehr auf das Lernen zu konzentrieren. In<br />

seinem Heimatort Gettorf fühlt er sich<br />

ohnehin besonders wohl, weil es für Sportbegeisterte<br />

ein großes Angebot und für Fußballer<br />

moderne Sportanlagen gibt. Auch das<br />

Beschauliche an Gettorf gefällt dem jungen<br />

Nachwuchstalent. „Gettorf ist ein Ort, wo<br />

wirklich jeder jeden kennt.“<br />

Auf Youtube schaute er sich die Tricks<br />

der Fußballspieler an<br />

Zu seinen schönsten Erinnerungen an ein<br />

erfolgreiches Fußballspiel gehört jedoch<br />

nicht seine Heimat, sondern das dänische<br />

Nachbarland. Dort nahm seine Mannschaft<br />

beim internationalen Dana Cup teil - einem<br />

der größten Jugend-Fußballturniere der<br />

Welt. Die Gettorfer Jungs spielten gegen<br />

Teams aus Peru oder Brasilien und kamen<br />

sogar bis ins Halbfinale. „Wir haben uns alle<br />

gegenseitig hochgepusht. Am Ende ging es<br />

nicht nur um den Erfolg, sondern vor allem<br />

um die Teamleistung.“ Denn nur so, weiß<br />

Julius Klang, könne sich eine Mannschaft<br />

verbessern. Auch wenn sie ein Spiel verliert.<br />

„Als Fußballspieler muss man Ehrgeiz<br />

haben, aber auch anpassungsfähig sein.“<br />

Ein Teamplayer also, der weiß, wie man mit<br />

anderen Spielern kommuniziert. Auch wenn<br />

er sie gar nicht kennt.<br />

18 19


<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

INDIVIDUELLE BILDUNGSKARRIEREN<br />

UNTER EINEM DACH<br />

Zu Besuch in der Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTOS Isarnwohld-Schule<br />

Die Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />

ist beinahe einmalig in Schleswig-Holstein.<br />

Als Gymnasium mit<br />

Gemeinschaftsschulteil des Schulverbandes<br />

Gettorf und Umgegend stellt sie eine seltene<br />

organisatorische Verbindung mit ganz<br />

individuellen Bildungschancen dar. Doch<br />

der Weg bis dorthin war lang und führte<br />

über die Schulen Isarnho (Gymnasium mit<br />

Realschulteil) und Jarnwith (Hauptschule)<br />

zum gemeinsamen Ziel. Beide Schulnamen<br />

haben übrigens die gleiche Bedeutung:<br />

Eiserner Wald. Sie sind eine Hommage an<br />

die unbewohnte Grenzzone zwischen Jüten<br />

und Sachsen – einem menschenleeren und<br />

dichten Urwald – im heutigen Dänischen<br />

Wohld. Der neue Name für die Gettorfer<br />

Schule greift die Historie auf. Isarnwohld<br />

ist die plattdeutsche Bezeichnung für<br />

Eiserner Wald – einem Ort, an dem die<br />

Menschen in Schleswig-Holstein zusammengewachsen<br />

sind.<br />

So kompliziert, wie der Name der Schule<br />

mit ihren beiden Schulformen klingt, so<br />

einfach ist der Alltag für alle, die an der<br />

Isarnwohld-Schule auf dem Weg zu einem<br />

individuellen Abschluss sind. „Bei uns<br />

wechseln die Schülerinnen und Schüler<br />

hausintern nur die Tür und das funktioniert<br />

relativ unbürokratisch“, erklärt Schulleiterin<br />

Marion Ehrich das Prinzip ihrer Schule,<br />

die alle Bildungsabschlüsse anbietet, und<br />

nennt ein Beispiel. Wenn ein Kind am Gymnasium<br />

überfordert sei, dann wechsele es am<br />

Ende eines Schuljahres ganz einfach auf den<br />

Gemeinschaftsschulteil. „Sollte unsere Aufstiegskoordinatorin<br />

dann feststellen, dass<br />

das Kind sich verbessert hat, könnte es zum<br />

Gymnasium zurückkehren, sofern es eine<br />

zweite Fremdsprache belegt hat“, so Ehrich.<br />

Solche oder ähnliche Fälle kommen vor, am<br />

häufigsten jedoch erfolgt ein Wechsel auf<br />

das Gymnasium nach dem Erwerb des Mittleren<br />

Bildungsabschlusses. „Wir verstehen<br />

uns als eine Schule, die beide Bildungsgänge<br />

unter einem Dach vereint und somit individuelle<br />

Bildungskarrieren ermöglicht.“<br />

Doch nicht nur die fachliche Bildung ist<br />

an der Isarnwohld-Schule vielfältig, auch<br />

präventive Lernkonzepte integrieren<br />

zahlreiche Projekte und Fachtage zu den<br />

Themen Gesundheit und Wohlergehen in<br />

das Schulleben. Sie schützen die Kinder<br />

vor Mobbing, Aggression, Gewalt oder der<br />

Entwicklung eines Suchtverhaltens. Als<br />

ausgebildete Medienscouts etwa kümmern<br />

sich Schülerinnen und Schüler der neunten<br />

Klassen um den richtigen Umgang mit<br />

dem Handy für alle Sechstklässler und<br />

sensibilisieren die Jüngeren für Themen<br />

wie Cybermobbing oder Datenmissbrauch.<br />

„Smartphones bestimmen den Alltag der<br />

Schüler ganz immens“, sagt Schulleiterin<br />

Marion Ehrich. Um einen verantwortungsvollen<br />

Umgang mit den Geräten zu erlernen,<br />

hilft neben den Medienscouts ein<br />

Schulknigge, der aus der AG Pädagogische<br />

Grundlagen und Kommunikation entstanden<br />

ist. Darin geht es nicht nur um allgemeine<br />

Höflichkeitsregeln für ein einfacheres<br />

Zusammenleben, um Fairness, Toleranz<br />

und Rücksichtnahme oder um Ordnung und<br />

Sauberkeit, sondern auch ganz konkret um<br />

Regeln für den Umgang mit elektronischen<br />

Medien. „Wenn unsere Schüler das Schulgelände<br />

betreten, schalten sie das Handy<br />

aus“, erklärt Ehrich. Ausnahmen gibt es<br />

natürlich – für ältere Schüler in ihren<br />

Klassenräumen oder wenn ein Elternteil<br />

angerufen werden muss.<br />

Auch das Thema Drogen hat in der Präventionsarbeit<br />

an der Isarnwohld-Schule einen<br />

hohen Stellenwert. „Wir holen uns Fachleute<br />

ins Haus, und wenn es hart kommt, gehen<br />

wir den strafrechtlichen Weg.“ Zwei Schulsozialarbeiter<br />

kümmern sich an der Gettorfer<br />

Schule um sämtliche Belange der Kinder und<br />

Jugendlichen, auch ein Klassenrat hilft in<br />

schwierigen Situationen und bei Streitigkeiten.<br />

„Präventionsarbeit findet bei uns wie<br />

ein Kontinuum statt, wie ein Perpetuum<br />

Mobile“, sagt die Schulleiterin. Bei knapp<br />

960 Schülern, davon etwa 600 am Gymnasium,<br />

trage sie mit dem gesamten Kollegium<br />

eine hohe Verantwortung.<br />

Das treffe ganz besonders in der Corona-<br />

Krise zu, die an der Schule mit einem<br />

modernen Distanzlern-Konzept bewältigt<br />

wird. „Wir haben uns rechtzeitig gekümmert<br />

und können unser Konzept mit digitalem<br />

Distanzunterricht über unser Schulintranet<br />

mit Hilfe von Videosprechstunden, dem<br />

Aufgabenmodul oder dem Messenger Chat<br />

gut umsetzen.“ Für die Zukunft wünscht<br />

sich Marion Ehrich, dass die konstruktive<br />

Kommunikation aller am Schulleben Beteiligten<br />

noch verbessert werden kann. „Wir<br />

unterliegen den Vorgaben des Ministeriums,<br />

das ist ein festes rechtliches Korsett. Gleichzeitig<br />

bemühen wir uns, schnell, dezidiert<br />

und umfassend zu informieren.“ Denn auf<br />

Krisensituationen wie die Corona-Pandemie<br />

kann sich auch die Isarnwohld-Schule nur<br />

bedingt vorbereiten. Selbst wenn die besten<br />

Präventionskonzepte fest in das Schulleben<br />

integriert sind.<br />

ISARNWOHLD-<br />

SCHULE<br />

GETTORF<br />

20 21


<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

BERUFSORIENTIERUNG IN ALLEN<br />

KLASSENSTUFEN<br />

Stärkenbasiert Potentiale entdecken und Betriebe vor Ort einbinden<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTOS Isarnwohld-Schule<br />

Berufsorientierungslehrer Dietrich Meyer-Jessen<br />

Gettorf. Erst die Schulbank drücken –<br />

und dann? Für viele Schüler ist der<br />

Weg in die Arbeitswelt eine Herausforderung.<br />

Damit sie bei der richtigen<br />

Berufswahl nicht allein gelassen werden,<br />

bietet die Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />

umfangreiche Unterstützung und ein komplexes<br />

Berufsorientierungskonzept für ihre<br />

Schüler an. Mit Erfolg!<br />

Dietrich Meyer-Jessen ist Lehrer für Deutsch,<br />

Sport sowie Wirtschaft und Politik an der<br />

Isarnwohld-Schule – einem Gymnasium<br />

mit Gemeinschaftsschulteil. Er sorgt nicht<br />

nur für den richtigen Lernstoff bei seinen<br />

Schülern, sondern auch für praktische und<br />

lebensnahe Erfahrungen mit der Arbeitswelt.<br />

Denn Dietrich Meyer-Jessen ist als Koordinator<br />

für den Bereich der Berufsorientierung<br />

an der Isarnwohld-Schule zuständig – eine<br />

wichtige Aufgabe. „Unsere Schüler können<br />

über verschiedene Projekte gezielt Erfahrungen<br />

sammeln und Basis-Fertigkeiten für die<br />

Berufe erproben“, sagt Meyer-Jessen. Auf<br />

diese Weise lernen die Kinder und Jugendlichen<br />

vieles über sich selbst. „Schulen<br />

arbeiten oft defizitorientiert und zeigen<br />

auf, was ein Schüler nicht gut kann“, meint<br />

der Berufsorientierungslehrer. Eine stärkenorientierte<br />

Begleitung sei daher besonders<br />

wichtig, um junge Menschen auf die Berufswahl<br />

vorzubereiten.<br />

Schon ab der fünften Klasse spielt Berufsorientierung<br />

an der Isarnwohld-Schule eine<br />

Rolle. „Wir sprechen mit den Kindern über<br />

die Berufe ihrer Eltern. Da begegnet ihnen<br />

das Thema zum ersten Mal.“ Dabei werden<br />

auch Ideen und Wünsche der Kinder für ihre<br />

eigene Zukunft diskutiert und in den Unterricht<br />

eingebunden. Das gezielte Berufscoaching<br />

startet an der Gemeinschaftsschule ab<br />

der siebten Klasse mit Themen gebundenen<br />

Lerneinheiten und der Teilnahme an dem<br />

Berufsorientierungsprogramm (BOP), das<br />

aus dem Regionalen Übergangsmanagement<br />

im Kreis Rendsburg-Eckernförde entstanden<br />

ist. Unter der Trägerschaft des Ausbildungsverbundes<br />

Eckernförde (aves) werden Werkstatttage<br />

und Potentialanalysen mit Hilfe<br />

von Fachleuten angeboten. „Die Schüler<br />

erarbeiten Aufgaben in Teams und ihr Handeln<br />

wird in Form von ihren eigenen Stärken<br />

gespiegelt“, erklärt Dietrich Meyer-Jessen<br />

das Konzept. Viele Schüler erfahren hier<br />

zum ersten Mal, dass sie etwas richtig gut<br />

gemacht haben. Die Rückmeldungen zeigen<br />

ihre Wirkung, weiß der Berufsorientierungslehrer.<br />

„Die meisten Schüler reagieren sehr<br />

positiv und sind oft von ihrem eigenen<br />

Ergebnis überrascht.“ Im achten Schuljahr<br />

sammeln die Schüler erste praktische Erfahrungen<br />

in unterschiedlichen Berufsfeldern,<br />

wenn sie die Werkstätten der aves in Eckernförde<br />

besuchen. Ein einwöchiges Betriebspraktikum<br />

ergänzt die gezielte Berufsorientierung<br />

in der achten Klassenstufe.<br />

Doch die Isarnwohld-Schule hat für ihre<br />

Schüler noch viel mehr zu bieten, wenn<br />

es um das Thema Arbeitswelt geht. Regelmäßige<br />

Workshops und eine hauseigene<br />

Ausbildungsmesse sorgen für einen guten<br />

Informationsfluss zwischen Wirtschaft<br />

und Schule. Eine individuelle Begleitung<br />

bietet Berufscoach und Pädagoge André<br />

Peusch für alle Gemeinschaftsschüler mit<br />

regelmäßigen Sprechstunden in der Schule<br />

an. Dabei geht es insbesondere bei Schülern<br />

mit größerem Unterstützungsbedarf<br />

darum, Ziele zu finden, Wege aufzuzeigen<br />

und Berufe kennenzulernen. „Dieses Angebot<br />

ist eine echte Bereicherung für unsere<br />

Schule“, sagt Meyer-Jessen. Zudem gibt<br />

es wöchentliche Sprechstunden bei einer<br />

Berufsberaterin von der Arbeitsagentur<br />

sowie Perspektivgespräche mit den Klassenlehrern<br />

zu einem passgenauen Übergang in<br />

die Berufswelt oder in eine weiterführende<br />

Schule.<br />

Außerdem stehen für alle Schüler Bewerbungstrainings,<br />

das Erstellen von Bewerbungsmappen<br />

und Betriebspraktika auf dem<br />

Stundenplan. Die Kieler Wirtschaftsjunioren,<br />

Führungskäfte aus Kieler Unternehmen,<br />

kommen jährlich an die Schule, um den<br />

Jugendlichen in Workshops die vielfältigen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten näher zu bringen.<br />

Im Rahmen der Kooperation „Schule<br />

–Wirtschaft“ gibt es eine enge Zusammenarbeit,<br />

Unterstützung und Austausch mit<br />

Unternehmen der Region, wie mit der Förde<br />

Sparkasse Kiel oder mit dem Unternehmen<br />

Punker in Eckernförde.<br />

Das gesamte Paket zur Berufsorientierung<br />

trägt an der Gettorfer Schule reichlich<br />

Früchte. Trotz Corona-Bedingungen konnten<br />

in diesem Schuljahr fast alle der insgesamt<br />

81 Neuntklässler an der Gemeinschaftsklasse<br />

für ein Betriebspraktikum vermittelt<br />

werden. „Das zeigt, dass wir in der Gegend<br />

gut mit den Betrieben vernetzt sind“, sagt<br />

Meyer-Jessen. Zudem kämen mittlerweile<br />

regelmäßig gezielte Anfragen nach Auszubildenden<br />

aus den Unternehmen. Nur das<br />

Coronavirus bremst das Berufsorientierungsprogramm<br />

an der Isarnwohld-Schule etwas<br />

aus. Messen, Workshops und andere Veranstaltungen<br />

müssen ausfallen. Doch es gibt<br />

kreative Ideen, um die Schüler auf ihrem<br />

Weg in die Arbeitswelt weiter zu begleiten.<br />

Die Wirtschaftsjunioren beispielsweise<br />

haben angekündigt, Filme über verschiedene<br />

Berufe zu schicken. „Berufsorientierung<br />

begegnet unseren Schülern überall. In<br />

jeder Klassenstufe und in allen Fächern.“<br />

Neuerdings eben auch digital.<br />

22 23


<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

„Um meinen Mittleren<br />

Schulabschluss mache ich mir<br />

trotz Corona keine großen<br />

Sorgen.“<br />

MIRCO (15)<br />

...übernimmt bei der Jugendfeuerwehr und als Schülersprecher der Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />

Verantwortung für andere und liebt die Natur<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTOS Sophie Blady<br />

„Ich glaube, ich bin einer, der zuverlässig<br />

ist. Als ich in der zweiten Klasse für das<br />

Klassenbuch zuständig war, bekam ich positive<br />

Rückmeldungen von den Lehrern. Da ist<br />

mir zum ersten Mal bewusst geworden, dass<br />

ich gerne Verantwortung übernehme, und so<br />

habe ich mich kurz darauf zum Klassensprecher<br />

wählen lassen. In der achten Klasse<br />

wurde ich stellvertretender Schülersprecher,<br />

und jetzt in der neunten Klasse vertrete ich<br />

etwa 960 Schüler der Isarnwohld-Schule.<br />

Warum ich das mache? Es gefällt mir, in<br />

Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein<br />

und den Alltag für andere Menschen einfacher<br />

zu gestalten. Deswegen bin ich auch<br />

in der Jugendfeuerwehr Gettorf als Jugendgruppenleiter<br />

aktiv.<br />

Mein Traumberuf steht schon lange fest.<br />

Ich möchte Lokführer in Schleswig-Holstein<br />

werden. Das war schon immer mein größter<br />

Wunsch. Mir gefällt die Landschaft im Norden,<br />

und ich mag die Nord- und Ostsee – dort<br />

zieht es mich immer wieder hin. Außerdem<br />

fasziniert mich, wie die Züge diese unglaublichen<br />

Tonnen aus Stahl in Bewegung setzen.<br />

Seit Herbst fahre ich Motorroller, und<br />

das ist wirklich ziemlich aufregend, denn<br />

ich bin weniger örtlich gebunden. Am liebsten<br />

fahre ich nach Sehestedt an den Kanal<br />

oder ans Meer und genieße die Natur.<br />

Das Berufsorientierungsprogramm unserer<br />

Schule hat mich bei der Wahl meines<br />

Traumberufs bestärkt. Und sollte es mit dem<br />

Lokführer nicht klappen, hätte ich noch<br />

eine Alternative: Dann werde ich Elektriker,<br />

das hat mir bei einem Betriebspraktikum<br />

auch gut gefallen.<br />

Um meinen Mittleren Schulabschluss mache<br />

ich mir trotz Corona keine großen Sorgen.<br />

Wir haben noch genug Zeit. Allerdings<br />

wünsche ich mir, dass es mit dem digitalen<br />

Unterricht zukünftig besser klappt. Bisher<br />

fand ich die Umsetzung über die Schulplattform<br />

IServ eher mangelhaft. Viele Schüler<br />

sind aufgrund des Homeschoolings unsicher,<br />

was aus ihren Abschlüssen wird. Dann sage<br />

ich ihnen, wir wissen es auch nicht genau,<br />

aber wir hoffen das Beste.“<br />

24


<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

GEMEINSAM ZUM ERFOLG AM<br />

BBZ RENDSBURG-ECKERNFÖRDE<br />

Interview mit Torge Indinger, dem stellvertretenden<br />

Schulleiter am BBZ Rendsburg-Eckernförde in Eckernförde<br />

TEXT Sophie Blady | FOTOS BBZ Rendesburg-Eckernförde<br />

BBZ<br />

RENDSBURG-<br />

ECKERNFÖRDE<br />

Torge Indinger ist ein echtes Nordlicht:<br />

Er besuchte in Eckernförde die<br />

Gudewerdt Gemeinschaftsschule und<br />

machte dort seinen Realschulabschluss,<br />

bevor er am BBZ Rendsburg-Eckernförde<br />

seine allgemeine Hochschulreife erwarb.<br />

Der Grundstein für seine berufliche Zukunft<br />

als Berufsschullehrer. Seit 2003 unterrichtet<br />

Torge Indinger nun selbst am BBZ, und<br />

seit 2017 setzt er sich als stellvertretender<br />

Schulleiter am Standort Eckernförde für<br />

die berufliche Zukunft der Schüler ein. Wir<br />

wollten von ihm wissen, welche Möglichkeiten<br />

das BBZ in Eckernförde bietet.<br />

Moin moin, Herr Indinger, seit 2003 sind<br />

Sie bereits am BBZ Rendsburg-Eckernförde<br />

tätig und begleiten angehende Fachkräfte<br />

auf dem Weg ins Berufsleben. Welche Möglichkeiten<br />

bietet das BBZ jungen Menschen,<br />

die sich hier bei uns in Schleswig-Holstein<br />

beruflich etwas aufbauen möchten?<br />

Das Berufsbildungszentrum ebnet zum einen<br />

den Übergang von Schule zum Beruf. Durch<br />

die duale Ausbildung arbeiten wir eng mit<br />

den Ausbildungsbetrieben zusammen und<br />

können die Schülerinnen und Schüler auf die<br />

Anforderungen des Arbeitsmarktes und des<br />

Berufslebens sehr gezielt vorbereiten. Zum<br />

anderen bieten wir den sogenannten ‚zweiten<br />

Bildungsweg‘. Am Berufsbildungszentrum<br />

kann jeder allgemeinbildende Abschluss<br />

erworben werden. Das BBZ bietet somit ein<br />

breites Bildungsangebot, sodass Schülerinnen<br />

und Schüler die Möglichkeit haben,<br />

jeden Bildungsabschluss zu absolvieren.<br />

Wie erleichtern Sie Ihren Schülern den<br />

Übergang von der Schule ins Berufsleben?<br />

Da wir in engem Kontakt mit den Ausbildungsbetrieben<br />

stehen, können wir die<br />

Schüler am BBZ sehr gut auf das Berufsleben<br />

vorbereiten: Wir beraten sie über<br />

Ausbildungsberufe, Praktika und vermitteln<br />

Ausbildungsstellen. Auf Veranstaltungen<br />

bringen wir Ausbildungsbetriebe und Schüler<br />

ganz gezielt zusammen. Zu diesem Zweck<br />

kooperieren wir mit den allgemeinbildenden<br />

Schulen im<br />

Umkreis und bieten auch den<br />

Schülern dieser Schulen Einblicke<br />

in die Berufe, indem<br />

wir etwa die Möglichkeit für<br />

Unterricht in unseren Werkstätten<br />

schaffen.<br />

Wie spiegelt sich das<br />

Leitbild ‚Gemeinsam zum<br />

Erfolg‘ im Schulalltag<br />

wider?<br />

Wir begegnen den Schülern<br />

auf Augenhöhe und unterstützen sie in<br />

dem Bestreben, ihre Ziele zu erreichen. Die<br />

Grundlage für die Zusammenarbeit bildet das<br />

Arbeiten im Team. In Kleingruppen erarbeiten<br />

die Schüler gemeinsame Lerninhalte und<br />

die Grundsätze zum Verhalten der Schüler<br />

und Lehrkräfte. Dabei ist die persönliche<br />

Haltung aller am Schulleben Beteiligten<br />

geprägt von gegenseitiger Wertschätzung,<br />

Hilfsbereitschaft, Respekt und Verbindlichkeit.<br />

Zudem stimmen wir die Unterrichtsinhalte<br />

laufend auf die Lerngruppen und auf<br />

geforderte berufliche Anforderungen ab.<br />

Regelmäßige Feedbackgespräche mit unseren<br />

Lehrkräften ermöglichen es den Schülern,<br />

sich zu orientieren und zu verbessern. Wir<br />

halten die Schüler aber auch dazu an, den<br />

Lehrkräften eine verbindliche Rückmeldung<br />

zu geben, die gemeinsam besprochen wird.<br />

Das BBZ ist Modellschule für digitale<br />

Medien, was bedeutet das konkret für die<br />

Schüler?<br />

Für Lehrkräfte und Schüler am BBZ ist der<br />

Umgang mit digitalen Medien nicht erst<br />

seit der Corona-Epidemie Bestandteil des<br />

Unterrichts. Schon seit mehreren Jahren<br />

wird im Unterricht die Lernplattform Moodle<br />

eingesetzt. Zudem arbeiten wir mit professionellen<br />

Konferenzsystemen. Auf diese Weise<br />

kann der Unterricht in Präsenz oder online<br />

stattfinden und synchron oder asynchron<br />

abgehalten werden. Ein echter Vorteil für<br />

26 27


Eintauchen und durchstarten<br />

Beginne jetzt Deine Karriere bei<br />

der Stadtwerke SH GmbH & Co. KG<br />

unsere Schüler, da sie bereits an Systeme<br />

und Lernmethoden herangeführt werden,<br />

die in der Arbeitswelt Anwendung finden.<br />

Auf diese Weise fördern wir bereits in der<br />

Schule das selbstorganisierte und eigenverantwortliche<br />

Handeln der Schüler mit digitalen<br />

Medien.<br />

Welche Chance bietet der digitale Fortschritt<br />

in Zeiten von Corona?<br />

Das BBZ ist digital sehr gut ausgestattet. So<br />

konnten wir dafür sorgen, dass im Lockdown<br />

die gesamte Schülerschaft mit Endgeräten<br />

ausgestattet wurde und Distanzunterricht<br />

jederzeit möglich ist. Die vom BBZ betriebenen<br />

Systeme laufen so stabil, dass ein<br />

effektiver und umfänglicher Unterricht auch<br />

auf Distanz stattfinden kann.<br />

Wie verlief Ihre persönliche Berufsorientierung?<br />

Hatten Sie immer ein Ziel vor<br />

Augen?<br />

Während meiner Schulzeit an der allgemeinbildenden<br />

Schule war die Berufsorientierung<br />

vor allem durch Praktika gestaltet. Dort<br />

stellte ich vor allem fest, was ich nicht<br />

wollte. Während des Besuches des beruflichen<br />

Gymnasiums erhielt ich durch den<br />

Unterricht so viel Hintergrundwissen über<br />

den kaufmännischen Bereich, dass ich mich<br />

entschloss, diesen Weg weiterzugehen und<br />

ein Wirtschaftsstudium aufzunehmen.<br />

Haben Sie eine persönliche Erfahrung<br />

gemacht, die Sie den Schülern gerne mit<br />

auf ihren beruflichen Weg geben würden?<br />

Das Schulsystem und die Berufsausbildung<br />

bieten sehr viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln.<br />

Ich stelle aber immer wieder<br />

fest, wie kompliziert diese Systeme sind.<br />

Allein einen Überblick zu gewinnen und<br />

Entscheidungen für die berufliche Zukunft<br />

zu treffen, ist daher oft schwierig. Ich kann<br />

nur empfehlen, sich Hilfe zu holen und<br />

beraten zu lassen. Unter vielen Angeboten,<br />

wie die Agentur für Arbeit und die digitalen<br />

Berufsorientierungsportale <strong>ME2BE</strong> und<br />

DIGI.BO stehen selbstverständlich auch die<br />

Mitarbeiter des BBZ Rendsburg-Eckernförde<br />

gerne zur Verfügung, junge Menschen zu<br />

beraten. Ganz nach unserm Motto ‚Gemeinsam<br />

zum Erfolg‘.<br />

Vielen Dank für das aufschlussreiche<br />

Gespräch und die hilfreichen Informationen<br />

und Tipps, die Sie unseren Lesern<br />

mit auf den Weg geben konnten.<br />

Berufliche Möglichkeiten am BBZ am<br />

Standort Eckernförde<br />

Das BBZ ist der Dualpartner für die Ausbildungsbetriebe,<br />

d.h. in den Ausbildungsbetrieben<br />

findet die praktische und im BBZ<br />

die theoretische Ausbildung statt. Ausgebildet<br />

werden am Standort Eckernförde:<br />

• Elektroniker für Energie- und<br />

Gebäudetechnik<br />

• Elektroniker für Geräte und Systeme<br />

• Kaufmann Kaufleute für<br />

Marketingkommunikation<br />

• Kaufleute im Einzelhandel<br />

• Kraftfahrzeugmechatroniker<br />

• Metallbauer – Fachrichtung<br />

Konstruktionstechnik<br />

• Metallbauer – Fachrichtung Metallgestaltung<br />

und Verkäufer<br />

Eine rein schulische Berufsausbildung<br />

gepaart mit dem Erwerb des Mittleren<br />

Schulabschlusses bzw. der Fachhochschulreife<br />

wird am BBZ in den folgenden Bildungsgängen<br />

angeboten:<br />

• Berufsfachschule Sozialwesen –<br />

Abschluss: Pflegeassistent<br />

• Kaufmännische Assistenten<br />

• Sozialpädagogische Assistenten<br />

• Technischer Assistenten<br />

Du interessierst Dich für eine Karriere bei den Stadtwerken SH?<br />

Dann hast Du die Wahl zwischen sechs unterschiedlichen<br />

Ausbildungsberufen ganz nach Deinen Fähigkeiten. Denn wir, die<br />

Stadtwerke SH, sind an unseren Standorten in Schleswig, Eckernförde<br />

und Rendsburg sowie in der Region breit aufgestellt. Während Deiner<br />

Ausbildung erhältst Du nicht nur Einblicke in Deinen gewählten<br />

Ausbildungsberuf, sondern auch in die Struktur des Stadtwerks. Du<br />

arbeitest in einem großen Team. Du übernimmst Verantwortung. Und<br />

Du kannst selbständige Arbeiten durchführen. Die theoretische Basis<br />

vermittelt Dir die Berufsschule. Deine praktischen Erfahrungen<br />

sammelst Du bei uns im Unternehmen.<br />

Dies gilt insbesondere, wenn Du die duale Ausbildung zum<br />

Fachangestellten (d/m/w) für Bäderbetriebe in einem unserer<br />

drei Bäder mit Saunalandschaft startest. Neben dem Kontakt zu<br />

Gästen erwartet Dich ein großes Aufgabenspektrum. Du beaufsichtigst<br />

den Bad- und Saunabetrieb, führst Schwimmkurse durch, bist Teil<br />

des Animationsprogramms, kontrollierst und wartest die technischen<br />

Anlagen, führst Reinigung und Desinfektion durch, lernst<br />

Verwaltungsaufgaben und Erste-Hilfe-Maßnahmen kennen.<br />

Bist Du interessiert an einer dualen<br />

Ausbildung bei uns?<br />

Dann bewirb Dich jetzt und werde Teil unseres Teams!<br />

Informationen findest Du unter:<br />

www.stadtwerke-sh.de/ausbildung<br />

Mit Energie in<br />

die Zukunft<br />

Wir suchen Auszubildende (d/m/w)<br />

für folgende Berufe:<br />

Elektroniker (d/m/w) für Betriebstechnik<br />

Fachangestellter (d/m/w) für<br />

Bäderbetriebe<br />

Industriekaufmann (d/m/w)<br />

Informatikkaufmann (d/m/w)<br />

Fachkraft für Abwassertechnik<br />

Fachkraft für Wasserversorgung<br />

Wer wir sind:<br />

Die Stadtwerke SH GmbH & Co. KG ist<br />

seit dem 01.01.2020 die Dienstleistungsgesellschaft<br />

für die Schleswiger<br />

Stadtwerke GmbH, die Stadtwerke<br />

Eckernförde GmbH und die Stadtwerke<br />

Rendsburg GmbH sowie die angeschlossenen<br />

Eigenbetriebe mit<br />

insgesamt über 600 Mitarbeitenden.<br />

Info zu uns findest Du unter:<br />

www.stadtwerke-sh.de<br />

Kontakt<br />

Stadtwerke SH GmbH & Co. KG<br />

Personalmanagement<br />

Am Eiland 12 . 24768 Rendsburg<br />

www.stadtwerke-sh.de/ausbildung<br />

Wer wir sind<br />

Die Stadtwerke SH GmbH & Co. KG ist eine Kooperation<br />

der Schleswiger Stadtwerke, der Stadtwerke Eckernförde<br />

und der Stadtwerke Rendsburg. Sie ist ein gemeinsamer<br />

kommunaler, leistungsstarker und innovativer Partner für<br />

die drei Städte und für die gesamte Region.<br />

stadtwerke-sh.de/ausbildung<br />

Bild: stockfour| shutterstock.com<br />

28<br />

Kontakt: Anna Maria Bracht . karriere@stadtwerke-sh.de . Telefon 04621. 801-130 . www.stadtwerke-sh.de


<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

DIE FRIEDRICH-JUNGE-GEMEINSCHAFTSSCHULE ZEIGT,<br />

WIE DIGI.BO IN DEN ZUKUNFTSORIENTIERTEN BERUFSORIENTIERUNGSUNTERRICHT<br />

EINGEBUNDEN WERDEN KANN<br />

Weil arbeiten so viel mehr ist, als Geld zu<br />

verdienen, möchten wir dich mit unseren<br />

Berufsbildern umfangreich über all die<br />

Möglichkeiten informieren, die dir nach der<br />

Schule offenstehen. Sie bieten informative<br />

und unmittelbare Einblicke in eine Vielzahl<br />

von Berufen, die dir wahrscheinlich weitgehend<br />

unbekannt sind. Denn nur wer weiß,<br />

was der Arbeitsmarkt zu bieten hat, hat<br />

die Chance, genau den Beruf zu finden, der<br />

zu den eigenen Lebensvorstellungen passt.<br />

Unsere Stories verraten aus erster Hand,<br />

DIGI.BO: DEIN WEG ZUM JOB<br />

Digital, regional und zielgerichtet bietet das Onlineportal DIGI.BO Orientierungshilfe<br />

auf deinem Weg ins Berufsleben<br />

TEXT Sophie Blady | Illustration Ibou Gueye | FOTOS Christine Kloodt, GMSH<br />

welche Erfahrungen Gleichgesinnte bereits<br />

während ihrer Ausbildung gesammelt haben<br />

– wie sie an ihren Aufgaben gewachsen sind,<br />

was sie bewegt und welche beruflichen Ziele<br />

sie anstreben.<br />

Weiterführende Informationen zum Bewerbungsverfahren,<br />

Tipps und lebensnahe<br />

Ratgeberseiten sowie fachwissenschaftliche<br />

und journalistische Beiträge zu Themen der<br />

Berufs- und Lebensorientierung runden das<br />

Angebot auf DIGI.BO ab.<br />

Regional und zielgerichtet: das Onlineportal<br />

DIGI.BO. Weitere Informationen unter<br />

www.digibo.school<br />

Da die alljährliche Berufsorientierungsmesse<br />

BOM eventuell auch<br />

in diesem Jahr nicht stattfindet,<br />

haben sich BO-Lehrer Hauke Stärke und die<br />

ehemalige BO-Lehrerin und heutige Landeskoordinatorin<br />

SCHULEWIRTSCHAFT SH<br />

Margrit Gebel etwas einfallen lassen: Sie<br />

nahmen Kontakt zu Unternehmen auf, die<br />

sie sonst auf ihrer schuleigenen Berufsorientierungsmesse<br />

begrüßen, um den Schülern<br />

virtuelle Einblicke in Unternehmen zu<br />

ermöglichen und den ersten Kontakt für<br />

mögliche Praktika und Ausbildungsplätze<br />

herzustellen.<br />

Vorbereitung mit DIGI.BO<br />

… im Berufsorientierungsunterricht: Die<br />

Schüler machen sich über eine Rallye und<br />

andere vom Lehrer gestellte Aufgaben mit<br />

dem Berufsorientierungsportal DIGI.BO<br />

vertraut. Sie lernen die Struktur der Seite<br />

kennen und sammeln Informationen über<br />

Berufsbilder und Unternehmen in der<br />

Region.<br />

„Wir bauen die DIGI.BO-Seite möglichst häufig<br />

in unseren Berufsorientierungsunterricht<br />

ein und versuchen so, die Selbstkompetenz<br />

der Schüler bezüglich Berufsbildung im Allgemeinen<br />

zu stärken”, erklärt Hauke Stärke.<br />

Um so viele Schüler wie möglich für die digitale<br />

Betriebserkundung zu gewinnen, wird<br />

das Unternehmen jedoch im Vorfeld nicht<br />

genannt. Eine Chance, bei dem ein oder<br />

anderen Schüler ganz unerwartet Interesse<br />

zu wecken.<br />

Technische Voraussetzungen schaffen<br />

Für die virtuelle Betriebserkundung wird<br />

ein Videokonferenzraum im Schulnetzwerk<br />

eröffnet, in den sich Schüler, Lehrer, Gasthörer<br />

und das jeweilige Unternehmen für<br />

einen festgelegten Zeitraum von ganz unterschiedlichen<br />

Standorten einwählen können.<br />

In welcher Form der Betrieb sich präsentiert,<br />

hängt stark von den vorhandenen<br />

Möglichkeiten ab. Ob eine Live-Besichtigung<br />

mit dem Tablet oder ein Interview: Hier sind<br />

den Unternehmen keine Grenzen gesetzt,<br />

sich vorzustellen.<br />

Umsetzung<br />

Für die Umsetzung der virtuellen BO-Veranstaltung<br />

arbeiten Klassenlehrer und Berufsorientierungslehrer<br />

eng zusammen. Damit<br />

die Schüler so viel wie möglich von der<br />

digitalen Betriebserkundung mitnehmen, ist<br />

eine ausführliche Vor- und Nachbereitung<br />

im Unterricht entscheidend. IT-Experte<br />

Henning Riske sorgt für die technische<br />

Umsetzung an den Endgeräten. Auch die<br />

Eltern sind eingeladen, an der Veranstaltung<br />

teilzunehmen, um anschließend die Informationen<br />

mit ihren Kindern zu vertiefen<br />

und sie bei der beruflichen Orientierung<br />

bestmöglich zu unterstützen.<br />

Nachbearbeitung mit DIGI.BO<br />

Für die Nachbereitung im Unterricht arbeiten<br />

die Schüler erneut mit DIGI.BO und<br />

können bereits Gehörtes nachlesen oder<br />

bei Interesse für einen Praktikums- oder<br />

Ausbildungsplatz direkt die Ansprechpartner<br />

der Betriebe heraussuchen. Sie bekommen<br />

die Aufgabe, mit Hilfe von DIGI.BO wesentliche<br />

Informationen aus dem Firmenprofil<br />

und den dazugehörigen Ausbildungsberufen<br />

stichpunktartig nachzuvollziehen, indem<br />

sie zum Beispiel ein Protokoll erstellen.<br />

Perspektive<br />

Die Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule<br />

plant, die virtuellen Betriebserkundungen<br />

regelmäßig in den Berufsorientierungsunterricht<br />

zu integrieren, um den Schülern so<br />

viele Anreize wie möglich für ihre berufliche<br />

Orientierung zu bieten und als Brücke zwischen<br />

den Schülern und den Betrieben zu<br />

fungieren.<br />

„Eine hohe Vermittlung von zukünftigen<br />

Auszubildenden wäre somit für alle Beteiligten<br />

ein großer Gewinn!”, betont Hauke<br />

Stärke.”<br />

Hauke Stärke, Henning Riske und Margrit Gebel<br />

(von links nach rechts)<br />

30 31


GUT ZU WISSEN<br />

COMPANIES<br />

A U S B<br />

I L D U N G S<br />

I N F O S<br />

•<br />

•<br />

B E W<br />

Die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH) ist der zentrale Dienstleister für öffentliches<br />

Bauen, Bewirtschaften und Beschaffen in Schleswig-Holstein. Das Unternehmen bietet sieben duale Ausbildungsberufe<br />

und fünf Studiengänge im dualen System an.<br />

•<br />

I C H<br />

D<br />

I R B<br />

FJS MEETS GMSH<br />

Am 24. März treffen 45 Schüler<br />

des neunten Jahrgangs der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule<br />

(FJS) auf vier Mitarbeiter der GMSH. Verabredet<br />

sind sie im virtuellen Konferenzraum<br />

des Schulnetzwerkes. Wir möchten von<br />

Kim-Kristin Haß, Ausbildungsleiterin bei<br />

der GMSH und Moderatorin der digitalen<br />

Berufsorientierungsveranstaltung, erfahren,<br />

wie sie den Schülern Einblicke ins<br />

Unternehmen geben konnte.<br />

Frau Haß, wie haben Sie die Aufmerksamkeit<br />

der Schüler gewonnen?<br />

Als ehemalige Schülerin der Friedrich-<br />

Junge- Schule habe ich zum Auftakt meine<br />

persönliche Geschichte erzählt und konnte<br />

so schnell das Interesse der Schüler wecken.<br />

Nach dem Mittleren Schulabschluss machte<br />

ich mein Abitur am RBZ. Mit dem klaren Ziel<br />

vor Augen, ein duales Studium zur Großund<br />

Außenhandelskauffrau zu machen, ging<br />

ich vorher ein Jahr nach Frankreich – vor<br />

meinem Einstieg ins Berufsleben, wollte ich<br />

mich sozial engagieren und Erfahrungen im<br />

Ausland sammeln. In einem Kindergarten in<br />

Lyon konnte ich beides perfekt miteinander<br />

verknüpfen. Zurück in Deutschland absolvierte<br />

ich mein Wunschstudium bei einem<br />

großen Handelsunternehmen und war dort<br />

anschließend im Personalbereich tätig. Mit<br />

ersten Berufserfahrungen im Gepäck bewarb<br />

ich mich schließlich bei der GMSH, weil das<br />

Unternehmen mit seinen vielen Auszeichnungen<br />

ein sehr hohes Ansehen genießt und<br />

seinen Mitarbeitern mit vielen Fortbildungsangeboten<br />

Raum für Weiterentwicklung<br />

bietet.<br />

Als Ausbildungsleiterin bei der GMSH<br />

haben Sie die digitale BO-Veranstaltung<br />

organisiert. Wie konnten Sie die verschiedenen<br />

Ausbildungs- und Arbeitsbereiche<br />

des Unternehmens bestmöglich<br />

präsentieren?<br />

Um den Schülern möglichst viele Einblicke<br />

in die GMSH zu bieten, haben wir uns<br />

dazu entschieden, vier Mitarbeiter für je 20<br />

Minuten zu Wort kommen zu lassen: Nach<br />

meiner Vorstellung stellte Paulina Drapatz<br />

das Unternehmen als zentralen Dienstleister<br />

des Landes Schleswig-Holsteins vor, der<br />

staatliche Bauherrenaufgaben für Bund und<br />

Land übernimmt und führte die Schüler in<br />

ihre Tätigkeit im Ausbildungsbereich ein.<br />

Sie selbst schloss 2019 ihre Ausbildung mit<br />

der Auszeichnung Azubi des Nordens bei der<br />

GMSH ab. Anschließend berichtete Leonie<br />

Bahr als Auszubildende zur Personaldienstleistungskauffrau<br />

von ihren Erfahrungen in<br />

der Ausbildung. Als Fachausbilder für Bauzeichner<br />

rundete Ben Heußel das Portfolio<br />

des Unternehmens mit einem technischen<br />

Beruf ab. In einer Präsentation, die wir den<br />

Schülern als kleine Hilfestellung zur Verfügung<br />

stellten, konnten sie den Ablauf verfolgen<br />

und wichtige Informationen anschließend<br />

noch einmal nachlesen.<br />

Was nehmen Sie als Unternehmen aus diesem<br />

Projekt mit?<br />

Wir von der GMSH sind sehr froh, dass wir<br />

auf diesem Wege die Möglichkeit bekommen<br />

haben, mit den Schülern in Kontakt<br />

zu treten. Wir können uns gut vorstellen<br />

weitere digitale BO-Veranstaltungen dieser<br />

Art mit Schulklassen durchzuführen und<br />

würden uns noch mehr dieser Möglichkeiten<br />

wünschen. Die Veranstaltung war ein guter<br />

Impuls in dieser Zeit.<br />

Werden solche digitalen Projekte Präsenzveranstaltungen<br />

in Zukunft ersetzen?<br />

Ich könnte mir vorstellen, dass sich solche<br />

Formate in den Unterricht etablieren lassen.<br />

Nichtsdestotrotz ist der Austausch auf einer<br />

Messe viel persönlicher: Es fällt leichter mit<br />

den Schülern in den Austausch zu kommen<br />

und Gegenfragen zu stellen. Ich glaube, dass<br />

wir digitale Formate, die aus der Not entstehen<br />

auch in Zukunft beibehalten und sie<br />

die Präsenzveranstaltung sehr gut ergänzen.<br />

Vielen Dank für ihre Einschätzung Frau<br />

Haß.<br />

Finde hier deinen Ausbildungsplatz<br />

32


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„Ein unbeschreibliches Gefühl! Mich<br />

überkam pure Freude über eine ganz<br />

große Sache, auf die ich hingearbeitet<br />

habe.“<br />

Fabian Walter weiß genau, was er<br />

will. Der 21-Jährige hat sich nach<br />

dem Abitur aufgemacht, die Welt<br />

des Personalwesens und der Wirtschaft zu<br />

erobern. Mit Erfolg: Seine Ausbildung beim<br />

Gebäudemanagement Schleswig-Holstein,<br />

kurz GMSH, zum Personaldienstleistungskaufmann<br />

absolvierte der Gettorfer als<br />

Bundesbester. Nun arbeitet er in dem<br />

Unternehmen und studiert gleichzeitig<br />

BWL in Kiel.<br />

AZUBI AUF ERFOLGSKURS<br />

Fabian Walter schloss seine Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann als Bundesbester ab<br />

TEXT Karina Dreyer | FOTOS GMSH<br />

Der Grundstein für die Berufswahl wurde<br />

zuhause gelegt. Sein Vater ist Personalleiter.<br />

„Durch ihn habe ich viel über diesen<br />

Bereich mitbekommen“, erklärt Fabian<br />

Walter. Schon immer hat er sich für Menschen<br />

und ihre Lebenswege interessiert.<br />

Eine wichtige Voraussetzung, um im Personalwesen<br />

zu arbeiten. Mit dieser konkreten<br />

Vorstellung schaute er sich 2017 auf der<br />

Nordjob Messe nach einem Ausbildungsplatz<br />

um.<br />

Die GMSH mit Hauptsitz in Kiel bot auf der<br />

Messe als einziges Unternehmen die Ausbildung<br />

zum Personaldienstleistungskaufmann<br />

an. Ihre Aufgabe: Sie nimmt staatliche<br />

Bauherren- und Planungsaufgaben für<br />

Land und Bund in Schleswig-Holstein wahr,<br />

ist zuständig für die Bewirtschaftung der<br />

vom Land genutzten Liegenschaften und<br />

beschafft Material sowie Leistungen für die<br />

Landesbehörden. „Ein Unternehmen mit<br />

großer Vielfalt und spannenden Aufgaben“,<br />

sagt Fabian. Zudem sei der öffentliche Dienst<br />

ein sicherer Arbeitsplatz und laut Tarifvertrag<br />

werden Auszubildende für ein Jahr<br />

übernommen. „Am Messestand konnte ich<br />

direkt mit der Ausbildungsleiterin sprechen,<br />

das hat mir gut gefallen“, ergänzt Fabian.<br />

Gleich nach dem Gespräch schrieb er eine<br />

Bewerbung, und kurze Zeit später erhielt<br />

er eine Einladung zum Vorstellungsgespräch<br />

und bekam im Anschluss zeitnah die Zusage.<br />

Unmittelbar nach dem Abitur im Sommer<br />

2018 begann Fabian Walter seine Ausbildung<br />

bei der GMSH.<br />

Mit 100 Prozent Einsatz zum<br />

bundesbesten Azubi<br />

Drei Jahre dauert die duale Ausbildung zum<br />

Personaldienstleistungskaufmann mit dem<br />

Ziel, für Unternehmen Personal mit speziellen<br />

Qualifikationen zu finden und den Personaleinsatz<br />

zu koordinieren. Dazu gehört<br />

auch, Personalakten zu führen, kaufmännische<br />

Aufgaben zu erledigen, Vorstellungsgespräche<br />

zu begleiten und Bewerberinnen<br />

und Bewerber zu beraten.<br />

Fabian gefiel, dass die GMSH ihre rund 1500<br />

Beschäftigten ganz klassisch mit einer<br />

eigener Personalabteilung betreut und man<br />

während der Ausbildung auch die Bereiche<br />

Finanzen und Beschaffung kennenlernt.<br />

Während seiner Ausbildung lernte der Azubi<br />

in der Personalabteilung, wie man Beschäftigte<br />

am besten betreut, sie persönlich oder<br />

am Telefon berät und wie man sich mit<br />

Gehaltsabrechnungen auseinandersetzt.<br />

„Am besten gefiel mir die Recherche von<br />

arbeitsrechtlichen Fragen“, betont Fabian.<br />

Mit der Einstellung, immer 100 Prozent zu<br />

geben, hat er es schließlich zum besten Auszubildenden<br />

in ganz Deutschland geschafft.<br />

Als Kreisbester und Landesbester konnte er<br />

sich schließlich auch gegen bundesweit rund<br />

800 Mitstreiter durchsetzen. Mitte November<br />

2020 wurde er von der Ausbildungsleiterin<br />

und dem Personalchef per Videokonferenz<br />

über den Sieg informiert. „Ein unbeschreibliches<br />

Gefühl! Mich überkam pure Freude<br />

über eine ganz große Sache, auf die ich hingearbeitet<br />

habe“, verrät er stolz.<br />

Seit Mitte Juli 2020 ist er bei der GMSH<br />

angestellt. Seine Arbeit umfasst die Betreuung<br />

eines kleinen Mitarbeiterkreises; er hilft<br />

bei Fragen im Bereich Personalwesen, wenn<br />

es beispielsweise um Arbeitszeitverkürzung,<br />

Gehaltsabrechnungen oder Arbeitsverträge<br />

geht. „Ich bereite die Einstellung von Mitarbeitern<br />

vor und begleite sie vom Anfang<br />

bis zum Ende ihrer Beschäftigung“, erläutert<br />

der Personaldienstleistungskaufmann. Dass<br />

er noch so jung ist, sei dabei kein Problem.<br />

Der Weg ins Team<br />

Wichtig ist für Fabian von Anfang an der<br />

Betriebssport gewesen, „weil man die Kollegen<br />

einfach besser kennenlernen kann“,<br />

sagt er. „Beim Fußball spielen viele Kollegen<br />

aus dem Personalbereich mit, da geht es nur<br />

um Sport, nicht um die Arbeit.“ Als Neuer<br />

sei die Teilnahme am Betriebssport besonders<br />

zu empfehlen, „weil dadurch der Weg<br />

ins Team leichter geebnet wird. Wer seinen<br />

Kollegen von Beginn an offen und positiv<br />

begegnet, macht bereits viel richtig. „Verschlossen<br />

zu sein, das ist nie gut“. Auch die<br />

Angst, Fragen zu stellen, ist meist unberechtigt.<br />

„Wer Unklarheiten direkt beseitigt und<br />

sich traut nachzufragen, suggeriert seinem<br />

Gegenüber Wertschätzung, „weil man auf<br />

diese Weise dessen Kompetenz anerkennt“,<br />

betont Fabian.<br />

Kommunikation ist Fabian Walters Stärke,<br />

ebenso sein Ehrgeiz. Und der treibt ihn seit<br />

kurzem in die Hörsäle der Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel, die er wegen der<br />

Corona-Pandemie bislang nur aus Videokonferenzen<br />

kennt. Im ersten Semester studiert<br />

er nun Betriebswirtschaftslehre, kurz BWL.<br />

„Gut war, dass ich schon an der Berufsschule<br />

Grundlagenkenntnisse im kaufmännischen<br />

Bereich vermittelt bekommen habe“, resümiert<br />

er. Um Arbeit und Studium gerecht zu<br />

werden, hat er seine Woche genau geplant:<br />

Drei Tage Arbeit bei der GMSH, drei Tage für<br />

die Uni büffeln. Ob der ehrgeizige Student<br />

sich zum Ziel gemacht hat, auch der beste<br />

Absolvent zu werden? Wer weiß? Vielleicht<br />

treffen wir ihn ja in ein paar Jahren wieder<br />

und erfahren, was aus seinen Plänen geworden<br />

ist.<br />

•<br />

A U S B<br />

GUT ZU WISSEN<br />

•<br />

I L D U N G S<br />

I C H<br />

I N F O S<br />

D<br />

I R B<br />

•<br />

B E W<br />

Duale Ausbildungsberufe bei der GMSH<br />

• Kaufleute für Büromanagement<br />

• Immobilienkaufleute<br />

• Personaldienstleistungskaufleute<br />

• Kaufleute für Digitalisierungsmanagement<br />

• Bauzeichner (m/w/d)<br />

• Technische Systemplaner (m/w/d)<br />

• Fachinformatiker für Systemintegration<br />

(m/w/d)<br />

Gebäudemanagement Schleswig-Holstein<br />

AöR (GMSH)<br />

Gartenstraße 6<br />

24103 Kiel<br />

T. 0431 / 599-0<br />

mail@gmsh.de<br />

www.karriere.gmsh.de<br />

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OFFEN FÜR MENSCHLICHKEIT<br />

Ausbildung beim Kieler Stadtkloster<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTOS Christina Kloodt<br />

Saskia, 20<br />

im 1. Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau bei<br />

der Stiftung Kieler Stadtkloster im Seniorenzentrum<br />

Kurt-Engert-Haus (Kiel-Holtenau).<br />

„Ich habe bereits während meiner Schulzeit<br />

vor dem Abitur als Präsenzkraft im<br />

Kurt- Engert-Haus viele Erfahrungen in dem<br />

Umgang und der Kommunikation mit pflegebedürftigen<br />

Menschen sammeln können und<br />

die Atmosphäre im Team immer als sehr gut<br />

empfunden. Zuvor hatte ich mich nach der<br />

Realschule und einem Bundesfreiwilligendienst<br />

in einem Altenheim zunächst gegen<br />

einen Pflegeberuf entschieden und die<br />

Fachhochschulreife mit einer Ausbildung zur<br />

Gestaltungstechnischen Assistentin gekoppelt.<br />

Nach dem Abi musste ich mich aber<br />

zwischen den gestalterischen und sozialen<br />

Interessen entscheiden. Am Ende war mir die<br />

Arbeit mit Menschen wichtiger, denn sie ist<br />

einfach erfüllend aufgrund der Dankbarkeit,<br />

die mir entgegengebracht wird, allein schon<br />

durch kleine Gesten, aber auch, wenn ich<br />

sehe, dass es jemandem wieder besser geht.<br />

Außerdem brauche ich Bewegung und kann<br />

nicht den ganzen Tag still am Schreibtisch<br />

sitzen. Eine unserer wichtigsten Aufgaben<br />

neben der allgemeinen Grundpflege und dem<br />

Ausführen von ärztlichen Anordnungen ist<br />

das Erhalten und Erweitern von motorischen<br />

Ressourcen. Dabei motivieren wir die älteren<br />

Menschen. In unserem Haus gibt es eine<br />

104-Jährige, die noch auf den Heimtrainer<br />

geht. Das finde ich bewundernswert.<br />

Unsere Aufgaben sind vielfältig und ich<br />

glaube, es ist schwer, als Pflegefachfrau<br />

arbeitslos zu werden. Mein gestalterisches<br />

Interesse, das Zeichnen, kann ich in den<br />

Beruf einbringen. Außerdem gibt es viele<br />

Möglichkeiten der Weiterbildung, etwa als<br />

Praxisanleiter, Wohnbereichs- oder Einrichtungsleiter.<br />

Das Wichtigste, was ich in diesem<br />

Beruf brauche, ist Empathie und Offenheit.<br />

Das Sterben sowie der Tod lösen bei mir<br />

keine Berührungsängste aus. Viel schlimmer<br />

als den Tod selbst finde ich, wenn Menschen,<br />

für die es an der Zeit ist und die sterben<br />

wollen, einfach nicht gehen können.“<br />

A U S B<br />

I L D U N G S<br />

I N F O S<br />

•<br />

Der Pflegeberuf sei einer der<br />

schönsten überhaupt, behauptet<br />

die Stiftung Kieler Stadtkloster, zu<br />

der insgesamt neun Seniorenzentren mit<br />

verschiedensten Wohnformen in Kiel und<br />

dem Kreis Plön (Heikendorf) gehören. Das<br />

Motto der Stiftung lautet „Helfen macht<br />

glücklich“. Denn: Wer hier arbeitet, sorgt<br />

ganz direkt und persönlich dafür, dass es<br />

anderen gut geht. Für die insgesamt 750<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das<br />

ein schöner Antrieb.<br />

Für Auszubildende in der Pflege sind daher<br />

Lebensfreude, Tatkraft, Feingefühl und<br />

Geduld gefragt. „Wenn wir Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter kennenlernen wollen,<br />

fragen wir zunächst nach ihren Qualitäten<br />

und dann erst nach ihrer Qualifikation.“ Das<br />

Konzept der Zentralen Praxisanleitung für<br />

Azubis kommt an. Trotz der Corona-Krise<br />

hat das Kieler Stadtkloster nach Auskunft<br />

von Kerstin Schwertfeger, Leiterin im Pflegemanagement<br />

der Stiftung, mehr Bewerber<br />

als Ausbildungsplätze. Derzeit erlernen 46<br />

Menschen bei der Stiftung Kieler Stadtkloster<br />

verschiedenen Pflegeberufe, darunter<br />

auch Saskia Gilde und Nicole Förste.<br />

Nicole, 46<br />

im 1. Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau bei<br />

der Stiftung Kieler Stadtkloster im Andreas-<br />

Gayk-Haus in Kiel.<br />

„Ich habe mir mit der Ausbildung zur Pflegefachfrau<br />

meinen großen Traum erfüllt. Seitdem<br />

ich 2009 als Pflegehelferin die Basics<br />

kennengelernt habe, bin ich begeistert. Ich<br />

habe auch in einige andere Berufe reingeschnuppert,<br />

aber ein Praktikum in der Pflege<br />

hat mir damals gezeigt, wie viel Spaß mir die<br />

Arbeit mit älteren Menschen macht. Weil ich<br />

kleine Kinder hatte, kam die große Ausbildung<br />

für mich lange Zeit nicht in Frage. Jetzt<br />

endlich ist es soweit, und ich blühe richtig<br />

auf, denn die Menschen in der Einrichtung<br />

und auch die Angehörigen sind so dankbar<br />

für unsere Hilfe. Ich möchte gerne eine gute<br />

Pflegefachfrau sein und mich jeden Tag aufs<br />

Neue auf die Arbeit mit den Bewohnern<br />

freuen, die ich wasche, an- und auskleide,<br />

im Bett positioniere und denen ich das Essen<br />

anreiche. Bei der Stiftung Kieler Stadtkloster<br />

fühle ich mich pudelwohl, auch mit dem<br />

gesamten Team, und habe selten mal einen<br />

schlechten Tag. Gestresst oder belastet fühle<br />

ich mich nie, selbst wenn mal etwas mehr zu<br />

tun ist. Dabei ist es für mich ein wichtiger<br />

Lernprozess, bei der Arbeit mit den Menschen<br />

auch die Distanz zu wahren und nicht<br />

alles zu nah an mich heranzulassen. Zuhause<br />

genieße ich daher den Ausgleich mit unserem<br />

Familienhund. Freunde staunen oft,<br />

dass ich mit 46 Jahren noch eine Ausbildung<br />

absolviere. Aber das ist für mich überhaupt<br />

kein Thema, denn Pflegefachfrau ist mein<br />

größter Berufswunsch. Das Wichtigste, was<br />

ich dafür tagtäglich brauche, sind Offenheit<br />

und Kommunikationsfreude.“<br />

•<br />

GUT ZU WISSEN<br />

I C H<br />

I R B<br />

Das Kieler Stadtkloster bietet folgende<br />

Ausbildungen an:<br />

• Pflegefachfrau/-mann (m/w/d) ggf.<br />

mit einer Wahlmöglichkeit der<br />

Spezialisierung in der Altenpflege<br />

• Altenpflegehelfer (m/w/d)<br />

• Hauswirtschafter (m/w/d)<br />

• Kauffrau/-mann für Büromanagement<br />

(m/w/d)<br />

Kieler Stadtkloster<br />

Harmsstraße 104-122<br />

24114 Kiel<br />

T 0431 - 58088 38<br />

E frohboes@stadtkloster.de<br />

www.stadtkloster.de<br />

D<br />

•<br />

B E W<br />

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„HEUTE WIRD<br />

ALLES MIT<br />

LUST UND LIEBE<br />

GEMACHT“<br />

Ein Besuch in der Landschlachterei Neidhardt<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTOS Henrik Matzen<br />

Hans-Jürgen Neidhardt folgte dem<br />

Rat seiner Mutter und ging nach<br />

Gettorf, um eine Schlachterausbildung<br />

zu machen. Schon seine Großmutter<br />

war gleich nach dem Krieg der Auffassung<br />

gewesen, „Gegessen wird immer“. Heute<br />

hat der 79-Jährige in der Gemeinde Holtsee<br />

einen modernen Betrieb mit eigener<br />

Schlachterei und Ladengeschäft aufgebaut,<br />

der von Sohn Norbert in zweiter Generation<br />

nach alter Tradition weitergeführt wird.<br />

Auch Enkel Jannes steht bereits in den<br />

Startlöchern. Er macht seine Schlachterausbildung<br />

im Familienbetrieb und verzichtet<br />

beim Essen ungern auf Fleisch. Es sei denn,<br />

er weiß nicht, wo es herkommt.<br />

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In der geräumigen Wohnküche bei Familie<br />

Neidhardt gleich hinter dem Ladengeschäft<br />

pulsiert das Leben. Familienmitglieder und<br />

Mitarbeiter durchqueren den Raum, der<br />

Laden und Schlachterei miteinander verbindet.<br />

Mittendrin streiten sich die beiden<br />

Jagdhunde Wilma und Lilli knurrend um<br />

ein quietschendes Kuscheltier. Als ruhender<br />

Pol in dem Chaos bearbeitet Bianca Neidhardt<br />

am großen Esstisch den Papierkram.<br />

Sie ist die Schwiegertochter und hat ihren<br />

Mann Norbert vor 25 Jahren in der ehemaligen<br />

Dorfdisko „Kutsche“ in Fleckeby<br />

kennengelernt. Ursprünglich kommt sie<br />

aus der Landwirtschaft. „Ich bin in unserem<br />

Betrieb eigentlich für alles zuständig“,<br />

erzählt Bianca, während sie gut gelaunt<br />

Zettel sortiert und abheftet. Zwischendurch<br />

ermahnt sie die beiden Hunde, spricht mit<br />

Mitarbeitern. „Mir ist sehr wichtig, dass der<br />

Verkaufsladen authentisch ist und es nett<br />

aussieht“, verrät die 43-Jährige. Ländliche<br />

Floristik ist ihr Steckenpferd. Sie dekoriert<br />

daher das Ladengeschäft regelmäßig<br />

neu, in dem die Familie nicht nur frische<br />

Fleisch- und Wurstwaren, sondern auch regionale<br />

Produkte sowie Backwaren anbietet.<br />

Außerdem gibt es noch einen Catering- und<br />

Partyservice. „Wir haben viel zu tun. Deswegen<br />

mussten meine Kinder immer schon<br />

mit ran.“<br />

Die zweite Generation steht bereits in<br />

den Startlöchern<br />

Von den drei Sprösslingen hat sich der zweitälteste<br />

Sohn Jannes früh als potentieller<br />

Nachfolger für die Landschlachterei herauskristallisiert.<br />

Bereits als Kindergartenkind<br />

verfolgte er auf dem Arm seines Vaters die<br />

Schlachtungen von Rindern und Schweinen<br />

mit großem Interesse. Er kümmerte sich stets<br />

um die Tiere und zeigte keine Scheu. Als der<br />

Vater später auf einer Betriebsversammlung<br />

einmal erklärte, dass er auf einen Nachfolger<br />

für das Unternehmen hoffe, meldete sich ein<br />

zartes Stimmchen aus der hinteren Reihe:<br />

„Hier, ich!“ Mittlerweile absolviert Jannes<br />

seine Schlachterausbildung im familiären<br />

Betrieb und kann sich kaum einen anderen<br />

Beruf vorstellen. „Ich bin ein großer Tierfreund<br />

und habe viel Spaß an der Arbeit mit<br />

den Tieren“, sagt er selbstbewusst. Auch<br />

wenn Kühe und Schweine irgendwann vor<br />

ihm im Schlachthaus am Haken baumeln,<br />

verliere er nie den Respekt, meint Jannes.<br />

Mit Rücksicht auf das Tierwohl<br />

Und das ist überhaupt einer der wichtigsten<br />

Grundsätze im Hause Neidhardt: Geschlachtet<br />

werden ausgewählte Tiere von Höfen aus<br />

der Region, denen das Tierwohl bei konventioneller<br />

Landwirtschaft am Herzen liegt.<br />

Früher, erinnert sich Rosemarie Neidhardt,<br />

die mit ihrem Mann und Firmengründer<br />

Hans-Jürgen am großen Esstisch Platz<br />

genommen hat, sei das ohnehin selbstverständlich<br />

gewesen. Dann kamen die großen<br />

Massenabfertigungen. „Jetzt wandelt sich<br />

das glücklicherweise wieder“, sagt sie. Auch<br />

für Enkel Jannes ist ein behutsames Schlachten<br />

mit Rücksicht auf das Tierwohl wichtig.<br />

Norbert Neidhardt<br />

führt die Schlachterei<br />

in zweiter Generation<br />

nach alter Tradition<br />

weiter<br />

„Heute wird alles mit Lust und Liebe und<br />

Kräutern gemacht.“<br />

(links) Hans-Jürgen<br />

Neidhardt begann<br />

seine Lehre 1957<br />

in Gettorf – damals<br />

galten hinsichtlich<br />

der Ernährung andere<br />

Maßstäbe<br />

Rosemarie Neidhardt<br />

im Ladengeschäft<br />

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Enkel Jannes (18)<br />

macht seine<br />

Schlachterausbildung<br />

im Familienbetrieb<br />

Geschlachtet werden nur ausgewählte Tiere<br />

von Höfen aus der Region<br />

Der 18-Jährige ist bekennender Fleisch-Fan.<br />

Aber wenn er nicht zu Hause ist, rührt er<br />

ein Steak selten an. „Wenn ich nicht weiß,<br />

wo das herkommt und keinen Bezug zu dem<br />

Tier habe, dann esse ich das nicht.“<br />

Hans-Jürgen Neidhardt, der 1957 seine Lehre<br />

in Gettorf begann, verfolgt das steigende<br />

Tierwohl-Interesse heutzutage mit gemischten<br />

Gefühlen. Als er noch Schlachter gelernt<br />

hat, dachten die Menschen eher pragmatisch:<br />

Fleisch muss gegessen werden. Seinen Beruf,<br />

erzählt der Senior, habe er auch gewählt,<br />

um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu<br />

versorgen. Damals galten hinsichtlich der<br />

Ernährung andere Maßstäbe. „Früher war<br />

der Fleischermeister kugelrund und hat das<br />

schiere Fett wie selbstverständlich gegessen“,<br />

meint der 79-Jährige. Hans-Jürgen<br />

Neidhardt absolvierte seinen Meister vor 65<br />

Jahren im bayerischen Landshut. Kugelrund<br />

ist er nicht. Er esse vielseitig, verrät der<br />

Schlachtermeister. Obst, Gemüse, auch Fisch<br />

und etwas Geflügel.<br />

Ein Beruf im Wandel<br />

Vieles, was sich über all die Jahre in seinem<br />

Beruf verändert hat, beschäftigt Hans-Jürgen<br />

Neidhardt beinahe täglich. Denn noch<br />

immer steht er hinten im Betrieb und hilft<br />

mit aus. Beim Wursten an der Spritze beispielsweise.<br />

Dann fühlt er sich in seinem<br />

Element. „Das Verfeinern und Veredeln ist ja<br />

eine Kunst für sich“, sagt er. Früher, so der<br />

Senior, gab es nur Salz und Pfeffer. „Heute<br />

wird alles mit Lust und Liebe und Kräutern<br />

gemacht.“ Die Naturdärme habe er anfänglich<br />

noch selber in einem besonderen Raum<br />

hergestellt, Pansen gebrüht und Därme<br />

geschleimt. Heutzutage würden die einfach<br />

zugekauft.<br />

Weniger ist manchmal mehr<br />

Doch vieles ist in der Landschlachterei Neidhardt<br />

auch gleichgeblieben. Etwa, dass weniger<br />

mitunter mehr sein kann, wie der Meister<br />

betont. Deswegen konzentriert sich das<br />

Unternehmen auf die Schlachtung von zehn<br />

Schweinen und zwei Rindern pro Woche für<br />

das eigene Geschäft, die zu verschiedenen<br />

Fleisch- und Wurstwaren wie beispielsweise<br />

Kurzgebratenem, mariniertem Grillfleisch,<br />

Brüh- und Kochwürsten, Fleischsalat oder<br />

Mettwurst verarbeitet werden. Einen Großteil<br />

des Betriebs macht die Lohnschlachterei<br />

aus, bei der Familie Neidhardt auch Tiere<br />

von Biobetrieben oder Straußenfleisch per<br />

Auftrag schlachtet. Als Vertriebswege nutzt<br />

das Unternehmen in erster Linie den eigenen<br />

Laden in Holtsee und den Partyservice.<br />

Außerdem gibt es regelmäßige Abnehmer<br />

aus der Gastronomie wie beispielsweise<br />

John´s Burger in Kiel.<br />

Sprössling Jannes denkt aber auch über eine<br />

eigene Homepage nach. Allerdings: Genug<br />

zu tun gibt es auch ohne digitale Vernetzung.<br />

Gerade in der Corona-Krise, so Jannes<br />

Neidhardt, habe es einen ganzen Schwung<br />

Neukunden gegeben. Das bestärke ihn in<br />

seinem Tun. „Erstmal möchte ich die Landschlachterei<br />

so weiterführen, wie sie jetzt<br />

ist.“ Tierwohl und Qualität stehen dabei an<br />

erster Stelle. Streicheleinheiten für Kuh und<br />

Schwein inklusive. Wie damals bei Papa auf<br />

dem Arm. Für Jannes ist daher klar: „Wir<br />

wollen nicht groß werden, sondern immer<br />

eine kleine Landschlachterei bleiben.“<br />

Hast du Interesse an einer Ausbildung zum<br />

Schlachter (m/w/d)? Dann bewirb dich bei:<br />

Landschlachterei Neidhardt<br />

Gettorfer Str. 13<br />

24363 Holtsee<br />

T. 04357 403<br />

42


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VIEL FRISCHE LUFT UND ALTE TRADITIONEN<br />

Ausbildung zum Schornsteinfeger ist vielfältig und erfordert Schwindelfreiheit<br />

TEXT Nadine Schättler | FOTO Christina Kloodt<br />

Schornsteinfegerlehrling<br />

Tobias Koch (20) liebt<br />

seine Arbeit auf dem Land.<br />

Im Kehrbezirk Holtsee kann er<br />

seinen Beruf nämlich ganz traditionell<br />

ausüben: auf Bauerndächer<br />

steigen, mit Leuten schnacken<br />

und manchmal auch mit dem<br />

Schornsteinfeger-Fahrrad zum<br />

Kehren ausrücken.<br />

Eigentlich ist Tobias Koch eher<br />

zufällig zum Schornsteinfeger-Beruf<br />

gekommen. Es war ein<br />

Übungsabend bei der Freiwilligen<br />

Feuerwehr Borgstedt, als ihn ein<br />

Kamerad ansprach, der sein künftiger Chef<br />

werden sollte. Schon länger hatte Tobias<br />

Koch vergeblich nach einem Betriebspraktikum<br />

gesucht. Nun sollte es also ein Praktikum<br />

in einem Schornsteinfeger-Betrieb<br />

werden. „Das ist ein Beruf, über den man<br />

erst gar nicht so nachdenkt“, meint der Auszubildende.<br />

Doch nach wenigen Tagen als<br />

Praktikant auf den Dächern im Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />

wusste er, dass er von nun<br />

an nichts anderes mehr machen wollte.<br />

Koch beendete die Schule daher vorzeitig<br />

mit dem Mittleren Schulabschluss und<br />

begann seine Ausbildung zum Schornsteinfeger.<br />

„Man ist viel an der frischen Luft<br />

und in Bewegung, das gefällt mir“, sagt der<br />

20-Jährige. Ein klassischer Bürojob wäre für<br />

ihn nicht das Richtige gewesen. Stattdessen<br />

klettert er lieber auf Hausdächer und<br />

schwingt seinen Kehrbesen an der langen<br />

schwarzen Leine in Schornsteine hinein.<br />

Dabei kann er seine Heimat meist weit überblicken.<br />

„Da oben zu stehen, ist wirklich<br />

ein ganz anderes Gefühl“, erzählt Koch.<br />

Nur etwa zehn Zentimeter messen viele der<br />

kleinen Trittflächen, auf denen er mit seinen<br />

Sicherheitsschuhen Halt sucht, um kehren<br />

zu können. Ohne Netz und doppelten<br />

Boden. „Es ist ganz normal, dass man am<br />

Anfang ein bisschen unsicher steht. Gerade<br />

hier auf dem Land, wo an manchen Tagen<br />

der Wind ordentlich weht.“ Doch das bisschen<br />

Höhenangst, das ihn die ersten Male<br />

begleitet habe, sei schnell verschwunden.<br />

„Man gewöhnt sich daran und weiß bald,<br />

wie man mit dem Körpergewicht umzugehen<br />

hat.<br />

Schnell hat sich Tobias Koch auch an etwas<br />

anderes gewöhnt: an den offenen Umgang<br />

und den engen Kontakt mit den Kunden<br />

auf dem Land. Es ist für ihn sogar einer der<br />

schönsten Aspekte seines Berufes geworden.<br />

„Auf dem Land sind die Leute alle freundlich.<br />

Manche kochen dir einen Kaffee oder<br />

laden dich zum Frühstück ein.“ Wenn es<br />

passt, schaufelt sich der Schornsteinfegerlehrling<br />

gerne ein bisschen Zeit frei,<br />

um ein belegtes Brötchen am Küchentisch<br />

zu essen. „Man redet eigentlich über alles.<br />

Jetzt natürlich viel über Corona.“ Manche<br />

Kunden seien daher etwas zurückhaltender,<br />

scheuen den direkten Kontakt oder wollen<br />

ihren Schornstein lieber zu einem anderen<br />

Zeitpunkt gereinigt haben. Doch Koch hat<br />

immer eine Maske bei sich und hält sich an<br />

die Abstands- und Hygieneregeln. Einen<br />

Vorteil hat die Corona-Pandemie für Schornsteinfeger<br />

aber schon. Da viele Menschen<br />

im Homeoffice arbeiten, ist immer jemand<br />

zuhause, der dem Glücksbringer die Tür<br />

öffnen kann. Das erleichtert die terminliche<br />

Organisation.<br />

„Wer Schornsteinfeger werden<br />

möchte, sollte unbedingt eigenständig<br />

arbeiten können“, meint<br />

Tobias Koch. Zwischen 20 bis 30<br />

Kundenbesuche stehen pro Tag<br />

an, die man selber koordinieren<br />

kann. Körperlich anstrengend sei<br />

der Beruf eher weniger, so der<br />

Azubi. Die Kugel an der Kehrleine<br />

wiegt zwei bis drei Kilo, die Leiter<br />

ist ausziehbar. Wenn Tobias Koch<br />

eine Kehrrung oder Heizungsmessung<br />

auf dem Plan hat, wo er<br />

keine großen Werkzeuge braucht,<br />

lässt er das Auto auch mal stehen<br />

und fährt nach alter Schornsteinfeger-Sitte<br />

mit dem Fahrrad über Land.<br />

„Gerade die älteren Leute sind begeistert,<br />

weil sie sich an diese Tradition erinnern<br />

können.“<br />

In einem Jahr wird Koch seine Ausbildung als<br />

Geselle beenden. Dann möchte er unbedingt<br />

als Schornsteinfeger in der Region bleiben.<br />

Die absolute Krönung seiner Lehrlingszeit<br />

ist aber symbolischer Natur. Nur wer ein fertig<br />

ausgebildeter Schornsteinfeger ist, darf<br />

auch einen Zylinder tragen. „Für mich wird<br />

das etwas ganz Besonderes sein. Mit dem<br />

Zylinder als Geselle kann man wirklich stolz<br />

auf seine Ausbildung sein.“<br />

•<br />

A U S B<br />

•<br />

GUT ZU WISSEN<br />

I L D U N G S<br />

I N F O S<br />

Ausbildung<br />

- Schornsteinfeger<br />

I C H<br />

D<br />

I R B<br />

Schornsteinfegermeister<br />

Hans Henning<br />

Alsenstr. 14<br />

24768 Rendsburg<br />

•<br />

B E W<br />

44


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EINE AUSBILDUNG, DIE ZU MIR PASST<br />

Workshop der <strong>ME2BE</strong> Medienagentur bei der Covestro Deutschland AG in Brunsbüttel<br />

TEXT Sophie Blady | FOTOS Apo Genç


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Bedenkt man, dass viele Schülerinnen<br />

und Schüler mit der Ausbildung<br />

bereits den Grundstein für<br />

ihre professionelle Laufbahn legen, wird<br />

klar: Die Wahl des Ausbildungsplatzes hat<br />

Einfluss auf die gesamte berufliche Karriere.<br />

Doch wie erkenne ich eigentlich, ob<br />

ein Ausbildungsbetrieb zu mir passt? Im<br />

Rahmen eines Workshops bei dem weltweit<br />

tätigen Chemieunternehmen Covestro<br />

haben wir von <strong>ME2BE</strong> mit acht Schülerinnen<br />

und Schülern des Detlefsengymnasiums in<br />

Glückstadt Kriterien erarbeitet, mit denen<br />

sie jedes Unternehmen checken können.<br />

Was interessiert euch? Und was ist euch<br />

persönlich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />

wichtig? – wollte das <strong>ME2BE</strong>-<br />

Team von Niklas, Pauline, Lena-Sophie,<br />

Thore, Marvin, Jan, Asmus und Tjark nach<br />

einer kurzen Vorstellungsrunde wissen.<br />

Denn nur, wer genau weiß, was er sucht,<br />

kann auch das Richtige für sich finden.<br />

Schnell wurde den Schülerinnen und Schülern<br />

klar, hier werden nicht Informationen<br />

konsumiert, sondern selbst erarbeitet. Am<br />

letzten Tag ihres Wirtschaftspraktikums bei<br />

Covestro verlangten wir den acht Schülern<br />

noch einmal einiges ab: Mit unserer Hilfe<br />

sollten sie nicht nur herausfinden, ob Covestro<br />

ein erfolgsversprechendes Ausbildungsunternehmen<br />

darstellt, sondern auch Kriterien<br />

erarbeiten, mit denen sie in Zukunft<br />

jedes andere Unternehmen richtig einordnen<br />

und bewerten können.<br />

Bereits nach einem kurzen Brainstorming<br />

kristallisierte sich folgendes Ergebnis heraus:<br />

Das Unternehmen, in dem die meisten<br />

Schülerinnen und Schüler am liebsten eine<br />

Ausbildung absolvieren würden, sollte:<br />

• gute Zukunftsperspektiven bieten, so<br />

z. B. Übernahmechancen, Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

und Förderprogramme<br />

• eine engmaschige Betreuung während<br />

der Ausbildung gewährleisten und für<br />

Fragen und Rückmeldungen offen sein<br />

• ein vielseitig und gut strukturiertes<br />

Aufgabenfeld bieten<br />

• den Azubi in unterschiedliche Abteilungen<br />

einführen und in verschiedene<br />

Projekte integrieren<br />

• eine ansprechende Firmenphilosophie<br />

vertreten<br />

• mit einem attraktiven Standort und<br />

einer guten Ausstattung punkten<br />

• ein freundliches Betriebsklima pflegen<br />

Mithilfe dieser Kriterien wollten wir herausfinden,<br />

ob Covestro ein attraktives Ausbildungsunternehmen<br />

mit Zukunftschancen ist<br />

und ob es sich für Pauline, Asmus und die<br />

anderen Teilnehmer des Workshops lohnen<br />

würde, ihre Ausbildung in diesem Unternehmen<br />

zu absolvieren.<br />

Der große Check<br />

Nach einer Mittagspause bei Currywurst und<br />

Pommes teilten wir die Schülerinnen und<br />

Schüler in drei Gruppen ein. Nun ging es<br />

nicht nur kulinarisch um die Wurst: Anhand<br />

der erarbeiteten Kriterien fühlten die Kursteilnehmer<br />

Covestro mit dem Arbeitgeber-Check,<br />

dem Unternehmens-Check und<br />

dem Azubi-Check auf den Zahn.<br />

Wie versucht ein Unternehmen wie Covestro,<br />

für seine Auszubildenden attraktiv zu sein?<br />

Wie ist die betriebliche Ausbildung organisiert?<br />

Diese Fragen stellten Thore, Tjark und<br />

Marvin, Ausbildungsleiter Jürgen Evers. Er<br />

betonte, dass bei Covestro ein Großteil der<br />

Weiterbildungsmaßnahmen bereits während<br />

der Ausbildung stattfinde und die Industrie<br />

für die nächsten 20 bis 30 Jahre an diesem<br />

Standort gesichert sei. Zudem sei das<br />

Gehaltsniveau dank eines hohen Grundtarifs<br />

in der Industrie durchaus angemessen und<br />

fair. Ihr Fazit lautet: Covestro hat beim<br />

Arbeitgeber-Check sehr gut abgeschnitten,<br />

denn das Unternehmen bietet seinen Azubis<br />

vielfältige Ausbildungsberufe, berufliche<br />

Perspektiven sowie Arbeitsplatzsicherheit<br />

und eine faire Entlohnung.<br />

Lena-Sophie und Pauline erklärten sich<br />

bereit, im Azubi-Check herauszufinden,<br />

was Auszubildende bei Covestro über ihren<br />

48 49


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Jürgen Evers, Leiter der<br />

Abteilung Ausbildung und<br />

Training bei Covestro<br />

Ausbildungsplatz denken, welche Kriterien<br />

ihnen bei der Berufswahl wichtig gewesen<br />

sind und warum sie sich für einen vermeintlichen<br />

Männerberuf entschieden haben?<br />

Antworten erhielten die beiden Praktikantinnen<br />

unter anderem von zwei Chemielaborantinnen<br />

im dritten Lehrjahr. „Der Betrieb<br />

ist einfach sympathisch, und Ausbildungsleiter<br />

Jürgen Evers ist sehr offen und mitreißend,<br />

deswegen habe ich mich sofort für<br />

Covestro entschieden. Die Betreuung ist sehr<br />

gut und auch unter den Azubis herrscht ein<br />

sehr angenehmes Arbeitsklima.“<br />

LENA-SOPHIE<br />

Ich interessiere mich sehr für Naturwissenschaften, weiß aber noch<br />

nicht genau, was ich nach der Schule machen möchte. Da mich die<br />

Unterwasserwelt schon immer sehr fasziniert hat, könnte ich mir<br />

gut vorstellen, diese zu erforschen – vielleicht in einem Studium zur<br />

Meeresbiologin. Für meinem zukünftigen Arbeitsplatz sind mir ein<br />

gutes Arbeitsklima und eine familiäre Atmosphäre sehr wichtig: Ich<br />

möchte jeden Tag morgens mit einem Lächeln zu Arbeit gehen und<br />

abends mit einem Lächeln wieder nach Hause kommen.<br />

Wie gut das Unternehmen am Maßstab unserer<br />

Kriterien abschneidet, fanden Asmus,<br />

Niklas und Jan im Interview mit Hannes<br />

– Auszubildender zum Kaufmann für Büromanagement<br />

im zweiten Lehrjahr – heraus.<br />

Er ist davon überzeugt, dass Covestro einen<br />

sehr großen Einfluss in der Region hat und<br />

hohe Ansprüche an seine Lieferanten stellt,<br />

um die Nachhaltigkeit zu fördern. „Dazu<br />

passt auch das Motto: ‚People, Planet, Profit‘,<br />

das Menschlichkeit, Nachhaltigkeit und<br />

Wirtschaftlichkeit gleichwertig nebeneinander<br />

stellt“, so Hannes. Positiv bewertet er<br />

auch die Ausstattung und Work-Life-Balance<br />

im Unternehmen.<br />

Fazit<br />

In einer Schlussrunde präsentierten die drei<br />

Gruppen ihre Ergebnisse. Alle waren sich<br />

einig: Covestro erfüllt sehr viele Kriterien,<br />

die ein zukunftsorientierter und anspruchsvoller<br />

Ausbildungsplatz mitbringen sollte.<br />

Ebenso vielseitig wie die Aufgaben sind die<br />

Ausbildungsmöglichkeiten bei Covestro in<br />

Brunsbüttel. Ob im kaufmännischen, naturwissenschaftlichen<br />

oder technischen Bereich<br />

– das weltweit tätige Unternehmen bietet<br />

Schulabgängern mit allen Bildungsabschlüssen<br />

attraktive Einstiegsmöglichkeiten und<br />

langfristige Perspektiven im Unternehmen.<br />

Weitere Informationen zur Ausbildung bei<br />

Covestro unter: www.career.covestro.de.<br />

JAN<br />

Ich interessiere mich sehr<br />

für Elektronik, Physik und<br />

Chemie, daher wollte ich<br />

schon immer mal ein Praktikum<br />

bei Covestro absolvieren.<br />

Besonders gefallen<br />

haben mir die Führungen<br />

durch die Firma. Ich könnte<br />

mir gut vorstellen, eine<br />

Ausbildung als Elektroniker<br />

bei Covestro zu machen.<br />

Mir gefällt die Firmenphilosophie<br />

des Unternehmens,<br />

Covestro arbeitet sehr nachhaltig,<br />

die Mitarbeiter sind<br />

alle sehr nett, und das Essen<br />

ist wirklich gut (lacht).<br />

50 51


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MARVIN<br />

Ich bin hier, weil ich letztes Jahr in Heide auf einer Berufsorientierungsmesse<br />

einen Vortrag von Herrn Evers gehört habe, der mir sehr gut gefallen<br />

hat. Da ich später gerne Maschinenbau studieren möchte, war ich etwas<br />

enttäuscht, dass wir im Rahmen des Praktikums wegen Corona keine Einblicke<br />

in diesen Bereich bekommen konnten. Viel erfahren haben wir jedoch<br />

über den Aufbau eines Unternehmens. Für meinen späteren Beruf sind mir<br />

besonders nette Kollegen und gute Aufstiegsmöglichkeiten wichtig.<br />

PAULINE<br />

Mein Vater, Jürgen Evers, ist der Leiter der Abteilung Ausbildung<br />

und Training des Unternehmens, daher habe ich bereits im Vorfeld<br />

viel über Covestro erfahren und wollte mir nun endlich einen persönlichen<br />

Eindruck verschaffen. Ich bin positiv überrascht, wie sich<br />

das Unternehmen für Nachhaltigkeit einsetzt: Viele Produkte, die<br />

Covestro für die Arbeitsabläufe benötigt, werden direkt vor Ort hergestellt,<br />

das finde ich sehr beeindruckend. Trotzdem hat mir dieses<br />

Praktikum gezeigt, dass ich mehr mit Menschen arbeiten möchte.<br />

Mein Plan ist, nach dem Abi eine Ausbildung zum Notfallsanitäter zu<br />

machen und dann Medizin zu studieren. Ich hoffe, dass Corona bis<br />

dahin das Leben nicht mehr so dominiert und alles wieder einigermaßen<br />

normal läuft.<br />

TJARK<br />

Ich habe Covestro auf einer Berufsorientierungsmesse kennengelernt,<br />

auf der sich unter anderem verschiedene Chemieunternehmen<br />

präsentiert haben. Der Vortrag von Herrn Evers hat mich neugierig<br />

gemacht, daher habe ich mich für ein Wirtschaftspraktikum beworben.<br />

Gut gefallen hat mir, unmittelbare Einblicke in unterschiedliche<br />

Berufe zu bekommen und zu erfahren, wie ein Unternehmen aufgebaut<br />

ist. Leider konnten wir aufgrund von Corona viele Bereiche<br />

nicht sehen, aber ich habe spannende Einblicke in die Ver- und Entsorgung<br />

von Wasser, Strom, Erdgas bekommen. Durch dieses Praktikum<br />

habe ich mich nun entschlossen, im naturwissenschaftlichen<br />

Bereich zu arbeiten.<br />

THORE<br />

Für dieses Praktikum habe ich mich beworben, weil ich<br />

noch nicht genau weiß, was ich nach dem Abi machen<br />

möchte. Bei Covestro hatte ich nun die Möglichkeit, ganz<br />

unterschiedliche Bereiche eines Unternehmens kennenzulernen.<br />

Ich hätte mich gefreut, wenn wir mehr Einblicke<br />

in die Produktion bekommen hätten, das war leider<br />

wegen Corona nicht möglich. Besonders gut gefallen hat<br />

mir die Führung durch das technische Lager. Nie hätte<br />

ich gedacht, dass die Abläufe so komplex sind. Für mein<br />

Berufsleben wünsche ich mir eine abwechslungsreiche<br />

Arbeit – vielleicht als Chemikant oder Laborant.<br />

NIKLAS<br />

Vor einigen Jahren hatte ich mich schon einmal bei Covestro<br />

beworben und bin sehr froh, dass es dieses Mal geklappt hat<br />

und ich jetzt mein Wirtschaftspraktikum absolvieren kann.<br />

Mir gefällt besonders, dass das Unternehmen nicht nur Wert<br />

auf gute Noten legt, sondern vor allem der Mensch im Mittelpunkt<br />

steht: Wer den Eingangstest besteht und sich auch<br />

sonst als geeignet erweist, bekommt eine Chance, egal mit<br />

welchem Abschluss. Das Praktikum hat mir gezeigt, wie viele<br />

Arbeitsmöglichkeiten es in einem Unternehmen gibt und<br />

welche unterschiedlichen Berufe der Arbeitsbereich Chemie<br />

zu bieten hat. Nach dem Abi würde ich gerne eine Ausbildung<br />

machen und vielleicht danach studieren.<br />

ASMUS<br />

Ich könnte mir gut vorstellen, nach meinem Abi eine Ausbildung<br />

zum Elektroniker für Betriebstechnik oder Automatisierungstechnik<br />

bei Covestro zu machen und erst danach zu<br />

studieren. Im Praktikum haben wir bereits erste Einblicke in<br />

das Unternehmen bekommen. Besonders gut gefallen hat mir<br />

der Ausbildungsbereich und das Gemeinschaftsgefühl unter<br />

den Auszubildenden. Da ich mich sehr wohl in Dithmarschen<br />

fühle, würde ich auch nach dem Abi gerne hierbleiben, wenn<br />

möglich sogar in meinem Heimatort Beidenfleth. Da habe<br />

ich meine Freunde. Da spiele ich Fußball und bin Mitglied im<br />

Segelverein.<br />

52 53


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„Das Besondere an der Ausbildung beim<br />

Kreis ist die Vielfältigkeit unserer<br />

Aufgaben, das unterscheidet uns sehr<br />

von kleineren Verwaltungen.“<br />

ÜBER SICH HINAUSWACHSEN IN DER<br />

KREISVERWALTUNG DITHMARSCHEN<br />

Ausbildung in Corona-Zeiten. Ein Gespräch mit Ausbildungsleiterin Frau von Würtzen-Pieper<br />

TEXT Sophie Blady | FOTOS Anna Leste-Matzen<br />

Wer eine Ausbildung im Kreis<br />

Dithmarschen absolviert, wird<br />

ernst genommen und darf über<br />

sich hinauswachsen, das ist Ausbildungsleiterin<br />

Petra von Würtzen-Pieper sehr<br />

wichtig. Seit nunmehr zehn Jahren ist sie<br />

erste Ansprechpartnerin für die Azubis der<br />

Kreisverwaltung und setzt sich voller Leidenschaft<br />

und Tatendrang für ihre Schützlinge<br />

ein.<br />

Frau von Würtzen-Pieper, Sie sind seit<br />

zehn Jahren Ausbildungsleiterin in der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen, stellen<br />

Auszubildende ein und begleiten sie auf<br />

ihrem Weg ins Berufsleben. Was zeichnet<br />

die Ausbildung beim Kreis aus?<br />

Das Besondere an der Ausbildung beim Kreis<br />

ist die Vielfältigkeit unserer Aufgaben, das<br />

unterscheidet uns sehr von kleineren Verwaltungen.<br />

In den drei Jahren lernen die<br />

Auszubildenden sehr viele Bereiche kennen,<br />

sodass sie später die Möglichkeit haben<br />

zu entscheiden, in welcher Abteilung sie<br />

arbeiten möchten. Das Spektrum reicht von<br />

zentralen Aufgaben wie Personalverwaltung,<br />

Finanzverwaltung und Kassenwesen bis hin<br />

zum ordnungsrechtlichen Bereich, in dem es<br />

unter anderem um Naturschutz und Bauvorhaben<br />

geht. Besonders beliebt bei unseren<br />

Auszubildenden ist jedoch die soziale Abteilung,<br />

in der es darum geht, Menschen aller<br />

Altersgruppen zu helfen – vom Baby bis zu<br />

den Senioren.<br />

Dürfen sich die Auszubildenden denn<br />

Abteilungen aussuchen, die sie während<br />

ihrer Ausbildung kennenlernen möchten?<br />

Zu Beginn eines jeden Jahres erstelle ich<br />

einen Jahresplan, in dem ich alle Wünsche<br />

der Auszubildenden, so gut es geht, berücksichtige.<br />

Es gibt jedoch Arbeitsbereiche,<br />

die eignen sich besser für den Beginn der<br />

Ausbildung und andere für den späteren<br />

Verlauf. Den sozialen Bereich, für den sich<br />

viele interessieren, lernen unsere Auszubildenden<br />

meist erst Ende des zweiten<br />

oder Anfang des dritten Ausbildungsjahres<br />

kennen, weil dieser ein gewisses Standing<br />

erfordert und sich als sehr anspruchsvoll von<br />

der Sachbearbeitung sowie dem Umgang mit<br />

Gesetzen darstellt.<br />

Was unternimmt der Kreis Dithmarschen,<br />

um für Auszubildende als Arbeitgeber<br />

attraktiv zu sein?<br />

Wir präsentieren uns im Internet, auf Ausbildungsmessen<br />

und in Schulen mit unseren<br />

großen Pluspunkten: attraktive Arbeitszeiten<br />

mit flexiblen, individuell angepassten<br />

Arbeitszeitregelungen und einem geregelten<br />

Wochenende. Auch an Weihnachten und Silvester<br />

muss hier keiner arbeiten, und wer<br />

morgens früh da ist, kann nachmittags zeitig<br />

Feierabend machen – das ist etwas, was die<br />

Azubis schätzen. Zu besonderen Anlässen<br />

54 55


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erwarten wir allerdings, dass sie auch mal<br />

bis 17 Uhr bleiben oder ausnahmsweise am<br />

Samstag aushelfen. Das kommt jedoch sehr<br />

selten vor und stellt eigentlich kein Problem<br />

dar. Meist nicht ausschlaggebend, aber dennoch<br />

verlockend: Wir haben eine sehr gute<br />

Ausbildungsvergütung.<br />

Und wodurch hebt sich der Kreis Dithmarschen<br />

von anderen Verwaltungen ab?<br />

Ausbildung hat bei uns einen sehr hohen<br />

Stellenwert, das sagen wir nicht nur, das<br />

leben wir auch: Meine Tür steht immer offen<br />

und ich nehme mir gerne mal die Zeit für ein<br />

persönliches Anliegen. Bei mir kann man<br />

im Notfall auch abends um 22 Uhr anrufen<br />

oder morgens um 6 Uhr – alles Dinge, die ich<br />

schon erlebt habe. Ich beobachte, dass den<br />

Auszubildenden der persönliche Kontakt<br />

heutzutage sehr wichtig ist. Ein Bedürfnis,<br />

auf das ich gerne eingehe, da sich unsere<br />

Auszubildenden wohl- und ernst genommen<br />

fühlen sollen. Sie gehören in jeder Hinsicht<br />

dazu, sei es bei einer Dienstbesprechung<br />

oder einem Geburtstag, einem Sommerausflug<br />

oder bei der Weihnachtsfeier. Dieses<br />

Gemeinschaftsgefühl und die große Auswahl<br />

an ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen<br />

zeichnet unser Haus aus und unterscheidet<br />

es von anderen Verwaltungen in der Region.<br />

Die Pandemie beherrscht weiterhin unser<br />

Leben und sorgt für viele Überraschungen.<br />

Welche konkreten Auswirkungen<br />

hat die Pandemie auf die Arbeit der<br />

Auszubildenden?<br />

COVID-19 erschwert in der Kreisverwaltung,<br />

wie in allen anderen Bereichen des Lebens,<br />

das soziale Miteinander erheblich: Ausflüge,<br />

Geburtstage und natürlich auch die Weihnachtsfeier<br />

konnten nicht wie gewohnt<br />

stattfinden. Das ist sehr schade, aber wir<br />

tragen auch eine gewisse Verantwortung den<br />

Bürgern gegenüber und müssen uns daher<br />

genau überlegen, welche Zusammenkünfte<br />

wir in diesen Zeiten verantworten können.<br />

In den letzten Monaten mussten wir alle lernen,<br />

stets flexibel zu reagieren und das Beste<br />

aus der Situation zu machen. Als die Fachhochschule<br />

in Altenholz im Frühjahr 2020<br />

von einem auf den anderen Tag geschlossen<br />

wurde und die Auszubildenden nach Hause<br />

geschickt hat, haben wir die Anwärter für<br />

den gehobenen Dienst beispielsweise gebeten,<br />

uns beim Bürgertelefon zu unterstützen.<br />

Als dann das Online-Studium losging,<br />

mussten wir wieder umdenken und neue<br />

Wege finden, die zusätzlichen Aufgaben in<br />

der Kreisverwaltung zu erledigen. Die Auszubildenden<br />

waren in dieser Zeit sehr wertvoll<br />

für uns und haben sich tatkräftig und<br />

verantwortungsvoll engagiert. Wir beziehen<br />

unsere Auszubildenden in alle Abläufe mit<br />

ein und geben ihnen so die Möglichkeit,<br />

über sich hinauszuwachsen. Ich habe den<br />

Eindruck, dass sie heute viel selbstbewusster<br />

sind als früher und sich auch was zutrauen,<br />

das ist wirklich klasse!<br />

Welche Vorteile bringt eine Beamtenlaufbahn<br />

in diesen bewegten Zeiten mit sich?<br />

Der öffentliche Dienst hat absolut Zukunft,<br />

ob in einer Beamtenlaufbahn oder im<br />

Beschäftigtenbereich. Wer ein unbefristetes<br />

Arbeitsverhältnis beim Kreis Dithmarschen<br />

besitzt, ist im Grunde genauso gut abgesichert<br />

wie ein Beamter. Besonders wichtig<br />

sind für unsere Auszubildenden und Anwärter<br />

die Sicherheit, die angenehmen Arbeitszeiten<br />

und die Vergütung. Dass Beamte im<br />

Verhältnis netto mehr in der Tasche haben<br />

als Angestellte, ist ja kein Geheimnis und<br />

wird durchaus als Vorteil wahrgenommen.<br />

Immer wichtiger für junge Arbeitnehmer<br />

wird aber auch die Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie, die wir sehr fördern: Wir bieten<br />

neben der Möglichkeit zum Homeoffice auch<br />

flexible Arbeitszeiten an, sodass sich Berufsund<br />

Privatleben gut miteinander vereinen<br />

lassen.<br />

Corona beherrscht immer noch unsere<br />

Privat- und Berufsleben. Für angehende<br />

Fachkräfte keine leichte Situation. Worauf<br />

sollten Bewerber in Corona-Zeiten achten?<br />

Sie sollten ihre E-Mails lesen (lacht). Wer<br />

zum Vorstellungsgespräch oder zum Einstellungstest<br />

eingeladen wird, sollte dies natürlich<br />

auch wissen, um überhaupt teilnehmen<br />

zu können. Leider erlebe ich viel zu oft, dass<br />

die Jugendlichen erst durch meinen Anruf<br />

von ihrer Zusage erfahren, das macht keinen<br />

guten Eindruck. Manchmal frage ich mich,<br />

ob sie das Bewerbungsverfahren ernst genug<br />

nehmen. Wir überlegen derzeit, Bewerbungsgespräche<br />

in Zukunft auch digital über<br />

Videokonferenzen durchzuführen, allerdings<br />

nicht bei Auszubildenden, die versuchen wir<br />

immer persönlich einzuladen.<br />

Ein spannendes Thema: Die Digitalisierung<br />

bestimmt immer mehr unsere Lebenswirklichkeit<br />

und bietet daher in Bereichen Ausweichmöglichkeiten,<br />

in denen der direkte<br />

Kontakt zurzeit eingeschränkt werden<br />

muss. Worauf sollten Bewerber bei einem<br />

digitalen Vorstellungsgespräch achten?<br />

Ein gepflegtes Erscheinungsbild ist gerade<br />

in der öffentlichen Verwaltung sehr<br />

Janna, Mara,<br />

Christina, Fenja<br />

und Jule machen<br />

eine Ausbildung<br />

in der Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen<br />

sammeln wertvolle<br />

Erfahrungen für<br />

ihr ihre berufliche<br />

Zukunft<br />

wichtig, auch bei einem Videogespräch!<br />

Unsere Bewerber müssen sich nicht verkleiden<br />

und auch nicht im Konfirmationsanzug<br />

antreten, aber wenn ein junger Mann einfach<br />

ein flottes Hemd trägt und sich vorher<br />

die Haare kämmt, wissen wir das sehr zu<br />

schätzen. Die jungen Damen sind da sowieso<br />

ganz entspannt, sie wissen von Haus aus,<br />

welches Outfit passend ist. Für ein Videogespräch<br />

sollte außerdem der Hintergrund gut<br />

durchdacht sein, und wir legen großen Wert<br />

darauf, dass die Bewerber sich wirklich gut<br />

vorbereiten: Wer beim Kreis Dithmarschen<br />

zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird,<br />

sollte wissen, was im Kreis Dithmarschen<br />

los ist und eine Idee davon haben, worum<br />

es in der von ihm angestrebten Ausbildung<br />

eigentlich geht – ob im persönlichen<br />

Gespräch oder im digitalen Raum. Wir verlangen<br />

nichts Unmögliches, aber ich möchte<br />

spüren, dass sich die Bewerber mit dem<br />

Ausbildungsberuf und mit dieser Verwaltung<br />

beschäftigt haben.<br />

Vielen Dank für die spannenden Einblicke<br />

in Ihre Arbeit Frau von Würtzen-Pieper.<br />

•<br />

A U S B<br />

GUT ZU WISSEN<br />

•<br />

I L D U N G S<br />

I C H<br />

I N F O S<br />

D<br />

I R B<br />

Die Kreisverwaltung Dithmarschen bietet<br />

folgende Ausbildungen an:<br />

- Verwaltungsfachangestellter (m/w/d)<br />

- Forstwirt (nach Bedarf) (m/w/d)<br />

- Fachkraft für Büromanagement (nach<br />

Bedarf) (m/w/d)<br />

- Duales Studium Allgemeine Verwaltung /<br />

Public Administration (B. A.)<br />

Kreis Dithmarschen<br />

Ausbildungsleitung<br />

Petra von Würtzen-Pieper<br />

Stettiner Straße 30<br />

25746 Heide<br />

T. 0481 97-1232<br />

E. info@dithmarschen.de<br />

www.dithmarschen.de<br />

•<br />

B E W<br />

56 57


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AZUBIPORTRAITS<br />

Jens-Peter Lindner,<br />

Leiter des Rettungsdienstes<br />

Nordfriesland<br />

TEAMGEIST IST ALLES!<br />

Die Notfallsanitäter der Rettungswache Husum<br />

TEXT Sophie Blady | FOTOS Andreas Birresborn<br />

Finger im Rasenmäher, stechende<br />

Schmerzen im Brustkorb oder ein<br />

Unfall auf der B5 – alles Fälle für<br />

die Notfallsanitäter des Rettungsdienstes<br />

in Nordfriesland. Geht der Melder, heißt<br />

es, trittschutzsichere Schuhe anziehen,<br />

Helm und Schutzbrille aufsetzen und so<br />

schnell wie möglich zum Einsatzort fahren<br />

– mit Blaulicht und Horn versteht sich.<br />

Über 33.000 Mal im Jahr machen sich die<br />

170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus<br />

neun Rettungswachen im Kreis Nordfriesland<br />

auf den Weg, um Leben zu retten.<br />

Eine wichtige und verantwortungsvolle<br />

Aufgabe, die seit dem 1. Januar 2014 in<br />

einer dreijährigen Ausbildung zum Notfallsanitäter<br />

erlernt werden kann. Doch wer ist<br />

eigentlich für diesen Beruf geeignet? Wir<br />

wollten es genau wissen und haben uns mit<br />

zwei Azubis und Jens-Peter Lindner, dem<br />

Leiter des Rettungsdienstes Nordfriesland,<br />

verabredet.<br />

Es duftet nach Kaffee und frischen Brötchen,<br />

als Jens-Peter Lindner und ich die Küche der<br />

Rettungswache Husum betreten. Zwei Teller<br />

mit Krumen stehen noch auf dem Tisch.<br />

„Eine typische Situation“, lacht Lindner.<br />

„Ich komme morgens zum Dienst und weiß<br />

nicht, was der Tag heute bringt: Kann ich<br />

mich gemütlich hinsetzen und frühstücken?<br />

Kann ich meine Tagesaufgaben erledigen<br />

oder geht es gleich los zum Einsatz?“ Wer<br />

als Notfallsanitäter arbeiten möchte, sollte<br />

eine gehörige Portion Neugierde und die<br />

Bereitschaft besitzen, sich immer auf etwas<br />

Neues einzulassen – auch am Wochenende<br />

und an Feiertagen. „Wer sagt, mir ist das<br />

Weihnachtsfest heilig und ich muss jedes<br />

Wochenende mit meinen Freunden losziehen,<br />

der wird schnell frustriert sein. Für alle<br />

anderen, die kein Medizinstudium absolvieren<br />

möchten, ist der Beruf des Notfallsanitäters<br />

die spannendste Tätigkeit im medizinischen<br />

Bereich, davon bin ich überzeugt“,<br />

so Lindner.<br />

Darauf kommt es an!<br />

Da Notfallsanitäter in ihrem Berufsalltag<br />

mit den unterschiedlichsten Menschen und<br />

Situationen konfrontiert werden, wird bei<br />

den Bewerbern ein Mindestalter von 17 Jahren<br />

sowie ein Mittlerer Schulabschluss, das<br />

Abitur oder ein Erster allgemeinbildender<br />

Schulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />

vorausgesetzt. Denn um im<br />

Notfall angemessen und besonnen zu handeln,<br />

bedarf es einer gewissen Reife: Ein<br />

Notfallsanitäter muss auch gestandenen<br />

Persönlichkeiten höflich, aber bestimmt auf<br />

unangemessenes Handeln hinweisen und<br />

vermitteln, dass er die Situation im Griff hat.<br />

Von Vorteil sind außerdem ein Führerschein<br />

der Klasse B und ein guter gesundheitlicher<br />

Zustand. „Wir wollen ja nicht, dass unsere<br />

Mitarbeiter abgekämpft im 4. Stock ankommen<br />

und selber erst einmal Sauerstoff benötigen“,<br />

betont Lindner. Wie vielfältig das<br />

Berufsbild des Notfallsanitäters tatsächlich<br />

ist, zeigt der Einstellungstest für Azubis: In<br />

diesem kommt es nicht nur darauf an, mit<br />

Wissen und einer sicheren Rechtschreibung<br />

zu glänzen, sondern ebenso mit Teamgeist<br />

und sozialer Kompetenz, denn Notfallsanitäter<br />

arbeiten in ihrem abwechslungsreichen<br />

Arbeitsalltag mit vielen ganz unterschiedlichen<br />

Berufsgruppen wie etwa Feuerwehr,<br />

Polizei, Hausärzten und dem Gesundheitsamt<br />

zusammen. „Das gefällt mir besonders gut“,<br />

sagt Malte. „Mittlerweile bin ich im dritten<br />

Ausbildungsjahr hier an der Rettungswache<br />

Husum und habe meine Entscheidung bis<br />

59


„Die Auszubildenden von heute sind<br />

flexibler und breiter aufgestellt, was<br />

ihre Zukunftspläne angeht.“<br />

Jens-Peter Lindner<br />

EINFACH GUTE AUS BILDUNG<br />

Zukunftssichere Ausbildung bei den Stadtwerken Norderstedt<br />

Hinten Bennet,<br />

vorne Fabian<br />

TEXT & FOTO Stadtwerke Norderstedt<br />

heute noch nie bereut. Jeder Einsatzort ist<br />

anders, und das ist wirklich interessant“,<br />

erklärt er uns.<br />

Mit Teamgeist zum Erfolg<br />

Wie wichtig der Zusammenhalt auf der Rettungswache<br />

ist, weiß auch Stella. Sie befindet<br />

sich im 2. Jahr ihrer Ausbildung zur Notfallsanitäterin<br />

und darf nach bestandener<br />

Kompetenzprüfung im Februar als zweite<br />

Teampartnerin im Rettungswagen mitfahren.<br />

Ein großer Moment in der dreijährigen<br />

Vollzeitausbildung, denn ab diesem Zeitpunkt<br />

trägt sie zusammen mit ihrem Kollegen<br />

die volle Verantwortung beim Einsatz.<br />

„Da wir in Notsituationen perfekt zu zweit<br />

funktionieren müssen, ist Teamfähigkeit<br />

in diesem Beruf extrem wichtig. Die erste<br />

Anlaufstelle nach einem schweren Einsatz<br />

ist immer der Teampartner. Nachdem wir<br />

Medikamente nachgefüllt und den Wagen<br />

gereinigt haben, besprechen wir meist noch<br />

im Einsatzwagen, was gut geklappt hat, was<br />

beim nächsten Mal besser laufen sollte und<br />

wie wir die Situation wahrgenommen haben.<br />

Wir machen in der Ausbildung zwar keine<br />

konkreten Übungen für die Teamkompetenz,<br />

aber werden jeden Tag auf der Rettungswache<br />

mit diesem Thema konfrontiert und<br />

lernen im Laufe der drei Jahre, wie wichtig<br />

es ist, im Notfall als Team zu funktionieren.“<br />

Das alte Klischee von knallharten Kerlen<br />

und taffen Mädels, die keine Gefühle zeigen<br />

und schon gar nicht über sie sprechen,<br />

scheint also überholt. Heute gibt es neben<br />

dem Gespräch mit dem Teampartner auch die<br />

Möglichkeit der psychologischen Nachsorge.<br />

„Das ist sehr wichtig, um posttraumatischen<br />

Belastungen oder Flashbacks vorzubeugen“,<br />

betont Lindner.<br />

Gut zu wissen … für eine Ausbildung<br />

zum Notfall sanitäter<br />

Wer sich von der Begeisterung von Malte<br />

und Stella hat anstecken lassen und auch<br />

Notfallsanitäter werden möchte, muss seit<br />

2014 eine dreijährige Ausbildung absolvieren.<br />

In Nordfriesland findet diese nicht nur<br />

auf den Rettungswachen des Kreises statt:<br />

Der schulische Teil wird in der Außenstelle<br />

Schleswig der Rettungsdienstschule des DRK<br />

Lübeck gelehrt und für den klinischen Teil<br />

geht es für die angehenden Fachkräfte ins<br />

Krankenhaus. Auf der Intensivstation, der<br />

Pflegestation und in der Notaufnahme sammeln<br />

sie erste medizinische Erfahrungen.<br />

Nach Bestehen der Zwischenprüfung dürfen<br />

die Azubis bereits als zweite Person mit<br />

einem erfahrenen Notfallsanitäter im Rettungswagen<br />

mitfahren. Für diesen vielseitigen<br />

und verantwortungsvollen Beruf bietet<br />

der Rettungsdienst Nordfriesland jedes Jahr<br />

mehrere Ausbildungsplätze an und freut sich<br />

über engagierten Nachwuchs aus der Region.<br />

•<br />

A U S B<br />

•<br />

GUT ZU WISSEN<br />

I L D U N G S<br />

I C H<br />

I N F O S<br />

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I R B<br />

Der Rettungsdienst Nordfriesland bietet<br />

folgende Ausbildung an:<br />

- Notfallsanitäter (m/w/d)<br />

•<br />

B E W<br />

Kreis Nordfriesland, Rettungswesen<br />

Marktstr. 6<br />

25813 Husum<br />

Ansprechpartner<br />

Jens-Peter Lindner<br />

T. 04841 67-378<br />

jens-peter.lindner@nordfriesland.de<br />

www.rettungsdienst.nordfriesland.de<br />

www.azubi.nordfriesland.de<br />

Die Stadtwerke Norderstedt bilden<br />

aktuell insgesamt 71 Azubis in<br />

technischen und kaufmännischen<br />

Berufen aus. Bennet und Fabian befinden<br />

sich bereits im 3. Lehrjahr und sind zwei<br />

von 25 Auszubildenden zum Elektroniker<br />

für Betriebstechnik. Bei einem Besuch in<br />

der Lehrwerkstatt haben sie uns von ihren<br />

Eindrücken und ihrer Ausbildung erzählt.<br />

Warum habt ihr euch bei den Stadtwerken<br />

Norderstedt beworben?<br />

Allgemein genießen die Stadtwerke in Norderstedt<br />

und Umgebung einen sehr guten<br />

Ruf. Darüber hinaus kommt uns die zentrale<br />

Lage in Norderstedt-Mitte zugute, sodass<br />

sich unser Arbeitsplatz leicht mit dem ÖPNV<br />

erreichen lässt. Außerdem gibt es im Betrieb<br />

feste Ansprechpartner, die stets mit Rat und<br />

Tat zur Seite stehen.<br />

Welche Berufsschule besucht ihr? Wo sind<br />

da die Schwerpunkte gesetzt?<br />

Wir besuchen das Berufsbildungszentrum<br />

Norderstedt (BBZ) im Blockunterricht-Modell,<br />

das heißt wir sind immer im Wechsel<br />

zwei Wochen im Betrieb und eine Woche<br />

in der Schule. Der Unterrichtsstoff ist<br />

anspruchsvoll, lässt sich jedoch mit etwas<br />

Fleiß erlernen. Das Prüfen von Anlagen, eine<br />

Hausinstallation oder auch Transistoren sind<br />

einige der vielen Themen, um die sich der<br />

Unterricht dreht.<br />

Was macht eurer Meinung nach die<br />

Stadtwerke Norderstedt zu einem guten<br />

Ausbildungsbetrieb?<br />

Besonders hervorzuheben ist die gute<br />

Betreuung durch unsere Ausbildenden. Aber<br />

auch die vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre<br />

in der eigenen Lehrwerkstatt machen die<br />

Stadtwerke zu einem guten Ausbildungsbetrieb.<br />

Darüber hinaus wird es uns Azubis<br />

ermöglicht, in die vielfältigen Aufgabenbereiche,<br />

die von der Inspektion eines Trafohauses<br />

bis hin zum Spleißen von Glasfasern<br />

reichen, kennenzulernen.<br />

Was hat euch bisher an der Ausbildung<br />

bisher besonders gut gefallen?<br />

Die Ausbildung beginnt mit einer Einführungswoche,<br />

während der wir uns untereinander<br />

aber auch die Unternehmensgruppe<br />

kennenlernen. Ebenso gefällt uns das sehr<br />

gute Miteinander unter uns Azubis. In der<br />

Lehrwerkstatt können wir mit verschiedenen<br />

3D-Drucker-Modellen arbeiten, und<br />

einen Drohnenführerschein konnten wir im<br />

Rahmen unserer Ausbildung auch machen.<br />

Wisst ihr schon, wie es nach eurer Gesellenprüfung<br />

weitergeht?<br />

Nach bestandener Gesellenprüfung werden<br />

wir für ein Jahr in ein Arbeitsverhältnis<br />

übernommen. Es bestehen Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />

zum Beispiel als Handwerksmeister,<br />

Industriemeister, Techniker oder im<br />

Rahmen eines Studiums zum Ingenieur.<br />

Welche Tipps gebt ihr jungen Leuten mit<br />

auf den Weg, die sich für eine technische<br />

Ausbildung bei den Stadtwerken Norderstedt<br />

interessieren?<br />

Technisches Verständnis sollte man genauso<br />

mitbringen wie handwerkliches Geschick.<br />

Ebenso sollte man stets offen für Neues sein,<br />

denn die Stadtwerke Norderstedt halten ihr<br />

Versorgungsgebiet durch den technischen<br />

Wandel stets auf dem aktuellsten Stand.<br />

Wenn du gerne mehr über die Ausbildung<br />

oder weitere interessante Ausbildungsberufe<br />

bei den Stadtwerken Norderstedt erfahren<br />

oder einen Blick in unseren Azubi-Alltag<br />

werfen möchtest, dann besuche gerne<br />

unsere Social-Media-Kanäle.<br />

•<br />

A U S B<br />

•<br />

GUT ZU WISSEN<br />

I L D U N G S<br />

I C H<br />

I N F O S<br />

D<br />

I R B<br />

•<br />

B E W<br />

WIR BILDEN AUS:<br />

• Fachangestellte für Bäderbetriebe<br />

(m/w/d)<br />

• Industriekaufleute (m/w/d)<br />

• It-Systemelektroniker (m/w/d)<br />

• Elektroniker Betriebstechnik<br />

(m/w/d) mit Zusatzausbildung<br />

Telekommunikation<br />

• Anlagenmechaniker (m/w/d)<br />

• Kraftfahrzeugmechatroniker (m/w/d)<br />

• Duales Studium Wirtschaftsinformatik<br />

Stadtwerke Norderstedt<br />

Heidbergstraße 101-111<br />

22846 Norderstedt<br />

Telefon 040 521040<br />

ausbildung@stadtwerke-norderstedt.de<br />

ww.stadtwerke-norderstedt.de/ausbildung<br />

60 61


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AZUBIPORTRAITS<br />

NACHHALTIGE AUSBILDUNG<br />

Entdecke die umwelttechnischen Berufe beim AZV Südholstein<br />

Linke Seite: Fachausbilder Robin Krohn assistiert bei einer Kanalbegehung.<br />

Linke Seite unten: AZV-Mitarbeiter bei einem Schiebertausch.<br />

Diese Seite: Fachausbilder Tim Plüschau.<br />

TEXT Katharina Grzeca | FOTOS AZV Südholstein / Nicole Keller<br />

A U S B<br />

I L D U N G S<br />

•<br />

I N F O S<br />

Nachhaltigkeit, Umweltschutz und<br />

Klimawandel sind in aller Munde.<br />

Die Klimaschutz-Bewegung reicht<br />

heute weit über die wöchentlichen Schulstreiks<br />

und Protestmärsche hinaus und<br />

ist zu einer globalen sozialen Bewegung<br />

gewachsen. Umweltthemen werden für<br />

Schülerinnen und Schülern zunehmend<br />

wichtiger, auch bei der Berufswahl. Ausbildungsberufe<br />

rund um den Umweltschutz<br />

liegen im Trend. Erlernen kann man einige<br />

davon beim Abwasser-Zweckverband (AZV)<br />

Südholstein.<br />

Rund 245 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

kümmern sich beim AZV um die sichere Entsorgung<br />

des Abwassers von fast einer halben<br />

Million Menschen. Insgesamt betreibt der<br />

Abwasser-Zweckverband Kanalnetze mit<br />

einer Gesamtlänge von mehr als 700 Kilometern,<br />

rund 800 Pumpwerke sowie mehrere<br />

Klärwerke. Zehn Auszubildende absolvieren<br />

derzeit ihre Ausbildung und leisten in den<br />

Klärwerken, im Abwassernetzbetrieb und<br />

in der Verwaltung wichtige Arbeit, damit<br />

Abwasser wieder gereinigt wird. Ab August<br />

<strong>2021</strong> werden zwei neue Ausbildungsberufe<br />

angeboten: Fachkraft für Rohr-, Kanal- und<br />

Industrieservice (m/w/d) und Industriekauffrau/Industriekaufmann<br />

(m/w/d).<br />

Unterwegs im Kanalnetz: Fachkräfte<br />

für Rohr-, Kanal- und Industrieservice<br />

Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice<br />

kümmern sich um Rohre,<br />

Kanäle und abwassertechnische Anlagen.<br />

Ihre Aufgabe ist, Kanalsysteme mit Hilfe<br />

modernster Technik zu überprüfen und zu<br />

reinigen, Betriebsstörungen zu beheben<br />

sowie Maschinen, Geräte und moderne<br />

Spül- und Sonderfahrzeuge zu bedienen.<br />

Robin Krohn wird den neuen Ausbildungsberuf<br />

betreuen und wünscht sich in erster<br />

Linie von Bewerberinnen und Bewerbern,<br />

dass sie Interesse am Beruf zeigen und Lust<br />

haben, Neues zu lernen. „Unser Tätigkeitsfeld<br />

ist sehr vielseitig. Innerhalb unseres<br />

Einzugsgebiets sind wir für alles zuständig,<br />

was mit dem Abwasser passiert, bevor es im<br />

Klärwerk ankommt. Wir überprüfen Kanalsysteme,<br />

beseitigen Verstopfungen, führen<br />

Wartungs- und Kontrollarbeiten in unseren<br />

Pumpwerken durch oder arbeiten mit dem<br />

Spülfahrzeug“, erzählt der Ausbilder.<br />

Für die Ausbildung ist ein Mittlerer oder<br />

ein guter Erster allgemeinbildender Schulabschluss<br />

die Voraussetzung. Interessenten<br />

sollten zudem ein Praktikum absolvieren,<br />

um sich ein genaues Bild vom Beruf zu<br />

verschaffen. „Wir arbeiten überwiegend im<br />

Freien, bei jedem Wetter. Teilweise steigen<br />

wir bis zu 11 Meter unter die Erde. Platzoder<br />

Höhenangst sollten angehende Fachkräfte<br />

für Rohr-, Kanal- und Industrieservice<br />

also nicht haben, ebenso keine Scheu von<br />

unangenehmen Gerüchen“, so Robin Krohn.<br />

Einsatz für sauberes Wasser:<br />

Fach kräfte für Abwassertechnik<br />

Wer sich umfassend für die Reinigung des<br />

Abwassers interessiert, kann sich beim AZV<br />

auch zur Fachkraft für Abwassertechnik<br />

ausbilden lassen. Fachkräfte für Abwassertechnik<br />

steuern und überwachen die Kläranlagen,<br />

in denen das Abwasser gereinigt<br />

wird. Sie nehmen regelmäßig Proben und<br />

analysieren im Labor die Werte von Wasser<br />

und Klärschlamm, zum Beispiel unter dem<br />

Mikroskop oder mit chemischen Reaktionen.<br />

„Wir legen viel Wert auf eine gute<br />

Ausbildung unserer Nachwuchskräfte“, sagt<br />

Tim Plüschau, Fachausbilder für Fachkräfte<br />

für Abwassertechnik. „Während der Ausbildung<br />

lernen die angehenden Fachkräfte alle<br />

Bereiche des AZV kennen. Sie werden sowohl<br />

in der Verwaltung als auch in der Maschinen-<br />

und Elektrotechnik eingesetzt. Die<br />

Ausbildung wird durch zahlreiche Lehrgänge<br />

ergänzt, und die Kollegen unterstützen die<br />

Azubis, wenn es Fragen oder Nachholbedarf<br />

gibt.“ Tim Plüschau hat selbst beim AZV<br />

gelernt und sich 2011 zum Meister weitergebildet:<br />

„Wer engagiert ist, kommt auch gut<br />

weiter.“<br />

In der Ausbildung rundum betreut<br />

Neben sehr guten Aufstiegschancen hat der<br />

AZV Südholstein seinen Auszubildenden und<br />

angehenden Fachkräften noch viel mehr zu<br />

bieten, wie Ausbildungskoordinatorin Berit<br />

Frenz verrät: „Mittlerweile bilden wir in<br />

neun Ausbildungsberufen aus und bieten<br />

ein duales Studium im Bauingenieurwesen<br />

an. Egal für welchen Bildungsweg sich die<br />

Bewerberinnen und Bewerber entscheiden,<br />

sie erwartet eine qualifizierte Ausbildung<br />

in einem sehr guten Betriebsklima. Damit<br />

sie sich schnell bei uns wohlfühlen, warten<br />

auf sie neben einem Einführungstag viele<br />

weitere bereichsübergreifende Projekte und<br />

gemeinsame Aktionen. Die Auszubildenden<br />

arbeiten von Anfang an in engagierten<br />

Teams mit, erhalten eine attraktive Ausbildungsvergütung<br />

sowie ansprechende<br />

Sozialleistungen. Außerdem bieten wir<br />

30 Tage Urlaub, flexible Arbeitszeiten<br />

sowie Weihnachtsgeld. Wir sind ein öffentlich-rechtlicher<br />

Arbeitgeber und garantieren<br />

einen sicheren Arbeitsplatz und interessante<br />

Entwicklungsperspektiven.“<br />

Wer einen Beruf mit Zukunft erlernen<br />

möchte und mit seiner Arbeit einen Beitrag<br />

zum Umweltschutz leisten will, ist beim AZV<br />

genau richtig.<br />

•<br />

GUT ZU WISSEN<br />

D<br />

I R B<br />

Der AZV Südholstein bietet folgende<br />

Ausbildungsmöglichkeiten an:<br />

- Fachkraft für Abwassertechnik (m/w/d)<br />

- Fachkraft für Rohr-, Kanal- und<br />

Industrieservice (m/w/d) (NEU ab <strong>2021</strong>!)<br />

- Elektroniker für Betriebstechnik (m/w/d)<br />

- Industriemechaniker (m/w/d)<br />

- Fachkraft für Lagerlogistik (m/w/d)<br />

- Industriekaufmann (m/w/d) (NEU ab <strong>2021</strong>!)<br />

- Kaufmann für Büromanagement (m/w/d)<br />

- Fachinformatiker für Systemintegration<br />

(m/w/d)<br />

- Verwaltungsfachangestellter (m/w/d)<br />

- Duales Studium Bauingenieurwesen<br />

AZV Südholstein<br />

Personalabteilung<br />

Am Heuhafen 2<br />

25491 Hetlingen<br />

T. 04103 964 - 0<br />

E. personal@azv.sh<br />

www.azv.sh<br />

I C H<br />

•<br />

B E W<br />

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SCHULE<br />

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AZUBIPORTRAITS<br />

„Ziel ist, die Unternehmen dabei zu<br />

unterstützen, ihre Mitarbeiter mit einer<br />

zukunftsorientierten Personalstrategie<br />

nicht nur zu finden, sondern auch<br />

langfristig zu binden.”<br />

Birte Sökefeld ist mit der Region<br />

Dithmarschen eng verbunden.<br />

Nach ihrem Studium (BWL) und<br />

einigen Jahren Berufserfahrung kehrte sie<br />

daher ganz bewusst in ihre alte Heimat<br />

Dithmarschen zurück und setzt sich mit<br />

ihrer Arbeit als Beraterin innerhalb des<br />

Beratungsnetzes Fachkräftesicherung des<br />

Landes Schleswig-Holstein bei der egeb:<br />

Wirtschaftsförderung. für ihre Region ein.<br />

Sie haben sich ganz bewusst dazu entschieden,<br />

in Dithmarschen zu leben und<br />

zu arbeiten. Was verbindet Sie mit der<br />

Region?<br />

Ich habe in der Ferne einfach gemerkt, dass<br />

der Norden so viel zu bieten hat, dass ich<br />

– ähnlich wie viele Freunde und Bekannte<br />

aus der Schulzeit – zurückgekehrt bin. Die<br />

Weite, der Himmel, das Meer und besonders<br />

die Aufgeschlossenheit der Menschen<br />

machen die Region so lebenswert. Ebenso<br />

ÜBER DIE ARBEITSWELT VON MORGEN<br />

UND DIE LIEBE ZUR REGION<br />

Ein Interview mit der Fachkräfteberaterin der egeb: Wirtschaftsförderung.<br />

TEXT Sophie Blady | FOTO Max Hörath<br />

wie die Menschen sich hier in der Nachbarschaft<br />

gegenseitig unterstützen, erlebe ich<br />

ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

unter den Betrieben, die gut vernetzt sind<br />

und sehr wertschätzend miteinander umgehen.<br />

Gerade innerhalb der kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen, die die Region<br />

im Kreis Dithmarschen und Steinburg<br />

prägen, spielt das persönliche Miteinander<br />

eine entscheidende Rolle. Die regionalen<br />

Besonderheiten wirken sich daher auch ganz<br />

konkret auf meine Arbeit aus.<br />

Wofür steht die egeb: Wirt schaftsförderung.<br />

?<br />

Sie ist erster Ansprechpartner für Unternehmen,<br />

die Interesse haben, sich in der<br />

Region anzusiedeln. Die egeb ist jedoch<br />

auch in anderen Bereichen sehr breit<br />

aufgestellt, wie etwa Unternehmensbegleitung<br />

und -bestandsentwicklung,<br />

Regional- und Geschäftsfeldentwicklung<br />

sowie Gründungsberatung und Betrieb von<br />

Technologie- und Gründerzentren, Innovationsmanagement,<br />

Maritime Wirtschaft und<br />

Hafenmoderation. Auch in der Weiterbildungsberatung<br />

und Begleitung von Frauen<br />

in beruflichen Umbruchsituationen sind<br />

wir Ansprechpartner und zudem haben wir<br />

einen eigenen Bereich Technik, der u.a.<br />

auch Ingenieurdienstleistungen anbietet.<br />

Neben der beratenden Tätigkeit ist die egeb:<br />

Wirtschaftsförderung. auch für Analysen,<br />

Projektentwicklung und Studienbegleitung<br />

zuständig.<br />

Wie sind Sie zur egeb: Wirtschaftsförderung.<br />

gekommen?<br />

Ich war einige Jahre in verschiedenen Regionen<br />

Deutschlands und im Ausland im Bereich<br />

Beratung, Personal- und Organisationsentwicklung<br />

tätig. Irgendwann spürte ich den<br />

Wunsch, zurück in die Heimat zu gehen und<br />

meine Themen auf Beratungsschwerpunkte<br />

zu fokussieren. Bei der egeb: Wirtschaftsförderung.<br />

konnte ich beide Anliegen perfekt<br />

miteinander verbinden: Ich übernahm die<br />

Erstberatung der Unternehmen mit dem<br />

Ziel der Fachkräftesicherung zu Themen<br />

wie beispielsweise Personalstrategie, Personal-<br />

und Organisationsentwicklung und bin<br />

Ansprechpartner für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen in der Region.<br />

Was reizt Sie an Ihrer Tätigkeit als<br />

Fachkräfteberaterin?<br />

Es motiviert mich sehr, anderen zu helfen<br />

und sich beruflich sowie persönlich weiterzuentwickeln.<br />

Ich selbst habe ein ganz<br />

großes Bedürfnis, Mehrwert zu generieren:<br />

Das Projekt ‚Beratungsnetzwerk Fachkräftesicherung‘<br />

in Schleswig-Holstein ist genau<br />

danach ausgerichtet und aus ESF- (Europäischer<br />

Sozialfond für Deutschland) und<br />

Landesmitteln gefördert – somit unabhängig<br />

und kostenlos. Mich motiviert das Ziel, die<br />

gesamte Region voranzubringen. Ähnlich<br />

wie so viele in meiner Generation möchte ich<br />

mit meiner Arbeit einerseits einen Mehrwert<br />

generieren und mich andererseits selbst verwirklichen,<br />

indem ich mich mit spannenden<br />

Themen beschäftige. Genau diese Kombination<br />

fasziniert mich.<br />

An wen richtet sich Ihr Beratungsangebot?<br />

An alle Geschäftsführer, Inhaber und Personalverantwortliche<br />

aus kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen aus den Kreisen<br />

Dithmarschen und Steinburg. Ich bin zudem<br />

Projektkoordinatorin der Fachkräfteallianz<br />

Westküste/Unterelbe, ein Zusammenschluss<br />

aus Beratern zur Fachkräftesicherung an<br />

der Westküste. Wir sind in einem gut etablierten<br />

Netzwerk und können ganzheitlich<br />

unterstützen.<br />

Mit welchen Anliegen können Personalverantwortliche<br />

sich an Sie wenden?<br />

Bei der egeb: Wirtschaftsförderung. helfen<br />

wir bei der Implementierung einer mitarbeiterorientierten<br />

Personalpolitik. Ziel ist, die<br />

Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre<br />

Mitarbeiter nicht nur zu finden, sondern<br />

auch langfristig zu binden. Dabei machen<br />

wir den Unternehmensberatern keine Konkurrenz,<br />

sondern leisten Aufklärungsarbeit.<br />

Wir helfen Unternehmen sich weiterzuentwickeln<br />

und passende Fördermöglichkeiten<br />

zu nutzen, um sich innovativ, wettbewerbsfähig<br />

und für Arbeitnehmer attraktiv zu<br />

positionieren.<br />

Zudem stoßen wir Prozesse an, die Transparenz<br />

schaffen und das Unternehmen für<br />

Suchende sichtbar machen.<br />

Wir sehen heutzutage eine hohe Fluktuation<br />

auf dem Arbeitsmarkt. Warum ist es<br />

für Unternehmen so wichtig, ihre Mitarbeiter<br />

langfristig zu binden?<br />

Einerseits ist es für ein Unternehmen sehr<br />

wertvoll, langjährige Mitarbeiter zu halten,<br />

um das Wissen und die Erfahrung in die<br />

weitere Entwicklung einfließen zu lassen.<br />

Andererseits bedeutet jede neue Rekrutierung<br />

für die Gruppendynamik im Team eine<br />

neue Herausforderung und ist mit Kosten<br />

verbunden. Eine hohe Fluktuation geht häufig<br />

mit einem großen Wissensverlust einher.<br />

Die Pandemie stellt viele Unternehmen vor<br />

ein Dilemma. Welche Herausforderungen<br />

beobachten Sie aktuell?<br />

Es gibt einige Branchen, die in der Pandemie<br />

sehr stark betroffen sind. Zum Teil konnten<br />

Unternehmen aber auch die Zeit nutzen,<br />

um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln,<br />

Projekte anzustoßen oder zu renovieren.<br />

Alle wirtschaftlichen Auswirkungen sind<br />

zum aktuellen Zeitpunkt jedoch schwer<br />

einzuschätzen. Gegenwärtig beraten wir<br />

vermehrt im Bereich Digitalisierung und<br />

digitale Transformation. Viele Unternehmen<br />

müssen ihre Prozesse weitreichend<br />

umstellen, da sich die Arbeit zunehmender<br />

Digitalisierung verändert: Wenn viele Mitarbeiter<br />

im Homeoffice tätig sind, gewinnen<br />

Kollaborationstools wie Slack, Teams oder<br />

Cloud-Lösungen an Relevanz, um den Workflow<br />

aufrechtzuerhalten. In der modernen<br />

Arbeitswelt ist es wichtig, dass mehrere<br />

Mitarbeiter auf ein Dokument zugreifen<br />

können und kurze Informationen nicht nur<br />

über E-Mails versendet werden. Aber auch<br />

soziale Aspekte wie Zeitfenster für den privaten<br />

Austausch, der sonst an der Kaffeemaschine,<br />

auf dem Flur oder im Pausenraum<br />

stattfand, sollten keinesfalls unterschätzt<br />

und die täglichen Abläufe integriert werden<br />

wie zum Beispiel mit Check-In Meetings oder<br />

digitalen Kaffeerunden.<br />

Welche Chancen könnte die Pandemie für<br />

die Arbeitswelt mit sich bringen?<br />

Viele Firmen haben die Erfahrung gemacht,<br />

dass auch der virtuelle Raum positiv genutzt<br />

werden kann. Der große Anstoß im Bereich<br />

digitale Transformation wirkt sich sehr positiv<br />

auf die Innovationsfähigkeit der Unternehmen<br />

aus: Die Angst vor Veränderung tritt<br />

in den Hintergrund und viele Unternehmen<br />

setzen sich mit neuen Möglichkeiten auseinander.<br />

Auch wenn viele Ideen und neue<br />

Konzepte aus der Not heraus entstanden<br />

sind, haben einige mit Sicherheit auch in<br />

Zukunft bestand. Ich gehe fest davon aus,<br />

dass wir digitale Formate auch in Zukunft<br />

beibehalten werden, da sie einen flexiblen<br />

sowie effizienzsteigernden Charakter haben<br />

und damit Präsenzveranstaltungen perfekt<br />

ergänzen.<br />

Vielen Dank für diesen positiven Ausblick<br />

in die Zukunft und die spannenden<br />

Einblicke in Ihren Berufsalltag!<br />

Weitere Informationen unter www.egeb.de.<br />

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AZUBIPORTRAITS<br />

Nike<br />

im 2. Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten bei der<br />

Amtsverwaltung Dänischer Wohld in Gettorf.<br />

„Nach einem zehnmonatigen Praktikum beim Ostsee Resort<br />

Damp wusste ich, dass mir Büroarbeit gut liegt und mir geregelte<br />

Arbeitszeiten sehr wichtig sind. Daraufhin habe ich mich für die<br />

Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten in der Amtsverwaltung<br />

Dänischer Wohld in Gettorf beworben. Besonders schätze ich<br />

bisher die unterschiedlichen Fachbereiche: vom Hauptamt-Zentrale<br />

Dienste über die Kämmerei bis hin zum Bürgerbüro, Bauamt,<br />

Ordnungsamt und Standesamt. Es fühlt sich gut an, das theoretisch<br />

gelernte Wissen in der Praxis anzuwenden und Verantwortung<br />

zu übernehmen. Derzeit arbeite ich im Bürgerbüro, das leider<br />

seit November wieder geschlossen ist. Wir empfangen nur Bürgerinnen<br />

und Bürger, die einen Termin haben. Meine Hauptaufgaben<br />

sind: Anträge für Personalausweise, Reisepässe, Führungszeugnisse<br />

zu bearbeiten sowie Parkausweise, Beglaubigungen und<br />

entsprechende Dokumente auszustellen. Die Themen sind wirklich<br />

abwechslungsreich, und das Arbeitsklima unter den Kolleginnen<br />

und Kollegen ist immer freundlich – das ist auf jeden Fall viel<br />

Wert. Da ich ein echter Familienmensch bin, genieße ich die familiäre<br />

Atmosphäre bei der Arbeit und die Nähe zu meinen Eltern.<br />

Als ich mich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz gemacht<br />

habe, wollte ich unbedingt in Schleswig-Holstein bleiben, da ich<br />

mich mit dem Meer und der Region sehr verbunden fühle. Mein<br />

großes Ziel ist, die Ausbildung gut abzuschließen und von meinem<br />

Arbeitgeber übernommen zu werden. Vielleicht entscheide<br />

ich mich später, auch noch das Studium für den den Angestelltenlehrgang<br />

II zu absolvieren – mir stehen ja noch alle Möglichkeiten<br />

offen.“<br />

Foto Christina Kloodt | Text Sophie Blady<br />

„Ich bin ein echter<br />

Familienmensch<br />

und fühle mich<br />

sehr mit der Region<br />

verbunden.“<br />

Jule<br />

absolviert das duale Studium zur Kreisinspektorin in der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen im 2. Ausbildungsjahr.<br />

„Mir war nach der Realschule nie so klar, wo meine berufliche<br />

Reise einmal hingehen soll – weiter zur Schule gehen und<br />

Abi machen oder doch lieber eine Ausbildung? Eine Berufsorientierungsmesse<br />

an unserer Schule brachte schließlich<br />

Klarheit. Unter vielen anderen potenziellen Arbeitgebern hat<br />

sich der Kreis Dithmarschen mit Frau von Würtzen-Pieper vorgestellt<br />

und danach wusste ich: Eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />

ist genau das Richtige für mich. Frau<br />

von Würtzen-Pieper hat die Möglichkeiten und vielseitigen<br />

Aufgabenbereiche so lebendig und mitreißend dargestellt,<br />

so dass ich mich gleich beworben habe. Als ich 2018 meine<br />

Ausbildung erfolgreich beendet hatte, wollte ich jedoch<br />

mehr. Also holte ich ein Jahr lang meine Fachhochschulreife<br />

nach und bewarb mich noch einmal bei der Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen, weil ich genau wusste, welchen besonderen<br />

Stellenwert die Auszubildenden hier besitzen. Diesmal jedoch<br />

für das duale Studium zur Kreisinspektorin. Derzeit bin<br />

ich in meiner ersten Praxisstation als Studentin in der wirtschaftlichen<br />

Jugendhilfe tätig und beschäftige mich viel mit<br />

Pflegefamilien. Ein sehr spannendes Arbeitsfeld. Im Unterschied<br />

zur Ausbildung bekomme ich im Studium komplexere<br />

Aufgaben, mit denen ich mich über einen längeren Zeitraum<br />

selbständig beschäftigen kann. Bis auf die üblichen<br />

Einschränkungen, Maskenpflicht und Hygienemaßnahmen<br />

tangiert das Virus unsere Arbeit nicht so stark. Anders ist es<br />

in der Fachhochschule. Da momentan kein Präsenzunterricht<br />

stattfinden kann, müssen wir uns alle Inhalte im Homeoffice<br />

erarbeiten. Das ist wirklich manchmal nicht ganz leicht, und<br />

die Semesterpartys fehlen auch.“<br />

Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />

„Das kann’s nicht<br />

gewesen sein: Ich<br />

wollte in den gehobenen<br />

Dienst.“<br />

67


Janna<br />

Mara<br />

<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

absolviert das duale Studium zur Kreisinspektorin in der Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen im 2. Ausbildungsjahr.<br />

im 2. Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten<br />

in der Kreisverwaltung Dithmarschen.<br />

„In der 10. Klasse habe ich mich mit dem Thema Studium und<br />

Ausbildung intensiv auseinandergesetzt und mich schließlich<br />

dazu entschlossen, mein Abitur zu machen, um später zu studieren.<br />

Da ich mich schon immer für viele unterschiedliche Themen<br />

interessiert habe, war es mir wichtig, einen vielseitigen Job<br />

zu finden. Daher bin ich in der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />

genau richtig. Neben dem abwechslungsreichen Aufgabenfeld<br />

reizt mich besonders die gute Vereinbarkeit von Arbeit und Familie<br />

und der sichere Arbeitsplatz.<br />

Das Studium bietet mir unglaublich viele Möglichkeiten! Derzeit<br />

bin ich im zweiten Ausbildungsjahr in der ersten Praxisphase<br />

im Fachdienst 110 Soziale Teilhabe. Ich habe mir gewünscht, im<br />

sozialen Bereich zu arbeiten, weil ich auch privat sozial engagiert<br />

bin und diese Erfahrung gerne ins Berufsleben einbringen<br />

möchte. Durch den Lockdown im vergangenen Jahr fehlen uns<br />

jedoch leider viele fachwissenschaftliche Kenntnisse, da wir zwischenzeitlich<br />

im Homeoffice lernen mussten – das war gar nicht<br />

so einfach. Umso mehr habe ich mich über die große Unterstützung<br />

meiner Praxisanleiterin gefreut, durch die ich glücklicherweise<br />

viel Wissen aufholen und meine Aufgaben trotzdem gut<br />

erledigen konnte. Wir Auszubildenden werden in alle Belange<br />

einbezogen und springen im Notfall natürlich gerne auch mal<br />

ein. Die Praxisphase hat mir unglaublich viel für mein Studium<br />

gebracht, da das gesamte Wissen aus dem Grundstudium auf einmal<br />

schlüssig und nachvollziehbar für mich wurde. Jetzt weiß<br />

ich, dass mir die Arbeit hier gefällt, und mit einem konkreten<br />

Ziel vor Augen habe ich viel mehr Motivation, das Studium mit<br />

einer guten Note abzuschließen.“<br />

Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />

„Mich reizt besonders<br />

die gute Vereinbarkeit<br />

von Arbeit und Familie.“<br />

„Meine Schwester arbeitet beim Amt KLG Heider-Umland,<br />

dadurch bin ich auf den Beruf der Verwaltungsfachangestellten<br />

aufmerksam geworden und habe mich dann auf<br />

Messen ausführlicher informiert. Ich wollte schon immer<br />

im Büro arbeiten. Besonders gefallen mir die Sicherheit,<br />

die geregelten Arbeitszeiten und die Gleitzeitzeitregelungen<br />

im Öffentlichen Dienst. Momentan bin ich in der Personalabteilung<br />

und nehme an Bewerbungsgesprächen teil<br />

– eine spannende Erfahrung, auch mal auf der anderen<br />

Seite zu sitzen. Wenn gerade keine Bewerbungsverfahren<br />

laufen, unterstütze ich meine Praxisanleiterin Frau<br />

von Würtzen-Pieper bei allen Aufgaben, die so anfallen<br />

und beschäftige mich beispielsweise mit Aufgaben zum<br />

Beamtenrecht, um mit den Gesetzen und Verordnungen<br />

vertraut zu werden. Das Arbeitsklima ist wirklich sehr gut<br />

und die Kollegen bemühen sich, uns Auszubildende immer<br />

interessante Aufgaben zu übertragen. Leider können wir<br />

durch Corona nicht alle Bereiche wie gewohnt kennenlernen,<br />

da wir weniger Bürgerkontakt haben und viele Aufgaben<br />

von zu Hause erledigt werden: So war ich nur drei<br />

Wochen im Fachdienst Veterinär und Verbraucherschutz,<br />

da die Kollegen dann meist im Homeoffice gearbeitet haben<br />

und mich nicht weiter betreuen konnten. Um meine<br />

Ausbildung fortzusetzen, wurde ich dann in der Ausländerbehörde<br />

eingesetzt. Die Corona-Pandemie wird sich<br />

meines Erachtens jedoch mehr auf den schulischen Teil<br />

als auf den praktischen Teil der Ausbildung auswirken.“<br />

Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />

„Ich wollte schon immer<br />

im Büro arbeiten.“<br />

„Ich bin überzeugt,<br />

den richtigen Weg<br />

gefunden zu haben!“<br />

Christina<br />

im 2. Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten in der<br />

Kreisverwaltung Dithmarschen.<br />

„Nachdem ich 2017 mein Abi gemacht habe, wollte ich eigentlich<br />

eine Ausbildung im Buchhandel beginnen. Leider habe ich keine<br />

Ausbildungsstelle bekommen und musste mich erst einmal neu<br />

orientieren. Daher habe ich mich an die Bundesagentur für Arbeit<br />

gewendet und eine Messe für Berufe im Öffentlichen Dienst<br />

besucht. Eine gute Idee, wie sich herausstellte, da ich sehr organisiert<br />

und strukturiert bin und gerne mit Menschen arbeite. Auf<br />

der Messe habe ich Frau von Würtzen-Pieper kennengelernt und<br />

mich anschließend beim Kreis Dithmarschen beworben. Bis jetzt<br />

bin ich sehr zufrieden mit dieser Entscheidung und überzeugt,<br />

den richtigen Weg für mich gefunden zu haben. Mir gefällt besonders,<br />

dass wir in so viele unterschiedliche Bereiche und Themen<br />

reinschnuppern können. Der soziale Bereich hat mir bisher am<br />

besten gefallen, insbesondere die wirtschaftliche Jugendhilfe,<br />

weil ich selbständig arbeiten durfte. Umso mehr freue ich mich<br />

darauf, im nächsten Jahr einen neuen Ausbildungsabschnitt im<br />

Geschäftsbereich 1, Familie, Soziales, Gesundheit zu absolvieren.<br />

Eine besonders intensive Erfahrung in meiner Ausbildung durfte<br />

ich im vergangenen Jahr machen, als die Zulassungsstelle während<br />

des Lockdowns komplett geschlossen war: Ich habe am Telefon<br />

mitgeholfen, die Bürger zu informieren, Termine zu vereinbaren<br />

und Fragen zu beantworten. Da ich vor meiner Ausbildung<br />

zwei Jahre lang im Baumarkt gearbeitet hatte und dadurch bereits<br />

viel Kundenkontakt besaß, konnte ich die Situation gut meistern.<br />

Obwohl es manchmal ganz schön stressig war, hat mir diese Erfahrung<br />

sehr viel gebracht.“<br />

Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />

„Mir gefällt die Arbeit<br />

mit Gesetzen und der<br />

intensive Kontakt mit<br />

den Bürgern.“<br />

Fenja<br />

im 1. Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten in der Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen.<br />

„Ich habe am 1. August 2020 meine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />

im Bereich wirtschaftliche Jugendhilfe begonnen. Glücklicherweise<br />

konnte die zweiwöchige Einführungsveranstaltung trotz<br />

Corona stattfinden, und wir haben gemeinsam Denkmäler besichtigt,<br />

Ausflüge gemacht und nicht nur uns, sondern auch die Region kennengelernt.<br />

In den Sommermonaten hat sich Corona noch nicht so stark auf<br />

unsere Ausbildung ausgewirkt.<br />

Auf den Beruf der Verwaltungsfachangestellten bin ich auf einer Infoveranstaltung<br />

im Kreis Nordfriesland gekommen. Anschließend habe<br />

ich mich auf einer Jobmesse genauer informiert und mich bei der Kreisverwaltung<br />

Dithmarschen beworben. Ich arbeite gerne mit Gesetzestexten<br />

und Verordnungen und mag den engen Kontakt mit den Bürgern.<br />

Aber ganz besonders gut gefällt mir die Arbeit im Team und die<br />

Sicherheit, die der Beruf mir langfristig bietet. Da wir alle drei Monate<br />

den Fachdienst wechseln, lernen wir bereits in der Ausbildung sehr<br />

viele Abteilungen kennen. Seit zwei Wochen unterstütze ich den Fachdienst<br />

Liegenschaften, Schulen und Kommunalaufsicht und habe mich<br />

in der letzten Zeit viel mit der Schulleiterwahl am Gymnasium in Marne<br />

auseinandergesetzt. Die fällt in unseren Aufgabenbereich, da der Kreis<br />

Dithmarschen der Schulträger ist. Das Arbeitsklima in der Kreisverwaltung<br />

ist wirklich angenehm, und ich fühle mich schon jetzt sehr gut<br />

von den Kollegen aufgenommen. Nach meiner Ausbildung könnte ich<br />

mir gut vorstellen, ein Studium zum Kreisinspektor anzuhängen, um<br />

in den gehobenen Dienst aufzusteigen.“<br />

Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />

69


<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />

SCHULE<br />

COMPANIES<br />

AZUBIPORTRAITS<br />

Stella<br />

befindet sich im 2. Ausbildungsjahr zur Notfallsanitäterin<br />

beim Rettungsdienst Nordfriesland in Husum.<br />

Felix<br />

Fachkraft für Lagerlogistik bei Danisco in Niebüll.<br />

„Vier, fünf Einsätze sind ganz normal in zwölf Stunden. Es<br />

gibt auch Tage, an denen wir öfter rausfahren – manchmal<br />

hat man Glück, manchmal Pech. Genau das macht für mich<br />

den Reiz dieser Arbeit aus: Mein Tag beginnt, und ich weiß<br />

überhaupt nicht, was passieren wird. Die ersten Einsätze waren<br />

hart, weil jede Unfallstelle anders ist und wir viel Verantwortung<br />

tragen – es geht ja immer um Menschenleben. Noch<br />

kann ich mich kurz zurückziehen, wenn mich eine Situation<br />

überfordert, da ich im zweiten Lehrjahr ‚nur‘ als dritte Person<br />

im Rettungswagen mitfahre. Meine Kollegen übernehmen<br />

den Patienten dann zu zweit. Das ändert sich, wenn ich<br />

meine Kompetenzüberprüfung absolviert habe und hoffentlich<br />

bestehe. Dann darf ich als zweiter ‚Mann‘ mitfahren und<br />

trage die volle Verantwortung. Da wir in Notfallsituationen<br />

perfekt zu zweit funktionieren müssen, ist Teamfähigkeit in<br />

diesem Beruf extrem wichtig. Einer ist immer der Teamführer<br />

und trifft die Entscheidungen, der andere arbeitet zu. Wenn<br />

der Melder piept, muss alles ganz schnell gehen. Er zeigt uns<br />

an, worum es geht, wie der Patient heißt und wo wir hinmüssen<br />

– und los geht’s. Da ist keine Zeit für Diskussionen oder<br />

Unstimmigkeiten. Was gut und was weniger gut geklappt<br />

hat, besprechen wir anschließend in der Einsatznachbesprechung.<br />

Sie gibt auch Raum, das Erlebte emotional zu verarbeiten.<br />

Wir lernen zwar in diesem Beruf, mit jeder Situation<br />

umzugehen, doch es wird immer Ausnahmen geben.“<br />

Foto Andreas Birresborn | Text Sophie Blady<br />

„Wenn der Melder piept,<br />

muss alles ganz schnell<br />

gehen.“<br />

„Danisco hat sich auf die Herstellung von speziellen<br />

Starterkulturen für die Lebensmittelindustrie spezialisiert.<br />

Unsere Produkte sind lebende Mikroorganismen,<br />

die unter besonderen Bedingungen gelagert<br />

und zum Weitertransport verpackt werden müssen.<br />

Einige Kulturen werden in gefrorenem Zustand in<br />

großen Kühlzellen aufbewahrt. Dort herrschen Temperaturen<br />

von -45 bis -55 Grad. Wenn ich in den<br />

Kühlzellen arbeite, ziehe ich besondere Schutzkleidung<br />

an, die mich vor der extremen Kälte schützt.<br />

Handschuhe und Sturmhauben verdecken zusätzlich<br />

die besonders empfindlichen Hautpartien. Alle<br />

90 Minuten macht jeder Mitarbeiter eine Aufwärmpause.<br />

Die Arbeit in den Kühlzellen macht mir Spaß,<br />

und die Kälte stärkt zusätzlich die Abwehrkräfte.<br />

Seit ich bei Danisco arbeite, habe ich keine Erkältung<br />

mehr gehabt. Wer sich für den Beruf interessiert,<br />

sollte motiviert sein und sich gerne körperlich<br />

betätigen. Schwer heben muss bei uns keiner, dafür<br />

haben wir Hilfsmittel wie Gabelstapler und Hubwagen,<br />

aber lange sitzen tun wir nie.“<br />

TEXT Katharina Grzeca | FOTO Christian Brandes<br />

„Wer sich für den Beruf<br />

interessiert, sollte<br />

motiviert sein und<br />

sich gerne körperlich<br />

betätigen.“<br />

Malte<br />

befindet sich im 3. Ausbildungsjahr zum Notfallsanitäter beim Rettungsdienst<br />

Nordfriesland in Husum.<br />

Janin<br />

Milchwirtschaftliche Laborantin bei Danisco in Niebüll.<br />

„Jeder Einsatzort ist<br />

anders und das ist<br />

wirklich interessant.“<br />

„Schon während ich beim Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk meinen<br />

Bundesfreiwilligen Dienst absolviert und Jugendliche mit Behinderung<br />

in der Berufsvorbereitung unterstützt habe, wurde mir klar, dass ich<br />

Menschen helfen möchte. Weil ich einen sinnvollen und verantwortungsvollen<br />

Beruf ausüben wollte, habe ich mich anschließend beim<br />

Rettungsdienst Nordfriesland beworben und bekam eine Einladung<br />

zum Einstellungstest. Für meine Eignung wurde ich in drei Bereichen<br />

geprüft: Rechtschreibung, Allgemeinwissen und Sportlichkeit. Mit Erfolg,<br />

wie sich herausstellte, denn einige Wochen später kam dann auch<br />

schon die Zusage zur Ausbildungsstelle und am 1. Oktober 2018 ging<br />

es dann los. Mittlerweile bin ich im dritten Ausbildungsjahr und habe<br />

meine Entscheidung bis heute noch nie bereut. Besonders gefällt mir<br />

die abwechslungsreiche Arbeit und dass ich als Notfallsanitäter mit<br />

vielen unterschiedlichen Berufsgruppen wie Feuerwehr, Polizei, Hausärzten<br />

und dem Gesundheitsamt zusammen arbeite. Jeder Einsatzort<br />

ist anders und das ist wirklich interessant. Bevor wir zu einem Notfall<br />

fahren, ziehen wir uns daher nicht nur unsere persönliche Sicherheitskleidung<br />

an wie Weste, orangefarbene Jacke, Handschuhe, Helm,<br />

Schutzbrille und trittschutzsichere Schuhe, sondern klären bereits<br />

wichtige Fragen wie: Birgt die Einsatzstelle Gefahren? Sind andere Einsatzkräfte<br />

vor Ort? Ist die Einsatzstelle sicher? Wie viele Einsatzwagen<br />

brauchen wir? Wie viele Patienten sind gemeldet? Nach der Ausbildung<br />

würde ich sehr gerne in diesem Beruf weiterarbeiten und mich zum<br />

Mentor oder Praxisanleiter fortbilden.“<br />

Foto Andreas Birresborn | Text Sophie Blady<br />

„Für diese Tätigkeiten muss<br />

man stets konzentriert und<br />

gewissenhaft arbeiten können.“<br />

„Ich habe mich nach meinem Abitur für eine Ausbildung als<br />

Milchwirtschaftliche Laborantin entschieden, weil mir die naturwissenschaftlichen<br />

Fächer sehr liegen und ich, im Gegensatz zu einem<br />

Studium, mein neu erlerntes Wissen gleich praktisch anwenden<br />

kann. Nährbodenküche, Qualitätssicherung, Mikrobiologie oder<br />

Forschung und Entwicklung – jedes Labor lernen wir in den drei Ausbildungsjahren<br />

kennen. Am besten hat mir bislang die Mikrobiologie<br />

gefallen. Diese Abteilung untersucht unsere Produkte auf mögliche<br />

Verunreinigungen. Unter dem Mikroskop können wir erkennen,<br />

ob sich Fremdkörper oder unerwünschte Bakterien in unseren<br />

Produkten befinden. Auch das Wachstum und die Qualität<br />

unserer Bakterienkulturen kann mit dieser Untersuchung<br />

geprüft werden. Für diese Tätigkeiten muss man stets<br />

konzentriert und gewissenhaft arbeiten können. Neben Teamfähigkeit<br />

und Spaß an naturwissenschaftlichen Themen sind<br />

das die wichtigsten Eigenschaften, die man für einen Beruf im<br />

Labor mitbringen sollte.“<br />

TEXT Katharina Grzeca | FOTO Christian Brandes<br />

70 71


ROCK YOU LIFE!<br />

Mentoringprogramm für Schüler<br />

TEXT Sophie Blady | FOTOS Christina Kloodt<br />

„Das 1:1-Mentoring ermöglicht den Schülern<br />

im Rahmen des Programms, ihren ganz persönlichen<br />

Weg zu finden und mit der Hilfe ihres<br />

Mentors, ihren beruflichen Zielen Stück für<br />

Stück näher zu kommen.“<br />

Linnea<br />

Mehr Bildungsgerechtigkeit und<br />

Chancengleichheit für junge<br />

Menschen! Dafür steht das Netzwerk<br />

aus ehrenamtlich engagierten Studierenden,<br />

motivierten Schülerinnen und<br />

Schülern, verantwortungsvollen Unternehmen<br />

und der ROCK YOUR LIFE! GmbH als<br />

Dachorganisation ein. Erfahrt von Linnea<br />

und Mirco, warum es sich lohnt, dabei zu<br />

sein!<br />

Mirco und Linnea, ihr engagiert euch<br />

ehrenamtlich im Netzwerk RYL! für die<br />

berufliche Zukunft junger Menschen. Was<br />

hat euch dazu motiviert?<br />

MIRCO: Mir gefällt bis heute die Idee, meine<br />

Erfahrungen als Student an Schüler weiterzugeben.<br />

Ich habe 2017, kurz nach der<br />

Gründung von RYL!, einen Artikel in den<br />

Kieler Nachrichten gelesen, in dem das neu<br />

gegründete Netzwerk Mentoren für die erste<br />

Kohorte gesucht hat. Da mich das Konzept<br />

sehr ansprach, war ich gleich dabei. Damals<br />

hatte ich bereits einige Praktika absolviert,<br />

steckte mitten im Studium (Politikwissenschaft<br />

und Soziologie) und hatte also schon<br />

erste Erfahrungen in der Arbeitswelt gesammelt,<br />

die ich gerne weitergeben wollte. Als<br />

Student hatte ich das Gefühl, noch nah<br />

genug an der Lebenswirklichkeit von Schülern<br />

zu sein, um sie mit meiner Begeisterung<br />

anstecken zu können. Als ich 2017 bei RYL!<br />

anfing, gab es bereits viele Mentoren, daher<br />

unterstützte ich damals das Orga-Team –<br />

zuletzt in leitender Position. Da ich mich im<br />

nächsten Semester auf meine Masterarbeit<br />

konzentrieren muss, habe ich die Leitung<br />

des Orga-Teams kürzlich Linnea übergeben.<br />

LINNEA: Ich studiere Psychologie im dritten<br />

Semester und bin seit diesem Sommer<br />

Leiterin des Orga-Teams bei RYL!. Das Netzwerk<br />

habe ich schon eine ganze Weile verfolgt<br />

und mich nun endlich dazu entschlossen,<br />

aktiv mitzuwirken. Als es darum ging,<br />

meine berufliche Zukunft in die Hand zu<br />

nehmen, profitierte ich sehr von der Unterstützung<br />

meiner Mitmenschen und möchte<br />

jetzt diese Erfahrung gerne weitergeben.<br />

Meist ist der Weg ins Berufsleben ja ein<br />

Prozess, der sich entwickelt und immer konkreter<br />

wird. Dass ich mit Menschen arbeiten<br />

möchte, wurde mir während meines Bundesfreiwilligendienstes<br />

in der Notaufnahme des<br />

Kinderkrankenhauses in Altona klar. Meines<br />

Erachtens ist es jedoch wichtig, bereits in<br />

der 8. und 9. Klasse Tipps zu bekommen, um<br />

sich beruflich zu orientieren.<br />

Hattet ihr selbst einen Mentor, der euch<br />

bei wichtigen Entscheidungen unterstützt<br />

hat?<br />

MIRCO: Bei mir waren die strukturellen Voraussetzungen<br />

günstig: Meine Eltern konnten<br />

mich mit Nachhilfeunterricht unterstützen.<br />

Ich habe mich schon früh für Politik interessiert,<br />

und so war mir schnell klar, dass<br />

ich Politikwissenschaften studieren möchte.<br />

Einen richtigen Mentor hatte ich nicht, aber<br />

viele Weggefährten, die mich in meinen<br />

Entscheidungen unterstützt und bestärkt<br />

haben.<br />

LINNEA: Während der Ausbildung habe ich<br />

die Lust verspürt, mich wissenschaftlich mit<br />

Themen zu beschäftigen und mich daher<br />

entschieden zu studieren. Einen persönlichen<br />

Mentor hatte auch ich nicht, aber viele<br />

Menschen, die mich bei meinen Entscheidungen<br />

unterstützten.<br />

Welche Erfahrungen habt ihr bei RYL!<br />

gesammelt?<br />

MIRCO: Besonders beeindruckt hat mich<br />

während meiner Zeit bei RYL! ein Geschwisterpaar<br />

aus Syrien, das sich sehr engagierte<br />

und viel von unserem Angebot profitieren<br />

konnte! Die beiden Schwestern trafen sich<br />

häufig mit ihren Mentoren und arbeiteten<br />

an kleinen Projekten mit: Sie hatten<br />

sich zeitgleich ein Buch ausgeliehen, um<br />

anschließend über die Inhalte zu sprechen,<br />

so konnten sie auch ihren Wortschatz erheblich<br />

verbessern.<br />

LINNEA: Ich habe im August bei RYL! angefangen<br />

und bereits an einigen Trainings teilgenommen,<br />

bei denen ich die Mentoren und<br />

Mentees kennengelernt habe. Durch Corona<br />

und Abstandsregeln war natürlich alles<br />

anders als gewohnt, aber ich habe wirklich<br />

gemerkt, dass die Schülerinnen und Schüler<br />

sich bei den gemeinsamen Übungen mit Themen<br />

beschäftigen, denen sie in ihrem Alltag<br />

meist wenig Aufmerksamkeit schenken: ihre<br />

Stärken, Schwächen und Wünsche. Sie haben<br />

gelernt, sich gegenseitig zu reflektieren und<br />

konstruktive Lösungen für ihre Probleme zu<br />

erarbeiten. Die Trainings haben mich darin<br />

bestärkt, mich bei RYL! zu engagieren.<br />

Warum sollten sich noch viel mehr Menschen<br />

für RYL! engagieren?<br />

LINNEA: RYL! ist ein sehr besonderer wertfreier<br />

Raum – außerhalb der Schule, außerhalb<br />

des Elternhauses. Das 1:1-Mentoring<br />

ermöglicht den Schülern im Rahmen des<br />

Programms, ihren ganz persönlichen Weg zu<br />

finden und mit der Hilfe ihres Mentors, ihren<br />

beruflichen Zielen Stück für Stück näher zu<br />

72 73


Margrit Gebel<br />

(links), die Landeskoordinatorin<br />

von<br />

SCHULEWIRTSCHAFT<br />

und ehemalige<br />

Lehrerin hat das<br />

Netzwerk RYL! an<br />

der Friedrich-Junge-Schule<br />

etabliert.<br />

Linnea (mitte).<br />

Mirco (rechts).<br />

CHIARA: Mentee bei RYL!<br />

„Ich bin seit Beginn dieses Jahres bei ‚Rock Your Life!‘ und war von Anfang<br />

an begeistert. Mit meiner Mentorin habe ich mich bisher meist in Cafés<br />

getroffen, und wir haben über meine Pläne nach der Schule gesprochen: Nach<br />

dem Abi möchte ich gerne ein Auslandsjahr absolvieren und dann Psychologie<br />

studieren. Da meine Mentorin nach der Schule auch ins Ausland gehen<br />

wollte, versteht sie mich sehr gut und unterstützt mich bei der Vorbereitung<br />

und Planung. Als Studentin kann sie mir viel über das Studentenleben<br />

erzählen und aufs Studium vorbereiten – das ist wirklich spannend, und<br />

mittlerweile freue ich mich schon richtig auf die Zeit nach der Schule. Auch<br />

wenn das Verhältnis zu meinen Eltern sehr gut ist, hilft es mir, eine weitere<br />

Ansprechpartnerin zu haben, die unvoreingenommen und in einer ähnlichen<br />

Lebensphase ist wie ich. RYL! bietet neben der Vermittlung der Mentoren<br />

auch ein umfangreiches Trainingsprogramm: Es gibt zum Beispiel Übungen in<br />

Bezug auf unsere beruflichen Ziele. Leider konnte ich bisher aus Zeitgründen<br />

nur an einem Training teilnehmen. Unsere Aufgabe war: ein konkretes Ziel<br />

zu bestimmen und eine entsprechende Mindmap zu gestalten. Außerdem<br />

mussten wir Fragen zu unseren Wünschen und Vorstellungen beantworten.<br />

Eine spannende Erfahrung, die mich wirklich weitergebracht hat. Rock Your<br />

Life! ist eine echte Chance für alle, die von den Eltern nicht so viel Unterstützung<br />

bei der Berufsorientierung bekommen, aber auch für jene, die wie<br />

ich, ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen.“<br />

kommen. Das ist in meinen Augen besonders<br />

charakteristisch.<br />

MIRCO: Bei RYL! begegnen sich Menschen,<br />

die unter anderen Umständen kaum Berührungspunkte<br />

miteinander hätten. Sowohl<br />

Schüler als auch Studierende können so in<br />

die jeweils andere Welt abtauchen und voneinander<br />

lernen. RYL! ist ein Ort, an dem<br />

jeder so sein darf, wie er ist. Niemand wird<br />

gemoppt oder ausgeschlossen.<br />

Welche Eigenschaften sollte ein Mentor bei<br />

RYL! mitbringen?<br />

LINNAE: Interesse und Zeit. Ich denke,<br />

es ist zudem wichtig, dass der Mentor gut<br />

zuhören kann und empathisch auf seinen<br />

Mentee eingeht.<br />

MIRCO: In den Jahren habe ich gemerkt,<br />

dass es hilft, wenn die Mentoren bereits im<br />

Vorfeld mit jungen Menschen zu tun hatten<br />

oder jüngere Geschwister haben. In den Vorgesprächen<br />

versuche ich immer herauszuhören,<br />

wie engagiert der angehende Mentor ist.<br />

Da die Mentees oft viel um die Ohren haben,<br />

sollte er in meinen Augen auch zuverlässig<br />

und gut organisiert sein.<br />

An wen richtet sich RYL?<br />

MIRCO: Das Netzwerk ist für alle freiwillig.<br />

Jeder kann, keiner muss!<br />

LINNEA: Wir sind gerade dabei, Mentoren<br />

aus beruflichen Schulen zu gewinnen,<br />

weil wir unser Programm in Zukunft noch<br />

diverser gestalten wollen und glauben, dass<br />

viele Schüler ein großes Interesse an Ausbildungsberufen<br />

haben.<br />

Das Mentorenprogramm wird mit dem Matching eingeleitet, eine Art Speed<br />

Dating, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre Mentoren kennenlernen.<br />

Es gibt drei Trainings im ersten Jahr:<br />

1. Training: Es werden gemeinsame Ziele vereinbart, Nummern ausgetauscht und<br />

abgestimmt, wie Mentor und Mentee in Zukunft miteinander kommunizieren wollen.<br />

2. Training: Fokus auf Berufsorientierung und Möglichkeiten beruflich<br />

durchzustarten.<br />

3. Training: Abschluss vom ersten Jahr. Es wird Bilanz gezogen und erörtert, welche<br />

Ziele erreicht wurden und woran noch gearbeitet werden sollte. Nach einem Jahr<br />

ist der offizielle Teil des Mentorenprogramms abgeschlossen. Viele Kontakte bleiben<br />

jedoch weiterhin bestehen.<br />

Mentoring together:<br />

Ausflüge mit Mentoren und Mentees.<br />

Stammtisch:<br />

Die Mentoren und Mitglieder des Organisationsteams treffen sich regelmäßig zum<br />

Austausch und Klönen.<br />

Wir sind für dich da!<br />

Deine Berufsberatung<br />

... unterstützt dich bei der Suche nach dem<br />

passenden Ausbildungsberuf oder Studiengang!<br />

Telefon: 0800 4 5555 00 (kostenfreie Hotline)<br />

E-Mail: Heide.Berufsberatung@arbeitsagentur.de<br />

Online: www.arbeitsagentur.de/kontakt<br />

Wir finden gemeinsam heraus,<br />

welcher Beruf zu dir passt!<br />

74


KOOPERATIONEN MIT MEHRWERT<br />

Landesprogramm „Schule trifft Kultur – Kultur trifft Schule“ fördert kulturellen Austausch<br />

TEXT Lutz Timm | Illustrationen Raphaelle Martin | FOTO Klaus Müller<br />

Zukunftsmusik: „Kulturelle Bildung“<br />

als Schulprofil? Um möglichst vielen<br />

Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften<br />

und Eltern den Wert kultureller Bildung<br />

ins Bewusstsein zu holen, hat die schleswig-holsteinische<br />

Landesregierung 2015<br />

das Programm „Schule trifft Kultur – Kultur<br />

trifft Schule“ ins Leben gerufen. Seitdem<br />

haben Schulklassen in rund 120 Projekten<br />

mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern<br />

kooperiert und dabei Ausstellungen,<br />

Theaterstücke und lyrische Aufführungen<br />

umgesetzt.<br />

Klaus Müller, Koordinator des Projekts und<br />

ehemaliger Leiter eines Gymnasiums, ist<br />

zufrieden. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit<br />

konnte das Programm „Schule trifft<br />

Kultur – Kultur trifft Schule“ 2015 endlich<br />

beginnen. „Die Politik hat erkannt, dass das<br />

Programm keine Dekoration ist, sondern als<br />

Basis kultureller Bildung dient“, erläutert<br />

Müller.<br />

Das Förderprogramm der Landesregierung<br />

wird durch das Ministerium für Bildung,<br />

Wissenschaft und Kultur vertreten. Finanziell<br />

unterstützt wird es durch die Stiftung<br />

Mercator im Rahmen des Programms „Kreativpotentiale“.<br />

Die wissenschaftliche Begleitung<br />

erfolgt durch die Fachhochschule Kiel<br />

und die Europa- Universität Flensburg.<br />

Ziel von „Schule trifft Kultur“ ist, die Schulen<br />

mit unterschiedlichsten Künstlerinnen<br />

und Künstlern zu vernetzen und projektbezogene<br />

Kooperationen zu fördern. Kulturelle<br />

Bildung soll nicht als eine Art zusätzliches<br />

Fach betrachtet werden, sondern als ein<br />

fächerübergreifendes Prinzip, das über den<br />

Unterricht hinausgehende Projekte einbezieht.<br />

Dafür werden Lehrerinnen und Lehrer<br />

sowie Künstlerinnen und Künstler zu Kulturvermittlern<br />

geschult.<br />

Bislang sind rund 80 Teilnehmer auf der<br />

Plattform kulturvermittler-sh.de registriert.<br />

Unter ihnen sind Lehrkräfte, überwiegend<br />

aber Künstlerinnen und Künstler mit verschiedenen<br />

Arbeitsschwerpunkten. Neben<br />

bildenden Künstlern gibt es auch Experten<br />

für Darstellendes Spiel, Tanz, Literatur und<br />

Baugeschichte. Die Kulturvermittler verteilen<br />

sich über ganz Schleswig-Holstein und<br />

können über die Online-Plattform direkt<br />

angeschrieben werden.<br />

Überwiegend arbeiten die Kulturvermittler<br />

lokal und entwickeln mit den Schulen<br />

(oder anderen öffentlichen Einrichtungen)<br />

Bildungsprojekte mit künstlerischem Bezug<br />

und führen diese anschließend gemeinsam<br />

mit den Klassen durch. Die kreativen Ideen<br />

der Kulturvermittler dienen dazu, den<br />

Schülerinnen und Schülern einen direkten<br />

Zugang zu den Künstlerinnen und Künstlern<br />

zu ermöglichen. Auch die Kulturinstitutionen<br />

im Land werden einbezogen. Das<br />

Angebot soll das kulturelle Repertoire der<br />

Schulen dauerhaft ergänzen und zu einem<br />

unverzichtbaren Teil der kulturellen Bildung<br />

werden.<br />

Die Arbeit der Kulturvermittler geht jedoch<br />

über die beratende Tätigkeit hinaus. Zusammen<br />

mit den teilnehmenden Klassen begleiten<br />

sie die Projekte von der Idee über die<br />

Antragstellung bis hin zur Durchführung.<br />

Dazu gehören auch eine Evaluation und<br />

Dokumentation. Zentraler Gedanke des<br />

Programms „Schule trifft Kultur“ ist jedoch<br />

die Vernetzung der Kunst- und Kulturszene<br />

Schleswig-Holsteins mit den Akteuren in<br />

den Schulen.<br />

Ab dem Jahr 2018 wurden zusätzlich 15<br />

Lehrkräfte qualifiziert, die seit August 2019<br />

in den Kreisen des Landes als Fachberater für<br />

kulturelle Bildung tätig sind. Sie ergänzen,<br />

unterstützen und koordinieren die bisherige<br />

Arbeit auf regionaler Ebene. Sie entwickeln<br />

dabei auch kreisweite und kreisübergreifende<br />

Projekte.<br />

Eines der ersten Projekte war 2015 der Bau<br />

eines Naturerlebnisgartens auf einem Areal<br />

des Schulbergs in Mölln. Mit dem Projekt<br />

schufen Achtklässler der Gemeinschaftsschule<br />

sowie der Astrid-Lindgren-Schule<br />

einen schulnahen Lernort für alle Schüler<br />

und Schülerinnen, ungeachtet ihrer körperlichen,<br />

kognitiven, emotionalen, sozialen<br />

und kulturellen Besonderheiten. Außerdem<br />

achteten die Teilnehmer darauf, verschiedene<br />

Fächer – von den Naturwissenschaften<br />

bis hin zur Philosophie – im Konzept zu<br />

berücksichtigen.<br />

Schülerinnen und Schüler der Klassen<br />

5-7 der Amalie-Sieveking-Schule Reinbek<br />

entwarfen 2019 ein Brettspiel zum Thema<br />

„Schloss Reinbek“. Um die Spielidee entwickeln<br />

zu können, befassten sich die Schüler<br />

mit 450 Jahren Reinbeker Geschichte.<br />

Dadurch konnten sie das Leben auf dem<br />

Schloss spannend und spielerisch darstellen.<br />

Für das Projekt tauchten die jungen Menschen<br />

nicht nur intensiv in die Geschichte<br />

ihrer Heimatstadt ein, sie erfuhren auch<br />

viele Einzelheiten zu den Lebensumständen<br />

früherer Generationen.<br />

„Kulturelle Bildung ist eine Querschnittsaufgabe“,<br />

meint Klaus Müller. Mit dem<br />

Programm möchte er den Wert kultureller<br />

Bildung weit räumig sichtbar machen. „Wir<br />

wollen die Leuchtturmschulen institutionalisieren.“<br />

Das Ziel sei, irgendwann Schulen<br />

mit dem Profil kulturelle Bildung in Schleswig-Holstein<br />

zu etablieren.<br />

Ein vielversprechendes, pädagogisch<br />

anspruchsvolles Projekt, das Klaus Müller in<br />

der schleswig-holsteinischen Bildungslandschaft<br />

dauerhaft verankern möchte. Mit seiner<br />

Arbeit kann er mehr als zufrieden sein.<br />

Bereits im September wurden zehn weitere<br />

Schulen wegen ihrer herausragenden kulturellen<br />

Arbeit zu Kulturschulen in Schleswig-<br />

Holstein ernannt.<br />

„Die Politik hat erkannt,<br />

dass das Programm keine<br />

Dekoration ist, sondern als<br />

Basis kultureller Bildung<br />

dient.“<br />

Projektkoordinator Klaus Müller<br />

77


GEWALTIG! NORDSEE – VOM UMGANG<br />

MIT NATURKATASTROPHEN<br />

Ein Projekt von „Schule trifft Kultur - Kultur trifft Schule“<br />

TEXT Sophie Blady | Illustrationen Raphaelle Martin | FOTO YUCCA Filmproduktion<br />

Raus aus der Schule, rein in den Kulturbetrieb!<br />

Siebzehn Schülerinnen<br />

und Schüler der 7. Klasse der Ferdinand-Tönnies<br />

Gemeinschaftsschule in<br />

Husum verlassen für einen Tag und drei<br />

Vormittage die Unterrichtsräume, um<br />

mit Küstenschutz experten, einer Museumspädagogin<br />

und der Filmemacherin<br />

und Kulturvermittlerin Martina Fluck von<br />

„Schule trifft Kultur - Kultur trifft Schule“<br />

die großen Sturmfluten an Schleswig-Holsteins<br />

Nordseeküste kreativ aufzuarbeiten.<br />

Wir sprechen mit Martina Fluck<br />

über die Relevanz kultureller Bildung für<br />

junge Menschen außerhalb des regulären<br />

Schulbetriebs.<br />

Frau Fluck, gemeinsam mit der museumspädagogischen<br />

Abteilung des Nordfriesland<br />

Museums und der Ferdinand­ Tönnies­<br />

Schule haben Sie das Projekt ,Gewaltig!<br />

Nordsee – vom Umgang mit Naturkatastrophen‘<br />

ins Leben gerufen. Wie kam es<br />

zu der Idee?<br />

Ursprünglich war im Nordfriesland Museum<br />

Nissenhaus in Husum eine Ausstellung mit<br />

dem Titel ,Gewaltige Nordsee‘ geplant. Ziel<br />

war, dass die Schüler in der Ausstellung für<br />

ein eigenes künstlerisches Projekt recherchieren.<br />

Da die Ausstellung coronabedingt<br />

leider ausfallen musste, haben wir zwei<br />

ehemalige Mitarbeiter vom Küstenschutz<br />

angefragt, mit den Jugendlichen einen<br />

Spaziergang zu den Sturmflutstätten durch<br />

Husum zu machen. Das Wissen, das sie sich<br />

bei dieser Führung angeeignet haben, diente<br />

anschließend als Grundlage für eigene kreative<br />

Projekte rund um das Thema Sturmflut.<br />

Gab es Kriterien oder Vorgaben für die<br />

Projektarbeit der Schüler?<br />

Wir haben den Jugendlichen keinerlei Vorgaben<br />

gemacht. Sie durften sich kreativ<br />

austoben und eigene Ideen entwickeln. Wir<br />

waren sehr positiv überrascht, mit wie viel<br />

Begeisterung und Konzentration die Jugendlichen<br />

ihre Projekte entwickelten und ganz<br />

fantastische Ergebnisse hervorbrachten: Es<br />

gab Schüler, die eine Zukunftsvision mit<br />

ihren beliebtesten Comic-Helden entwarfen.<br />

Ein Schüler erarbeitete ein ganz detailversessenes<br />

Modell. Eine Gruppe entschloss sich<br />

dazu, einen Film zu drehen. Beeindruckt hat<br />

mich auch, wie die Schülerinnen und Schüler<br />

dafür ganz selbstverständlich ihr Handy<br />

einsetzten. Durch die kreative und vielseitige<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema<br />

ist es uns gelungen, eine Brücke von der<br />

historischen Sturmflut 1976 in die Jetztzeit<br />

zu schlagen und auch Schüler für das Thema<br />

zu begeistern, die im klassischen Schulunterricht<br />

wahrscheinlich längst abgeschaltet<br />

hätten.<br />

Was können Schüler bei solch einem<br />

außer unterrichtlichen Projekt für ihre<br />

berufliche Zukunft lernen?<br />

Sie haben durch das Projekt das Museum als<br />

Kulturstätte und einen Ort, in dem sie selbst<br />

aktiv werden können, kennengelernt. Zudem<br />

konnten sie durch die kreative Umsetzung<br />

ihrer Projekte in unterschiedliche Berufe wie<br />

etwa Tontechniker und Kameramann hineingeschnuppern.<br />

In unserer Feedback-Runde<br />

hoben viele Schüler sehr positiv hervor, wie<br />

spannend es für sie gewesen sei zu erfahren,<br />

wie sich Husum durch die Sturmflut<br />

verändert hat und wie der Hafen durch die<br />

Mahntränken entstanden ist.<br />

Warum ist es so wichtig, dass Jugendliche<br />

sich nicht nur theoretisch, sondern<br />

auch praktisch mit kulturellen Themen<br />

beschäftigen?<br />

Durch die kreative Arbeit, in der sie selbst<br />

Ideen entwickeln, sich mit einem Thema<br />

auseinandersetzen und anschließend ein<br />

Ergebnis präsentieren können, wecken wir<br />

bei den Jugendlichen echtes Interesse, und<br />

sie können sich die gesammelten Informationen<br />

viel besser merken. Die Schüler<br />

entscheiden selbst, wie weit sie sich auf ihr<br />

Projekt einlassen und engagieren.<br />

Was passiert mit den Kunstwerken, die<br />

während des Projekts entstanden sind?<br />

Wenn die Ausstellung <strong>2021</strong> eröffnet wird,<br />

werden die kreativen Arbeiten in einem<br />

Begleitprogramm für die beteiligten Schüler<br />

und Eltern gezeigt.<br />

Sie arbeiten bereits seit fünf Jahren in der<br />

Kulturvermittlung. Warum ist es Ihnen so<br />

wichtig, dass gerade junge Menschen sich<br />

mit Kultur auseinandersetzen?<br />

Kultur ist für mich wie ein Lebensmittel, ein<br />

wichtiger und fundamentaler Bestandteil<br />

unseres Seins. Und ich glaube, dass Kinder<br />

das besser erkennen und annehmen, wenn<br />

sie Kunst nicht nur im benoteten System<br />

der Schule erfahren. Mir ist aufgefallen, dass<br />

Kinder und Jugendliche sich in außerunterrichtlichen<br />

Projekten anders verhalten.<br />

Gerade denjenigen, die in der Schule auffällig<br />

oder schwer zu erreichen sind, bieten<br />

solche Projekte eine Chance: Ich erinnere<br />

mich an ein reines Mädchenprojekt, in dem<br />

sich deutsche und Schüler mit Migrationshintergrund<br />

ihre Heimat vorgestellt haben.<br />

Ein syrisches Mädchen, das seit zwei Jahren<br />

in der Schule kaum mit ihren Mitschülern<br />

sprach, blühte regelrecht auf. Solche kleinen<br />

Wunder geschehen bei jedem Projekt, das ist<br />

keine Ausnahme: Auf einmal treten Begabungen<br />

hervor, die im ,normalen‘ Unterricht<br />

meist unbemerkt bleiben, und das verändert<br />

langfristig die Beziehungen der Kinder<br />

untereinander. Sie entdecken Stärken bei<br />

ihren Mitschülern, die sie vorher gar nicht<br />

wahrgenommen haben.<br />

Kultur hat es derzeit schwer. Warum brauchen<br />

Menschen die Kultur?<br />

Um sich innerlich zu entwickeln und den<br />

Blickwinkel zu erweitern. Kreativität ist<br />

erforderlich, um persönliche Visionen zu<br />

schaffen, über den eigenen Lebenshorizont<br />

hinauszublicken und so zu erkennen, dass<br />

da noch eine ganz andere Welt zu entdecken<br />

ist.<br />

Wie lange könnten Sie ohne Kultur<br />

auskommen?<br />

Gar nicht (lacht). Mir fällt die Schließung<br />

von Theatern, Ausstellungen, Kinos sehr<br />

schwer. Ich möchte Kultur im kulturellen<br />

Raum genießen. Zu Hause vor dem Laptop<br />

zu sitzen und Kultur zu konsumieren, ist<br />

einfach nicht das Gleiche. Für mich ist Kultur<br />

immer ein gemeinschaftlicher Prozess.<br />

78 79


Wege mit und ohne Erstem<br />

allgemeinbildenden Schulabschluss<br />

Die Kraft der Stadt.<br />

80


Wege mit Mittlerem Schulabschluss<br />

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GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Axel von Kortzfleisch<br />

CHEFREDAKTION (V.i.S.d.P)<br />

Katharina Grzeca<br />

Schul- und Messebetreuung<br />

Ronja Mutzeck<br />

ronja.mutzeck@me2be.de<br />

LEKTORAT<br />

Erhard Mich<br />

ART DIREKTION<br />

Katharina Grzeca<br />

grafik@me2be.de<br />

TEXT<br />

Sophie Blady, Nadine Schättler, Karina<br />

Dreyer, Katharina Grzeca, Lutz Timm,<br />

Stadtwerke Norderstedt<br />

FOTO<br />

Christina Kloodt, Jana Limbers,<br />

Henrik Matzen, Apo Genç, Anna<br />

Leste-Matzen, Andreas Birresborn,<br />

Christian Brandes, Bo Mißfeld, freepik,<br />

v.vivash, BBZ Rendesburg-Eckernförde,<br />

© Wild Bunch Germany 2019, privat<br />

Meggy Hussong, Isarnwohld-Schule,<br />

Stadtwerke Norderstedt, AZV Südholstein<br />

/ Nicole Keller, Klaus Müller, YUCCA<br />

Filmproduktion, Max Hörath<br />

ILLUSTRATION<br />

Ibou Gueye, Raphaelle Martin<br />

COVER<br />

Christina Kloodt<br />

1. Auflage<br />

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© <strong>2021</strong> für alle Beiträge der <strong>ME2BE</strong> MEDIEN<br />

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Nachdruck, Aufnahme in Onlinediensten<br />

und Internet sowie Vervielfältigung<br />

auf Datenträgern jeglicher Art – auch<br />

auszugsweise – nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung des Verlages.<br />

Der Verlag haftet nicht für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte, Fotos und<br />

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