ME2BE HIERGEBLIEBEN 2021 05
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<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
BERUFLICHE ORIENTIERUNG IN SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
SPECIAL<br />
www.me2be.de <strong>ME2BE</strong> MEDIEN GmbH Heft 01 Frühjahr <strong>2021</strong> #AUSBILDUNG<br />
HOCH HINAUS!<br />
... OB AUFS DACH ODER DIE KARRIERELEITER: IN GETTORF UND UMGEBUNG GIBT<br />
ES INNOVATIVE AUSBILDUNGSBETRIEBE UND AUFREGENDE<br />
FREIZEITMÖGLICHKEITEN ZU ENTDECKEN.
EDITORIAL<br />
Die perfekte Welle<br />
Loslassen, um genau im richtigen Moment die perfekte Welle zu reiten und Richtung Zukunft<br />
zu gleiten. Geht es darum nicht immer im Leben? Zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />
zu sein und das Richtige zu tun?<br />
Wer sich auf der Schwelle von der Schule ins Berufsleben befindet, der sieht sich einer fast<br />
unüberschaubaren Welt von Möglichkeiten gegenüber, dem sie verlockend zuruft: Geh doch<br />
ins Ausland! Mach dein Abi! Bewirb dich für diesen – nein, für jenen Ausbildungsberuf! Ein<br />
duales Studium ist genau das Richtige für dich!<br />
Ausbildung<br />
Ausbildungsziel<br />
Pflegefachfrau/ Pflegefachmann<br />
mit generalistischer Ausrichtung<br />
Bewirb Dich hier:<br />
Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH<br />
Bildungszentrum<br />
Chemnitzstrasse 30<br />
24116 Kiel<br />
Hotline:<br />
Jeden Mittwoch 15.00 bis 16.00 Uhr<br />
0431 - 1697 3708<br />
www.krankenhaus-kiel.de<br />
pflegeausbildung@krankenhaus-kiel.de<br />
Hierbleiben? Weggehen? Immer neue Wellen türmen sich vor dir auf, die es zu bezwingen<br />
gilt? Wir können dir zwar die Entscheidung nicht abnehmen, welche Welle dich in deine<br />
berufliche Zukunft spült, aber wir möchten dir mit unserem Magazin <strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
zeigen, wie viel Potenzial Schleswig-Holstein für junge Menschen zu bieten hat – nicht nur<br />
für Wassersportler!<br />
Im Fokus dieser Ausgabe steht die Gemeinde Gettorf. Sie ist nicht der Nabel der Welt –<br />
aber: „Gettorf genießt eine begnadete Lage zwischen Eckernförde und Kiel, genau das ist<br />
unser Vorteil! Der Ort bietet beste Ausgangsmöglichkeiten für Unternehmungen. Das Meer<br />
liegt direkt ums Eck und lädt zum Kiten, Segeln, Surfen, SUPn, Schwimmen und Spazierengehen<br />
ein”, so Bürgermeister Hans-Ulrich Frank. Im Interview haben wir uns mit ihm<br />
über berufliche Perspektiven für Selbständige, Start-ups und junge Menschen unterhalten.<br />
Denn nicht nur in Gettorf selbst, auch in der Umgebung finden sich zahlreiche Betriebe mit<br />
unterschiedlichen Branchen und Gewerken aus Industrie, Handel und Gewerbe, die auch<br />
junge Leute ausbilden. Schauspielerin Meggy und Nachwuchsfußballer Julius wissen sehr<br />
wohl, was sie an ihrem Heimatort haben: „Gettorf ist klein genug, um alles mit dem Fahrrad<br />
zu erreichen und groß genug, um sich viele Wünsche zu erfüllen. Ein großer Vorteil ist für<br />
mich der Bahnhof mit einer guten Verbindung nach Kiel”, erklärt Meggy.<br />
Weil die Gemeinde zwischen Kiel und Eckernförde sehr von ihrer abwechslungsreichen<br />
Umgebung profitiert, haben wir den Blick geweitet und kleinen sowie großen Ausbildungsbetrieben<br />
in ganz Schleswig-Holstein über die Schulter geschaut, um euch interessante<br />
Stories, spannende Hintergrundinformationen und authentische Einblicke zu bieten: von<br />
der familiengeführten Landschlachterei Neidhardt in Holtsee über die Rettungswache Nordfriesland<br />
bis hin zur Kreisverwaltung in Dithmarschen.<br />
Wir wollen euch mit dieser Ausgabe Anreize geben, zwischen Nord- und Ostsee eure perfekte<br />
Welle zu finden und mit einem Take-off in die Zukunft zu starten – im Berufsleben und<br />
auf dem Wasser. Denn eins ist ja wohl klar: Es gibt kaum eine schönere Region zum Wellenreiten,<br />
Surfen, Kiten und Segeln in Deutschland.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Eure Sophie<br />
PS: Mehr spannende Beiträge, außergewöhnliche Fotos und Einblicke in die Berufswelt gibt’s hier:<br />
www.me2be.de<br />
www.facebook.com/me2bemag<br />
hello@me2be.de<br />
3
„HEUTE WIRD ALLES MIT LUST UND LIEBE<br />
GEMACHT“<br />
Ein Besuch in der Landschlachterei Neidhardt<br />
S. 40<br />
BERUFE DIESER AUSGABE<br />
Inhalt<br />
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE TRIFFT WIRTSCHAFT<br />
Vorwort der Landeskoordinatorin<br />
SCHULEWIRTSCHAFT Margrit Gebel<br />
S. 06<br />
VON TEUFELSSTEINEN UND<br />
UNTERWASSERWELTEN<br />
Gettorf ist historisches Zentrum einer ländlichen<br />
Halbinsel mit zahlreichen aktiven Angeboten<br />
S. 10<br />
SZENEGEFLÜSTER<br />
Tipps und Trends für Freizeit, Kultur, Hobby und<br />
Sport in Gettorf<br />
S. 12<br />
AUF’N SCHOKOKEKS MIT DEM<br />
BÜRGERMEISTER<br />
Gettorfs Bürgermeister Hans-Ulrich Frank über<br />
neue Perspektiven für junge Start-ups auf dem<br />
Land<br />
S. 14<br />
LOTTALEBEN IN GETTORF<br />
Ein Gespräch mit der Jungschauspielerin Meggy<br />
Hussong<br />
S. 16<br />
SCHULE<br />
INDIVIDUELLE BILDUNGSKARRIEREN UNTER<br />
EINEM DACH<br />
Zu Besuch in der Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />
S. 20<br />
BERUFSORIENTIERUNG IN ALLEN<br />
KLASSENSTUFEN<br />
Stärkenbasiert Potentiale entdecken und<br />
Betriebe vor Ort einbinden<br />
S. 22<br />
GEMEINSAM ZUM ERFOLG AM BBZ<br />
RENDSBURG-ECKERNFÖRDE<br />
Interview mit Torge Indinger, dem<br />
stellvertretenden Schulleiter am BBZ<br />
Rendsburg-Eckernförde in Eckernförde<br />
S. 26<br />
DIGI.BO: DEIN WEG ZUM JOB<br />
Digital, regional und zielgerichtet bietet das<br />
Onlineportal DIGI.BO Orientierungshilfe auf<br />
deinem Weg ins Berufsleben<br />
S. 30<br />
VIEL FRISCHE LUFT UND ALTE TRADITIONEN<br />
Ausbildung zum Schornsteinfeger ist vielfältig<br />
und erfordert Schwindelfreiheit<br />
S. 44<br />
EINE AUSBILDUNG, DIE ZU MIR PASST<br />
Workshop der <strong>ME2BE</strong> Medienagentur bei der<br />
Covestro Deutschland AG in Brunsbüttel<br />
S. 46<br />
ÜBER SICH HINAUSWACHSEN IN DER<br />
KREISVERWALTUNG DITHMARSCHEN<br />
Ausbildung in Corona-Zeiten. Ein Gespräch mit<br />
Ausbildungsleiterin Frau von Würtzen-Pieper<br />
S. 54<br />
TEAMGEIST IST ALLES!<br />
Die Notfallsanitäter der Rettungswache Husum<br />
S. 58<br />
EINFACH GUTE AUSBILDUNG<br />
Zukunftssichere Ausbildung bei den<br />
Stadtwerken Norderstedt<br />
S. 61<br />
NACHHALTIGE AUSBILDUNG<br />
Entdecke die umwelttechnischen Berufe beim<br />
AZV Südholstein<br />
S. 62<br />
ÜBER DIE ARBEITSWELT VON MORGEN UND<br />
DIE LIEBE ZUR REGION<br />
Ein Interview mit der Fachkräfteberaterin der<br />
egeb: Wirtschaftsförderung.<br />
S. 64<br />
Personaldienstleistungskaufmann<br />
(m/w/d)<br />
S. 34<br />
Pflegefachmann (m/w/d)<br />
S. 36<br />
Verwaltungsfachangestellter (m/w/d)<br />
S. 54, 66 und 68<br />
Duales Studium Allgemeine Verwaltung<br />
/ Public Administration (B. A.)<br />
S. 54 und 67<br />
Fachkraft für Abwassertechnik (m/w/d)<br />
S. 62<br />
Fachkraft für Rohr-, Kanal- und<br />
Industrieservice (m/w/d)<br />
S. 62<br />
Fachkraft für Lagerlogistik (m/w/d)<br />
S. 71<br />
MIT KOMMUNIKATION ZUM SIEG<br />
Fußball im Gettorfer SC ist für Julius Klang (15)<br />
viel mehr als reine Technik<br />
S. 18<br />
ROCK YOU LIFE!<br />
Mentoringprogramm für Schüler<br />
S. 72<br />
KOOPERATIONEN MIT MEHRWERT<br />
Landesprogramm „Schule trifft Kultur – Kultur<br />
trifft Schule“ fördert kulturellen Austausch<br />
S. 76<br />
GEWALTIG! NORDSEE – VOM UMGANG MIT<br />
NATURKATASTROPHEN<br />
Ein Projekt von „Schule trifft Kultur - Kultur<br />
trifft Schule“<br />
S. 78<br />
COMPANIES<br />
AZUBI AUF ERFOLGSKURS<br />
Fabian Walter schloss seine Ausbildung zum<br />
Personaldienstleistungskaufmann als<br />
Bundesbester ab<br />
S. 34<br />
OFFEN FÜR MENSCHLICHKEIT<br />
Ausbildung beim Kieler Stadtkloster<br />
S. 36<br />
AUSBILDUNG ODER STUDIUM<br />
Welcher Typ bist du?<br />
S. 08<br />
WEGE MIT UND OHNE ERSTEM ALLGEMEIN-<br />
BILDENDEN SCHULABSCHLUSS<br />
S. 80<br />
WEGE MIT MITTLEREM SCHULABSCHLUSS<br />
S. 83<br />
EDITORIAL<br />
S. 03<br />
IMPRESSUM<br />
S. 82<br />
Schlachter (m/w/d)<br />
S. 38<br />
Schornsteinfeger (m/w/d)<br />
S. 44<br />
Notfallsanitäter (m/w/d)<br />
S. 58 und 70<br />
Elektroniker für Betriebstechnik<br />
(m/w/d)<br />
S. 61<br />
Milchwirtschaftlicher Laborant<br />
(m/w/d)<br />
S. 71<br />
4 5
SCHULE TRIFFT WIRTSCHAFT<br />
Vorwort der Landeskoordinatorin SCHULEWIRTSCHAFT Margrit Gebel<br />
TEXT Sophie Blady | FOTOS Jana Limbers<br />
„Für mich war immer wichtig, Jugendliche zu motivieren,<br />
Neues kennenzulernen, sich für Projekte zu interessierten<br />
und viele Erfahrungen außerhalb der Schule in Praktika<br />
zu sammeln. Das Thema Berufsorientierung hat mich als<br />
Klassenlehrerin immer intensiv begleitet und mir zunehmend<br />
die Notwendigkeit verdeutlicht, Schülern auf dem Weg in den<br />
Beruf vielfältigste Hilfen anzubieten.“<br />
Frau Gebel, SCHULEWIRTSCHAFT steht<br />
seit über 60 Jahren für die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit von Schulen und Unternehmen.<br />
Wie genau sieht das in der Praxis<br />
aus?<br />
SCHULEWIRTSCHAFT SH ist ein Netzwerk<br />
von Schulen, Unternehmen und anderen<br />
Bildungsträgern. Es fördert die Berufsorientierung<br />
und ökonomische Bildung<br />
Jugendlicher, unterstützt maßgeblich den<br />
Wettbewerb ,Berufswahlsiegel‘ und praxisorientierte<br />
Projekte wie das Junior-Projekt<br />
(junior-programme.de). Bei diesem können<br />
Schüler ihre eigene kleine Firma nach ökonomisch-wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten<br />
gründen und entsprechend führen. Damit<br />
die Schülerfirmen funktionieren und tatsächliche<br />
Gewinne erzielen, sind Eltern und<br />
Bekannte aufgefordert, Aktien zu kaufen.<br />
Nach einem Jahr wird Bilanz gezogen und<br />
festgestellt, wie gut die Idee der Schüler<br />
tatsächlich angekommen und wie hoch der<br />
erzielte Gewinn ist. Bei diesen Projekten<br />
sind schon die schönsten Ideen entstanden<br />
wie beleuchtete Untersetzer, Portemonnaies<br />
aus alten Kassetten und Sitzgelegenheiten<br />
aus alten Autoreifen – der Kreativität sind<br />
keine Grenzen gesetzt. Es gibt sogar einen<br />
Junior-Marketplace, auf dem die jungen<br />
Gründer ihre Produkte online verkaufen<br />
können. Beim Bundeswettbewerb 2020<br />
gewann Schleswig-Holstein den 2. Platz.<br />
Ebenso wird auch das WIWAG-Projekt gefördert,<br />
bei dem Schüler eine Woche lang die<br />
Chance haben, Wirtschaft hautnah in einem<br />
Unternehmen zu erleben, um betriebswirtschaftliche<br />
Grundlagenkenntnisse anhand<br />
eines interaktiven Planspiels zur Unternehmensführung<br />
zu erwerben. Jeder Schüler<br />
sollte einmal erfahren, wie sich das eigene<br />
Handeln wirtschaftlich, sozial und ökologisch<br />
auswirkt.<br />
Auch ‚beachmanager‘ (das innovative Wirtschaftsplanspiel<br />
mit bundesweitem Wettbewerb)<br />
folgt diesem Prinzip und wird schon<br />
für die Sekundarstufe I angeboten.<br />
Seit dem 01. September 2020 sind Sie Landeskoordinatorin<br />
bei SCHULEWIRTSCHAFT<br />
für Schleswig-Holstein. Was genau sind<br />
Ihre Aufgaben?<br />
Als Koordinatorin von SCHULEWIRTSCHAFT<br />
Schleswig-Holstein sehe ich meine Aufgabe<br />
besonders darin, das Netzwerk zwischen<br />
Verbänden, Ministerien, AfA, IHK, HK und<br />
verschiedenen Bildungsorganisationen<br />
durch Gesprächsrunden und Arbeitskreise<br />
zu stärken und den Austausch zwischen<br />
Vertretern von Schulen und Unternehmen<br />
zu fördern. Ziel ist es, gemeinsam durch<br />
praxisnahe Berufsorientierung und Projekte<br />
zu bewirken, dass Jugendlichen der Übergang<br />
von der Schule ins Berufsleben gelingt.<br />
Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Initiativen<br />
wie schuleigene Berufsorientierungsmessen<br />
von den Unternehmen als Chance<br />
angenommen werden, direkt mit Schülern,<br />
Eltern und Lehrern in Kontakt zu kommen.<br />
SCHULEWIRTSCHAFT setzt sich dafür ein,<br />
dass in Schulen Berufsorientierung und<br />
auch Entrepreneur Education verbindlich<br />
implementiert werden und bietet Fortbildungsangebote<br />
für Lehrer an.<br />
Viele Veranstaltungen fallen auch in diesem<br />
Jahr coronabedingt aus oder werden<br />
in kleinerem Rahmen stattfinden. Haben<br />
Sie einen Tipp für die Schülerinnen und<br />
Schüler, wie sie sich im Dschungel der<br />
Möglichkeiten orientieren können?<br />
Leider haben Schüler momentan große<br />
Schwierigkeiten, praktische Erfahrungen<br />
zu sammeln und Einblicke in Unternehmen<br />
zu bekommen, da es akut an Praktikumsplätzen<br />
mangelt. SCHULEWIRTSCHAFT hat<br />
aber auch hier schon an die Unternehmen<br />
appelliert, den Mangel zu verringern, denn<br />
diese Schüler sind ihre Azubis von morgen.<br />
In den letzten Monaten konnten kaum<br />
Praktika absolviert werden, wodurch es<br />
aktuell sehr viele Bewerber, jedoch weniger<br />
Angebote als sonst gibt. Aus diesem Grund<br />
sind die Schüler nicht so gut informiert<br />
und werden um ihre praktischen Erfahrungen<br />
gebracht. Umso wichtiger sind daher<br />
digitale Angebote wie die DIGI.BO (digibo.<br />
school): ein schülergerechtes digitales<br />
Berufsorientierungsportal, das in Zusammenarbeit<br />
mit der Friedrich-Junge-Schule<br />
und der Medienagentur <strong>ME2BE</strong> entstanden<br />
ist – aus der Schule für die Schule. Schülern<br />
werden virtuelle Einblicke in Unternehmen<br />
und Berufe geboten sowie viele hilfreiche<br />
Tipps und grundlegende Informationen rund<br />
um die Bewerbung und den Übergang in die<br />
Arbeitswelt. Wichtig ist dabei, dass auch für<br />
digitales Distanzlernen Berufsorientierung<br />
verpflichtend im Aufgabentool erscheinen<br />
sollte.<br />
Wer bereits im Berufsleben angekommen<br />
ist, weiß: Ein Beruf ist viel mehr, als<br />
jeden Tag zur Arbeit zu gehen und Geld zu<br />
verdienen. Wie haben Sie Ihre Berufung<br />
gefunden?<br />
Für mich war immer wichtig, Jugendliche zu<br />
motivieren, Neues kennenzulernen, sich für<br />
Projekte zu interessierten und viele Erfahrungen<br />
außerhalb der Schule in Praktika<br />
zu sammeln. Das Thema Berufsorientierung<br />
hat mich als Klassenlehrerin immer intensiv<br />
begleitet und mir zunehmend die Notwendigkeit<br />
verdeutlicht, Schülern auf dem Weg<br />
in den Beruf vielfältigste Hilfen anzubieten.<br />
Ich bin deshalb froh, dass ich jetzt als<br />
Landeskoordinatorin SCHULEWIRTSCHAFT<br />
meine Erfahrungen im Zusammenwirken von<br />
Schule und Wirtschaft weiterhin aktiv einbringen<br />
kann. Gerade in Zeiten von Corona<br />
ist Berufsorientierung eine herausfordernde<br />
Aufgabe und verlangt kreative Ideen und<br />
neue Wege, um Schüler in die Lage zu versetzen,<br />
selbständig und eigenverantwortlich<br />
Entscheidungen zu treffen und zu handeln.<br />
6 7
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
Zugegeben, Gettorf ist nicht der Nabel<br />
der Welt. Aber ein lebendiges und<br />
zukunftsorientiertes Zentrum, in dem<br />
man Speedskaten kann und Teufelssteine<br />
findet, inmitten einer historischen<br />
Landschaft – dem Dänischen Wohld.<br />
Auch die Ostseebadestrände wie Noer<br />
und Schwedeneck mit ihren Steilküsten<br />
sind nicht weit entfernt. Dort kann man<br />
Wassersport betreiben und bei Erlebnis-<br />
Tauchgängen die Unterwasserwelt der<br />
Ostsee kennenlernen. Traditionsreiche<br />
Betriebe mit moderner Ausrichtung bieten<br />
jungen Leuten in und um Gettorf optimale<br />
Ausbildungsbedingungen.<br />
8 9
24214<br />
Plz<br />
7.563<br />
Einwohner<br />
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong> SCHULE COMPANIES AZUBIPORTRAITS<br />
VON TEUFELSSTEINEN UND UNTERWASSERWELTEN<br />
Gettorf ist historisches Zentrum einer ländlichen Halbinsel mit zahlreichen aktiven Angeboten<br />
9,35 km 2<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTOS Christina Kloodt<br />
Kreis<br />
Rendsburg-<br />
Eckernförde<br />
Fläche<br />
Kfz<br />
RD, ECK<br />
Höhe<br />
28 m ü. NHN<br />
www.gettorf.de<br />
Waren es Rentierjäger oder die<br />
Wikinger, die die günstige geografische<br />
Lage zwischen der<br />
heutigen Eckernförder Bucht und der Kieler<br />
Förde für sich entdeckten? Großsteingräber<br />
bei Birkenmoor in der Gemeinde Schwedeneck<br />
belegen zumindest eine frühe Besiedlung<br />
der Region schon in der Jungsteinzeit.<br />
Die Wikinger, so vermutet man, nutzten<br />
den Standort später als Schnittpunkt<br />
der damaligen Nord-Süd- und Ost-West-<br />
Handels wege, so dass eine Entstehung Gettorfs<br />
bereits in der Zeit zwischen 800 und<br />
1000 nach Christus nicht ausgeschlossen<br />
ist. Schriftlich erwähnt wurde es jedenfalls<br />
erstmals im Jahre 1259.<br />
Seit dieser Zeit ist in Gettorf und Umgebung<br />
viel passiert. Zu den ältesten Baudenkmälern<br />
gehört die St.-Jürgens-Kirche von 1250,<br />
die im Mittelalter eine Wallfahrtsstätte war<br />
und sich über die Jahrhunderte als Armenhaus<br />
oder als Aussichtspunkt für Gefechte<br />
im Deutsch-Dänischen Krieg auch baulich<br />
verändert hat. Ihr Turm, der gleich zwei Mal<br />
in den Jahren 1814 und 1913 abbrannte und<br />
zuletzt vor acht Jahren rundum erneuert<br />
wurde, ist weithin sichtbar und eines der<br />
ersten Erkennungszeichen bei einer Anreise.<br />
Mit dem kostbaren Kulturerbe ist eine teuflische<br />
Legende verknüpft: Demnach soll<br />
der Satan höchstpersönlich einen Felsstein<br />
auf den Kirchturm geworfen haben. Weil<br />
Gott seine Kirche beschützte, streifte der<br />
Stein den Turm nur. Übrig blieb bis heute<br />
ein leicht schiefer Kirchturm und einer<br />
der größten Findlinge Schleswig-Holsteins,<br />
der in Lindau an der Königsförder Straße<br />
zwischen den Ortschaften Revensdorf und<br />
Großkönigsförde als Teufelsstein zu bewundern<br />
ist.<br />
Wassersportler profitieren in Gettorf<br />
von den nahen Ostseestränden<br />
Doch Gettorf und Umgebung haben nicht<br />
nur Historisches zu bieten. Beim Speedskating<br />
vom Gettorfer Turnverein hat man die<br />
Nase auf der Rennbahn immer ganz weit<br />
vorn. Das Training auf Inlineskates ist für<br />
alle Altersgruppen und Leistungsklassen<br />
geeignet. Einmal in der Woche wird sogar<br />
Inline-Hockey gespielt. Auch eine sehr<br />
aktive Floorball-Abteilung gibt es im Gettorfer<br />
Turnverein. Wer lieber auf dem Wasser<br />
aktiv ist, der profitiert in Gettorf von den<br />
nahen Ostseestränden mit Steilküsten, die<br />
eine ganze Menge an modernen Wassersportarten<br />
anzubieten haben. In Surendorf<br />
am Südufer der Eckernförder Bucht kann<br />
man Surfen, Kiten oder mit dem SUP sanft<br />
über die Wellen gleiten. Segelsport auch<br />
zum Schnuppern für Einsteiger wird am<br />
Campingplatz Grönwohld in Schwedeneck<br />
angeboten. Ein richtiges Abenteuer wird<br />
der Erlebnis-Tauchgang in die phantastische<br />
Unterwasserwelt der Ostsee vor Surendorf.<br />
Auch in Dänisch-Nienhof werden Tauchkurse<br />
vom Schnuppertauchen über einfache<br />
Schnorchel- und Beginnerkurse sowie für<br />
Fortgeschrittene angeboten. Wer nach dem<br />
Wassersport einen Sundowner genießen<br />
möchte, kann im angesagten Strandbistro<br />
Blossom Beach einkehren, wo es sogar<br />
hawaiianische Bowls und hin und wieder<br />
Vollmondpartys gibt. Einen knisternden<br />
Kaminofen an kühlen Wintertagen bietet<br />
das moderne Strandhaus in Schwedeneck<br />
mit herrlichem Ausblick auf die nahe Ostsee.<br />
Kreative Kleinode und moderne Kultur<br />
Die Region rund um Gettorf hat viel dörflichen<br />
Charme, aber es finden sich auch<br />
kreative Kleinode und moderne Kultur<br />
zwischen Kuppen und Hügeln, die die historische<br />
Jungmoränenlandschaft auf der<br />
Halbinsel zwischen Eckernförder Bucht und<br />
Kieler Förde ausmachen. Zu Fuß oder mit<br />
dem Fahrrad lassen sich viele Orte über<br />
ein umfangreiches Wanderwegenetz aktiv<br />
erkunden. Mit Bus- und Bahnverbindungen<br />
im Halbstundentakt ist Gettorf als Hauptort<br />
der Region, in dem es alle allgemeinbildenden<br />
Schulen, eine Volkshochschule sowie ein<br />
Kultur- und Bildungszentrum gibt, optimal<br />
Die Teufelsstatue in der Fußgängerzone<br />
erinnert an eine alte Legende.<br />
an seine Umgebung angebunden. Nicht nur<br />
in Gettorf selbst, auch in seiner ländlichen<br />
Region finden sich zahlreiche Betriebe mit<br />
den unterschiedlichsten Branchen und<br />
Gewerken aus Industrie, Handel und Gewerbe,<br />
die auch junge Leute ausbilden. Dazu zählen<br />
Hoch- und Tiefbaufirmen, Produktionsunternehmen,<br />
Handwerksbetriebe, metallverarbeitende<br />
Betriebe sowie eine Vielzahl<br />
weiterer Dienstleistungsunternehmen, die<br />
einen gesicherten Arbeitsplatz bieten. Zu<br />
den relevanten und mitunter traditionsreichen<br />
Betrieben in Gettorf, die Arbeitsplätze<br />
bieten und teilweise ausbilden, gehören<br />
unter anderem die EGE-Elektro nik Spezial<br />
Sensoren GmbH, Querhammer Fahrzeugbau,<br />
Premium Mobile Kuntz, der Tierpark Gettorf,<br />
die Firma Christian Jöhnk Bauunternehmen<br />
Immobilienmanagement GmbH, Technicon<br />
als Partnerbetrieb der Marke „Schleswig-Holstein.<br />
Der Echte Norden“ der WTSH, die Tesla-Niederlassung,<br />
die Druckerei Timm von<br />
1893, Elektro Lipfert und Elektro Köhler.<br />
Bei einer so großen Vielzahl an Ausbildungsund<br />
Arbeitsmöglichkeiten darf der Freizeitfaktor<br />
natürlich nicht zu kurz kommen.<br />
Damit es nach Feierabend nie langweilig<br />
wird, gibt es rund um Gettorf genügend<br />
Möglichkeiten, sich langfristig auf eine<br />
angenehme Work-Life-Balance einzustellen.<br />
Auch wenn das kleine Örtchen mit seinen<br />
knapp 7600 Einwohnern nicht der Nabel der<br />
Welt ist. Aber wer braucht den schon, wenn<br />
das Gute so nahe liegt.<br />
11
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
Gettorf ist ein Ort, an dem man nicht<br />
nur innovative Arbeitsformen ausleben,<br />
sondern auch seine Freizeit<br />
genießen kann. Ob Sport oder Kultur – es<br />
gibt viele attraktive Angebote, von denen<br />
wir dir einige Höhepunkte verraten. Und<br />
das Beste: Rund um Gettorf weht immer ein<br />
frischer Wind. Für ein gesundes Klima und<br />
für mehr Nachhaltigkeit.<br />
SZENEGEFLÜSTER<br />
Tipps und Trends für Freizeit, Kultur, Hobby und Sport in Gettorf<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTOS Christina Kloodt, Bo Mißfeld, freepik, v.vivash<br />
Natürlicher Nervenkitzel<br />
Bock auf einen Python-Ritt oder einen<br />
Tarzan- Schwung? Der Hochseilgarten Altenhof<br />
bei Eckernförde bietet Nervenkitzel in<br />
der Natur mit vierzehn abwechslungsreichen<br />
Parcours, die bis zu 25 Meter hoch sind. Egal<br />
ob du Einsteiger bist oder schon ein erfahrener<br />
Kletterer – für jeden gibt es die passende<br />
Herausforderung. Besondere Events sind<br />
unter anderem das Vollmondklettern oder<br />
die Jump & Run-Challenge.<br />
Gechillt aufs Board<br />
Als die Karibik Norddeutschlands beschreibt<br />
das Team der Wassersportschule Schwedeneck<br />
ihr kunterbuntes Kleinod direkt<br />
am Ostseestrand. Die Surfstation mit ihren<br />
farbig bemalten Bretterhäuschen bietet für<br />
Anfänger und Fortgeschrittene ein breites<br />
Kursangebot mit qualifiziertem Personal und<br />
entspannter Atmosphäre. Neben Windsurfen<br />
kann man in der Wassersportschule auch<br />
Kiten lernen oder Stand-Up-Paddling ausprobieren.<br />
Für absolute Anfänger bietet das<br />
große Stehrevier ideale Lernbedingungen<br />
mit einer Extraportion Sicherheit. Und wer<br />
es schon kann, darf sich gegen Vorlage der<br />
Lizenz Windsurf-Material für den individuellen<br />
Trip auf dem Wasser ausleihen. Chill and<br />
surf!<br />
Arbeiten mit Kaffee-Flat rund um die Uhr<br />
Musik von Welt auf Gut Altenhof<br />
Das Gut Altenhof ist seit über 300 Jahren<br />
im Familienbesitz. Doch erst seit einem<br />
halben Jahrhundert hat sich das Gut<br />
neben der Land- und Forstwirtschaft weitere<br />
Standbeine geschaffen. Christoph von<br />
Bethmann-Hollweg entwickelte die Idee,<br />
1972 einen der ersten zehn Golfplätze<br />
Schleswig-Holsteins in die historische Parklandschaft<br />
zu integrieren, wo heute selbst<br />
erfahrene Golfer zwischen 200 Jahre alten<br />
Bäumen vor höchste Anforderungen gestellt<br />
werden. Außerdem baute er 1986 aus den<br />
maroden Wirtschaftsgebäuden einen modernen<br />
Konzertsaal für bis zu 870 Zuhörer mit<br />
Foyer, Scheunencafé und Ausstellungsraum<br />
für Veranstaltungen und Märkte. Neben<br />
klassischen Sommerkonzerten findet dort<br />
regelmäßig das Schleswig-Holsteinisch<br />
Musik Festival mit weltberühmten Künstlern<br />
wie den Wiener Philharmonikern oder dem<br />
Pianisten Lang Lang statt. Wem es auf Gut<br />
Altenhof richtig gut gefällt, der kann in<br />
einem der Strand-Ferienhäuser der Familie<br />
Bethmann-Hollweg mit direktem Blick auf<br />
die Eckernförder Bucht übernachten und<br />
so seinen schönen Aufenthalt rund um das<br />
historische Gut verlängern.<br />
Von der idealen Work-Life-Balance träumen wir alle. In Gettorf<br />
finden Solo-Selbständige, Firmen oder Projektteams mit dem<br />
ersten kommunal betriebenen Coworking-Space „Gettwork“ in<br />
Schleswig-Holstein einen Ort, wo sie flexible Formen der Arbeit<br />
ausleben und kreative Ideen sammeln können, ohne sich zeitlich<br />
zu binden. Ganz einfach per Onlineklick können Stunden-,<br />
Tages- oder Monatspässe auch mit Konferenzraum gebucht werden<br />
(während der Corona-Pandemie sind einige Angebote nur<br />
eingeschränkt verfügbar). Alle Nutzer haben Zugriff auf ein<br />
freies WLAN, eine Kaffee- oder Tee-Flatrate und können Drucker,<br />
Scanner sowie Kopierer nutzen. Die Arbeitsplätze mit ergonomischen<br />
Drehstühlen und höhenverstellbaren Schreibtischen sind<br />
auch aufgrund der Corona-Lage mit Acrylglaswänden voneinander<br />
getrennt. Und das Beste für eine flexible Arbeitsweise: Alle<br />
16 Arbeitsplätze sind grundsätzlich rund um die Uhr nutzbar.<br />
Ulrike Münzberg-Niemann<br />
Wind bringt Kraft – made in Gettorf<br />
Rosa heißt sie und ist über 150 Jahre alt:<br />
die historische Windmühle im Stadtkern von<br />
Gettorf. Bis 1946 wurde sie noch zum Mahlen<br />
von Getreide genutzt, heute dient sie<br />
als Bücherei und als Trauzimmer für Hochzeitspaare.<br />
Das Thema Windkraft beschäftigt<br />
das Umland von Gettorf jedoch noch heute.<br />
Moderne Anlagen im Bereich Wulfshagen<br />
liefern schon jetzt nachhaltige Energie und<br />
könnten künftig noch erweitert werden. Für<br />
mehr klimaschonende und zukunftsfähige<br />
Ressourcen – made in Gettorf.<br />
12 13
AUF’N SCHOKOKEKS MIT DEM BÜRGERMEISTER<br />
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Gettorfs Bürgermeister Hans-Ulrich Frank über neue Perspektiven für junge Start-ups auf dem Land<br />
TEXT Sophie Blady | FOTO Christina Kloodt<br />
Herr Frank, Sie haben selbst viele Jahre<br />
in Münster gelebt und kennen den Karneval<br />
mit seinen fröhlichen Festen. Auch<br />
wenn Gettorf nicht als Karnevalshochburg<br />
bekannt ist, bedeutet diese Zeit viel<br />
Verzicht und Disziplin, gerade für junge<br />
Menschen.<br />
Ja, das stimmt. Jugendliche müssen in<br />
diesen Tagen vermehrt auf soziale Medien<br />
zurückgreifen, um Kontakt zu ihren Freunden<br />
zu halten und sich virtuell zu treffen.<br />
Der virtuelle Raum ersetzt reale Begegnungen<br />
zwar nicht, ist aber momentan die<br />
sicherste Option, um die Gemeinschaft zu<br />
schützen. In den Kindergärten gab es kleine<br />
Laternenfeste, aber Umzüge können in diesem<br />
Jahr leider nicht stattfinden.<br />
Sie waren viele Jahre als Geschäftsführer<br />
einer Marketingagentur tätig. Inwiefern<br />
helfen Ihnen diese Erfahrungen für Ihr<br />
Amt als Bürgermeister in Coronazeiten?<br />
Die Erfahrungen, die ich in meinem gesamten<br />
beruflichen Werdegang von der Ausbildung<br />
zum Offizier bis hin zum Geschäftsführer<br />
einer Marketingagentur gesammelt habe,<br />
helfen mir dabei, Strömungen wahrzunehmen<br />
und aufzugreifen – nicht nur in Coronazeiten.<br />
In einem Bürgerprozess habe ich in<br />
Abstimmung mit der Gemeinde Abläufe<br />
entwickelt, die festlegen, wie der Ort sich<br />
verändern soll. Da Gettdorf in den letzten<br />
25 Jahren ein stürmisches Wachstum erlebt<br />
hat, dadurch dass sich die Zahl der Einwohner<br />
von 5000 auf 7000 erhöhte, liegt mir<br />
eine gesunde Entwicklung sehr am Herzen.<br />
Was könnte der Grund für den großen<br />
Zuwachs an Bürgerinnen und Bürgern<br />
sein?<br />
Wer eine attraktive Wohnlage im Grünen<br />
sucht und Wert auf eine gute Anbindung<br />
zur Autobahn oder in die Stadt legt, hat<br />
in Gettorf alle Möglichkeiten. Auch die<br />
medizinische Versorgung und die Einkaufsmöglichkeiten<br />
mit dem Wochenmarkt und<br />
der Fußgängerzone bieten ein reichhaltiges<br />
Angebot für die gehobene Grundversorgung.<br />
Was macht Gettorf für junge Menschen auf<br />
der Suche nach beruflichen Perspektiven?<br />
Wir haben eine ganze Menge handwerkliche<br />
und gewerbliche Arbeitsplätze in Gettorf,<br />
die wir durch Ansiedlungs und Vergrößerungsmöglichkeiten<br />
ausbauen wollen.<br />
Beispielsweise durch die Erweiterung des<br />
Gewerbegebiets, da sich viele Arbeitgeber<br />
in der Region mehr Raum für ihre Betriebe<br />
wünschen. Für Selbständige und Startups<br />
haben wir im Oktober einen modernen<br />
CoWorkingspace ‚Gettwork‘ eröffnet. Unser<br />
Ziel: unternehmerisch Denkende und Kreative<br />
mit bestehenden Betrieben zu koppeln,<br />
um einen Erfahrungs und Ideenaustausch<br />
zu ermöglichen. Gettwork bietet modernste<br />
Technik mit einer ausgezeichneten<br />
WLANVerbindung, sodass beispielsweise in<br />
Videokonferenzen externer Sachverstand in<br />
die Ideenentwicklung vor Ort eingebunden<br />
werden kann.<br />
Wie ist die Resonanz?<br />
Da wir den CoWorkingspace erst im Oktober<br />
eröffnet haben, leiden wir etwas unter<br />
Corona. Unsere 26 Arbeitsplätze sind noch<br />
nicht so ausgelastet, wie wir es uns wünschen.<br />
Acht Arbeitsplätze belegt unser<br />
Kooperationspartner Dataport, die restlichen<br />
17 Plätze können jederzeit frei gebucht<br />
werden. Besonders freuen wir uns über die<br />
Resonanz unseres Konferenzraumes, der<br />
über eine sehr gute Infrastruktur verfügt<br />
und für Konferenzen oder Kundentermine<br />
gebucht wird.<br />
Und wie lockt Gettorf seine Jugendlichen<br />
von der Couch?<br />
Schüler und Jugendliche können sich in der<br />
Jugendlounge direkt am Sportpark kreativ<br />
austoben. Wir haben das frühere Hausmeisterhaus<br />
zu einem attraktiven Treffpunkt für<br />
junge Leute mit Billardtisch und Bastelraum<br />
umgebaut. Der Jugendbeirat und eine fest<br />
angestellte Mitarbeiterin organisieren neben<br />
Film und Grillabenden auch Themenabende,<br />
die zum Mit und Nachdenken anregen sollen.<br />
Aber auch Sportler kommen in Gettorf<br />
voll auf ihre Kosten: Wir freuen uns über ein<br />
wirklich breites Sportangebot mit aktiven<br />
Vereinen im Ort. Besonders beliebt bei unseren<br />
Jugendlichen ist der Fußballverein mit<br />
einer aktiven Schützenabteilung sowie einer<br />
BadmintonMannschaft und der Handballsparte.<br />
All jene, die sich im Ballsport nicht<br />
wiederfinden, können sich im Turnverein<br />
oder im Fitnessstudio auspowern. Verschiedene<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass<br />
die Jugendlichen in Gettorf besonders viel<br />
Wert auf ein gutes WLANNetz und eine gute<br />
Verkehrsverbindung legen.<br />
Nicht schlecht, aber die Konkurrenz lauert<br />
von zwei Seiten. Wie hebt sich Gettorf von<br />
der Landeshauptstadt Kiel und dem Urlaubermagneten<br />
Eckernförde ab?<br />
Gettorf genießt eine begnadete Lage zwischen<br />
Eckernförde und Kiel – genau das<br />
ist unser Vorteil! Der Ort bietet beste Ausgangsmöglichkeiten<br />
für Unternehmungen.<br />
Das Meer liegt direkt ums Eck und lädt<br />
zum Kiten, Segeln, Surfen, SUP’n, Schwimmen<br />
und Spazierengehen ein. Wer Schiffe<br />
bestaunen möchte, geht zum Kanal. Wer<br />
Wandern oder Fahrradfahren möchte, findet<br />
im Umland zahlreiche Routen und Wege.<br />
Wir haben hier eine gesunde Mischung von<br />
großdörflichen bis kleinstädtischen Möglichkeiten<br />
und nahe Kontaktmöglichkeiten zu<br />
städtischen Betrieben.<br />
Was ist typisch Gettorf?<br />
Die Mischung von Neubürgern und Altbürgern,<br />
die aufeinander zugehen und immer<br />
mehr zusammenwachsen, empfinde ich als<br />
sehr typisch für diesen Ort. Ich selbst bin<br />
das beste Beispiel für diese Entwicklung. Ich<br />
habe in den 70erJahren mit meiner damals<br />
jungen Familie in Gettorf gelebt. Nach 14<br />
Jahren sind wir nach Westfalen gezogen und<br />
haben uns nach 20 Jahren bewusst dazu<br />
entschieden, wieder in den Norden Deutschlands<br />
zurückzukehren. Und weil wir uns in<br />
Gettorf immer noch heimisch gefühlt haben,<br />
sind wir an diesen Ort zurückgekehrt. Mir ist<br />
aufgefallen, dass Gettorf in der Zwischenzeit<br />
viel offener für Neubürger geworden ist,<br />
sodass es leicht war, wieder Fuß zu fassen.<br />
Bitte beenden Sie den Satz: Für mich ist<br />
Gettorf…<br />
… eine absolut runde Sache, weil dieser<br />
Ort so viele Möglichkeiten für Alt und Jung<br />
bietet.<br />
14
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LOTTALEBEN IN GETTORF<br />
Ein Gespräch mit der Jungschauspielerin Meggy Hussong<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTOS © Wild Bunch Germany 2019, privat<br />
Blonder Pagenschnitt, frecher Pony<br />
und jeansblaue Latzhose – so kennen<br />
Kinozuschauer die 13-jährige<br />
Gettorferin Meggy Hussong aus dem Film<br />
„Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!“,<br />
der 2019 in die Kinos kam. Dort<br />
schlüpfte die zarte Achtklässlerin in die<br />
Hauptrolle der Lotta Petermann, die mit<br />
ihrer Schildkröte Heesters, ihrer Blockflöte<br />
und den Blödbrüdern Jakob und Simon<br />
eigentlich ein ganz normales Leben führt.<br />
Zum Interview mit <strong>ME2BE</strong> trägt Meggy ihre<br />
dunklen Haare lang und mit einer Spange am<br />
Hinterkopf zusammengebunden. Sie sitzt<br />
entspannt auf einem rostroten Plüschsofa<br />
am Esstisch, im offenen Wohnzimmer flackert<br />
das Feuer im Ofen. Eigentlich sollte<br />
die junge Gettorferin schon längst wieder<br />
für den zweiten Lotta-Teil vor der Kamera<br />
stehen, doch in der Corona-Pandemie geht<br />
es auch in Meggys Leben etwas ruhiger zu.<br />
Das Mädchen Lotta ist frech und abenteuerlustig.<br />
Wie ist das echte Leben von<br />
Meggy in Corona-Zeiten?<br />
Die meisten meiner Hobbys kann ich gerade<br />
nicht ausüben. Ich kenne das gar nicht, die<br />
ganze Woche zu Hause zu sein, weil ich sonst<br />
fast an jedem Tag in der Theater-AG, Musical-Gruppe,<br />
beim Handball-Training oder bei<br />
den Pfadfindern bin. Mit der Musicalschule<br />
Stage up verabreden wir uns über Zoom und<br />
üben verstärkt Filmschauspiel oder Tanz.<br />
Alle engagieren sich, dass es weitergeht.<br />
Aber ich glaube, mein Zimmer war noch nie<br />
so aufgeräumt wie jetzt.<br />
Wie viel Lotta steckt eigentlich in dir?<br />
Ich bin schon abenteuerlustig und harmoniebedürftig.<br />
Das ist Lotta ja auf jeden Fall.<br />
Als Kind hatte ich auch mit zwei Freunden<br />
aus der Nachbarschaft eine Bande. Wir haben<br />
uns in der Siedlung ein Versteck in einem<br />
Busch gebaut, den wir von innen ausgehöhlt<br />
haben. Eine Buschburg sozusagen. Mit den<br />
Freunden treffe ich mich immer noch, aber<br />
nicht mehr in der Buschburg.<br />
Du führst mit deinen zwei Geschwistern<br />
und deinen Eltern ähnlich wie Lotta ein<br />
ganz normales Leben. Wie kamst du zur<br />
Schauspielerei?<br />
Ich bin schon jahrelang in Gettorf im<br />
Kirchen chor und an der Schule in der Theater-AG<br />
aktiv. In Kiel besuche ich die Musicalschule<br />
Stage up, und darüber kommen ab<br />
und zu Ausschreibungen oder Anfragen. So<br />
hatte ich mich für einen Kinofilm beworben,<br />
für den ich zwar nicht ausgewählt, aber in<br />
eine Kartei aufgenommen wurde. Als die<br />
Lotta-Crew dann die Fühler ausstreckte,<br />
wurde ich zu einem Casting nach Berlin<br />
eingeladen. Auch da bekam ich eine Absage<br />
und war natürlich sehr enttäuscht. Als ich<br />
überraschend angerufen und gefragt wurde,<br />
ob ich spontan nach Hamburg kommen<br />
könnte, weil ich mich doch nochmal vorstellen<br />
sollte, war das Thema für mich eigentlich<br />
schon abgehakt. Wir sind nach Hamburg<br />
gefahren, hatten ein supercooles Casting,<br />
und kurz danach kam die Zusage.<br />
Wie lief das Casting ab?<br />
In Berlin wurden alle, die eingeladen waren,<br />
gemeinsam in einem Wartezimmer begrüßt.<br />
Dann gab es für uns Texte aus dem Drehbuch,<br />
die wir lernen und mit einem Partner zusammen<br />
und alleine als kleine Szenen spielen<br />
sollten. Das war einmal mit der Berenike aus<br />
dem Lotta-Film vor Lottas Zuhause und die<br />
Anfangsszene, in der Lotta mit der Kamera<br />
durchs ganze Haus läuft.<br />
Das war bestimmt nicht einfach...<br />
Bei den Dreharbeiten gab es eine Vorbereitung,<br />
bei der wir die Wege durch das Haus<br />
abgegangen sind und geübt haben, wie ich<br />
am besten über die Schildkröte Heesters<br />
stolpere. Ein Stunt-Koordinator am Set hat<br />
das mit mir auf einer Matte geübt. Der Sturz<br />
wurde dann aus nicht so großer Höhe ohne<br />
Matte gefilmt.<br />
Was gefällt dir an der Schauspielerei am<br />
besten?<br />
Ich kann immer wieder komplett verschiedene<br />
Rollen spielen. Mal bin ich in einem<br />
Theaterstück jemand Böses und total hinterhältig<br />
und dann wieder eine schüchterne<br />
Schülerin, das gefällt mir!<br />
In dem Lotta-Film spielt Popsänger Lukas<br />
Rieger einen Star, der von den Mädchen<br />
angehimmelt wird. Fühlst du dich nach<br />
deiner ersten Hauptrolle in einem Kinofilm<br />
auch manchmal so?<br />
Nein, nein. In Gettorf kannten mich schon<br />
vorher viele. Durch Lotta sind es natürlich<br />
noch mehr geworden. Wenn ich in einen<br />
Laden gehe, höre ich manchmal: Ach,<br />
du bist doch die Meggy! Die, die auch in<br />
dem Kinofilm mitgespielt hat! Mit meinen<br />
Freunden und Nachbarn hat sich nicht viel<br />
verändert.<br />
Was waren deine größten Herausforderungen<br />
während der Dreharbeiten?<br />
Die ganze Filmwelt kennenzulernen, war<br />
besonders aufregend. Manchmal hat es<br />
geregnet und war wirklich kalt, zum Beispiel<br />
in der Szene, in der die Glämmer-Girls<br />
im Bikini am Pool sitzen. Sobald die Kameras<br />
aus waren, kam das gesamte Team mit<br />
Wärmflaschen und Decken angelaufen. Im<br />
Film erkennt man in einer Kameraeinstellung<br />
von Berenike sogar noch den Abdruck.<br />
Und einmal mussten wir gefrorenen Rosenkohl<br />
in den Mund nehmen, damit der warme<br />
Atem in der Kälte nicht so zu sehen war.<br />
Man kann schon sehr, sehr viel tricksen.<br />
Was würdest du Kindern raten, die denselben<br />
Berufswunsch haben wie du?<br />
Wenn man Spaß an der Schauspielerei hat,<br />
sollte man sich umsehen, ob etwas in der<br />
Nähe angeboten wird. Zum Beispiel in der<br />
Schule. Außerdem würde ich nicht gleich<br />
aufgeben, wenn es bei einem Casting nicht<br />
klappt. Irgendwann findet man vielleicht<br />
den richtigen Film oder die richtige Rolle,<br />
die zu einem passt.<br />
Welche Möglichkeiten bietet Gettorf jungen<br />
Leuten mit großen Plänen?<br />
Gettorf ist klein genug, um alles mit dem<br />
Fahrrad zu erreichen und groß genug, um<br />
sich viele Wünsche zu erfüllen: Es gibt<br />
Lebensmittelgeschäfte, Schulen, einen<br />
Tierpark, Sportcenter, ein Vereinsheim,<br />
Turnhallen und vieles mehr. Auch die Kirchengemeinde<br />
bei uns ist sehr engagiert und<br />
bietet jungen Leuten viele Möglichkeiten.<br />
Ein großer Vorteil von Gettorf ist für mich<br />
der Bahnhof mit einer guten Verbindung<br />
nach Kiel.<br />
16 17
„Auf dem Platz muss<br />
man sich blind auf<br />
seinen Nebenmann<br />
verlassen.“<br />
MIT KOMMUNIKATION ZUM SIEG<br />
Fußball im Gettorfer SC ist für Julius Klang (15) viel mehr als reine Technik<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTOS Christina Kloodt<br />
Moderne Youtube-Tutorials gibt es<br />
nicht nur für Trendfrisuren oder<br />
Heimwerker-Projekte, sondern<br />
auch für die besten Fußball-Tricks. Der<br />
15-jährige Nachwuchsspieler Julius Klang<br />
vom Gettorfer SC hat diese Form des Trainings<br />
schon vor Jahren für sich entdeckt<br />
und ist jetzt einer der erfolgreichsten<br />
Jugendspieler im Verein. Zu seinem<br />
Erfolgsrezept auf dem Platz gehört neben<br />
der richtigen Technik auch etwas anderes:<br />
Kommunikation.<br />
Wenn Julius auf dem grünen Rasen steht,<br />
weiß er, was er zu tun hat: dribbeln, passen,<br />
Blickkontakt halten. Als zentraler offensiver<br />
Mittelfeldspieler ist er eine Schlüsselfigur<br />
auf dem Fußballfeld, die aber nur in Zusammenarbeit<br />
mit der Mannschaft funktionieren<br />
kann. „Während man spielt, muss man sich<br />
blind auf den Nebenmann verlassen. Ganz<br />
egal, ob man ihn gut kennt oder nicht.“<br />
Dabei sei Kommunikation einer der wichtigsten<br />
Faktoren, um gemeinsam zum Ziel zu<br />
kommen. Nämlich guten Fußball zu spielen.<br />
„Meistens ist es der Blickkontakt, der Ausdruck<br />
auf einem Gesicht, der einem verrät,<br />
was der andere Spieler jetzt macht und was<br />
man selber zu tun hat“, erklärt Julius Klang.<br />
Dann läuft das Spiel. Dann geht es auf dem<br />
grünen Rasen rund.<br />
Das 15-jährige Nachwuchstalent vom Gettorfer<br />
SC schwört auf die richtige Kommunikation,<br />
um die Mannschaft mit Teamgeist<br />
und Fairness beim Fußballspielen ganz nach<br />
vorne zu bringen. Schon als kleiner Junge<br />
wurde ihm das klar, als er mit seinem Vater<br />
auf dem Bolzplatz übte, mit dem Ball umzugehen.<br />
„Der hat mir das eigentlich beigebracht“,<br />
sagt Julius. Später erklärten ihm die<br />
Trainer, wo es auf dem Spielfeld langgeht.<br />
Jetzt weiß Julius Klang es meistens selbst.<br />
„Als Kind muss man das allgemeine Spielverständnis<br />
erst entwickeln, um zu wissen,<br />
was man auf seiner Position machen muss<br />
und wie Fußball eigentlich funktioniert.<br />
Im Fernsehen sieht es immer voll cool aus,<br />
aber es auf dem Platz selbst umzusetzen, ist<br />
natürlich gar nicht so leicht.“<br />
Als Grundlage für die perfekte Technik<br />
nutzte Julius die sozialen Medien für sich.<br />
Und zwar schon früh, noch bevor seine Karriere<br />
im Gettorfer SC richtig begann. Auf dem<br />
Videoportal Youtube schaute er sich an, wie<br />
andere mit dem Ball tricksen. Die Auswahl<br />
erfolgte nach einer genauen Vorstellung.<br />
„Ich habe gesehen, was beim Fußballspielen<br />
auf dem Platz effizient ist.“ Ein guter Pass<br />
beispielsweise oder coole Tricks. „Danach<br />
habe ich mit meinen Freunden auf dem<br />
Bolzplatz geübt, bis ich das konnte.“ Talent<br />
allein, so der Schüler, würden für einen<br />
guten Fußballspieler nicht ausreichen. Hartnäckiges<br />
Training gehören für ihn definitiv<br />
zum Erfolgsrezept. „Jeder, der ehrgeizig ist,<br />
kann etwas erreichen“, meint Julius.<br />
Auf ihn selbst trifft diese Überzeugung<br />
längst zu. Zweieinhalb Jahre lang spielte<br />
er im Jugendleistungszentrum von Holstein<br />
Kiel. Bis er für sich entschied: „Ein Schulabschluss<br />
hat immer Vorrang.“ Daher ging<br />
er zurück zum Gettorfer SC, um sich wieder<br />
mehr auf das Lernen zu konzentrieren. In<br />
seinem Heimatort Gettorf fühlt er sich<br />
ohnehin besonders wohl, weil es für Sportbegeisterte<br />
ein großes Angebot und für Fußballer<br />
moderne Sportanlagen gibt. Auch das<br />
Beschauliche an Gettorf gefällt dem jungen<br />
Nachwuchstalent. „Gettorf ist ein Ort, wo<br />
wirklich jeder jeden kennt.“<br />
Auf Youtube schaute er sich die Tricks<br />
der Fußballspieler an<br />
Zu seinen schönsten Erinnerungen an ein<br />
erfolgreiches Fußballspiel gehört jedoch<br />
nicht seine Heimat, sondern das dänische<br />
Nachbarland. Dort nahm seine Mannschaft<br />
beim internationalen Dana Cup teil - einem<br />
der größten Jugend-Fußballturniere der<br />
Welt. Die Gettorfer Jungs spielten gegen<br />
Teams aus Peru oder Brasilien und kamen<br />
sogar bis ins Halbfinale. „Wir haben uns alle<br />
gegenseitig hochgepusht. Am Ende ging es<br />
nicht nur um den Erfolg, sondern vor allem<br />
um die Teamleistung.“ Denn nur so, weiß<br />
Julius Klang, könne sich eine Mannschaft<br />
verbessern. Auch wenn sie ein Spiel verliert.<br />
„Als Fußballspieler muss man Ehrgeiz<br />
haben, aber auch anpassungsfähig sein.“<br />
Ein Teamplayer also, der weiß, wie man mit<br />
anderen Spielern kommuniziert. Auch wenn<br />
er sie gar nicht kennt.<br />
18 19
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INDIVIDUELLE BILDUNGSKARRIEREN<br />
UNTER EINEM DACH<br />
Zu Besuch in der Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTOS Isarnwohld-Schule<br />
Die Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />
ist beinahe einmalig in Schleswig-Holstein.<br />
Als Gymnasium mit<br />
Gemeinschaftsschulteil des Schulverbandes<br />
Gettorf und Umgegend stellt sie eine seltene<br />
organisatorische Verbindung mit ganz<br />
individuellen Bildungschancen dar. Doch<br />
der Weg bis dorthin war lang und führte<br />
über die Schulen Isarnho (Gymnasium mit<br />
Realschulteil) und Jarnwith (Hauptschule)<br />
zum gemeinsamen Ziel. Beide Schulnamen<br />
haben übrigens die gleiche Bedeutung:<br />
Eiserner Wald. Sie sind eine Hommage an<br />
die unbewohnte Grenzzone zwischen Jüten<br />
und Sachsen – einem menschenleeren und<br />
dichten Urwald – im heutigen Dänischen<br />
Wohld. Der neue Name für die Gettorfer<br />
Schule greift die Historie auf. Isarnwohld<br />
ist die plattdeutsche Bezeichnung für<br />
Eiserner Wald – einem Ort, an dem die<br />
Menschen in Schleswig-Holstein zusammengewachsen<br />
sind.<br />
So kompliziert, wie der Name der Schule<br />
mit ihren beiden Schulformen klingt, so<br />
einfach ist der Alltag für alle, die an der<br />
Isarnwohld-Schule auf dem Weg zu einem<br />
individuellen Abschluss sind. „Bei uns<br />
wechseln die Schülerinnen und Schüler<br />
hausintern nur die Tür und das funktioniert<br />
relativ unbürokratisch“, erklärt Schulleiterin<br />
Marion Ehrich das Prinzip ihrer Schule,<br />
die alle Bildungsabschlüsse anbietet, und<br />
nennt ein Beispiel. Wenn ein Kind am Gymnasium<br />
überfordert sei, dann wechsele es am<br />
Ende eines Schuljahres ganz einfach auf den<br />
Gemeinschaftsschulteil. „Sollte unsere Aufstiegskoordinatorin<br />
dann feststellen, dass<br />
das Kind sich verbessert hat, könnte es zum<br />
Gymnasium zurückkehren, sofern es eine<br />
zweite Fremdsprache belegt hat“, so Ehrich.<br />
Solche oder ähnliche Fälle kommen vor, am<br />
häufigsten jedoch erfolgt ein Wechsel auf<br />
das Gymnasium nach dem Erwerb des Mittleren<br />
Bildungsabschlusses. „Wir verstehen<br />
uns als eine Schule, die beide Bildungsgänge<br />
unter einem Dach vereint und somit individuelle<br />
Bildungskarrieren ermöglicht.“<br />
Doch nicht nur die fachliche Bildung ist<br />
an der Isarnwohld-Schule vielfältig, auch<br />
präventive Lernkonzepte integrieren<br />
zahlreiche Projekte und Fachtage zu den<br />
Themen Gesundheit und Wohlergehen in<br />
das Schulleben. Sie schützen die Kinder<br />
vor Mobbing, Aggression, Gewalt oder der<br />
Entwicklung eines Suchtverhaltens. Als<br />
ausgebildete Medienscouts etwa kümmern<br />
sich Schülerinnen und Schüler der neunten<br />
Klassen um den richtigen Umgang mit<br />
dem Handy für alle Sechstklässler und<br />
sensibilisieren die Jüngeren für Themen<br />
wie Cybermobbing oder Datenmissbrauch.<br />
„Smartphones bestimmen den Alltag der<br />
Schüler ganz immens“, sagt Schulleiterin<br />
Marion Ehrich. Um einen verantwortungsvollen<br />
Umgang mit den Geräten zu erlernen,<br />
hilft neben den Medienscouts ein<br />
Schulknigge, der aus der AG Pädagogische<br />
Grundlagen und Kommunikation entstanden<br />
ist. Darin geht es nicht nur um allgemeine<br />
Höflichkeitsregeln für ein einfacheres<br />
Zusammenleben, um Fairness, Toleranz<br />
und Rücksichtnahme oder um Ordnung und<br />
Sauberkeit, sondern auch ganz konkret um<br />
Regeln für den Umgang mit elektronischen<br />
Medien. „Wenn unsere Schüler das Schulgelände<br />
betreten, schalten sie das Handy<br />
aus“, erklärt Ehrich. Ausnahmen gibt es<br />
natürlich – für ältere Schüler in ihren<br />
Klassenräumen oder wenn ein Elternteil<br />
angerufen werden muss.<br />
Auch das Thema Drogen hat in der Präventionsarbeit<br />
an der Isarnwohld-Schule einen<br />
hohen Stellenwert. „Wir holen uns Fachleute<br />
ins Haus, und wenn es hart kommt, gehen<br />
wir den strafrechtlichen Weg.“ Zwei Schulsozialarbeiter<br />
kümmern sich an der Gettorfer<br />
Schule um sämtliche Belange der Kinder und<br />
Jugendlichen, auch ein Klassenrat hilft in<br />
schwierigen Situationen und bei Streitigkeiten.<br />
„Präventionsarbeit findet bei uns wie<br />
ein Kontinuum statt, wie ein Perpetuum<br />
Mobile“, sagt die Schulleiterin. Bei knapp<br />
960 Schülern, davon etwa 600 am Gymnasium,<br />
trage sie mit dem gesamten Kollegium<br />
eine hohe Verantwortung.<br />
Das treffe ganz besonders in der Corona-<br />
Krise zu, die an der Schule mit einem<br />
modernen Distanzlern-Konzept bewältigt<br />
wird. „Wir haben uns rechtzeitig gekümmert<br />
und können unser Konzept mit digitalem<br />
Distanzunterricht über unser Schulintranet<br />
mit Hilfe von Videosprechstunden, dem<br />
Aufgabenmodul oder dem Messenger Chat<br />
gut umsetzen.“ Für die Zukunft wünscht<br />
sich Marion Ehrich, dass die konstruktive<br />
Kommunikation aller am Schulleben Beteiligten<br />
noch verbessert werden kann. „Wir<br />
unterliegen den Vorgaben des Ministeriums,<br />
das ist ein festes rechtliches Korsett. Gleichzeitig<br />
bemühen wir uns, schnell, dezidiert<br />
und umfassend zu informieren.“ Denn auf<br />
Krisensituationen wie die Corona-Pandemie<br />
kann sich auch die Isarnwohld-Schule nur<br />
bedingt vorbereiten. Selbst wenn die besten<br />
Präventionskonzepte fest in das Schulleben<br />
integriert sind.<br />
ISARNWOHLD-<br />
SCHULE<br />
GETTORF<br />
20 21
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BERUFSORIENTIERUNG IN ALLEN<br />
KLASSENSTUFEN<br />
Stärkenbasiert Potentiale entdecken und Betriebe vor Ort einbinden<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTOS Isarnwohld-Schule<br />
Berufsorientierungslehrer Dietrich Meyer-Jessen<br />
Gettorf. Erst die Schulbank drücken –<br />
und dann? Für viele Schüler ist der<br />
Weg in die Arbeitswelt eine Herausforderung.<br />
Damit sie bei der richtigen<br />
Berufswahl nicht allein gelassen werden,<br />
bietet die Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />
umfangreiche Unterstützung und ein komplexes<br />
Berufsorientierungskonzept für ihre<br />
Schüler an. Mit Erfolg!<br />
Dietrich Meyer-Jessen ist Lehrer für Deutsch,<br />
Sport sowie Wirtschaft und Politik an der<br />
Isarnwohld-Schule – einem Gymnasium<br />
mit Gemeinschaftsschulteil. Er sorgt nicht<br />
nur für den richtigen Lernstoff bei seinen<br />
Schülern, sondern auch für praktische und<br />
lebensnahe Erfahrungen mit der Arbeitswelt.<br />
Denn Dietrich Meyer-Jessen ist als Koordinator<br />
für den Bereich der Berufsorientierung<br />
an der Isarnwohld-Schule zuständig – eine<br />
wichtige Aufgabe. „Unsere Schüler können<br />
über verschiedene Projekte gezielt Erfahrungen<br />
sammeln und Basis-Fertigkeiten für die<br />
Berufe erproben“, sagt Meyer-Jessen. Auf<br />
diese Weise lernen die Kinder und Jugendlichen<br />
vieles über sich selbst. „Schulen<br />
arbeiten oft defizitorientiert und zeigen<br />
auf, was ein Schüler nicht gut kann“, meint<br />
der Berufsorientierungslehrer. Eine stärkenorientierte<br />
Begleitung sei daher besonders<br />
wichtig, um junge Menschen auf die Berufswahl<br />
vorzubereiten.<br />
Schon ab der fünften Klasse spielt Berufsorientierung<br />
an der Isarnwohld-Schule eine<br />
Rolle. „Wir sprechen mit den Kindern über<br />
die Berufe ihrer Eltern. Da begegnet ihnen<br />
das Thema zum ersten Mal.“ Dabei werden<br />
auch Ideen und Wünsche der Kinder für ihre<br />
eigene Zukunft diskutiert und in den Unterricht<br />
eingebunden. Das gezielte Berufscoaching<br />
startet an der Gemeinschaftsschule ab<br />
der siebten Klasse mit Themen gebundenen<br />
Lerneinheiten und der Teilnahme an dem<br />
Berufsorientierungsprogramm (BOP), das<br />
aus dem Regionalen Übergangsmanagement<br />
im Kreis Rendsburg-Eckernförde entstanden<br />
ist. Unter der Trägerschaft des Ausbildungsverbundes<br />
Eckernförde (aves) werden Werkstatttage<br />
und Potentialanalysen mit Hilfe<br />
von Fachleuten angeboten. „Die Schüler<br />
erarbeiten Aufgaben in Teams und ihr Handeln<br />
wird in Form von ihren eigenen Stärken<br />
gespiegelt“, erklärt Dietrich Meyer-Jessen<br />
das Konzept. Viele Schüler erfahren hier<br />
zum ersten Mal, dass sie etwas richtig gut<br />
gemacht haben. Die Rückmeldungen zeigen<br />
ihre Wirkung, weiß der Berufsorientierungslehrer.<br />
„Die meisten Schüler reagieren sehr<br />
positiv und sind oft von ihrem eigenen<br />
Ergebnis überrascht.“ Im achten Schuljahr<br />
sammeln die Schüler erste praktische Erfahrungen<br />
in unterschiedlichen Berufsfeldern,<br />
wenn sie die Werkstätten der aves in Eckernförde<br />
besuchen. Ein einwöchiges Betriebspraktikum<br />
ergänzt die gezielte Berufsorientierung<br />
in der achten Klassenstufe.<br />
Doch die Isarnwohld-Schule hat für ihre<br />
Schüler noch viel mehr zu bieten, wenn<br />
es um das Thema Arbeitswelt geht. Regelmäßige<br />
Workshops und eine hauseigene<br />
Ausbildungsmesse sorgen für einen guten<br />
Informationsfluss zwischen Wirtschaft<br />
und Schule. Eine individuelle Begleitung<br />
bietet Berufscoach und Pädagoge André<br />
Peusch für alle Gemeinschaftsschüler mit<br />
regelmäßigen Sprechstunden in der Schule<br />
an. Dabei geht es insbesondere bei Schülern<br />
mit größerem Unterstützungsbedarf<br />
darum, Ziele zu finden, Wege aufzuzeigen<br />
und Berufe kennenzulernen. „Dieses Angebot<br />
ist eine echte Bereicherung für unsere<br />
Schule“, sagt Meyer-Jessen. Zudem gibt<br />
es wöchentliche Sprechstunden bei einer<br />
Berufsberaterin von der Arbeitsagentur<br />
sowie Perspektivgespräche mit den Klassenlehrern<br />
zu einem passgenauen Übergang in<br />
die Berufswelt oder in eine weiterführende<br />
Schule.<br />
Außerdem stehen für alle Schüler Bewerbungstrainings,<br />
das Erstellen von Bewerbungsmappen<br />
und Betriebspraktika auf dem<br />
Stundenplan. Die Kieler Wirtschaftsjunioren,<br />
Führungskäfte aus Kieler Unternehmen,<br />
kommen jährlich an die Schule, um den<br />
Jugendlichen in Workshops die vielfältigen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten näher zu bringen.<br />
Im Rahmen der Kooperation „Schule<br />
–Wirtschaft“ gibt es eine enge Zusammenarbeit,<br />
Unterstützung und Austausch mit<br />
Unternehmen der Region, wie mit der Förde<br />
Sparkasse Kiel oder mit dem Unternehmen<br />
Punker in Eckernförde.<br />
Das gesamte Paket zur Berufsorientierung<br />
trägt an der Gettorfer Schule reichlich<br />
Früchte. Trotz Corona-Bedingungen konnten<br />
in diesem Schuljahr fast alle der insgesamt<br />
81 Neuntklässler an der Gemeinschaftsklasse<br />
für ein Betriebspraktikum vermittelt<br />
werden. „Das zeigt, dass wir in der Gegend<br />
gut mit den Betrieben vernetzt sind“, sagt<br />
Meyer-Jessen. Zudem kämen mittlerweile<br />
regelmäßig gezielte Anfragen nach Auszubildenden<br />
aus den Unternehmen. Nur das<br />
Coronavirus bremst das Berufsorientierungsprogramm<br />
an der Isarnwohld-Schule etwas<br />
aus. Messen, Workshops und andere Veranstaltungen<br />
müssen ausfallen. Doch es gibt<br />
kreative Ideen, um die Schüler auf ihrem<br />
Weg in die Arbeitswelt weiter zu begleiten.<br />
Die Wirtschaftsjunioren beispielsweise<br />
haben angekündigt, Filme über verschiedene<br />
Berufe zu schicken. „Berufsorientierung<br />
begegnet unseren Schülern überall. In<br />
jeder Klassenstufe und in allen Fächern.“<br />
Neuerdings eben auch digital.<br />
22 23
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
„Um meinen Mittleren<br />
Schulabschluss mache ich mir<br />
trotz Corona keine großen<br />
Sorgen.“<br />
MIRCO (15)<br />
...übernimmt bei der Jugendfeuerwehr und als Schülersprecher der Isarnwohld-Schule in Gettorf<br />
Verantwortung für andere und liebt die Natur<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTOS Sophie Blady<br />
„Ich glaube, ich bin einer, der zuverlässig<br />
ist. Als ich in der zweiten Klasse für das<br />
Klassenbuch zuständig war, bekam ich positive<br />
Rückmeldungen von den Lehrern. Da ist<br />
mir zum ersten Mal bewusst geworden, dass<br />
ich gerne Verantwortung übernehme, und so<br />
habe ich mich kurz darauf zum Klassensprecher<br />
wählen lassen. In der achten Klasse<br />
wurde ich stellvertretender Schülersprecher,<br />
und jetzt in der neunten Klasse vertrete ich<br />
etwa 960 Schüler der Isarnwohld-Schule.<br />
Warum ich das mache? Es gefällt mir, in<br />
Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein<br />
und den Alltag für andere Menschen einfacher<br />
zu gestalten. Deswegen bin ich auch<br />
in der Jugendfeuerwehr Gettorf als Jugendgruppenleiter<br />
aktiv.<br />
Mein Traumberuf steht schon lange fest.<br />
Ich möchte Lokführer in Schleswig-Holstein<br />
werden. Das war schon immer mein größter<br />
Wunsch. Mir gefällt die Landschaft im Norden,<br />
und ich mag die Nord- und Ostsee – dort<br />
zieht es mich immer wieder hin. Außerdem<br />
fasziniert mich, wie die Züge diese unglaublichen<br />
Tonnen aus Stahl in Bewegung setzen.<br />
Seit Herbst fahre ich Motorroller, und<br />
das ist wirklich ziemlich aufregend, denn<br />
ich bin weniger örtlich gebunden. Am liebsten<br />
fahre ich nach Sehestedt an den Kanal<br />
oder ans Meer und genieße die Natur.<br />
Das Berufsorientierungsprogramm unserer<br />
Schule hat mich bei der Wahl meines<br />
Traumberufs bestärkt. Und sollte es mit dem<br />
Lokführer nicht klappen, hätte ich noch<br />
eine Alternative: Dann werde ich Elektriker,<br />
das hat mir bei einem Betriebspraktikum<br />
auch gut gefallen.<br />
Um meinen Mittleren Schulabschluss mache<br />
ich mir trotz Corona keine großen Sorgen.<br />
Wir haben noch genug Zeit. Allerdings<br />
wünsche ich mir, dass es mit dem digitalen<br />
Unterricht zukünftig besser klappt. Bisher<br />
fand ich die Umsetzung über die Schulplattform<br />
IServ eher mangelhaft. Viele Schüler<br />
sind aufgrund des Homeschoolings unsicher,<br />
was aus ihren Abschlüssen wird. Dann sage<br />
ich ihnen, wir wissen es auch nicht genau,<br />
aber wir hoffen das Beste.“<br />
24
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
GEMEINSAM ZUM ERFOLG AM<br />
BBZ RENDSBURG-ECKERNFÖRDE<br />
Interview mit Torge Indinger, dem stellvertretenden<br />
Schulleiter am BBZ Rendsburg-Eckernförde in Eckernförde<br />
TEXT Sophie Blady | FOTOS BBZ Rendesburg-Eckernförde<br />
BBZ<br />
RENDSBURG-<br />
ECKERNFÖRDE<br />
Torge Indinger ist ein echtes Nordlicht:<br />
Er besuchte in Eckernförde die<br />
Gudewerdt Gemeinschaftsschule und<br />
machte dort seinen Realschulabschluss,<br />
bevor er am BBZ Rendsburg-Eckernförde<br />
seine allgemeine Hochschulreife erwarb.<br />
Der Grundstein für seine berufliche Zukunft<br />
als Berufsschullehrer. Seit 2003 unterrichtet<br />
Torge Indinger nun selbst am BBZ, und<br />
seit 2017 setzt er sich als stellvertretender<br />
Schulleiter am Standort Eckernförde für<br />
die berufliche Zukunft der Schüler ein. Wir<br />
wollten von ihm wissen, welche Möglichkeiten<br />
das BBZ in Eckernförde bietet.<br />
Moin moin, Herr Indinger, seit 2003 sind<br />
Sie bereits am BBZ Rendsburg-Eckernförde<br />
tätig und begleiten angehende Fachkräfte<br />
auf dem Weg ins Berufsleben. Welche Möglichkeiten<br />
bietet das BBZ jungen Menschen,<br />
die sich hier bei uns in Schleswig-Holstein<br />
beruflich etwas aufbauen möchten?<br />
Das Berufsbildungszentrum ebnet zum einen<br />
den Übergang von Schule zum Beruf. Durch<br />
die duale Ausbildung arbeiten wir eng mit<br />
den Ausbildungsbetrieben zusammen und<br />
können die Schülerinnen und Schüler auf die<br />
Anforderungen des Arbeitsmarktes und des<br />
Berufslebens sehr gezielt vorbereiten. Zum<br />
anderen bieten wir den sogenannten ‚zweiten<br />
Bildungsweg‘. Am Berufsbildungszentrum<br />
kann jeder allgemeinbildende Abschluss<br />
erworben werden. Das BBZ bietet somit ein<br />
breites Bildungsangebot, sodass Schülerinnen<br />
und Schüler die Möglichkeit haben,<br />
jeden Bildungsabschluss zu absolvieren.<br />
Wie erleichtern Sie Ihren Schülern den<br />
Übergang von der Schule ins Berufsleben?<br />
Da wir in engem Kontakt mit den Ausbildungsbetrieben<br />
stehen, können wir die<br />
Schüler am BBZ sehr gut auf das Berufsleben<br />
vorbereiten: Wir beraten sie über<br />
Ausbildungsberufe, Praktika und vermitteln<br />
Ausbildungsstellen. Auf Veranstaltungen<br />
bringen wir Ausbildungsbetriebe und Schüler<br />
ganz gezielt zusammen. Zu diesem Zweck<br />
kooperieren wir mit den allgemeinbildenden<br />
Schulen im<br />
Umkreis und bieten auch den<br />
Schülern dieser Schulen Einblicke<br />
in die Berufe, indem<br />
wir etwa die Möglichkeit für<br />
Unterricht in unseren Werkstätten<br />
schaffen.<br />
Wie spiegelt sich das<br />
Leitbild ‚Gemeinsam zum<br />
Erfolg‘ im Schulalltag<br />
wider?<br />
Wir begegnen den Schülern<br />
auf Augenhöhe und unterstützen sie in<br />
dem Bestreben, ihre Ziele zu erreichen. Die<br />
Grundlage für die Zusammenarbeit bildet das<br />
Arbeiten im Team. In Kleingruppen erarbeiten<br />
die Schüler gemeinsame Lerninhalte und<br />
die Grundsätze zum Verhalten der Schüler<br />
und Lehrkräfte. Dabei ist die persönliche<br />
Haltung aller am Schulleben Beteiligten<br />
geprägt von gegenseitiger Wertschätzung,<br />
Hilfsbereitschaft, Respekt und Verbindlichkeit.<br />
Zudem stimmen wir die Unterrichtsinhalte<br />
laufend auf die Lerngruppen und auf<br />
geforderte berufliche Anforderungen ab.<br />
Regelmäßige Feedbackgespräche mit unseren<br />
Lehrkräften ermöglichen es den Schülern,<br />
sich zu orientieren und zu verbessern. Wir<br />
halten die Schüler aber auch dazu an, den<br />
Lehrkräften eine verbindliche Rückmeldung<br />
zu geben, die gemeinsam besprochen wird.<br />
Das BBZ ist Modellschule für digitale<br />
Medien, was bedeutet das konkret für die<br />
Schüler?<br />
Für Lehrkräfte und Schüler am BBZ ist der<br />
Umgang mit digitalen Medien nicht erst<br />
seit der Corona-Epidemie Bestandteil des<br />
Unterrichts. Schon seit mehreren Jahren<br />
wird im Unterricht die Lernplattform Moodle<br />
eingesetzt. Zudem arbeiten wir mit professionellen<br />
Konferenzsystemen. Auf diese Weise<br />
kann der Unterricht in Präsenz oder online<br />
stattfinden und synchron oder asynchron<br />
abgehalten werden. Ein echter Vorteil für<br />
26 27
Eintauchen und durchstarten<br />
Beginne jetzt Deine Karriere bei<br />
der Stadtwerke SH GmbH & Co. KG<br />
unsere Schüler, da sie bereits an Systeme<br />
und Lernmethoden herangeführt werden,<br />
die in der Arbeitswelt Anwendung finden.<br />
Auf diese Weise fördern wir bereits in der<br />
Schule das selbstorganisierte und eigenverantwortliche<br />
Handeln der Schüler mit digitalen<br />
Medien.<br />
Welche Chance bietet der digitale Fortschritt<br />
in Zeiten von Corona?<br />
Das BBZ ist digital sehr gut ausgestattet. So<br />
konnten wir dafür sorgen, dass im Lockdown<br />
die gesamte Schülerschaft mit Endgeräten<br />
ausgestattet wurde und Distanzunterricht<br />
jederzeit möglich ist. Die vom BBZ betriebenen<br />
Systeme laufen so stabil, dass ein<br />
effektiver und umfänglicher Unterricht auch<br />
auf Distanz stattfinden kann.<br />
Wie verlief Ihre persönliche Berufsorientierung?<br />
Hatten Sie immer ein Ziel vor<br />
Augen?<br />
Während meiner Schulzeit an der allgemeinbildenden<br />
Schule war die Berufsorientierung<br />
vor allem durch Praktika gestaltet. Dort<br />
stellte ich vor allem fest, was ich nicht<br />
wollte. Während des Besuches des beruflichen<br />
Gymnasiums erhielt ich durch den<br />
Unterricht so viel Hintergrundwissen über<br />
den kaufmännischen Bereich, dass ich mich<br />
entschloss, diesen Weg weiterzugehen und<br />
ein Wirtschaftsstudium aufzunehmen.<br />
Haben Sie eine persönliche Erfahrung<br />
gemacht, die Sie den Schülern gerne mit<br />
auf ihren beruflichen Weg geben würden?<br />
Das Schulsystem und die Berufsausbildung<br />
bieten sehr viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln.<br />
Ich stelle aber immer wieder<br />
fest, wie kompliziert diese Systeme sind.<br />
Allein einen Überblick zu gewinnen und<br />
Entscheidungen für die berufliche Zukunft<br />
zu treffen, ist daher oft schwierig. Ich kann<br />
nur empfehlen, sich Hilfe zu holen und<br />
beraten zu lassen. Unter vielen Angeboten,<br />
wie die Agentur für Arbeit und die digitalen<br />
Berufsorientierungsportale <strong>ME2BE</strong> und<br />
DIGI.BO stehen selbstverständlich auch die<br />
Mitarbeiter des BBZ Rendsburg-Eckernförde<br />
gerne zur Verfügung, junge Menschen zu<br />
beraten. Ganz nach unserm Motto ‚Gemeinsam<br />
zum Erfolg‘.<br />
Vielen Dank für das aufschlussreiche<br />
Gespräch und die hilfreichen Informationen<br />
und Tipps, die Sie unseren Lesern<br />
mit auf den Weg geben konnten.<br />
Berufliche Möglichkeiten am BBZ am<br />
Standort Eckernförde<br />
Das BBZ ist der Dualpartner für die Ausbildungsbetriebe,<br />
d.h. in den Ausbildungsbetrieben<br />
findet die praktische und im BBZ<br />
die theoretische Ausbildung statt. Ausgebildet<br />
werden am Standort Eckernförde:<br />
• Elektroniker für Energie- und<br />
Gebäudetechnik<br />
• Elektroniker für Geräte und Systeme<br />
• Kaufmann Kaufleute für<br />
Marketingkommunikation<br />
• Kaufleute im Einzelhandel<br />
• Kraftfahrzeugmechatroniker<br />
• Metallbauer – Fachrichtung<br />
Konstruktionstechnik<br />
• Metallbauer – Fachrichtung Metallgestaltung<br />
und Verkäufer<br />
Eine rein schulische Berufsausbildung<br />
gepaart mit dem Erwerb des Mittleren<br />
Schulabschlusses bzw. der Fachhochschulreife<br />
wird am BBZ in den folgenden Bildungsgängen<br />
angeboten:<br />
• Berufsfachschule Sozialwesen –<br />
Abschluss: Pflegeassistent<br />
• Kaufmännische Assistenten<br />
• Sozialpädagogische Assistenten<br />
• Technischer Assistenten<br />
Du interessierst Dich für eine Karriere bei den Stadtwerken SH?<br />
Dann hast Du die Wahl zwischen sechs unterschiedlichen<br />
Ausbildungsberufen ganz nach Deinen Fähigkeiten. Denn wir, die<br />
Stadtwerke SH, sind an unseren Standorten in Schleswig, Eckernförde<br />
und Rendsburg sowie in der Region breit aufgestellt. Während Deiner<br />
Ausbildung erhältst Du nicht nur Einblicke in Deinen gewählten<br />
Ausbildungsberuf, sondern auch in die Struktur des Stadtwerks. Du<br />
arbeitest in einem großen Team. Du übernimmst Verantwortung. Und<br />
Du kannst selbständige Arbeiten durchführen. Die theoretische Basis<br />
vermittelt Dir die Berufsschule. Deine praktischen Erfahrungen<br />
sammelst Du bei uns im Unternehmen.<br />
Dies gilt insbesondere, wenn Du die duale Ausbildung zum<br />
Fachangestellten (d/m/w) für Bäderbetriebe in einem unserer<br />
drei Bäder mit Saunalandschaft startest. Neben dem Kontakt zu<br />
Gästen erwartet Dich ein großes Aufgabenspektrum. Du beaufsichtigst<br />
den Bad- und Saunabetrieb, führst Schwimmkurse durch, bist Teil<br />
des Animationsprogramms, kontrollierst und wartest die technischen<br />
Anlagen, führst Reinigung und Desinfektion durch, lernst<br />
Verwaltungsaufgaben und Erste-Hilfe-Maßnahmen kennen.<br />
Bist Du interessiert an einer dualen<br />
Ausbildung bei uns?<br />
Dann bewirb Dich jetzt und werde Teil unseres Teams!<br />
Informationen findest Du unter:<br />
www.stadtwerke-sh.de/ausbildung<br />
Mit Energie in<br />
die Zukunft<br />
Wir suchen Auszubildende (d/m/w)<br />
für folgende Berufe:<br />
Elektroniker (d/m/w) für Betriebstechnik<br />
Fachangestellter (d/m/w) für<br />
Bäderbetriebe<br />
Industriekaufmann (d/m/w)<br />
Informatikkaufmann (d/m/w)<br />
Fachkraft für Abwassertechnik<br />
Fachkraft für Wasserversorgung<br />
Wer wir sind:<br />
Die Stadtwerke SH GmbH & Co. KG ist<br />
seit dem 01.01.2020 die Dienstleistungsgesellschaft<br />
für die Schleswiger<br />
Stadtwerke GmbH, die Stadtwerke<br />
Eckernförde GmbH und die Stadtwerke<br />
Rendsburg GmbH sowie die angeschlossenen<br />
Eigenbetriebe mit<br />
insgesamt über 600 Mitarbeitenden.<br />
Info zu uns findest Du unter:<br />
www.stadtwerke-sh.de<br />
Kontakt<br />
Stadtwerke SH GmbH & Co. KG<br />
Personalmanagement<br />
Am Eiland 12 . 24768 Rendsburg<br />
www.stadtwerke-sh.de/ausbildung<br />
Wer wir sind<br />
Die Stadtwerke SH GmbH & Co. KG ist eine Kooperation<br />
der Schleswiger Stadtwerke, der Stadtwerke Eckernförde<br />
und der Stadtwerke Rendsburg. Sie ist ein gemeinsamer<br />
kommunaler, leistungsstarker und innovativer Partner für<br />
die drei Städte und für die gesamte Region.<br />
stadtwerke-sh.de/ausbildung<br />
Bild: stockfour| shutterstock.com<br />
28<br />
Kontakt: Anna Maria Bracht . karriere@stadtwerke-sh.de . Telefon 04621. 801-130 . www.stadtwerke-sh.de
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
DIE FRIEDRICH-JUNGE-GEMEINSCHAFTSSCHULE ZEIGT,<br />
WIE DIGI.BO IN DEN ZUKUNFTSORIENTIERTEN BERUFSORIENTIERUNGSUNTERRICHT<br />
EINGEBUNDEN WERDEN KANN<br />
Weil arbeiten so viel mehr ist, als Geld zu<br />
verdienen, möchten wir dich mit unseren<br />
Berufsbildern umfangreich über all die<br />
Möglichkeiten informieren, die dir nach der<br />
Schule offenstehen. Sie bieten informative<br />
und unmittelbare Einblicke in eine Vielzahl<br />
von Berufen, die dir wahrscheinlich weitgehend<br />
unbekannt sind. Denn nur wer weiß,<br />
was der Arbeitsmarkt zu bieten hat, hat<br />
die Chance, genau den Beruf zu finden, der<br />
zu den eigenen Lebensvorstellungen passt.<br />
Unsere Stories verraten aus erster Hand,<br />
DIGI.BO: DEIN WEG ZUM JOB<br />
Digital, regional und zielgerichtet bietet das Onlineportal DIGI.BO Orientierungshilfe<br />
auf deinem Weg ins Berufsleben<br />
TEXT Sophie Blady | Illustration Ibou Gueye | FOTOS Christine Kloodt, GMSH<br />
welche Erfahrungen Gleichgesinnte bereits<br />
während ihrer Ausbildung gesammelt haben<br />
– wie sie an ihren Aufgaben gewachsen sind,<br />
was sie bewegt und welche beruflichen Ziele<br />
sie anstreben.<br />
Weiterführende Informationen zum Bewerbungsverfahren,<br />
Tipps und lebensnahe<br />
Ratgeberseiten sowie fachwissenschaftliche<br />
und journalistische Beiträge zu Themen der<br />
Berufs- und Lebensorientierung runden das<br />
Angebot auf DIGI.BO ab.<br />
Regional und zielgerichtet: das Onlineportal<br />
DIGI.BO. Weitere Informationen unter<br />
www.digibo.school<br />
Da die alljährliche Berufsorientierungsmesse<br />
BOM eventuell auch<br />
in diesem Jahr nicht stattfindet,<br />
haben sich BO-Lehrer Hauke Stärke und die<br />
ehemalige BO-Lehrerin und heutige Landeskoordinatorin<br />
SCHULEWIRTSCHAFT SH<br />
Margrit Gebel etwas einfallen lassen: Sie<br />
nahmen Kontakt zu Unternehmen auf, die<br />
sie sonst auf ihrer schuleigenen Berufsorientierungsmesse<br />
begrüßen, um den Schülern<br />
virtuelle Einblicke in Unternehmen zu<br />
ermöglichen und den ersten Kontakt für<br />
mögliche Praktika und Ausbildungsplätze<br />
herzustellen.<br />
Vorbereitung mit DIGI.BO<br />
… im Berufsorientierungsunterricht: Die<br />
Schüler machen sich über eine Rallye und<br />
andere vom Lehrer gestellte Aufgaben mit<br />
dem Berufsorientierungsportal DIGI.BO<br />
vertraut. Sie lernen die Struktur der Seite<br />
kennen und sammeln Informationen über<br />
Berufsbilder und Unternehmen in der<br />
Region.<br />
„Wir bauen die DIGI.BO-Seite möglichst häufig<br />
in unseren Berufsorientierungsunterricht<br />
ein und versuchen so, die Selbstkompetenz<br />
der Schüler bezüglich Berufsbildung im Allgemeinen<br />
zu stärken”, erklärt Hauke Stärke.<br />
Um so viele Schüler wie möglich für die digitale<br />
Betriebserkundung zu gewinnen, wird<br />
das Unternehmen jedoch im Vorfeld nicht<br />
genannt. Eine Chance, bei dem ein oder<br />
anderen Schüler ganz unerwartet Interesse<br />
zu wecken.<br />
Technische Voraussetzungen schaffen<br />
Für die virtuelle Betriebserkundung wird<br />
ein Videokonferenzraum im Schulnetzwerk<br />
eröffnet, in den sich Schüler, Lehrer, Gasthörer<br />
und das jeweilige Unternehmen für<br />
einen festgelegten Zeitraum von ganz unterschiedlichen<br />
Standorten einwählen können.<br />
In welcher Form der Betrieb sich präsentiert,<br />
hängt stark von den vorhandenen<br />
Möglichkeiten ab. Ob eine Live-Besichtigung<br />
mit dem Tablet oder ein Interview: Hier sind<br />
den Unternehmen keine Grenzen gesetzt,<br />
sich vorzustellen.<br />
Umsetzung<br />
Für die Umsetzung der virtuellen BO-Veranstaltung<br />
arbeiten Klassenlehrer und Berufsorientierungslehrer<br />
eng zusammen. Damit<br />
die Schüler so viel wie möglich von der<br />
digitalen Betriebserkundung mitnehmen, ist<br />
eine ausführliche Vor- und Nachbereitung<br />
im Unterricht entscheidend. IT-Experte<br />
Henning Riske sorgt für die technische<br />
Umsetzung an den Endgeräten. Auch die<br />
Eltern sind eingeladen, an der Veranstaltung<br />
teilzunehmen, um anschließend die Informationen<br />
mit ihren Kindern zu vertiefen<br />
und sie bei der beruflichen Orientierung<br />
bestmöglich zu unterstützen.<br />
Nachbearbeitung mit DIGI.BO<br />
Für die Nachbereitung im Unterricht arbeiten<br />
die Schüler erneut mit DIGI.BO und<br />
können bereits Gehörtes nachlesen oder<br />
bei Interesse für einen Praktikums- oder<br />
Ausbildungsplatz direkt die Ansprechpartner<br />
der Betriebe heraussuchen. Sie bekommen<br />
die Aufgabe, mit Hilfe von DIGI.BO wesentliche<br />
Informationen aus dem Firmenprofil<br />
und den dazugehörigen Ausbildungsberufen<br />
stichpunktartig nachzuvollziehen, indem<br />
sie zum Beispiel ein Protokoll erstellen.<br />
Perspektive<br />
Die Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule<br />
plant, die virtuellen Betriebserkundungen<br />
regelmäßig in den Berufsorientierungsunterricht<br />
zu integrieren, um den Schülern so<br />
viele Anreize wie möglich für ihre berufliche<br />
Orientierung zu bieten und als Brücke zwischen<br />
den Schülern und den Betrieben zu<br />
fungieren.<br />
„Eine hohe Vermittlung von zukünftigen<br />
Auszubildenden wäre somit für alle Beteiligten<br />
ein großer Gewinn!”, betont Hauke<br />
Stärke.”<br />
Hauke Stärke, Henning Riske und Margrit Gebel<br />
(von links nach rechts)<br />
30 31
GUT ZU WISSEN<br />
COMPANIES<br />
A U S B<br />
I L D U N G S<br />
I N F O S<br />
•<br />
•<br />
B E W<br />
Die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH) ist der zentrale Dienstleister für öffentliches<br />
Bauen, Bewirtschaften und Beschaffen in Schleswig-Holstein. Das Unternehmen bietet sieben duale Ausbildungsberufe<br />
und fünf Studiengänge im dualen System an.<br />
•<br />
I C H<br />
D<br />
I R B<br />
FJS MEETS GMSH<br />
Am 24. März treffen 45 Schüler<br />
des neunten Jahrgangs der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule<br />
(FJS) auf vier Mitarbeiter der GMSH. Verabredet<br />
sind sie im virtuellen Konferenzraum<br />
des Schulnetzwerkes. Wir möchten von<br />
Kim-Kristin Haß, Ausbildungsleiterin bei<br />
der GMSH und Moderatorin der digitalen<br />
Berufsorientierungsveranstaltung, erfahren,<br />
wie sie den Schülern Einblicke ins<br />
Unternehmen geben konnte.<br />
Frau Haß, wie haben Sie die Aufmerksamkeit<br />
der Schüler gewonnen?<br />
Als ehemalige Schülerin der Friedrich-<br />
Junge- Schule habe ich zum Auftakt meine<br />
persönliche Geschichte erzählt und konnte<br />
so schnell das Interesse der Schüler wecken.<br />
Nach dem Mittleren Schulabschluss machte<br />
ich mein Abitur am RBZ. Mit dem klaren Ziel<br />
vor Augen, ein duales Studium zur Großund<br />
Außenhandelskauffrau zu machen, ging<br />
ich vorher ein Jahr nach Frankreich – vor<br />
meinem Einstieg ins Berufsleben, wollte ich<br />
mich sozial engagieren und Erfahrungen im<br />
Ausland sammeln. In einem Kindergarten in<br />
Lyon konnte ich beides perfekt miteinander<br />
verknüpfen. Zurück in Deutschland absolvierte<br />
ich mein Wunschstudium bei einem<br />
großen Handelsunternehmen und war dort<br />
anschließend im Personalbereich tätig. Mit<br />
ersten Berufserfahrungen im Gepäck bewarb<br />
ich mich schließlich bei der GMSH, weil das<br />
Unternehmen mit seinen vielen Auszeichnungen<br />
ein sehr hohes Ansehen genießt und<br />
seinen Mitarbeitern mit vielen Fortbildungsangeboten<br />
Raum für Weiterentwicklung<br />
bietet.<br />
Als Ausbildungsleiterin bei der GMSH<br />
haben Sie die digitale BO-Veranstaltung<br />
organisiert. Wie konnten Sie die verschiedenen<br />
Ausbildungs- und Arbeitsbereiche<br />
des Unternehmens bestmöglich<br />
präsentieren?<br />
Um den Schülern möglichst viele Einblicke<br />
in die GMSH zu bieten, haben wir uns<br />
dazu entschieden, vier Mitarbeiter für je 20<br />
Minuten zu Wort kommen zu lassen: Nach<br />
meiner Vorstellung stellte Paulina Drapatz<br />
das Unternehmen als zentralen Dienstleister<br />
des Landes Schleswig-Holsteins vor, der<br />
staatliche Bauherrenaufgaben für Bund und<br />
Land übernimmt und führte die Schüler in<br />
ihre Tätigkeit im Ausbildungsbereich ein.<br />
Sie selbst schloss 2019 ihre Ausbildung mit<br />
der Auszeichnung Azubi des Nordens bei der<br />
GMSH ab. Anschließend berichtete Leonie<br />
Bahr als Auszubildende zur Personaldienstleistungskauffrau<br />
von ihren Erfahrungen in<br />
der Ausbildung. Als Fachausbilder für Bauzeichner<br />
rundete Ben Heußel das Portfolio<br />
des Unternehmens mit einem technischen<br />
Beruf ab. In einer Präsentation, die wir den<br />
Schülern als kleine Hilfestellung zur Verfügung<br />
stellten, konnten sie den Ablauf verfolgen<br />
und wichtige Informationen anschließend<br />
noch einmal nachlesen.<br />
Was nehmen Sie als Unternehmen aus diesem<br />
Projekt mit?<br />
Wir von der GMSH sind sehr froh, dass wir<br />
auf diesem Wege die Möglichkeit bekommen<br />
haben, mit den Schülern in Kontakt<br />
zu treten. Wir können uns gut vorstellen<br />
weitere digitale BO-Veranstaltungen dieser<br />
Art mit Schulklassen durchzuführen und<br />
würden uns noch mehr dieser Möglichkeiten<br />
wünschen. Die Veranstaltung war ein guter<br />
Impuls in dieser Zeit.<br />
Werden solche digitalen Projekte Präsenzveranstaltungen<br />
in Zukunft ersetzen?<br />
Ich könnte mir vorstellen, dass sich solche<br />
Formate in den Unterricht etablieren lassen.<br />
Nichtsdestotrotz ist der Austausch auf einer<br />
Messe viel persönlicher: Es fällt leichter mit<br />
den Schülern in den Austausch zu kommen<br />
und Gegenfragen zu stellen. Ich glaube, dass<br />
wir digitale Formate, die aus der Not entstehen<br />
auch in Zukunft beibehalten und sie<br />
die Präsenzveranstaltung sehr gut ergänzen.<br />
Vielen Dank für ihre Einschätzung Frau<br />
Haß.<br />
Finde hier deinen Ausbildungsplatz<br />
32
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
„Ein unbeschreibliches Gefühl! Mich<br />
überkam pure Freude über eine ganz<br />
große Sache, auf die ich hingearbeitet<br />
habe.“<br />
Fabian Walter weiß genau, was er<br />
will. Der 21-Jährige hat sich nach<br />
dem Abitur aufgemacht, die Welt<br />
des Personalwesens und der Wirtschaft zu<br />
erobern. Mit Erfolg: Seine Ausbildung beim<br />
Gebäudemanagement Schleswig-Holstein,<br />
kurz GMSH, zum Personaldienstleistungskaufmann<br />
absolvierte der Gettorfer als<br />
Bundesbester. Nun arbeitet er in dem<br />
Unternehmen und studiert gleichzeitig<br />
BWL in Kiel.<br />
AZUBI AUF ERFOLGSKURS<br />
Fabian Walter schloss seine Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann als Bundesbester ab<br />
TEXT Karina Dreyer | FOTOS GMSH<br />
Der Grundstein für die Berufswahl wurde<br />
zuhause gelegt. Sein Vater ist Personalleiter.<br />
„Durch ihn habe ich viel über diesen<br />
Bereich mitbekommen“, erklärt Fabian<br />
Walter. Schon immer hat er sich für Menschen<br />
und ihre Lebenswege interessiert.<br />
Eine wichtige Voraussetzung, um im Personalwesen<br />
zu arbeiten. Mit dieser konkreten<br />
Vorstellung schaute er sich 2017 auf der<br />
Nordjob Messe nach einem Ausbildungsplatz<br />
um.<br />
Die GMSH mit Hauptsitz in Kiel bot auf der<br />
Messe als einziges Unternehmen die Ausbildung<br />
zum Personaldienstleistungskaufmann<br />
an. Ihre Aufgabe: Sie nimmt staatliche<br />
Bauherren- und Planungsaufgaben für<br />
Land und Bund in Schleswig-Holstein wahr,<br />
ist zuständig für die Bewirtschaftung der<br />
vom Land genutzten Liegenschaften und<br />
beschafft Material sowie Leistungen für die<br />
Landesbehörden. „Ein Unternehmen mit<br />
großer Vielfalt und spannenden Aufgaben“,<br />
sagt Fabian. Zudem sei der öffentliche Dienst<br />
ein sicherer Arbeitsplatz und laut Tarifvertrag<br />
werden Auszubildende für ein Jahr<br />
übernommen. „Am Messestand konnte ich<br />
direkt mit der Ausbildungsleiterin sprechen,<br />
das hat mir gut gefallen“, ergänzt Fabian.<br />
Gleich nach dem Gespräch schrieb er eine<br />
Bewerbung, und kurze Zeit später erhielt<br />
er eine Einladung zum Vorstellungsgespräch<br />
und bekam im Anschluss zeitnah die Zusage.<br />
Unmittelbar nach dem Abitur im Sommer<br />
2018 begann Fabian Walter seine Ausbildung<br />
bei der GMSH.<br />
Mit 100 Prozent Einsatz zum<br />
bundesbesten Azubi<br />
Drei Jahre dauert die duale Ausbildung zum<br />
Personaldienstleistungskaufmann mit dem<br />
Ziel, für Unternehmen Personal mit speziellen<br />
Qualifikationen zu finden und den Personaleinsatz<br />
zu koordinieren. Dazu gehört<br />
auch, Personalakten zu führen, kaufmännische<br />
Aufgaben zu erledigen, Vorstellungsgespräche<br />
zu begleiten und Bewerberinnen<br />
und Bewerber zu beraten.<br />
Fabian gefiel, dass die GMSH ihre rund 1500<br />
Beschäftigten ganz klassisch mit einer<br />
eigener Personalabteilung betreut und man<br />
während der Ausbildung auch die Bereiche<br />
Finanzen und Beschaffung kennenlernt.<br />
Während seiner Ausbildung lernte der Azubi<br />
in der Personalabteilung, wie man Beschäftigte<br />
am besten betreut, sie persönlich oder<br />
am Telefon berät und wie man sich mit<br />
Gehaltsabrechnungen auseinandersetzt.<br />
„Am besten gefiel mir die Recherche von<br />
arbeitsrechtlichen Fragen“, betont Fabian.<br />
Mit der Einstellung, immer 100 Prozent zu<br />
geben, hat er es schließlich zum besten Auszubildenden<br />
in ganz Deutschland geschafft.<br />
Als Kreisbester und Landesbester konnte er<br />
sich schließlich auch gegen bundesweit rund<br />
800 Mitstreiter durchsetzen. Mitte November<br />
2020 wurde er von der Ausbildungsleiterin<br />
und dem Personalchef per Videokonferenz<br />
über den Sieg informiert. „Ein unbeschreibliches<br />
Gefühl! Mich überkam pure Freude<br />
über eine ganz große Sache, auf die ich hingearbeitet<br />
habe“, verrät er stolz.<br />
Seit Mitte Juli 2020 ist er bei der GMSH<br />
angestellt. Seine Arbeit umfasst die Betreuung<br />
eines kleinen Mitarbeiterkreises; er hilft<br />
bei Fragen im Bereich Personalwesen, wenn<br />
es beispielsweise um Arbeitszeitverkürzung,<br />
Gehaltsabrechnungen oder Arbeitsverträge<br />
geht. „Ich bereite die Einstellung von Mitarbeitern<br />
vor und begleite sie vom Anfang<br />
bis zum Ende ihrer Beschäftigung“, erläutert<br />
der Personaldienstleistungskaufmann. Dass<br />
er noch so jung ist, sei dabei kein Problem.<br />
Der Weg ins Team<br />
Wichtig ist für Fabian von Anfang an der<br />
Betriebssport gewesen, „weil man die Kollegen<br />
einfach besser kennenlernen kann“,<br />
sagt er. „Beim Fußball spielen viele Kollegen<br />
aus dem Personalbereich mit, da geht es nur<br />
um Sport, nicht um die Arbeit.“ Als Neuer<br />
sei die Teilnahme am Betriebssport besonders<br />
zu empfehlen, „weil dadurch der Weg<br />
ins Team leichter geebnet wird. Wer seinen<br />
Kollegen von Beginn an offen und positiv<br />
begegnet, macht bereits viel richtig. „Verschlossen<br />
zu sein, das ist nie gut“. Auch die<br />
Angst, Fragen zu stellen, ist meist unberechtigt.<br />
„Wer Unklarheiten direkt beseitigt und<br />
sich traut nachzufragen, suggeriert seinem<br />
Gegenüber Wertschätzung, „weil man auf<br />
diese Weise dessen Kompetenz anerkennt“,<br />
betont Fabian.<br />
Kommunikation ist Fabian Walters Stärke,<br />
ebenso sein Ehrgeiz. Und der treibt ihn seit<br />
kurzem in die Hörsäle der Christian-Albrechts-Universität<br />
zu Kiel, die er wegen der<br />
Corona-Pandemie bislang nur aus Videokonferenzen<br />
kennt. Im ersten Semester studiert<br />
er nun Betriebswirtschaftslehre, kurz BWL.<br />
„Gut war, dass ich schon an der Berufsschule<br />
Grundlagenkenntnisse im kaufmännischen<br />
Bereich vermittelt bekommen habe“, resümiert<br />
er. Um Arbeit und Studium gerecht zu<br />
werden, hat er seine Woche genau geplant:<br />
Drei Tage Arbeit bei der GMSH, drei Tage für<br />
die Uni büffeln. Ob der ehrgeizige Student<br />
sich zum Ziel gemacht hat, auch der beste<br />
Absolvent zu werden? Wer weiß? Vielleicht<br />
treffen wir ihn ja in ein paar Jahren wieder<br />
und erfahren, was aus seinen Plänen geworden<br />
ist.<br />
•<br />
A U S B<br />
GUT ZU WISSEN<br />
•<br />
I L D U N G S<br />
I C H<br />
I N F O S<br />
D<br />
I R B<br />
•<br />
B E W<br />
Duale Ausbildungsberufe bei der GMSH<br />
• Kaufleute für Büromanagement<br />
• Immobilienkaufleute<br />
• Personaldienstleistungskaufleute<br />
• Kaufleute für Digitalisierungsmanagement<br />
• Bauzeichner (m/w/d)<br />
• Technische Systemplaner (m/w/d)<br />
• Fachinformatiker für Systemintegration<br />
(m/w/d)<br />
Gebäudemanagement Schleswig-Holstein<br />
AöR (GMSH)<br />
Gartenstraße 6<br />
24103 Kiel<br />
T. 0431 / 599-0<br />
mail@gmsh.de<br />
www.karriere.gmsh.de<br />
34 35
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OFFEN FÜR MENSCHLICHKEIT<br />
Ausbildung beim Kieler Stadtkloster<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTOS Christina Kloodt<br />
Saskia, 20<br />
im 1. Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau bei<br />
der Stiftung Kieler Stadtkloster im Seniorenzentrum<br />
Kurt-Engert-Haus (Kiel-Holtenau).<br />
„Ich habe bereits während meiner Schulzeit<br />
vor dem Abitur als Präsenzkraft im<br />
Kurt- Engert-Haus viele Erfahrungen in dem<br />
Umgang und der Kommunikation mit pflegebedürftigen<br />
Menschen sammeln können und<br />
die Atmosphäre im Team immer als sehr gut<br />
empfunden. Zuvor hatte ich mich nach der<br />
Realschule und einem Bundesfreiwilligendienst<br />
in einem Altenheim zunächst gegen<br />
einen Pflegeberuf entschieden und die<br />
Fachhochschulreife mit einer Ausbildung zur<br />
Gestaltungstechnischen Assistentin gekoppelt.<br />
Nach dem Abi musste ich mich aber<br />
zwischen den gestalterischen und sozialen<br />
Interessen entscheiden. Am Ende war mir die<br />
Arbeit mit Menschen wichtiger, denn sie ist<br />
einfach erfüllend aufgrund der Dankbarkeit,<br />
die mir entgegengebracht wird, allein schon<br />
durch kleine Gesten, aber auch, wenn ich<br />
sehe, dass es jemandem wieder besser geht.<br />
Außerdem brauche ich Bewegung und kann<br />
nicht den ganzen Tag still am Schreibtisch<br />
sitzen. Eine unserer wichtigsten Aufgaben<br />
neben der allgemeinen Grundpflege und dem<br />
Ausführen von ärztlichen Anordnungen ist<br />
das Erhalten und Erweitern von motorischen<br />
Ressourcen. Dabei motivieren wir die älteren<br />
Menschen. In unserem Haus gibt es eine<br />
104-Jährige, die noch auf den Heimtrainer<br />
geht. Das finde ich bewundernswert.<br />
Unsere Aufgaben sind vielfältig und ich<br />
glaube, es ist schwer, als Pflegefachfrau<br />
arbeitslos zu werden. Mein gestalterisches<br />
Interesse, das Zeichnen, kann ich in den<br />
Beruf einbringen. Außerdem gibt es viele<br />
Möglichkeiten der Weiterbildung, etwa als<br />
Praxisanleiter, Wohnbereichs- oder Einrichtungsleiter.<br />
Das Wichtigste, was ich in diesem<br />
Beruf brauche, ist Empathie und Offenheit.<br />
Das Sterben sowie der Tod lösen bei mir<br />
keine Berührungsängste aus. Viel schlimmer<br />
als den Tod selbst finde ich, wenn Menschen,<br />
für die es an der Zeit ist und die sterben<br />
wollen, einfach nicht gehen können.“<br />
A U S B<br />
I L D U N G S<br />
I N F O S<br />
•<br />
Der Pflegeberuf sei einer der<br />
schönsten überhaupt, behauptet<br />
die Stiftung Kieler Stadtkloster, zu<br />
der insgesamt neun Seniorenzentren mit<br />
verschiedensten Wohnformen in Kiel und<br />
dem Kreis Plön (Heikendorf) gehören. Das<br />
Motto der Stiftung lautet „Helfen macht<br />
glücklich“. Denn: Wer hier arbeitet, sorgt<br />
ganz direkt und persönlich dafür, dass es<br />
anderen gut geht. Für die insgesamt 750<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das<br />
ein schöner Antrieb.<br />
Für Auszubildende in der Pflege sind daher<br />
Lebensfreude, Tatkraft, Feingefühl und<br />
Geduld gefragt. „Wenn wir Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter kennenlernen wollen,<br />
fragen wir zunächst nach ihren Qualitäten<br />
und dann erst nach ihrer Qualifikation.“ Das<br />
Konzept der Zentralen Praxisanleitung für<br />
Azubis kommt an. Trotz der Corona-Krise<br />
hat das Kieler Stadtkloster nach Auskunft<br />
von Kerstin Schwertfeger, Leiterin im Pflegemanagement<br />
der Stiftung, mehr Bewerber<br />
als Ausbildungsplätze. Derzeit erlernen 46<br />
Menschen bei der Stiftung Kieler Stadtkloster<br />
verschiedenen Pflegeberufe, darunter<br />
auch Saskia Gilde und Nicole Förste.<br />
Nicole, 46<br />
im 1. Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau bei<br />
der Stiftung Kieler Stadtkloster im Andreas-<br />
Gayk-Haus in Kiel.<br />
„Ich habe mir mit der Ausbildung zur Pflegefachfrau<br />
meinen großen Traum erfüllt. Seitdem<br />
ich 2009 als Pflegehelferin die Basics<br />
kennengelernt habe, bin ich begeistert. Ich<br />
habe auch in einige andere Berufe reingeschnuppert,<br />
aber ein Praktikum in der Pflege<br />
hat mir damals gezeigt, wie viel Spaß mir die<br />
Arbeit mit älteren Menschen macht. Weil ich<br />
kleine Kinder hatte, kam die große Ausbildung<br />
für mich lange Zeit nicht in Frage. Jetzt<br />
endlich ist es soweit, und ich blühe richtig<br />
auf, denn die Menschen in der Einrichtung<br />
und auch die Angehörigen sind so dankbar<br />
für unsere Hilfe. Ich möchte gerne eine gute<br />
Pflegefachfrau sein und mich jeden Tag aufs<br />
Neue auf die Arbeit mit den Bewohnern<br />
freuen, die ich wasche, an- und auskleide,<br />
im Bett positioniere und denen ich das Essen<br />
anreiche. Bei der Stiftung Kieler Stadtkloster<br />
fühle ich mich pudelwohl, auch mit dem<br />
gesamten Team, und habe selten mal einen<br />
schlechten Tag. Gestresst oder belastet fühle<br />
ich mich nie, selbst wenn mal etwas mehr zu<br />
tun ist. Dabei ist es für mich ein wichtiger<br />
Lernprozess, bei der Arbeit mit den Menschen<br />
auch die Distanz zu wahren und nicht<br />
alles zu nah an mich heranzulassen. Zuhause<br />
genieße ich daher den Ausgleich mit unserem<br />
Familienhund. Freunde staunen oft,<br />
dass ich mit 46 Jahren noch eine Ausbildung<br />
absolviere. Aber das ist für mich überhaupt<br />
kein Thema, denn Pflegefachfrau ist mein<br />
größter Berufswunsch. Das Wichtigste, was<br />
ich dafür tagtäglich brauche, sind Offenheit<br />
und Kommunikationsfreude.“<br />
•<br />
GUT ZU WISSEN<br />
I C H<br />
I R B<br />
Das Kieler Stadtkloster bietet folgende<br />
Ausbildungen an:<br />
• Pflegefachfrau/-mann (m/w/d) ggf.<br />
mit einer Wahlmöglichkeit der<br />
Spezialisierung in der Altenpflege<br />
• Altenpflegehelfer (m/w/d)<br />
• Hauswirtschafter (m/w/d)<br />
• Kauffrau/-mann für Büromanagement<br />
(m/w/d)<br />
Kieler Stadtkloster<br />
Harmsstraße 104-122<br />
24114 Kiel<br />
T 0431 - 58088 38<br />
E frohboes@stadtkloster.de<br />
www.stadtkloster.de<br />
D<br />
•<br />
B E W<br />
36 37
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AZUBIPORTRAITS<br />
„HEUTE WIRD<br />
ALLES MIT<br />
LUST UND LIEBE<br />
GEMACHT“<br />
Ein Besuch in der Landschlachterei Neidhardt<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTOS Henrik Matzen<br />
Hans-Jürgen Neidhardt folgte dem<br />
Rat seiner Mutter und ging nach<br />
Gettorf, um eine Schlachterausbildung<br />
zu machen. Schon seine Großmutter<br />
war gleich nach dem Krieg der Auffassung<br />
gewesen, „Gegessen wird immer“. Heute<br />
hat der 79-Jährige in der Gemeinde Holtsee<br />
einen modernen Betrieb mit eigener<br />
Schlachterei und Ladengeschäft aufgebaut,<br />
der von Sohn Norbert in zweiter Generation<br />
nach alter Tradition weitergeführt wird.<br />
Auch Enkel Jannes steht bereits in den<br />
Startlöchern. Er macht seine Schlachterausbildung<br />
im Familienbetrieb und verzichtet<br />
beim Essen ungern auf Fleisch. Es sei denn,<br />
er weiß nicht, wo es herkommt.<br />
39
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AZUBIPORTRAITS<br />
In der geräumigen Wohnküche bei Familie<br />
Neidhardt gleich hinter dem Ladengeschäft<br />
pulsiert das Leben. Familienmitglieder und<br />
Mitarbeiter durchqueren den Raum, der<br />
Laden und Schlachterei miteinander verbindet.<br />
Mittendrin streiten sich die beiden<br />
Jagdhunde Wilma und Lilli knurrend um<br />
ein quietschendes Kuscheltier. Als ruhender<br />
Pol in dem Chaos bearbeitet Bianca Neidhardt<br />
am großen Esstisch den Papierkram.<br />
Sie ist die Schwiegertochter und hat ihren<br />
Mann Norbert vor 25 Jahren in der ehemaligen<br />
Dorfdisko „Kutsche“ in Fleckeby<br />
kennengelernt. Ursprünglich kommt sie<br />
aus der Landwirtschaft. „Ich bin in unserem<br />
Betrieb eigentlich für alles zuständig“,<br />
erzählt Bianca, während sie gut gelaunt<br />
Zettel sortiert und abheftet. Zwischendurch<br />
ermahnt sie die beiden Hunde, spricht mit<br />
Mitarbeitern. „Mir ist sehr wichtig, dass der<br />
Verkaufsladen authentisch ist und es nett<br />
aussieht“, verrät die 43-Jährige. Ländliche<br />
Floristik ist ihr Steckenpferd. Sie dekoriert<br />
daher das Ladengeschäft regelmäßig<br />
neu, in dem die Familie nicht nur frische<br />
Fleisch- und Wurstwaren, sondern auch regionale<br />
Produkte sowie Backwaren anbietet.<br />
Außerdem gibt es noch einen Catering- und<br />
Partyservice. „Wir haben viel zu tun. Deswegen<br />
mussten meine Kinder immer schon<br />
mit ran.“<br />
Die zweite Generation steht bereits in<br />
den Startlöchern<br />
Von den drei Sprösslingen hat sich der zweitälteste<br />
Sohn Jannes früh als potentieller<br />
Nachfolger für die Landschlachterei herauskristallisiert.<br />
Bereits als Kindergartenkind<br />
verfolgte er auf dem Arm seines Vaters die<br />
Schlachtungen von Rindern und Schweinen<br />
mit großem Interesse. Er kümmerte sich stets<br />
um die Tiere und zeigte keine Scheu. Als der<br />
Vater später auf einer Betriebsversammlung<br />
einmal erklärte, dass er auf einen Nachfolger<br />
für das Unternehmen hoffe, meldete sich ein<br />
zartes Stimmchen aus der hinteren Reihe:<br />
„Hier, ich!“ Mittlerweile absolviert Jannes<br />
seine Schlachterausbildung im familiären<br />
Betrieb und kann sich kaum einen anderen<br />
Beruf vorstellen. „Ich bin ein großer Tierfreund<br />
und habe viel Spaß an der Arbeit mit<br />
den Tieren“, sagt er selbstbewusst. Auch<br />
wenn Kühe und Schweine irgendwann vor<br />
ihm im Schlachthaus am Haken baumeln,<br />
verliere er nie den Respekt, meint Jannes.<br />
Mit Rücksicht auf das Tierwohl<br />
Und das ist überhaupt einer der wichtigsten<br />
Grundsätze im Hause Neidhardt: Geschlachtet<br />
werden ausgewählte Tiere von Höfen aus<br />
der Region, denen das Tierwohl bei konventioneller<br />
Landwirtschaft am Herzen liegt.<br />
Früher, erinnert sich Rosemarie Neidhardt,<br />
die mit ihrem Mann und Firmengründer<br />
Hans-Jürgen am großen Esstisch Platz<br />
genommen hat, sei das ohnehin selbstverständlich<br />
gewesen. Dann kamen die großen<br />
Massenabfertigungen. „Jetzt wandelt sich<br />
das glücklicherweise wieder“, sagt sie. Auch<br />
für Enkel Jannes ist ein behutsames Schlachten<br />
mit Rücksicht auf das Tierwohl wichtig.<br />
Norbert Neidhardt<br />
führt die Schlachterei<br />
in zweiter Generation<br />
nach alter Tradition<br />
weiter<br />
„Heute wird alles mit Lust und Liebe und<br />
Kräutern gemacht.“<br />
(links) Hans-Jürgen<br />
Neidhardt begann<br />
seine Lehre 1957<br />
in Gettorf – damals<br />
galten hinsichtlich<br />
der Ernährung andere<br />
Maßstäbe<br />
Rosemarie Neidhardt<br />
im Ladengeschäft<br />
41
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Enkel Jannes (18)<br />
macht seine<br />
Schlachterausbildung<br />
im Familienbetrieb<br />
Geschlachtet werden nur ausgewählte Tiere<br />
von Höfen aus der Region<br />
Der 18-Jährige ist bekennender Fleisch-Fan.<br />
Aber wenn er nicht zu Hause ist, rührt er<br />
ein Steak selten an. „Wenn ich nicht weiß,<br />
wo das herkommt und keinen Bezug zu dem<br />
Tier habe, dann esse ich das nicht.“<br />
Hans-Jürgen Neidhardt, der 1957 seine Lehre<br />
in Gettorf begann, verfolgt das steigende<br />
Tierwohl-Interesse heutzutage mit gemischten<br />
Gefühlen. Als er noch Schlachter gelernt<br />
hat, dachten die Menschen eher pragmatisch:<br />
Fleisch muss gegessen werden. Seinen Beruf,<br />
erzählt der Senior, habe er auch gewählt,<br />
um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu<br />
versorgen. Damals galten hinsichtlich der<br />
Ernährung andere Maßstäbe. „Früher war<br />
der Fleischermeister kugelrund und hat das<br />
schiere Fett wie selbstverständlich gegessen“,<br />
meint der 79-Jährige. Hans-Jürgen<br />
Neidhardt absolvierte seinen Meister vor 65<br />
Jahren im bayerischen Landshut. Kugelrund<br />
ist er nicht. Er esse vielseitig, verrät der<br />
Schlachtermeister. Obst, Gemüse, auch Fisch<br />
und etwas Geflügel.<br />
Ein Beruf im Wandel<br />
Vieles, was sich über all die Jahre in seinem<br />
Beruf verändert hat, beschäftigt Hans-Jürgen<br />
Neidhardt beinahe täglich. Denn noch<br />
immer steht er hinten im Betrieb und hilft<br />
mit aus. Beim Wursten an der Spritze beispielsweise.<br />
Dann fühlt er sich in seinem<br />
Element. „Das Verfeinern und Veredeln ist ja<br />
eine Kunst für sich“, sagt er. Früher, so der<br />
Senior, gab es nur Salz und Pfeffer. „Heute<br />
wird alles mit Lust und Liebe und Kräutern<br />
gemacht.“ Die Naturdärme habe er anfänglich<br />
noch selber in einem besonderen Raum<br />
hergestellt, Pansen gebrüht und Därme<br />
geschleimt. Heutzutage würden die einfach<br />
zugekauft.<br />
Weniger ist manchmal mehr<br />
Doch vieles ist in der Landschlachterei Neidhardt<br />
auch gleichgeblieben. Etwa, dass weniger<br />
mitunter mehr sein kann, wie der Meister<br />
betont. Deswegen konzentriert sich das<br />
Unternehmen auf die Schlachtung von zehn<br />
Schweinen und zwei Rindern pro Woche für<br />
das eigene Geschäft, die zu verschiedenen<br />
Fleisch- und Wurstwaren wie beispielsweise<br />
Kurzgebratenem, mariniertem Grillfleisch,<br />
Brüh- und Kochwürsten, Fleischsalat oder<br />
Mettwurst verarbeitet werden. Einen Großteil<br />
des Betriebs macht die Lohnschlachterei<br />
aus, bei der Familie Neidhardt auch Tiere<br />
von Biobetrieben oder Straußenfleisch per<br />
Auftrag schlachtet. Als Vertriebswege nutzt<br />
das Unternehmen in erster Linie den eigenen<br />
Laden in Holtsee und den Partyservice.<br />
Außerdem gibt es regelmäßige Abnehmer<br />
aus der Gastronomie wie beispielsweise<br />
John´s Burger in Kiel.<br />
Sprössling Jannes denkt aber auch über eine<br />
eigene Homepage nach. Allerdings: Genug<br />
zu tun gibt es auch ohne digitale Vernetzung.<br />
Gerade in der Corona-Krise, so Jannes<br />
Neidhardt, habe es einen ganzen Schwung<br />
Neukunden gegeben. Das bestärke ihn in<br />
seinem Tun. „Erstmal möchte ich die Landschlachterei<br />
so weiterführen, wie sie jetzt<br />
ist.“ Tierwohl und Qualität stehen dabei an<br />
erster Stelle. Streicheleinheiten für Kuh und<br />
Schwein inklusive. Wie damals bei Papa auf<br />
dem Arm. Für Jannes ist daher klar: „Wir<br />
wollen nicht groß werden, sondern immer<br />
eine kleine Landschlachterei bleiben.“<br />
Hast du Interesse an einer Ausbildung zum<br />
Schlachter (m/w/d)? Dann bewirb dich bei:<br />
Landschlachterei Neidhardt<br />
Gettorfer Str. 13<br />
24363 Holtsee<br />
T. 04357 403<br />
42
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VIEL FRISCHE LUFT UND ALTE TRADITIONEN<br />
Ausbildung zum Schornsteinfeger ist vielfältig und erfordert Schwindelfreiheit<br />
TEXT Nadine Schättler | FOTO Christina Kloodt<br />
Schornsteinfegerlehrling<br />
Tobias Koch (20) liebt<br />
seine Arbeit auf dem Land.<br />
Im Kehrbezirk Holtsee kann er<br />
seinen Beruf nämlich ganz traditionell<br />
ausüben: auf Bauerndächer<br />
steigen, mit Leuten schnacken<br />
und manchmal auch mit dem<br />
Schornsteinfeger-Fahrrad zum<br />
Kehren ausrücken.<br />
Eigentlich ist Tobias Koch eher<br />
zufällig zum Schornsteinfeger-Beruf<br />
gekommen. Es war ein<br />
Übungsabend bei der Freiwilligen<br />
Feuerwehr Borgstedt, als ihn ein<br />
Kamerad ansprach, der sein künftiger Chef<br />
werden sollte. Schon länger hatte Tobias<br />
Koch vergeblich nach einem Betriebspraktikum<br />
gesucht. Nun sollte es also ein Praktikum<br />
in einem Schornsteinfeger-Betrieb<br />
werden. „Das ist ein Beruf, über den man<br />
erst gar nicht so nachdenkt“, meint der Auszubildende.<br />
Doch nach wenigen Tagen als<br />
Praktikant auf den Dächern im Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />
wusste er, dass er von nun<br />
an nichts anderes mehr machen wollte.<br />
Koch beendete die Schule daher vorzeitig<br />
mit dem Mittleren Schulabschluss und<br />
begann seine Ausbildung zum Schornsteinfeger.<br />
„Man ist viel an der frischen Luft<br />
und in Bewegung, das gefällt mir“, sagt der<br />
20-Jährige. Ein klassischer Bürojob wäre für<br />
ihn nicht das Richtige gewesen. Stattdessen<br />
klettert er lieber auf Hausdächer und<br />
schwingt seinen Kehrbesen an der langen<br />
schwarzen Leine in Schornsteine hinein.<br />
Dabei kann er seine Heimat meist weit überblicken.<br />
„Da oben zu stehen, ist wirklich<br />
ein ganz anderes Gefühl“, erzählt Koch.<br />
Nur etwa zehn Zentimeter messen viele der<br />
kleinen Trittflächen, auf denen er mit seinen<br />
Sicherheitsschuhen Halt sucht, um kehren<br />
zu können. Ohne Netz und doppelten<br />
Boden. „Es ist ganz normal, dass man am<br />
Anfang ein bisschen unsicher steht. Gerade<br />
hier auf dem Land, wo an manchen Tagen<br />
der Wind ordentlich weht.“ Doch das bisschen<br />
Höhenangst, das ihn die ersten Male<br />
begleitet habe, sei schnell verschwunden.<br />
„Man gewöhnt sich daran und weiß bald,<br />
wie man mit dem Körpergewicht umzugehen<br />
hat.<br />
Schnell hat sich Tobias Koch auch an etwas<br />
anderes gewöhnt: an den offenen Umgang<br />
und den engen Kontakt mit den Kunden<br />
auf dem Land. Es ist für ihn sogar einer der<br />
schönsten Aspekte seines Berufes geworden.<br />
„Auf dem Land sind die Leute alle freundlich.<br />
Manche kochen dir einen Kaffee oder<br />
laden dich zum Frühstück ein.“ Wenn es<br />
passt, schaufelt sich der Schornsteinfegerlehrling<br />
gerne ein bisschen Zeit frei,<br />
um ein belegtes Brötchen am Küchentisch<br />
zu essen. „Man redet eigentlich über alles.<br />
Jetzt natürlich viel über Corona.“ Manche<br />
Kunden seien daher etwas zurückhaltender,<br />
scheuen den direkten Kontakt oder wollen<br />
ihren Schornstein lieber zu einem anderen<br />
Zeitpunkt gereinigt haben. Doch Koch hat<br />
immer eine Maske bei sich und hält sich an<br />
die Abstands- und Hygieneregeln. Einen<br />
Vorteil hat die Corona-Pandemie für Schornsteinfeger<br />
aber schon. Da viele Menschen<br />
im Homeoffice arbeiten, ist immer jemand<br />
zuhause, der dem Glücksbringer die Tür<br />
öffnen kann. Das erleichtert die terminliche<br />
Organisation.<br />
„Wer Schornsteinfeger werden<br />
möchte, sollte unbedingt eigenständig<br />
arbeiten können“, meint<br />
Tobias Koch. Zwischen 20 bis 30<br />
Kundenbesuche stehen pro Tag<br />
an, die man selber koordinieren<br />
kann. Körperlich anstrengend sei<br />
der Beruf eher weniger, so der<br />
Azubi. Die Kugel an der Kehrleine<br />
wiegt zwei bis drei Kilo, die Leiter<br />
ist ausziehbar. Wenn Tobias Koch<br />
eine Kehrrung oder Heizungsmessung<br />
auf dem Plan hat, wo er<br />
keine großen Werkzeuge braucht,<br />
lässt er das Auto auch mal stehen<br />
und fährt nach alter Schornsteinfeger-Sitte<br />
mit dem Fahrrad über Land.<br />
„Gerade die älteren Leute sind begeistert,<br />
weil sie sich an diese Tradition erinnern<br />
können.“<br />
In einem Jahr wird Koch seine Ausbildung als<br />
Geselle beenden. Dann möchte er unbedingt<br />
als Schornsteinfeger in der Region bleiben.<br />
Die absolute Krönung seiner Lehrlingszeit<br />
ist aber symbolischer Natur. Nur wer ein fertig<br />
ausgebildeter Schornsteinfeger ist, darf<br />
auch einen Zylinder tragen. „Für mich wird<br />
das etwas ganz Besonderes sein. Mit dem<br />
Zylinder als Geselle kann man wirklich stolz<br />
auf seine Ausbildung sein.“<br />
•<br />
A U S B<br />
•<br />
GUT ZU WISSEN<br />
I L D U N G S<br />
I N F O S<br />
Ausbildung<br />
- Schornsteinfeger<br />
I C H<br />
D<br />
I R B<br />
Schornsteinfegermeister<br />
Hans Henning<br />
Alsenstr. 14<br />
24768 Rendsburg<br />
•<br />
B E W<br />
44
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
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AZUBIPORTRAITS<br />
EINE AUSBILDUNG, DIE ZU MIR PASST<br />
Workshop der <strong>ME2BE</strong> Medienagentur bei der Covestro Deutschland AG in Brunsbüttel<br />
TEXT Sophie Blady | FOTOS Apo Genç
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AZUBIPORTRAITS<br />
Bedenkt man, dass viele Schülerinnen<br />
und Schüler mit der Ausbildung<br />
bereits den Grundstein für<br />
ihre professionelle Laufbahn legen, wird<br />
klar: Die Wahl des Ausbildungsplatzes hat<br />
Einfluss auf die gesamte berufliche Karriere.<br />
Doch wie erkenne ich eigentlich, ob<br />
ein Ausbildungsbetrieb zu mir passt? Im<br />
Rahmen eines Workshops bei dem weltweit<br />
tätigen Chemieunternehmen Covestro<br />
haben wir von <strong>ME2BE</strong> mit acht Schülerinnen<br />
und Schülern des Detlefsengymnasiums in<br />
Glückstadt Kriterien erarbeitet, mit denen<br />
sie jedes Unternehmen checken können.<br />
Was interessiert euch? Und was ist euch<br />
persönlich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />
wichtig? – wollte das <strong>ME2BE</strong>-<br />
Team von Niklas, Pauline, Lena-Sophie,<br />
Thore, Marvin, Jan, Asmus und Tjark nach<br />
einer kurzen Vorstellungsrunde wissen.<br />
Denn nur, wer genau weiß, was er sucht,<br />
kann auch das Richtige für sich finden.<br />
Schnell wurde den Schülerinnen und Schülern<br />
klar, hier werden nicht Informationen<br />
konsumiert, sondern selbst erarbeitet. Am<br />
letzten Tag ihres Wirtschaftspraktikums bei<br />
Covestro verlangten wir den acht Schülern<br />
noch einmal einiges ab: Mit unserer Hilfe<br />
sollten sie nicht nur herausfinden, ob Covestro<br />
ein erfolgsversprechendes Ausbildungsunternehmen<br />
darstellt, sondern auch Kriterien<br />
erarbeiten, mit denen sie in Zukunft<br />
jedes andere Unternehmen richtig einordnen<br />
und bewerten können.<br />
Bereits nach einem kurzen Brainstorming<br />
kristallisierte sich folgendes Ergebnis heraus:<br />
Das Unternehmen, in dem die meisten<br />
Schülerinnen und Schüler am liebsten eine<br />
Ausbildung absolvieren würden, sollte:<br />
• gute Zukunftsperspektiven bieten, so<br />
z. B. Übernahmechancen, Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
und Förderprogramme<br />
• eine engmaschige Betreuung während<br />
der Ausbildung gewährleisten und für<br />
Fragen und Rückmeldungen offen sein<br />
• ein vielseitig und gut strukturiertes<br />
Aufgabenfeld bieten<br />
• den Azubi in unterschiedliche Abteilungen<br />
einführen und in verschiedene<br />
Projekte integrieren<br />
• eine ansprechende Firmenphilosophie<br />
vertreten<br />
• mit einem attraktiven Standort und<br />
einer guten Ausstattung punkten<br />
• ein freundliches Betriebsklima pflegen<br />
Mithilfe dieser Kriterien wollten wir herausfinden,<br />
ob Covestro ein attraktives Ausbildungsunternehmen<br />
mit Zukunftschancen ist<br />
und ob es sich für Pauline, Asmus und die<br />
anderen Teilnehmer des Workshops lohnen<br />
würde, ihre Ausbildung in diesem Unternehmen<br />
zu absolvieren.<br />
Der große Check<br />
Nach einer Mittagspause bei Currywurst und<br />
Pommes teilten wir die Schülerinnen und<br />
Schüler in drei Gruppen ein. Nun ging es<br />
nicht nur kulinarisch um die Wurst: Anhand<br />
der erarbeiteten Kriterien fühlten die Kursteilnehmer<br />
Covestro mit dem Arbeitgeber-Check,<br />
dem Unternehmens-Check und<br />
dem Azubi-Check auf den Zahn.<br />
Wie versucht ein Unternehmen wie Covestro,<br />
für seine Auszubildenden attraktiv zu sein?<br />
Wie ist die betriebliche Ausbildung organisiert?<br />
Diese Fragen stellten Thore, Tjark und<br />
Marvin, Ausbildungsleiter Jürgen Evers. Er<br />
betonte, dass bei Covestro ein Großteil der<br />
Weiterbildungsmaßnahmen bereits während<br />
der Ausbildung stattfinde und die Industrie<br />
für die nächsten 20 bis 30 Jahre an diesem<br />
Standort gesichert sei. Zudem sei das<br />
Gehaltsniveau dank eines hohen Grundtarifs<br />
in der Industrie durchaus angemessen und<br />
fair. Ihr Fazit lautet: Covestro hat beim<br />
Arbeitgeber-Check sehr gut abgeschnitten,<br />
denn das Unternehmen bietet seinen Azubis<br />
vielfältige Ausbildungsberufe, berufliche<br />
Perspektiven sowie Arbeitsplatzsicherheit<br />
und eine faire Entlohnung.<br />
Lena-Sophie und Pauline erklärten sich<br />
bereit, im Azubi-Check herauszufinden,<br />
was Auszubildende bei Covestro über ihren<br />
48 49
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Jürgen Evers, Leiter der<br />
Abteilung Ausbildung und<br />
Training bei Covestro<br />
Ausbildungsplatz denken, welche Kriterien<br />
ihnen bei der Berufswahl wichtig gewesen<br />
sind und warum sie sich für einen vermeintlichen<br />
Männerberuf entschieden haben?<br />
Antworten erhielten die beiden Praktikantinnen<br />
unter anderem von zwei Chemielaborantinnen<br />
im dritten Lehrjahr. „Der Betrieb<br />
ist einfach sympathisch, und Ausbildungsleiter<br />
Jürgen Evers ist sehr offen und mitreißend,<br />
deswegen habe ich mich sofort für<br />
Covestro entschieden. Die Betreuung ist sehr<br />
gut und auch unter den Azubis herrscht ein<br />
sehr angenehmes Arbeitsklima.“<br />
LENA-SOPHIE<br />
Ich interessiere mich sehr für Naturwissenschaften, weiß aber noch<br />
nicht genau, was ich nach der Schule machen möchte. Da mich die<br />
Unterwasserwelt schon immer sehr fasziniert hat, könnte ich mir<br />
gut vorstellen, diese zu erforschen – vielleicht in einem Studium zur<br />
Meeresbiologin. Für meinem zukünftigen Arbeitsplatz sind mir ein<br />
gutes Arbeitsklima und eine familiäre Atmosphäre sehr wichtig: Ich<br />
möchte jeden Tag morgens mit einem Lächeln zu Arbeit gehen und<br />
abends mit einem Lächeln wieder nach Hause kommen.<br />
Wie gut das Unternehmen am Maßstab unserer<br />
Kriterien abschneidet, fanden Asmus,<br />
Niklas und Jan im Interview mit Hannes<br />
– Auszubildender zum Kaufmann für Büromanagement<br />
im zweiten Lehrjahr – heraus.<br />
Er ist davon überzeugt, dass Covestro einen<br />
sehr großen Einfluss in der Region hat und<br />
hohe Ansprüche an seine Lieferanten stellt,<br />
um die Nachhaltigkeit zu fördern. „Dazu<br />
passt auch das Motto: ‚People, Planet, Profit‘,<br />
das Menschlichkeit, Nachhaltigkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit gleichwertig nebeneinander<br />
stellt“, so Hannes. Positiv bewertet er<br />
auch die Ausstattung und Work-Life-Balance<br />
im Unternehmen.<br />
Fazit<br />
In einer Schlussrunde präsentierten die drei<br />
Gruppen ihre Ergebnisse. Alle waren sich<br />
einig: Covestro erfüllt sehr viele Kriterien,<br />
die ein zukunftsorientierter und anspruchsvoller<br />
Ausbildungsplatz mitbringen sollte.<br />
Ebenso vielseitig wie die Aufgaben sind die<br />
Ausbildungsmöglichkeiten bei Covestro in<br />
Brunsbüttel. Ob im kaufmännischen, naturwissenschaftlichen<br />
oder technischen Bereich<br />
– das weltweit tätige Unternehmen bietet<br />
Schulabgängern mit allen Bildungsabschlüssen<br />
attraktive Einstiegsmöglichkeiten und<br />
langfristige Perspektiven im Unternehmen.<br />
Weitere Informationen zur Ausbildung bei<br />
Covestro unter: www.career.covestro.de.<br />
JAN<br />
Ich interessiere mich sehr<br />
für Elektronik, Physik und<br />
Chemie, daher wollte ich<br />
schon immer mal ein Praktikum<br />
bei Covestro absolvieren.<br />
Besonders gefallen<br />
haben mir die Führungen<br />
durch die Firma. Ich könnte<br />
mir gut vorstellen, eine<br />
Ausbildung als Elektroniker<br />
bei Covestro zu machen.<br />
Mir gefällt die Firmenphilosophie<br />
des Unternehmens,<br />
Covestro arbeitet sehr nachhaltig,<br />
die Mitarbeiter sind<br />
alle sehr nett, und das Essen<br />
ist wirklich gut (lacht).<br />
50 51
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AZUBIPORTRAITS<br />
MARVIN<br />
Ich bin hier, weil ich letztes Jahr in Heide auf einer Berufsorientierungsmesse<br />
einen Vortrag von Herrn Evers gehört habe, der mir sehr gut gefallen<br />
hat. Da ich später gerne Maschinenbau studieren möchte, war ich etwas<br />
enttäuscht, dass wir im Rahmen des Praktikums wegen Corona keine Einblicke<br />
in diesen Bereich bekommen konnten. Viel erfahren haben wir jedoch<br />
über den Aufbau eines Unternehmens. Für meinen späteren Beruf sind mir<br />
besonders nette Kollegen und gute Aufstiegsmöglichkeiten wichtig.<br />
PAULINE<br />
Mein Vater, Jürgen Evers, ist der Leiter der Abteilung Ausbildung<br />
und Training des Unternehmens, daher habe ich bereits im Vorfeld<br />
viel über Covestro erfahren und wollte mir nun endlich einen persönlichen<br />
Eindruck verschaffen. Ich bin positiv überrascht, wie sich<br />
das Unternehmen für Nachhaltigkeit einsetzt: Viele Produkte, die<br />
Covestro für die Arbeitsabläufe benötigt, werden direkt vor Ort hergestellt,<br />
das finde ich sehr beeindruckend. Trotzdem hat mir dieses<br />
Praktikum gezeigt, dass ich mehr mit Menschen arbeiten möchte.<br />
Mein Plan ist, nach dem Abi eine Ausbildung zum Notfallsanitäter zu<br />
machen und dann Medizin zu studieren. Ich hoffe, dass Corona bis<br />
dahin das Leben nicht mehr so dominiert und alles wieder einigermaßen<br />
normal läuft.<br />
TJARK<br />
Ich habe Covestro auf einer Berufsorientierungsmesse kennengelernt,<br />
auf der sich unter anderem verschiedene Chemieunternehmen<br />
präsentiert haben. Der Vortrag von Herrn Evers hat mich neugierig<br />
gemacht, daher habe ich mich für ein Wirtschaftspraktikum beworben.<br />
Gut gefallen hat mir, unmittelbare Einblicke in unterschiedliche<br />
Berufe zu bekommen und zu erfahren, wie ein Unternehmen aufgebaut<br />
ist. Leider konnten wir aufgrund von Corona viele Bereiche<br />
nicht sehen, aber ich habe spannende Einblicke in die Ver- und Entsorgung<br />
von Wasser, Strom, Erdgas bekommen. Durch dieses Praktikum<br />
habe ich mich nun entschlossen, im naturwissenschaftlichen<br />
Bereich zu arbeiten.<br />
THORE<br />
Für dieses Praktikum habe ich mich beworben, weil ich<br />
noch nicht genau weiß, was ich nach dem Abi machen<br />
möchte. Bei Covestro hatte ich nun die Möglichkeit, ganz<br />
unterschiedliche Bereiche eines Unternehmens kennenzulernen.<br />
Ich hätte mich gefreut, wenn wir mehr Einblicke<br />
in die Produktion bekommen hätten, das war leider<br />
wegen Corona nicht möglich. Besonders gut gefallen hat<br />
mir die Führung durch das technische Lager. Nie hätte<br />
ich gedacht, dass die Abläufe so komplex sind. Für mein<br />
Berufsleben wünsche ich mir eine abwechslungsreiche<br />
Arbeit – vielleicht als Chemikant oder Laborant.<br />
NIKLAS<br />
Vor einigen Jahren hatte ich mich schon einmal bei Covestro<br />
beworben und bin sehr froh, dass es dieses Mal geklappt hat<br />
und ich jetzt mein Wirtschaftspraktikum absolvieren kann.<br />
Mir gefällt besonders, dass das Unternehmen nicht nur Wert<br />
auf gute Noten legt, sondern vor allem der Mensch im Mittelpunkt<br />
steht: Wer den Eingangstest besteht und sich auch<br />
sonst als geeignet erweist, bekommt eine Chance, egal mit<br />
welchem Abschluss. Das Praktikum hat mir gezeigt, wie viele<br />
Arbeitsmöglichkeiten es in einem Unternehmen gibt und<br />
welche unterschiedlichen Berufe der Arbeitsbereich Chemie<br />
zu bieten hat. Nach dem Abi würde ich gerne eine Ausbildung<br />
machen und vielleicht danach studieren.<br />
ASMUS<br />
Ich könnte mir gut vorstellen, nach meinem Abi eine Ausbildung<br />
zum Elektroniker für Betriebstechnik oder Automatisierungstechnik<br />
bei Covestro zu machen und erst danach zu<br />
studieren. Im Praktikum haben wir bereits erste Einblicke in<br />
das Unternehmen bekommen. Besonders gut gefallen hat mir<br />
der Ausbildungsbereich und das Gemeinschaftsgefühl unter<br />
den Auszubildenden. Da ich mich sehr wohl in Dithmarschen<br />
fühle, würde ich auch nach dem Abi gerne hierbleiben, wenn<br />
möglich sogar in meinem Heimatort Beidenfleth. Da habe<br />
ich meine Freunde. Da spiele ich Fußball und bin Mitglied im<br />
Segelverein.<br />
52 53
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
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AZUBIPORTRAITS<br />
„Das Besondere an der Ausbildung beim<br />
Kreis ist die Vielfältigkeit unserer<br />
Aufgaben, das unterscheidet uns sehr<br />
von kleineren Verwaltungen.“<br />
ÜBER SICH HINAUSWACHSEN IN DER<br />
KREISVERWALTUNG DITHMARSCHEN<br />
Ausbildung in Corona-Zeiten. Ein Gespräch mit Ausbildungsleiterin Frau von Würtzen-Pieper<br />
TEXT Sophie Blady | FOTOS Anna Leste-Matzen<br />
Wer eine Ausbildung im Kreis<br />
Dithmarschen absolviert, wird<br />
ernst genommen und darf über<br />
sich hinauswachsen, das ist Ausbildungsleiterin<br />
Petra von Würtzen-Pieper sehr<br />
wichtig. Seit nunmehr zehn Jahren ist sie<br />
erste Ansprechpartnerin für die Azubis der<br />
Kreisverwaltung und setzt sich voller Leidenschaft<br />
und Tatendrang für ihre Schützlinge<br />
ein.<br />
Frau von Würtzen-Pieper, Sie sind seit<br />
zehn Jahren Ausbildungsleiterin in der<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen, stellen<br />
Auszubildende ein und begleiten sie auf<br />
ihrem Weg ins Berufsleben. Was zeichnet<br />
die Ausbildung beim Kreis aus?<br />
Das Besondere an der Ausbildung beim Kreis<br />
ist die Vielfältigkeit unserer Aufgaben, das<br />
unterscheidet uns sehr von kleineren Verwaltungen.<br />
In den drei Jahren lernen die<br />
Auszubildenden sehr viele Bereiche kennen,<br />
sodass sie später die Möglichkeit haben<br />
zu entscheiden, in welcher Abteilung sie<br />
arbeiten möchten. Das Spektrum reicht von<br />
zentralen Aufgaben wie Personalverwaltung,<br />
Finanzverwaltung und Kassenwesen bis hin<br />
zum ordnungsrechtlichen Bereich, in dem es<br />
unter anderem um Naturschutz und Bauvorhaben<br />
geht. Besonders beliebt bei unseren<br />
Auszubildenden ist jedoch die soziale Abteilung,<br />
in der es darum geht, Menschen aller<br />
Altersgruppen zu helfen – vom Baby bis zu<br />
den Senioren.<br />
Dürfen sich die Auszubildenden denn<br />
Abteilungen aussuchen, die sie während<br />
ihrer Ausbildung kennenlernen möchten?<br />
Zu Beginn eines jeden Jahres erstelle ich<br />
einen Jahresplan, in dem ich alle Wünsche<br />
der Auszubildenden, so gut es geht, berücksichtige.<br />
Es gibt jedoch Arbeitsbereiche,<br />
die eignen sich besser für den Beginn der<br />
Ausbildung und andere für den späteren<br />
Verlauf. Den sozialen Bereich, für den sich<br />
viele interessieren, lernen unsere Auszubildenden<br />
meist erst Ende des zweiten<br />
oder Anfang des dritten Ausbildungsjahres<br />
kennen, weil dieser ein gewisses Standing<br />
erfordert und sich als sehr anspruchsvoll von<br />
der Sachbearbeitung sowie dem Umgang mit<br />
Gesetzen darstellt.<br />
Was unternimmt der Kreis Dithmarschen,<br />
um für Auszubildende als Arbeitgeber<br />
attraktiv zu sein?<br />
Wir präsentieren uns im Internet, auf Ausbildungsmessen<br />
und in Schulen mit unseren<br />
großen Pluspunkten: attraktive Arbeitszeiten<br />
mit flexiblen, individuell angepassten<br />
Arbeitszeitregelungen und einem geregelten<br />
Wochenende. Auch an Weihnachten und Silvester<br />
muss hier keiner arbeiten, und wer<br />
morgens früh da ist, kann nachmittags zeitig<br />
Feierabend machen – das ist etwas, was die<br />
Azubis schätzen. Zu besonderen Anlässen<br />
54 55
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AZUBIPORTRAITS<br />
erwarten wir allerdings, dass sie auch mal<br />
bis 17 Uhr bleiben oder ausnahmsweise am<br />
Samstag aushelfen. Das kommt jedoch sehr<br />
selten vor und stellt eigentlich kein Problem<br />
dar. Meist nicht ausschlaggebend, aber dennoch<br />
verlockend: Wir haben eine sehr gute<br />
Ausbildungsvergütung.<br />
Und wodurch hebt sich der Kreis Dithmarschen<br />
von anderen Verwaltungen ab?<br />
Ausbildung hat bei uns einen sehr hohen<br />
Stellenwert, das sagen wir nicht nur, das<br />
leben wir auch: Meine Tür steht immer offen<br />
und ich nehme mir gerne mal die Zeit für ein<br />
persönliches Anliegen. Bei mir kann man<br />
im Notfall auch abends um 22 Uhr anrufen<br />
oder morgens um 6 Uhr – alles Dinge, die ich<br />
schon erlebt habe. Ich beobachte, dass den<br />
Auszubildenden der persönliche Kontakt<br />
heutzutage sehr wichtig ist. Ein Bedürfnis,<br />
auf das ich gerne eingehe, da sich unsere<br />
Auszubildenden wohl- und ernst genommen<br />
fühlen sollen. Sie gehören in jeder Hinsicht<br />
dazu, sei es bei einer Dienstbesprechung<br />
oder einem Geburtstag, einem Sommerausflug<br />
oder bei der Weihnachtsfeier. Dieses<br />
Gemeinschaftsgefühl und die große Auswahl<br />
an ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen<br />
zeichnet unser Haus aus und unterscheidet<br />
es von anderen Verwaltungen in der Region.<br />
Die Pandemie beherrscht weiterhin unser<br />
Leben und sorgt für viele Überraschungen.<br />
Welche konkreten Auswirkungen<br />
hat die Pandemie auf die Arbeit der<br />
Auszubildenden?<br />
COVID-19 erschwert in der Kreisverwaltung,<br />
wie in allen anderen Bereichen des Lebens,<br />
das soziale Miteinander erheblich: Ausflüge,<br />
Geburtstage und natürlich auch die Weihnachtsfeier<br />
konnten nicht wie gewohnt<br />
stattfinden. Das ist sehr schade, aber wir<br />
tragen auch eine gewisse Verantwortung den<br />
Bürgern gegenüber und müssen uns daher<br />
genau überlegen, welche Zusammenkünfte<br />
wir in diesen Zeiten verantworten können.<br />
In den letzten Monaten mussten wir alle lernen,<br />
stets flexibel zu reagieren und das Beste<br />
aus der Situation zu machen. Als die Fachhochschule<br />
in Altenholz im Frühjahr 2020<br />
von einem auf den anderen Tag geschlossen<br />
wurde und die Auszubildenden nach Hause<br />
geschickt hat, haben wir die Anwärter für<br />
den gehobenen Dienst beispielsweise gebeten,<br />
uns beim Bürgertelefon zu unterstützen.<br />
Als dann das Online-Studium losging,<br />
mussten wir wieder umdenken und neue<br />
Wege finden, die zusätzlichen Aufgaben in<br />
der Kreisverwaltung zu erledigen. Die Auszubildenden<br />
waren in dieser Zeit sehr wertvoll<br />
für uns und haben sich tatkräftig und<br />
verantwortungsvoll engagiert. Wir beziehen<br />
unsere Auszubildenden in alle Abläufe mit<br />
ein und geben ihnen so die Möglichkeit,<br />
über sich hinauszuwachsen. Ich habe den<br />
Eindruck, dass sie heute viel selbstbewusster<br />
sind als früher und sich auch was zutrauen,<br />
das ist wirklich klasse!<br />
Welche Vorteile bringt eine Beamtenlaufbahn<br />
in diesen bewegten Zeiten mit sich?<br />
Der öffentliche Dienst hat absolut Zukunft,<br />
ob in einer Beamtenlaufbahn oder im<br />
Beschäftigtenbereich. Wer ein unbefristetes<br />
Arbeitsverhältnis beim Kreis Dithmarschen<br />
besitzt, ist im Grunde genauso gut abgesichert<br />
wie ein Beamter. Besonders wichtig<br />
sind für unsere Auszubildenden und Anwärter<br />
die Sicherheit, die angenehmen Arbeitszeiten<br />
und die Vergütung. Dass Beamte im<br />
Verhältnis netto mehr in der Tasche haben<br />
als Angestellte, ist ja kein Geheimnis und<br />
wird durchaus als Vorteil wahrgenommen.<br />
Immer wichtiger für junge Arbeitnehmer<br />
wird aber auch die Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie, die wir sehr fördern: Wir bieten<br />
neben der Möglichkeit zum Homeoffice auch<br />
flexible Arbeitszeiten an, sodass sich Berufsund<br />
Privatleben gut miteinander vereinen<br />
lassen.<br />
Corona beherrscht immer noch unsere<br />
Privat- und Berufsleben. Für angehende<br />
Fachkräfte keine leichte Situation. Worauf<br />
sollten Bewerber in Corona-Zeiten achten?<br />
Sie sollten ihre E-Mails lesen (lacht). Wer<br />
zum Vorstellungsgespräch oder zum Einstellungstest<br />
eingeladen wird, sollte dies natürlich<br />
auch wissen, um überhaupt teilnehmen<br />
zu können. Leider erlebe ich viel zu oft, dass<br />
die Jugendlichen erst durch meinen Anruf<br />
von ihrer Zusage erfahren, das macht keinen<br />
guten Eindruck. Manchmal frage ich mich,<br />
ob sie das Bewerbungsverfahren ernst genug<br />
nehmen. Wir überlegen derzeit, Bewerbungsgespräche<br />
in Zukunft auch digital über<br />
Videokonferenzen durchzuführen, allerdings<br />
nicht bei Auszubildenden, die versuchen wir<br />
immer persönlich einzuladen.<br />
Ein spannendes Thema: Die Digitalisierung<br />
bestimmt immer mehr unsere Lebenswirklichkeit<br />
und bietet daher in Bereichen Ausweichmöglichkeiten,<br />
in denen der direkte<br />
Kontakt zurzeit eingeschränkt werden<br />
muss. Worauf sollten Bewerber bei einem<br />
digitalen Vorstellungsgespräch achten?<br />
Ein gepflegtes Erscheinungsbild ist gerade<br />
in der öffentlichen Verwaltung sehr<br />
Janna, Mara,<br />
Christina, Fenja<br />
und Jule machen<br />
eine Ausbildung<br />
in der Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen<br />
sammeln wertvolle<br />
Erfahrungen für<br />
ihr ihre berufliche<br />
Zukunft<br />
wichtig, auch bei einem Videogespräch!<br />
Unsere Bewerber müssen sich nicht verkleiden<br />
und auch nicht im Konfirmationsanzug<br />
antreten, aber wenn ein junger Mann einfach<br />
ein flottes Hemd trägt und sich vorher<br />
die Haare kämmt, wissen wir das sehr zu<br />
schätzen. Die jungen Damen sind da sowieso<br />
ganz entspannt, sie wissen von Haus aus,<br />
welches Outfit passend ist. Für ein Videogespräch<br />
sollte außerdem der Hintergrund gut<br />
durchdacht sein, und wir legen großen Wert<br />
darauf, dass die Bewerber sich wirklich gut<br />
vorbereiten: Wer beim Kreis Dithmarschen<br />
zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird,<br />
sollte wissen, was im Kreis Dithmarschen<br />
los ist und eine Idee davon haben, worum<br />
es in der von ihm angestrebten Ausbildung<br />
eigentlich geht – ob im persönlichen<br />
Gespräch oder im digitalen Raum. Wir verlangen<br />
nichts Unmögliches, aber ich möchte<br />
spüren, dass sich die Bewerber mit dem<br />
Ausbildungsberuf und mit dieser Verwaltung<br />
beschäftigt haben.<br />
Vielen Dank für die spannenden Einblicke<br />
in Ihre Arbeit Frau von Würtzen-Pieper.<br />
•<br />
A U S B<br />
GUT ZU WISSEN<br />
•<br />
I L D U N G S<br />
I C H<br />
I N F O S<br />
D<br />
I R B<br />
Die Kreisverwaltung Dithmarschen bietet<br />
folgende Ausbildungen an:<br />
- Verwaltungsfachangestellter (m/w/d)<br />
- Forstwirt (nach Bedarf) (m/w/d)<br />
- Fachkraft für Büromanagement (nach<br />
Bedarf) (m/w/d)<br />
- Duales Studium Allgemeine Verwaltung /<br />
Public Administration (B. A.)<br />
Kreis Dithmarschen<br />
Ausbildungsleitung<br />
Petra von Würtzen-Pieper<br />
Stettiner Straße 30<br />
25746 Heide<br />
T. 0481 97-1232<br />
E. info@dithmarschen.de<br />
www.dithmarschen.de<br />
•<br />
B E W<br />
56 57
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
Jens-Peter Lindner,<br />
Leiter des Rettungsdienstes<br />
Nordfriesland<br />
TEAMGEIST IST ALLES!<br />
Die Notfallsanitäter der Rettungswache Husum<br />
TEXT Sophie Blady | FOTOS Andreas Birresborn<br />
Finger im Rasenmäher, stechende<br />
Schmerzen im Brustkorb oder ein<br />
Unfall auf der B5 – alles Fälle für<br />
die Notfallsanitäter des Rettungsdienstes<br />
in Nordfriesland. Geht der Melder, heißt<br />
es, trittschutzsichere Schuhe anziehen,<br />
Helm und Schutzbrille aufsetzen und so<br />
schnell wie möglich zum Einsatzort fahren<br />
– mit Blaulicht und Horn versteht sich.<br />
Über 33.000 Mal im Jahr machen sich die<br />
170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus<br />
neun Rettungswachen im Kreis Nordfriesland<br />
auf den Weg, um Leben zu retten.<br />
Eine wichtige und verantwortungsvolle<br />
Aufgabe, die seit dem 1. Januar 2014 in<br />
einer dreijährigen Ausbildung zum Notfallsanitäter<br />
erlernt werden kann. Doch wer ist<br />
eigentlich für diesen Beruf geeignet? Wir<br />
wollten es genau wissen und haben uns mit<br />
zwei Azubis und Jens-Peter Lindner, dem<br />
Leiter des Rettungsdienstes Nordfriesland,<br />
verabredet.<br />
Es duftet nach Kaffee und frischen Brötchen,<br />
als Jens-Peter Lindner und ich die Küche der<br />
Rettungswache Husum betreten. Zwei Teller<br />
mit Krumen stehen noch auf dem Tisch.<br />
„Eine typische Situation“, lacht Lindner.<br />
„Ich komme morgens zum Dienst und weiß<br />
nicht, was der Tag heute bringt: Kann ich<br />
mich gemütlich hinsetzen und frühstücken?<br />
Kann ich meine Tagesaufgaben erledigen<br />
oder geht es gleich los zum Einsatz?“ Wer<br />
als Notfallsanitäter arbeiten möchte, sollte<br />
eine gehörige Portion Neugierde und die<br />
Bereitschaft besitzen, sich immer auf etwas<br />
Neues einzulassen – auch am Wochenende<br />
und an Feiertagen. „Wer sagt, mir ist das<br />
Weihnachtsfest heilig und ich muss jedes<br />
Wochenende mit meinen Freunden losziehen,<br />
der wird schnell frustriert sein. Für alle<br />
anderen, die kein Medizinstudium absolvieren<br />
möchten, ist der Beruf des Notfallsanitäters<br />
die spannendste Tätigkeit im medizinischen<br />
Bereich, davon bin ich überzeugt“,<br />
so Lindner.<br />
Darauf kommt es an!<br />
Da Notfallsanitäter in ihrem Berufsalltag<br />
mit den unterschiedlichsten Menschen und<br />
Situationen konfrontiert werden, wird bei<br />
den Bewerbern ein Mindestalter von 17 Jahren<br />
sowie ein Mittlerer Schulabschluss, das<br />
Abitur oder ein Erster allgemeinbildender<br />
Schulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />
vorausgesetzt. Denn um im<br />
Notfall angemessen und besonnen zu handeln,<br />
bedarf es einer gewissen Reife: Ein<br />
Notfallsanitäter muss auch gestandenen<br />
Persönlichkeiten höflich, aber bestimmt auf<br />
unangemessenes Handeln hinweisen und<br />
vermitteln, dass er die Situation im Griff hat.<br />
Von Vorteil sind außerdem ein Führerschein<br />
der Klasse B und ein guter gesundheitlicher<br />
Zustand. „Wir wollen ja nicht, dass unsere<br />
Mitarbeiter abgekämpft im 4. Stock ankommen<br />
und selber erst einmal Sauerstoff benötigen“,<br />
betont Lindner. Wie vielfältig das<br />
Berufsbild des Notfallsanitäters tatsächlich<br />
ist, zeigt der Einstellungstest für Azubis: In<br />
diesem kommt es nicht nur darauf an, mit<br />
Wissen und einer sicheren Rechtschreibung<br />
zu glänzen, sondern ebenso mit Teamgeist<br />
und sozialer Kompetenz, denn Notfallsanitäter<br />
arbeiten in ihrem abwechslungsreichen<br />
Arbeitsalltag mit vielen ganz unterschiedlichen<br />
Berufsgruppen wie etwa Feuerwehr,<br />
Polizei, Hausärzten und dem Gesundheitsamt<br />
zusammen. „Das gefällt mir besonders gut“,<br />
sagt Malte. „Mittlerweile bin ich im dritten<br />
Ausbildungsjahr hier an der Rettungswache<br />
Husum und habe meine Entscheidung bis<br />
59
„Die Auszubildenden von heute sind<br />
flexibler und breiter aufgestellt, was<br />
ihre Zukunftspläne angeht.“<br />
Jens-Peter Lindner<br />
EINFACH GUTE AUS BILDUNG<br />
Zukunftssichere Ausbildung bei den Stadtwerken Norderstedt<br />
Hinten Bennet,<br />
vorne Fabian<br />
TEXT & FOTO Stadtwerke Norderstedt<br />
heute noch nie bereut. Jeder Einsatzort ist<br />
anders, und das ist wirklich interessant“,<br />
erklärt er uns.<br />
Mit Teamgeist zum Erfolg<br />
Wie wichtig der Zusammenhalt auf der Rettungswache<br />
ist, weiß auch Stella. Sie befindet<br />
sich im 2. Jahr ihrer Ausbildung zur Notfallsanitäterin<br />
und darf nach bestandener<br />
Kompetenzprüfung im Februar als zweite<br />
Teampartnerin im Rettungswagen mitfahren.<br />
Ein großer Moment in der dreijährigen<br />
Vollzeitausbildung, denn ab diesem Zeitpunkt<br />
trägt sie zusammen mit ihrem Kollegen<br />
die volle Verantwortung beim Einsatz.<br />
„Da wir in Notsituationen perfekt zu zweit<br />
funktionieren müssen, ist Teamfähigkeit<br />
in diesem Beruf extrem wichtig. Die erste<br />
Anlaufstelle nach einem schweren Einsatz<br />
ist immer der Teampartner. Nachdem wir<br />
Medikamente nachgefüllt und den Wagen<br />
gereinigt haben, besprechen wir meist noch<br />
im Einsatzwagen, was gut geklappt hat, was<br />
beim nächsten Mal besser laufen sollte und<br />
wie wir die Situation wahrgenommen haben.<br />
Wir machen in der Ausbildung zwar keine<br />
konkreten Übungen für die Teamkompetenz,<br />
aber werden jeden Tag auf der Rettungswache<br />
mit diesem Thema konfrontiert und<br />
lernen im Laufe der drei Jahre, wie wichtig<br />
es ist, im Notfall als Team zu funktionieren.“<br />
Das alte Klischee von knallharten Kerlen<br />
und taffen Mädels, die keine Gefühle zeigen<br />
und schon gar nicht über sie sprechen,<br />
scheint also überholt. Heute gibt es neben<br />
dem Gespräch mit dem Teampartner auch die<br />
Möglichkeit der psychologischen Nachsorge.<br />
„Das ist sehr wichtig, um posttraumatischen<br />
Belastungen oder Flashbacks vorzubeugen“,<br />
betont Lindner.<br />
Gut zu wissen … für eine Ausbildung<br />
zum Notfall sanitäter<br />
Wer sich von der Begeisterung von Malte<br />
und Stella hat anstecken lassen und auch<br />
Notfallsanitäter werden möchte, muss seit<br />
2014 eine dreijährige Ausbildung absolvieren.<br />
In Nordfriesland findet diese nicht nur<br />
auf den Rettungswachen des Kreises statt:<br />
Der schulische Teil wird in der Außenstelle<br />
Schleswig der Rettungsdienstschule des DRK<br />
Lübeck gelehrt und für den klinischen Teil<br />
geht es für die angehenden Fachkräfte ins<br />
Krankenhaus. Auf der Intensivstation, der<br />
Pflegestation und in der Notaufnahme sammeln<br />
sie erste medizinische Erfahrungen.<br />
Nach Bestehen der Zwischenprüfung dürfen<br />
die Azubis bereits als zweite Person mit<br />
einem erfahrenen Notfallsanitäter im Rettungswagen<br />
mitfahren. Für diesen vielseitigen<br />
und verantwortungsvollen Beruf bietet<br />
der Rettungsdienst Nordfriesland jedes Jahr<br />
mehrere Ausbildungsplätze an und freut sich<br />
über engagierten Nachwuchs aus der Region.<br />
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GUT ZU WISSEN<br />
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Der Rettungsdienst Nordfriesland bietet<br />
folgende Ausbildung an:<br />
- Notfallsanitäter (m/w/d)<br />
•<br />
B E W<br />
Kreis Nordfriesland, Rettungswesen<br />
Marktstr. 6<br />
25813 Husum<br />
Ansprechpartner<br />
Jens-Peter Lindner<br />
T. 04841 67-378<br />
jens-peter.lindner@nordfriesland.de<br />
www.rettungsdienst.nordfriesland.de<br />
www.azubi.nordfriesland.de<br />
Die Stadtwerke Norderstedt bilden<br />
aktuell insgesamt 71 Azubis in<br />
technischen und kaufmännischen<br />
Berufen aus. Bennet und Fabian befinden<br />
sich bereits im 3. Lehrjahr und sind zwei<br />
von 25 Auszubildenden zum Elektroniker<br />
für Betriebstechnik. Bei einem Besuch in<br />
der Lehrwerkstatt haben sie uns von ihren<br />
Eindrücken und ihrer Ausbildung erzählt.<br />
Warum habt ihr euch bei den Stadtwerken<br />
Norderstedt beworben?<br />
Allgemein genießen die Stadtwerke in Norderstedt<br />
und Umgebung einen sehr guten<br />
Ruf. Darüber hinaus kommt uns die zentrale<br />
Lage in Norderstedt-Mitte zugute, sodass<br />
sich unser Arbeitsplatz leicht mit dem ÖPNV<br />
erreichen lässt. Außerdem gibt es im Betrieb<br />
feste Ansprechpartner, die stets mit Rat und<br />
Tat zur Seite stehen.<br />
Welche Berufsschule besucht ihr? Wo sind<br />
da die Schwerpunkte gesetzt?<br />
Wir besuchen das Berufsbildungszentrum<br />
Norderstedt (BBZ) im Blockunterricht-Modell,<br />
das heißt wir sind immer im Wechsel<br />
zwei Wochen im Betrieb und eine Woche<br />
in der Schule. Der Unterrichtsstoff ist<br />
anspruchsvoll, lässt sich jedoch mit etwas<br />
Fleiß erlernen. Das Prüfen von Anlagen, eine<br />
Hausinstallation oder auch Transistoren sind<br />
einige der vielen Themen, um die sich der<br />
Unterricht dreht.<br />
Was macht eurer Meinung nach die<br />
Stadtwerke Norderstedt zu einem guten<br />
Ausbildungsbetrieb?<br />
Besonders hervorzuheben ist die gute<br />
Betreuung durch unsere Ausbildenden. Aber<br />
auch die vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre<br />
in der eigenen Lehrwerkstatt machen die<br />
Stadtwerke zu einem guten Ausbildungsbetrieb.<br />
Darüber hinaus wird es uns Azubis<br />
ermöglicht, in die vielfältigen Aufgabenbereiche,<br />
die von der Inspektion eines Trafohauses<br />
bis hin zum Spleißen von Glasfasern<br />
reichen, kennenzulernen.<br />
Was hat euch bisher an der Ausbildung<br />
bisher besonders gut gefallen?<br />
Die Ausbildung beginnt mit einer Einführungswoche,<br />
während der wir uns untereinander<br />
aber auch die Unternehmensgruppe<br />
kennenlernen. Ebenso gefällt uns das sehr<br />
gute Miteinander unter uns Azubis. In der<br />
Lehrwerkstatt können wir mit verschiedenen<br />
3D-Drucker-Modellen arbeiten, und<br />
einen Drohnenführerschein konnten wir im<br />
Rahmen unserer Ausbildung auch machen.<br />
Wisst ihr schon, wie es nach eurer Gesellenprüfung<br />
weitergeht?<br />
Nach bestandener Gesellenprüfung werden<br />
wir für ein Jahr in ein Arbeitsverhältnis<br />
übernommen. Es bestehen Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
zum Beispiel als Handwerksmeister,<br />
Industriemeister, Techniker oder im<br />
Rahmen eines Studiums zum Ingenieur.<br />
Welche Tipps gebt ihr jungen Leuten mit<br />
auf den Weg, die sich für eine technische<br />
Ausbildung bei den Stadtwerken Norderstedt<br />
interessieren?<br />
Technisches Verständnis sollte man genauso<br />
mitbringen wie handwerkliches Geschick.<br />
Ebenso sollte man stets offen für Neues sein,<br />
denn die Stadtwerke Norderstedt halten ihr<br />
Versorgungsgebiet durch den technischen<br />
Wandel stets auf dem aktuellsten Stand.<br />
Wenn du gerne mehr über die Ausbildung<br />
oder weitere interessante Ausbildungsberufe<br />
bei den Stadtwerken Norderstedt erfahren<br />
oder einen Blick in unseren Azubi-Alltag<br />
werfen möchtest, dann besuche gerne<br />
unsere Social-Media-Kanäle.<br />
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B E W<br />
WIR BILDEN AUS:<br />
• Fachangestellte für Bäderbetriebe<br />
(m/w/d)<br />
• Industriekaufleute (m/w/d)<br />
• It-Systemelektroniker (m/w/d)<br />
• Elektroniker Betriebstechnik<br />
(m/w/d) mit Zusatzausbildung<br />
Telekommunikation<br />
• Anlagenmechaniker (m/w/d)<br />
• Kraftfahrzeugmechatroniker (m/w/d)<br />
• Duales Studium Wirtschaftsinformatik<br />
Stadtwerke Norderstedt<br />
Heidbergstraße 101-111<br />
22846 Norderstedt<br />
Telefon 040 521040<br />
ausbildung@stadtwerke-norderstedt.de<br />
ww.stadtwerke-norderstedt.de/ausbildung<br />
60 61
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SCHULE<br />
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AZUBIPORTRAITS<br />
NACHHALTIGE AUSBILDUNG<br />
Entdecke die umwelttechnischen Berufe beim AZV Südholstein<br />
Linke Seite: Fachausbilder Robin Krohn assistiert bei einer Kanalbegehung.<br />
Linke Seite unten: AZV-Mitarbeiter bei einem Schiebertausch.<br />
Diese Seite: Fachausbilder Tim Plüschau.<br />
TEXT Katharina Grzeca | FOTOS AZV Südholstein / Nicole Keller<br />
A U S B<br />
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I N F O S<br />
Nachhaltigkeit, Umweltschutz und<br />
Klimawandel sind in aller Munde.<br />
Die Klimaschutz-Bewegung reicht<br />
heute weit über die wöchentlichen Schulstreiks<br />
und Protestmärsche hinaus und<br />
ist zu einer globalen sozialen Bewegung<br />
gewachsen. Umweltthemen werden für<br />
Schülerinnen und Schülern zunehmend<br />
wichtiger, auch bei der Berufswahl. Ausbildungsberufe<br />
rund um den Umweltschutz<br />
liegen im Trend. Erlernen kann man einige<br />
davon beim Abwasser-Zweckverband (AZV)<br />
Südholstein.<br />
Rund 245 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
kümmern sich beim AZV um die sichere Entsorgung<br />
des Abwassers von fast einer halben<br />
Million Menschen. Insgesamt betreibt der<br />
Abwasser-Zweckverband Kanalnetze mit<br />
einer Gesamtlänge von mehr als 700 Kilometern,<br />
rund 800 Pumpwerke sowie mehrere<br />
Klärwerke. Zehn Auszubildende absolvieren<br />
derzeit ihre Ausbildung und leisten in den<br />
Klärwerken, im Abwassernetzbetrieb und<br />
in der Verwaltung wichtige Arbeit, damit<br />
Abwasser wieder gereinigt wird. Ab August<br />
<strong>2021</strong> werden zwei neue Ausbildungsberufe<br />
angeboten: Fachkraft für Rohr-, Kanal- und<br />
Industrieservice (m/w/d) und Industriekauffrau/Industriekaufmann<br />
(m/w/d).<br />
Unterwegs im Kanalnetz: Fachkräfte<br />
für Rohr-, Kanal- und Industrieservice<br />
Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice<br />
kümmern sich um Rohre,<br />
Kanäle und abwassertechnische Anlagen.<br />
Ihre Aufgabe ist, Kanalsysteme mit Hilfe<br />
modernster Technik zu überprüfen und zu<br />
reinigen, Betriebsstörungen zu beheben<br />
sowie Maschinen, Geräte und moderne<br />
Spül- und Sonderfahrzeuge zu bedienen.<br />
Robin Krohn wird den neuen Ausbildungsberuf<br />
betreuen und wünscht sich in erster<br />
Linie von Bewerberinnen und Bewerbern,<br />
dass sie Interesse am Beruf zeigen und Lust<br />
haben, Neues zu lernen. „Unser Tätigkeitsfeld<br />
ist sehr vielseitig. Innerhalb unseres<br />
Einzugsgebiets sind wir für alles zuständig,<br />
was mit dem Abwasser passiert, bevor es im<br />
Klärwerk ankommt. Wir überprüfen Kanalsysteme,<br />
beseitigen Verstopfungen, führen<br />
Wartungs- und Kontrollarbeiten in unseren<br />
Pumpwerken durch oder arbeiten mit dem<br />
Spülfahrzeug“, erzählt der Ausbilder.<br />
Für die Ausbildung ist ein Mittlerer oder<br />
ein guter Erster allgemeinbildender Schulabschluss<br />
die Voraussetzung. Interessenten<br />
sollten zudem ein Praktikum absolvieren,<br />
um sich ein genaues Bild vom Beruf zu<br />
verschaffen. „Wir arbeiten überwiegend im<br />
Freien, bei jedem Wetter. Teilweise steigen<br />
wir bis zu 11 Meter unter die Erde. Platzoder<br />
Höhenangst sollten angehende Fachkräfte<br />
für Rohr-, Kanal- und Industrieservice<br />
also nicht haben, ebenso keine Scheu von<br />
unangenehmen Gerüchen“, so Robin Krohn.<br />
Einsatz für sauberes Wasser:<br />
Fach kräfte für Abwassertechnik<br />
Wer sich umfassend für die Reinigung des<br />
Abwassers interessiert, kann sich beim AZV<br />
auch zur Fachkraft für Abwassertechnik<br />
ausbilden lassen. Fachkräfte für Abwassertechnik<br />
steuern und überwachen die Kläranlagen,<br />
in denen das Abwasser gereinigt<br />
wird. Sie nehmen regelmäßig Proben und<br />
analysieren im Labor die Werte von Wasser<br />
und Klärschlamm, zum Beispiel unter dem<br />
Mikroskop oder mit chemischen Reaktionen.<br />
„Wir legen viel Wert auf eine gute<br />
Ausbildung unserer Nachwuchskräfte“, sagt<br />
Tim Plüschau, Fachausbilder für Fachkräfte<br />
für Abwassertechnik. „Während der Ausbildung<br />
lernen die angehenden Fachkräfte alle<br />
Bereiche des AZV kennen. Sie werden sowohl<br />
in der Verwaltung als auch in der Maschinen-<br />
und Elektrotechnik eingesetzt. Die<br />
Ausbildung wird durch zahlreiche Lehrgänge<br />
ergänzt, und die Kollegen unterstützen die<br />
Azubis, wenn es Fragen oder Nachholbedarf<br />
gibt.“ Tim Plüschau hat selbst beim AZV<br />
gelernt und sich 2011 zum Meister weitergebildet:<br />
„Wer engagiert ist, kommt auch gut<br />
weiter.“<br />
In der Ausbildung rundum betreut<br />
Neben sehr guten Aufstiegschancen hat der<br />
AZV Südholstein seinen Auszubildenden und<br />
angehenden Fachkräften noch viel mehr zu<br />
bieten, wie Ausbildungskoordinatorin Berit<br />
Frenz verrät: „Mittlerweile bilden wir in<br />
neun Ausbildungsberufen aus und bieten<br />
ein duales Studium im Bauingenieurwesen<br />
an. Egal für welchen Bildungsweg sich die<br />
Bewerberinnen und Bewerber entscheiden,<br />
sie erwartet eine qualifizierte Ausbildung<br />
in einem sehr guten Betriebsklima. Damit<br />
sie sich schnell bei uns wohlfühlen, warten<br />
auf sie neben einem Einführungstag viele<br />
weitere bereichsübergreifende Projekte und<br />
gemeinsame Aktionen. Die Auszubildenden<br />
arbeiten von Anfang an in engagierten<br />
Teams mit, erhalten eine attraktive Ausbildungsvergütung<br />
sowie ansprechende<br />
Sozialleistungen. Außerdem bieten wir<br />
30 Tage Urlaub, flexible Arbeitszeiten<br />
sowie Weihnachtsgeld. Wir sind ein öffentlich-rechtlicher<br />
Arbeitgeber und garantieren<br />
einen sicheren Arbeitsplatz und interessante<br />
Entwicklungsperspektiven.“<br />
Wer einen Beruf mit Zukunft erlernen<br />
möchte und mit seiner Arbeit einen Beitrag<br />
zum Umweltschutz leisten will, ist beim AZV<br />
genau richtig.<br />
•<br />
GUT ZU WISSEN<br />
D<br />
I R B<br />
Der AZV Südholstein bietet folgende<br />
Ausbildungsmöglichkeiten an:<br />
- Fachkraft für Abwassertechnik (m/w/d)<br />
- Fachkraft für Rohr-, Kanal- und<br />
Industrieservice (m/w/d) (NEU ab <strong>2021</strong>!)<br />
- Elektroniker für Betriebstechnik (m/w/d)<br />
- Industriemechaniker (m/w/d)<br />
- Fachkraft für Lagerlogistik (m/w/d)<br />
- Industriekaufmann (m/w/d) (NEU ab <strong>2021</strong>!)<br />
- Kaufmann für Büromanagement (m/w/d)<br />
- Fachinformatiker für Systemintegration<br />
(m/w/d)<br />
- Verwaltungsfachangestellter (m/w/d)<br />
- Duales Studium Bauingenieurwesen<br />
AZV Südholstein<br />
Personalabteilung<br />
Am Heuhafen 2<br />
25491 Hetlingen<br />
T. 04103 964 - 0<br />
E. personal@azv.sh<br />
www.azv.sh<br />
I C H<br />
•<br />
B E W<br />
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<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
„Ziel ist, die Unternehmen dabei zu<br />
unterstützen, ihre Mitarbeiter mit einer<br />
zukunftsorientierten Personalstrategie<br />
nicht nur zu finden, sondern auch<br />
langfristig zu binden.”<br />
Birte Sökefeld ist mit der Region<br />
Dithmarschen eng verbunden.<br />
Nach ihrem Studium (BWL) und<br />
einigen Jahren Berufserfahrung kehrte sie<br />
daher ganz bewusst in ihre alte Heimat<br />
Dithmarschen zurück und setzt sich mit<br />
ihrer Arbeit als Beraterin innerhalb des<br />
Beratungsnetzes Fachkräftesicherung des<br />
Landes Schleswig-Holstein bei der egeb:<br />
Wirtschaftsförderung. für ihre Region ein.<br />
Sie haben sich ganz bewusst dazu entschieden,<br />
in Dithmarschen zu leben und<br />
zu arbeiten. Was verbindet Sie mit der<br />
Region?<br />
Ich habe in der Ferne einfach gemerkt, dass<br />
der Norden so viel zu bieten hat, dass ich<br />
– ähnlich wie viele Freunde und Bekannte<br />
aus der Schulzeit – zurückgekehrt bin. Die<br />
Weite, der Himmel, das Meer und besonders<br />
die Aufgeschlossenheit der Menschen<br />
machen die Region so lebenswert. Ebenso<br />
ÜBER DIE ARBEITSWELT VON MORGEN<br />
UND DIE LIEBE ZUR REGION<br />
Ein Interview mit der Fachkräfteberaterin der egeb: Wirtschaftsförderung.<br />
TEXT Sophie Blady | FOTO Max Hörath<br />
wie die Menschen sich hier in der Nachbarschaft<br />
gegenseitig unterstützen, erlebe ich<br />
ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
unter den Betrieben, die gut vernetzt sind<br />
und sehr wertschätzend miteinander umgehen.<br />
Gerade innerhalb der kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen, die die Region<br />
im Kreis Dithmarschen und Steinburg<br />
prägen, spielt das persönliche Miteinander<br />
eine entscheidende Rolle. Die regionalen<br />
Besonderheiten wirken sich daher auch ganz<br />
konkret auf meine Arbeit aus.<br />
Wofür steht die egeb: Wirt schaftsförderung.<br />
?<br />
Sie ist erster Ansprechpartner für Unternehmen,<br />
die Interesse haben, sich in der<br />
Region anzusiedeln. Die egeb ist jedoch<br />
auch in anderen Bereichen sehr breit<br />
aufgestellt, wie etwa Unternehmensbegleitung<br />
und -bestandsentwicklung,<br />
Regional- und Geschäftsfeldentwicklung<br />
sowie Gründungsberatung und Betrieb von<br />
Technologie- und Gründerzentren, Innovationsmanagement,<br />
Maritime Wirtschaft und<br />
Hafenmoderation. Auch in der Weiterbildungsberatung<br />
und Begleitung von Frauen<br />
in beruflichen Umbruchsituationen sind<br />
wir Ansprechpartner und zudem haben wir<br />
einen eigenen Bereich Technik, der u.a.<br />
auch Ingenieurdienstleistungen anbietet.<br />
Neben der beratenden Tätigkeit ist die egeb:<br />
Wirtschaftsförderung. auch für Analysen,<br />
Projektentwicklung und Studienbegleitung<br />
zuständig.<br />
Wie sind Sie zur egeb: Wirtschaftsförderung.<br />
gekommen?<br />
Ich war einige Jahre in verschiedenen Regionen<br />
Deutschlands und im Ausland im Bereich<br />
Beratung, Personal- und Organisationsentwicklung<br />
tätig. Irgendwann spürte ich den<br />
Wunsch, zurück in die Heimat zu gehen und<br />
meine Themen auf Beratungsschwerpunkte<br />
zu fokussieren. Bei der egeb: Wirtschaftsförderung.<br />
konnte ich beide Anliegen perfekt<br />
miteinander verbinden: Ich übernahm die<br />
Erstberatung der Unternehmen mit dem<br />
Ziel der Fachkräftesicherung zu Themen<br />
wie beispielsweise Personalstrategie, Personal-<br />
und Organisationsentwicklung und bin<br />
Ansprechpartner für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen in der Region.<br />
Was reizt Sie an Ihrer Tätigkeit als<br />
Fachkräfteberaterin?<br />
Es motiviert mich sehr, anderen zu helfen<br />
und sich beruflich sowie persönlich weiterzuentwickeln.<br />
Ich selbst habe ein ganz<br />
großes Bedürfnis, Mehrwert zu generieren:<br />
Das Projekt ‚Beratungsnetzwerk Fachkräftesicherung‘<br />
in Schleswig-Holstein ist genau<br />
danach ausgerichtet und aus ESF- (Europäischer<br />
Sozialfond für Deutschland) und<br />
Landesmitteln gefördert – somit unabhängig<br />
und kostenlos. Mich motiviert das Ziel, die<br />
gesamte Region voranzubringen. Ähnlich<br />
wie so viele in meiner Generation möchte ich<br />
mit meiner Arbeit einerseits einen Mehrwert<br />
generieren und mich andererseits selbst verwirklichen,<br />
indem ich mich mit spannenden<br />
Themen beschäftige. Genau diese Kombination<br />
fasziniert mich.<br />
An wen richtet sich Ihr Beratungsangebot?<br />
An alle Geschäftsführer, Inhaber und Personalverantwortliche<br />
aus kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen aus den Kreisen<br />
Dithmarschen und Steinburg. Ich bin zudem<br />
Projektkoordinatorin der Fachkräfteallianz<br />
Westküste/Unterelbe, ein Zusammenschluss<br />
aus Beratern zur Fachkräftesicherung an<br />
der Westküste. Wir sind in einem gut etablierten<br />
Netzwerk und können ganzheitlich<br />
unterstützen.<br />
Mit welchen Anliegen können Personalverantwortliche<br />
sich an Sie wenden?<br />
Bei der egeb: Wirtschaftsförderung. helfen<br />
wir bei der Implementierung einer mitarbeiterorientierten<br />
Personalpolitik. Ziel ist, die<br />
Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre<br />
Mitarbeiter nicht nur zu finden, sondern<br />
auch langfristig zu binden. Dabei machen<br />
wir den Unternehmensberatern keine Konkurrenz,<br />
sondern leisten Aufklärungsarbeit.<br />
Wir helfen Unternehmen sich weiterzuentwickeln<br />
und passende Fördermöglichkeiten<br />
zu nutzen, um sich innovativ, wettbewerbsfähig<br />
und für Arbeitnehmer attraktiv zu<br />
positionieren.<br />
Zudem stoßen wir Prozesse an, die Transparenz<br />
schaffen und das Unternehmen für<br />
Suchende sichtbar machen.<br />
Wir sehen heutzutage eine hohe Fluktuation<br />
auf dem Arbeitsmarkt. Warum ist es<br />
für Unternehmen so wichtig, ihre Mitarbeiter<br />
langfristig zu binden?<br />
Einerseits ist es für ein Unternehmen sehr<br />
wertvoll, langjährige Mitarbeiter zu halten,<br />
um das Wissen und die Erfahrung in die<br />
weitere Entwicklung einfließen zu lassen.<br />
Andererseits bedeutet jede neue Rekrutierung<br />
für die Gruppendynamik im Team eine<br />
neue Herausforderung und ist mit Kosten<br />
verbunden. Eine hohe Fluktuation geht häufig<br />
mit einem großen Wissensverlust einher.<br />
Die Pandemie stellt viele Unternehmen vor<br />
ein Dilemma. Welche Herausforderungen<br />
beobachten Sie aktuell?<br />
Es gibt einige Branchen, die in der Pandemie<br />
sehr stark betroffen sind. Zum Teil konnten<br />
Unternehmen aber auch die Zeit nutzen,<br />
um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln,<br />
Projekte anzustoßen oder zu renovieren.<br />
Alle wirtschaftlichen Auswirkungen sind<br />
zum aktuellen Zeitpunkt jedoch schwer<br />
einzuschätzen. Gegenwärtig beraten wir<br />
vermehrt im Bereich Digitalisierung und<br />
digitale Transformation. Viele Unternehmen<br />
müssen ihre Prozesse weitreichend<br />
umstellen, da sich die Arbeit zunehmender<br />
Digitalisierung verändert: Wenn viele Mitarbeiter<br />
im Homeoffice tätig sind, gewinnen<br />
Kollaborationstools wie Slack, Teams oder<br />
Cloud-Lösungen an Relevanz, um den Workflow<br />
aufrechtzuerhalten. In der modernen<br />
Arbeitswelt ist es wichtig, dass mehrere<br />
Mitarbeiter auf ein Dokument zugreifen<br />
können und kurze Informationen nicht nur<br />
über E-Mails versendet werden. Aber auch<br />
soziale Aspekte wie Zeitfenster für den privaten<br />
Austausch, der sonst an der Kaffeemaschine,<br />
auf dem Flur oder im Pausenraum<br />
stattfand, sollten keinesfalls unterschätzt<br />
und die täglichen Abläufe integriert werden<br />
wie zum Beispiel mit Check-In Meetings oder<br />
digitalen Kaffeerunden.<br />
Welche Chancen könnte die Pandemie für<br />
die Arbeitswelt mit sich bringen?<br />
Viele Firmen haben die Erfahrung gemacht,<br />
dass auch der virtuelle Raum positiv genutzt<br />
werden kann. Der große Anstoß im Bereich<br />
digitale Transformation wirkt sich sehr positiv<br />
auf die Innovationsfähigkeit der Unternehmen<br />
aus: Die Angst vor Veränderung tritt<br />
in den Hintergrund und viele Unternehmen<br />
setzen sich mit neuen Möglichkeiten auseinander.<br />
Auch wenn viele Ideen und neue<br />
Konzepte aus der Not heraus entstanden<br />
sind, haben einige mit Sicherheit auch in<br />
Zukunft bestand. Ich gehe fest davon aus,<br />
dass wir digitale Formate auch in Zukunft<br />
beibehalten werden, da sie einen flexiblen<br />
sowie effizienzsteigernden Charakter haben<br />
und damit Präsenzveranstaltungen perfekt<br />
ergänzen.<br />
Vielen Dank für diesen positiven Ausblick<br />
in die Zukunft und die spannenden<br />
Einblicke in Ihren Berufsalltag!<br />
Weitere Informationen unter www.egeb.de.<br />
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<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
Nike<br />
im 2. Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten bei der<br />
Amtsverwaltung Dänischer Wohld in Gettorf.<br />
„Nach einem zehnmonatigen Praktikum beim Ostsee Resort<br />
Damp wusste ich, dass mir Büroarbeit gut liegt und mir geregelte<br />
Arbeitszeiten sehr wichtig sind. Daraufhin habe ich mich für die<br />
Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten in der Amtsverwaltung<br />
Dänischer Wohld in Gettorf beworben. Besonders schätze ich<br />
bisher die unterschiedlichen Fachbereiche: vom Hauptamt-Zentrale<br />
Dienste über die Kämmerei bis hin zum Bürgerbüro, Bauamt,<br />
Ordnungsamt und Standesamt. Es fühlt sich gut an, das theoretisch<br />
gelernte Wissen in der Praxis anzuwenden und Verantwortung<br />
zu übernehmen. Derzeit arbeite ich im Bürgerbüro, das leider<br />
seit November wieder geschlossen ist. Wir empfangen nur Bürgerinnen<br />
und Bürger, die einen Termin haben. Meine Hauptaufgaben<br />
sind: Anträge für Personalausweise, Reisepässe, Führungszeugnisse<br />
zu bearbeiten sowie Parkausweise, Beglaubigungen und<br />
entsprechende Dokumente auszustellen. Die Themen sind wirklich<br />
abwechslungsreich, und das Arbeitsklima unter den Kolleginnen<br />
und Kollegen ist immer freundlich – das ist auf jeden Fall viel<br />
Wert. Da ich ein echter Familienmensch bin, genieße ich die familiäre<br />
Atmosphäre bei der Arbeit und die Nähe zu meinen Eltern.<br />
Als ich mich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz gemacht<br />
habe, wollte ich unbedingt in Schleswig-Holstein bleiben, da ich<br />
mich mit dem Meer und der Region sehr verbunden fühle. Mein<br />
großes Ziel ist, die Ausbildung gut abzuschließen und von meinem<br />
Arbeitgeber übernommen zu werden. Vielleicht entscheide<br />
ich mich später, auch noch das Studium für den den Angestelltenlehrgang<br />
II zu absolvieren – mir stehen ja noch alle Möglichkeiten<br />
offen.“<br />
Foto Christina Kloodt | Text Sophie Blady<br />
„Ich bin ein echter<br />
Familienmensch<br />
und fühle mich<br />
sehr mit der Region<br />
verbunden.“<br />
Jule<br />
absolviert das duale Studium zur Kreisinspektorin in der<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen im 2. Ausbildungsjahr.<br />
„Mir war nach der Realschule nie so klar, wo meine berufliche<br />
Reise einmal hingehen soll – weiter zur Schule gehen und<br />
Abi machen oder doch lieber eine Ausbildung? Eine Berufsorientierungsmesse<br />
an unserer Schule brachte schließlich<br />
Klarheit. Unter vielen anderen potenziellen Arbeitgebern hat<br />
sich der Kreis Dithmarschen mit Frau von Würtzen-Pieper vorgestellt<br />
und danach wusste ich: Eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />
ist genau das Richtige für mich. Frau<br />
von Würtzen-Pieper hat die Möglichkeiten und vielseitigen<br />
Aufgabenbereiche so lebendig und mitreißend dargestellt,<br />
so dass ich mich gleich beworben habe. Als ich 2018 meine<br />
Ausbildung erfolgreich beendet hatte, wollte ich jedoch<br />
mehr. Also holte ich ein Jahr lang meine Fachhochschulreife<br />
nach und bewarb mich noch einmal bei der Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen, weil ich genau wusste, welchen besonderen<br />
Stellenwert die Auszubildenden hier besitzen. Diesmal jedoch<br />
für das duale Studium zur Kreisinspektorin. Derzeit bin<br />
ich in meiner ersten Praxisstation als Studentin in der wirtschaftlichen<br />
Jugendhilfe tätig und beschäftige mich viel mit<br />
Pflegefamilien. Ein sehr spannendes Arbeitsfeld. Im Unterschied<br />
zur Ausbildung bekomme ich im Studium komplexere<br />
Aufgaben, mit denen ich mich über einen längeren Zeitraum<br />
selbständig beschäftigen kann. Bis auf die üblichen<br />
Einschränkungen, Maskenpflicht und Hygienemaßnahmen<br />
tangiert das Virus unsere Arbeit nicht so stark. Anders ist es<br />
in der Fachhochschule. Da momentan kein Präsenzunterricht<br />
stattfinden kann, müssen wir uns alle Inhalte im Homeoffice<br />
erarbeiten. Das ist wirklich manchmal nicht ganz leicht, und<br />
die Semesterpartys fehlen auch.“<br />
Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />
„Das kann’s nicht<br />
gewesen sein: Ich<br />
wollte in den gehobenen<br />
Dienst.“<br />
67
Janna<br />
Mara<br />
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
absolviert das duale Studium zur Kreisinspektorin in der Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen im 2. Ausbildungsjahr.<br />
im 2. Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten<br />
in der Kreisverwaltung Dithmarschen.<br />
„In der 10. Klasse habe ich mich mit dem Thema Studium und<br />
Ausbildung intensiv auseinandergesetzt und mich schließlich<br />
dazu entschlossen, mein Abitur zu machen, um später zu studieren.<br />
Da ich mich schon immer für viele unterschiedliche Themen<br />
interessiert habe, war es mir wichtig, einen vielseitigen Job<br />
zu finden. Daher bin ich in der Kreisverwaltung Dithmarschen<br />
genau richtig. Neben dem abwechslungsreichen Aufgabenfeld<br />
reizt mich besonders die gute Vereinbarkeit von Arbeit und Familie<br />
und der sichere Arbeitsplatz.<br />
Das Studium bietet mir unglaublich viele Möglichkeiten! Derzeit<br />
bin ich im zweiten Ausbildungsjahr in der ersten Praxisphase<br />
im Fachdienst 110 Soziale Teilhabe. Ich habe mir gewünscht, im<br />
sozialen Bereich zu arbeiten, weil ich auch privat sozial engagiert<br />
bin und diese Erfahrung gerne ins Berufsleben einbringen<br />
möchte. Durch den Lockdown im vergangenen Jahr fehlen uns<br />
jedoch leider viele fachwissenschaftliche Kenntnisse, da wir zwischenzeitlich<br />
im Homeoffice lernen mussten – das war gar nicht<br />
so einfach. Umso mehr habe ich mich über die große Unterstützung<br />
meiner Praxisanleiterin gefreut, durch die ich glücklicherweise<br />
viel Wissen aufholen und meine Aufgaben trotzdem gut<br />
erledigen konnte. Wir Auszubildenden werden in alle Belange<br />
einbezogen und springen im Notfall natürlich gerne auch mal<br />
ein. Die Praxisphase hat mir unglaublich viel für mein Studium<br />
gebracht, da das gesamte Wissen aus dem Grundstudium auf einmal<br />
schlüssig und nachvollziehbar für mich wurde. Jetzt weiß<br />
ich, dass mir die Arbeit hier gefällt, und mit einem konkreten<br />
Ziel vor Augen habe ich viel mehr Motivation, das Studium mit<br />
einer guten Note abzuschließen.“<br />
Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />
„Mich reizt besonders<br />
die gute Vereinbarkeit<br />
von Arbeit und Familie.“<br />
„Meine Schwester arbeitet beim Amt KLG Heider-Umland,<br />
dadurch bin ich auf den Beruf der Verwaltungsfachangestellten<br />
aufmerksam geworden und habe mich dann auf<br />
Messen ausführlicher informiert. Ich wollte schon immer<br />
im Büro arbeiten. Besonders gefallen mir die Sicherheit,<br />
die geregelten Arbeitszeiten und die Gleitzeitzeitregelungen<br />
im Öffentlichen Dienst. Momentan bin ich in der Personalabteilung<br />
und nehme an Bewerbungsgesprächen teil<br />
– eine spannende Erfahrung, auch mal auf der anderen<br />
Seite zu sitzen. Wenn gerade keine Bewerbungsverfahren<br />
laufen, unterstütze ich meine Praxisanleiterin Frau<br />
von Würtzen-Pieper bei allen Aufgaben, die so anfallen<br />
und beschäftige mich beispielsweise mit Aufgaben zum<br />
Beamtenrecht, um mit den Gesetzen und Verordnungen<br />
vertraut zu werden. Das Arbeitsklima ist wirklich sehr gut<br />
und die Kollegen bemühen sich, uns Auszubildende immer<br />
interessante Aufgaben zu übertragen. Leider können wir<br />
durch Corona nicht alle Bereiche wie gewohnt kennenlernen,<br />
da wir weniger Bürgerkontakt haben und viele Aufgaben<br />
von zu Hause erledigt werden: So war ich nur drei<br />
Wochen im Fachdienst Veterinär und Verbraucherschutz,<br />
da die Kollegen dann meist im Homeoffice gearbeitet haben<br />
und mich nicht weiter betreuen konnten. Um meine<br />
Ausbildung fortzusetzen, wurde ich dann in der Ausländerbehörde<br />
eingesetzt. Die Corona-Pandemie wird sich<br />
meines Erachtens jedoch mehr auf den schulischen Teil<br />
als auf den praktischen Teil der Ausbildung auswirken.“<br />
Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />
„Ich wollte schon immer<br />
im Büro arbeiten.“<br />
„Ich bin überzeugt,<br />
den richtigen Weg<br />
gefunden zu haben!“<br />
Christina<br />
im 2. Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten in der<br />
Kreisverwaltung Dithmarschen.<br />
„Nachdem ich 2017 mein Abi gemacht habe, wollte ich eigentlich<br />
eine Ausbildung im Buchhandel beginnen. Leider habe ich keine<br />
Ausbildungsstelle bekommen und musste mich erst einmal neu<br />
orientieren. Daher habe ich mich an die Bundesagentur für Arbeit<br />
gewendet und eine Messe für Berufe im Öffentlichen Dienst<br />
besucht. Eine gute Idee, wie sich herausstellte, da ich sehr organisiert<br />
und strukturiert bin und gerne mit Menschen arbeite. Auf<br />
der Messe habe ich Frau von Würtzen-Pieper kennengelernt und<br />
mich anschließend beim Kreis Dithmarschen beworben. Bis jetzt<br />
bin ich sehr zufrieden mit dieser Entscheidung und überzeugt,<br />
den richtigen Weg für mich gefunden zu haben. Mir gefällt besonders,<br />
dass wir in so viele unterschiedliche Bereiche und Themen<br />
reinschnuppern können. Der soziale Bereich hat mir bisher am<br />
besten gefallen, insbesondere die wirtschaftliche Jugendhilfe,<br />
weil ich selbständig arbeiten durfte. Umso mehr freue ich mich<br />
darauf, im nächsten Jahr einen neuen Ausbildungsabschnitt im<br />
Geschäftsbereich 1, Familie, Soziales, Gesundheit zu absolvieren.<br />
Eine besonders intensive Erfahrung in meiner Ausbildung durfte<br />
ich im vergangenen Jahr machen, als die Zulassungsstelle während<br />
des Lockdowns komplett geschlossen war: Ich habe am Telefon<br />
mitgeholfen, die Bürger zu informieren, Termine zu vereinbaren<br />
und Fragen zu beantworten. Da ich vor meiner Ausbildung<br />
zwei Jahre lang im Baumarkt gearbeitet hatte und dadurch bereits<br />
viel Kundenkontakt besaß, konnte ich die Situation gut meistern.<br />
Obwohl es manchmal ganz schön stressig war, hat mir diese Erfahrung<br />
sehr viel gebracht.“<br />
Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />
„Mir gefällt die Arbeit<br />
mit Gesetzen und der<br />
intensive Kontakt mit<br />
den Bürgern.“<br />
Fenja<br />
im 1. Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten in der Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen.<br />
„Ich habe am 1. August 2020 meine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten<br />
im Bereich wirtschaftliche Jugendhilfe begonnen. Glücklicherweise<br />
konnte die zweiwöchige Einführungsveranstaltung trotz<br />
Corona stattfinden, und wir haben gemeinsam Denkmäler besichtigt,<br />
Ausflüge gemacht und nicht nur uns, sondern auch die Region kennengelernt.<br />
In den Sommermonaten hat sich Corona noch nicht so stark auf<br />
unsere Ausbildung ausgewirkt.<br />
Auf den Beruf der Verwaltungsfachangestellten bin ich auf einer Infoveranstaltung<br />
im Kreis Nordfriesland gekommen. Anschließend habe<br />
ich mich auf einer Jobmesse genauer informiert und mich bei der Kreisverwaltung<br />
Dithmarschen beworben. Ich arbeite gerne mit Gesetzestexten<br />
und Verordnungen und mag den engen Kontakt mit den Bürgern.<br />
Aber ganz besonders gut gefällt mir die Arbeit im Team und die<br />
Sicherheit, die der Beruf mir langfristig bietet. Da wir alle drei Monate<br />
den Fachdienst wechseln, lernen wir bereits in der Ausbildung sehr<br />
viele Abteilungen kennen. Seit zwei Wochen unterstütze ich den Fachdienst<br />
Liegenschaften, Schulen und Kommunalaufsicht und habe mich<br />
in der letzten Zeit viel mit der Schulleiterwahl am Gymnasium in Marne<br />
auseinandergesetzt. Die fällt in unseren Aufgabenbereich, da der Kreis<br />
Dithmarschen der Schulträger ist. Das Arbeitsklima in der Kreisverwaltung<br />
ist wirklich angenehm, und ich fühle mich schon jetzt sehr gut<br />
von den Kollegen aufgenommen. Nach meiner Ausbildung könnte ich<br />
mir gut vorstellen, ein Studium zum Kreisinspektor anzuhängen, um<br />
in den gehobenen Dienst aufzusteigen.“<br />
Foto Anna Leste-Matzen | Text Sophie Blady<br />
69
<strong>HIERGEBLIEBEN</strong><br />
SCHULE<br />
COMPANIES<br />
AZUBIPORTRAITS<br />
Stella<br />
befindet sich im 2. Ausbildungsjahr zur Notfallsanitäterin<br />
beim Rettungsdienst Nordfriesland in Husum.<br />
Felix<br />
Fachkraft für Lagerlogistik bei Danisco in Niebüll.<br />
„Vier, fünf Einsätze sind ganz normal in zwölf Stunden. Es<br />
gibt auch Tage, an denen wir öfter rausfahren – manchmal<br />
hat man Glück, manchmal Pech. Genau das macht für mich<br />
den Reiz dieser Arbeit aus: Mein Tag beginnt, und ich weiß<br />
überhaupt nicht, was passieren wird. Die ersten Einsätze waren<br />
hart, weil jede Unfallstelle anders ist und wir viel Verantwortung<br />
tragen – es geht ja immer um Menschenleben. Noch<br />
kann ich mich kurz zurückziehen, wenn mich eine Situation<br />
überfordert, da ich im zweiten Lehrjahr ‚nur‘ als dritte Person<br />
im Rettungswagen mitfahre. Meine Kollegen übernehmen<br />
den Patienten dann zu zweit. Das ändert sich, wenn ich<br />
meine Kompetenzüberprüfung absolviert habe und hoffentlich<br />
bestehe. Dann darf ich als zweiter ‚Mann‘ mitfahren und<br />
trage die volle Verantwortung. Da wir in Notfallsituationen<br />
perfekt zu zweit funktionieren müssen, ist Teamfähigkeit in<br />
diesem Beruf extrem wichtig. Einer ist immer der Teamführer<br />
und trifft die Entscheidungen, der andere arbeitet zu. Wenn<br />
der Melder piept, muss alles ganz schnell gehen. Er zeigt uns<br />
an, worum es geht, wie der Patient heißt und wo wir hinmüssen<br />
– und los geht’s. Da ist keine Zeit für Diskussionen oder<br />
Unstimmigkeiten. Was gut und was weniger gut geklappt<br />
hat, besprechen wir anschließend in der Einsatznachbesprechung.<br />
Sie gibt auch Raum, das Erlebte emotional zu verarbeiten.<br />
Wir lernen zwar in diesem Beruf, mit jeder Situation<br />
umzugehen, doch es wird immer Ausnahmen geben.“<br />
Foto Andreas Birresborn | Text Sophie Blady<br />
„Wenn der Melder piept,<br />
muss alles ganz schnell<br />
gehen.“<br />
„Danisco hat sich auf die Herstellung von speziellen<br />
Starterkulturen für die Lebensmittelindustrie spezialisiert.<br />
Unsere Produkte sind lebende Mikroorganismen,<br />
die unter besonderen Bedingungen gelagert<br />
und zum Weitertransport verpackt werden müssen.<br />
Einige Kulturen werden in gefrorenem Zustand in<br />
großen Kühlzellen aufbewahrt. Dort herrschen Temperaturen<br />
von -45 bis -55 Grad. Wenn ich in den<br />
Kühlzellen arbeite, ziehe ich besondere Schutzkleidung<br />
an, die mich vor der extremen Kälte schützt.<br />
Handschuhe und Sturmhauben verdecken zusätzlich<br />
die besonders empfindlichen Hautpartien. Alle<br />
90 Minuten macht jeder Mitarbeiter eine Aufwärmpause.<br />
Die Arbeit in den Kühlzellen macht mir Spaß,<br />
und die Kälte stärkt zusätzlich die Abwehrkräfte.<br />
Seit ich bei Danisco arbeite, habe ich keine Erkältung<br />
mehr gehabt. Wer sich für den Beruf interessiert,<br />
sollte motiviert sein und sich gerne körperlich<br />
betätigen. Schwer heben muss bei uns keiner, dafür<br />
haben wir Hilfsmittel wie Gabelstapler und Hubwagen,<br />
aber lange sitzen tun wir nie.“<br />
TEXT Katharina Grzeca | FOTO Christian Brandes<br />
„Wer sich für den Beruf<br />
interessiert, sollte<br />
motiviert sein und<br />
sich gerne körperlich<br />
betätigen.“<br />
Malte<br />
befindet sich im 3. Ausbildungsjahr zum Notfallsanitäter beim Rettungsdienst<br />
Nordfriesland in Husum.<br />
Janin<br />
Milchwirtschaftliche Laborantin bei Danisco in Niebüll.<br />
„Jeder Einsatzort ist<br />
anders und das ist<br />
wirklich interessant.“<br />
„Schon während ich beim Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk meinen<br />
Bundesfreiwilligen Dienst absolviert und Jugendliche mit Behinderung<br />
in der Berufsvorbereitung unterstützt habe, wurde mir klar, dass ich<br />
Menschen helfen möchte. Weil ich einen sinnvollen und verantwortungsvollen<br />
Beruf ausüben wollte, habe ich mich anschließend beim<br />
Rettungsdienst Nordfriesland beworben und bekam eine Einladung<br />
zum Einstellungstest. Für meine Eignung wurde ich in drei Bereichen<br />
geprüft: Rechtschreibung, Allgemeinwissen und Sportlichkeit. Mit Erfolg,<br />
wie sich herausstellte, denn einige Wochen später kam dann auch<br />
schon die Zusage zur Ausbildungsstelle und am 1. Oktober 2018 ging<br />
es dann los. Mittlerweile bin ich im dritten Ausbildungsjahr und habe<br />
meine Entscheidung bis heute noch nie bereut. Besonders gefällt mir<br />
die abwechslungsreiche Arbeit und dass ich als Notfallsanitäter mit<br />
vielen unterschiedlichen Berufsgruppen wie Feuerwehr, Polizei, Hausärzten<br />
und dem Gesundheitsamt zusammen arbeite. Jeder Einsatzort<br />
ist anders und das ist wirklich interessant. Bevor wir zu einem Notfall<br />
fahren, ziehen wir uns daher nicht nur unsere persönliche Sicherheitskleidung<br />
an wie Weste, orangefarbene Jacke, Handschuhe, Helm,<br />
Schutzbrille und trittschutzsichere Schuhe, sondern klären bereits<br />
wichtige Fragen wie: Birgt die Einsatzstelle Gefahren? Sind andere Einsatzkräfte<br />
vor Ort? Ist die Einsatzstelle sicher? Wie viele Einsatzwagen<br />
brauchen wir? Wie viele Patienten sind gemeldet? Nach der Ausbildung<br />
würde ich sehr gerne in diesem Beruf weiterarbeiten und mich zum<br />
Mentor oder Praxisanleiter fortbilden.“<br />
Foto Andreas Birresborn | Text Sophie Blady<br />
„Für diese Tätigkeiten muss<br />
man stets konzentriert und<br />
gewissenhaft arbeiten können.“<br />
„Ich habe mich nach meinem Abitur für eine Ausbildung als<br />
Milchwirtschaftliche Laborantin entschieden, weil mir die naturwissenschaftlichen<br />
Fächer sehr liegen und ich, im Gegensatz zu einem<br />
Studium, mein neu erlerntes Wissen gleich praktisch anwenden<br />
kann. Nährbodenküche, Qualitätssicherung, Mikrobiologie oder<br />
Forschung und Entwicklung – jedes Labor lernen wir in den drei Ausbildungsjahren<br />
kennen. Am besten hat mir bislang die Mikrobiologie<br />
gefallen. Diese Abteilung untersucht unsere Produkte auf mögliche<br />
Verunreinigungen. Unter dem Mikroskop können wir erkennen,<br />
ob sich Fremdkörper oder unerwünschte Bakterien in unseren<br />
Produkten befinden. Auch das Wachstum und die Qualität<br />
unserer Bakterienkulturen kann mit dieser Untersuchung<br />
geprüft werden. Für diese Tätigkeiten muss man stets<br />
konzentriert und gewissenhaft arbeiten können. Neben Teamfähigkeit<br />
und Spaß an naturwissenschaftlichen Themen sind<br />
das die wichtigsten Eigenschaften, die man für einen Beruf im<br />
Labor mitbringen sollte.“<br />
TEXT Katharina Grzeca | FOTO Christian Brandes<br />
70 71
ROCK YOU LIFE!<br />
Mentoringprogramm für Schüler<br />
TEXT Sophie Blady | FOTOS Christina Kloodt<br />
„Das 1:1-Mentoring ermöglicht den Schülern<br />
im Rahmen des Programms, ihren ganz persönlichen<br />
Weg zu finden und mit der Hilfe ihres<br />
Mentors, ihren beruflichen Zielen Stück für<br />
Stück näher zu kommen.“<br />
Linnea<br />
Mehr Bildungsgerechtigkeit und<br />
Chancengleichheit für junge<br />
Menschen! Dafür steht das Netzwerk<br />
aus ehrenamtlich engagierten Studierenden,<br />
motivierten Schülerinnen und<br />
Schülern, verantwortungsvollen Unternehmen<br />
und der ROCK YOUR LIFE! GmbH als<br />
Dachorganisation ein. Erfahrt von Linnea<br />
und Mirco, warum es sich lohnt, dabei zu<br />
sein!<br />
Mirco und Linnea, ihr engagiert euch<br />
ehrenamtlich im Netzwerk RYL! für die<br />
berufliche Zukunft junger Menschen. Was<br />
hat euch dazu motiviert?<br />
MIRCO: Mir gefällt bis heute die Idee, meine<br />
Erfahrungen als Student an Schüler weiterzugeben.<br />
Ich habe 2017, kurz nach der<br />
Gründung von RYL!, einen Artikel in den<br />
Kieler Nachrichten gelesen, in dem das neu<br />
gegründete Netzwerk Mentoren für die erste<br />
Kohorte gesucht hat. Da mich das Konzept<br />
sehr ansprach, war ich gleich dabei. Damals<br />
hatte ich bereits einige Praktika absolviert,<br />
steckte mitten im Studium (Politikwissenschaft<br />
und Soziologie) und hatte also schon<br />
erste Erfahrungen in der Arbeitswelt gesammelt,<br />
die ich gerne weitergeben wollte. Als<br />
Student hatte ich das Gefühl, noch nah<br />
genug an der Lebenswirklichkeit von Schülern<br />
zu sein, um sie mit meiner Begeisterung<br />
anstecken zu können. Als ich 2017 bei RYL!<br />
anfing, gab es bereits viele Mentoren, daher<br />
unterstützte ich damals das Orga-Team –<br />
zuletzt in leitender Position. Da ich mich im<br />
nächsten Semester auf meine Masterarbeit<br />
konzentrieren muss, habe ich die Leitung<br />
des Orga-Teams kürzlich Linnea übergeben.<br />
LINNEA: Ich studiere Psychologie im dritten<br />
Semester und bin seit diesem Sommer<br />
Leiterin des Orga-Teams bei RYL!. Das Netzwerk<br />
habe ich schon eine ganze Weile verfolgt<br />
und mich nun endlich dazu entschlossen,<br />
aktiv mitzuwirken. Als es darum ging,<br />
meine berufliche Zukunft in die Hand zu<br />
nehmen, profitierte ich sehr von der Unterstützung<br />
meiner Mitmenschen und möchte<br />
jetzt diese Erfahrung gerne weitergeben.<br />
Meist ist der Weg ins Berufsleben ja ein<br />
Prozess, der sich entwickelt und immer konkreter<br />
wird. Dass ich mit Menschen arbeiten<br />
möchte, wurde mir während meines Bundesfreiwilligendienstes<br />
in der Notaufnahme des<br />
Kinderkrankenhauses in Altona klar. Meines<br />
Erachtens ist es jedoch wichtig, bereits in<br />
der 8. und 9. Klasse Tipps zu bekommen, um<br />
sich beruflich zu orientieren.<br />
Hattet ihr selbst einen Mentor, der euch<br />
bei wichtigen Entscheidungen unterstützt<br />
hat?<br />
MIRCO: Bei mir waren die strukturellen Voraussetzungen<br />
günstig: Meine Eltern konnten<br />
mich mit Nachhilfeunterricht unterstützen.<br />
Ich habe mich schon früh für Politik interessiert,<br />
und so war mir schnell klar, dass<br />
ich Politikwissenschaften studieren möchte.<br />
Einen richtigen Mentor hatte ich nicht, aber<br />
viele Weggefährten, die mich in meinen<br />
Entscheidungen unterstützt und bestärkt<br />
haben.<br />
LINNEA: Während der Ausbildung habe ich<br />
die Lust verspürt, mich wissenschaftlich mit<br />
Themen zu beschäftigen und mich daher<br />
entschieden zu studieren. Einen persönlichen<br />
Mentor hatte auch ich nicht, aber viele<br />
Menschen, die mich bei meinen Entscheidungen<br />
unterstützten.<br />
Welche Erfahrungen habt ihr bei RYL!<br />
gesammelt?<br />
MIRCO: Besonders beeindruckt hat mich<br />
während meiner Zeit bei RYL! ein Geschwisterpaar<br />
aus Syrien, das sich sehr engagierte<br />
und viel von unserem Angebot profitieren<br />
konnte! Die beiden Schwestern trafen sich<br />
häufig mit ihren Mentoren und arbeiteten<br />
an kleinen Projekten mit: Sie hatten<br />
sich zeitgleich ein Buch ausgeliehen, um<br />
anschließend über die Inhalte zu sprechen,<br />
so konnten sie auch ihren Wortschatz erheblich<br />
verbessern.<br />
LINNEA: Ich habe im August bei RYL! angefangen<br />
und bereits an einigen Trainings teilgenommen,<br />
bei denen ich die Mentoren und<br />
Mentees kennengelernt habe. Durch Corona<br />
und Abstandsregeln war natürlich alles<br />
anders als gewohnt, aber ich habe wirklich<br />
gemerkt, dass die Schülerinnen und Schüler<br />
sich bei den gemeinsamen Übungen mit Themen<br />
beschäftigen, denen sie in ihrem Alltag<br />
meist wenig Aufmerksamkeit schenken: ihre<br />
Stärken, Schwächen und Wünsche. Sie haben<br />
gelernt, sich gegenseitig zu reflektieren und<br />
konstruktive Lösungen für ihre Probleme zu<br />
erarbeiten. Die Trainings haben mich darin<br />
bestärkt, mich bei RYL! zu engagieren.<br />
Warum sollten sich noch viel mehr Menschen<br />
für RYL! engagieren?<br />
LINNEA: RYL! ist ein sehr besonderer wertfreier<br />
Raum – außerhalb der Schule, außerhalb<br />
des Elternhauses. Das 1:1-Mentoring<br />
ermöglicht den Schülern im Rahmen des<br />
Programms, ihren ganz persönlichen Weg zu<br />
finden und mit der Hilfe ihres Mentors, ihren<br />
beruflichen Zielen Stück für Stück näher zu<br />
72 73
Margrit Gebel<br />
(links), die Landeskoordinatorin<br />
von<br />
SCHULEWIRTSCHAFT<br />
und ehemalige<br />
Lehrerin hat das<br />
Netzwerk RYL! an<br />
der Friedrich-Junge-Schule<br />
etabliert.<br />
Linnea (mitte).<br />
Mirco (rechts).<br />
CHIARA: Mentee bei RYL!<br />
„Ich bin seit Beginn dieses Jahres bei ‚Rock Your Life!‘ und war von Anfang<br />
an begeistert. Mit meiner Mentorin habe ich mich bisher meist in Cafés<br />
getroffen, und wir haben über meine Pläne nach der Schule gesprochen: Nach<br />
dem Abi möchte ich gerne ein Auslandsjahr absolvieren und dann Psychologie<br />
studieren. Da meine Mentorin nach der Schule auch ins Ausland gehen<br />
wollte, versteht sie mich sehr gut und unterstützt mich bei der Vorbereitung<br />
und Planung. Als Studentin kann sie mir viel über das Studentenleben<br />
erzählen und aufs Studium vorbereiten – das ist wirklich spannend, und<br />
mittlerweile freue ich mich schon richtig auf die Zeit nach der Schule. Auch<br />
wenn das Verhältnis zu meinen Eltern sehr gut ist, hilft es mir, eine weitere<br />
Ansprechpartnerin zu haben, die unvoreingenommen und in einer ähnlichen<br />
Lebensphase ist wie ich. RYL! bietet neben der Vermittlung der Mentoren<br />
auch ein umfangreiches Trainingsprogramm: Es gibt zum Beispiel Übungen in<br />
Bezug auf unsere beruflichen Ziele. Leider konnte ich bisher aus Zeitgründen<br />
nur an einem Training teilnehmen. Unsere Aufgabe war: ein konkretes Ziel<br />
zu bestimmen und eine entsprechende Mindmap zu gestalten. Außerdem<br />
mussten wir Fragen zu unseren Wünschen und Vorstellungen beantworten.<br />
Eine spannende Erfahrung, die mich wirklich weitergebracht hat. Rock Your<br />
Life! ist eine echte Chance für alle, die von den Eltern nicht so viel Unterstützung<br />
bei der Berufsorientierung bekommen, aber auch für jene, die wie<br />
ich, ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen.“<br />
kommen. Das ist in meinen Augen besonders<br />
charakteristisch.<br />
MIRCO: Bei RYL! begegnen sich Menschen,<br />
die unter anderen Umständen kaum Berührungspunkte<br />
miteinander hätten. Sowohl<br />
Schüler als auch Studierende können so in<br />
die jeweils andere Welt abtauchen und voneinander<br />
lernen. RYL! ist ein Ort, an dem<br />
jeder so sein darf, wie er ist. Niemand wird<br />
gemoppt oder ausgeschlossen.<br />
Welche Eigenschaften sollte ein Mentor bei<br />
RYL! mitbringen?<br />
LINNAE: Interesse und Zeit. Ich denke,<br />
es ist zudem wichtig, dass der Mentor gut<br />
zuhören kann und empathisch auf seinen<br />
Mentee eingeht.<br />
MIRCO: In den Jahren habe ich gemerkt,<br />
dass es hilft, wenn die Mentoren bereits im<br />
Vorfeld mit jungen Menschen zu tun hatten<br />
oder jüngere Geschwister haben. In den Vorgesprächen<br />
versuche ich immer herauszuhören,<br />
wie engagiert der angehende Mentor ist.<br />
Da die Mentees oft viel um die Ohren haben,<br />
sollte er in meinen Augen auch zuverlässig<br />
und gut organisiert sein.<br />
An wen richtet sich RYL?<br />
MIRCO: Das Netzwerk ist für alle freiwillig.<br />
Jeder kann, keiner muss!<br />
LINNEA: Wir sind gerade dabei, Mentoren<br />
aus beruflichen Schulen zu gewinnen,<br />
weil wir unser Programm in Zukunft noch<br />
diverser gestalten wollen und glauben, dass<br />
viele Schüler ein großes Interesse an Ausbildungsberufen<br />
haben.<br />
Das Mentorenprogramm wird mit dem Matching eingeleitet, eine Art Speed<br />
Dating, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre Mentoren kennenlernen.<br />
Es gibt drei Trainings im ersten Jahr:<br />
1. Training: Es werden gemeinsame Ziele vereinbart, Nummern ausgetauscht und<br />
abgestimmt, wie Mentor und Mentee in Zukunft miteinander kommunizieren wollen.<br />
2. Training: Fokus auf Berufsorientierung und Möglichkeiten beruflich<br />
durchzustarten.<br />
3. Training: Abschluss vom ersten Jahr. Es wird Bilanz gezogen und erörtert, welche<br />
Ziele erreicht wurden und woran noch gearbeitet werden sollte. Nach einem Jahr<br />
ist der offizielle Teil des Mentorenprogramms abgeschlossen. Viele Kontakte bleiben<br />
jedoch weiterhin bestehen.<br />
Mentoring together:<br />
Ausflüge mit Mentoren und Mentees.<br />
Stammtisch:<br />
Die Mentoren und Mitglieder des Organisationsteams treffen sich regelmäßig zum<br />
Austausch und Klönen.<br />
Wir sind für dich da!<br />
Deine Berufsberatung<br />
... unterstützt dich bei der Suche nach dem<br />
passenden Ausbildungsberuf oder Studiengang!<br />
Telefon: 0800 4 5555 00 (kostenfreie Hotline)<br />
E-Mail: Heide.Berufsberatung@arbeitsagentur.de<br />
Online: www.arbeitsagentur.de/kontakt<br />
Wir finden gemeinsam heraus,<br />
welcher Beruf zu dir passt!<br />
74
KOOPERATIONEN MIT MEHRWERT<br />
Landesprogramm „Schule trifft Kultur – Kultur trifft Schule“ fördert kulturellen Austausch<br />
TEXT Lutz Timm | Illustrationen Raphaelle Martin | FOTO Klaus Müller<br />
Zukunftsmusik: „Kulturelle Bildung“<br />
als Schulprofil? Um möglichst vielen<br />
Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften<br />
und Eltern den Wert kultureller Bildung<br />
ins Bewusstsein zu holen, hat die schleswig-holsteinische<br />
Landesregierung 2015<br />
das Programm „Schule trifft Kultur – Kultur<br />
trifft Schule“ ins Leben gerufen. Seitdem<br />
haben Schulklassen in rund 120 Projekten<br />
mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern<br />
kooperiert und dabei Ausstellungen,<br />
Theaterstücke und lyrische Aufführungen<br />
umgesetzt.<br />
Klaus Müller, Koordinator des Projekts und<br />
ehemaliger Leiter eines Gymnasiums, ist<br />
zufrieden. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit<br />
konnte das Programm „Schule trifft<br />
Kultur – Kultur trifft Schule“ 2015 endlich<br />
beginnen. „Die Politik hat erkannt, dass das<br />
Programm keine Dekoration ist, sondern als<br />
Basis kultureller Bildung dient“, erläutert<br />
Müller.<br />
Das Förderprogramm der Landesregierung<br />
wird durch das Ministerium für Bildung,<br />
Wissenschaft und Kultur vertreten. Finanziell<br />
unterstützt wird es durch die Stiftung<br />
Mercator im Rahmen des Programms „Kreativpotentiale“.<br />
Die wissenschaftliche Begleitung<br />
erfolgt durch die Fachhochschule Kiel<br />
und die Europa- Universität Flensburg.<br />
Ziel von „Schule trifft Kultur“ ist, die Schulen<br />
mit unterschiedlichsten Künstlerinnen<br />
und Künstlern zu vernetzen und projektbezogene<br />
Kooperationen zu fördern. Kulturelle<br />
Bildung soll nicht als eine Art zusätzliches<br />
Fach betrachtet werden, sondern als ein<br />
fächerübergreifendes Prinzip, das über den<br />
Unterricht hinausgehende Projekte einbezieht.<br />
Dafür werden Lehrerinnen und Lehrer<br />
sowie Künstlerinnen und Künstler zu Kulturvermittlern<br />
geschult.<br />
Bislang sind rund 80 Teilnehmer auf der<br />
Plattform kulturvermittler-sh.de registriert.<br />
Unter ihnen sind Lehrkräfte, überwiegend<br />
aber Künstlerinnen und Künstler mit verschiedenen<br />
Arbeitsschwerpunkten. Neben<br />
bildenden Künstlern gibt es auch Experten<br />
für Darstellendes Spiel, Tanz, Literatur und<br />
Baugeschichte. Die Kulturvermittler verteilen<br />
sich über ganz Schleswig-Holstein und<br />
können über die Online-Plattform direkt<br />
angeschrieben werden.<br />
Überwiegend arbeiten die Kulturvermittler<br />
lokal und entwickeln mit den Schulen<br />
(oder anderen öffentlichen Einrichtungen)<br />
Bildungsprojekte mit künstlerischem Bezug<br />
und führen diese anschließend gemeinsam<br />
mit den Klassen durch. Die kreativen Ideen<br />
der Kulturvermittler dienen dazu, den<br />
Schülerinnen und Schülern einen direkten<br />
Zugang zu den Künstlerinnen und Künstlern<br />
zu ermöglichen. Auch die Kulturinstitutionen<br />
im Land werden einbezogen. Das<br />
Angebot soll das kulturelle Repertoire der<br />
Schulen dauerhaft ergänzen und zu einem<br />
unverzichtbaren Teil der kulturellen Bildung<br />
werden.<br />
Die Arbeit der Kulturvermittler geht jedoch<br />
über die beratende Tätigkeit hinaus. Zusammen<br />
mit den teilnehmenden Klassen begleiten<br />
sie die Projekte von der Idee über die<br />
Antragstellung bis hin zur Durchführung.<br />
Dazu gehören auch eine Evaluation und<br />
Dokumentation. Zentraler Gedanke des<br />
Programms „Schule trifft Kultur“ ist jedoch<br />
die Vernetzung der Kunst- und Kulturszene<br />
Schleswig-Holsteins mit den Akteuren in<br />
den Schulen.<br />
Ab dem Jahr 2018 wurden zusätzlich 15<br />
Lehrkräfte qualifiziert, die seit August 2019<br />
in den Kreisen des Landes als Fachberater für<br />
kulturelle Bildung tätig sind. Sie ergänzen,<br />
unterstützen und koordinieren die bisherige<br />
Arbeit auf regionaler Ebene. Sie entwickeln<br />
dabei auch kreisweite und kreisübergreifende<br />
Projekte.<br />
Eines der ersten Projekte war 2015 der Bau<br />
eines Naturerlebnisgartens auf einem Areal<br />
des Schulbergs in Mölln. Mit dem Projekt<br />
schufen Achtklässler der Gemeinschaftsschule<br />
sowie der Astrid-Lindgren-Schule<br />
einen schulnahen Lernort für alle Schüler<br />
und Schülerinnen, ungeachtet ihrer körperlichen,<br />
kognitiven, emotionalen, sozialen<br />
und kulturellen Besonderheiten. Außerdem<br />
achteten die Teilnehmer darauf, verschiedene<br />
Fächer – von den Naturwissenschaften<br />
bis hin zur Philosophie – im Konzept zu<br />
berücksichtigen.<br />
Schülerinnen und Schüler der Klassen<br />
5-7 der Amalie-Sieveking-Schule Reinbek<br />
entwarfen 2019 ein Brettspiel zum Thema<br />
„Schloss Reinbek“. Um die Spielidee entwickeln<br />
zu können, befassten sich die Schüler<br />
mit 450 Jahren Reinbeker Geschichte.<br />
Dadurch konnten sie das Leben auf dem<br />
Schloss spannend und spielerisch darstellen.<br />
Für das Projekt tauchten die jungen Menschen<br />
nicht nur intensiv in die Geschichte<br />
ihrer Heimatstadt ein, sie erfuhren auch<br />
viele Einzelheiten zu den Lebensumständen<br />
früherer Generationen.<br />
„Kulturelle Bildung ist eine Querschnittsaufgabe“,<br />
meint Klaus Müller. Mit dem<br />
Programm möchte er den Wert kultureller<br />
Bildung weit räumig sichtbar machen. „Wir<br />
wollen die Leuchtturmschulen institutionalisieren.“<br />
Das Ziel sei, irgendwann Schulen<br />
mit dem Profil kulturelle Bildung in Schleswig-Holstein<br />
zu etablieren.<br />
Ein vielversprechendes, pädagogisch<br />
anspruchsvolles Projekt, das Klaus Müller in<br />
der schleswig-holsteinischen Bildungslandschaft<br />
dauerhaft verankern möchte. Mit seiner<br />
Arbeit kann er mehr als zufrieden sein.<br />
Bereits im September wurden zehn weitere<br />
Schulen wegen ihrer herausragenden kulturellen<br />
Arbeit zu Kulturschulen in Schleswig-<br />
Holstein ernannt.<br />
„Die Politik hat erkannt,<br />
dass das Programm keine<br />
Dekoration ist, sondern als<br />
Basis kultureller Bildung<br />
dient.“<br />
Projektkoordinator Klaus Müller<br />
77
GEWALTIG! NORDSEE – VOM UMGANG<br />
MIT NATURKATASTROPHEN<br />
Ein Projekt von „Schule trifft Kultur - Kultur trifft Schule“<br />
TEXT Sophie Blady | Illustrationen Raphaelle Martin | FOTO YUCCA Filmproduktion<br />
Raus aus der Schule, rein in den Kulturbetrieb!<br />
Siebzehn Schülerinnen<br />
und Schüler der 7. Klasse der Ferdinand-Tönnies<br />
Gemeinschaftsschule in<br />
Husum verlassen für einen Tag und drei<br />
Vormittage die Unterrichtsräume, um<br />
mit Küstenschutz experten, einer Museumspädagogin<br />
und der Filmemacherin<br />
und Kulturvermittlerin Martina Fluck von<br />
„Schule trifft Kultur - Kultur trifft Schule“<br />
die großen Sturmfluten an Schleswig-Holsteins<br />
Nordseeküste kreativ aufzuarbeiten.<br />
Wir sprechen mit Martina Fluck<br />
über die Relevanz kultureller Bildung für<br />
junge Menschen außerhalb des regulären<br />
Schulbetriebs.<br />
Frau Fluck, gemeinsam mit der museumspädagogischen<br />
Abteilung des Nordfriesland<br />
Museums und der Ferdinand Tönnies<br />
Schule haben Sie das Projekt ,Gewaltig!<br />
Nordsee – vom Umgang mit Naturkatastrophen‘<br />
ins Leben gerufen. Wie kam es<br />
zu der Idee?<br />
Ursprünglich war im Nordfriesland Museum<br />
Nissenhaus in Husum eine Ausstellung mit<br />
dem Titel ,Gewaltige Nordsee‘ geplant. Ziel<br />
war, dass die Schüler in der Ausstellung für<br />
ein eigenes künstlerisches Projekt recherchieren.<br />
Da die Ausstellung coronabedingt<br />
leider ausfallen musste, haben wir zwei<br />
ehemalige Mitarbeiter vom Küstenschutz<br />
angefragt, mit den Jugendlichen einen<br />
Spaziergang zu den Sturmflutstätten durch<br />
Husum zu machen. Das Wissen, das sie sich<br />
bei dieser Führung angeeignet haben, diente<br />
anschließend als Grundlage für eigene kreative<br />
Projekte rund um das Thema Sturmflut.<br />
Gab es Kriterien oder Vorgaben für die<br />
Projektarbeit der Schüler?<br />
Wir haben den Jugendlichen keinerlei Vorgaben<br />
gemacht. Sie durften sich kreativ<br />
austoben und eigene Ideen entwickeln. Wir<br />
waren sehr positiv überrascht, mit wie viel<br />
Begeisterung und Konzentration die Jugendlichen<br />
ihre Projekte entwickelten und ganz<br />
fantastische Ergebnisse hervorbrachten: Es<br />
gab Schüler, die eine Zukunftsvision mit<br />
ihren beliebtesten Comic-Helden entwarfen.<br />
Ein Schüler erarbeitete ein ganz detailversessenes<br />
Modell. Eine Gruppe entschloss sich<br />
dazu, einen Film zu drehen. Beeindruckt hat<br />
mich auch, wie die Schülerinnen und Schüler<br />
dafür ganz selbstverständlich ihr Handy<br />
einsetzten. Durch die kreative und vielseitige<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema<br />
ist es uns gelungen, eine Brücke von der<br />
historischen Sturmflut 1976 in die Jetztzeit<br />
zu schlagen und auch Schüler für das Thema<br />
zu begeistern, die im klassischen Schulunterricht<br />
wahrscheinlich längst abgeschaltet<br />
hätten.<br />
Was können Schüler bei solch einem<br />
außer unterrichtlichen Projekt für ihre<br />
berufliche Zukunft lernen?<br />
Sie haben durch das Projekt das Museum als<br />
Kulturstätte und einen Ort, in dem sie selbst<br />
aktiv werden können, kennengelernt. Zudem<br />
konnten sie durch die kreative Umsetzung<br />
ihrer Projekte in unterschiedliche Berufe wie<br />
etwa Tontechniker und Kameramann hineingeschnuppern.<br />
In unserer Feedback-Runde<br />
hoben viele Schüler sehr positiv hervor, wie<br />
spannend es für sie gewesen sei zu erfahren,<br />
wie sich Husum durch die Sturmflut<br />
verändert hat und wie der Hafen durch die<br />
Mahntränken entstanden ist.<br />
Warum ist es so wichtig, dass Jugendliche<br />
sich nicht nur theoretisch, sondern<br />
auch praktisch mit kulturellen Themen<br />
beschäftigen?<br />
Durch die kreative Arbeit, in der sie selbst<br />
Ideen entwickeln, sich mit einem Thema<br />
auseinandersetzen und anschließend ein<br />
Ergebnis präsentieren können, wecken wir<br />
bei den Jugendlichen echtes Interesse, und<br />
sie können sich die gesammelten Informationen<br />
viel besser merken. Die Schüler<br />
entscheiden selbst, wie weit sie sich auf ihr<br />
Projekt einlassen und engagieren.<br />
Was passiert mit den Kunstwerken, die<br />
während des Projekts entstanden sind?<br />
Wenn die Ausstellung <strong>2021</strong> eröffnet wird,<br />
werden die kreativen Arbeiten in einem<br />
Begleitprogramm für die beteiligten Schüler<br />
und Eltern gezeigt.<br />
Sie arbeiten bereits seit fünf Jahren in der<br />
Kulturvermittlung. Warum ist es Ihnen so<br />
wichtig, dass gerade junge Menschen sich<br />
mit Kultur auseinandersetzen?<br />
Kultur ist für mich wie ein Lebensmittel, ein<br />
wichtiger und fundamentaler Bestandteil<br />
unseres Seins. Und ich glaube, dass Kinder<br />
das besser erkennen und annehmen, wenn<br />
sie Kunst nicht nur im benoteten System<br />
der Schule erfahren. Mir ist aufgefallen, dass<br />
Kinder und Jugendliche sich in außerunterrichtlichen<br />
Projekten anders verhalten.<br />
Gerade denjenigen, die in der Schule auffällig<br />
oder schwer zu erreichen sind, bieten<br />
solche Projekte eine Chance: Ich erinnere<br />
mich an ein reines Mädchenprojekt, in dem<br />
sich deutsche und Schüler mit Migrationshintergrund<br />
ihre Heimat vorgestellt haben.<br />
Ein syrisches Mädchen, das seit zwei Jahren<br />
in der Schule kaum mit ihren Mitschülern<br />
sprach, blühte regelrecht auf. Solche kleinen<br />
Wunder geschehen bei jedem Projekt, das ist<br />
keine Ausnahme: Auf einmal treten Begabungen<br />
hervor, die im ,normalen‘ Unterricht<br />
meist unbemerkt bleiben, und das verändert<br />
langfristig die Beziehungen der Kinder<br />
untereinander. Sie entdecken Stärken bei<br />
ihren Mitschülern, die sie vorher gar nicht<br />
wahrgenommen haben.<br />
Kultur hat es derzeit schwer. Warum brauchen<br />
Menschen die Kultur?<br />
Um sich innerlich zu entwickeln und den<br />
Blickwinkel zu erweitern. Kreativität ist<br />
erforderlich, um persönliche Visionen zu<br />
schaffen, über den eigenen Lebenshorizont<br />
hinauszublicken und so zu erkennen, dass<br />
da noch eine ganz andere Welt zu entdecken<br />
ist.<br />
Wie lange könnten Sie ohne Kultur<br />
auskommen?<br />
Gar nicht (lacht). Mir fällt die Schließung<br />
von Theatern, Ausstellungen, Kinos sehr<br />
schwer. Ich möchte Kultur im kulturellen<br />
Raum genießen. Zu Hause vor dem Laptop<br />
zu sitzen und Kultur zu konsumieren, ist<br />
einfach nicht das Gleiche. Für mich ist Kultur<br />
immer ein gemeinschaftlicher Prozess.<br />
78 79
Wege mit und ohne Erstem<br />
allgemeinbildenden Schulabschluss<br />
Die Kraft der Stadt.<br />
80
Wege mit Mittlerem Schulabschluss<br />
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Arbeite für den Umweltschutz!<br />
Wir bilden in 10 Berufen aus (w/d/m):<br />
• Fachkraft für Abwassertechnik<br />
• Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice<br />
• Elektroniker für Betriebstechnik<br />
• Industriemechaniker<br />
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• Verwaltungsfachangestellte<br />
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GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Axel von Kortzfleisch<br />
CHEFREDAKTION (V.i.S.d.P)<br />
Katharina Grzeca<br />
Schul- und Messebetreuung<br />
Ronja Mutzeck<br />
ronja.mutzeck@me2be.de<br />
LEKTORAT<br />
Erhard Mich<br />
ART DIREKTION<br />
Katharina Grzeca<br />
grafik@me2be.de<br />
TEXT<br />
Sophie Blady, Nadine Schättler, Karina<br />
Dreyer, Katharina Grzeca, Lutz Timm,<br />
Stadtwerke Norderstedt<br />
FOTO<br />
Christina Kloodt, Jana Limbers,<br />
Henrik Matzen, Apo Genç, Anna<br />
Leste-Matzen, Andreas Birresborn,<br />
Christian Brandes, Bo Mißfeld, freepik,<br />
v.vivash, BBZ Rendesburg-Eckernförde,<br />
© Wild Bunch Germany 2019, privat<br />
Meggy Hussong, Isarnwohld-Schule,<br />
Stadtwerke Norderstedt, AZV Südholstein<br />
/ Nicole Keller, Klaus Müller, YUCCA<br />
Filmproduktion, Max Hörath<br />
ILLUSTRATION<br />
Ibou Gueye, Raphaelle Martin<br />
COVER<br />
Christina Kloodt<br />
1. Auflage<br />
www.me2be.de<br />
www.facebook.com/me2bemag<br />
DRUCKEREI<br />
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09603 Großschirna<br />
© <strong>2021</strong> für alle Beiträge der <strong>ME2BE</strong> MEDIEN<br />
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kostenlos an Schulen verteilt.<br />
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und Internet sowie Vervielfältigung<br />
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Der Verlag haftet nicht für unverlangt<br />
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