Journal als PDF - Verkehrsjournal
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TRANSITvERkEHRSPOLITIk IN ÖSTERREIcH<br />
Regelungen zur Vereinfachung von Kontrollen und For-<br />
malitäten im Straßengüterverkehr festgelegt [vgl. Fre-<br />
rich et al, 2004].<br />
Am 1. Jänner 1993 wurde das Ökopunktesystem einge-<br />
führt, welches eine langfristige Reduktion der vom Stra-<br />
ßengütertransitverkehr verursachten Umweltbelastungen<br />
anstrebt. Ab sofort benötigte jeder LKW über 7,5t hzG<br />
im Transitverkehr durch Österreich eine bestimmt An-<br />
zahl an Ökopunkten, die dem Wert seiner Stickoxide-<br />
missionen entsprach. Bis 2003 sollten dadurch die Emis-<br />
sionen um 60 % reduziert werden.<br />
Die Kontingente wurden anhand von Schlüsseln an die<br />
Mitgliedsstaaten verteilt [vgl. Frerich et al, 2004]. Die<br />
Schwäche dieses Systems war, dass die ökopunkte-<br />
pflichtigen Transitfahrten ab 1999 durchwegs die Ober-<br />
grenzen überschritten, obwohl die Ökopunkte nie voll-<br />
ständig verbraucht wurden. Dies war auf die technischen<br />
Verbesserungen der LKW und der folglich geringeren<br />
Stickoxidemissionen zurückzuführen [vgl. Puwein,<br />
2007].<br />
Am 1. Jänner 1995 wurde eine fahrleistungsunabhängige<br />
Maut (Straßenbenützungsabgabe) für Kraftfahrzeuge<br />
mit einem hzG von über 12 Tonnen eingeführt. Sie löste<br />
den bis dahin geltenden Straßenverkehrsbeitrag, ab, da<br />
dieser ausländische VerkehrsteilnehmerInnen im Sinne<br />
der EU-Grundsätze diskriminierte [vgl. Watzka, 1998].<br />
Am 1. Februar 1996 wurde die Brennermaut erhöht. Der<br />
erhöhte Nachta-rif (167,2 €) war für alle LKW gleich,<br />
der Tagestarif unterschied in Öko-LKW (83,6 €) und<br />
nicht lärm- und abgasarme LKW (109,0 ). Der Güter-<br />
ver-kehr im Zeitraum zwischen 22.00 und 05.00 Uhr<br />
verringerte sich um 70,0 % [vgl. Watzka, 1998].<br />
1996 wurde das Strukturanpassungsgesetz erlassen,<br />
welches eine rech-nerische und organisatorische Tren-<br />
nung von Betrieb und Infrastruktur der Bahn vorsieht.<br />
Am 1. Jänner 1997 wurde eine fahrleistungsunabhän-<br />
gige Maut (Vignette) für alle Kraftfahrzeuge mit einem<br />
hzG von unter 12 Tonnen eingeführt. Sie galt auf 16 Au-<br />
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tobahnen und neun Schnellstraßen. Darunter fallen auch<br />
alle wichtigen Transitstrecken [vgl. Watzka, 1998].<br />
Regierung Klima Jänner 1997-Oktober 1999<br />
Um dem Beitrittsvertrag der EU gerecht zu werden,<br />
sollte eine Anbindung der nationalen Infrastruktur an<br />
die transeuropäischen Netze erfolgen. Weitere wesent-<br />
liche Aufgaben waren der Ausbau des Schienenverkehrs<br />
und des Kombinierten Verkehrs, technische Standards<br />
zur Reduktion der Emissionsbelastungen und die Bei-<br />
behaltung und Weiterentwicklung der Ökopunkterege-<br />
lung. Im Sinne der EU-Wegekostenrichtlinie sollte eine<br />
schrittweise Anhebung der Mauten und Straßenbenüt-<br />
zungsabgaben erfolgen [vgl. Steininger, 2008].<br />
Nachfolgend werden wichtige, durchgesetzte Maßnah-<br />
men, welche den Transitverkehr betreffen, aufgezählt.<br />
Am 1. Dezember 1997 setzte Österreich das Schen-<br />
gen-Abkommen um. Ab diesem Zeitpunkt entfielen die<br />
Grenzkontrollen zwischen den einzel-nen Mitglieds-<br />
staaten des Schengen-Abkommens [vgl. www.europain-<br />
fo.at, 2008]. Dies hatte eine wesentliche Verkürzung der<br />
Transittransportzeiten zur Folge.<br />
Im Juli 1999 wurde das Schienenverkehrsmarktregulie-<br />
rungsgesetz vom Nationalrat beschlossen.<br />
Regierungen Schüssel Februar 2000 – Jänner<br />
2007<br />
Das Koalitionsabkommen zwischen der Österrei-<br />
chischen Volkspartei und der Freiheitlichen Partei Ös-<br />
terreich sah eine Liberalisierung und einen verstärkten<br />
Wettbewerb im Schienenverkehr, den umweltfreund-<br />
lichen Ausbau von Bahn- und Straßenverbindungen,<br />
die Verlagerung des Güterverkehrsaufkommens auf um-<br />
weltfreundlichen Verkehrsträger und den beschleunigten<br />
Transport von Gütern durch Österreich vor. In Bezug auf<br />
die LKW-Maut wollte man den Einführungstermin 1.<br />
Juli 2002 unbedingt beibehalten und Ausschrei-bungen<br />
für die Vergabe der Mautsysteme waren angelaufen. Die<br />
Transitverkehrsproblematik sollte durch faire Mautre-<br />
gelungen, Übergangsregelungen im Ökopunkteregime<br />
(z.B. sektorale und zeitliche Fahrverbote, Novellierung<br />
des Immissionsschutzgesetz-Luft) und grenzüberschrei-<br />
tende Infrastrukturinvestitionen aufgegriffen werden.<br />
Der Baubeschluss des Brenner-Basistunnels unter Betei-<br />
ligung der EU und Italien sollte so schnell wie möglich<br />
abgewickelt werden [vgl. Steininger, 2008].<br />
Nachfolgend werden wichtige, durchgesetzte Maßnah-<br />
men, welche den Transitverkehr betreffen, aufgezählt.<br />
Am 1. Jänner 2004 wurde eine fahrleistungsabhängige<br />
Maut (LKW- und Bus-Maut) für das hochrangige Stra-<br />
ßennetz für alle Kraftfahrzeuge über 3,5t hzG eingeführt<br />
[vgl. Kummer, 2006].<br />
Regierung Gusenbauer Jänner 2007 – November<br />
2008<br />
Zur Eindämmung des Transitproblems sollten neue Me-<br />
thoden zur Ermitt-lung der Kostenwahrheit und ein For-<br />
cierung einer Alpentransitbörse mit den Nachbarländern<br />
Österreichs ins Auge gefasst werden. Sonderfinan-zie-<br />
rungsmaßnahmen für den Brenner-Basistunnel wurden<br />
erarbeitet und LKW-Mautsätze sowie die Mineralölsteu-<br />
er werden angehoben. Eine weitere Maßnahme ist die<br />
effiziente und diskriminierungsfreie Ver-hängung von<br />
LKW-Fahrverboten. Die neue EU-Wegekostenricht-<br />
linie ermöglicht eine Querfinanzierung von der Straße<br />
zur Schiene. Das hochrangige Straßennetz soll in das<br />
Eigentum der ASFINAG übertragen werden, wodurch<br />
Einsparungen möglich werden sollen.<br />
Nachfolgend werden wichtige, durchgesetzte Maßnah-<br />
men, welche den Transitverkehr betreffen, aufgezählt.<br />
Mit 1. Mai 2008 wurden die LKW- und Bus-Maut um<br />
durchschnittlich vier Cent und die Mineralölsteuer auf<br />
Benzin und Diesel um respektive vier Cent erhöht.<br />
Es begann die Diskussion um die Einführung einer Al-<br />
pentransitbörse, ein europäisches, verkehrspolitisches<br />
Instrument zur Begrenzung des alpenquerenden Stra-<br />
ßengütertransitverkehrs durch die Versteigerung und<br />
den Handel von Transitrechten [vgl. Steininger, 2008].<br />
Angewandte transitverkehrspolitische<br />
Instrumente in Österreich<br />
Unter verkehrspolitischen Instrumenten versteht man<br />
Maßnahmen des Staates zur Gestaltung und Beeinflus-<br />
sung von Verkehrssystemen. Kum-mer unterscheidet<br />
hier in struktur-, prozess- und finanzpolitische Instru-<br />
mente.<br />
Die Strukturpolitik gliedert sich in die Infrastruktur- und<br />
die Marktpolitik. Die Infrastrukturpolitik beschäftigt<br />
sich mit der Bereitstellung von Verkehrsinfrastruktur,<br />
was sowohl Planung, Bau und Erhaltung von Wegen<br />
sowie die Verkehrsraumaufteilung umfasst. Die Markt-<br />
strukturpolitik beeinflusst die Wettbewerbsbedingungen<br />
auf den einzelnen Teilmärkten [vgl. Kummer, 2006].<br />
Die Prozesspolitik hat eine effiziente Nutzung der Ver-<br />
kehrsinfrastruktur zum Ziel. Dies soll durch die Setzung<br />
eines Rechtsrahmens, bestehend aus Gesetzen, Normen<br />
und Vorschriften und der anschließenden Ver-kehrssteu-<br />
erung mithilfe effizienter Instrumente erreicht werden.<br />
Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Schaffung inte-<br />
grierter Verkehrssysteme [vgl. Kummer, 2006].<br />
Die Finanzpolitik befasst sich mit der Allokation der für<br />
den Verkehrsbe-reich vorhandenen Mittel und mit der<br />
Gestaltung von Einnahmen durch Steuern, Gebühren<br />
und Preisen im Verkehrsbereich [vgl. Kummer, 2006].<br />
In den folgenden Kapiteln sollen jene verkehrspoli-<br />
tischen Instrumente näher behandelt werden, welche in<br />
Österreich im Rahmen der Beeinflussung des Transit-<br />
verkehrs zum Einsatz kommen.<br />
Strukturpolitische Instrumente im Straßengüterverkehr<br />
Durch den Verzicht auf den Bau neuer hochrangiger<br />
<strong>Verkehrsjournal</strong><br />
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