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Journal als PDF - Verkehrsjournal

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TRANSITvERkEHRSPOLITIk DER ScHwEIZ<br />

die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT),<br />

das bilaterale Landverkehrsabkommen Schweiz und<br />

der Europäischen Union (EU)<br />

verschiedene flankierende Maßnahmen<br />

Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe<br />

Die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA)<br />

setzt das Verur-sacherprinzip und damit die Kostenwahr-<br />

heit im Schwerverkehr durch. Sie muss für alle Motor-<br />

fahrzeuge und deren Anhänger entrichtet werden, die ein<br />

zulässiges Gesamtgewicht von mehr <strong>als</strong> 3,5 Tonnen auf-<br />

weisen, dem Gütertransport dienen und das öffentliche<br />

Straßennetz der Schweiz befahren [vgl. Wicki, 1999].<br />

Mit der Einführung der LSVA (2001) und der Erhöhung<br />

der Gewichtsbe-schränkung von 28 Tonnen auf 40 Ton-<br />

nen (2005) hat sich die Produktivität im Straßenverkehr<br />

erhöht [vgl. www.bav.admin.ch, 2008]. Der Leerfahrten-<br />

anteil war mit 23% in der Schweiz ungleich höher <strong>als</strong><br />

beispielsweise in Frankreich (5%) und Österreich (8%).<br />

Mit der Einführung und der Erhöhung der LSVA wur-<br />

de dem gegengesteuert. Ebenfalls ist seit dem Jahr 2001<br />

ein Rückgang an Straßengüterfahrzeuge von 10% zu<br />

verzeichnen, was unter anderem auf die Einführung der<br />

LSVA zurückzuführen ist [vgl. Bundesamt für Raument-<br />

wicklung, 2001].<br />

Die Einnahmen aus der LSVA werden zu einem Groß-<br />

teil in den Bau der neuen Eisenbahn-Alpentransversale<br />

(NEAT) investiert.<br />

Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT)<br />

Nach 30 Jahre dauernden Vorarbeiten, Diskussionen und<br />

Entwürfen von Experten und Kommissionen stimmte<br />

das Schweizer Volk 1992 dem Bau der Neuen Eisen-<br />

bahn-Alpentransversale (NEAT) zu. Für die Verlage-<br />

rung des Güterschwerverkehrs von der Straße auf die<br />

Schiene muss die Schieneninfrastruktur modernisiert<br />

und ausgebaut werden. Die NEAT umfasst die beiden<br />

Jahrhundertwerke des Tunnelbaus. Den 2007 eröffneten<br />

Lötschberg - Basistunnel, der zusammen mit dem Sim-<br />

plontunnel die Lötschberg - Simplon - Basisstrecke bil-<br />

det. Von größerer Bedeutung für die Verlagerung wird<br />

indes der 57 Kilometer lange Gotthardbasistunnel sein,<br />

dessen endgültige Fertigstellung 2019 geplant ist.<br />

Die Erhöhung der Transitkapazität wird weiterhin mit<br />

den großen Investitionen in den kommenden Jahren<br />

gewährleistet. Ziel der beiden NEAT-Achsen ist es, lei-<br />

stungsfähige Bahnverbindungen für Güter zwischen der<br />

Nord- und der Südseite der Alpen zu schaffen [vgl. Bun-<br />

desamt für Raumentwicklung, 2001].<br />

Verlagerungsgesetz<br />

Der Verlagerungsauftrag in der Verfassung verlangt,<br />

einen möglichst großen Teil der alpenquerenden Güter-<br />

ströme statt auf der Straße auf der Schiene zu bewälti-<br />

gen. Das auf der Bundesverfassung der Schweizer Eid-<br />

genossenschaft gestützte Verlagerungsgesetz beinhaltet<br />

Folgendes [Bundesverfassung der Schweizer Eidgenos-<br />

senschaft, 2008]:<br />

1. „Der Bund ist bestrebt, zum Schutz des Alpengebietes<br />

in Zusammen-arbeit mit den Kantonen, den Bahnen und<br />

seinen europäischen Part-nern eine sukzessive Verlage-<br />

rung von alpenquerendem Güterschwerverkehr auf die<br />

Schiene zu erzielen.“<br />

2. „Für den auf den Transitstrassen im Alpengebiet ver-<br />

bleibenden alpenquerenden Güterschwerverkehr gilt<br />

eine Zielgrösse von 650 000 Fahrten pro Jahr, welche<br />

möglichst rasch, spätestens zwei Jahre nach Eröffnung<br />

des Lötschberg - Basistunnels erreicht werden soll.“<br />

3. „Falls das Verlagerungsziel nach den Absätzen 1 und<br />

2 gefährdet er-scheint, legt der Bundesrat Zwischen-<br />

schritte für die Verlagerung fest und trifft die notwen-<br />

digen Massnahmen oder beantragt diese der Bundesver-<br />

sammlung. Er schlägt nötigenfalls weitere Massnahmen<br />

im Rahmen der Botschaft für ein Ausführungsgesetz zu<br />

Artikel 84 der Bundesverfassung vor.“<br />

Die verkehrspolitisch angestrebte Reduzierung der Stra-<br />

ßensendungen auf 650.000 LKW-Sendungen pro Jahr<br />

bis 2009 wird nicht erreicht werden.<br />

Waren es im Jahr 2000 noch 1.430.000 Schwerfahr-<br />

zeuge, überquerten 2007 noch 1.263.000 Schwerfahr-<br />

zeuge die Schweizer Alpen auf der Straße. Die Richtung<br />

stimmt. Das Ziel zwei Jahre nach Eröffnung des Lötsch-<br />

berg - Basistunnels die Anzahl zu halbieren wurde aber<br />

verfehlt.<br />

Bilaterales Landverkehrsabkommen<br />

Das Landverkehrsabkommen der Schweiz mit der Euro-<br />

päischen Union sichert die nachhaltige Schweizer Ver-<br />

kehrspolitik gegenüber Europa ab und bringt eine koor-<br />

dinierte Politik zum Schutz des gesamten Alpenrau-mes<br />

[vgl. Wicki, 1999].<br />

Das NEAT-Konzept ist auch Bestandteil des Transitab-<br />

kommens von 1992 und des Landverkehrsabkommens<br />

zwischen der Schweiz und der EU. Das deutliche Ja von<br />

Volk und Ständen am 29. November 1998 hat entschei-<br />

dend dazu beigetragen, dass die Verhandlungen über das<br />

Landverkehrsabkommen abgeschlossen werden konnte.<br />

Fond für Infrastrukturprojekte (FinöV-Fond)<br />

Der seit 1998 bestehende FinöV - Fonds sichert außer-<br />

halb des ordentli-chen Bundesbudgets die Finanzierung<br />

der Eisenbahnprojekte. Der Fonds umfasst Bahninfra-<br />

strukturprojekte, die einander ergänzen und eine Lei-<br />

stungssteigerung beim öffentlichen Verkehr ermögli-<br />

chen. Dieses Vorhaben basiert auf dem Grundsatz der<br />

nachhaltigen Verkehrs- und Verlagerungspolitik, wie<br />

er in Volksabstimmungen wiederholt bestätigt worden<br />

ist. Der Finöv - Fonds des Bundes wird zu 2/3 aus den<br />

Einnahmen der LSVA finanziert, während die übrigen<br />

Gelder aus der Mehrwert- und aus der Mineralölsteuer<br />

stammen [vgl. www.bav.admin.ch, 2008].<br />

m<br />

Vergleich Schweiz - Österreich<br />

Die topografische und geographische Lage der bei-<br />

den Länder, und dass daraus resultierende Transitver-<br />

kehrsproblem, stellt deren jeweilige Ver-kehrspolitik vor<br />

große Herausforderungen. Die Probleme sind weitge-<br />

hend deckungsgleich, die Lösungsansätze jedoch größ-<br />

tenteils verschieden. Im Gegensatz zur Schweiz gehört<br />

Österreich seit 1995 der Europäischen Union (EU) an,<br />

was die Ausgangssituation entscheidend beeinflusst.<br />

Die Schweiz verzichtet seit einer Volksabstimmung<br />

1994 auf den Aus-bau der Kapazität der Transitstrassen,<br />

stattdessen wird die Verlagerung des Transitverkehrs auf<br />

die Schiene angestrebt. Wohingegen es in Öster-reich<br />

nicht so einfach funktioniert und man in vielen Punkten<br />

von der gemeinsamen Verkehrspolitik der EU abhängig<br />

ist. Allgemein bezieht die Schweiz das Volk viel stärker<br />

in verkehrspolitischen Entscheidungen mit ein. Wäh-<br />

rend in Österreich der Straßengüterverkehr weiter stark<br />

zunimmt, ist es der Schweizer Verkehrspolitik gelungen,<br />

das Wachstum zu verringern. Im alpenquerenden Güter-<br />

verkehr dominiert bezüglich der beförderten Menge in<br />

Österreich klar die Straße mit 73%. Wo hingegen in der<br />

Schweiz der Anteil der Straße nur 36% und der Schie-<br />

nenanteil 64% beträgt. In diesem Punkt hat Österreich<br />

sicherlich noch Aufholbedarf.<br />

Die Schweiz hat bereits im Jahr 2001 eine LKW-Maut<br />

eingeführt, die auf allen Straßen zu bezahlen ist und<br />

nicht wie in Österreich nur auf Autobahnen und Schnell-<br />

straßen. Auch ist die LKW-Maut in der Schweiz deutlich<br />

höher. In der Schweiz zahlen Lkw für jeden zurückge-<br />

legten Kilometer durchschnittlich 50 Cent. In Österrei-<br />

ch zahlen LKW nur für die hochrangigen Straßen ge-<br />

fahrenen Kilometer, und dort im Durchschnitt lediglich<br />

23 Cent pro Kilometer. Die daraus resultierenden Ein-<br />

nahmen fließen in der Schweiz direkt in den Ausbau der<br />

Schieneninfrastruktur. Wohingegen in Österreich damit<br />

der Ausbau der Schnellstraßen und Autobahnen finan-<br />

ziert wird.<br />

Zusammenfassung<br />

Im Herzen Europas gelegen besitzt die Schweiz eine<br />

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