23.12.2012 Aufrufe

Journal als PDF - Verkehrsjournal

Journal als PDF - Verkehrsjournal

Journal als PDF - Verkehrsjournal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

TRANSITvERkEHRSPOLITIk IN ÖSTERREIcH<br />

keinen transitverkehrsbeeinflussenden Charakter. Die<br />

Mineralölsteuer hingegen ist eine Territori<strong>als</strong>teuer, die<br />

allerdings durch das Auftanken in anderen Ländern um-<br />

gangen werden kann. Da sie sowohl von inländischen<br />

wie auch von ausländischen VerkehrsteilnehmerInnen<br />

zu entrichten ist, ist eine ausschließliche Beeinflussung<br />

des Transitverkehrs ebenfalls nicht möglich. Die Mine-<br />

ralölsteuer beträgt in Österreich 0,30 € pro Liter Diesel<br />

und liegt somit im unteren Drittel des EU-Durchschnitts<br />

[vgl. Kummer, 2006].<br />

Maut<br />

Unter einer Maut versteht man ein Entgelt für die Nut-<br />

zung von Straßen. Sie kann fahrleistungsabhängig oder<br />

zeitabhängig sein. Grundsätzlich ist jeder inländische<br />

wie auch ausländische VerkehrsteilnehmerInnen von<br />

der Maut betroffen [vgl. Kummer, 2006]. In Österreich<br />

richtet sich die Staffelung der Tarife nach der Anzahl der<br />

Achsen. Damit soll dem Verursacherprinzip Rechnung<br />

getragen werden. Diese Regelung betrifft alle Nutzfahr-<br />

zeuge wie Lastkraftwagen, Busse und schwere Wohn-<br />

mobile über 3,5 t hzG [vgl. www.asfinag.at, 2008].<br />

Die Höhe der festgelegten Mauttarife muss sich an dem<br />

Bau, dem Betrieb und dem Ausbau des betreffenden<br />

Verkehrsnetzes orientieren [vgl. EU-Wegekostenrichtli-<br />

nie]. Diese Regelung ermöglicht die Einhebung höherer<br />

Mauttarife auf Stre-cken, welche überdurchschnittlich<br />

hohe Kosten verursachen.<br />

Auf der A13, der Brennerautobahn, wird für LKW der<br />

Kategorie 4 zwischen 22:00 und 05:00 Uhr ein Nacht-<br />

tarif verlangt, der dem doppelten Tagestarif entspricht<br />

[vgl. www.asfinag.at, 2008].<br />

Die Einnahmen fließen der Autobahn- und Schnellstra-<br />

ßen Finanzierungs-AG (ASFINAG) zu und sollen vor-<br />

wiegend für die Schuldentilgung, den Betrieb, die Sanie-<br />

rung und den Ausbau des hochrangigen Straßennetzes<br />

verwendet werden. Eine Querfinanzierung anderer Ver-<br />

kehrsträger ist somit bislang noch nicht vorgesehen. Das<br />

österreichische Mautsystem ist vollelektronisch und ba-<br />

siert auf dem Mikrowellensystem. Durch die Verwen-<br />

dung eines „Multilane-Free-Flow“-Systems fällt eine<br />

Stoppnotwendigkeit zur Abbuchung der Mautbeträge<br />

weg, was die Entstehung zusätzlicher Staus verhindert.<br />

Die zwei wesentlichsten Komponenten dieses Systems<br />

sind die on-board-unit im Fahrzeug, sowie die Mautbal-<br />

ken auf der Straße [vgl. Kummer, 2006].<br />

Strukturpolitische Instrumente im Schienengüterverkehr<br />

Ausbau der Schieneninfrastruktur<br />

Der Transitverkehr ist durchwegs Langstreckenverkehr<br />

– ein Segment, in dem die Bahn sich am ehesten gegen<br />

den Straßengüterverkehr behaup-ten kann. In Österreich<br />

erhofft sich die Verkehrspolitik durch den Ausbau der<br />

alpenquerenden Schienenwege eine Verlagerung des<br />

Transportauf-kommens von der Straße auf die Schiene.<br />

Der Generalverkehrsplan Ös-terreich sieht umfangreiche<br />

Ausbaumaßnahmen für die wichtigste alpenquerende<br />

Bahnverbindung, die Brennerbahnstrecke, vor. Die ge-<br />

schätzten Kosten belaufen sich bei einer geschätzten<br />

Bauzeit von acht Jahren auf 5,4 Milliarden Euro. Es<br />

ist eine Querfinanzierung aus den Mauteinnahmen des<br />

Schwerverkehrs über den Brenner vorgesehen. Auch<br />

Trassenentgelte der bestehenden Bahnen werden die neue<br />

Infrastruktur mitfinanzieren. All dies reicht aber bei wei-<br />

tem nicht aus und so ist derzeit geplant, dass Österreich<br />

und Italien je 40 % und die EU 20 % der Kosten über-<br />

nehmen wird. Naheliegend wäre, jene Wirtschaftsräume<br />

die von diesem Infrastrukturausbau profitieren auch an<br />

den Baukosten zu beteiligen. Ob der Ausbau der Schie-<br />

neninfrastruktur wirklich ein geeignetes Instrument zur<br />

Verlagerung des Transportaufkommens auf die Schiene<br />

ist, ist fraglich, da die be-stehenden Bahntrassen bisher<br />

kaum voll ausgelastet waren [vgl. Puwein, 2007].<br />

Deregulierung<br />

Durch die Richtlinie 91/440/EWG und den dazugehö-<br />

rigen Verordnungen der EU stand einer konsequenten<br />

Deregulierung des österreichischen Schienenverkehrs-<br />

marktes nichts mehr im Wege. Das Hauptaugenmerk lag<br />

auf der rechnerischen und organisatorischen Trennung<br />

von Betrieb und Infrastruktur [vgl. Kummer, 2006].<br />

Dies wurde in Österreich mit dem Strukturanpassungs-<br />

gesetz 1996 (BGBl. Nr. 1996/201) durchgeführt. Ein<br />

weiterer Schritt hin zum freien Wettbewerb am Eisen-<br />

bahnmarkt von Schienenverkehrsleistungen war das<br />

Schienenverkehrsmarkt-Regulierungsgesetz welches im<br />

Juli 1999 vom Nationalrat beschlossen wurde. Ziel war<br />

die wirtschaftliche Nutzung der Schienenbahnen in Ös-<br />

terreich zu gewährleisten. Dies sollte geschehen durch<br />

[vgl. Schäfer, 2000]:<br />

Förderung des Wettbewerbs zwischen den EVU<br />

Förderung des Eintritts neuer EVU in den Schienen-<br />

verkehrsmarkt<br />

Sicherstellung des Zuganges zur Schieneninfrastruk-<br />

tur<br />

gegenseitige Verknüpfung der Schienenbahnen<br />

Die Deregulierung des österreichischen Schienenver-<br />

kehrsmarktes hat zu keiner großartigen Veränderung<br />

des Modal Splits zugunsten des Schienengüterverkehrs<br />

beigetragen. Dennoch konnte das Transportaufkommen<br />

im Schienengüterverkehr auf den wichtigen Bahntransi-<br />

trouten gesteigert werden und die Deregulierungsmaß-<br />

nahmen sind hierfür sicher mitverantwortlich.<br />

Prozesspolitische Instrumente im Schienengüterverkehr<br />

Das europäische Schienenverkehrsnetz ist historisch<br />

gewachsen und weist unterschiedliche Spurweiten, Si-<br />

cherungssysteme, Stromversor-gungssysteme uvm auf.<br />

Besonders im grenzüberschreitenden Verkehr ist es für<br />

nationale EVU schwierig diese technischen und orga-<br />

nisatorischen Hemmnisse zu überwinden [vgl. Schäfer,<br />

2000]. Notwendiges Umladen von Transporteinheiten,<br />

Umspuren von Waggons oder ein Wechsel des Zug-<br />

person<strong>als</strong> und die damit verbundenen Zeitverluste und<br />

Kosten stellen einen wesentlichen Nachteil im grenzü-<br />

berschreitenden Schienengüterverkehr gegenüber dem<br />

Straßengüterverkehr dar. Das European Train Control<br />

System (ETCS) ist eine Initiative der Europäischen Uni-<br />

on, welche eine europaweite Harmonisierung der Zug-<br />

sicherungssysteme in vier Schritten (Levels) zum Ziel<br />

hat. 1999 testete man auf der Strecke Wien-Budapest<br />

erfolgreich das ETCS. 2001 folgte die Einführung des<br />

ersten Levels des ETCS auf der Strecke Wien-Nickels-<br />

dorf. 2009 soll die Strecke Passau-Wels folgen. Die eu-<br />

ropaweite Einführung des ETCS wird nach Schätzungen<br />

aber noch 15-20 Jahre dauern und bis dahin haben EVU<br />

weiterhin mit den benachteiligenden Problemen der<br />

mangelnden Interoperabilität zu kämpfen [vgl. wikipe-<br />

dia, 2008].<br />

Finanzpolitische Instrumente im Schienengüterverkehr<br />

Trassenpreise bezeichnen das Entgelt für die Nutzung<br />

einer Kapazitäts-einheit (Zeitfenster) auf einer be-<br />

stimmten Bahnstrecke. Ziel des Trassen-preissystems<br />

ist es, eine gute Auslastung der Infrastrukturkapazität<br />

zu erreichen sowie den durch die Nutzung entstehenden<br />

Ressourcenverbrauch abzugelten. In Österreich richtet<br />

sich die Höhe der Trassenpreise nach der Strecke/Re-<br />

lation. Besonders hoch frequentierte Strecken wie z.B.<br />

die für den Transitverkehr maßgebliche Brenner- oder<br />

Tauernstrecke werden höher bepreist. Ob dies zweck-<br />

dienlich in Hinblick auf die Verlagerung des Transit-<br />

transportaufkommens auf die Schiene ist, ist fraglich.<br />

Die Einnahmen fließen ausschließlich dem Infrastruk-<br />

turbetrieb zu und eine Quersubventionierung zwischen<br />

den getrennten Geschäftsbereichen der Eisenbahn ist<br />

aufgrund der Richtlinie 91/440 EWG der EU verboten<br />

[vgl. Kummer, 2006].<br />

Auswirkungen der im Straßengüterverkehr angewandten<br />

Instrumente auf den Schienengüterverkehr<br />

Durch die bereits zu klein werdende Infrastrukturkapa-<br />

zität im alpenque-renden Straßentransit und den zusätz-<br />

lichen Verzicht auf den Bau neuer, hochrangiger Straßen<br />

in den Alpen wird der Transportzuwachs im Transit auf<br />

die Bahn ausweichen müssen.<br />

24 <strong>Verkehrsjournal</strong> <strong>Verkehrsjournal</strong><br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!