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Philipp Melanchthon, Commentarii in Epistolam ad Romanos, 1540

Melanchthons Römerbriefkommentar aus dem Jahr 1540

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Argumentum

36

hunc articulum, Credo remissionem peccatorum,

secum ipsi pugnant. Iubent dubitare 59 ,

et tamen audiunt praecipi, ut credant remissionem

peccatorum. Ac scio quosdam, quos

hic ipse articulus admonuit, ut consolationem

admitterent, et cogitarent adsentiendum esse

promissioni Dei, et abiicerent doctrinam

monachorum de dubitatione, et meritis.

selbst. Sie verlangen zu zweifeln und bekennen trotzdem, dass

es geboten ist, an die Vergebung der Sünden zu glauben. Ich

kenne auch Leute, die eben dieser Artikel dazu gebracht hat,

dass sie den Trost annehmen und bedenken, dass man der

Verheißung Gottes zustimmen muss, und dass sie die Lehre

der Mönche über den Zweifel und die Verdienste von sich

werfen.

De particula, Gratis. 60

Über den Ausdruck „gnadenhalber“

Sed quare additur particula gratis, {18} non

propter opera 61 , sed propter Christum? Imo

vero 62 de hac particula gratis praecipue dimicant

et 63 conscientiae, et Prophetae ac Apostoli.

Complectitur autem duo, Excludit merita

nostra, et proponit Christi merita. Hic

enim vel praecipue cerni potest, primum magnitudo

irae Dei adversus peccatum, quod

nulla hostia placare Deum potuit, nisi mors

filii. Rursus lucet amoris magnitudo, quod

filium pro nobis dedit. Utrunque autem in

agone conscientiae tenere opus est, videlicet

Deo proponenda esse Christi merita, propter

Christum petendam et expectandam esse

gratiam, non propter nostra merita. Nam et

certaminis illius Epitasis haec est. Non quaerit

mens perterrefacta, an aliis benemeritis ac

dignis deus velit esse propitius. Adsentitur

Deum bonum et misericordem esse, sed dignis,

qui non habent peccata, aut qui maiora

habent merita. Nam legis noticia nobiscum

nata, docet Deum bonum esse, sed erga dignos.

Illud vero quaerit, an Deus mihi indigno

velit esse propicius. Hic intuenda est particula,

gratis ut statuamus vere Deum remittere

peccata propter Christum gratis, non propter

ulla nostra opera aut merita. Et haec particula,

gratis, monstrat discrimen Evangelii ac

legis. Lex etiam concionatur, Deum esse bo-

{18v}num misericordem, sed addit conditionem

dignitatis, seu meriti, ait Deum propicium

esse his, qui sine peccato sunt. At Evan-

Doch warum wird das Wörtchen „gnadenhalber“ ergänzt?

Nicht um der Werke, sondern um Christi willen. Gerade mit

dem Wörtchen „gnadenhalber“ schlagen sich ja vor allem die

Gewissen, aber auch die Propheten und Apostel herum. Es

beinhaltet zweierlei: Es schließt unsere Verdienste aus, und es

weist auf die Verdienste Christi hin. An dieser Stelle kann

man nämlich vor allen Dingen zunächst die Größe von Gottes

Zorn über die Sünde erkennen, weil kein Opfer Gott besänftigen

konnte als allein der Tod seines Sohnes. Sodann

leuchtet die Größe der Liebe, weil er seinen Sohn für uns gegeben

hat. Man muss aber im Kampf des Gewissens an beidem

festzuhalten, wobei natürlich Gott die Verdienste Christi

vorzuhalten sind und wir um Christi und nicht um unserer

Verdienste willen Gnade erbitten und erwarten müssen. Die

Zuspitzung dieses Kampfes besteht nämlich darin, dass das

zu Tode geängstigte Gemüt nicht danach fragt, ob Gott um

anderer verdienstlicher und würdiger Werke willen uns gnädig

sein will. Es teilt die Überzeugung, dass Gott gut und

barmherzig ist, aber nur gegenüber denen, die es wert sind,

die nicht gesündigt haben oder die größere Verdienste aufweisen.

Die Kenntnis des Gesetzes, die mit uns geboren wurde,

lehrt ja, dass Gott gut ist, aber nur zu denen, die es wert

sind. Das zu Tode geängstigte Gemüt fragt demgegenüber danach,

ob Gott mir, der ich es nicht wert bin, gnädig sein will.

An diesem Punkt wollen wir nun das Wörtchen „gnadenhalber“

in den Blick nehmen: um festzustellen, dass Gott die

Sünden wirklich um Christi willen gnadenhalber vergibt,

nicht um unserer Werke oder Verdienste willen. Das Wort

„gnadenhalber“ lässt auch den Unterschied zwischen Evangelium

und Gesetz erkennen. Das Gesetz sagt ebenfalls, dass

Gott gut und barmherzig ist, es ergänzt aber die Bedingung

der Würdigkeit oder des Verdienstes. Es sagt, dass Gott de-

59

dubitare Str40-1, Wit41-1/2, Str44. – dubitari Str40-2.

60

So Wit41-1. – Str40-1 hat hier keine Zwischenüberschrift. – Str40-2, Str 44 haben als Marginalie: Particula Gratis(,)

quare addatur.

61

opera Str40-1, Wit41-1/2. – opera nostra Str40-2, Str44.

62

vero Wit41-1/2, Str 44. – vere Str40-1/2.

63

et Str40-1, Wit41-1/2. – def. Str40-2, Str44.

8. Juni 2021

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