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Philipp Melanchthon, Commentarii in Epistolam ad Romanos, 1540

Melanchthons Römerbriefkommentar aus dem Jahr 1540

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Einführung

6

aus. 10 Im Widmungsbrief an Bischof Albrecht von Mainz schreibt Melanchthon, dass er mit dieser Auslegung

die Annotationes von 1522 verdrängen will. 11 Von den Sammlungen mit Werken von Melanchthon 12 hat nur

die Basler Ausgabe von 1541 diese Römerbrief-Auslegung aufgenommen. 13 Eine kritische Ausgabe ist 1965

erschienen 14 , eine deutsche Übersetzung des Argumentum hat Nicole Kuropka im Jahr 2021 vorgelegt 15 .

1.3 Im September 1538 schreibt Melanchthon an Johannes Brenz 16 , dass der „Buchhändler“ Peter Braubach „meine

andere Erklärung zum Römerbrief“ (meam alteram enarrationem ad Romanos) veröffentlichen wolle, „obwohl“ – so

Melanchthon – sie „sich von der früheren durchaus nicht unterscheidet“ (etsi nihil prorsus a priori discrepat). Er sage

hier wie dort nämlich „dasselbe, nahezu in derselben Weise“ (eadem, fere in eodem modo). Aus diesem Grunde bitte er

Brenz, sich die Schrift zuvor anzusehen (te prius inspicere scriptum volo). – Wie das Votum von Brenz ausgefallen ist,

wissen wir nicht. Von Peter Braubach gedruckt wurde aber im darauffolgenden Jahr 1539 eine weiterere Ausgabe der

Dispositio orationis in Epistola Pauli ad Romanos 17 von 1530. 18 Offen bleiben muss darum die Frage, worauf Melanchthon

mit mea altera enarratio ad Romanos Bezug nimmt. Die Bestimmtheit dieser Deixis lässt darauf schließen, dass

eine bereits bekannte Römerbriefinterpretation gemeint ist. Es wäre darum ein mehr als voreiliger Kurzschluss, wenn

man die enarratio ad Romanos, von der Melanchthon hier spricht, mit den dann ab 1540 publizierten Commentarii in

Epistolam Pauli ad Romanos (s. Abschn. 2) gleichsetzen wollte.

1.4 1556 erschien bei Veit Kreutzer in Wittenberg die EPISTOLAE || PAULI SCRIPTAE || ad Romanos,

Enarratio || edita a Philippo || Melanthone. 19 Der hermeneutische Raum, in dem Melanchthon diese Römerbriefauslegung

gelesen wissen wollte, wird durch die Frontstellungen gebildet, die in seinem Widmungsbrief

an den kursächsischen Rat und vormaligen Kanzler Ulrich Mordeisen (1519–1572) erkennbar werden: Hier

beklagt Melanchthon sich nicht nur darüber, dass ihn die zeitgenössischen Pontificii scriptores ... eloquentia

et autoritate oppugnant 20 , sondern er attackiert gleich darauf auch die Wiedertäufer, die Verbreiter der contagia

Servetica 21 und die milites des von ihm Stenkefeldius Centimanus („Hunderthand“) genannten Caspar

wurde (VD 16 M 3046; CMB I, 1539.63). Nachdruck in CR 15,443–492 (mit falschen Kolumnentiteln). – Eine deutsche

Übersetzung von Rolf Schäfer findet sich in MelDt V, 240–315 (s. auch ebd. 235–239).

10

VD 16 M 2741 (CMB I, 1532.56). – Vier Nachdrucke sind bekannt: Marburg 1533 (VD 16 M 2740; CMB I,

1533.33), Hagenau 1533 (VD 16 ZV 1967; CMB I, 1533,11) und 1535 (VD 16 M 2742; CMB I, 1535.20) sowie Straßburg

1536 (VD 16 ZV 18700; CMB I, 1536.57). Digitalisate sind über die jeweiligen VD 16-Nummern oder über

https://cinquecentine.de/index.php?title=H._Claus,_Melanchthon-Bibliographie_2014 zugänglich. – Zur Dispositio

orationis von 1529/30 (s. Anm. 9) setzt Melanchthon diesen Kommentar nicht in Beziehung.

11

Nam ante aliquot annos edita est silvula quaedam commentariorum in Romanos et Corinthios meo nomine, quam

ego plane non agnosco. Hanc ut opprimerem, paravi enarrationem locupletiorem in Romanos. („Vor einigen Jahren

ist unter meinem Namen so etwas wie eine Sammlung von Kommentaren zum Römerbrief und zu den Korintherbriefen

herausgegeben worden, die ich auf keinen Fall anerkenne. Um die zu unterdrücken, habe ich eine ausführlichere

Erklärung des Römerbriefes vorbereitet“; Melanchthons Werke in Auswahl V [s. Anm. 14], 26,5–8).

12

S.u. Abschn. 3.

13

Secundus Tomus operum Philippi Melanchtonis, Basel 1541 (VD 16 M 2330), 3–174 (s. auch CMB II, 1541.9).

14

Melanchthons Werke in Auswahl. V. Römerbrief-Kommentar 1532. In Verbindung mit Gerhard Ebeling hg.v. Rolf

Schäfer, Gütersloh 1965.

15

MelDt V, 317–349.

16

MBW T 8, 2092.

17

S.o. Anm. 9.

18

VD 16 M 3046. – Der Ausgabe beigebunden ist eine Umdichtung des Römerbriefes versu heroico durch den Braunschweiger

Arzt Bertram von Damm (ca. 1495–1542; VD 16 D 48); zu ihm vgl. R. v. Damm, Bertram v. Damm, ein

braunschweigischer Zeit- und Streitgenosse Luthers, ZGNKG 18 (1913) 160–205 (bes. S. 176–179).

19

VD 16 M 3216 (CMB III, 1556.97). – Darüber hinaus verzeichnet das VD 16 vier Nachdrucke: Wittenberg 1556

(VD 16 M 3217; CMB III 1556.104), 1557 (VD 16 ZV 27549; CMB III, 1557.102), 1558 (VD 16 M 3218; CMB III,

1558.99) und 1561 (VD 16 M 3219). Digitalisate sind über die jeweiligen VD 16-Nummern oder über https://cinquecentine.de/index.php?title=H._Claus,_Melanchthon-Bibliographie_2014

ermittelbar.

20

Namentlich genannt werden erst Friedrich Staphylus (1512–1564) und dann Reginald Pole (1500–1558), Stanislaus

Hosius (1504–1579), Petrus Canisius (1521–1597), „Roardus in Belgico“, das ist Wilhelm Lindanus, Bischof von

Roermond (1525–1588) sowie Johannes Gropper (1503–1559).

21

Gemeint sind die Anhänger Michael Servets (1509[?]–1553).

8. Juni 2021

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