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RETAIL 2021-Q2

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AKTUELL<br />

»<br />

Die wirtschaftlichen und<br />

psychosozialen Langzeitfolgen<br />

unterschiedlicher<br />

Strategien der Pandemiebekämpfung<br />

werden wir<br />

erst in den nächsten Jahren<br />

vollständig fassen können.<br />

«<br />

Peter Klimek<br />

Komplexitätsforscher, CSH Vienna<br />

INTERNATIONALE VORBILDER<br />

Sonderweg. Weniger Verbote, mehr Eigenverantwortung. Schweden geht im Vergleich<br />

zu anderen Ländern seinen ganz eigenen Weg zur Bekämpfung der Pandemie.<br />

Darüber hinaus belege die Literatur,<br />

dass Länder mit einer hohen Gesundheitskompetenz<br />

in der Bevölkerung<br />

sowie einem hohen Ausmaß von zwischenmenschlichem<br />

Vertrauen wesentlich<br />

besser durch die Pandemie kamen.<br />

Als europäische Beispiele werden dafür<br />

Finnland, Norwegen oder Dänemark<br />

genannt: „Diese Länder konnten die<br />

Pandemie lange Zeit mit ‚softeren‘ Maßnahmen<br />

bei wesentlich niedrigeren<br />

Fallzahlen kontrollieren als viele mitteleuropäische<br />

Länder und dürfen damit<br />

auch geringere gesundheitliche und<br />

wirtschaftliche Folgeschäden erwarten“,<br />

sagt Klimek. „Die wirtschaftlichen<br />

und psycho sozialen Langzeitfolgen unterschiedlicher<br />

Strategien der Pandemiebekämpfung<br />

werden wir erst in den<br />

nächsten Jahren vollständig fassen können.<br />

Aus jetziger Sicht kann festgestellt<br />

werden, dass Europa bislang leider keine<br />

koordinierte Strategie verfolgt hat.<br />

Sobald ein Land die Kontrolle verloren<br />

hatte, war es nur eine Frage der Zeit,<br />

bis die Infektionswellen oder Mutanten<br />

in ein anderes Land überschwappten“,<br />

fasst der Wiener Komplexitätsforscher<br />

zusammen. Ähnliches gelte im Übrigen<br />

für Nord­ und Südamerika.<br />

Bei der Frage, welche Länder hingegen<br />

auffällig gut durch die Pandemie<br />

gekommen sind, erhielt eine Untersu­<br />

chung aus Frankreich, die im April dieses<br />

Jahres erschienen ist, erhöhte Aufmerksamkeit.<br />

Das Institut économique<br />

Molinari hat sich nicht nur die Entwicklung<br />

der gesundheitlichen Größen näher<br />

angesehen, sondern bezieht in seine<br />

Bewertung ökonomische Folgen der Krisenpolitik<br />

ein.<br />

Berücksichtigt wurden neben Fallzahlen<br />

und Todesfällen in Zusammenhang<br />

mit Covid­19 die Entwicklung des<br />

Bruttoinlandsproduktes. Der Vergleich<br />

umfasste neben den Industriestaaten<br />

der G10 (USA, Kanada, Großbritannien,<br />

Frankreich, Deutschland, Italien, Bel­<br />

Untersuchung<br />

ZERO-COVID-STRATEGIE<br />

Covid-19 durch Maßnahmen<br />

kontrollieren oder die Ausbreitung<br />

gänzlich eindämmen? Viele Länder<br />

gingen unterschiedliche Wege.<br />

Einer Untersuchung des Institut économique<br />

Molinari zufolge verzeichneten<br />

Länder mit einer „Zero­Covid“­<br />

Herangehensweise einen deutlich geringeren<br />

Einbruch der Wirtschaft. Untersucht<br />

wurden die Industriestaaten<br />

der G10 wie auch Südkorea, Neuseeland<br />

und Australien. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr fiel im zweiten Quartal 2020<br />

das Bruttoinlandsprodukt der Länder<br />

mit einer Zero­Covid­Strategie um<br />

7,2 Prozent geringer aus als jenes der<br />

Länder mit einer anderen Strategie.<br />

Land 2020-Q1 2020-<strong>Q2</strong> 2020-Q3 2020-Q4 Ganzes<br />

Jahr<br />

Strategie<br />

Deutschland ­2,2 ­11,3 ­4,0 ­3,6 ­4,9 andere Strat.<br />

Australien 1,4 ­6,3 ­3,7 ­1,1 ­2,5 ZC<br />

Belgien ­2,0 ­13,9 ­4,3 ­5,1 ­6,4 andere Strat.<br />

Kanada ­0,3 ­12,7 ­5,3 ­3,2 ­5,4 andere Strat.<br />

Südkorea 1,4 ­2,8 ­1,1 ­1,3 ­1,0 ZC<br />

USA 0,3 ­9,0 ­2,8 ­2,4 ­3,5 andere Strat.<br />

Frankreich ­5,6 ­18,6 ­3,7 ­4,9 ­8,1 andere Strat.<br />

Italien ­5,8 ­18,2 ­5,2 ­6,6 ­8,9 andere Strat.<br />

Japan ­2,1 ­10,3 ­5,8 ­1,1 ­4,8 andere Strat.<br />

Neuseeland 0,0 ­11,3 0,4 ­0,9 ­4,8 ZC<br />

Niederlande ­0,4 ­9,2 ­2,5 ­3,0 ­3,8 andere Strat.<br />

UK ­2,2 ­21,0 ­8,7 ­7,8 ­9,9 andere Strat.<br />

Schweden 0,1 ­7,7 ­2,2 ­2,1 ­2,8 andere Strat.<br />

Schweiz ­0,6 ­8,1 ­1,6 ­1,7 ­2,9 andere Strat.<br />

Zero Covid 1,3 -4,5 -1,9 -1,2 -1,8<br />

Andere Strategien -1,3 -11,7 -4,0 -3,3 -5,0<br />

Differenz Zero Covid<br />

zu anderen Strategien<br />

+2,6 +7,2 +2,1 +2,1 +3,3<br />

Quelle / institutmolinari.org / OECD, Stand 8.3.<strong>2021</strong>, stats.govt.nz<br />

10 / <strong>Q2</strong>/<strong>2021</strong>

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